Beiträge von Vinicia Petronilla

    Entweder, so dachte Petronilla, war die ganze Angelegenheit wirklich noch unentschlossen oder aber ihr Schwager wollte nicht mit ihr darüber sprechen. So oder so konnte sie nichts daran ändern und lächelte einfach.


    Das nächste Thema, das Lucianus ansprach überraschte sie sehr. Ihre Finanzen machten ihr zwar noch keine wirklich großen Sorgen, jedoch war sie sich darüber bewusst, dass sie auf die ein oder andere Weise an Geld kommen musste. Und solange sie die Gesellschaft noch nicht kannte und keine ... nunja... Bekanntschaft hatte, die ihr das Leben erleichtern würde, wäre ein wenig Unterstützung nicht schlecht. Als wäre ihr das Thema unangenehm schlug sie daher erst einmal die Augen nieder.


    "Nunja, wie du dir denken kannst, schwimme ich nicht gerade im Überfluss... aber es könnte schlimmer sein. Ich werde versuchen, dir möglichst nicht auf der Tasche zu liegen, wenn du das meinst."


    Natürlich wusste sie, dass er es so nicht gemeint hatte. Aber hätte Lucianus erst einmal das Gefühl, dass er sich falsch ausgedrückt und sie damit gekränkt haben mochte...wer wusste schon?

    "Schwebt dir denn etwas Bestimmtes vor? Hast du zur Zeit ein Amt inne oder strebst du eines an?"


    Petronilla hob ihren Becher an die Lippen und trank einen Schluck. Anschließend stellte sie den Becher, den sie zuvor in den Händen gehalten hatte auf einem kleinen Tisch ab.

    Eine Zweckehe also, stellte Petronilla innerlich erfreut fest. Das lief ja besser, als sie erwartet hatte.


    "Dann haben dich die Götter wirklich gesegnet!" meinte sie mit Bezug auf die Zwillinge. Ein männlicher Erbe war kaum in Gold aufzuwiegen, wie Petronilla wusste. Auch sie hatte ihrem Mann damals einen Erben geschenkt, auch wenn er seinem Vater bereits ins Grab nachgefolgt war.


    "Mit einem Sohn hast du eine große Leistung vollbracht, Lucianus. Und auch so hast du schon so viel erreicht, um das dich andere beneiden. Müssen dir nicht bald die Wünsche ausgehen?" schmeichelte Petronilla ihrem Schwager dann, meinte es aber durchaus ernst. Sie hätte gerne mit Lucianus getauscht. Eine solche Fülle an Macht und Geld, noch dazu als Plebejer, war einfach zu beneiden.

    Als Petronilla nach dem ersten Gespräch mit Lucianus ihr neues Zimmer betrat staunte sie nicht schlecht. Dieses Staunen schlug jedoch schnell in ein gefälliges Grinsen um. Wenn sie ein solches Zimmer erhielt, dann musste sie den richtigen Eindruck auf ihren Schwager gemacht haben.
    Grinsend ließ sie sich in einen der prunkvollen Sessel fallen. Während sie den Blick über die vielen kostbaren Dinge schweifen ließ, entdeckte sie auch, dass ihr Gepäck mittlerweile im Zimmer untergebracht war.
    Sie erhob sich wieder, schritt zu einer der Truhen und holte allerhand ihrer Kosmetika heraus.
    Dann ließ sie sich vor einem an die Wand gestellten Tisch mit Spiegel nieder und widmete sich ihrer Haut und ihrem Haar. Von nichts kommt nichts... und ihr Äußeres war neben ihrem berechnenden Verstand nun einmal ihr Kapital.

    In Petronilla wuchs das erste kleine Gefühl des Erfolges heran. Wie es schien, tat sie gerade den ersten wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Mit Lucianus auf ihrer Seite gab es kaum etwas, das ihr im Wege stand - zumindest glaubte sie das.


    "Du hast keine Vorstellung, wie dankbar ich dir bin. Ich verspreche dir, du wirst es nicht bereuen." Wie sie ihm das vergelten wollte, ließ sie jedoch offen. "Deine Gemahlin? Geburt? Ich wusste nicht, dass du verheiratet bist. Auch wenn ich nichts anderes erwartet habe." Wenn auch vielleicht gehofft... "Meine herzlichsten Glückwünsche zur Geburt, mein Lieber. Was ist es denn geworden?"


    Petronilla interessierte sich weniger als normale Frauen für Kinder. Sie fand sie im Wesentlichen als notwendig und wenig mehr. Innerlich freute sie sich vielmehr über die Unpässlichkeit der Hausherrin. Das würde ihr, wie die Einladung zu den Germanicern bereits deutlich machte, vermutlich eher von Nutzen sein. "Und ja, meine Freude dich begleiten zu dürfen wäre sicher nicht geringer."

    "Du verstehst es einer Frau ein Kompliment zu machen, Lucianus." erwiderte Petronilla und lächelte charmant.


    "Ohja, das glaube ich sofort. Mogontiacum wird sich in den letzten Jahren wenig verändert haben und ich fand es damals schon ziemlich fad. Rom ist die einzige Stadt in der es sich wirklich leben lässt..."


    Auf die Frage nach ihren Plänen hin musste Petronilla nicht lange überlegen. Sie hatte schon vor ihrer Reise alles genau geplant gehabt und sich natürlich auch auf diese Frage eingestellt. Allerdings würde sie ihre Berechnung kaum nach außen zur Schau tragen und blickte daher ein wenig überrascht. Sie wartete ein paar Augenblicke bevor sie antwortete.


    "Nunja... um ehrlich zu sein, weiß ich nicht ob ich so bald wieder heiraten möchte. Eigentlich war es zunächst einmal der Wunsch nach den Straßen Roms und meinen Verwandten, die mich hierher reisen ließ." Niemand konnte ihr, während sie sprach, ansehen, dass dies erstunken und erlogen war. Ihre Verwandten waren Mittel zum Zweck und ihre Ziele absolut eindeutig. Macht, Einfluss und Geld wollte sie erreichen. Ob sie dies als Ehefrau oder Geliebte eines oder mehrerer Männer erreichen würde, war ihr dabei völlig egal. Doch wer würde das schon zugeben...sie gewiss nicht.


    Das Wichtigste war zunächst einmal die ihren Schwager um den Finger zu wickeln und so schenkte sie ihm einen weiteren äußerst anziehenden Blick und meinte dann: "Natürlich würde ich eine gute Partie niemals ausschlagen, möchte aber nicht direkt suchen, wenn du weißt, was ich meine. Zunächst einmal würde ich mich gern einmal wieder in die Gesellschaft Roms integrieren und wollte dich fragen, ob du die Freundlichkeit und Großmut besitzen würdest, mich dabei zu unterstützen. Ich weiß, du schuldest mir nichts, aber es würde mir viel bedeuten, wenn ich eine Zeit lang bei dir hier in der Villa leben könnte."

    Von seiner Bemerkung geschmeichelt, ließ sich Petronilla auf dem angebotenen Platz nieder.


    "Es müssen bald...", sie tat so als überlegte sie wirklich, "zehn Jahre sein. Herrje, wie jung ich damals war und wie alt ich mir bei dem Gedanken jetzt vorkomme!" Bei der Hochzeit war sie gerade einmal 15 Jahre alt gewesen und demnach nun in den späten Zwanzigern - was zwar nicht mehr jung zu nennen ist, aber von dem Wort alt noch immer weit entfernt.


    "Nur Wasser für mich." meinte sie dann kurz an den Sklaven gewandt, der ihr sogleich einschenkte. Nach der Fahrt auf den trockenen Straßen wollte sie erst einmal den Staub aus der Kehle spühlen.


    "Nunja... die ersten Jahre lebte ich mit Ingenuus in Germanien. Aber nach seinem frühen Tod, mögen sich die Götter seiner angenommen haben, habe ich mich mit den Kindern nach Aquileia zurückgezogen. Nach dem Tod des kleinen Sulla dann habe ich die letzten beiden Jahre dort mit Prima allein verbracht. Sie ist noch immer dort, während ich einfach wieder zurück nach Roma wollte. Sie ist mittlerweile alt genug um allein von den Erziehern versorgt zu werden und das Landleben war nie wirklich etwas für mich, wenn du weißt, was ich meine..."


    Auf dem Land war nun einmal viel zu wenig los und wurde viel zu viel geredet. Das waren für einen...nunja, nennen wir es genussfreudigen Menschen keine guten Umstände.

    Petronilla bemerkte, dass auch ihr Gegenüber nicht auf Anhieb wusste, mit wem er es zu tun hatte. Aber es waren auch schon einige Jahre vergangen und man hatte sich verändert.


    "Ja, genau die." meinte sie dann weiterhin lächelnd. "Ich bin überrascht und erfreut, dass du dich an mich erinnern kannst, mein lieber Lucianus."


    Sie schritt langsam auf ihn zu und küsste ihn dann links und rechts ganz sacht auf die Wange. Eine Begrüssung die Verwandten durchaus angemessen war, aber dennoch recht vertraut wirkte. Sie war sich sicher, dass dies ihrem Schwager nicht unangenehm sein würde.


    "Es ist lange her, nicht wahr?" fragte sie dann in einem unverfänglichen Tonfall. "Wie geht es dir?"

    Petronilla nahm wahr, dass sich der Sklave durchaus bemühte. Sie würde später seinen Namen in Erfahrung bringen. Wer konnte schon wissen, wozu er zu gebrauchen war. "Sehr schön.", lobte sie diesen daher zunächst einmal freundlich. Sich bei einem Sklaven zu bedanken, wäre ihr nämlich nie in den Sinn gekommen.


    Sie ließ sich also zunächst einmal im Atrium nieder und musterte neugierig den Raum. Er war sehr prunkvoll eingerichtet, was sie jedoch nicht überraschte. Schließlich waren die Vinicier ja nicht irgendeine Familie... Sonst hätte sie Ingenuus damals auch nie geheiratet. Auch wenn sie sich mehr versprochen hatte, als zwei Kinder und das frühe Witwentum. Doch sie war noch immer jung, hatte die dreißig nicht überschritten und sah, so könnten manche meinen, besser aus als je zuvor.


    Als sie Schritte hörte, erhob sie sich und wandte sich in deren Richtung. Nur wenige Momente später trat ein stattlicher Mann ein. Sie brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, dass dies der Mann war, zu dem der damals noch junge Lucianus herangewachsen war.
    Sie senkte den Blick und schenkte ihrem Schwager dann ein bezauberndes Lächeln. Der erste Eindruck war wichtig und sie wollte Eindruck machen...
    Die ersten Worte überließ sie respektvoll ebenfalls ihrem gegenüber.


    Sim-Off:

    Ist es für dich in Ordnung, dass die beiden sich schon mal begegnet sind? Vielleicht einfach nur einmal, während der Hochzeit vor gut zehn Jahren oder so? Ansonsten schreib ich das nochmal um. ;)

    Na also, es geht doch, dachte Petronilla dann, als die Tür weiter aufgezogen wurde. Den ersten Schritt in die Villa hatte sie also schon geschafft. Sie bemerkte zufrieden, dass der Sklave sich durchaus zu benehmen wusste. An sich interessierte sie sich wenig für Untergebene, doch noch kannt sie nicht die Positionen und Einflussbereiche der einzelnen Diener. Der ein oder andere würde ihr eventuell noch nützlich sein können.
    Daher erwiderte sie das Lächeln und folgte dem Sklaven hinein.

    Petronillas Befürchtungen wurden nicht erfüllt, da der Ianitor recht schnell die Porta öffnete. In Gedanken machte sie sich bereits auf ein Bad und ein wenig Ruhe in dem ihr hoffentlich zur Verfügung gestellten Zimmer bereit, als ihr Sklave gerade einmal dazu ansetzte, sie vorzustellen.


    "Meine Herrin, Vinicia Petronilla, wünscht den Hausherren zu sprechen."


    Die Forderung nach dem Hausherren, so stellte Petronilla fest, war äußerst geschickt, wusste sie doch gerade nicht, welcher ihrer Schwäger derzeit überhaupt in Rom weilte. Ihre Hoffnungen ohne Probleme eingelassen zu werden wuchsen beim Anblick der Türsklaven, der wie so viele andere von ihrem Anblick beeindruckt zu sein schien. Männer, ob Sklaven oder nicht, waren so einfach zu beeindrucken, dachte sie daher bei sich.


    Eigentlich, so dachte sie, könnten die Sklaven des Hauses auch schonmal ihre Sachen hineintragen. Doch ihr unangekündigter Besuch hätte dies ein wenig dreist erscheinen lassen. So würde sie zunächst mit ihrem Schwager, welcher es auch sei, zunächst sprechen müssen und bescheiden und freundlich um das bitten, was ihr ihrer Meinung nach eigentlich ohnehin zustand.

    Petronilla ärgerte sich noch immer ein wenig über die leicht begriffsstutzige Stadtwache, die sie zum warten genötigt hatte, als sie bereits das nächste aber dieses Mal hoffentlich letzte Tor ihrer Reise erreichte: Das Tor zur Villa Vinicia!
    Leicht steif durch die Fahrt, raffte sie ihre Tunika zusammen und stieg aus der Kutsche. Prüfend schweifte ihr Blick über die Fassade des Gebäudes. Das konnte sich sehen lassen, dachte sie bei sich. Hier würde sie bestimmt recht angenehm leben.
    Ein Skalve ihres Gefolges machte sich daran, an die Tür zu klopfen. Und als Petronilla den Schmutz der Straße, auf der sie wartete, bemerkte, hoffte sie bloß, dass der für die Porta zuständige Sklave kein lahmer, alter Mann war. Sie hasste warten nun einmal.

    Genervt von dem ihrer Meinung nach zu niederen Komfort der Kutsche und der langen Reise von Aquileia bis hierhin erreichte Vinicia Petronilla das Stadttor Roms. Ihr Hals war trocken von dem elenden Staub der Straßen und ihr Kopf schmerzte leicht von dem Geruckel der Straße.
    Sie hoffte nur, dass die Stadtwache sie nicht länger als nötig aufhielt, denn derzeit verstand Petronilla alles andere als Spaß. Sie war immerhin nicht irgenwelches elendes Gesindel, sondern eine ehrwürdige Bürgerin des römischen Reiches und noch dazu die Witwe eines Ritters und Schwägerin der Senatoren Vinicius Lucianus und Vinicius Hungaricus. Zumindest einen davon wünschte sie in Rom anzutreffen, hatte sie doch nicht vorab durch einen Brief von ihrer Ankunft berichtet. Doch darum würde sie sich später kümmern, zunächst einmal würde diese Person von Stadtwache sie und ihre Kutsche endlich passieren lassen müssen. Frustriert riskierte sie einen Blick aus der Kutsche und schenkte der Stadtwache einen wenig herzlichen Blick.
    "Mein Name ist Vinicia Petronilla und ich wünsche augenblicklich durchgelassen zu werden."



    Sim-Off:

    Bitte nicht persönlich nehmen. *g*


    Hier nochmal die Kurzfassung:


    Name: Vinicia Petronilla
    Gens: Vinicia
    Wohnort: Roma
    Stand: Civis