Genau da isses her.
"In der Tat, das ist sicher das falsche Thema, wenn man sich nach... wie lange ist das jetzt her? Zehn Jahre? Oder fünfzehn? Naja, egal, irgendwas um die zehn, glaube ich. Wir haben uns jedenfalls lange nicht mehr gesehen."
Genau da isses her.
"In der Tat, das ist sicher das falsche Thema, wenn man sich nach... wie lange ist das jetzt her? Zehn Jahre? Oder fünfzehn? Naja, egal, irgendwas um die zehn, glaube ich. Wir haben uns jedenfalls lange nicht mehr gesehen."
"Salve Alienus, schön, dass du dabei bist."
Ich schaute Sophus kurz an und dachte nach.
"Zur Not muss es auch ohne Priester gehen."
"Bei den Göttern! Die Priesterin! Habe ich ja ganz vergessen!Da wollte sich eigentlich meine Verwandtschaft drum kümmern. Hoffentlich kommt sie noch!"
Ich stand auf der kleinen Tribüne, die für den Stapellauf aufgebaut wurde. Von hier aus hatte man einen wunderbaren Blick auf die Tempestas, die noch in der Werft stand. Der Rumpf war 40 m lang, 8 m breit und 8 m hoch. Das Achterdeck hinter dem Besanmast war noch einen weiteren Meter erhöht. Über den Bug ragte der Bugspriet 10 m hinaus. 10 m hinter dem Bug stand der Fockmast mit einer Höhe von 25 m über Deck. 10 m dahinter kam der 28 m über Deck hohe Großmast, 10 m dahinter der 23 m hohe Besanmast. Die schneeweißen Segel waren sorgfältig gerefft, so dass sie wie Schnee auf den Bäumen lagen. Der elegante Rumpf war schwarz gestrichen, während die Masten und das Deck in einem rötlichen Braun gestrichen waren. Alles in allem ein sehr schönes Schiff.
Ich setzte mich und wartete auf die Besatzung und die Gäste.
Ich lachte.
"In seinem Alter!"
Mein Lachen hörte schnell auf.
"Wurde auch Zeit. Er hat lange genug um deine Mutter getrauert. Dafür bin ich immer noch der einsame Seewolf. Irgendwie war nie die Richtige dabei."
"Ist ja nix passiert, oder? Ausserdem kann eine Octavierin auf sich selbst aufpassen. Vor allem, wenn sie die Tochter von Cicero Octavius Anton ist."
Ich dachte kurz nach.
"Wie geht es eigentlich meinem Cousin?"
"Ich wollte ja auch nicht erkannt werden. Ich bin außer Dienst, also lass das mit dem Grüßen."
"Ich bin bei der Classis Romana und Kommandant der Flottenabteilung für Germanien. Marinesoldaten findet man für gewöhnlich nicht in Kastellen, Tiberius Maximus."
Ich betrachtete die beiden einen Augenblick.
"Entgeht mir was?"
Nach einiger Suche nach Helena hatte ich am Stadttor nachgefragt. Dort wurde mir gesagt, dass sie ausserhalb der Stadt wäre. Also ging ich durch das Tor und folgte etwas der Straße zum Castellum.
Kurz darauf sah ich sie mit einem Legionär die Straße mir entgegen schlendern. Ich trug über meiner Marinetunika meinen alten zivilen Kapitänsmantel. Das sah jetzt zwar nicht militärisch aus, aber ich war ja auch nicht im Dienst. Also ging ich auf die beiden zu.
"Darf ich stören?" fragte ich lächelnd.
Dann fiel mir ein, dass ich ja meine Nichte Helena zum Abendessen eingeladen hatte. Nur hatte ich sie noch nicht gesehen. Ich ging zur Hafenwache. Der Soldat ging sofort ins Achtung und salutierte.
"Kommandant, Manipulus...."
"Ja, ja, ist schon gut. Meldung ist nicht nötig. Hast du zufällig meine Nichte gesehen? Du weißt schon, die hübsche junge Dame die in einem der Gästequartiere wohnt."
"Bedaure, nein. Vielleicht ist sie in der Stadt?"
"Danke. Weitermachen!"
Ich kehrte zurück in meine Wohnung im Hafen. Alles war bereit für den morgigen Stapellauf der Tempestas - meiner Tempestas. Ich kramte meine Paradeuniform hervor. Der Brustpanzer musste dringend poliert werden. Immerhin war es das einfache, schlichte Modell aus Bronze mit einem silbernen Adler. Der Helm war in einem deutlich besseren Zustand, nur der blaue Federbusch war etwas verstaubt. Warum mussten Uniformen immer so unpraktisch sein?
Nach einer Stunde Polieren sah alles aus wie neu. Sehr gut. Immerhin war ich der Kommandant und musste mit gutem Beispiel voran gehen.
Ich ging jetzt wieder in der Hafen. Ich wollte eine kleine Runde auf dem Rhenus drehen.
"Gut. Morgen ist Stapellauf der Tempestas, also hast du in Paradeuniform im Hafen zu erscheinen. Du bist ja schließlich der Erste Offizier. In drei Tagen stechen wir dann in See. Bis morgen."
Ich dachte kurz nach. Meine Verwandten hatte ich ja schon länger nicht mehr gesehen. Das blieb nicht aus, wenn man zur See fuhr wie ich. Dann erinnerte ich mich an ein Mädchen, das dieser Frau ähnlich sah.
"Helena! Du bist sicher erschöpft von der Reise. Eine Unterkunft kann ich dir geben. Ich bin Kommandant der Classis Romana Germanica, also habe ich recht geräumige Quartiere. Du kannst im Gästezimmer für hohe Offiziere übernachten. Ich habe noch ein wenig im Hafen zu tun. Ich würde sagen, wir unterhalten uns morgen Abend beim Essen."
Ich winkte einen Manipulus zu mir. "Gaius, bring meine Nichte bitte zu meiner Wohnung in der Hafenmeisterei. Und zeige ihr die Gästequartiere für ranghohen Besuch."
Er salutierte kurz und geleitete Helena dann durch den Hafen.
Als ich die Werft verließ, rannte ich fast in die junge Frau.
"Entschuldigung. Suchen Sie jemanden?"
Ich schaute noch einmal in der Werft vorbei. Die Tempestas musste so gut wie fertig sein. Die drei Masten waren jedenfalls schon auf Entfernung zu sehen. Ich ging die Gerüste hoch und an Deck. Das Achterdeck war gut einen Meter höher als das Deck. Von dort aus hatte ich erstmals ein Gefühl dafür, wie ich mich als Kapitän dieses Schiffes fühlen würde. Ich blickte am Besanmast hoch. Seine Spitze lag 25 m über dem Deck. Der Großmast war sogar noch einmal drei Meter höher. Es fehlten eigentlich nur noch die Segel. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Das alles war doch größer als ich es mir vorgestellt hatte.
"Kommandant, ist alles zur vollsten Zufriedenheit?" riss mich der Schiffbaumeister aus meinen Gedanken.
"Ja. Alles bestens. Der Stapellauf kann wie geplant am Montag stattfinden?"
"Selbstverständlich. Morgen bringen wir die Segel an, danach könnte man quasi sofort losfahren."
"Danke. Bis Montag." verabschiedete ich mich.
Wahlrecht in einem VIRTUELLEN Staat. Wer braucht so was?
Der Zeitaufwand liegt definitiv über dem für einen schweren Übungszettel in theoretischer Chemie (>12 Stunden). Ehrlich gesagt, das ist es mir nicht wert.
"Kommen wir jetzt zu den Segeln. Die segel sind fast immer an einem Rundholz befestigt. Wenn dieses Rundholz horizontal steht und in seiner Mitte an einem Mast befestigt ist, so heißt es Rah, und das Segel heißt Rahsegel. Rahsegel sind immer viereckig. Ist das Rundholz horizontal und nur mit einem Ende an einem Mast befestigt, dann heißt es Baum.
Galeeren haben Rahsegel. Normalerweise benennt man Segel nach dem Mast, an dem sie sich befinden. Eine Dreimast-Galeere hätte also ein Focksegel, ein Großsegel und ein Besansegel.
Kommen wir jetzt zu den acht Segeln der Tempestas. Die Tempestas ist ein Dreimaster und hat an jedem Mast zwei Bäume. Der obere Baum zeigt schräg nach oben und heißt Gaffel, der untere heißt Baum. Die Segel zwischen Baum und Gaffel heißen nach den Masten, die Segel oberhalb heißen Toppsegel. Beginnen wir am Besan: Das große, untere segel heißt Besansegel, das kleinere, darüber liegende heißt Besantoppsegel. Die segel am Großmast heißen entsprechend Großsegel und Großtoppsegel. Die Segel am Fockmast heißen anders. Das große Segel heißt Schonersegel, das kleinere darüber heißt Schonertoppsegel. Außerdem sind noch zwei dreieckige Segel zwischen Fockmast und Bugspriet gespannt. Das untere, oder besser, hintere heißt Focksegel, das andere heißt Klüversegel. Alles klar, Ferrius Maximus?"
"Kommen wir jetzt zur Bezeichnung der Masten und Segel. Als Masten zählen zunächst einmal nur die senkrecht zum Deck stehenden Rundhölzer. Die meisten Handelsschiffe haben noch einen weiteren, nahezu waagerechten Mast, der über den Bug hinaus ragt. Dieser Mast heißt Bugspriet.
Die Masten werden vom Bug zum Heck durchgezählt. Der Bugspriet zählt, wie gesagt, nicht mit. Wenn nun die Masten gezählt sind, können wir das Schiff benennen als Einmaster, Zweimaster, Dreimaster und so weiter.
Bei einem Einmaster heißt der Mast einfach nur Mast. Bei einem Zweimaster schaut man nach, welcher der beiden Masten größer ist. Der größere Mast heißt Großmast. Steht der zweite Mast vor dem Großmast, dann nennen wir ihn Fockmast, steht er hinter dem Großmast, dann nennen wir ihn Besanmast. Bei einem Dreimaster ist der erste Mast der Fockmast, der zweite Mast ist der Großmast und der dritte Mast ist der Besanmast. Bei Viermastern kommt noch zwischen Groß- und Besanmast der Kreuzmast hinzu."
"Das war genug Bedenkzeit, ich löse jetzt die Aufgabe exemplarisch. Windrichtung 190 Grad, Heck ist auf 180 Grad, also ist die Winkelhalbierende auf 185 Grad. Senkrecht dazu steht das Segel, also verläuft es von 185+90=275 Grad nach 185-90=95 Grad."