Beiträge von Marcus Octavius Nauticus


    Ave, Alienus!


    Der Trierarchus Colonius ist in Germania angekommen. Ich zeige ihm kurz das Hauptquartier in Moguntiacum, danach fahren wir nach Colonia Ulpia Traiana. Bereite bitte eine Kajüte auf der Achilles vor, damit sich unser Gast wohl fühlt. Und es wäre gut, wenn du ein paar Skizzen für den Hafen parat hättest. Wir sind spätestens übermorgen da.


    Vale
    Nauticus

    Sim-Off:

    Ist auch kein echter Kraier. Es gibt da nämlich ein Problem: In der Antike kannte man zwar Steuerruder, aber keine so effektiven wie im Mittelalter. Aber das macht die Sache doch erst interessant, oder? Abgesehen davon: Im MA war man erst mal 1500 Jahre zurück gefallen, war also technologisch so etwa im Jahr 200 v. Chr. ;)


    Colonius schien ziemlich skeptisch zu sein, also wendete ich mich an ihn.


    "Ich gebe zu, dass es da noch ein paar ungeklärte Fragen gibt. Ich weiß noch nicht, welche Segelmanöver damit möglich sind und welche nötig. Die Besegelung ist eine Mischung aus der Besegelung unserer Kutter und der Besegelung, wie sie manchmal bei Schiffen aus dem Osten, ich meine östlich von Tylus, vorkommt. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich mit dem Steuerruder das Schiff wirklich unter Kontrolle bringen kann. Dennoch halte ich es gerade für den Oceanus Germanicus für ideal. Dieses Meer ist unglaublich stürmisch, und unsere Trieren laufen immer durch die Ruderluken voll Wasser."


    Ich dachte kurz nach. Ich hatte da wohl etwas vergessen.


    "Natürlich bin ich mir nicht sicher, ob die Segel den Stürmen gewachsen sind. Dennoch, ich würde gerne mal austesten, was sich mit diesem Schiff machen lässt. Auch wenn es wahrscheinlich das einzige dieser Art bleiben wird. Immerhin verlangt es Kapitäne und Besatzung, die in dieser speziellen Art der Seefahrt ausgebildet sind. Also, noch gibt es davon... ähm... niemanden, aber wenn ich erst mal ein paar Monate damit unterwegs war, werde ich schon damit klar kommen."


    Ich musste verrückt sein. Mein Vater war schon auf See geblieben. Und mein Bruder. Irgendwie schienen wir von unsicheren Gewässern oder Schiffen angezogen zu werden.

    Als wir die Werft betraten, war bereits der Kiel meines Schiffes fertig gestellt. Ich ging zum Bauleiter und ließ ihn die Pläne für das Schiff ausbreiten.
    "Trierarchus Colonius, dies sind die Pläne für ein ganz besonderes Schiff."


    Sim-Off:


    Die Pläne entsprechen dem Schiffstyp Kraier, der im Hochmittelalter im Nord- und Ostseeraum verbreitet war, bevor die Kogge im 14. Jh. ihren Siegeszug antrat. Es ist de facto ein Zweimastschoner. Die Technologie dafür war bereits in der Antike bekannt, wurde aber nicht angewendet, vermutlich, weil Galeeren nicht vom Wind abhängig waren bzw. Segelschiffe deutlich schwieriger zu navigieren sind als Ruderschiffe.

    "Danke. Alienus ist noch in Colonia Ulpia Traiana, um Pläne für den Hafen zu entwerfen, der dort gebaut werden soll. Wir können noch heute losfahren, dann sind wir morgen da. Zuvor möchte ich euch jedoch in die hiesige Werft einladen, um ein Projekt von mir zu begutachten."

    Die Liburne Hermes machte im Hafen von Moguntiacum fest und ich ging von Bord. Wir waren die ganze Nacht durch gefahren, und die Rudersklaven waren froh, dass die Schinderei erst mal ein Ende hatte.
    Kaum war ich von Bord, kam der Hafenmeister auf mich zu.


    "Kommandant, der Trierarchus Marcus Fabius Colonius ist gerade eingetroffen."


    "Was, jetzt schon? Na gut, ich werde ihn willkommen heissen. Sorg dafür, dass die Hermes jederzeit wieder ablegen kann. Das heisst, tausch die Sklaven aus. Die jetzigen sind total erschöpft und haben sich einen Tag Ruhe verdient."


    Mit diesen Worten verließ ich den Hafen und ging ins Hauptquartier.

    "Dann möchte ich, dass du Baupläne anfertigst. Der Hafen sollte Platz für bis zu zehn Penteren bieten und eine Werft haben, in der Schiffe bis zur Größe einer Pentere gebaut werden können. Dazu kommen dann noch die obligatorischen Lagerhäuser und ein Kastell für das Wachpersonal. Ich werde die Achilles zu deiner Verfügung und unter deinem Kommando hier lassen. In einer Woche schaue ich noch mal vorbei. Sollte es etwas wichtiges geben, das keinen Aufschub duldet, dann fahr einfach mit der Achilles nach Moguntiacum. In einem Tag ist die Strecke zu schaffen. Ich werde dort im Hauptquartier tätig sein."

    Das Gelände war ziemlich sumpfig. Das würde steinerne Befestigungen der Böschungen und Becken notwendig machen. Andererseits würde so etwas die Überlegenheit Roms den Barbaren ziemlich eindrucksvoll zeigen. Als wir in der Senke standen, wendete ich mich an Quintus.


    "Hier zu bauen könnte schwierig sein, aber nicht unmöglich. Und das Gebiet ist groß genug."

    Wir waren die Nacht durch gefahren und legten jetzt in Colonia Ulpia Traiana an. Nachts hatte es begonnen zu regnen, aber damit war in Germanien zu rechnen.


    "Du hast die Klippen und Untiefen des Rhenus sehr gut umfahren, Quintus. Dafür hast du meinen Respekt. Schauen wir uns jetzt mal die Gegend vom Fluss her an."


    Ich deutete auf eine große Senke nicht weit vom Fluss.


    "Wenn wir die noch etwas ausheben und Becken daraus machen, und von dort aus einen Kanal zum Rhenus graben... Was denkst du, ob das einen guten Hafen gibt?"

    Ich ging voraus an Bord der Achilles, gefolgt von Quintus Vinicius Alienus. Wir erwiderten Kurz den Gruß des diensthabenden Offiziers, dann befahl ich. "Leinen Los! Wir fahren nach Colonia Ulpia Traiana. Maximale Geschwindigkeit!"
    Dann wendete ich mich an Quintus. "Du hast das Kommando für die Fahrt. Ich werde die Karten mit dem jetzigen Flußverlauf abgleichen. Vielleicht hat sich ja was geändert."

    "Perfekt. Das wichtigste Projekt ist sicher der Ausbau des Hafennetzes. Der einzige echte Hafen hier ist in Moguntiacum. Außerdem existiert noch ein Versorgungshafen in Colonia Ulpia Traiana. Letzterer ist nichts weiter als ein Kai mit einem Kran und einem Lagerhaus. Wenn man die Lage von Ulpia Traiana bedenkt, sollte der Hafen auf jeden Fall ausgebaut werden. Ich denke da an einen Hafen, der auch seetüchtigen Schiffen mit größerem Tiefgang platz bietet. Ich denke, wir sollten uns die Gegend da mal genauer ansehen und ein paar Pläne anfertigen. Ich muss nämlich zugeben, dass ich noch nie einen Hafen gebaut habe. Ich bin dafür ein guter Kartograph. Ach ja, und noch etwas. Ich ernenne dich hiermit zum stellvertretenden Kommandant der Classis Romana Germanica."

    Ich stattete der Werft der Classis in Moguntiacum einen Besuch ab. Es wurde zur Zeit an einer Flußliburne gebaut, aber es war noch genug Platz frei, um mindestens ein weiteres großes Schiff zu bauen. Ich ging in das Büro des Schiffsbaumeisters.


    "Ihr wünscht?" fragte mich der Baumeister, ein Mann mittleren Alters.


    Ich zog die Pläne für mein Schiff aus einem Bronzezylinder.


    "Könnt ihr das bauen?" fragte ich.


    Er schaute sich die Pläne an.


    "Kann es sein, dass die Plätze für die Ruderer vergessen wurden? Und die Segel sind in einer äußert seltenen Art und Weise angeordnet. Seid ihr sicher, dass ihr das bauen wollt?"


    "Absolut sicher. Es ist ein reines Segelschiff, und das soll es auch sein. Und bevor ihr fragt, ja, ich bin mir bewußt, dass dieses Schiff sehr schwer zu navigierens ein wird. Noch einmal: Könnt ihr das bauen?" entgegnete ich.


    Er schaute mich etwas verwirrt an, nickte dann aber. "Meinetwegen können wir sofort beginnen."


    "Gut, dann fangt an. Bis wann wird es fertig sein?"


    "Zwischen drei und fünf Wochen, denke ich."


    "Sehr schön. Und sorgt dafür, dass die Qualität stimmt."


    "Selbstverständlich."

    "Sehr gut. Zunächst möchte ich mich vorstellen. Ich bin Marcus Octavius Nauticus. Der Proconsul hat mir das Kommando für die Classis Romana Germanica übergeben, und ich bin für jede Hilfe dankbar. Ich schlage vor, dass wir die Formalitäten beiseite lassen und per du sind. Und ich habe gleich zwei Fragen: Hast du Erfahrung im Bau von Hafenanlagen? Und bist du in Geographie, also dem Anfertigen von Seekarten ausgebildet?"

    Ich lachte. "Ich auch! In meinem zivilen Leben, bevor ich der Classis beigetreten bin, war ich zwar schon Kapitän auf dem Handelsschiff meines Vaters, aber dass ich dann so schnell Karriere machen würde... Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob ich der Aufgabe gewachsen bin. Die Verantwortung für ein Schiff übernehme ich jederzeit gerne, aber eine ganze Flotte... hoffentlich war das kein Fehler."