Beiträge von Aulus Tiberius Ahala Tiberianus

    In den frühen Morgenstunden gab ein Bote einen Brief für den Senator und Pontifex Tiberius Durus ab


    Ad Manius Tiberius Durus
    Provincia Italia
    Roma
    Villa Tiberia


    Salve, hochgeschätzter Tiberius Durus,


    wie gern würde ich eine weniger formale Anrede verwenden, wage dies jedoch nicht aus Angst, dass du dich meiner vielleicht gar nicht mehr erinnern wirst.
    Vor vielen Jahren warst du Gast auf meiner Hochzeit, als dein Verwandter Aulus Tiberius Celus mich zu seiner Gemahlin nahm. Leider waren uns nur zwölf gemeinsame Jahre vergönnt, bis mir eine grausame Laune der Fortuna den geliebten Mann wieder von der Seite riss. Welch bittere Fügung, da er zu diesem Zeitpunkt am Beginn einer vielversprechenden politischen Karriere stand und sich ganz für seine Tätigkeit als Quästor Principis aufopferte. Sicherlich erinnerst du dich noch an die bewegenden Trauerfeierlichkeiten, die mir deutlich zeigten, welche Wertschätzung meinem Gatten in Rom allgemein entgegebracht wurde.


    Dies war und ist mir auch heute, zehn Jahre danach, noch ein großer Trost, dennoch entschloss ich mich damals, vom Kummer überwältigt, zu meiner Familie nach Syracusae zurückzukehren. Mein kleiner Sohn Aulus war erst elf Jahre alt, als er seinen Vater verlor, dennoch hat er sich zu einem ganz wundervollen und vielversprechenden jungen Mann entwickelt. Er ist auch der eigentliche Grund, warum ich mich nach langem Ringen dazu entschlossen habe, dich um deine Hilfe zu bitten.


    Ich werde bald sterben, werter Durus, daran besteht leider keinerlei Zweifel. Bereits seit einigen Monaten ringe ich mit einer schweren Krankheit, die mich nach und nach ausgezehrt hat, und die Ärzte haben mir bestätigt, dass mir nur noch wenige Wochen auf dieser Welt bleiben werden. Wie es sich für eine gute Römerin gehört, habe ich mich ohne zu klagen in mein Schicksal gefügt, aber die ungewisse Zukunft meines Sohnes lässt mich meine letzten Tage in Angst verbringen.
    Du würdest ihn sicher mögen, er ist ein sehr fleissiger und tugendhafter junger Mann, nur fehlt es ihm seit dem Tod meines Gatten an einer vorbildlichen Vaterfigur, an der er sich vertrauensvoll orientieren könnte. Ganz sicher hätte er das nötige Potential für eine glänzende polititische oder militärische Karriere, aber hier in Syracusae ist er trotz all seiner Ambitionen von allen vielversprechenden Möglichkeiten abgeschnitten.


    Vermutlich ist es vermessen, hochgeschätzter Durus, dass ich mich in meiner Verzweiflung an dich wende, aber du warst für mich und meinen verstorbenen Mann immer schon ein Vorbild an römischer Tugend und hast durch deine grandiose Karriere ja auch den gerechten Lohn dafür erhalten.
    Falls du irgendeine Idee haben solltest, wie ich meinem lieben Sohn die Tür zu einer vielversprechenden Zukunft etwas weiter öffnen könnte, wäre ich dir unendlich dankbar und könnte in Frieden diese Welt verlassen.
    Mir geht es von Tag zu Tag schlechter, dennoch verbleibe ich in der Hoffnung, dass mich deine Antwort noch lebend erreichen wird.


    Mögen die Götter dich und die Deinen beschützen!


    hochachtungsvoll,


    Servilia Caesonina