"Es läuft quasi genau so, als ob Soldaten gegeneinander kämpfen. Nur, dass hierbei halt jedes Schiff einem Soldaten entspricht. Was dem Legionär das Manipel ist, ist bei uns die Flotille. So kann man das jedenfalls am besten vergleichen."
Beiträge von Marcus Octavius Nauticus
-
-
"Ausgezeichnete Frage. Aber auch hier kann man durch geschickte Manöver einen Vorteil erringen. Wenn es einem gelingt, sich so zu positionieren, dass man ein Schiff als Deckung nutzen kann, muss man auch zunächst nur noch gegen dieses kämpfen. Natürlich lässt man sich dann nicht mehr auf einen Enterkampf ein. Statt dessen schießt man zuerst das Schiff, das einem Deckung bringt, in Brand. Danach kann man das andere Schiff ganz normal bekämpfen."
-
"Hört sich sehr gut an. Ganz sicher, dass du hierhin strafversetzt bist? Vielleicht hat dich ja auch Mars geschickt, um uns zu helfen?"
-
"Und jetzt kombinieren wir mal alles. Einfaches Beispiel: zwei Triremen. Zuerst ist es nur ein Duell beider Kapitäne, weil man den Gegner ausmanövrieren muss. Natürlich muss auch die Besatzung gut aufeinander abgestimmt sein, damit die Manöver schnell genug durchgeführt werden. Sobald man dann auf Rammkurs gehen kann, feuert man so viele Geschosse wie möglich auf das gegnerische Schiff, um so möglichst viele Gegner zu töten und zu verwunden. wir verwenden natürlich keine Brandgeschosse, weil wir entern wollen.
Danach rammt man den Gegner und lässt die Enterbrücke runter. Unsere Soldaten stürmen das Schiff, nach einiger Zeit ist dann das Schiff erobert. Fragen?" -
"Sehr gerne. Ich habe noch jede Menge anderer Aufgaben, da ist jede Hilfe willkommen. Theoriestunden sollten allerdings nicht näher spezifiziert werden, weil ich hierbei noch die themen passend ausarbeiten werde."
-
"Sehr gut. Als nächstes kommen wir dann zum reinen Schiffsgefecht. Dabei gibt es zwei Arten: Rammen und Artillerie.
Fangen wir an mit Rammen. Hierbei ist es wichtig, den Gegner auszumanövrieren, damit man das Schiff seitlich erwischt. Man Ruder mit voller Kraft und zieht kurz vor dem Zusammenstoss die Ruder ein, damit sie nicht beschädigt werden. Danach werden die Ruder sofort wieder zu Wasser gelassen, und es wird schnellstmöglich zurück gerudert, damit der Gegener nicht versuchen kann, unser Schiff zu entern.
Bei diesem Manöver ist immer, wirklich immer, eine Abteilung Soldaten am Bug, damit wirklich kein Gegner lebend an Bord kommt. Um nicht durch die Wucht des Aufpralls umgeworfen zu werden, warten sie in der Hocke, um danach sofort in Kampfformation aufzustehen.
Die andere Art des Gefechtes sind Artillerie-Gefechte. Hierbei werden die Katapulte und Ballisten der Schiffe eingesetzt, um gegnerische Schiffe in Brand zu schießen. Dazu werden mit Wolle umwickelte Pfeile bei Ballisten und Kugeln bei Katapulten verwendet. Die Wolle wird vor dem Abschuss in Naphta getränkt, einer hochbrennbaren Flüssigkeit. Unmittelbar vor dem Abschuss werden die Geschosse in Brand gesteckt und dann sofort abgefeuert. Es sind schon häufiger eigene Schiffe verloren gegangen, weil es dabei Unfälle gab und sie selbst Feuer gefangen hatten, deshalb lehnen viele Kapitäne diese Art des Gefechtes ab.
Natürlich kann man auch Artilleriegefechte ohne Brandgeschosse durchführen. Man schießt den Gegner dann einfach in Trümmer." -
"Kommen wir jetzt zur Theorie des Seegefechts. Wie du sicher schon erkannt hast, können die Enterbrücken nicht nur nach vorne, sondern auch zu den Seiten eingesetzt werden. Das bringt uns den Vorteil, auch ohne zu rammen ein Schiff angreifen zu können. Der Vorteil beim Kapern besteht natürlich darin, dass wir danach ein Schiff mehr und der Gegner ein Schiff weniger hat.
Kommen wir zunächst zum Enterkampf. Nach dem Herablassen der enterbrücke stürmt die Enterabteilung an Bord des gegnerischen Schiffes. Es ist hierbei wichtig, dass die Ersten zunächst einen Halbkreis bilden, und zwar so, dass sie Schild an Schild stehen. Die nachkommenden soldaten erweitern den Halbkreis, bis man einmal quer über das Deck reicht. Danach wird dann eine Phalanx gebildet, die sich entlang des Decks durch die Gegner kämpft. Wenn das Oberdeck unter Kontrolle ist, werden die unteren Decks gesäubert. Wichtig ist, dass während des Enterns eine Abteilung an Bord des eigenen Schiffes bleibt, um Gegner davon abzuhalten, ihrerseits unser Schiff zu entern. So weit alles klar?" -
"Sehr gut so weit. Morgen kommt dann der Schild dazu." sagte ich mit einem Grinsen.
-
"Sauber! Genau so geht's. Das üben wir jetzt noch zehn mal, und danach gibt's etwas Theorie."
-
"Sieh zu und lerne." sagte ich.
Ich zog mein Gladius und rannte los. Als ich auf der Planke ausrutschte, machte ich einen Ausfallschritt in die entgegengestzte Richtung, ging dabei leicht in die Hocke und stabilisierte mich mit dem Gladius. Dabei wurde ich auch etwas langsamer. Danach wurde ich wieder schneller und sprang das letzte Stück auf den Kai.
Ich drehte mich um.
"Alles gesehen? Wenn gar nichts anderes hilft, dann stützt du dich auf dem Gladius ab. Aber den Schwerpunkt nach unten verlagern hilft auch schon, wie du gesehen hast."
-
Ich nickte. "Eine sehr gute Idee. Das dürfte die Schlagkraft der Classis deutlich erhöhen. Am besten, wir machen nach dem Essen erst mal eine kleine Theorie-Lektion. Mit vollem Magen sollte man nur im Notfall körperliche Herausforderungen suchen."
-
Ich schüttelte den Kopf.
"Du musst den Gladius zum balancieren nutzen! Auf ein neues!"
Wenn es diesmal nicht klappen würde, würde ich es ihm vorführen.
-
Ich lachte. "Es erfreut einen doch immer wieder! Kleiner Tipp: halte den Gladius quer zur Laufrichtung. Das gibt etwas mehr Gleichgewicht."
-
"Gut. Du wirst hier deine Grundausbildung beenden. Fangen wir gleich mit dem wichtigsten an: Stürmen über die Enterbrücke."
Ich gab einem Soldaten ein Zeichen, dass er die Enterbrücke auf den steinernen Kai herablassen sollte. Dann wendete ich mich wieder an Maximus.
"Also, einfach Schwert ziehen, und so schnell wie möglich die Enterbrücke runter. Das Schiff schwankt ein wenig, also wirst du dich dem Wellengang anpassen müssen. Und zieh bitte die Rüstung aus. Wenn du ins Wasser fällst, wird sie dich sonst ersäufen. Alles klar? Dann los!"
-
"Na, dann bin ich ja beruhigt. Kommen wir zu den wichtigen Fragen. Hast du deine Grundausbildung beendet? Hast du schon mal Wache geschoben? Wurdest du schon mal im Straßenbau eingesetzt?"
-
Ich musterte ihn kurz und erwiderte den Gruß.
"Willkommen an Bord, Probatus. Ich habe gehört, dass du strafversetzt bist. Ich weiß zwar nicht, was du getan hast, aber so lange du keinen Mord oder eine Meuterei begangen hast, ist mir das auch ziemlich egal. Du kommst aus der Legio I, richtig?"
-
Der Probatus Titus Ferrius Magnus hat sich auf das nächste verfügbare Schiff zu begeben, das ihn nach Colonia Ulpia Traiana bringt. Dort hat er sich beim Kommandanten der Classis Romana Germanica, Marcus Octavius Nauticus unverzüglich zu melden.Die Kommandantur
-
Am nächsten morgen trafen wir in Ulpia Traiana ein. Wir machten am kleinen Kai fest und ich bat Colonius, mir auf die Achilles zu folgen.
"Die Liburne Achilles ist unser Hauptquartier vor Ort. Alienus arbeitet sicher gerade an den Plänen für den Hafen. Im Gegensatz zu mir hat er bereits Erfahrung im Bau von Hafenanlagen. Und er ist ein vorzeigbarer Kapitän."
-
Als Colonius und ich am Anlegeplatz der Hermes ankamen, kam der Hafenmeister auf uns zu.
"Die Besatzung wurde wie befohlen ausgetauscht und die Hermes ist bereit zum ablegen." meldete er.
"Sehr gut." antwortete ich und ging mit Colonius an Bord. Dann rief ich übers Deck "Leinen los! Wir legen ab! Nach Verlassen des Hafens will ich eine Eilfahrt sehen!"
Das Schiff legte ab, und nachdem wir den Hafen verlassen hatten, ruderten die Männer mit voller Kraft. Da wir auch noch mit der strömung fuhren, nahm die Hermes sehr schnell Fahrt auf.
-
"Die Liburne Hermes steht bereit. Wir sollten es bis morgen nach Colonia Ulpia Traiana schaffen."
Sie verließen die Werft und gingen zum Anlegeplatz der Hermes.