"Naja, und wenn schon. Es wird ihn trotzdem freuen, dass er mal wieder vor die Tür kommt." sagte Serrana so leichthin, wie sie es nur irgendwie hinbekam. Ihr war von vornherein klar gewesen, dass dieser Ausflug für sie beide eine ziemliche Herausforderung werden würde, aber wenn Sabina und sie nicht einfach nebeneinander her leben sollten, bis das Mädchen erwachsen war und heiratete, dann mussten sie deutlich mehr Zeit miteinander verbringen und die Chance ergreifen sich besser kennenzulernen. Und es gab zumindest eine Erfahrung, die die beiden Mädchen miteinander verband.
Allzu lange war es auch bei Serrana noch nicht her, dass sie ein Kind gewesen und mit ihrem Spielzeug auf dem Boden gesessen hatte, und so zog sie instinktiv die Knie an den Körper und legte die Arme darum, bevor sie wieder zu sprechen anfing.
"Weißt du, diesen Esel und all die anderen Tiere in dem Beutel hat mein Vater für mich geschnitzt und bemalt, aber ich glaube, das hab ich dir schon mal erzählt." Ihr Blick wurde ein wenig abwesend und dunkel, während sie mit ihrer Geschichte fortfuhr, ohne auf eine Antwort zu warten. "Ich hab immer schon gern mit ihnen gespielt, aber dann ist plötzlich meine Mutter gestorben, und mein Vater ist fortgegangen und hat mich bei meinen Großeltern gelassen." Die Erinnerung an diesen gleich doppelten Verlust schmerzte auch nach all den Jahren noch überraschend stark, und Serrana blinzelte ein paarmal, bevor sie weitersprechen konnte. "Und von da an hab ich fast nur noch mit den Tieren gespielt, weil sie alle Familien hatten. Die Schweine hatten die Ferkel und die Pferde das Fohlen. Nur der Esel war am Anfang allein, aber dann kam die Kuh, und zusammen waren die beiden auch zufrieden." Nur sie selbst war es lange Zeit nicht gewesen, aber das brauchte sie Sabina nicht zu erzählen, die verstand das vermutlich auch so.