Wie ein angeschossenes Tier blieb Narcissa abrupt stehen und verharrte an Ort und Stelle. Erst jetzt, da er in eine hellere Ecke des Atriums zurückwich, erkannte sie ihn. "Tiberius", Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Bisher hatten sie sich nur ein oder zwei Mal hier in Rom gesehen, kannten sich aber durch den einen oder anderen Besuch schon von früher. Heute legte der Aurelier jedoch ein äußerst merkwürdiges Verhalten an den Tag und hatte so gar nichts mehr gemein mit dem selbstsicheren jungen Mann, als den sie ihn kennen gelernt hatte. Etwas war mit ihm geschehen. Und dieses Etwas beschäftigte ihn nun. Selbst ein Blinder konnte das in seinen Augen lesen. Sie waren müde und matt. Kein Wunder also, dass die junge Aurelia ihm kein Wort glaubte. "Nein, ich war nur in Gedanken", eriwderte sie und unterdrückte den impuls ihm wieder näher zu kommen. Unsicher blieb sie stehen und schlang das Tuch, welches sie über den Schultern trug etwas enger um sich. Natürlich hätte sie jetzt einfach weitergehen können, hätte ihn allein lassen können, aber der junge Tiberius machte auf Narcissa einen so verstörten Eindruck, dass sie nicht einfach gehen konnte. "Aber kann ich dir irgendwie helfen?", Er sah so aus, als habe er eine ganze Weile schon nicht mehr geschlafen...
Beiträge von Aurelia Narcissa
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LYSANDRA
________________________Genau das war es ja! Lysandra kannte sie. Und deshalb machte sie sich Sorgen um ihren Schützling. Es war im Gesicht der Sklavin zu lesen. Klar und deutlich. Ein widerstreitendes Gefühl, denn sie wusste nur zu gut, dass es nun äußerst gefährlich war, noch weiter auf die Herrin einzugehen. Für gewöhnlich nahmen die Zwillinge ihre Ermahungen, ihren Rat, ihren Trost hin - aber auch die beiden hatten natürlich eine Reizschwelle, auch wenn diese sehr hoch lag. "Ich werde Dich in Ruhe lassen, domina", erklärte sie sanft. "Wenn Du etwas brauchst, dann rufe nach mir!", Und damit machte sie sich auf, das Zimmer zu verlassen - allerdings nicht ohne sich vorgenommen zu haben, nach domina Naricissa zu suchen...Wer konnte einen Zwilling am besten trösten? Natürlich der andere Zwilling.
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Auch Narcissa stand dieser Einladung mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits war sie wirklich neugierig - andererseits schreckte sie das Verhalten der jungen Herren ab. Wenn sie ihnen jetzt schon so hartnäckig folgten, was würde dann erst sein, wenn sie deren "Territorium" betraten? Da mochte der Claudier noch so vehement versprechen, dass auch noch andere Männer und Frauen ihres Standes anwesend sein würde. Worte waren nun einmal Schall und Rauch. Wie froh war sie doch, dass ihre Schwester das Reden übernahm. Sie konnte mit solchen Situationen weit aus besser umgehen, auch wenn sie die leise Unsicherheit Floras spürte, die unter deren Oberfläche brodelte. Nach außen hin war sie absolut souverän. "Valete", verabschiedete auch sie sich höflich, mit einem Hauch von entschlossener Arroganz. Zu Schade, dass die Herren ihren Einkaufbummel so frühzeitig beendet hatten....
"Das hast du gut gemacht!", lobte sie ihre Schwester und drückte ihre Hand..."Mich würde auch interessieren, was Manius von ihm weiß..."Nicht, dass sie nicht ahnen konnte, was sie da zu hören bekämen...Zielstrebig, aber nicht eilend, überquerten die beiden den Markt und nahmen eine der Straßen in Richtung der Villa Aurelia... -
LYSANDRA
__________________________War sie zuvor überrascht gewesen, war sie nun eindeutig irritiert. Nicht nur, weil Flora sich ungewohnt knapp und bedeckt hielt, sondern auch, weil sie sich sogleich wieder in ihre Zeilen versenkte. Offensichtlich hatte die domina im Moment nicht die beste Laune. Normalerweise zog sich die Leibsklavin in solchen Augenblick sofort zurück, um den entsprechenden Zwilling in Ruhe zu lassen. Dieses Mal jedoch hielt sie inne, zögerte einige Atemzüge, unsicher darüber, ob sie Flora ansprechen sollte oder nicht - einen Ausbruch wollte sie schließlich auch nicht provozieren - und fasste sich dann doch ein Herz. "Kann ich Dir sonst irgendetwas gutes tun, domina? Du wirkst so...bedrückt...Möchtest du, dass ich nach domina Narcissa suche?"
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Sicherlich war es für das Mädchen oft sehr langweilig im Haus. Soweit Narcissa gesehen hatte, gab es keine anderen Kinder in der Villa. Und eine Sklavin, die wild herumtobte und spielte wurde hier mit großer Sicherheit auch nicht gern gesehen. Kein Wunder also, dass Marei versuchte, sich auf andere Art und Weise abzulenken. Gleichaltrige Freunde mussten ihr fehlen. "Und was berichten sie dir dann? In so einer Ecke sieht man bestimmt ganz schön viel?!"
Geduldig wartete Narcissa, bis sich das Mädchen für ein Wort entschieden hatte. Ihre Lösung war sehr fantasievoll. "Stimmt, das ist das F und dann das U und das CH, S....", Ihr Finger flog suchend über die Zeilen und blieben schließlich bei dem Wort "RABE" hängen. "R-A-B-E", intonierte sie die einzelnen Buchstaben. "Weißt du, wie man deinen Namen schreibt?", erkundigte sie sich. Vielleicht hat man ihr zumindest das beigebracht...
"Der Fuchs ist sehr schlau. Er weiß, dass der Rabe sich schön findet. Der Rabe mag sich selbst zu sehr. Er ist zu eitel. Deshalb findet er es so toll, dass der Fuchs so viel Gutes zu ihm sagt. Du hast Recht - das hätte zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rauß müssen..." Sie lächelte. Der Gedanke, der Rabe hätte den Käse doch einfach mit anderen Raben teilen sollen, war neu. "Es wäre jedenfalls nett von ihm gewesen, sein Futter zu teilen..." Die junge Frau rollte die Schriftrolle noch ein Stückchen weiter auf. Noch andere Geschichten waren darauf festgehalten. "Magst du noch eine hören - oder möchtest du vielleicht mit ins equile...?" Das schlechte Gewissen, dass sie überkommen hatte, als sie sich zuvor kurz über Pferde unterhalten hatten, hatte sie immer noch nicht ganz verlassen. Sie hatte ihre Stute doch ziemlich vernachlässigt....
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Es kam ihr vor wie ein komisches Theaterstück. Sie saß da und beobachtete wie aus einiger Entfernung die Akteure, die ganz merkwürdig miteinander agierten. Weil Narcissa Marei schon ein wenig näher kannte, wusste sie, dass das Mädchen zuweilen recht seltsame Fragen stellen konnte. Dass aber der Germanius ernstfaht darauf einstieg, das verwunderte sie dann doch. Tatsächlich schien ihn die Frage einen Moment lang aus der Fassung zu bringen. Und dann adoptieren? Es war sehr leichtfertig dieses Angebot zu machen. Nicht zuletzt, weil Marei Eigentum der Aurelia war. Im Übrigen wusste er gar nicht, auf was für einen Wirbelwind er sich da tatsächlich einließ - ein Wirbelwind der innerlich hin und hergerissen zu sein schien zwischen Pflicht und dem Wunsch gern noch da zu bleiben.
"Sicher...", antwortete sie Aculeo und rief dann nach dem Mädchen: "Na komm her Marei und bring Nina mit...", Tatsächlich wies sie ihr einen Platz zwischen sich und Flora an. "Beruhigend strich sie ihr über die Haare. "Keine Sorge, du bekommst keinen Ärger..." Zu Lysandra sagte sie: "Geh und sprich mit dem Maiordomus..." Nun wurde es aber Zeit, diese eigenartige Unterhaltung wieder in geregeltere Bahnen zu führen. "Wie lange bleibst Du denn nun noch in Rom? Nur bis Deine Angelegenheiten geregelt sind?" -
Lysandra zuckte sofort zurück, barg die Hand am Körper und schaute Flora mit einem mindestens ebenso erschrockenen Ausdruck in den Augen an. Auf Floras Schrecken folgte sogleich Trotz. Natürlich sah es die Sklavin mit der Schuld etwas anders als ihre domina. Eine säuerliche Antwort lag ihr auf den Lippen, doch sie war klug genug, diese für sich zu behalten - denn zeigte das nicht ganz deutlich, dass eine Waffe in den Händen eines jungen Mädchens nichts zu tun hatte?! Lysandra wusste aber, dass sich hinter all dem Trotz, der in dem jüngeren Zwilling aufloderte, aber auch das schlechte Gewissen verbarg. Es war eine Art Flucht nach vorn. Schon nahm sich die junge Aurelia zurück und kam zu ihr, um sich der Verletzung zu besehen. Eine Art Friedensangebot, dass die Sklavin stillschweigend annahm, indem sie es zu ließ, dass Flora ihre abgearbeitete Hand nahm und die Wunde betrachtete. Schon kam auch der zweite Zwilling heran und Cimon. Seine Nähe war beruhigend, denn obschon der Schnitt nicht sehr tief war, blutete er und leider gehörte Lysandra nicht unbedingt zu jenen Menschen, die Blut sehen konnten. Ihr wurde schon etwas flau. Vor allem, wenn sie das blutfleckige, scharfe, lange Messer ansah, das Flora immer noch in der Hand hielt.
"Geht es?", fragte Narcissa mit besorgtem Gesicht. Der Schnitt war wirklich nicht sehr tief, aber die Leibsklavin war erschreckend bleich geworden. "Vielleicht sollten wir sie hinsetzen und ihr etwas zu trinken holen?", meinte sie in Richtung Cimons... -
Sim-Off: würde dir gern Gesellschaft leisten;)
"Nein danke!", Die Straße spuckte Narcissa und ihre Leibsklavin auf einen kleinen Platz mit Brunnen aus. Ihnen folgte sogleich eine ganze Traube von Menschen, die der jungen Aurelia begleitet von einem kaum zu erfassenden Stimmgewirr, Ware und Hände entgegenstreckten. "Nein, Ich möchte wirklich nichts...", versicherte die junge Frau erneut und hob abwehrend die Hände. Die Menschen waren ihr viel zu nah, zu laut, zu drängend. Warum um alles in der Welt hatte sie bloß keinen Custodes mitgenommen? Hilflos versuchte sie der Menge nur irgendmöglich auszuweichen, um sich dann nur wieder von ihr umringt zu sehen. Drängend warf sie Lysandra einen Blick zu, die gerade versuchte sich zu orientieren. An diesen Teil der Stadt konnte sich die Leibsklavin nicht erinnern.
Schon vor einigen Tagen waren die beiden Schwester Flora und Narcissa aufgebrochen, wieder einmal den Versuch zu unternehmen, die Stadt näher kennen zu lernen. Auch damals hatten sie nach dem Weg fragen müssen, waren dann aber zum Glück auf einen Flavier gestoßen, der ihnen freundlicherweise den Weg gezeigt hatte. Heute war sie allein unterwegs. Flora hatte noch seelig geschlafen. Weil sie den Zwilling aber nicht aufwecken, gleichzeitig aber auch die ersten Strahlen der neuen Sonne nicht verpassen wollte, hatte sie sich mit ihrer Leibsklavin allein aufgemacht, die umliegenden Hügel zu erforschen.
Natürlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass um diese Tageszeit schon so viele Menschen auf den Straßen unterwegs sein würden - weshalb sie auch keinen zusätzlichen Sklaven mitgenommen hatten. Einen Fehler, den sie wohl kein zweites Mal begehen würden... -
Es war nichts neues, dass die beiden Schwestern einer eingehenden Untersuchung unterzogen wurden. Manchmal verspürte Narcissa dann schon diesen leisen, ärgerlichen Nervenkitzel die Blicke mit einem finsteren: "Ja, wir sind Zwillinge!", zu beantworten. Zumindest einmal hatte sie das schon getan - Lysandra war davon nicht angetan gewesen und ihre Mutter war aus allen Wolken gefallen. Die lange, ausschweifende Predigt über Höflichkeit und Zurückhaltung und überhaupt, dass Zwillinge eine Seltenheit und damit eine Art Attraktion waren, hatte sie heute noch in Erinnerung.
Mit unverhohlener Neugierde betrachtete sie ihren Gegenüber. Groß, aristokratisch, eine Aufmachung, die geradezu heraus schrie, wessen Stand er angehörte. Auffallend graue Augen. Narcissa bemerkte den Blick, dem er dem custodes neben ihnen zu warf. Offenbar hatte der Flavier dieselbe Meinung über ihn. Ein Lächeln kräuselte ihre Lippen. Für gewöhnlich war Flora schneller als sie und gab dem Mann Antwort. Das war nicht unbedingt schlecht, so konnte sie sich ein genaueres Bild von ihrem Gegenüber machen. "Das klingt danach, als wärst Du zu Beginn nicht sehr angetan von Rom gewesen. Ich hoffe, Dein Eindruck hat sich inzwischen geändert?"
Natürlich entging ihr sein (Fast-)Versprecher nicht. Überrascht hob Narcissa dann aber die Brauen, als er meinte, er habe schon von ihnen gehört. Rom war zwar eine große Stadt und Informationen verbreiteten sich in großen Städten erfahrungsgemäß wie ein Lauffeuer, aber dass ihre Ankunft so rasch Kreise zog? Zum Glück stellte ihre Schwester sogleich die entscheidende Frage. Dass es Orestes gewesen war, daran glaubte sie nicht. Der war im Moment viel zu sehr beschäftigt. Vielleicht Marcus?Die drei machten sich auf in Richtung des Forums, die beiden Schwestern nebeneinander, Lysandra und der Custodes hinter ihnen drein trabend. "Du meintest vorhin, Du seist nach Rom gekommen - woher stammst Du denn ursprünglich?", richtete Narcissa das Wort an Piso.
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LYSANDRA
___________________Das Tablett mit kleinen Erfrischungen auf der einen Hand balancierend, klopfte Lysandra mit der freien Hand an die Tür zu Floras cubiculum. "domina Flora?", rief sie gegen das Holz und wartete einen Augenblick, ehe sie die Tür öffnete und das Reich des jüngeren Zwillings betrat. In Überraschung hob sie ihre Augenbrauen, als sie Flora in einem Korbstuhl sitzen sah, die Nase in einer Schruftrolle vergraben. Es war nicht so, dass Flora nie las, aber verglichen mit ihrer Schwester, die es hin und wieder sogar fertig brachte, im gehen zu lesen un dann gegen alles mögliche zu laufen, war es doch eine Seltenheit. "domina, möchtest Du eine Kleinigkeit zu Dir nehmen?", fragte sie und schob das Tablett, auf dem eine Kanne mit verdünntem Saft und eine Schale mit geschnittenem Obst stand, auf einen kleinen Tisch. Sie achtete ganz genau darauf, dass sich die Zwillinge angständig und gesund ernährten.
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Tief in Gedanken versunken, wanderte Narcissa durch die Villa. Sie dachte nicht darüber nach, wohin sie ging, ließ sich stattdessen von ihren Füßen dorthin tragen, wohin sie sie führen mochten. Von ihrem Zimmer in die Bibliothek, hinaus in den hortus, weiter durch die exedra. Noch immer drehten sich ihre Gedanken um diesen merkwürdigen Fund im Zimmer ihrer Schwester. Messer und Styrax, ließen sie nicht los, regten ihre Fantasie an. Wer hatte die Sachen dort versteckt? Ein Sklave? Ein Verwandter? Und warum? Nachdenklich kaute sie auf ihrer Unterlippe. Das atrium öffnete sich hell und einladend. Der Gedanken an die Flecken auf der scharfen Klinge ließen sie erschaudern. Vielleicht war es ein Raubmord gewesen und das Opfer trieb nun aufgedunsen und grün im Tiber? Die Fantasie ging mit ihr durch! Mach dich nicht selbst lächerlich, Narcissa!, dachte sie ärgerlich. Ruckartig verhielt sie ihre Schritte. Etwas drang in ihr Bewusstsein. Sie war nicht allein. Überrascht sah sie auf. Ah, dort! Kein Wunder, dass sie ihn nicht sofort gesehen hatte. In einer dunklen Ecke lehnte er an der Wand, ein überschattetes Gesicht, und wirkte wie eine jener düsteren Gestalten, die wohl des Nachts in der Subura herum schlichen. Wer war er? Bisher hatte sie ihn in der Villa nicht gesehen. Seine Augen ruhten auf ihr. War das Wut, die sie da in seinem Blick sah? Oder Trauer? So richtig konnte Narcissa das nicht einschätzen, wohl aber, dass es ihm nicht gut ging und dass ihn etwas beschäftigte. "Salve!", grüßte sie ihn und kam näher. "Ist alles in Ordung?", fragte sie vorsichtig - auch wenn sie die Antwort bereits in seinem Gesicht lesen konnte...
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Styrax, richtig. Narcissa war der Duft bekannt vorgekommen, hatte ihn aber nicht richtig zuordnen können. "Ich habe gehört, das soll auf dem Schwarzmarkt hohe Gewinnsummen abwerfen...", bemerkte sie, während Cimon ihr das Kettchen um ihr Handgelenk befestigte. Das hörte Lysandra natürlich nicht gern und warf nun auch dem älteren Zwilling einen bösen Blick zu. Wenn ihre Mutter das nur wüsste!
"Danke!", sagte sie noch einmal zu ihm rückte es dann abwesend zurecht. Der Unterarm fühlte sich jetzt nicht mehr so nackt an. Doch auch ihre Gedanken waren nach wie vor bei dem merkwürdigen Fund. "Interessant", hatte Cimon gsagt. Das war es in der Tat. Sie sah zu, wie Flora die Waffe in ihren Händen drehte. Lysandra, deren Sitteninstinkt auf eine harte Probe gestellt wurde, war nahe am hyperventilieren. Narcissa konnte ihr ihre Gedanken förmlich von der Stirn ablesen. Sie wollte die beiden in Watte einpacken. Vor allem in Flora sah sie die größte Gefahr und wollte ihr das Messer abnehmen. Ihre Schwester wehrte sich natürlich. "Lysandra, ich glaube, du solltest jetzt besser...", mischte sie sich mit kühler Stimme ein, kam jedoch nicht dazu, den Satz zu beenden. Es kam, wie es kommen musste. Lysandra, die natürlich nicht nachgeben wollte und ihre domina vor jedweden Schaden bewahren wollte, griff nach dem Holzschaft des Messers. Unglücklicherweise zog es Flora genau in diesem Moment zurück, um es außer Reichweite Lysandras zu bringen -„Wir sollten unseren Fund jemand zeigen!“ - und die Klinge verletzte Lysandras Hand...
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Narcissa konnte sich gut vorstellen, dass dieser kleine Wildfang so manches Mal die Höflichkeit schleichen ließ. Allerdings glaubte sie nicht daran, dass das Mädchen das vorsätzlich tat. "Es gibt immer Möglichkeit dazu. Du bist doch ein aufmerksames Mädchen, oder nicht?"
Erstaunt hob die junge Frau die schmalen Brauen und sah Marei verwundert ins Gesicht, als diese ganz vertraulich von ihren beiden unsichtbaren Freunden berichtete, die ihrer regen Fantasie entsprungen waren. Verrückt klang es ja allemal - aber das bedeutete natürlich nicht, dass es die kleine Sklavin war. Viele Kinder taten das, auch wenn Marei ihr schon etwas zu alt dafür erschien. Dennoch entschied sie sich dafür, mitzuspielen, um der Kleinen eine Freude zu machen."Wohnen die beiden schon immer hier? Wie lange kennt ihr euch?", fragte sie mindestens ebenso leise, als ginge es um ein hochbrisantes Geheimnis, nachdem sie sich spielerisch vergewissert hatte, dass sie beide auch allein in der exedra waren.
"Vielleicht wirst du die nächste", entgegnete Narcissa mit einem aufmunterndem Lächeln auf den Lippen noch bevor sie mit Lesen begonnen hatte. Jetzt folgte sie Mareis Fingerzeig. "Das ist ein "ae", das ein "oe" und das ein "i", "erklärte sie und deutete nach der Reihe nochmals auf die entsprechenden Buchstaben. "Kannst du erraten, welches der Worte "Fuchs" und "Rabe" bedeutet?" Zustimmend meinte Narcissa dann:
"Nein, der Rabe ist bestimmt nicht mehr klug und stolz. Aber was glaubst du hat dazu geführt? Wie hätte er sich verhalten können oder müssen?...." -
Erstaunt betrachtete Narcissa die Waffe in ihren Händen, drehte sie, doch die Klinge warf keinen hellen Lichtblitze zurück. Sie war matt, fleckig - gebraucht. Eine Mordwaffe? Ihr erster Impuls war, das Messer von sich zu werfen. Doch schon im nächsten Moment kam ihr das äußerst lächerlich vor. Ein blutbeflecktes Messer zu finden, war noch lange kein Beweis dafür, dass damit auch ein Verbrechen verübt worden war. Allerdings, wäre es ein einfaches Schlachtmesser - warum sollte es dann jemand unter einem Schrank verstecken? Sie hörte Flora über ihre Schulter etwas sagen: "Ist das Blut?" Schon wollte Narcissa antworten, als Lysandra herbeigesprungen kam. "Mädchen!", rief sie atemlos "Was?!", Beim Anblick des Messers in Narcissas Händen verschlug es ihr die Sprache. Nicht einmal ihr sittlicher Instinkt konnte sich in Worte Bahn brechen. Ein Messer gehörte gewiss nicht in die Hände einer Aurelia. "Was...was macht das in deinem Zimmer, domina?", wandte sie sich an Flora. Eigentlich wusste sie ganz genau, dass es nicht Floras Eigentum sein konnte.
Narcissa hatte das Messer beiseite gelegt und schnürte nun den zweiten, kleineren Beutel auf. Dunkle, wohlriechende Körner befanden sich darin. Sie hatte keine Ahnung was es war. "Schau Mal", sagte sie leise, Lysandras Hysterie ignoeriend und gab den Beutel an Flora.Die drei Frauen sahen auf, als Cimon das Wort an sie richtete. In der ganzen Aufregung hatte sie das Armkettchen ganz vergessen. "Oh, du hast es gefunden?", Es klang nicht so freudig, wie es eigentlich hätte klingen sollen. Eher abwesend, als hätte sie jemand aus anderen Gedanken gerissen und sie realisierte die neue Situation noch nicht ganz. Sie erhob sich und kam die letzten paar Schritte auf ihn zu, um ihm lächelnd das Kettchen aus der Hand zu nehmen. Sein Zittern nahm sie nicht war. "Vielen Dank Cimon", sagte sie. Rasch inspizierte sie den Verschluss und befand ihn für intakt. Um es nicht ein weiteres Mal zu verlieren, wollte sie sich das Kettchen gleich wieder umlegen. Doch rutschte ihr der Verschluss immer wieder aus den Fingern. "Könntest du vielleicht?", fragte sie verlegen in seine Richtung.
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"Nein eigentlich nicht...Gestern hatte ich es noch...", antwortete Narcissa nach wie vor sichtlich betrübt. Zum Glück hatte sie gestern einen Lesetag eingelegt und hatte sich somit nicht von der Villa entfernt. Das grenzte das Suchgebiet eindeutig ein. "Wenn ich es verloren habe, dann hier irgendwo in der Villa!" Ehe sie sich versah, wurde sie auch schon von ihrer Schwester in Richtung der Zimmer gezogen. Auch Cimon eilte davon und jener Sklave, der von Flora beauftragt worden war, Lysandra zu holen. Sie erreichten das cubiculum und Flora verging sich unmittelbar an ihrer Bettdecke, die unachtsam auf dem Boden landete, während Narcissa begann unter den Truhen nachzusehen. Ein Niesen verriet ihr, dass ihre Schwester bisher nichts außer Staub unter dem Bett gefunden. "Vielleicht solltest du später Marei rufen...Sie hat schon unter Titus Bett sauber gemacht...", schlug sie ihrer Schwester vor.
Die Tür ging auf und Lysandra stürmte herein, als ging es um Leben und Tod. "Das Armnbändchen ist verschwunden?", rief sie atemlos. Narcissa brauchte nicht zu Antworten, die Leibsklavin konnte es in ihrem Gesicht lesen. "Das ist ja Mal wieder typisch!"
"Ist es gar nicht!", entgegnete Narcissa patzig und setzte ein hoheitliches "Du gehst zu weit!", hinzu, was wohl aber wenig überzeugend war, da die Aurelia auf allen Vieren vor dem Schrank kniete und einige Strähnen ihres dichten, lockigen Haares aus der Frisur herausgerutscht waren. Von ihrer Schwester ließ sie sich das Wörtchen mit t in so einer Situation, die sie eigentlich verletzte, noch gefallen, von einer Sklavin dagegen nicht. Auch wenn sie wusste, dass Lysandra Recht hatte. "Hilf lieber suchen!", wies sie die Frau barsch an und bückte sich dann, dass ihr Kinn fast den Fußboden streifte, um unter dem Schrank nachzusehen. Ein Kettchen fand sie da zwar nicht, dafür aber....
"Nanu? Was ist denn das?" Narcissa zog verwundert einen verstaubten Lederbeutel hervor. "Flora? Gehört das dir?" Doch ihre Schwester sah sie nur verwirrt an. Neugierig schnürte sie das Band auf, welches den Beutel zusammenhielt. Zu Tage kam ein zweiter, kleinerer Beutel und ein erstaunlich großes Messer. -
Der Mann, der zu ihrer Bewachung abgerufen war, tat so, als hätte er nicht bemerkt, dass sich die beiden über ihn aufregten. Er hatte schließlich eine Aufgabe und dieser würde er in jedem Fall nachkommen. Auch wenn das bedeutet, dass die beiden Schwestern weniger gut auf ihn zu sprechen waren. Im Grund wäre es ihm nur zu recht, würden sie das nächste Mal einen anderen Sklaven wählen, um ihn durch die Stadt zu schleifen. Diese jungen Dinger hatten auch nichts besseres zu tun, als durch Rom zu schreiten und das Geld der Aurelia für Einkäufe zu verschwenden. Er brauchte denn schon Bücher, Stoffe oder Schmuck?!
Ebenso wie der Flavier, der gedanklich von der Leibsklavin Lysandra verteufelt wurde, konnten natürlich auch die Schwestern keine Gedanken lesen..."Ja, ich habe ihn schon getroffen. Ich wollte in die Bibliothek, um mir neue Schriften zu suchen. Auch Siv war da, du weißt doch, jene Freigelassene mit dem Kind..." Das brachte unwillkürlich die Erinnerungen an jenes morgendliche Gespräch zurück, in jenem Flora, ihre Vermutungen angesichts des Vaters des Kindes geäußert hatte. Es war ein unangenehmes Thema bei dem so vieles im Dunkel lag. "Jedenfalls war er sehr höflich und zuvorkommend", versuchte sie das Thema fallen zu lassen. "Und nach allem was du über ihn erzählt hast..." Sie lächelte. "Warst du denn in letzter Zeit wieder mit ihm unterwegs?"Narcissa sah auf, als sie aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm, dass Lysandra wieder zurückkam. Jedoch nicht allein, sondern mit einem Mann an ihrer Seite. Etwas überrascht hob sie die Brauen. Ein Patrizier. So viel Schneid hatte sie der Leibsklavin gar nicht zugetraut. Sie konnte manchmal zwar ganz schon rupig werden und den beiden die Leviten lesen, doch gegenüber anderen hielt sie sich für gewöhnlich zurück. Mit unverhohlener Neugier musterte sie den Fremden. Bisher waren ihnen noch nicht allzu viele andere Patrizier begegnet, einmal von ihren Verwandten abgesehen und natürlich diesem ungehobelten Claudier auf dem Markt. "Salve", begrüßte auch sie ihn. Ein Flavier also. "Du rettest uns beide sozusagen", fügte sie mit einem Lächeln den Worten ihrer jüngeren Schwester hinzu.
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"Jeder kann zu einer Dame werden", bemerkte Narcissa ernst und neigte leicht den Kopf zur Seite. Für ein Sklavenmädchen war das freilich etwas schwieriger. In ein paar Jahren würden ihr Hände abgenutzt sein und ihre Knie dreckig vom Knien. Leise Neugier keimte auf. Wie Marei wohl mit sechszehn, achtzehn aussehen würde? Wenn das Mädchen Glück hatte, dann würde sie unter dem Dach der Aurelia aufwachsen. Nach allem, was sie hier gesehen hatte, gingen ihre Verwandten anständig mit ihren Sklaven um. "Es kommt nicht nur darauf an, wei du dich kleidest, sondern darauf, wie du dich verhältst. Vernunft, Fleiß, Höflichkeit gehört dazu, aber auch ein gewisser Stolz..." Ein Lächeln kräuselte bei dieser Aufzählung ihre Lippen. Das Mädchen war alles, nur keine Dame. Sie war ein kleiner Wildfang, neugierig und aufgeweckt. Das war viel besser. Sich nicht zurücknehmen, sondern herausleben. "Vergiss das mit der Dame...", meinte sie. Wenn alles gut ging, dann würde Marei hoffentlich zu einer Frau heranwachsen, die selbsständig denken konnte und sich nicht unterbuttern ließ - natürlich im Rahmen dessen, was ihrem Stand angemessen war. Und hoffentlich verlor sie dabei nicht ihre Neugierde.
"Klug fühlen? Ja, das kann man! Man nennt es "stolz auf sich sein"", antwortete sie lächelnd.
"Herkula? Schildkröte? Aulus?", wiederholte Narcissa irritiert. Da sie wusste, dass Marei über eine rege Fantasie verfügte, glaubte sie, es handle sich um Haustiere mit denen das Mädchen zuweilen sprach - aber sie konnten ihr natürlich nicht antworten. "Noch mehr Haustiere?" Eine Schildkröte mutete ihr als recht exotisches Haustier an.
"Es gibt durchaus auch Sklaven, die lesen und schreiben können. Vor allem Griechen gelten als gebildet", fuhr sie fort. "Seine Geschichten wurden also schriftlich festgehalten und dann mehrmals abgeschrieben, sodass wir sie heute in Schrifthandlungen erstehen können."
Das war natürlich richtig. Da sie offensichtlich noch nicht einmal Grundlagen im Lesen besaß, würde es wohl sehr schwierig für sie werden, allein dem lesenden Finger zu folgen. "Ich weiß", erwiderte sie. Dennoch, Narcissa verspürte den unbedingten Wunsch, irgendetwas zu tun, dass dem Mädchen die Welt des geschriebenen Wortes, zumindest etwas näher zu bringen. Es war für sie einfach nicht haltbar, dass Marei absolut gar nicht lesen konnte. So konnte sie die Worte immerhin sehen und vielleicht würde irgendetwas hängen bleiben, das sie später wiedererkennen konnte. "Aber vielleicht lernst du ja etwas dabei..." Sie strich sich die Haare hinter das Ohr - und begann zu lesen, während ihr Finger langsam den Worten folgte, die über ihre Lippen kamen:
"Der Rabe und der Fuchs...Ein kluger Rabe hatte einen Käse gestohlen und flog damit auf einen Baum. Dort wollte er sich in Ruhe an seiner Beute gütlich tun. Wie er nun so da saß und über seinem Käse krächzte und schmatzte, hörte ein vorbeikommender Fuchs die Geräusche und lief eilig näher. Sogleich begann der listige Fuchs den klugen Raben zu loben: „O Rabe – was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn nun dein Gesang ebenso schön ist, wie dein Gefieder – dann sollte man dich wahrlich zum König aller Vögel krönen!“ ", las sie mit veränderter Stimme.
"Der Rabe, angetan von all diesen Schmeicheleien, öffnete prompt seinen Schnabel, um seinem Bewunderer sogleich die Ehre eines Ständchens zu erweisen – und ihm dabei seine wunderbare Singstimme zu präsentieren. Dabei entfiel ihm der Käse. Geschickt fing der listige Fuchs ihn auf, fraß ihn sogleich an Ort und Stelle und lachte über den törichten Raben"Die Schriftrolle raschelte leise, als sie die Hände für einen Augenblick senkte, um sich Marei zuzuwenden. "Was meinst du dazu Marei? Was ist die Lehre dieser Geschichte?"
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„Da hat Niki Recht...“, bestätigte Narcissa mit großen, ernsten grünen Augen. „Äpfel sind für die Heiterkeit und mit einem heiteren Gemüt wird man steinalt!“
„Acht Jahre!“, Sie hob die Augenbrauen in gespielter Verblüffung. „Na, das ist aber schon eine ganze Menge. Dann musst du dich ja schon wie eine richtige junge Dame benehmen“, meinte sie, auch im Hinblick auf ihr weniger rühmliches Fußnägel säubern. „Weißt du denn, wie sich eine junge Dame verhält?“ Sie wollte sie nicht nach ihrer Mutter fragen, die sie verkauft hatte. Schließlich konnte sie nicht wissen, wie frisch die Wunden noch waren, die durch die Trennung und nicht zuletzt durch die Erkenntnis, dass ihre Mutter bereit gewesen war, sie zu verkaufen, zweifelsohne entstanden waren. Narcissa wollte das Kind nicht traurig machen und so beschloss sie für sich, sich später einmal bei diesem Cimon – das war der Name des männlichen Sklaven, den sie beständig nannte – oder der Köchin Niki nach dem Geburtstag der Kleinen zu erkundigen. Vielleicht wussten sie etwas. Und wenn nicht, dann konnten sie immer noch irgendeinen x-beliebigen Tag zum Geburtstag Mareis ernennen.„Na, du gibst dir die Antwort ja schon selbst. Kluges Mädchen“, lobte sie Marei abermals. „Zahm bedeutet brav...“ Ein Zimmer für so viele Menschen, Narcissa schauderte. Nein, das war ganz und gar unvorstellbar. Wieder einmal war sie froh darüber, als jene geboren worden zu sein, die sie nun einmal war. Mit all den Kompromissen, die sie dabei auch eingehen musste. Mit leisem Knistern entrollte sie das Pergament, auf dem in fein säuberlicher Handschrift die Fabeln festgehalten worden waren. „Aesopius schrieb diese Geschichten. Er ist schon seit über 700 Jahren tot. Er lebte in Griechenland. Woher er aber genau kam, weiß man nicht. Vielleicht aus Thrakien, vielleicht aber auch aus Phrygien. Er war ein griechischer Sklave...“ Hach, die Welt der Buchstaben und Wörter! Eine unendlich große Welt! Was dort draußen nicht alles wartete! „Es ist eine Sammlung von Fabeln. Das sind kurze Geschichte, mit einer...“ Sie wollte schon sagen „Moral am Ende“, besann sich dann aber doch eines besseren: „...die uns etwas lehren wollen. Tiere sind darin die Hauptfiguren. Sie können sogar sprechen. In der ersten Geschichte geht es um, einen Fuchs und einen Raben“ Narcissa sah zu dem Mädchen auf, dass mit großen Augen neugierig neben ihr stand. Einer spontanen Eingebung folgend, meinte sie: „Na, wenn du möchtest, kannst du dich zu mir auf den Schoss setzen. Dann kann ich mit dem Finger den Zeilen folgen und du kannst mitlesen. Was meinst du?“
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Lächelnd neigte Narcissa den Kopf. „Ich danke dir...“, erwiderte sie und nahm nun neben der Germanin Platz, während der Nubier hinaus eilte. Es war eine angenehme Abwechselung sich nicht erklären zu müssen. Mit dem Blick folgte sie Sivs Geste und nickte verständnisvoll: „Die Schwangerschaft schränkt dich bestimmt fürchterlich ein, oder? Und du brauchst viel Ruhe...“ Bisher hatte sie kaum mit schwangeren Frauen in ihrem Umfeld zu tun gehabt, konnte daher auch nicht auf irgendwelche Erfahrungen zurückgreifen, wie man sich in einer Schwangerschaft verhalten musste. Tun durfte man sicherlich nicht viel. Da konnten neun Monate eine furchtbar lange Zeit sein. Narcissa nahm eine entspannte Haltung ein, lehnte sich zurück in den Weidenkorb, legte sie Hände auf die Schriftrolle auf ihrem Schoss. Die anfängliche Befangenheit war vollkommen verflogen. Die beiden waren ihr sympathisch. Cimon, der dieses unerklärliche Lächeln auf den Lippen hatte und die junge Germanin, die offensichtlich nichts dagegen hatte, obschon sie sich so eben zum ersten Mal begegnet waren, ihre doch persönlichen Fragen zu antworten. „Bewegt es sich denn schon?“, erkundigte sie sich und weiter: „Findest du es unangenehm?“
Cimon, der mit dem Weidenkorb aus der exedra zurückgekehrt war, warf ihnen einen unsicheren Blick zu, bevor er sich von ihnen entfernt niedersetzte. Hatte sie ihn nicht dazu eingeladen sich dazu zu setzen? Befremdlich. Er schien es hinzunehmen, nichts ohne Erlaubnis oder Aufforderung zu tun. Sein Verhalten schien ihr sogar noch über jenes Maß der Ehrerbietung und Dienstfertigkeit hinauszugehen, das andere Sklaven an den Tag legten. „Du kannst ruhig näher kommen...Wir...“ Sie sah kurz zu Siv hinüber: „beißen bestimmt nicht“, ermutigte sie ihn mit einem Lächeln, fragte sich jedoch insgeheim, was ihn dazu bewog, sich so zu verhalten, wie er es tat. Erfahrung?
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Floras fast schon fassungslose Reaktion betrübte sie nur noch mehr. Die Aurelia war wohlhabend, ein Silberkettchen leicht zu ersetzen, aber das Armbändchen hatte einen hohen persönlichen Wert, der Verlust in Augen der jungen Frau kein gutes Vorzeichen. Das Handgelenk fühlte sich nackt an, ungeschützt. "Ich habe schon in meinem Zimmer und der exedra nachgesehen und wollte noch in dein Zimmer und in die Bibliothek...", sagte sie an Flora gewandt, die grünen Augen ernst, und sah dann zu dem Nubier hinüber, der angespannt wirkte.
"Es wäre wunderbar, wenn du helfen könntest, Cimon..." Wieder zu ihrer Schwester: "Vielleicht suchen wir in deinem Zimmer und du", Zurück zu Cimon: "Schaust in der Bibliothek nach?"