Beiträge von Cimon

    Der Anweisung seines Herren folgend stand Cimon langsam auf und sah ihn verwirrt an. Als dieser dann noch auf ihn zu kam und die Hand auf die Schulter legte, konnte der Nubier seine Überraschung nicht mehr verbergen. Zwar wusste oder ahnte er, wie gut sein Dominus zu ihm war, doch damit hatte er nicht gerechnet.
    Sicher machten die Worte es nicht ungeschehen, aber sie linderten den Schmerz. Dabei machte sich Cimon keinen Moment Gedanken darüber, wie sein Herr es wieder gut machen könnte, denn das erschien ihm doch sehr fremd. Eine Entschuldigung war schon etwas so neues für ihn, das er gar nicht wagte, an mehr zu denken.


    Langsam fing der Nubier an zu verstehen, das sein Herr es gar nich hätte verstehen können. Denn diese Worte, die sie gerade gewechselt hatten waren nötig dafür, zu dem Zeitpunkt in Mantua aber unpassend gewesen. Er war kein Ding, kein Tier, sehrwohl aber Eigentum. Das klang ganz gut in den Ohren von Cimon.
    Dennoch brauchte er einen Augenblick um sich über alles klar zu werden. Da er größer als Ursus war und dieser grade vor ihm stand, hatte er das Gefühl unangemessen grade zu stehen. Aber er erinnerte sich auch daran, das er seinen Rücken grade halten sollte. So bemühte er sich um den gewünschten Stolz, neigte dabei aber den Blick ergeben gen Boden.


    "Ich danke dir für deine Worte, Herr. Und... trotz allem bin ich froh, in deinem Besitz zu sein, Dominus Ursus. ... Ich will versuchen es zu vergessen, Herr."


    Schwer durchatmend sah Cimon erneut wieder auf und für einen sehr kurzen Moment fest in die Augen von Ursus. Dann sah er sich um. Kurz darauf wieder fragend zu seinem Herren. Er wollte nicht mehr darüber reden, er spürte den Schmerz. Der Nubier war wirklich sehr dankbar über die letzten Worte von Ursus, doch er war sich nun zunehmend unsicher, wie er weiter reagieren sollte. Am liebsten hätte er sich weiter an die Arbeit gemacht, doch er war so sehr aus dem Takt gerissen, das er nicht mehr wusste, wie es nun weiter gehen sollte.

    Noch immer auf dem Boden hockend hörte Cimon der Stimme seines Herren zu. Dieser schien nicht zu verstehen. Er glaubte es lag nur an dem Vergleich mit einem entlaufenen Sklaven? Niemals würde ein Mann wie Ursus jemanden wie Cimon verstehen, niemals. Doch dann musste der Nubier sich eingestehen, das dies nicht so sein musste. Sie konnten es ändern. Es versuchen.


    Den Klos herunter schluckend sah Cimon seinen Herren an. Ganz leicht nur schüttelte er den Kopf und suchte nach Worten. Dabei musste er an Phraates denken, was ihm einen neuerlichen Stich versetzte.


    "Ja, Dominus, es ist grausam. Ich kann es nur schwer erklären. Und Phraates, er war entlaufen und trägt nun ein Zeichen in seinem Nacken. Also ist es nicht ganz so unterschiedlich, auch wenn seines gebrannt wurde.
    ...Als, als es gemacht wurde fühlte ich mich wie ein Tier, wie Vieh, das gezeichnet wurde, damit sein Herr es immer finden konnte. Ich habe um Fesseln gebeten, denn sonst hätte ich den Man geschlagen. Aber es war dein Wunsch, es gab keinen anderen Weg. ... Ich... ich will keine schlechten Gedanken über dich haben, Herr. Es ... es schmerzt nur, noch immer so sehr ... hier drinn...."


    Cimon zeigte mittig, leicht links auf seine Brust. Eben dort, wo Atonis ihm gezeigt hatte, wo sein Herz war, damit der Sklave genau wusste was ihm blühen würde, sollte er seinen Herren einmal erboßen. Sein Kopf neigte sich. Dabei ging eine Hand zu dem Zeichen und strich mit festen Fingern darüber. Könnte er, würde er es fortkratzen.


    "Dominus Ursus. Du hast so vieles gutes getan, mir so viele gute Dinge gesagt. Und dann kam dies. Und du hast nach meinen Bedenken gefragt. Ich habe es dir gesagt, Herr. Und doch hast du es verlangt. Dies schmerzt sicher am meisten. Und doch weiß ich, das du ein guter Herr bist, Dominus Ursus. Denn sonst würde ich es niemals wagen ehrlich und offen zu sprechen. ... Ich...ich weiß nicht, was du tun könntest, um mir zu helfen. Allein das du dich bemühst, Herr, zeigt mir deutlich mein Glück, hier in deinem Besitz zu sein. ..."


    Cimon wurde nun sprachlos, denn er wusste wirklich nicht, was seine Wut abschwächen würde. Aber er merkte auch, das die offenen Worte ihm bereits halfen, sich selber darüber bewusst zu werden, was er fühlte oder dachte. Sicher war das Zeichen nicht weg, und sie würden es wohl kaum fortreden können, allerdings hatte Cimon die Gelegenheit, seinem Herren das eigene Denken nahe zu bringen. Sich zu verstehen war wichtig für das Vertrauen, das sein Herr einmal erwähnt hatte. Und der Nubier wollte nicht, das Ursus ihn, seinen Sklaven, falsch verstand oder einschätzte. Nun wollte auch er seinen Herren verstehen und sah ihn offen an.

    Lächelnd sah Cimon der Kleinen nach und nickte auf ihre Aussage hin. Dabei atmete er tief durch und achtete darauf nicht zu laut zu sprechen.


    "Ich werde mir gerne eine zulegen ... nur ich... habe nicht die rechten Mittel dazu...noch nicht."


    Dabei hoffte er darauf, irgendwann wieder einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Ja, sollte sein herr ihn ein weiteres mal fragen, so würde Cimon um eine Flöte bitten. Doch er ahnte bereits, das dies dauern mochte, bis Panthea fort sein würde. Dies ließ ihn kurz zu Boden schauen. Aber dann beobachtete er wieder die Kleine und meinte etwas zu erkennen, was er bereits von Marei recht gut kannte.
    Mit langsamen Bewegungen kam er direkt zu ihr und kniete sich neben sie. Seine Stimme war leise und ruhig. Doch sie ließ die nötige Festigkeit nicht vermissen.


    "Panthea? Bist du sehr müde, junge Herrin? Ich bin mir sicher das Quitschi und ich auch morgen noch in dieser Villa sind. Kann ich dir noch etwas bringen, Herrin?"


    Vorsichtig anzufragen empfand Cimon als besser, als zu sehr zu drängen. Vor allem, da sie über ihm stand, nicht wie Marei, die ja wie er Besitz darstellte. So versuchte er also vorsichtig und dabei dennoch mit einer recht unaufdringlichen Stärke, Panthea dazu zu bringen, von sich aus schlafen gehen zu wollen.

    Ein kurzer Moment des Glücks traf auch Cimon, denn er freute sich ehrlich für Siv und nahm sich vor in der folgenden Nacht für sie zu beten. Irgendein Gott würde es doch hören können. Doch er kannte keinen, wusste nicht wie er e richtig machen sollte. So würde er einfach um Gesundheit für Siv und ihr Kind zu bitten, in der Hoffnung das er keinen Fehler machen würde.


    Ihr Schrecken ließ nun Cimon ein wenig zusammen zucken. Sie war ähnlich offensiv wie Caelyn...wenn nicht sogar ein wenig mehr. Alles was sie sagte hatte einen wahren Kern, doch es war auch irgendwie falsch. So zuckte Cimon zunächst nur mit den Schultern.


    "Ich glaube ich verstehe was du meinst, aber...aber wir sind doch nur Besitz und müssen letztenendes funktionieren. Wir sind ganz und gar für den Herren da."


    Erst nachdem er fertig gesprochen hatte, bemerkte er seinen Fehler. Unbewusst hatte er Siv mit sich gleich gestellt. Sofort neigte er den Kopf in Ergebenheit.


    "Verzeih bitte, Siv. Ich habe kurz vergessen, das du ja jetzt frei bist."


    Ob es nun gut war...das bezweifelte Cimon noch immer, doch er wusste auch, das es nicht jeder so sah wie der Nubier. Ihre Brührung aber besänftigte jeden Sturm der grade anfangen wollte in ihm zu toben. Ihre Worte ließen ihn aufschauen. Seine grauen Augen sahen sie mit dankbarer Wärme an. Für einige Augenblicke sah Cimon in die Ferne und fand wieder zurück. Etwas kämpfte in ihm. War es doch Atonis' gutes Recht gewesen, dies alles zu tun. Aber er fühlte es ... ja, es war falsch. Dann lösten sich seine Augen von den ihren und er sah ihrer Hand nach, die ihm eben noch Schutz zu geben schien.


    "Es ist beiden, Siv. Es ist einfach beides. Er hatte jedes Recht das er brauchte um dies...und noch anderes zu tun. Aber du hast recht. Es ... es war unmenschlich, grausam.... und falsch. Aber ich werde niemals soetwas wie Recht erfahren. Ich habe nur das unfassbare Glück nun bei Dominus Ursus zu sein."


    Seine unruhigen Augen fanden die Schriftrollen. Ihre und die seine. Aber würde er jetzt gut das Thema wechseln können? Selbst wenn, er wollte es gar nicht. Doch für alles weitere fehlten ihm die Worte.

    Ursus' Worte ließen den Nubier sich wieder etwas entspannen. In Zukunft würde er darauf achten, ohne Wut und mit Ruhe das gleiche Ziel zu erreichen. Doch dann erkannte er es. Erschrocken sah Cimon auf und seinem Dominus in die Augen. Die positive Antwort kam Tonlos von seinen Lippen, begleitet von einem sehr leichten Nicken.


    Noch immer sah er in die Augen des Herren. Er war zwiegespalten. Diese Worte...er konnte doch unmöglich ehrlich sein. Aber Ursus war ein guter Mensch, nur wieso hatte er dies von ihm verlangt? Langsam, sehr langsam stand er auf. Seine Fäuste waren sehr kraftlos und er richtete sich letztendlich zur vollen Größe auf. Allerdings blieb seine Haltung respektvoll. Gleich wie groß der Nubier war, gleich wie stark er war... er war nicht der stärkere. Er würde immer der schwächere der beiden sein. Niemals würde er etwas anderes denken.
    Aber er sollte es sagen...oder es möglich machen, das sein Herr ihm helfen könnte, den Zorn zu besiegen. Cimon musste schwer durchatmen. Seine Stimme klang leise, aber sie zeigte eine gewisse Härte. Eine die er nicht von sich kannte.


    "Ja, Herr. Der Zorn entstand aus deinen Worten und dem was ich als dein Besitz erleiden musste. Und du machst es nicht besser, Dominus Ursus. Du sagst nur gute Dinge, willst mich beschützen und ich glaube dir. Aber doch musste ich dieses schreckliche Zeichen machen lassen. Das .... das, Herr... schmerzt mich jeden Tag, an dem ich daran erinnert werde. Aber ich kann meine Wut nicht gegen dich richten, denn du, mein Herr bist ein guter Mensch. ..."


    Er konnte nicht mehr. Kraftlos sank er zu Boden und hockte einfach nur da. Cimon wollte sich entschuldigen, nicht mehr zu stehen, doch er konnte nicht. Seine Augen aber waren noch immer aufrecht und stachen fast schon in jene seines Herren. Dabei zeigte er trotz allem in seiner Haltung die Ergebenheit, die er fühlte. der Nubier hatte es nicht sagen wollen.... doch nun war es raus. Was würde geschehen? Sicher keine Strafe. Doch er selbst fühlte sich so unsicher wie nie zuvor. Es war ihm als würden ihm die strengen Regeln seines früheren Lebens, ja sogar die Strafen fehlen.


    "... ich verstehe es nicht, Herr. Verzeih mir bitte meine Wut, Dominus Ursus. Verzeih...."


    Ja, verzeih. Alles... seine Augen, seine Haltung, seine Unzulänglichkeit... sein Unvermögen dieses Zeichen ungeschehen zu machen. Sich doch nicht gewehrt zu haben. Aus Angst bestraft zu werden, oder seinem Herren nicht zu gefallen. Hatte er doch zu den, ihm unbekannten Göttern gebetet, um sich für sein Glück zu bedanken und zu versprechen alles für seinen Herren zu tun.

    Dankbar nickte der Nubier Phaeneas entgegen. Auch das der Andere den Namen des Nubiers nutzte, um ihm zu antworten, verstärkte noch das gute Gefühl. Es bedeutete, das er nicht irgendwer war. Für ihn selber war dies sehr wichtig.
    Vieleicht würden sie irgendann in ruhe über...alles reden können. Ja, er dachte sogar ernsthaft darüber nach, ihm Dinge zu erzählen, die er sonst nur mit Andeutungen oder Hinweise auf seine Narben ausdrücken konnte.


    Kurz schnalzte Cimon als er Mareis Worte hörte, doch seine Ruhe verließ ihn nicht, ebensowenig wie die von grundauf eher freundliche Art, die durch seine ihm eigene Distanz ein wenig seltsam wirken mochte. Aber er glaubte, das er sich nicht verstellen brauchte. Marei verstand ihn ebenso wie Phaeneas, wenn auch aus anderen, kindlichen Gründen. Während er dem Mädchen antwortete, schob er ihr einen kleinen Teller zu und legte ihr zwei Eier, etwas brot und Käse darauf. Dabei hatte er auch jenes Ei erwählt, das sie derart zu hypnotisieren versuchte.


    "Ein Spiel also. Vieleicht lerne ich es ja noch, Marei. Ich und enttäuscht? Nein, das bin ich nicht. Es reicht mir, das du mir versprichst, das du es weiter versuchst. Und in Zukunft auch wenn es schnell gehen muss, ja?


    Wenn das so ist. Wirst du bei uns bleiben. Und so bald es geht werde ich dich in dein Bett bringen. Ist das gut für dich?"


    Er mochte es nicht, das niemand auf seine...auf die kleine achtete, doch er sah keinerlei Fehler bei ihrer Herrin. Sicher war eigendlich irgendeine Sklavin beauftragt und ganz sicher hatte Marei sich davon gemacht oder die Sklavin nun wegen der Feier zu viel zu tun. Es gab vielerlei Möglichkeiten und Cimon fand nicht das es ihm zustand über irgendjemanden außer sich selbst zu richten. Und selbst das stand genaugenommen nur seinem Herren zu.


    Dann grinste er Phaeneas dankbar an. Er hatte eine wunderbare Gedult. Auch wie er Marei erklärte, wer wieso zu fragen hatte, ließ Cimon anerkennend nicken. Aufbruchstimmung? Cimon ruckte nur einen Augenblick. Das würde sicher bedeuten, das der Bithynier bald würde gehen müssen. Nun sah auch er fragend zu Marei. Ihre Fragen beantwortete er nur mit einem Becher den er mit Saft füllte und die Andeutung auf die bereits zugefügten Lücken im Essen, das vor ihnen stand.

    Nachdem nun beide Herrschaften mit Getränken versorgt waren, stellte Cimon sich, wie von seinem Herren gewünscht bereit. Natürlich hörte er dabei unauffällig mit, um zu verstehen worum es ging. Politik war nicht eines seiner Liblingsthemen, doch er bemühte sich für seinen Dominus zunehmend, dessen Leben und Wirken zu verstehen. Ein weiterer Senator? Das versprach einen positiven Einfluss, einer Familie, die in seinen Augen Gutes bewirken würde.
    So lächelte er kurz aufgrund dieser Aussichten. Aber rasch war kein Anzeichen für irgendeine Emotion mehr in seinem Gesicht zu erahnen. Allein schon die Andeutung einer Bewegung erfüllte den Nubier mit Leben. Selbstverständlich griff sein Herr nicht ins Leere. Das Tuch war eben so gefaltet, wie es dem Herren gut dienen mochte.


    Den rechten Arm legte Cimon dann bereit, um das Handtuch zu fangen, sollte sein Herr es wie sonst auch in eben die Richtung zu werfen, auf die der Nubier eingestellt war. Wieder grinste er kurz. Aber doch wartete er ab, ob er seinen Herren gut genug kannte, oder dieser ihn überraschen würde. So war er bereit einen unauffälligen Schritt zu machen und das Tuch einfach aus der Hand des Herren zu nehmen. Dabei achtete er auf jede Bewegung, auch von Dominus Avianus. Denn würde dieser wohl noch nach etwas verlangen, oder gar nichts mehr zu trinken haben, so wollte Cimon da sein, um dem abzuhelfen.

    Zwei Stunden waren sie unterwegs, da schien es andere Befehle zu geben. Cimon reckte sich und wollte mehr sehen und verstehen. Dann aber rief er sich selbst zur Ruhe und bemühte sich eben solche auch zu zeigen. Der Knecht neben ihm lächelte kurz und finf dann an zu erklären was vor sich ging. Denn er hatte gelernt aus Bewegungen die Befehle abzuleiten, die gegeben worden sind. Und die weiteren Signale kannte er schon lange. Bei allem erklärte er es geduldig dem Nubier, der alles dankbar in sich aufnahm. Manches wiederholte er. Dabei waren seine Augen immer auf die Soldaten gerichtet.


    Was immer nun geschehen mochte, er wusste, das sie zum zuschauen verdammt waren. Der Knecht und er würen nur versuchen Dinge zu erahnen, Befehle zu erraten und machten schlussendlich sogar ein Spiel daraus. Natürlich würde der andere nach Punkten weit überlegen gewinnen. Allerdings störte es Cimon nicht, dazu machte es viel zu sehr spaß. Und dabei lernte er noch so einiges über den momentanen arbeitsplatz seines Herren. Vieleicht würde es ihm ja sogar helfen, die Zeichen seines Dominus früh zu erkennen um entsprechend reagieren zu können.

    "Natürlich, dann bleibt mir nur, dir zu wünschen, das du baldigst wieder Arbeiten kannst, besste Siv."


    Cimon hatte keinerlei Ahnung, was sich noch alles hinter Siv verbarg. Doch selbst wenn er es wüste, würde er wohl kaum anders reagieren. Vieleicht ein wenig bedachter. Und sicher wäre sein Lächeln weniger ehrlich und offen, wie er es langsam zu zeigen pflegte. Auch wenn er sich wirklich bemühte es nicht zu deutlich werden zu lassen.


    Begeisterung zeigte sich nun auf seinem Gesicht, welche er mit einem deutlichen Nicken unterstrich. Gerne würde er wohl mit ihr zusammen arbeiten. Dabi würde er sicher so einiges über Pflanzen lernen können. Ihre abwinkende Handbewegung ließ Cimon aber stutzen. Was sie dazu sagte verblüffte den Nubier ein wenig. Aber er konnte doch unmöglich schlecht von einem Herren reden. Gleich ob er lebte oder nicht. Kurz wurden seine Augen größer.


    "Aber, Siv. Gleich was er damals getan hat. Er hatte das Recht dazu. Ich will es nicht hinterfragen oder anprangern. Mag sein, das ich es nicht gut hatte. Aber die Götter haben mich für meine Ergebenheit mit einem Herren wie Dominus Ursus belohnt."


    Ehrlich sprach er aus was er dachte. Auch wenn er das Zeichen verschwieg und sich die Wut hierüber zu mischen begann mit jener, die Atonis noch immer in ihm erweckte. Aber auch dieses mal kämpfte er sie nieder.
    Aber was sie fragte, ließ eben diese Wut sofort wieder aufsteigen. Unfähig zu antworten bewegte sich sein Mund, ohne Geräusche zu verursachen. was sollte er sagen? Es gab so vieles. So unsagbar vieles. Sein Körper sackte erneut ein und er sah auf seine Hände nieder. Er konnte es nicht sagen, nicht in worte fassen. Ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, schob er mit der einen Hand den ärmel der Langärmligen Tunika ein wenig rauf. Seine Dunkle Haut zeigte deutliche Narben. Schnittnarben ebenso wie solche die von Feuer stammten. Es waren nicht all zu viele. Sicher sah sein Rücken am schlimmsten aus, doch dies musste reichen. Mehr wäre auch unziemlich gewesen. Zumindest nach seinem Verständniss.


    Der Nubier traute sich nicht auf zu sehen. Aber er wollte so schnell es ging, den Ärmel wieder richten. Die Wut wich nun einem Gefühl der Scham. Cimon fühlte sich seltsam ausgeliefert und doch war es besser, als Worte dafür finden zu müssen. Dabei musste er auch durchaus an den Grund für seine haarlose Kopfhaut denken. Hier fehlten ihm sowohl die Worte als auch die Anzeichen. Nur die Erinnerung an den grausamen Schmerz.

    Noch immer saß er auf seinen Füßen und sah ergeben zu Ursus auf. Die Worte seines Herren taten gut und doch verwirrten sie Cimon. Was nur konnte oder sollte er sagen? Lügen wollte er nicht. Aber alles einfach so auszusprechen erschien noch viel schlimmer als die Wut an sich.


    "Ja, Herr. Ich habe diesen Mann härter angefasst als nötig. Verzeih bitte Dominus Ursus. Ich...ja, Herr. Ich hatte viel Freude an dem Spektakel. Es war einfach überwältigend. Aber ich ... es hatte nichts mit alle dem zu tun. Es war nur..ich habe mich über etwas geärgert, was in der Vergangenheit liegt und damit keinen Sinn hatte. Es soll mir nie wieder passieren. Ich meine..."


    Er sagte es nicht...und wieder dieser Hass. Diese Wut. Und da war niemand der dafür hätte grade stehen können, außer sein Herr. Schnell sah er runter, in der Hoffnung, das Ursus es nicht gesehen hatte. Diese Wut in seinen Augen. Cimon atmete einige male tief durch. Dann merkte er das er mit seiner Haltung unbewusste das Zeichen präsentierte. Wieso trug er auch nicht sein Tuch? Wann hatte er es abgelegt? Und wieso? Der Nubier mochte es nicht, wenn er Dinge aus einem Reflex heraus unternahm, die ihm später nicht mehr gefallen würden.
    Die neu aufkeimenden Flammen bekämpfend versuchte er seinen Oberkörper mehr aufzurichten und leicht aufzusehen. Damit das Zeichen ....dieses Zeichen.... nicht mehr derart präsentiert wurde. Sein Körper spannte sich dabei derart an, das er kaum bemerkte, wie seine Hände Fäuste formten.

    Den Blick von Phaeneas nahm Cimon zwar wahr, doch er richtete noch ein wenig, bis er langsam seine Hände zurück zog. Er wollte nicht unhöflich sein. Der Anblick der so geschafften, wenn auch minimalen Ordnung gefiel dem Nubier. So sah er seinem Gegenüber direkt ins Gesicht und zeigte dabei durchaus auch die Freude über das eigene Dasein in diesen Räumlichkeiten. Die Ruhe tat ihm gut. Hinzu kam die gute Gesellschaft sowie die Aussicht auf neues Wissen.


    Was er damit meinte? Manchmal wusste er das selber nicht, in letzter Zeit. Doch er wollte sich bemühen es zu erklären. Dabei dachte er über seine eigenen Gedanken nach und verlor sich in einem durchaus warmen Lächeln.


    "Du klangst so betrübt, vorhin...und ich wollte mit meinem Vergleich nur Zeigen, wie andere Menschen leben. Ich persönlich werde alles tun, um zu verhindern jemals wieder...so an meiner Umgebung vorbei zu leben."


    Der Nubier wusste nicht, wie ausreichend seine Worte sein würden, doch es wäre nicht schlimm, sollten sie ungenügend sein. Er sah in Phaeneas einen sehr verständnisvollen Gesprächspartner. Das der andere Sklave so wenig zu wissen glaubte und was er zu berichten hatte, ließ Cimon schier staunen. Es dauerte einen kurzen Moment, doch dann zeigte er leuchtende Augen, die von einem freundlichen Nicken unterstützt wurden.


    "Allein das ich eben dies nicht gesehen habe, Phaeneas zeigt doch, wie belesen du bist. Ich habe viel gelesen, lesen müssen... aber nur selten habe ich darüber wirklich nachgedacht. Mein Herz war oft bei meiner Mutter."


    So ehrlich hatte er es bis jetzt noch niemals ausgesprochen gehabt. Allerdings tat es ihm gut und dies wollte er mit Mimik und Gestik auch durchaus ausdrücken. Das Lachen was Phaeneas nach außen trug, steckte Cimon an. So musste auch er kurz auflachen und konnte anschließend sein Lächeln kaum mehr bändigen. Die Aufforderung ruhig nach zu fragn begegnete der Nubier mit einem offen wirkenden Gesicht sowie einer leichten Andeutung eines Nickens. Eben so, wie er es bei ihrem ersten Aufeinandertreffen versucht hatte.... mit kleinen Gesten und Mimik... Cimon war dabei allerdings wieder kurz davor loszulachen.


    Phaeneas' Fragen ließen Cimon sehr nachdenklich wirken. Aber keineswegs negativ. Er wollte einfach richtig und ehrlich antworten, nur dazu brauchte er einige kurze Momente. Die Stille durchbrach er schließlich mit seiner ruhigen Stimme, die zeigte, wie sehr es ihm gefiel über seine Mutter nach zu denken.


    "Ich mich als Nubier? Nun, Phaeneas, meine Mutter sagte es oft...ich solle stolz sein...und ja, da es das einzige ist, was ich noch von ihr habe, nenne ich mich einen Nubier. Von meinem Vater weiß ich kaum etwas. Meine Mutter konnte auch nicht sicher sein...sie behauptete immer sie wüsste genau welcher ihrer...Kunden...mein Vater gewesen sei...aber das ist doch unmöglich, nicht war? Er soll jedenfalls ein Soldat gewesen sein. Aber kein Römer..einer von den Hilfstruppen...manchmal behauptete sie sogar er sei ein Offizier gewesen...aber das sicher nur, um mich glücklich zu machen. Ich war sehr jung...nun, nachdem ich einmal einen..Kunden meiner Mutter niedergeschlagen hatte, hatte unser Herr wohl genug von mir. Meine Mutter sagte zum Abschied, das es gut für mich sei, das ich nicht bleiben würde, um für dieses Scheusal Geld einzubringen...damals habe ich es nicht verstanden...oder wollte es nicht. Doch heute weiß ich, das ich selbst mit dem was folgte noch Glück gehabt haben musste."


    Er sprach ohne Groll, ohne Hass...etwas Trauer und viel Nachdenklichkeit zeigte sich in seiner Stimme. Aber er merkte, je mehr er sprach, wie leichter es wurde. Dankbar für seine Fragen strahlte der Nubier danach Phaeneas an.
    Dann musste Cimon grinsen. Er brauchte nicht aufzuräumen? Fast lachend nickte er als Antwort und rückte nocheinmal kurz eine Tafel zurecht, die eigendlich schon ganz gut lag. Nur um zu zeigen, das es ihm nichts ausmachen würde. Seine Augen sahen schon ein wenig neugierig aus, doch er wagte es nicht nachzufragen. Und hineinschauen würde er niemals. Das schienen doch recht private Tafeln zu sein, so ließ er sie danach auch lieber in ruhe, aus Respekt, dem Verfasser gegenüber.


    Erfreut über den Vorschlag den Anfang selber zu lesen, formten seine Lippen ein tonloses 'Ja, gerne', und der Nubier sah dabei Phaeneas neugierig an. Als der andere um den Tisch herum kam und sie nun nebeneinander saßen wollte Cimon schon die Hände ausstrecken. Ließ sich dann aber die Schrift auf den Schoß legen und sah genau hin, wo der Bithynier hinzeigen mochte. Seine Augen folgten dem und er nickte begeistert. Schon nach kurzer Zeit waren seine Augen, seine Gedanken, sein Selbst in der Schrift gefangen. Er sah die Sonne und all die Herrlichen Dinge. Die Götter...und doch dieser Zwiespalt. Cimon wurde immer unruhiger. Seine Augen wollten weiterlesen, er wollte wissen wie es weiterging. Doch er konnte nicht. Gedult... ja, in Gedult üben war nicht leicht. Aber er mochte es schaffen. Langsam sah er auf und löste sich somit aus einer anderen Welt. Wie verträumt mussten seine Augen wirken, als er Phaeneas ansah.


    "Der Anfang gefällt mir sehr gut. Die Sonne... ja, sie läßt so einiges wärmer erscheinen, als es ist... aber die Götter..was da steht. Ist das nicht eine Kritik am Glauben? Ich verstehe das nicht.... ich möchte so gerne etwas glauben, nur weiß ich nicht was. Ich bete so oft, und weiß doch nicht zu wem. Bitte.... kann ich...oder willst du?..Ja, liest du es weiter vor?"


    Seine Worte mussten ja fast schon kindlich wirken. Aber das war Cimon gleich. Viel zu gespannt war er auf das was folgen mochte. Diese Schrift gefiel ihm, auch wenn sie ihn so sehr zum nachdenken brachte. Oder grade weil sie dies tat.

    Ein Nicken hätte Cimon gereicht, doch das sein Herr es aussprach machte ihm nichts aus. Ergeben nickte er. Nur leise und eher unauffällig, nebenbei, gab er eine Antwort hinzu, während er sich bereits daran machte, einen Becher zu füllen.


    "Ja, Herr."


    Diesen ersten Becher würde er nach den Wünschen des Gastes Füllen. Dazu wollte er die Unterhaltung nicht mit Worten stören sondern bemühte sich aus der Körpersprache des Anderen zu erkennen, wann er keinen Wein sondern vielmehr Wasser einschenken sollte. Cimons Augen sahen Dominus Avianus fragend an. Sollte diese Methode nicht besonders erfolgreich sein, so würde er den Herren selbstverständlich mit einer kurzen, ergebenen Worten, fragen.
    Bei jeder Bewegung zeigte er durch die Haltung seinen Respekt gegenüber den Herren. So auch, als er den Becher reichte. Der Becher für seinen Herren füllte er ganz nach den Wünschen von Ursus. Etwas mehr Wasser, aber nicht zu viel, damit der Geschmack nicht leiden mochte.


    Dann sah er zu, das er entweder seinem Herren zur Hand gehen, oder etwas aufräumen konnte. Ansonsten wäre es an der Zeit einige Kleinigkeiten für die Herrschaften zum Essen zu bringen. Zumindest wäre dies sein nächste Entscheidung gewesen, sollte sein Dominus grade keine weitere Verwendung für ihn haben. Natürlich ging ihn das Gespräch nichts an, dennoch hörte er unauffällig und nicht minder aufmerksam zu. Eben so, wie es sein Herr von ihm gewünscht hatte.

    Nachdem Cimon den Brief von Kleitos entgegengenommen hatte, reichte er ihn Domina Celerina. Doch ihr Befehl ließ ihn umgehend inne halten. Der Nubier nickte ergeben und gab den Brief mit einer durchaus respektvollen Geste an Kleitos zurück. Dabei sprach er wie aus einem Reflex.


    "Wie du wünschst, Herrin."


    Nachdem er den Brief weitergegeben hatte, trat er einen Schritt beiseite. Noch immer bereit einzugreifen, sollte etwas unvorhergesehenes geschehen, wartete Cimon ab. Der Kopf war leicht untertänig geneigt. Doch seine Aufmerksamkeit blieb hellwach und seine grauen Augen waren die einzigen die dies anhand ihrer leichten Bewegungen verraten mochten.

    Pantheas Freude steckte Cimon ein wenig an, sodass es kurz mal einen quitschenden Ton gab. Doch er achtete sofort wieder darauf, leiser und genauer zu spielen. Nun hatte er zwei Ziele. Zum einen ein gutes Spiel und zum anderen die Freude des Mädchens zu erhalten.


    Nun sah der Nubier immer weniger zu seinem Herren. Er hoffte einfach alles richtig zu machen und es rechtzeitig zu bemerken, wenn er gebraucht werden würde. Cimons Augen leuchteten zunehmend. Doch nach der dritten Wiederholung hörte der Sklave doch noch auf zu spielen.


    Fragend blickte er nun Panthea an und war sich nicht sicher ob er wirklich gut gespielt hatte, oder die Kleine nur zu höflich war. Gleich wie es war, er glaubte ganz sicher daran, das es eine gute Entscheidung gewesen sein musste.


    "Panthea, junge Herrin? Ich danke dir vielmals für die Möglichkeit, mit Quitschi zu spielen. Wenn es dein Wunsch ist, Herrin, so können wir dies gerne wiederholen."


    Damit ging er davon aus, das Ursus nichts dagegen haben würde. Solange Cimon seine Aufgaben erledigte, hatte er ab und zu mal die Möglichkeit, etwas Zeit zu erübrigen, wenn auch nicht viel für verschiedene Tätigkeiten, wie lesen, lernen oder körperlicher Ertüchtigung. Da Panthea ein Gast seines Herren war, gab es eine gute Möglichkeit, das Cimon sich auch um ihr Wohlbefinden würde kümmern dürfen.

    Aufmerksam versuchte Cimon Tillas Worte zu verstehen, doch dafür war er nicht nah genug drann. Aber näher heran gehen würde er niemals. Als er dann die Worte der Herrin hörte, neigte sich sein Kopf etwas mehr. Ja, es war ein Fehler. Es war unverzeilich, es war...ein Missverständniss? Schwer atmete er durch. Langsam nickte er ergeben. Doch er sprach lieber nicht. Nicht wenn er nicht gefragt wurde.


    Die wütenden Worte von Aurelia Prisca ließen Cimon kurz zucken. Zuvor war er einen halben Schritt zurück gegangen um nicht unangenehm aufzufallen, während er darauf wartete eine weitere Anweisung zu bekommen. Schließlich nickte er und wieß der Frau mit dem Kind an ihm zu folgen. Sein Herr brauchte ihn momentan nicht und er war eh niemand der gerne etwas an andere einfach so weiter gab. Untergeben neigte sich sein Kopf noch einmal, bevor er ging. Schon wollte er ihr etwas sagen, der Herrin den Wunsch bestätigen, doch sie sah nicht so aus als würde sie es wollen. So ging er mit den beiden angesprochenen in die Küche.


    Dort kümmerte er sich um die beiden, eben so wie es von Domina Prisca gewünscht war, und ließ dabei ein Tablett mit einem Becher,Wasser sowie einfaches Essen von der köchin erstellen. Dann fragte er nach dem Lieblingsgetränk der Herrin sowie die favorisierten Kleinigkeiten von Aurelia Prisca. Dies stellte er dann hinzu.


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    Wenig später kam Cimon zurück in den Garten und nickte der Herrin ergeben zu. Mehr würde sicher stören. So nahm er den Becher und den Teller für Prisca und ging zu ihr um ihr diese anzubieten. Denn für ihn gab es seit jeher die feste Regel, das das Wohl des Herren immer vor ging. So würde er sich erst um Tilla kümmern, wenn es Domina Prisca entgegenkommen mochte. Doch dann würde er auch ihr das Getränk mit dem Teller leicht ergeben anbieten. Es war ein Zeichen der Höflichkeit, dem gast gegenüber. Auch wenn sie eine Sklavin war, das war für Cimon kein Grund unhöflich zu werden.

    Cimon sah, wie das Lachen die Augen von Phaeneas befeuchtete und grinste breit. Ihm ging es ja nicht viel besser. Das Lächeln erwiederte er erneut. Es war wie ein angenehmer Zwang, dem er gerne nachkam. Und das wo er doch sonst immer versuchte so ernst zu wirken. Aber hier und jetzt war es nicht wichtig. Als Phaeneas das Angebot annahm bestätigte der Nubier dies mit einem Nicken. Worte waren nicht nötig. Sie waren sich einig.
    Dann fragte Phaeneas nach Cimons früheren Herren. Kurz versteinerte sich seine Mine. Doch lange hielt es nicht, denn er wusste ja, das Phaeneas es nicht wissen konnte. Somit war es keine Absicht des anderen Sklaven.


    "Du meinst Atonis? Nun, ... ich hatte weitestgehend nur mit ihm, anderen Sklaven und zwei weiteren... Lehrern zu tun. ... Es war keine gute Zeit. Bitte, lass uns nicht darüber sprechen... nicht jetzt, Phaeneas."


    Nun nutzte er den Namen seines Gegenübers bewusst für sich selber, um sich aus den düsteren Gedanken zu ziehen. Und es funktionierte recht gut.


    Als Marei hereinkam, beobachtete der Nubier das Mädchen. Als sie sich neben ihm hinsetzen wollte, half er ihr, das dies gut klappen mochte, ohne die Füße auf die Sitzfläche zu stellen. Dazu hob er sie mit Leichtigkeit etwas an. Dann sah er sie ruhig an, während sie redete. Dabei verstand er wie so oft nicht ihre Anspielung. Spielen und Witze waren etwas, was er schon früh in seinem Leben verlohren hatte. Auch wenn er zumindest den Scherz versuchte neu für sich zu finden, ohne den Ernst dabei zu verlieren. Das war nicht leicht, doch es mochte gehen...irgendwann.


    "Salve, Marei. Wer ist Eckstein? Und ich bin enttäuscht von dir. Was habe ich dir über Füße auf Sitzflächen gesagt? Und, was tust du hier? Hat dich niemand ins Bett geschickt? Es wird doch langsam Zeit für dich. Oder braucht deine Herrin dich noch?"


    Als sie sich einfach so das Ei nahm, sah er sie tadelnd an. Nun kam er etwas näher und sprach leise zu ihr. Doch nicht so leise, das er Phaeneas ausschloss. Nur eben so viel, das sie es als vertraulich ansehen würde.


    "Marei? Das hatten wir doch auch schon mal. Höflichkeit. Erst fragen, dann auf Antwort warten, dann essen. In Zukunft achtest du darauf...für mich, ja?"


    Entschuldigend sah er nun wieder Phaeneas an und zuckte mit den Schultern. Dabei konnte man ihm sicher ansehen, das er sich noch immer wohl fühlte. Doch es sah so aus als würden sie gleich gehen müssen. Ersteinmal beließ Cimon es bei auffordernden Blicken.

    Ergeben neigte Cimon den Kopf, als sein Herr ihn lobte und sah erst wieder auf, als dieser fort war. Nur für den Schatten eines Augenblicks erlaubte er sich ein Lächeln, dann ging er zum Wagen des Dominus um neben den eher freundlichen Knecht platz zu nehmen.


    Noch einmal kontrollierte er die Wachstafel, ob alles eingepackt war. Ein Nicken bestätigte dies und sie warteten auf den Befehl. Der Knecht würde fahren, doch schnell wurde klar, das er um einiges gesprächiger war als sein Vorgänger. Cimon schenkte ihm ein kurzes Grinsen. Das würde eine recht gute Fahrt werden.


    Vor allem, da der Knecht jetzt schon anbot, Cimon einmal lenken zu lassen. Dafür hagelte es nun schon einige Tipps und Anweisungen. Der Nubier nickte und verstand. Er freute sich nun bereits auf den Marsch und beobachtete zuvor die Soldaten. Diese blickte er voller Bewunderung an. Diese Einheit, die Schnelligkeit...Jeder wusste was wann zu tun war. Cimon konnte sich an der Römischen Armee gar nicht satt sehen. Sie sahen aus, wie ein einziger Körper, wie ein einziger Feind...mit tausend Schwertern und Schilden. Das überhaupt jemals irgendwer gewagt hatte oder wagen würde sich diesen entgegen zu stellen wollte der Nubier nicht verstehen. Für Cimon war es unbegreiflich, wieviel Mut ein Mensch haben mochte der dies....und dabei fiel ihm nun Bashir ein. Was für ein Krieger musste dieser mal gewesen sein.

    Die Worte seines Herren taten gut, denn sie wurden nicht von Schlägen begleitet. Ja, inzwischen wusste er, das sein Dominus ein guter Mann war. So atmete er einige male tief durch, während er die Waschung beendete und die Füße trocknete. Dann setzte er sich auf seine eigenen Füße, wobei er sich leicht nach hinten lehnte um seinen Herren ansehen zu können. Sie waren alleine, also sah er ihn direkt an.


    "Herr? Bitte verzeih, aber vorhin, auf dem Weg...ich war nicht ganz ehrlich zu dir. Ich habe vergessen...nein, ich habe es dir bewusst nicht gesagt...das der Mann, der so, sagen wir mal unglücklich fiel, nicht hätte fallen müssen. Es war Wut. Meine eigene Wut, die dies verursacht hatte, Dominus. Nun...nun fühlt es sich falsch an es getan zu und es dir nicht gesagt zu haben. Ich verspreche dir, Herr. ich werde mich in Ruhe üben und dies nie wieder aus Wut geschehen lassen, Dominus Ursus."


    Wie gewohnt nutzte Cimon den Namen von Ursus nicht ohne Zusatz. Denn dies wäre falsch gewesen. Nun sah er fragend auf. Was sein Herr wohl sagen würde? Gleich was folgen mochte, der Nubier gab sich in die Hände des Dominus, im Wissen, das dieser gerecht und gut war.

    Es reichte nur ein kleiner Wink und Cimon fing umgehend damit an, den Inhalt des Zeltes zu verpacken. Er war recht effektiev darin. Zum Abbau aber wurde ihm erneut von Soldaten geholfen. Als alles auf dem Wagen verladen wurde, sah der Nubier einen anderen Mann dort oben, als zuvor. Er sah recht freundlich aus und half dem Sklaven sogar bei dem was noch zu tun war. Nur nebenbei sah er den Knecht, der ihn derart schlecht behandelt hatte. Dieser nickte Cimon sogar zu, ging ihm aber ansonsten schon fast ängstlich aus dem Weg.
    Lächelnd stellte Cimon fest, das der Schutz seines Herren kein leeres Versprechen war. Mit der Hilfe des Knechtes, mit dem er sich recht gut verstand, war er recht schnell und konnte sich so auch gut um Arbo kümmern. Bei dem Wallach achtete er darauf nicht zu hektisch und doch schnell fertig zu werden. Für die Gedult des Tieres gab es auch umgehend einen Apfel für das Reittier des Herren.


    Als er sich vergewissert hatte, das alles vorbereitet und fertig zum Abmarsch war, brachte er also Arbo zu seinem Herren. Nur kurz lächelte der Nubier, als er seinen guten Dominus sah und strich Arbo über die Stirnpartie. Ein fragender Blick, kurze Verständigung, ohne Worte und er brachte das Tier zu Ursus. Auch wenn die beiden sich noch nicht so gut kannten, glaubte Cimon daran, zumindest einfache Signale seines Herren verstehen zu können. Stellte sich nur die Frage, ob dies auch jetzt der Fall sein mochte.