Nur zu gerne ließ der Nubier sich von den braunen Augen seines Gegenübers einfangen und ergab sich immer wieder der wunderbaren Hingabe dieses Blickes, der alles andere unwichtig werden ließ. Sein Herz fühlte sich leichter an, als in den vergangenen Tagen, in denen die Angst und die Bedenken ihm alles schwerer hatte werden lassen. Das die Augen des Bithyniers ihn nicht ganz unähnlich ansahen, sorgten für ein offenes Lächeln des Nubiers.
Jeder Kuss hatte ihn berührt und gab Cimon ein angenehm freies Gefühl. Die Zärtlichkeit, mit der Phaeneas alles in diesen sanften Berührungen der Lippen wiedergab, ließ den Nubier leicht schauern und sich dem Anderen im Geiste vollkommen hingeben. Er wusste nicht was es war, oder wieso es so war, doch er liebte diesen Augenblick in dem er es auch nicht zu wissen brauchte...
Es waren nur wenige Berührungen, doch sie sorgten für eine Nähe, die Cimon so noch nicht hatte fühlen dürfen. Zwar war da noch immer Flora in seinen Gedanken und all die Fehler die er begangen hatte, doch etwas war in seinen Gedanken...etwas erwachte in ihm... etwas was er nicht verstand.
Phaeneas gab sich in diesem einen Kuss wohl dem Nubier hin, zumindest fühlte es sich für Cimon so an. Sodass er kaum verhindern konnte, wie sehr er sich nach einer erneuten solch innigen Berührung sehnte.
Doch dieser wunderbare Blick entschädigte für jeden Zentimeter, den ihre Lippen voneinander getrennt waren. Er suchte und fand etwas besonderes in den Augen des Bithyniers.
Doch dann erkannte er mehr...Gedanken? Cimon hatte offen gesprochen...zu offen? Und nun sah er das Ergebniss und spürte Angst in sich aufsteigen. Angst, den Anderen verletzt zu haben, den Anderen zu verärgern...Doch äußerlich blieb er ruhig und demonstrierte durch seine Haltung die Stärke, die er im Inneren in diesem Augenblick leicht vermisste. Phaeneas wurde bleich und Cimon sah ihm mit Sorge in die braunen Augen, die so tief waren, das er sich fallen lassen konnte...und wollte.
Schwer schluckte der Nubier bei der Nachfrage, was er getan hatte und konnte doch nicht sofort antworten.
Unsicher sah Cimon nun wiederholt zu Boden, doch die wunderbaren Augen von Phaeneas fingen ihn immer wieder ein. Die Angst des Anderen sah er nicht, doch er ahnte das dieser Moment nun ehrliche und gut bedachte Worte benötigte. Ob er es ernst meinte? Cimon holte Luft und wollte sofort antworten, doch dann besann er sich eines besseren und dachte nach. Er sah dabei in diese brauenen Augen und fühlte etwas in sich.... dann nickte er langsam...
"Phaeneas? Bester Phaeneas, ich habe so viele Fehler gemacht und kann dir nicht sagen was ich für wen empfinde...aber es gibt etwas was ich besser weiß als alles andere... Du bist ein sehr besonderer Mensch, ein Mensch den ich bewundere und dem ich vertraue. ... Und gleich was ich tat, du warst immer in meinen Gedanken. ... Ich hasse mich für das was geschehen ist...auch wenn ich nicht sagen kann das es Momente waren, die mir nicht gefallen haben. Du... Du bist der einzige, Phaeneas, der einzige, mit dem ich mich ...so verstehe..."
Lächelnd sah er nun dem Bithynier in die Augen und versuchte mit einer stummen Geste an ihre erste Begegnung zu erinnern. Ein Tag an den er sich immer gern erinnerte. Denn noch nie hatte er sich derart mit einem Menschen verstanden. Dann bewegte er sich nur wenig und doch deuteten seine Mimik und seine Augen an, wie sehr er sich nach einer, wenn auch nur leichten Berührung sehnte.
"Ja, Phaeneas. Ich meine es ernst. Ich... will dich kennenlernen...ich will nichts mehr als dir nahe zu sein und doch kann ich dich nur vor mir warnen. Mein Herz, mein Innerstes sagt mir, das ich alles geschehene vergessen muss und mich dir hingeben sollte.... aber... alles ist neu und unbekannt für mich."
Wie sollte er es sagen? Wie sollte er sagen das der Körper des Galliers ihn erhitzt hatte, das Flora ihn eingefangen hatte und er dennoch von Phaeneas gefesselt werden wollte... Es gab keine Worte. Nur Blicke und Mimik, die versuchten seine Gedanken auszudrücken.