Beiträge von Germanica Sabina

    Da hatte sie aber noch einmal Glück gehabt. Ihr Vater war ihr nicht Böse, weil sie in seinem Arbeitszimmer war. Dennoch erwähnte sie lieber nicht, dass sie dort sich hin und wieder versteckte. Dort wo es verboten war, gab es nun einmal die besten Verstecke im Haus, weil da keiner nach einem suchte.


    Sie schüttelte wild den Schopf. „Im Keller ist er auch nicht und die Sklaven sind alle zu Haus!“ antwortete sie. Was sollte denn diese Fragerei? So langsam dämmerte es ihr.


    „Ist Marcus weg gelaufen?“ fragte sie dann rund heraus ihren Onkel und ihren Vater. Sie konnte gar nicht glauben, dass Marcus einfach weg lief, hier war es doch schön im Haus. Er hatte doch sein eigenes Zimmer.

    Sabina nickte eifrig. Eigentlich hatte sie gedacht, ihr Vater hätte vergessen wer Marei war. Er war ja schließlich Senator und musste sich ganz viel merken. Umso mehr freute es sie, dass er noch wusste wer Marei war.
    Sein Vorschlag stieß auf Begeisterung, ein breites Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen und auch ein glitzern in den Augen.


    „Das würdest du machen?“ fragte sie nach, etwas unsicher.


    Wieder blickte sie auf die Perlenkette und drehte sie in den kleinen Fingern. Der Vorschlag ihres Vater klang toll. Sie brauchte dann nur mehr Perlen. „Von Calvena hab ich die Perlen!“ sagte sie und sprang auf. Sie krabbelte halb unter das Bett und brachte ein Kästchen zum Vorschein. Sie zeigte es ihm, darin waren ganz viele bunte Perlen, größtenteils Holzperlen, aber auch ein paar Halbedelsteinperlen. „Ich durfte sie mir aussuchen! Da gibt es einen Händler am Mercatus. Der hat noch viel viel mehr!"

    Schnell hatte sie selbst gemerkt, das Marcus wohl nicht hier war, sonst hätte Avarus ihn wohl schon längst raus geschmissen. „In seinem Zimmer ist er auch nicht... er wollte mit meinen Soldaten spielen!“ erklärte sie dann, diesmal auch in Richtung ihres Vaters. Sie ließ Marcus gern mit ihren Sachen spielen, er hatte ja noch nciht so viel wie sie. „Bia sucht ihn!“ fügte sie hinzu, noch konnte sie ja nicht wissen, dass der Junge einfach ausgebüchst war. „Und ich hab auch schon überall nach geschaut wo er sich sonst verstecken könnte...“, fügte sie hinzu. Verlegen sah sie dann auf den Boden. „Auch in deinem Arbeitszimmer, Papa“, sagte sie leise und wusste, dass sie dort eigentlich nichts zu suchen hatte. Besser sie gab es jetzt zu, als das es noch Ärger gab. „Ich hab aber nichts angefasst!“ fügte sie schnell hinzu. „Marcus hat allein gespielt, ich war bei Calvena!“ wechselte sie dann ganz eilig das Thema und sah von ihrem Vater zum Onkel und wieder zurück.

    Sie fädelte die Kette auf, damit sie ihrem Vater nicht ansehen musste. Sie wollte ihn nicht ansehen und auch nicht mit ihm reden. Aber da er sie einmal nicht anbrüllte, blieb sie still sitzen und machte erst einmal weiter.


    „Ich hab noch Marei als Freundin“, sagte sie und dachte kurz an das Sklavenmädchen mit dem sie erst vor kurzem gespielt hatte. Bisher hatte sie mit dem Kind nicht noch einmal gespielt. Ob sie Marei einmal besuchen sollte? Sie wusste ja, wo sie wohnte.


    Etwas verlegen lächelte sie, dann als ihr Vater meinte, sie könnte damit ein Geschäft aufmachen. „Wirklich?“ fragte sie und hob den Kopf. Für den Moment vergaß sie, dass sie eigentlich wütend auf ihn war.

    In ihren Augen war Lyso stark, deswegen nickte sie ganz eifrig. „Ja, er ist stark!“ sagte sie dann noch bekräftigend. „Er ist ganz stark. Er hat sogar ein Holzgladius!“ erzählte sie dann. „Ich hab damit auch schon mal gespielt. Lyso lässt dich sicher auch damit spielen!“


    Irgendwie war es witzig von ihr oben auf Calvena herunter zu sehen. Eifrig winkte sie und hielt sich dann ganz schnell wieder fest. Schade, ihre Cousine wollte nicht mit klettern, dabei war diese doch sonst für so viele Spiele zu haben. Sie wollte sich wohl nicht schmutzig sein. Kurz sah Sabina an sich herum, Harz und Schmutz klebte an ihrem Kleid. Nicht zum ersten Mal. Ob Bia wütend werden würde? Wahrscheinlich nicht, sie akzeptierte einfach, dass Kinder sich schmutzig machten. Das würde sich mit raus wachsen. So in ihre Gedanken vertieft bekam sie nicht mit, wie Marcus wieder herum hüpfte. Dafür hörte sie das laute Krachen.


    „MARCUS!“ kreischte sie, als der Junge fiel.

    In der letzten Zeit war sie ihm eigentlich aus dem Weg gegangen. Sie hatte nicht mit ihm reden wollen und wenn sie ihm dann zwangsläufig über den Weg gelaufen war, hatte sie versucht so gut es ging zu ignorieren. Nun aber konnte sie ihm ja nicht ausweichen. Deswegen war sie etwas unentschlossen, raus rennen und dabei zu wütend, war nicht wirklich eine gute Idee. Also spielte sie stattdessen mit der Kette in ihren Fingern. Zögernd nahm sie dann die Perle entgegen und fädelte diese auf. „Danke!“ sagte sie ganz leise. Ein Friedensangebot?


    „Die Kette ist für Alba“, antwortete sie dann und nahm die nächste Perle auf. „Sie hat bald Geburtstag.“

    Sabina saß mitten in einem bunten Wirrwarr aus kleinen Farbtöpfchen, Kieseln, Schneckenhäusern und bunten Perlen. Die Zungenspitze hatte sie zwischen die Lippen geschoben, während sie konzentriert versuchte die Perlen auf ein dünnes Lederband zu fädeln. Sie bastelte eine Kette für ihre Spielgefährtin Alba. Diese hatte bald Geburtstag und da sollte sie etwas besonderes von ihr bekommen. Marcus hatte das Langweilig gefunden und sich mit ihren Soldaten in sein Zimmer verkrochen. Sie würde ihm die Holzfiguren schenken, sie mochte viel lieber Tiere und ihre Puppe, die an ihre Hüfte gelehnt neben ihr saß.
    Bia flickte hingegen gerade eine der Tuniken von Marcus. Der Junge machte ziemlich schnell seine Sachen kaputt. Beide hoben den Kopf, als Sedulus das Zimmer betrat. Mit der Miene einer Märtyrerin sah Sabina ihren Vater an und widmete sich dann ganz schnell wieder der Kette.


    „Natürlich dominus. Ich werde nach Marcus sehen!“ sagte sieh, nahm ihr Nähzeug auf, strich Sabina kurz über den Kopf und verließ dann das Zimmer. Hoffentlich stellte er sich diesmal geschickter an.


    Eine der Perlen hüpfte aus ihre Fingern und rollte dann zu Sedulus hinüber. Nun musste Sabina doch wieder zu ihm herüber sehen. Schweigen breitete sich aus.

    Zitat

    Original von Furia Calliphana
    Calliphana stand nun vor der Tür zum Cubiculum Sabinas. Hoffentlich verriet der Sklave nicht sofort, wer und wieso zur Besuch ist. Leicht runzelte sie die Stirn und schüttelte den Kopf.


    Sie tastete in ihrer Tasche nach dem Kuchen und überprüfte ob es noch in einem Stück ist. Der Sklave hetzte nur so die Treppen nach oben, dass ihre Tasche andauernd gegen ihren Oberschenkel schlug und sie befürchtete schon, dass der Kuchen jetzt zerbröckelt und in tausend Stücken in ihrer Tasche lag. Aber sie hat sich geirrt. Diese Locusta hatte wohl Wandstücke mit rein gebacken, der Kuchen war immer noch fest. Aber wenn man sie mit dem Finger anfasste schien sie so zart und weich zu sein. Unglaublich was diese Frau in der Küche alles kann!!


    Erleichtert blickte sie dem Sklaven über die Schultern als dieser seinen Kopf zur Tür rein steckte um die Besucherin an zu kündigen. Keine Sekunde verging schon hörte Calliphana jemandem auf einem Bett oder Stuhl rumhüpfen.



    In Gedanken zählte sie ihre ganzen Freundinnen auf, die sie vielleicht besuchen wollen würden, aber die es nicht durften, wenn sie krank war. Umgekehrt war es meist auch so, sie durfte ihre Freundinnen dann auch nicht besuchen, weil sie sich ja anstecken konnte. Aber manchmal ließ es sich dann doch nicht vermeiden und dann tat Bia alles was in ihrer Macht stand um das Kind wieder auf die Beine zu bekommen. Auch weil das Mädchen dann meist unausstehlich war.


    Verwundert sah sie dann Calliphana ihr Zimmer betreten. Ein Lächeln zeigte sich dann auf ihren Zügen und sie krabbelte aus dem Bett. Ein Kohlebecken erwärmte das Zimmer zusätzlich zu der Fußbodenheizung. „Salve Calliphana!“ sagte sie artig. „Willst du mich etwa besuchen?“ fragte sie dann noch und wollte es gar nicht glauben. Die Furia war doch eine Freundin von Calvena. Schnell sagte sie dann noch: „Glückwunsch zu deiner Verlobung“, sie grinste breit, denn Centho hatte ihr ja bereits verraten, dass er sie hatte fragen wollen. Jetzt aber war es ja gar kein Geheimnis mehr.

    Marcus würde sicher ihre Freunde mögen. Er war nett und würde gut in die Runde von verwöhnten Kindern passen. „Lyso will auch Soldat werden“, erzählte sie ihm dann. „Das sagt er jedenfalls immer, wenn wir mit einander spielen. Er ist schon acht!“ plapperte sie.


    Der Junge war nun auf Augenhöhe und sie betrachtete kritisch den Kratzer. Schlimm war es tatsächlich nicht, nur etwas schmutzig. In diesem Augenblick tauchte dann auch Calvena auf und sah besorgt zu ihnen hinauf. „Marcus geht es gut!“ sagte sie schnell, aus Furcht, dass ihre Cousine nun wieder gleich mit ihnen nach Hause gehen würde.

    „Also Alba ist doch Tochter von einem Senator, Lysos Papa ist ein Beamter in der kaiserlichen Kanzelei und Primus ist der Sohn eines Händlers. Sie wohnen alle in unserer Straße und wir spielen immer mit den Schneckenhäusern auf der Straße!“ erzählte sie ihm. Sie musste sich strecken um den nächsten Ast zu erreichen. Sie balancierte auf Zehenspitzen und bekam ihn dann zu fassen. Es knackte gefährlich und erschrocken sah sie nach oben, doch der Ast war noch da. Sie sah nach unten und sah wie Marcus den Halt verlor und fiel. Sie gab einen erschrockenen Schrei von sich. Sie hielt sich ganz an ihrem Ast fest.


    „Hast du dir weh getan?“ fragte sie. Er hatte sich zum Glück halten können. Wenn er richtig vom Baum fiel, dann würde er sich ganz furchtbar wehtun. Schrammen waren da hingegen ja harmlos. Marcus holte auf, aber sie sah ihn nur besorgt an. „Du blutest!“ sagte sie und deutete auf seinen Ellbogen. Nichts ernstes, aber dennoch, wenn sich jemand weh tat hörte meist der Spaß auf.

    Immer höher ging es in den Baum. Von Ast zu Ast, wie kleine Affen. Kurz hielt sie Inne, als Marcus fragte, ob er einmal mit ihnen spielen durfte. Sie sah auf ihn hinunter. Es sprach eigentlich nichts dagegen. „Natürlich darfst du mit uns spielen!“ sagte sie. Gern wollte sie ihren Cousin ihren Freunden vorstellen. „Sie werden dich mögen“, fügte sie hinzu. In der Zwischenzeit hatte er aufgeholt und sie bemühte sich nun schneller zu klettern.


    „Von wegen lahme Schnecke!“ rief sie. „Du bist doch langsamer wie ich!“ rief sie und zog sich weiter hinauf. Immer noch war sie ihm einen Ast vor raus.

    Sabina sah ihren Onkel aus großen Augen an und wurde dann schlagartig ziemlich verlegen. Betreten schaute sie auf den Boden. Bias Erziehung hatte trotz allem doch gefruchtet. „Entschuldige!“ murmelte sie, ehe sie dann wieder den Kopf hob und sich strafte. Ob sie es ernst meinte oder nur so tat, war schwer zu erkennen.


    „Salve Onkel Avarus!“ sagte sie dann. „Entschuldige, dass ich störe. Hast du Marcus gesehen?“ fragte sie nun wie es sich gehörte und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Dabei ließ sie ihren Blick dann durch den Raum gleiten. Sah nicht so aus, als würde sich ihr Verwandter hier irgendwo verstecken. Avarus hätte ihn sonst sicherlich schon längst raus geschickt. Denn sie sollten ja nicht in den Arbeitszimmer spielen. Dennoch taten sie es, wenn sie sich sicher war, dass weder ihr Vater noch Avarus grad im haus waren.


    Ihren Vater behandelte sie hingegen immer noch wie Luft. Sie war immer noch sauer auf ihn und hatte ihm noch lange nicht verziehen.

    Marcus war ganz schön schwer, aber sie zog den Jungen dann doch mit hoch. Endlich saß er neben ihr und sie strahlten sich an. Nicht das erste mal saß Sabina auf einem Baum. Erst lächelte sie breit, zog dann aber eine Schnute. Doch dann entschied sie sich dafür seine Einschränkung als Kompliment zu sehen. „Mit Alba und Lyso und Primus kletter ich ganz oft auf Bäume. Das sind meine Freunde!“ plapperte sie munter drauf los.
    Vorsichtig stand sie auf und balancierte den Ast ein wenig weiter nach vorn, griff dann nach einem Ast über ihren Kopf und zog sie noch etwas höher hinauf. Sie wollte ganz nach oben.


    „Wer zuerst oben ist!“ sagte sie, nachdem sie bereits einen kleinen Vorsprung hatte und weiter hinauf kletterte. Dabei lachte sie laut. Das war ein Spaß.

    Ehe der gute Onkel antworten konnte, steckte Sabina ihren Kopf zur Tür rein. Ohne anzuklopfen, was sie sonst nicht tat. Sie suchte Marcus.


    Als sie ihren Vater entdeckte verfinsterte sich ihre Miene kurz und sie entschloss sich, ihn zu ignorieren, statt dessen fragte sie direkt Avarus: "Onkel Avarus. Hast du Marcus gesehen?" fragte sie und sah ihn an. Es konnte ja sein, dass der Junge sich unter dem Schreibtisch versteckte. Noch ahnte sie nicht, dass er einfach aus dem Haus gelaufen war. Etwas das ja eigentlich verboten war und sie wusste, dass es Ärger gab, wenn sie allein raus ging. Weil es gefährlich war auf den Straßen für Kinder.

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/bia-1.jpg]
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    Bia, Sklavin und Kindermädchen


    „SABINA!“ erklang es ziemlich laut und streng. Ein kleiner Blondschopf erschien auf dem Absatz der Treppe und sah hinunter auf Bia, ihres Zeichen Kindermädchen und alles sehendes Auge. „Was denn?“ fragte das Mädchen unsicher und fragte sich ob sie etwas falsch gemacht hatten? Sie hatte jedenfalls nichts kaputt gemacht, da war sie sich sicher.
    Erleichterung zeichnete sich auf den Zügen der Frau ab. „Wo hast du gesteckt?“ „Bei Calvena, sie hat mir etwas über die Götter erzählt!“ berichtete sie. In diesem Moment erschien auch noch die junge Frau auf dem Treppenansatz.
    „Ist Marcus bei euch?“ schon fast synchron wurden die Köpfe geschüttelt. „Er wollte mit meinen Soldaten spielen!“ antwortete Sabina. Bia wirkte mit einem Male ziemlich besorgt. „Er ist weder in deinem noch in seinem Zimmer...“, teilte sie mit und verstummte. „Ich kann ihn nicht finden!“ fügte sie nun kläglich hinzu.
    „Oh...“, kam es aus dem Kindermund. „Vielleicht hat er sich versteckt“, schlug das Mädchen vor. „Ich helf suchen!“ erbot sie sich sogleich, schließlich kannte sie alle guten Verstecke im Haus. „Das wäre sehr lieb!“ Sabina rannte davon, doch Bia blieb ziemlich erschüttert stehen.

    Kritisch musterte Sabina Marcus, als dieser behauptete, sie sei nicht stark genug um ihm auf dem Baum zu helfen. „Ich bin sehr wohl stark genug!“ meinte sie im selben Ton wie er. Es würde wohl nicht leicht werden hin und wieder das Zepter nun abzugeben. Aber dann ging der Junge in die Knie und zuerst hielt sie sich an seinen Schultern fest, ehe sie weiter hinauf kletterte. Nur wenig später balancierte sie dann auf seinen Schultern und hangelte mit einem Arm nach dem untersten Ast des Baumes. Mit dem anderen hielt sie sich am Stamm fest. Einen kurzen Moment schwankte sie und konnte dann einen Arm um den Ast schlingen und sich mit zappelnden Beinen hochziehen. Ausversehen traf sie Marcus mit ihrem Fuß leicht am Kopf. „Entschuldige!“ rief sie runter und hing einen Moment wie ein Äffchen in dem Baum. Es raschelte, Rinde und Blätter stürzten herab und mit einem triumphalen Grinsen saß Sabina dann mitten im Baum. „Komm rauf Marcus!“ rief sie und sah herab, ehe sie sich bewusst wurde, dass er ihre Hilfe benötigte. Eilig beugte sie sich herab, hielt sich mit einer Hand fest und streckte die Andere Marcus entgegen.

    Sabina war ziemlich beleidigt gewesen, dass sie nicht zum Fest mitgehen durfte. Nur weil sie krank war. Schmollend hatte sie sich in ihrem Bett verkrochen und es Bia ziemlich schwer gemacht. Sie hatte gejammert und gequängelt und an allem herum genörgelt. Um so überraschender war es, dass Saldir den Kopf zur Tür rein steckte und Besuch ankündigte. Wer wollte sie denn jetzt Besuchen? Ihre Freundin Alba konnte es nicht sein. Vergessen war die doofe Erkältung. Stattdessen hüpfte sie jetzt im Bett auf und ab und fragte sich, wer sie denn besuchen wollte.

    Sabina strahlte, als Romana sagte, dass sie sie gern wieder als Gäste hätte und das sie gern auch mal wieder bei ihnen zu Besuch sein wollte. Etwas zögerlich erwiderte sie die Umarmung und strahlte dann die große Frau von unten herauf an. „Wenn du kommst musst du mir viel über Vesta erzählen!“ sagte sie begeistert. „Vale Romana!“ sie winkte der Claudia eifrig zu und ließ sich dann willig hinaus führen. So viele Eindrücke, so viel Neues.
    Etwas irritiert sah sie ihre Cousine an, als diese leise vor sich hin murmelte und zuckte dann leicht die Schultern.
    „Du hast sie sehr gern!“ es war eine Feststellung. „Ich mag sie auch! Sie ist sehr nett!“ sagte sie und kletterte in die Sänfte. Auf dem Rückweg löcherte sie dann Calvena mit dutzenden Fragen.

    Sabina betrachtete das tiefe dunkle Wasser. Spiegelglatt war die Oberfläche und es juckte ihr in den Fingern einen kleinen Stein hinein zu werfen, nur um zu schauen, ob es dann Wellen schlug. Kurz warf sie einen Blick zu den Frauen herüber und entschied sich dann dagegen. Romana würde das sicher nicht gut finden, vielleicht würde sie damit auch die Götter erzürnen. Ganz schnell faltete sie die Hände in einander und drückte diese ganz fest zusammen. Stattdessen ging sie nun noch einige Schritte weiter, ehe sie gerufen wurde. Mit wehenden Röcken kam sie angerannt und sah Romana an. Ihre Augen strahlten. Dieser Ausflug war etwas ganz besonderes gewesen. Es hatte ihr viel Spaß gemacht und sie hatte viel gelernt.


    „Romana, es ist schön hier!“ sagte sie im kindlich naiven Ton. „Ich würde dich gern wieder einmal besuchen, wenn ich darf“, sie warf einen Blick zu Calvena herüber. Mit Sicherheit würde diese sie wieder besuchen.
    „Aber vorher musst du uns besuchen kommen“, lud sie die Claudia lächelnd ein. Ohne zu Fragen, aber eigentlich war es doch eine Ehre eine Vestalin zu gast zu haben.

    „Naja, nicht immer nett, aber wenn wir mit Kieseln nach Leuten werfen, bekommen wir ganz sicher Ärger!“ sie setzte eine bedrückte Miene auf. Sie hatte genug ärger für einen Tag gehabt und wollte eigentlich jetzt etwas Spaß haben und auch sich ablenken. Wie gut das Marcus auch schnell ein einsehen hatte. Was wohl eher dem strengen und aufmerksamen Blick Simplex's zu verdanken war, als Sabinas Worten. Das sich der Leibwächter so gar nicht wohl in seiner Rolle als Kindermädchen fühlte, wussten die ja Sabina und Marcus nicht.


    Der junge Germanicus hüpfte von der Mauer und spurtete zu dem Baum hinüber. Sabina hingegen kletterte wesentlich vorsichtiger von der Erhöhung her runter. Ohne sich dabei dreckig zu machen oder gar etwas zu zerreißen. Aber kaum hatten ihre Füße den Boden berührt stürmte sie dem Jungen hinter her. Marcus war nur wenig schneller wie sie, nach ihm erreichte sie den Baum und berührte die Rinde. Breit grinste sie. „Du hilfst mit auf den Baum!“ forderte sie ihn befehlsgewohnt auf. Einmal mehr merkte man, dass Sabina sich nur ungern etwas sagen ließ und viel lieber bestimmte. „Und ich zieh dich dann rauf!“ erklärte sie ihm. Schließlich kletterte sie nicht zum ersten Mal auf einen Baum.