Das Mulsum während einer Schwangerschaft nicht gut sein sollte, lag also eher am Alkohol, war zumindest Romana der Meinung. „Gut, ich werde einen Medicus oder meine Hebamme befragen und vorerst bei Wasser und Saft bleiben.“ versprach sie ihrer Freundin lächelnd und nippe nur leicht an dem leckeren Mulsum, Septimas Lieblingsgetränk, und schob den Becher dann von sich. Sobald eine Schankmagd an ihrem Tisch vorbei kam, find sie diese ab und orderte einen Krug Wasser und Saft.
Ihr Gespräch über den PU wurde immer interessanter. Romana äußerte die wildesten Theorien, weshalb der Kaiser ihren Brief nicht bekommen, oder beantwortet hatte. „Das ist natürlich durchaus denkbar, dass die gesamte Post des Kaisers zuvor gelesen und sortiert wird. Doch wer kümmert sich um jene Briefe, die den Kaiser zu sehr aufregen könnten? Verflixt, dass wir aber auch niemanden kennen, der in der kaiserlichen Kanzlei oder noch besser, in Misenum arbeitet.“ schimpfte Septima leise vor sich hin und dachte angestrengt nach, ob sie nicht doch jemanden kannte, der in der Verwaltung tätig war.
„Wenn Salinator tatsächlich den Kaiser mit irgendeinem Gift dauerhaft krank macht, dann kann er doch nur auf die absolute Macht aus sein. Wer würde denn nach Valerianus zum Kaiser ernannt? Da kommen doch nur sein ominöser Sohn, den kaum jemand zu Gesicht bekommt, was ich schon merkwürdig genug finde, und sein Bruder Aelius Quarto in Frage. Wobei letzterer nicht in Rom weilt, so viel ich weiß. Das kann doch wahrlich nicht mit rechten Dinge zu gehen.“ Nachdenklich starrte Septima vor sich auf die Tischplatte. 'Wenn ich nur jemanden kennen würde, der in der Nähe des Kaisers arbeitete!'
„Kennst du irgendeinen Namen seiner Klienten? Also von Vescularius? Vielleicht könnten wir über so einen an Informationen kommen, wobei... einen Haken hätte die Sache. Ein Klient ist seinem Patron treu, sollte er zumindest, und das würde bedeuten, der Praefectus Urbi würde von unserem Interesse an seiner Person erfahren.“ Was wiederum nicht schlecht sein mußte, denn wenn eine hübsche Frau wie Septima sich für den PU interessierte, konnte es diesem nur schmeicheln.
„Ich würde wirklich gern mehr erfahren, Romana, doch weiß ich im Moment nicht wie. Ob es Gerüchte auf den Straßen gibt? Oder ob die Obervestalin vielleicht mehr über den Zustand des Kaisers weiß? Ich meine, ihr alle seit seine Töchter, da muß er sich doch hin und wieder mal mit euch in Verbindung setzen, oder nicht?“ Das wäre natürlich eine Möglichkeit, dass Romana mit der Obervestalin sprechen und so vielleicht etwas mehr erfahren konnte. Oder aber es war eine Sackgasse, weil auch sie nichts vom Kaiser gehört oder gelesen hatte. Septima schenkte sich selbst aus beiden Krügen etwas zu trinken in einen neuen Becher ein und ließ ihren Blick kurz über die Anwesenden Gäste der Taverna schweifen.
Das Salinator kein sonderlich großes Interesse an kultischen Handlungen hatte, war Septima reichlich egal. Sie selbst betete hin und wieder in einem der vielen Tempel, verabscheute ansonsten aber die blutigen Opfer und besuchte diese nur, wenn es nicht anders ging und für die Familie, deren Oberhaupt immerhin Durus als Pontifex pro magistro war, wichtig war.
„Steht nicht in nächster Zeit wieder ein Fest an, auf dem auch Verscularius anwesend wäre? Wobei sich da die Frage stellt, ob ich dann noch in Rom bin. Immerhin wollte ich noch vor meiner Niederkunft zurück nach Mantua reisen, damit Titus bei der Geburt seines hoffentlich Sohnes dabei sein kann. Sag mal, Romana, kannst du das Geschlecht meines Kindes vielleicht vorhersehen? Ich wäre ungemein beruhigter, wenn ich wüßte, dass unser erstes Kind ein Sohn wird.“ Fragend blickte sie ihre Freundin aus rehbraunen Augen an und hoffte, dass Romana ihr helfen könnte.