Es war soweit. Noch bis vor einer Minute, waehrend Ahala darauf gewartet hatte aufgerufen zu werden, war ihm die ganze ihn umgebene Szenerie nahezu unwirklich erschienen. Er, vor noch nicht allzu langer Zeit Tiberius Celsus, vergnuegungssuechtiger Lebemann aus Syracusae, wuerde in wenigen Sekunden vor dem versammelten Senat stehen und sich um ein Amt des Cursus Honorum bewerben. Unfassbar eigentlich, und selbst fuer einen normalerweise so dickfelligen Menschen wie den Tiberius ziemlich respekteinfloessend, so dass sich sein Puls jetzt doch merklich beschleunigte und sein Magen, den er in den letzten Tagen sicherheitshalber vom sonst durchaus geschaetzten Wein freigehalten hatte, sich unangenehm zusammenballte.
'So, jetzt reicht es aber, reiss dich gefaelligst am Riemen.' rief Ahala sich selbst zur Raison und erhob sich schnell vom seinem Platz, bevor sich seine Nervositaet eventuell in wackligen Knieen auessern konnte.
'Sieh das Ganze hier als ein Spiel an, denn damit kennst du dich doch blendend aus. Kein Spiel der Wuerfel diesmal sondern der Worte, aber nichtsdestotrotz ein Spiel, und all diese ehrwuerdigen Senatoren mit ihren Purpurstreifen sitzen am selben Tisch und spielen das selbe Spiel. Ob mit dir oder gegen dich, wird sich noch frueh genug zeigen, also mach dir deshalb noch keine Gedanken und kuemmere dich um deine Rede.' Ja, so funktionierte es tatsaechlich. Ahala wurde ein wenig ruhiger, raeusperte sich kurz und begann.
"Patres conscripti, ehrwuerdige Senatoren Roms, ich moechte mich zunaechst fuer die Ehre bedanken, vor diesem hohen Haus das Wort ergreifen zu duerfen. Mir ist bewusst, dass ihr alle mit dem Namen meiner Familie weit mehr anfangen koennt als mit meinem Gesicht. Und wie koennte es auch anders sein, sitzt doch einer der ehrenvollsten und wichtigsten Vertreter meiner Gens hier mitten unter euch, mein Vater, Manius Tiberius Durus, der unserem Reich ueber so viele Jahre hinweg schon derart vorbildliche Dienste geleistet und vor nicht allzu langer Zeit sogar das hoechste Amt des Cursus Honorum, das Consulat, zu unser aller Besten bekleidet hat.
Es erscheint mir beinahe vermessen, angesichts eines solchen Vorbilds vor euch zu treten und euch um die Gelegenheit und Ehre zu bitten, ebenfalls in den Dienst des roemischen Staates treten zu duerfen. Und dennoch tue ich es, ehrwuerdige Senatoren, denn auch ich wuensche mir sehr, einen Beitrag zum Wohlergehen unseres Reiches leisten zu koennen, moege dieser zu Beginn auch eher unbedeutend anmuten angesichts der Verdienste meines Vaters oder des verstorbenen aber nichtsdestotrotz unvergessenen Legaten Quintus Tiberius Vitamalacus. Noch sind meine eigenen politischen Erfahrungen gering, auch wenn ich die Ehre und das grosse Glueck hatte, waehrend meines Tirocinium fori viel von meinem Mentor, dem ehrwuerdigen Senator und Pontifex Aurelius Corvinus, lernen zu duerfen. Aber glaubt mir, ehrwuerdige patres conscripti, ich bin bereit und willens alles dafuer zu tun und zu lernen, um das ehrenvolle Amt eines Vigintivirs zu euer aller Zufriedenheit auszufuellen und euer Vertrauen nicht zu enttaeuschen. Meine persoenliche Praeferenz waere das Amt des Decemviri litibus iucandis, doch werde ich selbstverstaendlich mit Freuden auch jedes andere akzeptieren, das mir zugewiesen wird.
Ich danke euch noch einmal fuer eure Aufmerksamkeit und die Ehre, vor euch sprechen zu duerfen und hoffe sehr, dass ihr mir die Gelegenheit geben werdet, mich des mir entgegenbrachten Vertrauens wuerdig zu erweisen und meinen eigenen Beitrag zum Wohl unseres Reiches zu leisten."
So, der erste Teil war ueberstanden, jetzt waren die anderen Spieler am Zug, und Ahala blieb nichts anderes uebrig als abzuwarten und der Dinge zu harren, die noch kommen wuerden.