Beiträge von Tiberia Septima

    Ausgerechnet an dem Tag, an dem sie glaubte, dass sie Ursus nun die Frau sein konnte, die er sich wünschte und an seiner Seite sein würde, wenn er für und mit der Familie wichtige Entscheidungen treffen würde, ausgerechnet an diesem Tag ging es ihr nicht so gut. Trotzdem hatte sie sich von Frija herrrichten lassen und begrüßte nun, mit einem etwas gequält wirkenden Lächeln, die einzelnen Familienmitglieder der Aurelier. Da dies eine Familienangelegenheit war, hielt sich die Tiberia sehr im Hintergrund und nahm auf einer der Klinen Platz. 'Oh gut, endlich sitzen.' Den durch Tilla gereichten Mulsum lehnte Septima mit einem Wink ihrer Hand ab. Dann folgte sie den Ausführungen von Lupus und den Reaktionen von Titus und Prisca.


    Während die Sklaven das Geld von Corvinus zählten und verteilten, nahm das Gefühl des unwohlseins bei Septima immer mehr zu. Sie schaute zu ihrem Mann, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. „Titus!“ sprach sie ihn leise an und wartete, dass er sich ihr zuwand. Erst dann sprach Septima weiter. „Ich fühle mich nicht besonders gut und würde mich gerne zurück ziehen.“ Sie wartete erneut einen kurzen Moment, in dem Ursus ihr die 'Erlaubnis' für ihren Rückzug geben konnte, ehe sie sich im aufstehen begriffen, an die anwesenden Familienmitglieder wand. „Leider fühle ich mich im Moment nicht besonders wohl, deshalb würde ich mich gerne zurück ziehen. Bitte, fahrt fort mit dem was ihr noch besprechen müsst und genießt den Abend in unserer zukünftigen Villa.“ Sie nickte allen zum Abschied noch einmal zu und versuchte sich in einem Lächeln gegenüber Ursus, damit er sich nicht zu viele Sorgen um ihr Wohl machen würde, bis er später zu ihr ins Cubiculum kommen würde.

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Die plötzliche Begeisterung des Artoriers war ansteckend und ließ Ursus sogar ein echtes Lächeln zustanden bringen. Trotz der Erschöpfung, die sich mit jeder Minute mehr bemerkbar machte. "Das will ich doch schwer hoffen, daß ich die zu Gesicht bekomme. Wann werden die Arbeiten daran beginnen? Das Haus soll prächtig werden, Reatinus. Meine Frau soll sich hier richtig wohl fühlen. Obwohl ich mir inzwischen nicht mehr sicher bin, ob wir wirklich hier leben werden. Vermutlich nur in den Zeiten, in denen ich das Pomerium nicht betreten darf. Aber wie auch immer: Vorerst bin ich Kommandant der Prima und werde es wohl auch noch eine Weile bleiben. So lange wird das Haus auf jeden Fall gebraucht."


    Der Weg von der Villa Aurelia zu ihrer zukünftig eigenen war nicht weit und so traf der Miles, welchen Ursus erst vor gut einer halben Stunde losgeschickt hatte, wieder an der zu renovierenden Villa seines Kommandaten ein. Mit dabei hatte er die freudestrahlende Ehefrau des Legaten, die sich gerade von ihrem Leibwächter aus der Sänfte helfen lies.
    Neugierig betrat Septima die Baustelle. Jeden Tag gab es etwas neues hier zu entdecken, doch gerade in diesem Moment wollte sie nur ihren Gemahl finden, sich in seine Arme werfen und die schrecklichen Ereignisse der letzten Tage einfach für einen Moment vergessen. „TITUS!“ rief sie laut nach ihm, damit sie ihn nicht länger suchen mußte. Hoffentlich war er nicht ebenso erschöpft wie der Soldat, der ihr die Nachricht über die Ankunft ihres Mannes gebracht hatte, sonst würde sie ihn womöglich schlafend antreffen.

    Frija nahm die kleine Zärtlichkeit ihres Mannes mit einem Lächeln entgegen und klärte den Leibwächter mit leisen Worten über die Ankunft des Gatten von Septima hier in Rom auf. Schließlich sollte Baldemar nicht unwissend hinter der Sänfte von Septima hinterher rennen.


    Septima war viel zu angespannt, als dass die Worte des Miles sich gross in ihrem Kopf festgesetzt hätten. Somit lächelte sie nur und nickte zu den Worten des Soldaten. Ein kurzer Wink und der aufmerksame Sklave füllte den bereits geleerten Becher für den Gast erneut nach. „Es wird sicherlich nicht lange dauern, bis wir aufbrechen und du dich anschließend ausruhen kannst.“ versicherte sie dem Miles und schaute sich neugierig um, wie weit die Vorbereitungen bereits getroffen waren. Frija stand bereits, in ihren eigenen Mantel gehüllt und den der Herrin auf dem Arm, da und Baldemar stand neben ihr, ebenfalls fertig zum Aufbruch, wie es aussah.
    Dann zuckte Septima zusammen und drehte sich zu Tilla um, die sich soeben mit einem kräftigen Fussstampfer bemerkbar gemacht hatte. „Himmel Tilla! Erschreck mich doch nicht so!“ fuhr sie das Mädchen an und deutete anschließend aus deren Gesten, dass sie aufbrechen konnten. „Oh, dass ist sehr gut. Komm Sepullius! Gleich wirst du dich von dem langen Ritt nach Rom erholen können.“ Ein kurzer Wink und Frija legte ihrer Herrin bereits im Gehen den Mantel um. Zusammen mit dem Boten verließ Septima die Villa Aurelia und machte sich auf den Weg zu ihrem Gemahl.

    Baldemar erwiderte ihren stummen Gruß mit einem Nicken und Ursus war bereit, noch ein wenig seiner kostbaren Zeit für sie zu opfern. Zufrieden lächelte Septima und schmiegte sich an ihren verschwitzten Ehemann. „Hier?!“ fragte sie ihn nekisch und fuhr mit ihren Händen über Ursus Rücken. Die Sklavenschaft zerstreute sich langsam und Septima war es egal, wo sie sich befanden, immerhin war dies jetzt ihr Haus und somit durften sie tun und lassen was sie wollten.

    Ursus kontrollierte die Waffen des Optio und jene von Baldemar, ehe er den Kampf frei gab und sich zu ihr an den Tisch setzte. Septima schaute Ursus liebevoll an. „Ich hoffe ja sehr darauf, dass Baldemar den Kampf gewinnen wird. Willst du mit mir Wetten?“ fragte sie spontan und mit einem deutlichen Schalk in den Augen. „Wenn du gewinnst, verwöhne ich dich einen Abend lang mit allem, was dein Herz begehrt und wenn ich gewinne, musst du alles für mich tun, worum ich dich bitte. Einverstanden?“


    Kaum hatten sie die Wettbedingungen besprochen, ging der Kampf auch schon los. Interessierte verfolgte Septima die testweisen Angriffe ihres Leibwächters, die bisher nutzlos am Schild des Optio abprallten. Dann kam es zum ersten interssanten Aufeinandertreffen der Kämpfer, welches Baldemar durch ein geschicktes Abrollen beendete und sich der Optio zurück zog, um dem Germanen Zeit zum aufstehen zu geben. ‚Das ist nur gerecht von ihm.’ dachte sich Septima, doch stellte sie hernach fest, dass Baldemar viel flinker war, als sie angenommen hatte und schon wieder auf seinen Füssen stand.
    „Das hat etwas von Gladiatorenkämpfen, findest du nicht auch Titus?“ Und schon griff Baldemar erneut an, zwang das Schild des Optio mit der Axt hinunter und dessen Schwertspitze schnellte nach vorne, so dass Septima erschrocken einatmete, während Baldemar dem tödlichen Stich geschickt auswich. ‚Das hätte glatt ins Auge gehen können.’
    Beide Gegner umkreisten sich wieder. Es schien eine merkwürdige Art von Tanz zu sein, bei der Septima jedes mal dachte, ‚Ja, jetzt! Ein Treffer!’ Doch es gelang ihrem Leibwächter nicht noch einmal, den Schutz des Scutums zu durchbrechen.


    Dann änderte der Optio seine Taktik und mit einem Mal rannte Baldemar mitten in das hoch aufgerichtete Schild des Römers hinein und ging umgehend zu Boden. Fast spürte Septima die Wucht des Aufschlags von Baldemar auf dem Boden in ihren Füssen, als auch schon Frija hinter ihrem Stuhl hervorhechtete und zu ihrem Mann eilte. Noch bevor der Optio das Schild vom Bauch ihres Mannes nahm, schlug die Germanin unwillig mit der Hand dagegen. Am liebsten hätte sie den Römer angebrüllt ‚Nimm das sofort da weg!’ doch verkniff sie sich diesen Wutausbruch mit zusammengepressenten Lippen gerade noch.
    Auch Septima hatte sich erhoben und schaute besorgt zu Baldemar. Das sie selbst die Wette mit ihrem Mann verloren hatte, kümmerte die Tiberia nicht so sehr, wie die Gesundheit ihres Leibwächters. Langsam ging sie ebenfalls zum Kampfplatz. Ein kurzes Nicken zum Optio, um ihm die Anerkennung für seinen Sieg zu zollen, dann erkundigte sich die Frau des Legaten bei Baldemar nach seinem Befinden. „Wie geht es dir, Baldemar?“ Sorge lag in ihrer Stimme, denn niemandem vertraute Septima mehr in Bezug auf ihre eigene Sicherheit, als dem Germanen.

    Ein Lächeln umspielte ihre vollen, schönen Lippen, als Septima zu ihrem Mann in den ‚Ring’ stieg. Zärtlich legte sie ihm eine Hand auf den verschwitzten Rücken und zog diese sogleich wieder zurück. ‚Igitt!’ „Du solltest dich gründlich waschen, Liebster.“ neckte sie ihren Mann und lenkte somit von seiner Aussage, sie würde friedlich schlummernd noch im Bett ruhen, während er sich einen Ringkampf mit ihrem Leibwächter leistete, ab. „Ich bin erleichtert zu sehen, dass ich meinen Leibwächter gut gewählt habe.“ kommentierte sie den Sieg von Baldemar über ihren Gemahl, ohne dabei Ursus’ Anstrengungen schmälern zu wollen. Kurz ging ihr Blick zu ihrem Leibwächter, um ihm stumm zum Sieg zu gratulieren, ehe sie sich wieder Ursus zuwand. „Ich bin mir sicher, dass du ihm taktisch überlegen bist, aber an Muskelkraft kannst du es nun einmal nicht mit ihm aufnehmen.“ Septima stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Ursus zärtlich auf die Lippen. „Aber in meinen Augen hast du dich hervorragend geschlagen und eine ganz besondere Belohnung verdient.“ flüsterte sie leise ihrem Mann zu und ihre Augen sprachen deutlich aus, was sie für eine Belohnung meinte. „Meinst du, du kannst noch ein wenig deiner kostbaren Zeit für deine vereinsamte Frau opfern?“ Ihre Stimme war verführerisch und wenn es nach ihr ginge, würden sie es erst gar nicht bis in ihr gemeinsames Cubiculum schaffen, sondern die Schönheit des Gartens nutzen, egal ob noch Sklaven anwesend waren, oder nicht. Dabei störte es Septima nicht weiter, dass Ursus nur notdürftig gewaschen war, würde er nach der nächsten körperlichen Anstrengend genauso verschwitzt sein, wie gerade jetzt. Ihr Zeigefinger folgte einem Wassertropfen, der vom Waschen über Ursus’ Brust lief und als sie wieder zu ihm hinauf schaute, sprach deutlich die Lust aus ihren Augen.

    Gespannt lauschte die junge Frau den Worten des vor ihr stehenden Soldaten und kaum hatte er ihr von der Ankunft ihres Mannes in Rom berichtet, erschien, trotz der Trauerkleidung, ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht der Tiberia. „Er ist hier?! Hier in Rom?“ Septima konnte es kaum glauben. ‚Deshalb dieser dreckige Aufzug.’ ging es ihr durch den Kopf. Ursus musste einen Gewaltritt hinter sich haben, wenn er bereits wenige Tage nach ihrer, beziehungsweise der Nachricht von Lupus, hier in Rom eingetroffen war. „In unserem Haus sagtest du? Das ist gut! Ich habe hier ein Schreiben des Praefectus Urbi, welches meinem Mann gestattet für zwei Tage das Pomerium zu betreten.“ Septima hielt dem Soldaten die Schriftrolle entgegen. „Halt das bitte für mich.“ wiß sie ihn kurz an und wand sich dann an die junge Sklavin neben sich, die ein Tablett mit Knabberei und zu trinken parat hielt. „Stell das ab und lass sofort meine Sänfte herbringen. Ich werde dich umgehend begleiten.“ teilte sie dem Soldaten mit, dessen Namen sie noch nicht einmal kannte.
    „Wem verdanke ich die frohe Botschaft?“ erkundigte sie sich noch immer freudig vor sich hinlächelnd und deutete mit der Hand auf das Tablett, welches Tilla in der Nähe des Gastes abgestellt hatte. Ihre Gastfreundschaft hatte unter ihrer Freude deutlich gelitten, so dass sie sich nun bemüht sah, etwas dagegen zu unternehmen. „Magst du etwas trinken, oder eine Kleinigkeit essen, während wir die paar Minuten auf meine Sänfte warten? Der Ritt nach Rom muß anstrengend gewesen sein.“ In dem Moment fiel Septima wieder die Schriftrolle ein, die sie dem Soldaten einfach so in die Hand gedrückt hatte. „Die nehme ich dann wieder.“ Ein kurzer Augenaufschlag, der es einem Mann fast unmöglich machte, ihr eine Bitte abzuschlagen und Septima nahm die Schriftrolle wieder an sich und drückte sie besitzergreifend gegen ihre Brust.
    „Frija! Bring mir meinen Umhang.“ Die angesprochene germansiche Sklavin eilte sofort los, um das gewünschte Kleidungsstück ihrer Herrin zu holen.
    „Wie lange wart ihr unterwegs?“ erkundigte sich Septima bei dem Soldaten und ließ ihm von einem weiteren Sklaven das gewünschte Getränk reichen.
    Ungeduldig stand Septima da, bot noch nicht einmal einen Platz zum ausruhen ihrem Gast an, denn jeden Moment musste Tilla zurück kommen, um ihnen zu sagen, dass die Sänfte bereit war. Ach ja, sie brauchte auch noch Baldemar! Suchend blickte sich die junge Frau um und zitierte mit einer herrischen Bewegung ihres Zeigefingers einen weiteren Sklaven herbei. „Gib Baldemar bescheid dass ich umgehend gedenke das Haus zu verlassen.“ Der Sklave zockelte nach einem ergebenen Kopfnicken von dannen und benachrichtigte den Leibwächter der Tiberia.

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Der Scriba wollte sich schon wieder seiner Arbeit zuwenden, als diese nervige Schwangere noch einmal nachhakte - gut, dass er sie nicht zu seinem Chef gelassen hatte! "Er wird nicht entlassen, sein Amt ruht nur. Er ist für diese Zeit quasi...suspendiert! Als mach Dir keine Sorgen! Vale!" Letzteres Wort bedeutete wohl sehr deutlich, dass für Servilius das Gespräch beendet war!


    Der Scriba konnte froh sein, dass Septimas Schwangerschaft so gut verlief und sie NUR nervig und nicht unausstehlich war.
    „Dann ist ja alles geklärt.“ fügte sie den für sie beruhigenden Worten des Scriba hinzu und wand sich nach einem kurzen „Vale“ zum gehen.
    ‚Zwar habe ich Vescularius nicht persönlich kennen gelernt, aber Titus wird bestimmt froh darüber sein, dass ich ihm die Erlaubnis zum betreten des Pomeriums beschafft habe.’
    Mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen verließ die junge Frau das Officium des PU, um am Tor der Castra wieder ihre Sänfte zu besteigen und zurück zur Villa Aurelia gebracht zu werden.

    Sehr zu Septimas Beruhigung brauchte sie nicht jeden einzelnen Gegenstand in ihrem Besitz auflisten und einen Erben dafür benennen. „Da bin ich aber erleichtert.“ merkte sie lächelnd und sichtlich aufatmend an. „Eine Liste aller Gegenstände in meinem Besitz wäre deutlich länger ausgefallen, als die Aufzählung der größeren Besitztümer. Nun gut, das Grundstück in Tarraco würde ich gerne in Familienbesitz wissen, während jenes außerhalb von Rom auch die Pferdezucht beinhaltet, die ich hauptsächlich für Titus und seine Rennpferde pflege, so das ich ihm dieses Grundstück samt Betrieb gerne im Falle meines vorzeitigen Ablebens überlasen möchte. Sämtliche anderen Besitztümer sollst du, als Familienoberhaupt und Vaterersatz für mich, erben. Frija, Baldemar und Marei würde ich gerne im Erbfall in die Freiheit entlassen. Damit sie zurück nach Germania gehen können, so sie es denn wollen, sollen sie ein Vermögen von 1000 Sesterzen erhalten.“ Septima brauchte gar nicht lange über die Einteilung ihrer Vermögensverhältnisse nachdenken, denn das hatte sie bereits zu Genüge auf der Fahrt nach Rom tun können. „Wenn ich das alles nun in schriftlicher Form festhalte, muß ich dann noch irgend etwas beachten? Muß jemand mein Testament unterzeichnen? Du oder Titus?“

    Erstaunt beobachtete die junge Frau den Scirba dabei, wie er ein Schreiben aufsetzte, ohne auch nur ein mal mit dem Praefectus Urbi Rücksprache zu halten, dass es ihrem Mann erlauben würde, für zwei Tage das Pomerium Roms zu betreten. Sie nahm das Schreiben entgegen und entrollte es, während sie der Scriba darauf hinwies, an welche Stelle sie sich beim nächsten Mal wenden sollte. „Ähm ja, selbstverständlich werde ich mich, sollte es widererwarten erneut der Fall sein, an den ab epistulis wenden. Hab dank Servilius." Den Namen des Scriba hatte sie dem Schreiben entnommen. "Ich nehme an, mit diesem Schreiben ist mein Mann nach seinem zweitägigen Aufenthalt hier in Rom von selbst wieder Legatus Legionis, sobald er das Pomerium verlassen hat?“ Septima wollte nur noch mal sicher gehen, nicht dass sie in ein paar Tagen wieder in die Verwaltung rennen mußte, um die Ernennung ihres Gatten neu zu beantragen bei diesem ab epistulis.

    Inzwischne waren ein paar Tage vergangen, in denen sich die Familienangehörigen an den Gedanken gewöhnen konnten, dass sowohl Celerina als auch Corvinus von ihnen gegangen waren und Septima wartete täglich auf eine Nachricht aus Mantua.
    Das diese Nachricht sie in Form eines verstaubten Soldaten im Atrium erwartete, hatte die junge Frau sehr überrascht. Eilig hatte sie die Schriftrolle hervorgekramt, die ihr der Scriba des Praefectus Urbi geben hatte und eilte nun in das hoch herschaftliche Atrium der Villa Aurelia.
    "Salve." grüßte sie den Boten kurz und blieb unruhig vor ihm stehen, die Papyrusrolle fest in beiden Händen haltend. "Hast du eine Nachricht von meinem Mann, Aurelius Ursus für mich?" Die Aufregung war ihr inzwischen deutlich anzusehen und Septima war innerlich angespannt.

    Ein Bote brachte den Brief von Septima persönlich zur Casa Germanica und gab ihn an der Porta ab. "Bitte übergib diesen Brief umgehend deiner Herrin Iunia Serrana."


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    Iunia Serrana
    Casa Germanica
    Roma


    Liebe Serrana,


    bitte verzeih, aber leider bin ich nicht in der Verfassung dich heute oder in den nächsten Tagen besuchen zu kommen. Tragische Ereignisse haben zu dem Tod von Flavia Celerina und Aurelius Corvinus geführt, so dass du mich sicherlich verstehen kannst, wenn ich dich nicht besuchen komme. Ich werde mich in den nächsten Tagen bei dir melden.


    Septima

    Ein zweiter Brief folgte nach dem an Ursus. Septima hatte ihrer Freundin Serrana einen Besuch in der Casa Germanicer versprochen. Gestern war ihr die pöbelnde Masse in die Quere gekommen, die sich über einen Frevel im heiligen Hain der Diana aufgeregt hatten. Das womöglich Celerina der Auslöser für einen solchen Menschenauflauf gewesen sein soll, wollte Septima partou nicht glauben. Also hatte sie gestern einen Sklaven zur Casa Germanicer geschickt, damit er die mündliche Nachricht überbringen konnte, dass der Besuch von Domina Septima auf heute verschoben wurde.
    Leider war Septima nach den morgendlichen Ereignissen überhaupt nicht nach einem Besuch ihrer Freundin zumute.


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    Iunia Serrana
    Casa Germanica
    Roma


    Liebe Serrana,


    bitte verzeih, aber leider bin ich nicht in der Verfassung dich heute oder in den nächsten Tagen besuchen zu kommen. Tragische Ereignisse haben zu dem Tod von Flavia Celerina und Aurelius Corvinus geführt, so dass du mich sicherlich verstehen kannst, wenn ich dich nicht besuchen komme. Ich werde mich in den nächsten Tagen bei dir melden.


    Septima

    Den Bote, den Septima mit ihrem Brief nach Mantua geschickt hatte, kam einen ganzen Tag später an, als jener, den Lupus in weiser Voraussicht bereits an Ursus ausgesandt hatte, so dass der Brief von Septima im Officium des Legaten hinterlegt wurde.


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    T. Aurelius Ursus
    Leg I Trai P F
    Mantua


    Titus,


    es sind schlimme Dinge hier in Rom geschehen. Du mußt wissen, dass sowohl Celerina als auch dein Onkel Corvinus von uns gegangen sind und das Elysium betreten haben. Wenn es dir irgend möglich ist, bitte ich dich, komm nach Rom. Ich werde bei dem Praefectus Urbi vorsprechen, um eine Sondergenehmigung für dich zu bekommen, so dass du das Haus deiner Familie betreten kannst. Ich weiß nicht wie lange das dauern wird und leider auch nicht, wann genau die Beisetzung und Trauerfeier stattfinden wird. Liebster Titus, es tut mir unendlich leid und mein Herz ist erfüllt von Trauer. Es scheinen schlimme Ereignisse dem Tod vorangegangen zu sein. Auch hier zu weiß ich nicht wirklich mehr und außerdem würde ich lieber direkt mit dir darüber reden können.
    Ich liebe und vermisse dich.


    Deine Septima

    Noch bevor Septima von Lupus erfuhr, dass dieser bereits einen Boten nach Mantua ausgesandt hatte, um Ursus von den tragischen Ereignissen innerhalb der Familie zu unterichten, setzte sie sich am Tag von Corvinus Ableben im Tablinum an ihren Tisch, um ihrem Mann einen Brief zu schreiben.


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    T. Aurelius Ursus
    Leg I Trai P F
    Mantua


    Titus,


    es sind schlimme Dinge hier in Rom geschehen. Du mußt wissen, dass sowohl Celerina als auch dein Onkel Corvinus von uns gegangen sind und das Elysium betreten haben. Wenn es dir irgend möglich ist, bitte ich dich, komm nach Rom. Ich werde bei dem Praefectus Urbi vorsprechen, um eine Sondergenehmigung für dich zu bekommen, so dass du das Haus deiner Familie betreten kannst. Ich weiß nicht wie lange das dauern wird und leider auch nicht, wann genau die Beisetzung und Trauerfeier stattfinden wird. Liebster Titus, es tut mir unendlich leid und mein Herz ist erfüllt von Trauer. Es scheinen schlimme Ereignisse dem Tod vorangegangen zu sein. Auch hier zu weiß ich nicht wirklich mehr und außerdem würde ich lieber direkt mit dir darüber reden können.
    Ich liebe und vermisse dich.


    Deine Septima

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Der Scriba zuckte mit den Schultern. "Ja, das geht in Ordnung. Er darf sich zwei Tage innerhalb des Pomerium aufhalten. Nicht länger!" Für eine Beerdigung sollte das wohl reichen - auch bei einem Patrizier und Senator!


    Nun konnte die junge Frau ihr Erstaunen nicht verbergen. Perplex schaute sie den Scriba an. „Wie? So einfach geht das?“ Bevor sie noch mehr dummes Zeug reden würde, atmete Septima erst einmal tief durch und ordnete ihre Gesichtszüge, so dass sie wieder möglichst neutral auf den Scriba herab sah. „Ich meine, du darfst das einfach so entscheiden? Ich glaube ich brauche das dann auch schriftlich, am besten gleich mit einer Wiederernennung, dann kann ich mir den zweiten Weg hierher direkt sparen.“ Zum Schluss des Satzes klang die junge Tiberia schon wieder hochnäsiger, denn das sie die Genehmigung gar nicht vom Praefectus Urbi persönlich, sondern nur von seinem Scriba bekam, kränkte sie ein wenig. 'Dabei wäre es eine so schöne Gelegenheit gewesen, diesen Vescularius einmal persönlich kennen zu lernen.' grummelte sie gedanklich und wartete, ob ihr der Scriba eine Tabula mit der Erlaubnis eines zweitägigen Aufenthaltes im innersten Roms und die Wiederernennung als Legatus Legionis mitgeben würde. Es war für Septima recht ungewohnt, in der Bittstellung zu sein und warten zu müssen, so dass sie begann mit ihren Händen zu spielen.

    Durus stimmte ihrem Vorschlag sofort zu und da Septima sich bereits Gedanken über ihr geringes Vermögen gemacht hatte, konnte sie ihm direkt antworten.
    "Also mein Besitz ist, glaube ich, noch recht übersichtlich. Da hätten wir das Grundstück in der Nähe von Tarraco, eines außerhalb von Roma, wo sich die Pferdezucht von Titus und mir befindet. Dann ein Barvermögen, was ständig zwischen fünf und zehntausend Sesterzen schwankt. Ach ja, und Frija, Baldemar, Marei und zwei weitere Sklaven. Müsste ich die einzelnen Waren, die ich erworben habe ebenfalls auflisten?"
    Gespannt schaute sie ihren Onkel an und nahm noch einen Schluck von ihrem verdünnten Wein.

    Das Mulsum während einer Schwangerschaft nicht gut sein sollte, lag also eher am Alkohol, war zumindest Romana der Meinung. „Gut, ich werde einen Medicus oder meine Hebamme befragen und vorerst bei Wasser und Saft bleiben.“ versprach sie ihrer Freundin lächelnd und nippe nur leicht an dem leckeren Mulsum, Septimas Lieblingsgetränk, und schob den Becher dann von sich. Sobald eine Schankmagd an ihrem Tisch vorbei kam, find sie diese ab und orderte einen Krug Wasser und Saft.


    Ihr Gespräch über den PU wurde immer interessanter. Romana äußerte die wildesten Theorien, weshalb der Kaiser ihren Brief nicht bekommen, oder beantwortet hatte. „Das ist natürlich durchaus denkbar, dass die gesamte Post des Kaisers zuvor gelesen und sortiert wird. Doch wer kümmert sich um jene Briefe, die den Kaiser zu sehr aufregen könnten? Verflixt, dass wir aber auch niemanden kennen, der in der kaiserlichen Kanzlei oder noch besser, in Misenum arbeitet.“ schimpfte Septima leise vor sich hin und dachte angestrengt nach, ob sie nicht doch jemanden kannte, der in der Verwaltung tätig war.
    „Wenn Salinator tatsächlich den Kaiser mit irgendeinem Gift dauerhaft krank macht, dann kann er doch nur auf die absolute Macht aus sein. Wer würde denn nach Valerianus zum Kaiser ernannt? Da kommen doch nur sein ominöser Sohn, den kaum jemand zu Gesicht bekommt, was ich schon merkwürdig genug finde, und sein Bruder Aelius Quarto in Frage. Wobei letzterer nicht in Rom weilt, so viel ich weiß. Das kann doch wahrlich nicht mit rechten Dinge zu gehen.“ Nachdenklich starrte Septima vor sich auf die Tischplatte. 'Wenn ich nur jemanden kennen würde, der in der Nähe des Kaisers arbeitete!'
    „Kennst du irgendeinen Namen seiner Klienten? Also von Vescularius? Vielleicht könnten wir über so einen an Informationen kommen, wobei... einen Haken hätte die Sache. Ein Klient ist seinem Patron treu, sollte er zumindest, und das würde bedeuten, der Praefectus Urbi würde von unserem Interesse an seiner Person erfahren.“ Was wiederum nicht schlecht sein mußte, denn wenn eine hübsche Frau wie Septima sich für den PU interessierte, konnte es diesem nur schmeicheln.
    „Ich würde wirklich gern mehr erfahren, Romana, doch weiß ich im Moment nicht wie. Ob es Gerüchte auf den Straßen gibt? Oder ob die Obervestalin vielleicht mehr über den Zustand des Kaisers weiß? Ich meine, ihr alle seit seine Töchter, da muß er sich doch hin und wieder mal mit euch in Verbindung setzen, oder nicht?“ Das wäre natürlich eine Möglichkeit, dass Romana mit der Obervestalin sprechen und so vielleicht etwas mehr erfahren konnte. Oder aber es war eine Sackgasse, weil auch sie nichts vom Kaiser gehört oder gelesen hatte. Septima schenkte sich selbst aus beiden Krügen etwas zu trinken in einen neuen Becher ein und ließ ihren Blick kurz über die Anwesenden Gäste der Taverna schweifen.
    Das Salinator kein sonderlich großes Interesse an kultischen Handlungen hatte, war Septima reichlich egal. Sie selbst betete hin und wieder in einem der vielen Tempel, verabscheute ansonsten aber die blutigen Opfer und besuchte diese nur, wenn es nicht anders ging und für die Familie, deren Oberhaupt immerhin Durus als Pontifex pro magistro war, wichtig war.
    „Steht nicht in nächster Zeit wieder ein Fest an, auf dem auch Verscularius anwesend wäre? Wobei sich da die Frage stellt, ob ich dann noch in Rom bin. Immerhin wollte ich noch vor meiner Niederkunft zurück nach Mantua reisen, damit Titus bei der Geburt seines hoffentlich Sohnes dabei sein kann. Sag mal, Romana, kannst du das Geschlecht meines Kindes vielleicht vorhersehen? Ich wäre ungemein beruhigter, wenn ich wüßte, dass unser erstes Kind ein Sohn wird.“ Fragend blickte sie ihre Freundin aus rehbraunen Augen an und hoffte, dass Romana ihr helfen könnte.

    Septimas Aufmerksamkeit ruhte völlig auf ihren am Boden liegenden Mann, bis das sie ihren Namen vernahm und Baldemars Blick begegnete. Marei brachte sie aus dem Konzept, als sie darauf bestand, dass der Herr Ursus hieße und nicht Titus. Abwesend, weil ihre Augen noch immer auf ihrem Mann ruhten, antwortete sie Marei, die sie noch immer im Arm hielt. „Titus ist sein Praenomen, der familäre Name, den nur die engsten Angehörigen und Freunde benutzten dürfen. Ursus ist sein cognomen, ein mehr allgemeiner, aber auch schon recht intimer Name.“ Nur kurz blickte Septima von Titus zu Marei und nickte dem Kind zu. „Wenn du willst, bring Baldemar auch etwas, damit er sich ein wenig waschen kann.“ Damit entließ sie das Kind aus ihren Armen und wollte zu Ursus gehen. Sie wollte bei ihrem Mann sein, ihn trösten, wie sie eben Marei getröstet hatte. Das es Ursus unangenehm war, dass er vor ihren Augen den Ringkampf verloren hatte, war Septima herzlich egal. In ihren Augen hatte er nicht verloren, sondern war ihr persönlicher Held, dem sie gerne in ihrem Cubiculum eine ganz eigene Belohnung zukommen lassen wollte.