Beiträge von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus

    Nachdem alle ranghöheren Magistrate ihren Amtseid abgelegt hatten, kam schließlich auch Ahala an die Reihe.


    “EGO, AULUS TIBERIUS AHALA TIBERIANUS HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.


    EGO, AULUS TIBERIUS AHALA TIBERIANUS OFFICIO VIGINTIVIRI IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.


    EGO, AULUS TIBERIUS AHALA TIBERIANUS RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.


    EGO, AULUS TIBERIUS AHALA TIBERIANUS OFFICIIS MUNERIS VIGINTIVIRI ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.


    MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO MUNUS VIGINTIVIRI UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO.“

    Wirklich begreifen konnte er es immer noch nicht. Sie hatten ihn tatsächlich gewählt, und das nicht mit Ach und Krach sondern einem Ergebnis, mit dem man sich wirklich sehen lassen konnte. Ahala gab sich nicht der Illusion hin, dass das mit seiner Rede zusammenhing, die zwar ganz in Ordnung aber gewiss nicht brilliant gewesen war. Oder mit seinem unwiderstehlichen Charme, der, falls überhaupt vorhanden, eher auf Mitglieder des anderen Geschlechts denn auf alternde Senatoren wirkte. Nein, die beiden wenig spektakulären Antworten auf die entsprechenden Erwägungen waren wohl vielmehr der Name seiner Gens und allem voran der seines Vaters, des hochdekorierten Pontifex und Ex-Consuls Tiberius Durus.
    Aber wurscht, gewählt war gewählt, und Ahala wäre nicht Ahala gewesen, hätte diese Erkenntnis sein Selbstbewusstsein über Gebühr strapaziert.
    Viel entscheidender war, dass er sich jetzt auf einem Weg befand, von dem er immer noch nicht sicher war, dass es seiner war. Zugegeben, bis zu seiner Ankunft in Rom und der Adoption durch Durus war er auf gar keinem Weg gewesen und hatte lediglich aber dafür mit großem Genuss in den Tag oder, besser gesagt, in die Nacht hinein gelebt. Dafür war er allerdings eines der zufriedensten Individuen des römischen Imperiums gewesen, und von diesem entspannten Seelenfrieden war ihm in den letzten Wochen und Monaten doch so einiges verloren gegangen. Einen Großteil hatte dazu natürlich sein semi-freiwilliges politisches Engagement beigetragen, doch abgesehen von dem damit unvermeidlich verbundenen Mehr an Arbeit und Weniger an Spaß plante sein frohgemuter Senior auch noch einen gewaltsamen Umsturz inklusive Ermordung des Kaisers sowie des Praefectus Urbi und legte dabei ein wirklich beeindruckendes Maß an Rüstigkeit und Elan an den Tag, das selbst dem durchaus recht agilen Ahala Respekt abnötigte.
    Die Zukunft konnte also so einiges bringen: von langweiliger aber immerhin sicherer Verwaltungsarbeit bis hin zum deutlich spektakuläreren aber dafür ebenso deutlich unerfreulicheren Ende als Hochverräter war alles drin, und auch an diesem Tag dachte der junge Tiberius, während er gedankenverloren am Tiber entlang schlenderte, mit leichter Wehmut an seine so überaus sorglosen Zeiten in der kleinen Hafenkaschemme in Syracusae zurück.
    Ohne bewusst darüber nachzudenken, bewegte sich Ahala immer weiter zum Wasser hin und wollte sich mit einem kleinen Seufzer gerade auf einem der großen Steine dort niederlassen, als er entdeckte, dass in unmittelbarer Nähe bereits ein junger Mann saß, der offensichtlich etwa in seinem Alter war. „Oh salve, ich hab dich gar nicht gesehen.“ begrüßte er den Fremden mit einem freundlichen Grinsen und blieb vorsorglich erst einmal stehen. „Falls ich dich störe, gehe woanders hin"

    "Ja, genau der. Ich denke, ich werde ihm schreiben und um seine Meinung bitten, sobald die Wahl hinter mir liegt." nickte Ahala auf die Anmerkung des Flaviers hin. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er nach Abschluss seiner Amtszeit ein wenig Tapetenwechsel ganz gut würde gebrauchen können, vorrausgesetzt natürlich, man wählte ihn auch tatsächlich. Zusätzliches Studium zum ohnehin zu erwartenden Arbeitsaufwand war da schon deutlich weniger reizvoll, aber selbst Ahala hatte mittlerweile eingesehen, dass man ohne ein Mindestmaß an Eigeninitiative nicht von der Stelle kam. Vielleicht schaffte er es ja diesmal, sich fristgerecht bei der Academia Militaris einzuschreiben... Sein Gegenüber sprach weiter, und den jungen Tiberius beschlich bei seinen Worten ein gewisses Unbehagen. In seinem bisherigen Leben hatte er schon einige Wege beschritten, und nur die wenigstens waren ehrbar gewesen. Darüber hinaus sagte ihm eine innere Stimme, dass er sich, Cursus Honorum hin oder her, auch in Zukunft nicht zu einem Vorzeigerömer entwickeln würde und das eigentlich auch gar nicht wollte, denn dafür steckte immer noch zu viel vom alten Celsus in Ahala. Wenn es aber dennoch eine Möglichkeit gab, sich beim alten Durus für dessen unerschütterliches Vertrauen sinnvoll zu revanchieren, dann wollte er diese gern nutzen. Er erwiderte den Blick des Flaviers und nickte. "Ja, ich denke du hast recht. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich meinem Vater beim Militär von größerem Nutzen sein könnte. Zumindest mittelfristig."

    Ahala war kaum im Atrium angekommen, da erschien auch schon der Hausherr auf dem Plan. Beflügelt durch dessen freundliche Begrüßung beschloss er, möglichst übergangslos zum Kern der Sache zu kommen. Wer bei einer handfesten Verschwörung zur Beseitigung des amtierenden Kaisers Kline an Kline lag, der konnte vielleicht auch die eine oder andere Stufe des gesellschaftlichen Geplänkels überspringen.


    "Salve, Aurelius." erwiderte der Tiberius zunächst einmal ebenso freundlich den Gruß. "Ich danke dir, dass du so kurzfristig Zeit für mich gefunden hast und will dich nach Möglichkeit auch allzu lange von deinen sonstigen Verpflichtungen abhalten." Schließlich war sein Gegenüber ja derzeit als Aedil tätig und hatte vermutlich auch noch andere Dinge zu tun, als sich mit den protegierten Söhnen seiner politischen Freunde herumzuschlagen. "Ich werde bei den kommenden Wahlen für das Amt des Vigintivirs kandidieren, und wollte dich um deine Unterstützung bei diesem Unterfangen bitten. Damit wäre ich sicher schon ein ganzes Stückchen weiter."

    "Beziehungen, ja, da hast du vermutlich recht." nickte Ahala, dem es ganz angenehm war, dass der Vinicier nicht erst lange um den heissen Brei herum redete sondern direkt zum Kern der Sache kam. "Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich natürlich schon, dass die Freunde meines Vaters auch mir wohlwollend gegenüber stehen werden, obwohl ich bislang natürlich wenig Gelegenheit dazu hatte, mir in Rom einen Namen zu machen. " Ahala ließ einen kleinen Augenblick verstreichen und entschied sich dann dafür, sich der lucianischen Direktheit anzupassen. "Wärest du, Senator, denn dazu bereit, meine Kandidatur für das Vigintivirat zu unterstützen? Das wäre sicherlich sehr hilfreich für mich."

    Hatte er jetzt tatsächlich einen Patron? Es sah ganz so aus, und noch dazu einen verdammt einflussreichen, der ihn bei der anstehenden Wahl unterstützen und sich wohl auch zu späteren Zeiten durchaus positiv für seinen Lebenslauf auswirken würde. Ahala unterdrückte mit Müh und Not ein erleichtertes Schnaufen und nickte statt dessen.


    "Ich danke dir, Senator, auch im Namen meines Vaters, den diese Nachricht sicherlich sehr freuen wird, und werde ihm gern deine Grüße überbringen. Vale, und mögen die Götter dich beschützen."
    Da die Warteschlange in der Zwischenzeit sicher nicht kürzer geworden war, verabschiedete sich der junge Tiberius ohne weiteres Brimborio, und machte dem nächsten Klienten Platz.

    Ah, da kam ja doch noch wer. Ahala setzte sein "netter Patrizier von nebenan"- Lächeln auf.


    "Salve, mein Name ist Aulus Tiberius Ahala und ich würde gern mit Senator Aurelius Avianus sprechen, falls dieser Zeit für mich hat."

    Überflügeln? Einen Tiberius Durus? Ahala erschien bereits der Anspruch, die Erwartungen seines Vaters an ihn halbwegs zufrieden zu stellen, mehr als abenteuerlich. Ein Überflügeln stand da weit jenseits all seiner eigenen Ambitionen, und dennoch setzte diese Bemerkung plötzlich einen Gedanken in Gang, den der junge Tiberius bislang noch nie ernsthaft länger verfolgt hatte. Ja, warum eigentlich nicht...


    "Nun, vielleicht wäre das Miltär wirklich eine genauere Überlegung wert." murmelte er ein wenig geistesabwesend. Ahala war zwar nicht gerade das Musterbeispiel eines disziplinierten Römers, aber zumindest war er körperlich fit und in hervorragendem Zustand, denn darauf hatte er, Suff und Eskapaden zum Trotz, Zeit seines Lebens immer sehr genau geachtet, wenn auch mehr aus Eitelkeit denn aus sonstigen Überlegungen. "Der Mann meiner Cousine Septima ist Legat der Legio I ins Mantua, vielleicht sollte ich ihn mal ansprechen und um seine Meinung bitten. Meinst du denn, Vater würde einen solchen Schritt überhaupt gutheissen?" Ansonsten sah Ahala nur wenige reelle Möglichkeiten, seinen Senior in irgendeiner Weise zu übertreffen, nahm man vielleicht Disziplinen wie Kampftrinken und erschöpfende Kontakte mit diversen Lupanar-Belegschaften aus.


    "Ich denke, Rhetorik kommt mir ohnehin mehr entgegen, daher nehme ich deinen Rat gern an, mich zuerst diesem Schwerpunkt meiner Ausbildung zu widmen." ging Ahala zu dem anderen, vom Flavier angesprochenen Thema über. Und die letzte Frage, oje... Der Tiberius hatte bislang noch keine besondere Ahnung vom Militär, aber der Cultus war auch nicht gerade das, was man eine besondere Leidenschaft seines Lebens nennen konnte. "Ich gehöre den Arvales Fratres an, aber darüber hinaus kann ich in kultischen Belangen leider nicht allzu viel vorweisen." gab er daher wahrheitsgemäß zu und zuckte entschuldigend die Schultern. "Aber ich denke, generell liegen mir die 'handfesten' Dinge des Lebens eher."

    Der alte Durus war vermutlich in erster Linie erleichtert, dass sein Sohn nach all der Zeit in Rom endlich aus den Sandalen gekommen war, trotzdem setzte Ahala einen geschmeichelten Gesichtsausdruck auf, als er sich auf dem angebotenen Platz niederließ.


    "Stolz? Ja, vielleicht schon, zumindest ein wenig. Allerdings hoffe ich doch sehr, dass Vater auch nach dieser Wahl noch stolz auf mich sein kann." Ja, Ahala war ein ziemlich dickfelliger und die meiste Zeit seines Lebens ausgesprochen entspannter Mensch, aber selbst ihn machte die Ungewissheit der kommenden Wahl zunehmend nervös, schließlich hatte er in seinem bisherigen Leben nur wenige Male wirklich Verantwortung für sein eigenes Tun und Handeln übernehmen müssen. "Hast du vielleicht ein paar Ratschläge für mich, auf wen oder was ich im Vorfeld der Wahlen besonders achten sollte?"

    "Nun, es ist sicher ein nicht zu unterschätzendes Privileg, dass im Haus meines Vaters die namhaftesten Senatoren Roms ein und aus gehen." nickte Ahala. "Flavius Gracchus, Purgitius Macer, Aurelius Avianus und dein Bruder, Vinicius Lucianus, zum Beispiel. Und natürlich auch einige Jüngere, die ebenfalls noch am Beginn ihrer politischen Karriere stehen und bei Vater Rat und Unterstützung suchen. Mit einigen von ihnen konnte ich bereits sprechen, und bei den anderen hoffe ich noch die Gelegenheit zu bekommen, bevor die Wahlen beginnen. " Am leichtesten durchzuführen vermutlich im Anschluss an eines der netten konspirativen Treffen, die Durus neuerdings immer mal wieder gern in der Villa Tiberia abhielt, aber dieses Detail behielt Ahala dann doch lieber für sich und beschränkte sich statt dessen auf ein erneutes bekräftigendes Nicken. "Ja, mein Vater hat mir bereits einige sehr wertvolle Ratschläge mit auf den Weg gegeben. Einer der ersten war übrigens, dich aufzusuchen und dich zu bitten, mich ebenso wie Vater als deinen Klienten zu akzeptieren."

    Dass sein meist schlafender Onkel mit einem Senator und ehemaligen Legaten Roms persönlich bekannt war, kam eher unerwartet, und Ahala sah sein Gegenüber einen Moment lang überrascht an. Bislang waren seine "beiden" Leben, das frühere als Celsus in Syracusae und das jetzige als Ahala in Rom völlig getrennt voneinander und ohne Berührungspunkte irgendeiner Art verlaufen. Durch die Bemerkung des Viniciers jedoch schoben sich die beiden nun für einen Moment übereinander, und das war ein eigentümliches Gefühl. Dann verflog jedoch die Irritation, so schnell, wie sie gekommen war und der junge Tiberius nickte. "Das will ich gern tun, ich hatte ohnehin schon seit längerem vor, meinem Onkel zu schreiben und ihn über die neuesten Entwicklungen hier in Rom in Kenntnis zu setzen." Nun, präzise gesagt, seit genau 90 Sekunden, aber wollte sich schon mit derartig unwichtigen Details aufhalten. Spätestens bei der nächsten Frage verschwand Servilius Corbulo bis auf weiteres wieder in der Erinnerung des jungen Tiberius und machte aktuelleren Dingen Platz.


    "Nun ja, ich denke, ich werde das Ganze in kleinen Schritten angehen müssen, da mir bislang noch weitgehend die politische Erfahrung fehlt." gab er dann freimütig zu. Ich habe mich einige Zeit mit den Einstiegsämtern des Cursus Honorum beschäftigt und nach einem Gespräch mit meinem Vater beschlossen, mich um das Amt des Decemvir litibus iucandi zu bewerben."

    "Ja, das stimmt, Senator." Ahala nickte bekräftigend. "Wir haben uns mehrfach im Haus meines Vaters gesehen, allerdings hatten wir bislang noch nie die Gelegenheit, uns unter vier Augen zu unterhalten. Da ich jedoch bei den nächsten Wahlen als Kandidat für das Vigintivirat antreten werde, wollte ich die Gelegenheit nutzen, und dieses persönliche Gespräch endlich nachholen und dich um deine Meinung bitten."

    Kaum hatte der Sklave, der Ahala die Porta geöffnet hatte, diesen ins Atrium geführt und sich wieder verabschiedet, da betrat auch schon der Vinicius den Raum, den Ahala bereits von der einen oderen anderen Cena in der väterlichen Villa kannte. Ein längeres Gespräch unter vier Augen hatte er mit diesem bislang noch nie geführt, aber was nicht war, konnte ja noch werden.


    "Salve, Senator Vinicius, ich danke dir, dass du mich so schnell empfangen hast."

    "Ja, ich weiß, die Wahrscheinlichkeit, auch nur annhähernd so erfolgreich diesem Reich dienen zu können wie Vater, ist eher klein." nickte Ahala, den auch über ein Jahr nach seiner Adoption häufiger mal das Gefühl beschlich, zu seinem Status als Konsuls-Sohn gekommen zu sein wie die Jungfrau zum Kind. "Aber ich denke, ich bin es ihm und auch mir schuldig, so weit zu kommen, wie es mir irgend möglich sein wird." Ja, das klang gut und enthielt sogar ein zwar nicht großes aber doch immerhin vorhandenes Körnchen Wahrheit. Ahala hatte sich ursprünglich, dem väterlichen Druck nachgebend, eher halbherzig in diesen Wahlkampf begeben, aber jetzt, wo er jeden Tag an einer anderen Klinke rubbelte, entwickelte der Tiberius allmählich doch so etwas wie Ehrgeiz.
    Bis jetzt war das Gespräch mit dem Flavius höchst angenehm plätschernd verlaufen, doch dann kam sie plötzlich, die erste Stromschnelle, und in Ahalas Hinterkopf begann ein kleines rotes Flämmlein zu kreisen. Wie er seine sonstige Zeit verbrachte? Gute Frage...Die Wahrheit "Wein, Weib und Würfel gepaart mit sonstigem Müßiggang" bot sich als Antwort wohl eher nicht an, zumal sein Gegenüber allgemein als intellektueller Schöngeist bekannt war. Nun gut, alles eine Frage der Formulierung...


    "Nun, ich fürchte, mein sonstiges Leben ist zurzeit noch nicht besonders beeindruckend. Ich verbringe viel Zeit in den Thermen, um mich körperlich fit zu halten und nützliche Kontakte zu knüpfen und zu vertiefen. Und dann habe ich daran gedacht, meine Studien zu vertiefen vorzugsweise im Rechtswesen und in Rhetorik, weil mir diese Bereiche bei meinem künftigen Werdegang vermutlich am ehesten nützlich sein werden."

    "Die Freude ist ganz meinerseits, Vinicius Hungaricus." Wie es aussah, war zumindest Teil eins der Kontaktaufnahme mit dem Patron seines Seniors erfolgreich abgeschlossen und dieser offenbar willens, sich noch ein Weilchen mit dem Iunior zu unterhalten. Ahala atmete innerlich auf und setzte zu einer kleinen Vorstellungsrunde an.


    "Nun, wie du schon sagtest, hat mir Tiberius Durus kurz nach meiner Ankunft in Rom die große Ehre erwiesen mich an Sohnes Statt zu adoptieren. Mein leiblicher Vater war ebenfalls ein Tiberier, Aulus Tiberius Celus, Sohn des Sextus Tiberius Catulus. Auch er war im Begriff, politische Karriere zu machen, allerdings natürlich nie derart erfolgreich wie Vater. Er brachte es bis zum Quaestor Principis, starb jedoch kurz nach Ende seiner Amtszeit, bevor er sich noch um ein höheres Amt hätte kümmern können. Meine Mutter, eine Servilia, zog es nach seinem Tod zurück zur ihrer Familie nach Syracusae, wo ich unter der Obhut meines Onkels Servilius Corbulo aufwuchs. Er ist Advocatus und seit ewigen Zeiten im Ordo decurionum aktiv und war auch mal einer der Duoviri iure dicundo, aber ich glaube kaum, dass sein Name über die Grenzen Sicilias hinaus bekannt ist." Ahala zuckte entschuldigend mit den Schultern. Nein, ein höherer Bekanntschaftsgrad seines Onkels war tatsächlich wenig wahrscheinlich, war dieser doch einer der antriebsarmsten und gemütlichsten Menschen, die er, Ahala, jemals kennengelernt hatte. Mit Ausnahme seiner eigenen Person vielleicht, wobei er bei Dingen, die ihn interessierten, durchaus ein recht beeindruckendes Maß an Antrieb an den Tag legen konnte. "Nun ja," fuhr er fort, "mein späterer Werdegang unterscheidet sich vermutlich kaum von dem anderer patrizischer Jugendlicher. Nach der Grammatikschule finanzierte mir mein Onkel Studien in Athen und Pergamon, und kurz nach meiner Rückkehr nach Sicilia hat mich meine Mutter bereits nach Rom geschickt und der Fittiche des Tiberius Durus anvertraut, auf den sie immer schon große Stücke gehalten hat." Aus Ahalas Sicht schon eher mädchenhafte Schwärmerei, aber das behielt er lieber für sich, ebenso wie einige andere Aspekte seiner damaligen Freizeitgestaltung, aber die würden einen gestandenen Senator und ehemaligen Consuln wohl auch kaum interessieren und noch weniger beeindrucken. "Und jetzt habe ich den Wunsch und das Befürfnis, mich für all die bisherigen Bemühungen meines Adoptiv-Vaters erkenntlich zu zeigen und mich ebenfalls um eine politische Karriere zu bemühen, in der Hoffnung, mich seines Vertrauens würdig zu erweisen."

    Durch das prompte Erkennen von Seiten des Ianitors ausreichend gepauchpinselt und besänftigt ließ Ahala sein gewohntes Grinsen sehen und winkte ab.


    "Schon, und ja: ich möchte auch zur Salutatio. Heute allerdings zu Senator Lucianus, falls sich das einrichten lässt."

    Stille hinter der Porta. Ahala trat von einem Fuß auf den anderen, zupfte ein wenig an seiner Toga herum, pfiff ein kleines Liedchen und klopfte dann erneut, diesmal ein wenig lauter. War ja immerhin möglich, dass der hauseigene Ianitor schon ein wenig älter war und nicht mehr die allerbesten Ohren hatte.