Beiträge von Tiberius Claudius Nero

    Nero nickte dankbar. "Vielen dank", sagte er leicht lächelnd. "Ich werde dir das Geld selbstverständlich zurückzahlen, sobald ich es habe." Als Mitglied eines Collegiums verdiente man ja ganz anständig, da würde es nicht allzu lange dauern bis Menecrates sein Geld wieder haben würde.


    "Auf deinem Weingut haben sich auffallend viele Vögel aufgehalten?", fragte der Claudier interessiert. Sehr interessant. Haben die Auguren denn gesagt, was das zu bedeuten hat? Ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war?


    "Ah, aus der Aemilia!", kam er wieder auf den Falerner zu sprechen, den sie gerade tranken. "Ich wusste gar nicht, dass man dort auch so guten Wein gewinnen kann. Normalerweise kommt der Falerner doch aus Campania, nicht wahr?" Vielleicht ein neuer Trend, der sich während seines Aufenthalts in Griechenland entwickelt hatte?

    "Ich bin ganz deiner Meinung", antwortete der Claudier sofort und selbstverständlich. Nie wäre er auch nur auf die Idee gekommen sich in für seinesgleichen unwürdige Positionen zu begeben. "Nachdem ich die Prüfungen abgelegt habe, will ich mich um einen Platz in einem Collegium bewerben. Der Mann meiner Tante, Antonia ist ja Pontifex, vielleicht kann er mir da behilflich sein." Nero trank noch einen Schluck um seine Kehle zu befeuchten. "Was die Prüfungen betrifft, würde ich dich bitten, mir das nötige Geld vorzuschießen."


    Er lächelte. Hatte er also tatsächlich richtig gelegen, mit seiner Vermutung. "Ja, am Geschmack. Darf ich fragen, wo dein Weingut liegt?"

    Nero lächelte. Von acht Jahren des Studiums würden gewiss mehr als nur die Namen der großen Philosophen übrig bleiben, wobei er wohl ehrlicherweise kein sehr mitreissender Redner war, seine Stärken lagen wo anders.


    "Keineswegs", antwortete der Claudier auf die Frage des Anderen, während er selbst einen Schluck Wein trank. "Ich gedenke hier zu bleiben, und mich vordergründig der Verehrung unserer Götter zu widmen. Eine sehr ehrenvolle Aufgabe, wie ich finde." Er setzte den Becher wieder ab. "Übrigens ein sehr guter Wein. Ein Falerner?"

    "Schön, dass es dir und deiner Familie gut geht", meinte er kurz. Auch er war kein Schwätzer.


    Nero nickte dem alten Claudier knapp zu und folgte ihm zu den Sitzgelegenheiten, wo er sich prompt niederließ. Er nahm sich eine der Früchte, die von den Sklaven gebracht wurden und brauchte ein paar Momente um die Jahre in Griechenland wiedergeben zu können. "Es war sehr interessant. Athen, und all die anderen bedeutenden Städte Griechenlands sind unbeschreiblich. Aber du kennst sie natürlich auch. Seltsamerweise ist es schweres als ich dachte, all das in Worte zu fassen, was ich erlebt habe. Die Philosophen kann ich nun jedenfalls beinahe auswendig." Nero blickte sein Gegenüber an. Ob er noch etwas erfahren wollte?

    Nero hatte nicht lange warten müssen, bis Menecrates, das Oberhaupt der Gens Claudia in Rom das Atrium betrat. Er musterte den Verwandten neugierig. Allzu sehr hatte er sich nicht verändert, seitdem sie sich das letzte mal gesehen hatte. Bei ihm war sicher eine größere Veränderung festzustellen.


    "Salve Menecrates!", hob er die Hand zu Gruß und lächelte leicht, was für den eher kühlen Claudier schon eine kleine Sensation war. "Es ist nun fast acht Jahre her, dass ich nach Achaia aufgebrochen bin." Wie lange das eigentlich war, wurde Nero erst jetzt richtig bewusst. "Ich freue mich sehr, endlich wieder zu Hause zu sein. Wie geht es dir und deiner Familie?" Von der Familie kannte er nur noch den Sohn des Menecrates und seine Tante, Claudia Antonia.

    "Natürlich", sagte Nero kühl zu dem Sklaven und blickte sich in dem Atrium um. Lang war es her, dass er das letzte Mal hier gewesen war, sehr lang. Vor allem die Totenmasken der Ahnen der Claudier beeindruckten ihn immer wieder.


    Während er auf Menecrates wartete, wechselte er noch ein paar Worte mit seinem Leibsklaven, bevor er diesen auch wegschickte.

    Eine ganz ansehnliche Sänfte näherte sich leicht schwankend der Villa Claudia. Getragen wurde sie von vier kräftigen numidischen Sklaven und in ihr befand sich der junge Patrizier Claudius Nero.


    Begonnen hatte seine Reise vor etwa einer Woche in Piräus, dem berühmten Hafen Athens, wo der Claudier die letzten fast zehn Jahre bei diversen Studien, vor allem der klassischen griechischen Philosophen zugebracht hatte. Während er die Studien recht genossen hatte, war die Seereise eine wahre Qual für den zur Seekrankheit neigenden jungen Mann gewesen.


    Wie froh war er doch gewesen, als er in Ostia endlich von jenem verfluchten Schiff steigen konnte. Anschließend hatte sein Leibsklave, ein gewisser Trimarchus aus Milet eine Sänfte geordet, die sie von der Hafenstadt Ostia nach Roma, in die ewige Stadt zur prächtigen patrizischen Villa Claudia bringen sollte. Zwar schaukelte die Sänfte auch ein wenig, allerdings hatte sich Nero an diese Schaukelei längst gewöhnt, was er wohl bei diesen unseligen Schiffen nie tun würde.


    Nero hatte in der Sänfte geschlafen, um sich wenigstens ein bisschen von der anstrengenden Schiffsreise zu erholen. Erst als sie endlich vor der Villa Claudia angekommen waren, weckte Trimarchus ihn auf. Der Claudier rappelte sich auf, stieg aus der Sänfte und wies seinen Leibsklaven an ihn anzumelden, woraufhin dieser anklopfte, während er selbst sich vorerst im Hintergrund hielt.