Beiträge von Vinicia Petronilla

    Petronilla rutschte ein Stück hoch und brachte sich in eine etwas aufrechtere Haltung. Sie war von dem Themawechsel doch durchaus überrascht und zog die rechte Augenbraue leicht nach oben. Sie wusste nicht genau, worauf ihr Schwager hinauswollte und das wiederum irritierte sie.


    "Ach, tut man das? Was erzählt man sich denn so?" fragte sie betont uninteressiert. Sie war es gewohnt, dass man über sie sprach, auch wenn es sie überraschte, dass man das bereits jetzt tat. Und sie war neugierig in welchem Kontext...

    Petronilla lächelte süffisant. "Du schmeichelst mir, Praefekt." Sie folgte seinem Angebot und schritt mit leicht schwingenden Hüften zu dem angebotenen Platz. "Ohja, sehr gern."


    Sie fasste eine ihrer Locken mit den Fingespitzen, drehte sie in einer eleganten Bewegung kurz ein und steckte sie dann hinter ihr Ohr zurück. "Der Anlass, der mich zu dir führt ist aufreibend genug, als dass ein guter Schluck Wein zur Entspannung von Nöten ist."


    Sie setzte sich in dem ihr angebotenen Stuhl aufrecht, schlug ihre Beine übereinander und zuppelte hier und da dezent den Stoff ihrer Tunika zurecht. Sie wusste und wartete darauf, dass der Potitier sie nun fragen würde, was genau sie letztlich hergetrieben hatte.

    Petronilla nickte bei der Vorstellung auch der Aelierin freundlich zu. Sie wurde das Gefühl nicht los,dass sie an diesem Abend einige interessante Bekanntschaften machen würde. Sie schritt mit den anderen ins Triclinium und ließ sich ebenso nieder. Mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue aber ohne Kommentar beobachtete sie das Eindringen der ihr Unbekannten und das darauf folgende eifrige Spekulieren.


    Sie selbst gab wenig auf die Inhalte einzelner Gerüchte, liebte aber inbrünstig deren ungemeine Wirkung - ob nun wahr oder nicht. Daher grinste sie innerlich umso breiter, desto abstruser das Gerücht wurde. "Soweit ich es mitbekommen habe, soll es wirklich eine Patrizierin gewesen sein. Weiß man denn, um wen es sich handelt oder vielmehr handeln soll?" fragte sie dann durchaus interessiert. Schließlich war ein Gerücht immer nur so spannend, wie der Name, der sich dahinter verbarg.


    Eines war in jedem Falle klar: Die Entweihung eines Hains oder ähnliches würde Unruhe in der Stadt und allerhand Konsquenzen bedeuten. Sie hielt ja nicht viel von diesem ganzen religiösen Gehabe, aber nach außen hin musste man immer den Schein wahren.

    Ein wenig später, aber nicht zuspät, erreichte eine weitere Sänfte die Casa Hirtuleia. Die bis dahin zugezogenen nur leicht durchsichtigen Stoffe wurden an der Richtung Haustür befindlichen Seite zur Seite geschoben und eine in leuchtendes Rot gekleidete Petronilla stieg aus. Sie tastete einen Moment sanft mit ihren Fingern über ihre aufwändige Hochsteckfrisur und setzte dann das allgemeintaugliche Lächeln auf, als sie dem SKlaven, der sie bereits angekündigt hatte, ins Haus folgte.


    Es war Jahre her, dass sie dieses Haus das letzte Mal betreten hatte. Welten schienen sich seitdem verändert zu haben. Doch es freute sie ungemein, dass ihre alter Freundin so kurz nach ihr selbst ebenfalls nach Rom zurückgekehrt war. Lartia war anders, als das, was derzeit Rom unsicher machte. Kurzgesagt: besser. Eben kein junges Ding, sondern eine Frau von Petronillas Kaliber... oder zumindest ähnlichem. Daher war das Lächeln, das die Vinicierin zierte, ausnahmsweise ein nicht zur Gänze aufgesetztes.


    Als sie eintrat unterhielt sich ihre Freundin bereits einer der anderen Geladenen, wie es schien. Petronilla wartete in der Nähe einen kurzen Moment, als Lartia sie bereits entdeckte.
    "Oh, wenn man von Hades spricht! Da ist auch schon der nächste Gast." meinte Lartia dann an Antonia gewandt. Sie ging lächelnd auf Petronilla zu und umarmte sie. "Salve, meine Liebe. Wie lang ist es wohl mittlerweile her?"
    Petronilla schmunzelte: "So lange, dass das Verraten der wirklichen Dauer unserem Alter nicht schmeicheln würde."
    "Da hast du vermutlich Recht." stimmte Petronilla mit einem leichten Lachen zu. "Ich weiß nicht, ob ihr euch bereits kennt. Wenn nicht, dann ist es höchste Zeit.", meinte Lartia dann zwischen Antonia und Petronilla hin und herblickend. "Das ist Antonia von den Claudiern. Antonia, das ist eine alte Freundin von mir, Vinicia Petronilla."
    Petronilla hatte sowohl das Gesicht schonmal irgendwo gesehen, ebenso wie sie den Namen natürlich kannte. Doch so recht konnte sie sich nicht erinnern, einander schon einmal vorgestellt worden zu sein. "Es freut mich, dich kennen zu lernen." meinte sie erstmal recht unverbindlich. Sie würde erstmal herausbekommen müssen, von welchem Schlag diese Patrizierin war.

    "Schön, wenn du mich wertvoll findest." erwiderte Petronilla dann weiterhin grinsend. Mit Lucianus zu flirten war ein netter Zeitvertreib und letztlich auch die derzeitige Grundlage ihres Unterhalts. Sie war stets darauf bedacht ihn bei Laune zu halten und horchte unmerkbar auf, als ihr Schwager von Aufgaben zu sprechen begann.
    "Das klingt interessant." meinte sie dann gespannt darauf, was denn dort kommen mochte.

    Petronilla sprach kein weiteres Wort mit dem Scriba, sondern wartete, wie ihr geheißen und überlegt bereits in den fiesen Hintertüren ihres Kopfes, wie genau sie diesem anmaßenden Diener sein Verhalten vergelten würde. Sie war nachtragend, sehr nachtragend...


    Als entsprechender Wurd zurückkehrte, schenkte sie ihm keinen Blick mehr, sondern schritt hocherhobenen Hauptes und gereckten Kinns in das Officium des Praefekten. Und gekonnt wie immer wächselte augenblicklich ihr Fassade. Mit einem charmanten und unbekümmerten Lächeln trat sie dem mächstigsten Mann Roms entgegen.
    Das erste Wort gebührte diesem, weswegen Petronilla vorerst schwieg. Sie wusste, wie gern Männer sich selbst reden wollten und Frauen schätzten, die sich im richtigen Moment zurückhalten konnten.

    Petronilla musste einen Moment überlegen, was eine sinnvolle Antwort auf diese Frage wäre und hob daher erneut den Becher an. Etwas zu trinken verschaffte einem immer einen Moment bis zur Antwort, vor allem, wenn man so tat, als wolle man bereits etwas sagen.
    "Nunja, ich habe hier keine großen Verpflichtungen, wie du weißt... immerhin ist dies nicht mein Haushalt." Sondern Paulinas, fügte sie in Gedanken hinzu.
    "Daher brauche ich mich um Vieles nicht zu kümmern, was sonst oder zum Beispiel auch in Aquileia meine Aufgabe wäre. Aber auch eine Frau braucht ihre Aufgaben. Ich kann mich kaum den ganzen Tag darauf beschränken, gut auszusehen." fügte sie mir einem Grinsen hinzu. Obwohl es genau das war, was sie die meiste Zeit tat.

    Petronilla wühlte gerade in ihrer Kleiderkiste herum, auf der Suche nach einer bestimmten Tunika. Sie blickte nur kurz uninteressiert auf. "Jaja, ist in Ordnung. Sag Lucianus ich freue mich.", machte eine wegwischende Handbewegung und wandte sich dann schon wieder der Kiste zu. Irgendwo musste doch...

    "Ja, so langsam gewöhne ich mich hier wieder ein. Derzeit bemühe ich mich, einige meiner Habseligkeiten aus Aquileia hierher liefern zu lassen, an denen mein Herz hängt. Da ich ja, wie es scheint, erst einmal länger hier bleiben werde, erschien mir das sinnvoll."
    Sie fühlte sich zur Zeit in Rom und in der Villa Vinicia sehr wohl und hatte auch das Gefühl, dass sie ein vom Hausherrn mehr als gern gesehener "Gast" war.
    "Ansonsten vertreibe ich mir meistens irgendwie die Zeit... mir fehlen noch ein paar Freundinnen. Aber mit den jungen Dingern, die derzeit auf den Veranstaltungen Roms unsicher machen, kann ich wenig anfangen. Ich bin ja nun auch schon nicht mehr ganz so jung und unverblümt und wüsste nichts mit ihnen zu reden. Aber es trifft sich gut, dass ich gerade vor ein paar Tagen einen Brief von einer alten Freundin erhalten habe, die seit langer Abwesenheit nun auch nach Rom zurückkehrt."
    Der Brief Hirtuleias hatte Petronilla sehr gefreut. Denn diese war, im Gegensatz zu diesen kleinen Mädchen eine Frau und Freundin ähnlicher Kragenweite.

    "Ja, es kann tatsächlich warten und gerne würde ich heute Abend mit dir Essen." meintesie dann und setzte ein leichtes Lächeln auf. Sie würde sich noch überlegen müssen, was sie dann anzöge...
    "Dann bis heute Abend.", meinte sie noch und drehte sich auch schon um, um in ihr cubiculum zurückzukehren.

    Als ihr Schwager eintrat begrüßte sie ihn mit einem süffisanten Lächeln. Anders als sonst trug er keine Toga, sondern eine Tunika, die ihn wirklich sehr gut kleidete.
    "Salve Lucianus. Viel mehr freut es mich, dass du mich eingeladen hast."
    Sie hob den Weinbecher, der ihr zwischenzeitlich gebracht worden war, an die Lippen und nippte kurz daran.


    "Wir essen viel zu selten zusammen. A propos selten... Wie geht es deiner Frau? Man bekommt sie ja kaum zu Gesicht..." Vielmehr hing Lucianus Frau wie eine Wolke über der Villa, die man kaum wahrnahm aber dennoch um ihre Existenz wusste. Nicht, dass Petronilla traurig war, dass Paulina durch Abwesenheit glänzte. Alles andere als das. Immerhin war es gerade deren Fehlen, die Lucianus Petronillas Meinung nur umso mehr in ihre eigenen Arme trieb.

    "Ja, das mag es wohl gewesen sein.", gab Petronilla ihm Recht und betrachtete das Geschehene damit als erledigt - es gab ja auch nichts weiter dazu zu sagen.


    "Ich wollte auch eigentlich nicht weiter stören und der Moment scheint mir jetzt etwas ungünstig...". Immerhin standen die beiden in einem Gang der Villa, Phaeneas ging es anscheinend schlecht und die Rechnung, die zu begleichen Petronilla ihren Schwager bitten wollte, würde auch bis morgen warten können.

    Petronilla blickte an sich herunter, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Sie trug in der Regel kein Bargeld am Leib. Für so etwas hatte sie einen verantwortungsvollen Sklaven, den sie jedoch in diesem Fall vor dem Tor der Castra zurückgelassen hatte.


    Dann folgte sie dem Blick des Scriba und verstand auch ohne Worte. Sie selbst musterte die drei verschiedenen goldenen Armreifen, die um ihr Hangelenk lagen und nahm das schlankste davon ab. Selbst das war sicher weit mehr wert, als dieser Kerl hier im Monat verdiente, aber sie wollte auch nicht weiter diskutieren.


    Und aufgrund der Großzügigkeit ihres Schwagers Lucianus war schöner und wertvoller Schmuck in ihrem Besitz keine Mangelware. Sie hielt den Reif über den Tisch des Scriba und ließ ihn aus kurzer Höhe dort hinfallen.


    "Das sollte mehr als genug sein, denk ich. Und nun tu mir einen Gefallen und lass mich zum Praefekten.", meinte sie, während eine säuerliche Note ihre Mundwinkel umspielte.

    Petronilla hatte mit einer solchen Antwort bereits gerechnet und stand ihrer Meinung nach bereits viel zu lange vor dieser verschlossenen Tür. Daher redete sie weiter nicht drumrum: "Umso besser. Also, was verlangst du?"


    Wieviel Geld dieser Nichtsnutz wohl für seinen "Dienst" verlangen würde? Jede Sesterze war zu viel, aber in diesem Fall musste Petronilla nun einmal Prioritäten setzen. Aber das würde sie ihm gewiss nicht vergessen. Und er konnte sich vermutlich noch nicht einmal vorstellen, was es bedeutete ihren Zorn auf sich zu ziehen.

    "Oh," erwiderte Petronilla dann "das sehe ich ganz ähnlich. Ich kann mir schöneres vorstellen, als mir in so einer ... naja... Castra, die Beine in den Bauch zu stehen, da sei versichert. Aber die Inkompetenz eines Mannes zwingt mich nun einmal dazu."


    Sie legte ein Lächeln auf, dass keinen Zweifel daran ließ, was sie von diesem Scriba hielt. Wäre sie in diesem Fall nicht darauf angewiesen, dass er sie zum Praefekten ließ... sie hätte ihn am liebsten im Staub zertreten. Aber nun gut, jetzt musste sie erst einmal mit ihm leben.


    "Achso, ich verstehe." meinte sie dann, als er doch tatsächlich andeutete, dass er nicht umsonst beim Praefekten stören würde. "Manus manum lavat.* Also, was von alldem, was ich zu bieten habe, könnte dich dazu bewegen, mich zum Praefekten zu lassen? Willst du ein gutes Wort an der richtigen Stelle, oder gar bare Münze?" Dass er an ihrer Person selbst nicht interessiert war, hatte seine gelangweilte Reaktion bereits gezeigt.



    Sim-Off:

    * dt.: Eine Hand wäscht die andere.

    Von der Antwort etwas ernüchtert zog Petronilla ihre rechte Augenbraue ein Stück nach oben. Selten war sie von einem Mann anderen Geschlechts so gelangweilt angeschaut worden.
    "Das mag sein." meinte sie daher. "Aber ich bin nicht viele und schon garnicht alle. Darüber hinaus kann ich mir nicht vorstellen, dass hier allzu viele Frauen vorstellig werden. Und Frauen, das solltest du wissen, lässt man nicht warten." Sie stütze ihre Hände auf ihren Hüftknochen ab und musterte ihren Gegenüber gründlich. Doch so recht wollte sich ihr noch nicht erschließen, wie man ihn zu irgendetwas bewegen könnte. "Ich bin mir sicher, dass der Praefekt, trotz all seiner wichtigen männlichen Verpflichtungen einen kleinen Moment seiner kostbaren Zeit für mich erübrigen kann."

    Nun gut, der erste Schritt war geschafft, dachte Petronilla sich dann. Zwar nicht ganz so "reibungslos", wie sie es sich vorgestellt hatte, aber nun gut, man sollte auch nicht zu viel erwarten. Der Miles hatte sie vor das Officium geleitet und sie dort sich selbst und dem Scriba überlassen, vor dem sie der Urbaner am Tor bereits gewarnt hatte.
    "Salve." grüßte sie diesen vorab mal mit einem bezaubernden Lächeln. Die Waffen der Frauen halt... "Mein Name ist Vinicia Petronilla und ich muss dringend mit dem Praefectus Urbi sprechen." Und er neut versuchte sie mit ihrer natürlichen Selbstverständlichkeit zu überzeugen. Eigene Unsicherheit rief bei anderen immer nur Skepsis hervor.

    Und Petronilla ließ sich ohne weiters und ohne Ahnung, wo Lucianus eigentlich jetzt genau mit ihr hinwollte, wegführen. So berechnend sie war, war sie selten aus der Fassung zu bringen. Aber dieser Anblick, den sie sich noch immer nicht genau erklären konnte, war sie doch etwas irritiert.
    "Das war wohl ein ungünstiger Moment...", meinte sie daher wenig kreativ.

    Petronilla zog kurz eine ihrer Augenbrauen leicht nach oben. Durchsuchen? Das sie keine Waffen bei sich trug, zeigte die enge Tunika, die sie trug, eigentlich deutlich. Oder wo, stellte sich der Soldat vor, sollte sie diese verstecken? Aber sie konnte sich die Motive schon vorstellen und da der Soldat nun auch nicht der häßlichste Mann aller Zeiten war, ließ sie es sich gefallen, wenn sie dafür bekam, was sie wollte: Zugang in die Castra.


    "Keine Sorge, ich kümmere mich schon um den Schreiberling." meinte sie daher lächelnd. "Aber bitte sei nicht so grob, immerhin bin ich eine arme, zarte Frau und kein Schwerverbrecher.", kokettierte Petronilla dann und stellte sich gerade hin, damit der Soldat sie "durchsuchen" konnte.