Beiträge von Aurelia Narcissa

    Es erfreute Narcissa zu hören, dass er sich extra für sie beide Zeit genommen hatte und davon absah, sie als einen „familiären Termin“, zwischen seine Angelegenheiten zu schieben. „Es ist wirklich sehr großzügig von dir uns so viel Zeit zu widmen“, entgegnete sie und schenkte ihm ein Lächeln. Gerade auch im Hinblick auf das gespannte Verhältnis zwischen Terentum und Rom. Doch sie hielt jene Befürchtungen, die sie diesbezüglich gehegt hatte für sich, denn dieser Einstand versprach wahrhaftig eine wesentlich bessere Zukunft.


    Aber in der Tat spürte sie einen leisen Hauch von Erschöpfung, obschon das Gespräch mit Manius alles andere als langweilig war! Anders als ihre Schwester Flora jedoch, die stets regelrecht vor Energie spürte, erschöpften sie Reisen, vor allem dann, wenn sie so lange eingesperrt saß, wie es auf ihrer Reise von Terentum in die ewige Stadt geschehen war. Hinzu kamen all die neuen Eindrücke, die auf sie einprasselten wie ein Gewitter. Hauptsache, man sah es ihr nicht an! So lauschte sie aufmerksam den Namen, die ihr Bruder nannte, von denen ihre einige bekannt, andere neu waren und versuchte sich jene einzuprägen, die sie das erste Mal hörte. Eines war jedenfalls sehr eindeutig, das hier war ein Männerhaushalt – und ein äußerst bewohnter dazu! Da war es nur gut, dass Manius bald heiraten und seine Ehefrau so die Frauenfront stärken würde. „Magst du uns vielleicht etwas die Villa zeigen? Ich würde zu gern die Bibliothek sehen!“, schlug sie vor. Vielleicht würde ja ein bisschen Bewegung ihre Müdigkeit vertreiben...Der warme Wein trug im Moment jedenfalls nur dazu bei.

    Sie erwiderte dich Stichelei ihres Verwandten mit einem etwas verlegenen Lächeln und war dankbar für die aufmunternde Geste ihrer Schwester. Gerade noch so konnte sie es sich verkneifen ihr ein: „Warum muss mir das eigentlich immer passieren?!“, zuzuraunen. Dazu hätte es eigentlich auch gar keine Möglichkeit gegeben, denn schon im nächsten Augenblick wurde Narcissa von ihrem Ebenbild ganz selbstverständlich hinterher gezogen. Dem kurzen Blick, denn sie ihr zugeworfen hatte, entnahm, dass sie bislang noch nicht in Erfahrung hatte bringen können, mit wem sie es hier eigentlich zu tun hatten.


    Das Zwillingspaar folgte ihm den Säulengang entlang und betrat schließlich nach im die exedra. Warme Luft stieg Narcissa entgegen und ließ ihre Haut nach der Kälte prickeln. Mit dem Ergebnis, dass es ihr nach kurzer Zeit bereits wieder viel zu warm war. Dennoch hatte die exedra ihren Charme. Die glühenden Kohlen in ihren metallenen Becken waren einfach herrlich anzusehen. Sie nahm auf dem freien Sessel zwischen Flora und dem Unbekannten Platz und nahm es sich heraus, sein Profil rasch zu betrachten. Der Umstand, dass sie nicht wusste, wer da neben ihr saß, gefiel ihr nicht sonderlich. Die Aussicht einfach ins blaue hinein zu reden – gefiel ihr noch viel weniger. Sollte sie ihn einfach fragen? Wäre das zu plump? Schließlich nahm sie sich doch zusammen – was sollte denn dieses Kinderspiel?
    „Verzeih, wenn ich unhöflich erscheine“, begann sie just in dem Moment, als die Sklavin mit dem Getränk zurückkehrte und sie einen Moment gezwungen war, inne zu halten, bis das Mädchen mit dem Namen Arsinoe , die Becher verteilt hat. Dieses Mal machte sie nicht den Fehler und trank gleich davon. Der Becher in ihrer Hand war dafür eindeutig noch zu warm. „Verzeih, wenn ich unhöflich erscheine“, wiederholte sie, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. „Es ist sehr lange her, dass wir Verwandte bei uns ins Terentum zu Besuch hatten. Einige Jahre sind seither verstrichen, sodass es manchmal etwas schwer fällt sich der Namen und Gesichter zu erinnern...“, Sie hoffte, dass er den Faden von sich aus aufnehmen würde.

    Bei der Erwähnung der aurelischen Bibliothek machte Narcissas Herz einen kleinen Sprung und sie freute sich schon darauf die Buchsammlung der Familie ausgiebig zu inspizieren. Und ebenso wäre es interessant das Sortiment der hiesigen Buchhändler zu durchforsten. Vielleicht fand sie dort ja jenes Buch, das sie schon seit einiger Zeit vergebens in Terentum gesucht hatte.
    Lysandra im Hintergrund studierte aufmerksam die Reaktion ihrer beiden Schützlinge. Sie konnte es bei den Ausführungen des Dominus regelrecht hinter ihren Stirnen arbeiten sehen. Sicherlich wäre es ratsam auf einen Einkaufsbummel noch einen weiteren Sklaven mitzunehmen, der auf die beiden Acht gab. Nicht etwa, weil sie sich um den aurelischen Geldbeutel Sorgen machte, sondern vielmehr weil die Zwillinge dazu neigten sich von ihrer Neugierde und Faszination davon tragen zu lassen – und dann auf einmal wie vom Erdboden verschluckt waren. Einen verloren gegangenen Zögling konnte sie sich nicht leisten, zumal in dieser Stadt! Rom hatte sehr viele schöne Seiten: wunderbare Bauwerke, der Puls des Lebens und einen kaum zu unterschätzenden Luxus. Aber es war auch gefährlich. Die Suburba war bis weit über die Stadtgrenzen hinaus für ihre zwielichtigen und dunklen Ecken berühmt. Kein Ort für zwei Patrizerinnen – nicht einmal wenn sie sich durch Zufall dorthin verliefen! Natürlich wusste auch Narcissa von diesen finsteren Ort, allerdings nur vom Hören Sagen. Das reichte ihr im Grunde auch vollkommen.
    „Warten wir vielleicht besseres Wetter ab“, schlug sie im Hinblick auf ihre etwas lädierten Säume vor.


    Sie schmunzelte über die Art wie er jene Praxis der Werbung beschrieb, nämlich indem er sie eigentlich als sehr nützlich empfand, sich aber gleichzeitig gezwungen sah, sie gegenüber den Zwillingen zu verurteilen und auf diffuse Weise gleichzeitig wieder zu relativieren. „Das sind sehr viele Kandidaturen!“, bemerkte sie und stimmte ihrer Schwester natürlich in ihrem Versprechen zu. Die Kandidaturen brachten sie jedoch zu einer ganz anderen Frage: „Wer lebt eigentlich alles in diesem Haus?“ Da sie aber nun schon einige Zeit zusammen saßen, setzte sie rasch hinzu: Oh, falls du noch etwas zu tun hast, Bruder, dann sag es ruhig! Wir wollen dich nicht stören oder von etwas abhalten!“

    "Ja...Die Reise war doch etwas anstrengender, als ich geglaubt hatte...Ich bin eingeschlafen...", gab sie zur Antwort. "Verzeiht, ich stehe wohl noch etwas neben mir", wandte sie sich dann verlegen an den Mann neben Flora. Da sie ihre Verwandten nur in sehr unregelmäßigen Abständen gesehen hatte konnte sie das Gesicht vor sich nicht recht zu ordnen. Die Situation war ihr unangenehm. Immerhin war es durchaus kein guter Einstand blindlinks in ihre Verwandten zu laufen und dann nicht einmal deren Namen zu kennen. Er hielt sie nun bestimmt für ein ungeschicktes Landei...Was du streng genommen, auch bist, dachte sie grimmig. Leicht den Kopf neigend sagte sie: "Mein Name ist Narcissa..."

    „Wir könnten ihr auch einen Besuch abstatten...vielleicht fühlt sie sich so nicht gleich bedrängt“, fügte Narcissa noch hinzu. Die meisten Menschen reagierten schließlich überrumpelt, wenn sie es auf einmal mit zwei gleich aussehenden Damen zu tun hatten. Das eine oder andere Mal hatten sich die Zwillinge da auch einen Spaß darauß gemacht, wie etwa mit dem alten Archias, ihrem griechischen Lehrer in Terentum. Der arme Mann hatte doch glatt gedacht doppelt zu sehen. Doch nun ließ auch sie das Thema fallen und pflichtete ihrer Schwester stattdessen nickend bei, als sie ihrem Bruder Hilfe anbot. „Wir helfen wo wir können...“


    Sie empfand die Art wie er versuchte mehr über sie beide herauszufinden amüsant und sie machte ihn ihr sympathisch. Narcissa registrierte hinter seiner sehr formalen Frage sein durchaus ehrliches Interesse an ihnen – „Großer Bruder“. Sie selbst war ja auch sehr daran interessiert herauszufinden, mit was für einem Menschen sie es hier zu tun hatte. Allerdings gaben ihr darüber nicht Gespräche Aufschluss, sondern auch etwa der Umgang mit seinem Sklaven oder die Wahl seiner Verlobten. Mit beiden würde sie sich bei Gelegenheit unterhalten.
    Narcissa konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, als Flora sogleich eine ihrer großen Leidenschaften nannte. Tatsächlich war ihre Schriftrollensammlung sehr zusammen geschrumpft. Ihre Mutter hatte es ihr regelrecht verboten alle ihre Schätze mit nach Rom zu nehmen – worüber sie sehr wütend gewesen war – und so hatte sie sich nur auf ein paar weniger Bücher beschränken können, darunter eine Gedichtssammlung Ovids. Was ihre Schwester betraf, so lag der Fall etwas schwieriger. Flora liebte Abenteuer. Aber das war schon in Terentum kaum möglich gewesen und würde hier in Rom wohl unmöglich werden – und was sollte ihr Bruder von den beiden denken, wenn sie ihm „Abenteuer“ für ihre Schwester empfahl? „Und wenn du Flora eine Freude machen möchtest, Bruder, dann kannst du das mit zweierlei Dingen tun: Du nimmst sie mit auf eine Reise, damit sie Neues sehen kann oder du schenkst ihr Silberschmuck und Kleider. Lavendel steht ihr sehr gut...“ Sie musste grinsen, hin und wieder vergaß sie, dass sie das Ebenbild ihrer Schwester war...
    „Mich würde es außerdem sehr freuen, würdest du mir bei Gelegenheit noch einmal die Stadt zeigen. Aber keine normale Führung, sondern vielmehr, was du für die schönsten Plätze erachtest. Ich würde Rom gern einmal durch deine Augen sehen...“

    "Ich würde sie auch gern kennen lernen", bemerkte Narcissa im Einklang mit ihrer jüngeren Schwester.
    Sie erschauerte unmerklich bei dem Gedanken an irgendwelche Pläne, denn damit waren unwillkürlich auch Ansprüche verbunden. Sie wollte nicht recht daran glauben, dass es ihnen beiden frei stand zu wählen, immerhin waren sie Mitglied der einflussreichen Aurelia gens. Was kam da für sie anderes in Betracht als zum Wohle der Familie zu heiraten, oder ein Amt in einer Priesterschaft anzutreten? Mit beiden konnte sie sich noch nicht so recht anfreunden. Vermutlich machte sie sich darüber aber wieder einmal viel zu sehr Gedanken. Letztendlich galt es abzuwarten. Die Zeit würde den Weg, den sie zu gehen hatte schon offenbaren und ebenso die Erwartungen ihrer Verwandten - und so lange es mit Flora an ihrer Seite war, hatte sie nichts zu befürchten. Andererseits, würde nicht jede Aufgabe, die sie aus dem Hause der Aurelia brachte, sie auch gleichzeitig trennen?
    Seid still!, schalt sie selbst ihre Gedanken, Schweigt!
    "Wann werden die Wahlen zu deiner Quästur abgehalten werden? Wir erhalten zwar stets Nachricht aus Rom, aber die Boten kommen zumeist viel zu spät...", fragte Narcissa, um ihre eigenen Gedanken zu zerstreuen.

    Wo die eine war, war die andere natürlich nicht weit entfernt...Nach dem Gespräch mit ihrem Bruder Manius hatte man die Mädchen auf ihre Zimmer geschickt, wo sie sich erst einmal einrichten sollten. Narcissa war entzückt von ihrem persönlichen Refugium gewesen und insbesondere über die kleine Aufmerksamkeit frischer Blumen in einer Vase neben ihrem Bett. Das Zimmer war groß und hell. Weiße, durchsichtige Stiffbahnen hingen vor den Fenstern und bewegten sich in einer leichten Brise. Es gab ein Bett, einen kleinen Tisch, sogar eine gemütliche Sitzecke. Ihre beiden Truhen standen an einer Wand. Die eine, welche ihre Kleidungsstücke beinhaltete, hatte bereits eine Sklavin ausgeräumt, die andere, die ihre persönlichen Gegenstände enthielt, war völlig unberührt. Ein Lächeln kräuselten ihre Lippen, als sie der Tür geahr wurde, die in Floars Zimmer nebenan führen musste. Für einen Moment lang setzte sie sich auf die Bett kannte. Die Matratze gab weich unter ihr nach. Wie sie sich so ihrer neuen Unterkunft besah, bemerkte sie gar nicht, wie ihr Bewusstsein allmählich wegdriftete und sie in einen kurzen Erholungsschlaf wegdriftete.
    Traumlos erwachte sie jedoch bereits nach einer halben Stunde wieder und setzte sich verschlafen auf. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie mit ihren Gedanken so weit zurück war, dass sie sämtliche Spuren des Schlafes beseitigen und sich auf die Suche nach ihrer Schwester machen konnte. Sie sollten dringend einmal nach ihren Stuten sehen. Doch zu ihrer Überraschung war Floras Zimmer leer, als sie an die Verbindungstür anklopfte und nach keiner Antwort kurz hineingeschaut hatte. Wenn sie nicht dort war, gab es eigentlich nur einen Ort, wo sie sein konnte. Zielstrebig schlug sie die Richtung zum Garten ein und nutzte dabei sogleich die Gelegenhei sich ein wenig im Haus umzusehen. Das Haus der Aurelia war wirklich sehr großzügig eingerichtet, litt aber nicht unter einem übermäßigen Pomp. Man zeigte seinen Status, legte aber gleichzeitig eine tugendhafte Bescheidenheit an den Tag. Der Gang öffnete sich und sie trat hinaus ins Freie. Vielleicht hätte ich doch lieber einen Mantel mitnehmen sollen, dachte sie, als ihr die kühle Luft entgegen schlug - und nicht nur das. "Oh! Verzeihung!", entfuhr es ihr, als sie beinnahe mit einem großen, dunkelblonden Mann zusammen stieß und gerade noch im rechten Augenblick zur Seite treten konnte. Ihre Schwester Flora tauchte neben ihm auf.

    Sim-Off:

    Kobolde?*lach* Das ist mal was anderes, als "Blümchen"


    Beruhigt nahm sie Manius´ Ausfkunft über die Unterbringung der Pferde auf und nahm sich insgeheim vor sich diesen Onkel Ursus einmal genauer anzusehen. Schon allein die Tatsache, dass er die Tiere ebenso sehr mochte, machte ihn ihr sympathisch. Dennoch, weil sie eher von kritischer Natur war, versagte sie sich ein vorzeitiges Urteil, das nur auf ein Hören Sagen beruhte und war gespannt darauf, den Onkel später einmal persönlich zu treffen.


    Im ersten Moment glaubte Narcissa sich verhört zu haben, als Manius von seiner Verlobung berichtete, musste sich dann aber spätestens als Flora das Wort an ihn richtete, eingestehen, dass sie ihre Ohren nicht betrogen hatten. Schnell ging sie dazu über, in ihrer Erinnerung zu kramen. Vielleicht hatte ihre Mutter etwas dergleichen erwähnt und sie hatte es in ihrer Tagträumerei nur wieder nicht richtig wahrgenommen? Aber sie konnte sich an nichts dergleichen erinnern. Lucillia war der Typ Mensch, der eine solche Neuigkeit wieder und wieder auf den Tisch gebracht hätte. Schon allein deswegen, weil sie es als unerhört empfunden hätte, dass sich ihr Sohn verlobt, ohne ihr vorher seine Auserwählte vorzustellen. Sie wollte stets alles wissen und eingeweiht sein, ein Umstand, der auch Narcissas Verhältnis zu ihrer Mutter des öfteren in Spannung brachte. Sie hatte sich allzu oft eingeengt gefühlt von der allgegenwärtigen Mutter, die wiederum stets versucht hatte das Interesse jener ihrer beiden Töchter, die sie allzu gern „Träumerin“ genannt hatte, mehr auf Mode und allerlei „Fitzelkram“ zu lenken. Lucillia war der Meinung gewesen, Narcissa mache zu wenig aus sich selbst und dass das gepaart mit ihrer eher introvertierten Art, nicht sonderlich förderlich für die Suche nach einem Ehemann war. Ihre Schwester war es stets gewesen, die vermittelt hatte, wenn wieder einmal der Haussegen schief hing.
    Jetzt konnte sie Flora ansehen, dass sie diese Ankündigung nicht so freudig aufnahm, wie sie gegenüber Manius den Anschein machte. Etwas schien sie zu beschäftigen. „Und wann werdet ihr heiraten?“, erkundigte auch sie sich höflich und fragte sich insgeheim, welchen Typ von Frau ihr Bruder bevorzugte.

    „Sie gibt gut Acht auf uns“, fügte Narcissa mit einem Blick auf die dunkelhaarige, ältere Sklavin den Ausführungen ihrer jüngeren Schwester hinzu und setzte ein viel leiseres „Manchmal auch zu sehr“, nach, von dem sie sehr hoffte, nur Flora neben ihr möge es gehört haben.
    Kaum hatten es sich die drei in der Sitzecke gemütlich gemacht, kam schon eine junge Sklavin mit einem Tablett, auf dem drei Becher und eine Kanne standen, herbei geeilt.
    Ein leises Lächeln huschte Narcissa bei Manius´ offensichtlicher Not sie beide auseinander zu halten über ihre Züge. „Kein Sorge, du wirst dich daran gewöhnen, Bruder – und wir werden dir dabei helfen...“, meinte sie und nahm dankbar den Becher heißen Weines entgegen, den eine junge Sklavin ihr soeben reichte. Sie schnupperte daran und atmete den warmen würzigen Geruch ein, ehe sie einen kleinen Schluck davon nahm und sich prompt die Zunge verbrannte. So verlegte sie sich zunächst einmal darauf den Becher einfach nur in den Händen zu halten und sich an der Wärme zu erfreuen. Dann schien ihr auf einmal etwas von großer Dringlichkeit in den Sinn zu kommen: „Sind unsere beiden Stuten wohlbehalten hier angekommen? Wo sind sie untergebracht worden?“ Für einen Moment schien sie vollkommen vergessen zu haben, dass sie Manius nach seinem Wohlergehen in den letzten Jahren gefragt hatte und er ihr nach wie vor eine Antwort schuldig war. Sie erkannte ihre Unhöflichkeit sogleich und nahm sich scheu zurück: „Verzeih!

    Narcissa ließ ihrer Schwester den Vortritt ihren Bruder zunächst einmal überschwänglich herzend zu umarmen. Bis auf wenige Ausnahmen war sie einfach die impulsivere der beiden. Erst dann ging sie selbst auf Manius zu. Sie musste sich etwas auf die Zehenspitzen stellen, um ihm zwei flüchtige Küsse auf die Wange zu drücken.
    „Schön dich zu sehen“, sagte sie, als sich wieder zurückzog.
    Ich glaube nach dieser...etwas holprigen Reise, wäre Wein tatsächlich besser...“, Sie sandte ihrer Schwester einen entschuldigenden Blick zu, immerhin war es hauptsächlich ihre Schuld gewesen, dass sie mit der Kutsche angereist waren.
    „Und wie ist es dir hier ergangen? Mutter hat uns das eine oder andere Mal einer deiner Briefe zum Lesen gegeben, aber sonst haben wir recht wenig von dir erfahren...“
    Nach der überschwänglichen Erzählung Floras wirkten Narcissas Worte ruhig und gelassen. Die Zwillinge mussten Manius tatsächlich wie Feuer und Wasser vorkommen. Entfachte die eine einen Brand, relativierte die andere und brachte Ruhe hinein. Tatsächlich war mit Eintritt in die Villa Aurelia jegliche Nervosität von ihr abgefallen. Nämlich genau in dem Moment als sich die Unruhe zu einem Höhepunkt hinaufgeschaukelt hatte, war sie einer inneren Gelassenheit gewichen, wie sie wohl auch Unholde kurz vor einer mörderischen Tat spüren mussten. Sie waren angekommen. Der Rest lag in den Händen der Götter. Und zumindest schien ihnen Manius nicht abneigend gesinnt zu sein. Ganz im Gegenteil. Er machte auf sie einen ebenso aufgeregten Eindruck. „Und was liest du da?, fragte sie neugierig, in dem Versuch die Situation weiter zu entschärfen, mit einem Lächeln auf den Lippen in Richtung der Schriftrollen.

    Sim-Off:

    Flora und Narcissa kommen von hier


    Es war schon weit nach Mittag, als die beiden, endlich vor der Villa Aurelia ankamen. Ein Blick an sich herab zeigte, dass der Ausflug durch die Stadt doch einige Spuren hinterlassen hatten. Das smaragdgrüne Kleid Flora zeigte am Saum einige unschöne Flecken und auch ihre eigene Gewandung sah nicht sonderlich besser aus. Merkwürdig, dass ihr das so sehr auffiel, normalerweise machte sie sich nicht so sehr darauß. Doch der heutige Tag war auch nicht als normal zu bezeichnen. Seltsam deutlich wurde sie auf einmal ihres Standes gewahr und der damit verbundenen Erwartungen. Ihr selbst mochten ein paar Flecken vielleicht kleinlich vorkommen, ihre Verwandten, die dort hinter dieser Tür warteten sahen das aber vielleicht anders…Hoffentlich würde alles gut werden. Sie rückte etwas näher zu Flora auf. Lysandra hob die Hand und klopfte an die Tür. Kurz darauf erschien der Kopf eines Sklaven an der Tür. „Aurelia Flora und Aurelia Narcissa. Wir möchten gern zu Manius Aurelius Orestes.”

    Die Eindrücke stürmten auf sie ein, an jeder Straßenecke gab es neues zu entdecken. Titus, ein junger Kerl, der ihr gerade einmal bis zu Schulter reichte und noch das milchweißÄ, weiche Gesicht eines Jungen aufwies, führte sich von einer Sehenswürdigkeit zur anderen, offensichtlich stolz darauf die zwei Patrizerinnen führen zu dürfen, die an seinen Lippen hingen und aufmerksam seinen Ausführungen lauschten. Auch Narcissa wusste bald nicht mehr so recht, wo ihr der Kopf stand und das, obschon sie von Natur aus eigentlich über einen recht gut ausgepragten Orientierungssinn verfügte, der sie bisher bei noch keinem Streifzug in der Natur im Stich gelassen hatte. Doch hier war alles anders. Sogleich fasziniert und eingeschüchtert betrachtete sie die Welt um sie herum. Die Neugierde jedoch überwog und zusammen mit Flora ließ sie sich immer weiter hineinziehen in die pulsierende Stadt.
    „Und gleich gegenüber liegt das Stadium des Domitian”, sagte Titus und wies zu seiner linken, wo sich ein hoher ringförmiger Bau erhob. Narcissa folgte seinem augestreckten Arm und war doch sehr beeindruckt von dem Gebäude. So etwas gab es auf dem Lad natürlich nicht. „Bei den Göttern”, kam ihr es prompt über die sinnlich geschwungenen Lippen. „Das ist ja wirklich riesig!”
    „Domina!”, drang Lysandras Stimme an ihr Ohr und sie fuhr auf. Verwundert stellte sie fest, dass ihre Schwester zusammen mit der Sklavin und ihrem jungen Führer schon weiter gegangen waren und so nach wie vor wie erstarrt vor dem Gebäude. „Ich komme!”, rief sie und beeilte sich den dreien nachzufolgen. Weiter ging es vorbei an der Villa Publica, und durch die kaiserlichen Foren hindurch.
    „Die Foren wurden unter verschiedenen Kaisern erbaut und bestehen aus zahlreichen Portike, Bibliotheken, Tempeln und Basiliken…”, referierte Titus. Ihm schien seine Rolle sehr zu gefallen. „Das Friedensforum, das Nervaforum, das Caesarsforum, das Trajansforum und das Augustusforum mit dem Sitz der Justiz...Möget Ihr es niemals von innen sehen...” Lysandra warf ihm einen bösen Blick zu. Dass ihre beiden Schäfchen jemals eine Schandtat begehen könnten stand absolut außer Frage. Der junge Titus bemerkte sogleich seinen Fehler und schickte ein scheues „Verzeihung”nach, doch die Zwillinge hatten ihm gar nicht richtig zugehört. Stattdessen hatten sich die beiden in ihrer Gedankenlosigkeit bereits wieder verselbstständig, waren voran gegangen und schon fast außer Sicht. Schließlich wichen die Gebäude zur Seite und sie fanden sich auf dem belebten Forum Romanum wieder, auf dem geschäftiges Treiben herrschte. Narcissa wusste gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollte. Überall Menschen, Stimmen surrten durch die Luft. Ein Mann verlas laut etwas von einer Schriftrolle, Bedienstete mit Körben und Einkäufen darin huschten an ihnen vorbei, vor der Rostra standen einige Männer in der Kleidung von Senatoren zusammen und unterhielten sich angeregt, Kinder hockten auf den Stufen eines Tempels, dessen Namen Narcissa noch nicht kannte. „Titus! Was ist das für ein Tempel?”, erkundigte sie sich und wies auf das Gebäude, das neben einer großen Basilika mit einigen Säulen davor stand. „Der Tempel ist den Dioskuren geweiht…Castor und Pollux”, antwortete dieser eilfertig, als er zu ihr aufschloss. „Warum wundert es mich nicht, dass mir ausgerechnet der Tempel der Zwillingsbrüder ins Auge fällt?”, fragte sie mit einem schiefen Lächeln in Richtung ihres Ebenbildes. Eine wahre Welle der Euphorie erfasste sie und auf einmal war jegliches Gefühl der Verschüchterung angesichts dieser altehrwürdigen Stadt verschwunden. Begeistert fasste sie ihre Schwester bei der Hand. „Na komm, lass uns das Forum etwas näher erkunden!”, meinte sie fröhlich und zog ihre Zwillingsschwester hinein in eine Menschentraube, die sich vor der Rostra zusammen gefunden hatte, um einem großen, schlanken Kerl in der Tracht der Tribunen zu lauschen. Lysandra hatte Mühe den beiden zu folgen.
    Es war schon weit nach Mittag, als die beiden, endlich vor der Villa Aurelia ankamen.

    „Nach allem, was Mutter in ihren Schwärmereien über ihn offenbart hat, sollte er uns seinen Unmut zumindest nicht zeigen, wenn er ihn denn hegen sollte...“, entgegnete Narcissa nach einer Weile schließlich. „Das würde seinen Ruf vollkommen zerstören. Du weißt doch, ein wahrer Römer ist selbst angesichts der größten Widrigkeiten nicht launisch – und er scheint ja ein wahrer Römer zu sein“, Ein amüsiertes Lächeln huschte ihr bei dem Gedanken über die Lippen. Wieder rumpelte die Kutsche einige Atemzüge lang über die Straße dahin, in denen Narcissa ihren Gedanken nachhing. Vor ihrem inneren Auge erwuchs ein Mann von beachtlicher Größe, in eine elegante Toga gekleidet, braune kurze Haare über wachen ebenfalls braunen Augen. Ein junger Mann. Das konnte zum Problem werden. Junge Männer liebten ihre Freiheit und fühlten sich nur allzu schnell eingeengt von Familienanhang. Vor allem von „kleinen“ Schwestern. Nicht, dass sie sich sonderlich „klein“ fühlte, immerhin war sie aus jenem Alter, in dem man sich noch einen Spaß darauß machte den kompletten Mehlvorrat der Familie in der gesamten Villa zu verteilen oder den Hunden einen neuen Haarschnitt zu verpassen, schon längst heraus gewachsen. Und dennoch, siebzehn war ein heikles Alter, das wusste sie selbst nur zu gut, vor allem um...Anstatt den Gedanken für sich zu beenden, machte sie ihm laut Luft: „Ich hoffe nur nicht, dass er sich überfordert fühlt und meint, uns mit einer Heirat sogleich aus dem Weg schaffen zu müssen...“...Nach Heirat stand ihr bei aller Abenteuerlust und Neugierde auf Neues am aller wenigsten der Sinn. Der Cultus Deorum bot vielleicht eine Möglichkeit diese Gefahr zu umgehen – vielleicht.
    Mit einem Mal weiteten sich ihre Augen und überrascht rief sie aus: „Sind wir etwa da?!“ Die Kutsche war langsamer geworden und die Insassen wurden nicht mehr so stark durchgeschüttelt. Als sie die Gardine ein Stück zur Seite schob und sich etwas hinauslehnte, sah sie vor sich tatsächlich eine gewaltige Stadtmauer aufragen, in die ein Tor eingelassen war. „Ha! Rom!“, rief sie entzückt und erleichtert sogleich. Die beschwerliche Kutschreise näherte sich ihrem Ende. Langsam rollte ihr Gefährt auf das Tor zu, das immer weiter in die Höhe wuchs. Endlich kam die Stadtwache in Sicht, ein junger Mann in der blanken Uniform der militum. Die beiden Pferde gaben ein leises Schnauben von sich, als der Kutscher sie neben dem Soldatem zum Stillstand brachte und ihm die Papiere zeigte.
    "In Ordnung", hörte Narcissa eine bubenhafte Stimme sagen. Der Soldat konnte unmöglich sehr viel älter als sie selbst sein. Er winkte den Kutscher durch und das Gefährt setzte sich langsam wieder in Bewegung. Gemächlich rollte es an der Stadtwache vorbei, der grimmig zurück starrte, als er der neugierigen Musterung des Mädchens gewahr wurde, das durch das kleine Kutschfenster die große Welt da draußen faszniert beobachtete. Nicht sehr weit hinter dem Porta Aurelia Nova kamen sie abermals an einem Gasthaus zum Stehen. Hier sollten sie warten, bis ein Bote die Nachricht über die Ankunft des patrizischen Zwillingspaars zur Villa Aurelia gebracht hatte und mit einer Sänfte für die drei Neuankömmlinge zurück kommen würde. Immerhin waren Kutschen und Waagen tagsüber in der Stadt untersagt. Das Gasthaus war ein freistehendes, zweistöckiges Gebäude etwas außerhalb der Stadt mit einem Nebengebäude für die Wechselpferde an der Via Tecta, unweit der Navalia. Es sah vertrauenswürdig und seriös aus, andernfalls hätten die drei Damen wohl auch keinen Fuß hineingesetzt. Lysandra ging voran und orderte beim Wirt eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken, während die beiden Mädchen, sich nicht der Blicke bewusst, die sie unweigerlich auf sich zogen, an einen Tisch in einer Ecke setzten. Rasch besah sich Narcissa ihrer Umgebung. Die Taverne war bis auf zwei Männer an einem fernen Tisch, einem weiteren direkt am Tresen, dem Wirt und einer Bedienung sowie einer Frau, die in der Nähe des Eingangs an einem Tisch saß und ständig zur Tür hinübersah, als erwarte sie jeden Moment einen Bekannten, vollkommen leer. Das Möbiliar war eindfach gehalten, mit Dekoration hatte man gegeizt. Und dennoch, dieses Gasthaus übte einen geiwssen Charme aus, sodass man sich überhaupt nicht fehl am Platz vorkommen konnte. "Also ich weiß ja nicht, wie es idr geht, Flora", begann Narcissa mit gesenkter Stimme und sah ihre Schwester verschwörerisch an, "aber ich für meinen Teil könnte etwas Bewegung gebrauchen. Lass uns nicht erst auf diese Sänfte warten, sondern allein zur Villa Aurelia laufen. So könnten wir uns die Stadt schon Mal ein bisschen näher anschauen...Was meinst du?"

    Schon eine ganze Weil holperte die Kutsche über die gepflasterte Straße. Runter, rauf, runter rauf, runter, rauf. Hin und wieder schwankte sie auch beträchtlich zur Seite, wenn sie über ein Schlagloch hinweg donnerte, um sich dann wieder in Balance zu pendeln.
    Die schwarzen Buchstaben hüpften vor ihrem Auge auf und ab und mehr als einmal verlor Aurelia Narcissa die Zeilen, sodass es sie einige Konzentration kostete, um den Inhalt des Buches, das sie soeben las, trotz der widrigen Umstände zu entschlüsseln. Es war wie ein Krieg: Cornelius Nepos gegen die Widrigkeiten einer Kutschreise aus Terentum nach Rom. Der attische Feldherr Themistokles gegen den rasenden Kutscher. Wo um alles in der Welt, hatte dieser Mann nur seinen Beruf gelernt?!, ging es ihr grimmig durch den Kopf, als sie abermals in der Zeile verrutschte und mit den Augen angestrengt nach dem roten Faden suchte. Die Kutsche holperte über eine weitere Bodenwelle und die Insassen der kleinen Kutsche wurden unsanft in die Höhe geworfen. Schließlich gab sie auf. Die Götter wollten es anscheinend nicht zulassen, dass sie sich in irgendwelche schwarzen Buchstaben versenkte. Andernfalls hätten sie wohl einen anderen Mann zu ihrem Kutscher auserkoren. Mit einem bedauernden Seufzen, rollte sie die Schriftrolle zusammen und steckte sie zurück zu den anderen in ihre lederne Tragetasche. Es war sinnlos.
    Sie erhaschte einen kurzen Blick auf ihre Schwester Flora. Sie saß neben ihrer beider Ornatrix Lysandra entgegen der Fahrtrichtung, weil ihr, Narcissas, eigener Magen dabei für gewöhnlich rebellierte und sie auf eine unschöne Situation hatten verzichten wollen. Das wäre wahrlich kein guter Einstand in Rom geworden. Sie schob ein Stück weit den Stoff am Fenster zur Seite, um einen Blick nach draußen zu werfen. Die Landschaft hatte sich merklich verändert, wirkte nicht mehr so sehr ausgedörrt von der Sonne, wie es im Umland Terentums zu Weilen den Eindruck machte. Das Nirgendwo war dagegen fast schon als „saftig“ zu bezeichnen. Dünnes Gras, hin und wieder flog auch ein Landgut, umgeben von weiten Feldern vorbei oder eine Taverne tauchte am Straßenrand auf. Manchmal war aus der Ferne auch eine kleine Siedlung auszumachen. Sie wusste nicht mehr genau, wie lange sie nun schon unterwegs waren. Einige Tage, vielleicht. Oder waren es schon Wochen? Lucillia, ihre Mutter hatte eigentlich darauf bestanden, sie mit dem Schiff nach Ostia bringen zu lassen. Von dort aus wären es nur noch wenige Tage mit der Kutsche nach Rom gewesen. Die beiden Schwestern, insbesondere Narcissa, hatten sich dagegen jedoch vehement gesträubt, wollten sie doch etwas von der Landschaft in sich aufnehmen. Bis dahin hatten sie aber auch noch keine Reise hinter sich gebracht, die länger als eine Woche gedauert hatte. Jammern entsprach jedoch nicht ihrem Naturell und daher ertrug Narcissa es mit stoischer römischer Contenance. Etwas anderes blieb ihr auch nicht übrig. Andernfalls wäre ihr Flora wohl an die Kehle gesprungen. Daher tröstete sie sich mit dem Gedanken an Rom. Bisher war sie nur ein einziges Mal dort gewesen, nämlich als sie geboren wurde. Danach war die Mutter mit ihren beiden Zwillingstöchtern auf das Land hinaus gezogen, wo sie verschont geblieben waren von all den Intrigen, Gefahren und Einflüssen, welche die Stadt auf ihre Bewohner ausübte. Narcissa sah der Stadt neugierig, aber gleichzeitig auch bang entgegen. Sie freute sich auf die unzähligen Welten, die Rom in sich vereinte, den bunten Puls, den die Stadt schlug, auf die Menschen und ihr Leben. Doch im selben Moment ließ sie der Gedanke an die riesigen Menschenmengen, die Enge und das Fehlen von Natur zurückschrecken. Sie kam nicht als Gelegenheitsbeobachterin nach Rom, von nun an sollte sie in Rom leben. Die Metropole ihr Zuhause nennen. Da war keine Möglichkeit zur Flucht oder Rückzug, wenn sie es zuweilen brauchte. Aber da war noch etwas ganz anderes, das sie beschäftigte: „Glaubst du, unser Bruder wird da sein, wenn wir ankommen?“, fragte sie in Richtung ihres Ebenbildes. Smaragdgrüne Augen blickten zurück.

    Der junge Mann blieb vor einer hohen Tür stehen. Das Pferd, das hinter ihm am Zügel ging, gab ein Schnauben von sich. Ein Löwenkopf umfasst von einem Lorbeerkranz prangte auf dem Eingangsportal. Er griff an seine Tasche und zog eine Schriftrolle daraus hervor, die er sich unter die Nase hielt, um abermals das rote Siegelzeichen, das darauf prangt, zu inspizieren. Löwenkopf und Lorbeerkranz. Hier war er wohl richtig (man muss zu seiner Verteidigung anmerken, dass er noch nicht lange im Dienst Lucillas, der Mutter Aurelia Floras und Aurelia Narcissas, war). Er klopfte an und wartete geduldig, bis ein Sklave den Kopf auf die Straße hinaus streckte, eine Frau. Eilfertig übergab er ihr die Schriftrolle und schwang sie wieder in den Sattel seines Braunen, um sich, einen Gruß über die Schulter winkend, wieder auf den Weg zurück nach Terentum zu machen.


    Ad Manius Aurelius Orestes
    Casa Aurelia
    Roma


    Salve Manius,


    es wird Dich verwundern, dass ich Dir diesen Brief schreibe. Unser Kontakt miteinander ist in den vergangenen Jahren zunehmend eingeschlafen. Dies bedauere ich zutiefst, denn auch Dein letzter Besuch ist nun einige Jahre her. So vieles ist geschehen, das ich hätte verhindern können. Fehler und Vorwürfe die zwischen uns stehen, mein Sohn. Vieles Bedauere ich, aber ich hätte wohl immer wieder dieselben Entscheidungen getroffen. Manche Dinge hätte ich wohl anders gemacht- Und auch wenn Du es mir nicht glauben willst: Ich bin stolz auf Dich. Trotz aller Widrigkeiten ist ein guter Mensch aus Dir geworden!
    Doch genug von den Fehlern der Vergangenheit. Es wird Zeit, dass die Familie wieder näher zusammen rückt; Dass wir zusammen stehen, wie es sich gehört.
    Aus diesem Grunde schicke ich Dir Deine beiden Schwestern nach Rom. Leider werde ich sie nicht begleiten können, denn für solche Reisen bin ich inzwischen zu alt.
    Schweren Herzens lasse ich sie ziehen, meine kleinen Lämmchen. Aber es wird Zeit, dass sie lernen, dass das Leben nicht nur aus Sorglosigkeit besteht. Sie sind gute Mädchen und Du wirst sicher in vielen Dingen überrascht von ihnen sein. Lass Dir aber nicht von ihnen auf der Nase herum tanzen, denn sie neigen doch hin und wieder zu Übermut.
    In einigen Tagen werde ich sie auf die Reise schicken. Pass gut auf sie auf und heiße sie herzlich Willkommen in Rom, wie es sich gehört. Grüße auch Marcus Aurelius Corvinus von mir, da sie ja in seinem Haus leben werden. Du brauchst dir keine Sorgen machen, sie sind wohlerzogen und werden uns keine Schande machen.


    Liebste Grüße,
    Deine Mutter Lucretia Lucilla


    Salve Aurelius Corvinus!


    Ich kann dich beruhigen, ich habe mich weder "einfach nur so" zu diesem Spiel angemeldet, noch habe ich die Aurelier willkürlich ausgewählt.
    In der Schule habe ich den Leistungskurs Latein belegt und interessier mich auch privat sehr für die Zeit des römischen Imperiums.
    Zur Gens der Aurelier gehörte ich bereits in einem früheren "Pen&Paper Rollenspiel" mit Freunden. Ich schreibe also gern und viel. Die Aurelier sind mir einfach lieb geworden.
    Was meine Erwartungen betrifft. Nun, ich habe zweierlei. Zum einen natürlich Spaß, zum anderen Vertiefung meiner Kenntnisse(bzw. Festigung), ich schreibe gerade an einer Geschichte, die im alten Rom spielt, Input kann ich also immer brauchen.
    Meine ID habe ich in Gedanken bisher nur umrissen. Ich dachte vielleicht, dass Narcissa zu einem Familienzweig gehört, der sih in Germanien niedergelassen hat (ich meine gelesen zu haben, dass es da eine Villa gab) und nun nach Rom kommt. Ich sehe sie eher noch wie ein naives Kind, das die Welt um sich herum mit staunenden Augen betrachtet. Was die Karriere betrifft kommt es stark darauf an, wie "Frauenarbeit" hier gehandhabt wird. Zumindest in die öffentlichen Laufbahnen wird sie wohl nicht eintreten können. Alternativ könnte ich mir eine Laufbahn als Vestalin vorstellen (aber da müsste sie dann ja echt noch ein Kind sein) oder eine Schreiberkarriere unter "männlichem Synonym"....So viel zu meinen Vorstellungen.


    Bin gespannt auf deine Antwort!
    Vale!

    Salvete!


    Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich schon auf eurer Seite herumgegeistert bin und es dann doch nicht gewagt habe, mich zu registrieren^^". Sehr faszinierend, was ihr hier aufgebaut habt! Allerdings auch schwer zu überblicken;)
    Nun also doch...


    Stand: civis


    Gens: Gens Aurelia


    Name: Narcissa


    => Aurelia Narcissa


    Wohnort: Roma


    Wie läuft das mit dem Anlegen des ID-Blatts ab?