Beiträge von Tiberia Septima

    Eigentlich wollte Frija zu ihrer Herrin sprechen, doch kaum standen ihr Mann und sie in ihrem Cubiculum verschlug es der Germanin die Sprache. Sie hatte einfach nur Angst um ihr Kind und war Baldemar von Herzen dankbar, dass er das Reden übernahm.


    Septima schaute ihre beiden Sklaven mit böse funkelnden Augen an. Was nahmen die sich für eine Frechheit heraus, einfach so in ihr Schlafzimmer zu platzen? Dann endlich sprach Baldemar. Etwas war mit Marei geschehen. Septima verstand nicht ganz. „Was wurde ihr angetan?“ fragte sie genauer nach und schwang die Beine aus dem Bett. Ein kurzer Wink und Frija eilte an die Seite ihrer Herrin, um ihr beim ankleiden behilflich zu sein. Auffordernd schaute Septima zu Baldemar. Er hatte noch genau die Zeit zur Verfügung, die sie zum ankleiden brauchte, um ihr mehr zu sagen.

    Ursus ließ sich nicht weiter von ihrer geschickten Hand ablenken, so dass Septima ihre Bemühungen auf Streicheleinheiten beschränkte und lieber dem Gespräch weiter folgte. „Ihr wollt Salinator also wirklich töten. Mhm... welche Mittel und Wege gibt es denn da? Gift würde ihn schnell dahinraffen, ohne militärische Eingriffe dazu zu benötigen... Ihn im Senat zu erstechen, so wie es mit Iulius Caesar geschehen ist ginge auch, aber nur wenn ihr genügend Senatoren auf eurer Seite hättet. Sind dir denn weitere Namen bekannt?“ Neugierig blickte Septima zu ihrem Mann empor.
    „Dabei fällt mir noch etwas ein. Als ich in Rom war, habe ich mich mit Claudia Romana getroffen und sie erzählte mir von ihrem Besuch beim Praefectus Urbi. Dieser Mistkerl hat sie tatsächlich aus seinem Officium entfernen lassen, weil sie ihm zu unangenehm wurde. Eine Vestalin! Na ja, wir haben auch über den Kaiser gesprochen, wobei Romana ihre Bedenken äußerte, dass der Kaiser schon über einen längeren Zeitraum vergiftet würde. Das wäre zumindest eine gute Erklärung für seine dauerhafte Erkrankung, findest du nicht auch?“ Septima achtete darauf, nicht zu laut zu sprechen, denn diese Unterhaltung sollte in jedem Fall nur in diesem Cubiculum bleiben und keine fremden Ohren erreichen.

    Frija hatte ihre Herrin in die Thermen begleitet und sie anschließend in ihr Cubiculum gebracht, wo sich Septima einen Moment lang hinlegen wollte. Bald würden sich alle zur Cena im Triclinium einfinden, da wollte Septima die Zeit zum ausruhen nutzen. Die Germanin konnte sich derweil endlich um ihre angenommene Tochter Marei kümmern. Doch wo steckte dieses Kind? Sie hätte schon bei ihrer Ankunft angerannt kommen müssen, doch war Frija da so beschäftigt gewesen, dass sie gar keine Zeit hatte, sich groß Gedanken um das Ausbleiben des Kindes zu machen.
    Zusammen mit Baldemar hatte sie sich auf die Suche nach Marei begeben und dabei grausames erfahren.


    Erschrocken fuhr Septima in ihrem Bett auf, als plötzlich jemand die Tür zu ihrem Cubiculum aufriss und zwei Gestalten in selbiges traten. „Was in aller Götter Namen soll das!“

    „Sicher ist es riskant, aber gerade weil Manius und du in diese Sache verstrickt seid, will ich ebenfalls meinen Teil dazu beitragen. Du glaubst doch wohl nicht, dass wenn euer Vorhaben scheitert, ich unbehelligt aus der ganzen Sache heraus komme, oder?“ Irritiert schaute sie Ursus an. Das glaubte er doch nicht wirklich.
    „Und es gibt noch keine weiterreichende Pläne? Soll Salinator politisch gestürzt werden, oder soll er sterben? Und was ist mit dem Kaiser? Was hat mein Onkel in Bezug auf Valerianus geplant? Komm schon Titus, du mußt doch bereits mehr wissen.“ Nun kam Septima dem Wunsch ihres Mannes, nach mehr Wärme und Nähe nach, indem sie seinen rechten Arm hob und sich an seine Brust schmiegte. Ihre Hand wanderte tiefer, nur um ihn ein wenig zu verwöhnen und gefügiger zu machen.

    Auf ihre Aufforderung hin, dass einer der Sribae sie beim senatorischen Tribun anmelden sollte, stammelte dieser ein wenig hilflos umher, was Septima zu einem Augenrollen verleitete. Doch da ertönte eine markante Stimme hinter ihr und dem gesprochenen nach, war es der gesuchte Duccier. Nach dem sie sich vom ersten Schreck des plötzlichen Auftauchens seiner Person erholt hatte, drehte sie sich langsam in die Richtung, aus der Vala auf sie zuschritt. Eine Mischung aus Pferdestall und ungewaschenen Mann streifte ihr empfingliches Geruchsorgan, als der riesige Duccier an ihr vorbei in sein Officium ging. Die Nase der Tiberia kräuselte sich und sie verzog leicht ihr Gesicht. 'In welcher Pferdebox hat sich dieser Mann denn gesuhlt?' Sie besaß selber eine Pferdezucht und kannte den Gerucht von Stall und Pferd, doch hätte sich der Mann nach seinem Übungsmarsch ruhig vor dem betreten der Principia waschen können. 'Na gut, er konnte ja nicht ahnen das ich ihn ausgerechnet heute sprechen will.' lenkte Septima im Geiste selbst ein und setzte ein charmantes Lächeln auf, während sie sein Officium betrat. Wozu gute Erziehung doch nicht alles gut war.


    Wie es die Höflichkeit gebot, stellte ihr der Duccier einen Becher mit etwas zu trinken hin und bot ihr den Platz vor seinem Schreibtisch an. Da der Mann ihr jedoch deutlich an Körpergröße überlegen war, bevorzugte Septima es, sich nicht zu setzten. Sie ging ein wenig in seinem Officium umher und begutachtete es. Auf seine Frage, was sie hier her geführt hatte, antwortete sie ehrlich. „Ich war neugierig den neuen Tribunus Laticlavius einmal persönlich kennen zu lernen.“ 'Selbst wenn es sich dabei um einen Duccier handelt.' fügte sie in Gedanken hinzu, lächelte Vala aber freundlich an. Sie blieb schlussendlich vor seinem Schreibtisch stehen und späte in den für sie bereit gestellten Becher. 'Mhm, lieber nicht.' „Wie ich hörte, hast du kurz nach deiner Ankunft hier, eine Cena für die anderen Tribuni gegeben?“ Während sie sprach, strich ihr Zeigefinger über die Kante seines Schreibtisches und sie musterte Vala unverholen.

    Die letzten Wochen ihrer Schwangerschaft vergingen für Septima wie im Fluge. Seit sie mit ihren Gästen aus Rom zurück in Mantua waren, verging kaum ein Tag wie der voran gegangen. Das Praetorium war mit einem Mal voller Leben und die vielen Menschen sorgten ständig für neue Begebenheiten, schöne wie unschöne. Und die Aufregung legte sich nicht. Je näher der Geburtstermin der Tiberia heran rückte, um so aufgeregte wurden alle im Haushalt. Doch Septima hatte nichts, worüber sie sich beklagen konnte. Ihre Schwangerschaft verließ mehr als vorbildhaft. Sogar die Krankheitswelle, welche über Mantua hinweggefegt war, wie ein unheilvolles Gewitter, war unbemerkt an ihr vorüber gezogen. Einzig ihre immer größer werdende Unbeweglichkeit störte die Tiberia. Somit verbrachten Serrana und sie viel Zeit zusammen und beschäftigen sich mit Handarbeiten.
    „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du nach mir schwanger geworden sein sollst, Serrana.“ Dabei wußte es Septima ganz genau, denn schließlich war sie die Pronuba der Iunia gewesen und hatte diese Frau somit jungfräulich in die Ehe mit Sedulus begleitet. „So groß wie dein Bauch ist, müsste es doch auch bald soweit sein, oder nicht.“
    Noch während sie sich unterhielten spürte Septima ein kurzes Ziehen in der rechten Seite. Sie stoppte kurz bei ihrer Handarbeit, ehe sie fort fuhr. „Und, vermisst du Rom?“ fragte sie ihre Freundin.

    Es bedienten sich alle an den leckeren Speisen, ehe Ursus die alles entscheidende Information erhielt, dass die Thermen für die Frauen bereit waren. „Dann lasst uns aufbrechen.“ forderte Septima die anwesenden Damen auf und schon stand Flora, wie ein jünger Hüpfer, was sie ohne Zweifel war, auf. Septima hingegen ließ sich lachend von ihrem Mann helfen. „Danke Titus. Wie schade das du in den nächsten Tagen nicht auch bei mir sein kannst, um mir diverse Male auf die Beine zu helfen.“ neckte sie ihn strahlend. „Kommt, meine Damen! Die Herren entschuldigen uns gewiss.“ wand sie sich an noch an Sedulus und Ursus, ehe die Frauen in die Therme des Castellums entschwanden.

    Endlich... Ursus öffnete seine Augen und sah in das lächelnde Gesicht seiner Gattin. „Na endlich!“ Septima saß, mit einem Kissen im Rücken an die Wand gelehnt da und beobachtete Ursus dabei, wie er sich räkelte. Als er sie jedoch in seine Arme ziehen wollte, schlug sie seine Hände sanft weg. „Finger weg! Im Moment gibt es wichtigeres zu bereden als sich in Körperertüchtigung zu verlieren. Ich habe dich nicht ohne Grund geweckt, mein Lieber.“ Ihre braunen Augen blitzten in dem sanften Licht der Öllampe auf und Septima wartete einen Moment, bis das Ursus sich neben sie gesetzt hatte.„Ich habe gestern noch lange über deine gestrigen Worte nachgedacht, Titus, und ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich euch helfen möchte. Gewiss gibt es für eine Frau andere Mittel und Wege an Informationen zu kommen, als für einen Mann. Außerdem trauen viele Männer, Senatoren eingeschlossen, einer Frau nicht besonders viel Geist zu, so dass sie in Gegenwart einer Frau vielleicht unvorsichtigere Äußerungen treffen, als in der Gegenwart eines Mannes. Wenn du mir also mehr erzählen würdest, so könnten wir uns gemeinsam Gedanken machen, wo es vielleicht klüger wäre, wenn ich versuche an Informationen zu kommen.“ Während sie so sprach, suchte Septimas Hand die ihres Mannes und ihre Finger glitten unaufhörlich zwischen seinen Hindurch. Ein Zeichen ihrer eigenen, inneren Unruhe.

    Nach dem Morgenappell der Legio I und dem anschließenden Frühstück im Praetorium, zogen sich Serrana und Septima in das Tablinum zurück, um ein Weilchen unter sich zu sein. Beide Frauen machten es sich bequem und legten die Füsse hoch. „Oh, wie gut das tut!“ stöhnte Septima freudig auf und ließ sich von Frija helfen, die Füsse auf einer gepolsterten Unterlage abzulegen. „Frija, du könntest mir ein wenig die Füsse massieren.“ befahl sie ihrer Leibsklavin, die durch ein kurzes Nicken mit dem Kopf den Befehl entgegen nahm und sich einen Hocker holte auf dem sitzen konnte, während sie ihrer Herrin sanft die Füsse massierte.
    „Und Serrrana, für den Anblick all dieser schicken Soldaten hat sich doch das frühe aufstehen gelohnt, oder?“ hakte Septima noch einmal nach, ob es ihrer Freundin auch wirklich gefallen hatte, das Schauspiel eines gesamten Truppenappells von fünftausend Mann zu sehen. „Ich will nur hoffen, dass der Tribunus Laticlavius, also dieser Duccier, uns keine Scherereien macht, wenn Titus nach Rom reisen muss. Ich meine, der hat doch nicht wirklich Erfahrung, wie soll er denn dann die Legio führen können. Doch ich bin mir sicher, dass Titus alles so weit vorbereitet haben wird, dass nicht mehr viel zu tun bleibt, als die täglich wiederkehrende Aufgaben, denen sich ein Legat stellen muss. Und das sollte sogar ein Jüngling wie er hin bekommen, oder was meinst du Serrana?“


    Genussvoll stöhnte Septima leise auf, als Frija einen Punkt an ihrem Fuss drückte, der ihr besonderes Wohlsein verschaffte. „Was gibt es eigentlich neues von unseren gemeinsamen Freunden aus Rom zu berichten? Durch die vielen schlechten Ereignisse hatte ich gar keine Zeit mich mit irgendwem in Rom zu treffen, außer mit Claudia Romana.“ Neugierig musterte die hübsche Tiberia ihre junge Freundin. Was mochte Serrana noch alles zu berichten haben, was sie sich nicht auf der Fahrt hier her schon erzählt hatten?

    „Wie bitte?! Das ist wirklich euer ernst?“ Bedächtig schüttelte Septima ihren hübschen Kopf. Wenn sie so darüber nach dachte, war es keine so dumme Entscheidung. Gut, die letzten Monate hatte sie das Geschehen in Rom nur noch über die Acta mitbekommen, doch was da zwischen den Zeilen zu lesen war, nahm sich der PU einiges an Rechten im Namen des Kaisers heraus, die für einen Großteil der im Senat befindlichen Männer, gewiss einem Schlag ins Gesicht gleich kam. Sie nickte. „Na gut, dann versuch du zu schlafen, während ich mir auszumalen versuche, was mein Onkel und du ausgeheckt habt.“ Vielleicht gäbe es sogar eine Möglichkeit, wie sie den Männern bei ihrem Plan helfen konnte?
    Vorsichtig kuschelte sie sich wieder an Ursus und überließ ihn dem Reich der Träume, während ihre Gedanken sich zu einem Bild formten.


    Am nächsten Morgen weckte Septima ihren Mann, noch bevor Cimon in ihr Cubiculum kam, um mit ihm über den geplanten Sturz des Salinators zu reden. Sanft rüttelte sie am Arm ihres Gatten. „Titus! Komm schon... wach auf!“ Ein erneutes Rütteln würde ihn nun aus Morpheus Armen zu ihr bringen, da war sich Septima absolut sicher.

    Kurz nach dem ihr Gemahl von seiner erneuten Reise nach Rom zurück gekehrt war, ließ es sich die junge Frau des Legaten nicht nehmen, beim Tribunus Laticlavius in seinem Officium vorbei zu schauen. Sie war neugierig auf den Duccier und es bedurfte nur eines Vorwandes, damit sie ihn in seinem Officium aufsuchen konnte.
    „Salve.“ grüßte die deutlich schwangere Tiberia den Scriba des Officium des Duccier. „Bitte melde dem Tribunus Laticlavius Duccius, dass ihn Tiberia Septima, die Frau des Legaten, zu sprechen wünscht.“ Sie rechnete fest damit, dass sie nicht warten musste und der Scriba sie direkt nach seiner Meldung bei seinem Vorgesetzten eintreten lassen würde.

    Mitten in der Bewegung stockte ihre Hand, als Ursus, ganz nebensächlich, von seinen Plänen mit ihrem Onkel berichtete, das dieser Salinator stürzen wolle. Na gut, der Praefectus Urbi war ein unangenehmer und lästiger Mensch, der nicht besonders viel für die Patrizier übrig hatte, doch hätte Septima es sich nie träumen lassen, dass ihr Onkel, der ehrenwerte Consulat Tiberius Durus, an einer solchem Verrat beteiligt sein würde. Und dann zog er auch noch ihren Gemahl in seine Pläne mit ein?! Erstaunt richtete sich Septima in eine mehr sitzende Position auf und blickte auf Ursus herab. „Ich hoffe doch sehr, dass ich mich verhört habe! Du redest im Delirium, oder Titus?“ Sie war sich nicht sicher, ob der Mann an ihrer Seite nicht schon längst eingeschlafen war, so leise und müde wie seine Stimme geklungen hatte. Und immerhin hatte es ein paar Wimpernschläge gedauert, bis das Septima das Gesagte geistig verarbeitet hatte.

    Und wieder einmal durfte die gesamte Legio der Prima aufmaschieren und obwohl Septima sich in unbequemen Umständen befand, hatte sie den mitgereisten Damen vorgeschlagen, dass sie diesem Morgenappell beiwohnen könnten, um die Größe und Macht der Prima mit eigenen Augen sehen zu können. Für sie selbst war es auch erst der zweite Aufmarsch der gesamten Truppe, dementsprechend beeindruckt war Septima noch immer.
    Abseits des Podiums, auf dem sich die Offiziere versammelt hatten, stand also ein kleines Grüppchen aus Frauen und Sklaven, begleitet von Germanicus Sedulus und schaute dem Truppenapell zu.


    Neugierig betrachtete die junge Tiberia den Tribunus Laticlavius, Titus Duccius Vala, der ihr vage bekannt vor kam. Wo nur hatte sie dieses markante Gesicht bereits gesehen? Etwas blass und aufgeregt wirkte der junge Mann und kaum hatte er seine Rede beendet, verschwand er hinter den anderen Tribuni. Septima zog eine Augenbraue hoch und blickte erwartungsvoll zu ihrem Gemahl. Gewiss würde er noch ein paar Worte an die ihm unterstellten Männer richten, ehe die fünftausend Mann wieder wegtreten konnten.
    „Ist das nicht ein beeindruckendes Schauspiel?“ wand sie sich an ihre Gäste.

    Frija kümmerte sich liebevoll um ihren Mann und brachte ihm das Tuch, nach welchem er ausschaue gehalten hatte und presste es auf seinen Hinterkopf. Als sie wieder bei ihm war, stützte sie ihn unauffällig, denn ihre Hilfe konnte gut und gerne als liebevolle Umarmung gedeutet werden. Ihre Hände gingen danach fachfraulich über die Kleidung von Baldemar, um eventuelle Verletzungen zu ertasten. Seine Gesichtsregungen würden ihn schon verraten, wenn ihn das Schwert des Optio tatsächlich irgendwo heftiger erwischt hatte.


    Besorgt musterte Septima ihren Leibwächter und den Optio. Wie die beiden miteinander sprachen und umgingen war nicht gerade erfreulich und Baldemar bekam dies von ihr auch deutlich zu spüren. „Es reicht, Baldemar!“ fuhr sie den Germanen an. Er war ihr Sklave und selbst wenn es seinen Stolz verletzte, hatte er sich zu benehmen, denn sämtliches Fehlverhalten fiel vor allem auf sie und auch auf Ursus zurück. Zu dem Vorschlag ihres Mannes, das Frija Baldemar zum Valetudinarium bringen sollte, nickte Septima nur kurz. Dies war das Zeichen für die Germanin, ihren Gemahl von diesem Platz seiner Niederlage fort zu bringen. „Komm Baldemar, wir gehen.“


    Mit einem Schulterzucken wand sich Septima an ihren Gemahl. „Ein sehr interessanter Kampf. Ich hoffe du bist nicht enttäuscht über meinen custos corporis. Ich fand die letzte Aktion des Optio ein wenig... mhm... riskant. Hoffentlich ist Baldemar nicht all zu sehr verletzt.“ Langsam ging Septima wieder in Richtung des Praetoriums. Außer Frija und Baldemar hatten sie zwei weitere Sklaven aus ihrem Haushalt begleitet, die sich nun darum kümmerten, die mitgebrachten Sachen zu verstauen und zurück zum Haus zu bringen.

    Kaum waren Ursus und seine Frau von Rom zurück gekehrt, schon mußte Ursus erneut dorthin zurück kehren. Zurück ließ er seine unglückliche Frau, die sich einzig mit der Anwesenheit von Flora und Serrana abzulenken gedachte. Ihre Schwangerschaft schritt weiter fort und Septima wurde von Woche zu Woche immer unbeweglicher, was die junge Frau als sehr störend empfand.
    Dann endlich kehrte Ursus aus Rom zurück. Müde und erschöpft sah er aus und sie gingen gemeinsam früh zu Bett.
    „Ich bin sehr froh, dass du endlich wieder in Mantua bist, Liebster.“ versicherte sie Ursus, während sie sich von Frija aus den Kleidern helfen ließ. „Und, hast du Neuigkeiten aus Rom mitgebracht, oder gar Gelegenheit gehabt, nach unserer Villa zu schauen?“ Septima ging davon aus, dass Ursus während seines Aufenthaltes in Rom wieder in ihrer eigenen Villa, mitten zwischen den Bauarbeitern sein Lager bezogen hatte. Als sie vollständig entkleidet war, schlüpfte sie zu ihrem Mann unter die Decke und suchte sich eine angenehmen Position, in der ihr Bauch sie beide nicht stören würde, und kuschelte sich in Ursus' Arm. Sanft strichen ihre weichen Finger über seine Brust.

    Vieles wurde während der Reise zwischen den Frauen besprochen, doch noch gingen ihnen die Gesprächsthemen nicht aus. Es würde noch genügend übrig bleiben, was warten konnte, bis Serrana und Septima unter sich waren. Den letzten Teil der Fahrt hatte Septima mit Ursus alleine in ihrem eigenen Reisewagen verbracht und auch bei ihr machte sich die Freude über die Ankunft im Castellum breit, als sie das Tor passierten.
    Beim aussteigen ließ Septima Ursus den Vortritt, denn so konnte sie sich von ihm helfen lassen und schmiegte sich anschließend in seinen Arm, während er ihre Gäste willkommen hies. „Oh ja, die Thermen wären hervorragend geeignet, um den Reisestaub fort zu waschen. Bitte Titus, zwei Stunden müssen es aber schon sein.“ bestimmte Septima und lächelte zu Sedulus Frage, ob die Männer sie begleiten dürften. „Also ich hätte nichts dagegen.“


    Bis auf Sabina und ihren Hauslehrer ging es nun für alle ins Praetorium. Septima deutete noch einmal in Richtung des Triclinium, wohin sich nun alle begaben. „Oh, endlich wieder sitzen...“ scherzte Septima und lachte, während sie sich auf einer der Klinen nieder lies und die Beine hochlegte. „Ahhhh, das tut gut... Komm Serrana und mach es mir gleich.“ forderte sie ihre schwangere Freundin auf, sich zu ihr zu legen. Zwar würden die beiden Schwangeren eine Kline nur für sich beanspruchen, wo sonst drei Personen Platz hätten, doch Septima nahm sich dieses Recht einfach heraus. „Eine kurze Stärkung und dann gehen wir bald zur Therme, um uns von den Spuren der Reise zu reinigen.“

    Die Reise gen Mantua hatte begonnen und schon bald hatte der Wagen der Germanicer das Stadttor passiert. Nur ein kurzes Stück dahinter warteten bereits die Reisewagen von Ursus und Septima und sie stiegen für den ersten Teil ihrer Reise in den eigenen Wagen um. Glücklich lehnte sich die schwangere Frau an ihrem Mann an. „War es eigentlich sehr schwer, Sedulus von dieser Reise zu überzeugen?“
    Von Titus erfuhr sie, dass sie bald schon wieder halten würden, um ein kleines Picknick zu machen und die Personenverteilung der Wagen neu zu plannen. Begeistert merkte Septima an. „Das ist wirklich gut von dir durchdacht, Liebster. Gewiss nicht ganz ohne Eigennutz, oder?“ Sie lachte. „Gib es ruhig zu. Du hast keine Lust die nächsten Tage nur mit schwatzenden Weibern zusammen in einem Wagen zu sitzen.“ Septima knuffte ihren Gemahl kurz in die Seite, was dieser gewiss nicht groß spüren würde, trug Ursus doch wieder die Rüstung des Legaten der Prima. Insgeheim war Septima sehr stolz auf Ursus.


    Das Picknick verließ reibungslos und die Frauen einigten sich untereinander, wer mit wem im Wagen fahren wollte. Septima bestand darauf, bei Serrana mitreisen zu wollen, immerhin hatten sich die Frauen lange Zeit nicht mehr gesehen und Septima war gespannt, was es von Serranas Seite aus neues zu berichten gab.

    „Dann lass uns einfach hier bleiben.“ hauchte Septima ihrem Mann entgegen und ihre Hände begannen über seinen verschwitzten Körper zu wandern, auf der Suche nach den besonders empfindlichen Stellen. Die nächste halbe Stunde bekam keiner von beiden mehr mit, was um sie herum geschah.


    Glücklich und zu frieden verabschiedete sich Septima anschließend von ihrem Gemahl und verbrachte den Rest des Tages mit hausfraulichen Pflichten.

    Der Tag der Abreise aus Rom war gekommen und ganz im Gegensatz zu ihren Erwartungen vor der Ankunft in Rom, konnte es Septima kaum erwarten, wieder nach Mantua zurück zu kehren. Vieles war in der kurzen Zeit seit ihrer Rückkehr nach Rom geschehen, so dass die Tiberia diesen Ausflug, der ihr Ablenkung vom trostlosen Militärleben in Mantua bringen sollte, in keiner guten Erinnerung behalten würde. Das einzig positive war, dass ihre Freundin Serrana, gemeinsam mit ihrem Ehemann Germanicus Sedulus, sie zurück nach Mantua begleiten würden und Serrana auch ihr Kind außerhalb von Rom zur Welt bringen würde. Dies würde also kein kurzer Besuch des Ehepaares sein, sondern ein etwas längerer Aufenthalt in Mantua werden.


    Ihre letzte Nacht im eigenen Haus hatten Ursus und Septima in glücklicher Umarmung miteinander verbracht, obwohl ihr Bäuchlein langsam hinderlich wurde. Doch Septima war nicht bereit auf die ehelichen Pflichten zwischen Mann und Frau zu verzichten.

    Ausgeruht und freudig strahlend gesellte sich die werdende Mutter zu Sedulus und Ursus hinzu. „Salve, Sedulus.“ Septima benutzte absichtlich das Cognomen des Germanicer, denn er war ein guter Freund von Ursus und somit kein Unbekannter für sie. Sollte er mit der persönlicheren Anrede nicht einverstanden sein, so konnte er es ihr ja noch sagen. „Also von mir aus können wir los.“ Die Sachen der Tiberia waren schon gestern vollständig verpackt und verstaut worden, so das sie gleich aufbrechen konnten. Ein kurzer, liebevoller Blick folgte in Ursus' Richtung.


    Als sie vor die Porta traten, war auch soeben Flora eingetroffen, die sie ebenfalls nach Mantua begleiten würde. Herzlich begrüsste Septima das eine der beiden Blümchen mit einer Umarmung. „Salve Flora. Schön das du uns begleiten wirst. Ich freue mich über jede Ablenkung in Form von standesgemäßen Frauen, die ich kriegen kann.“ Kichernd stiegen die jungen Frau der Kutsche zu. Drinnen saß Serrana und Septimas Lächeln wurde breiter. Bevor sie sich setzten konnte, umarmte sie ihre junge Freundin. Die Ereignisse der letzten Tage hatten es verhindert, dass sie sich sehen konnten, doch Septima war ihrem Mann sehr dankbar, dass dieser es geschafft hatte, Sedulus und Serrana zu dieser Reise zu motivieren.


    „Serrana! Ich freu mich so dich... nein, euch...“ Septima nahm etwas Abstand von Serrana und beäugte kurz deren stattlichen Bauch. „... zu sehen. Bei den Göttern, du bist doch eindeutig nach mir schwanger geworden, oder irre ich mich da?“ Lachend ließ sie die Freundin los und setzte sich neben sie. Noch konnte sich Septima völlig ungehindert bewegen und bis auf den Abend des Familienrates klagte sie auch nicht über irgendwelche Beschwerden anderer Art. Serrana dagegen schien förmlich augedunsen zu sein, was Septima ein wenig merkwürdig vorkam, doch vielleicht hatte sie einfach nur Glück mit ihrer Schwangerschaft.


    Die Männer stiegen ebenfalls hinzu und die Reise begann.