Beiträge von Aurelia Flora

    Die beiden germanischen Leibwächter hatten sich bereits ihr angeschlossen. Diese verkniffen sich mit Müh und Not ein schiefes Grinsen. Da war dem Claudier aber ganz gewaltig die Suppe verhagelt worden. Die beiden Custodes tauschten hinter Floras Rücken amüsierte Blicke aus. Dieser kleine Ausflug schien doch noch auf eine gewisse Art und Weise amüsant zu werden. Da der Iulier, in seiner Uniform, keine Gefahr für die Aurelia darstellte, war er zumindest von ihnen nicht aufgehalten worden. Hätte ja sein können, das es was Wichtiges war. Aber mit dem Geschleime hätte er ruhig warten können, bis Flora und Felix ihr Gespräch beendet hatten. Wenn der Iulier sich unbedingt Liebkind bei dem Enkel seines Patrons machen wollte, dann hätte er es auf geschicktere Weise machen können, als gleich zwei Patrizier mit seiner unhöflichen Aufdringlichkeit zu verprellen.


    Flora bekam, obwohl sie sich bereits einige Schritte entfernt hatte, mit wie Claudius Felix den Iulier abwimmelte. Mit einer gewissen Zufriedenheit hörte sie, wie Felix den Klienten seines Großvaters zu Recht wies. Vielleicht lernte der Prätorianer daraus etwas. Der Iulier brauchte aber gar nicht versuchen, sich bei ihr zu entschuldigen. Für sie stand fest, dass der Iulius nur ein aufgeblasener dümmlicher Soldat war. Vielleicht konnte man es sich ja als Prätorianer leisten die Regeln der Höflichkeit außer Acht zu lassen.
    Flora drehte sich herum, als Felix sich wortreich bei ihr entschuldigte. Schuld an diesem kleinen Desaster trug er ja nicht, aber als spannender Unterhalter hatte er sich noch nicht heraus gestellt. Aber sie war gewillt ihm die Möglichkeit zu geben, diesen ersten Eindruck zu revidieren. „Für das verhalten dieses Mannes gibt es keine Entschuldigung. Aber du trägst daran keine Schuld, dass es ihm wohl an einer angemessen Erziehung mangelt“, meinte sie versöhnlich. Um das Thema dann endgültig zu beenden, wechselte sie das Thema einfach: „Ich würde gerne meinen Einkaufsbummel fortsetzen. Ich würde mich über deine Begleitung freuen! Nur solltest du dann vielleicht ein paar deiner Sklaven mit deiner Errungenschaft nach Hause schicken. Sonst verschrecken wir noch die Händler mit so viel Anhang!“ sie schenkte ihm ein höfliches Lächeln.

    Leicht beleidigt schürzte Flora die Lippen, heutzutage waren die Männer alle unhöfliche Klötze. Es war doch zu sehen, dass der Claudius sich mit ihr unterhielt und dann drängelte sich auch noch ein Soldat zwischen sie, ignorierte sie und behandelte sie wie Luft. Keine Begrüßung, kein höfliches Nicken oder vorstellen. Sie war doch nicht irgendeine Sklavin. Sie sah auch nicht so aus. Schließlich war sie eine Aurelia. Gefallen lassen musste sie sich das nicht. „Ich will bei eurer geschäftlichen Unterhaltung nicht stören!“ platzte es ziemlich kühl aus ihr heraus. Mit einem giftigen Blick musterte sie den Prätorianer vor sich. „Ich wünsche den Herren noch einen schönen Tag!“ nickte sie Beiden zu. Der Iulier hatte somit dem Claudier die Gelegenheit genommen sie näher kennen zu lernen. Sie verließ den Kreis aus Sklaven, drehte sich aber dann noch einmal zu dem Iulier um. „Ich bin übrigens Aurelia Flora, als Prätorianer solltest Du es besser wissen, als eine Dame von Stand nicht zu grüßen!“ schoss sie eisig ab, ehe sie dann die beiden Männer stehen ließ.


    „Hast du so was schon mal erlebt?“ fragte sie Veleda und klang dabei ziemlich eingeschnappt. „Seh ich aus wie eine Sklavin? Ich bin doch nicht Luft! Pfff… Soldaten! Ungebildete Klötze! Mehr Muskeln wie Hirn!“ schimpfte sie vor sich hin. Flora konnte es nicht glauben, dass man sie einfach so als unwichtig abgestempelt hatte und ignoriert hatte. Das hatte sie nun wirklich noch nie erlebt. Ihre Laune war ohnehin schon nicht die Beste gewesen, aber das Verhalten des Iuliers war dann doch der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hatte.

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    Original von Quintus Claudius Felix


    Diesmal hatte sie kein Glück gehabt. Ein Drama war das nicht, auch wenn sie ein wenig enttäuscht war. Flora war aber eine gute Verliererin. „Ich gratuliere Dir, Claudius!“ meinte sie mit einem huldvollen Nicken. Sie empfand es als ein wenig unhöflich, dass sich nun Felix mehr für sie Sklavin interessierte, als für sie. Dabei hätte er die Abwicklung der Geschäfte auch einem der Sklaven überlassen können und nun wo die Versteigerung zu Ende war, sich wieder ihr zu wenden können. Stattdessen klärte er sie lieber darüber auf, wer er war. Und das gegenüber einer Sklavin, die kein Wort von dem verstand, was gesagt wurde.
    Mit einer leichten Handbewegung steckte sie sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr und sah sich dann wieder nach Flavius Flaccus um. Einfach nur um sich die Zeit zu vertreiben, während sie darauf wartete, dass der Claudius seine Aufmerksamkeit ihr wieder widmete. Schließlich hatte er sie eingeladen ihm Gesellschaft zu leisten und nicht umgekehrt. Außerdem wollte sie nun ihren Einkaufsbummel fortsetzen, vielleicht würde sie doch noch ein paar passende Möbel finden. Wenigstens ein paar Vorhänge oder Schmuck oder ein neues Kleid wollte sie ersteigern. Einfach nur um zumindest ein wenig Erfolg zu haben. Ob sie Carolus noch einmal einen Besuch abstatten sollte? Der extrovertierte Gallier würde sicherlich sie anderen Kunden bevorzugen. Während sie sich gelangweilt umsah, tauchte eine Sklavin auf und gesellte sich zu dem Dunstkreis des Claudiers. Sie fand es ein wenig übertrieben, dass er mit so vielen Sklaven im Schlepptau unterwegs war. Ihr reichten Zwei. Dinge die sie kaufen würde, würde sie sich einfach liefern lassen. Das war viel einfacher, als einen Rattenschwanz Sklaven mit sich zu führen und damit unnötig Aufmerksamkeit auf ihre Person lenken. Im Augenblick war es ihr lieber, wenn sie nicht sofort erkannt wurde.


    Ein Schwall Komplimente lenkte ihre Aufmerksamkeit zu Felix. Es gelang ihr leider nur ein müdes Lächeln. Ausgerechnet das war es, was sie nicht hören wollte. „Es ist kein Verbrechen… nur ein wenig ermüdend, immer nur zu hören, wie meine Schönheit gepriesen wird.“ Sie meinte es nicht Böse nur erinnerte sie ihr eigenes Spiegelbild ständig daran, dass sie Narcissa verloren hatte. Ein Verlust der sie nach wie vor schmerzte, auch wenn die offizielle Trauerzeit beendet war.

    Der Preis für die Sklavin kletterte weiter in die Höhe. So schnell wollte sie dann auch nicht aufgeben und sie gab direkt das nächste Gebot ab.


    „2250!“ rief sie. Vielleicht hatte sie ja Glück und würde auf diese Weise um viele Sesterzen ärmer, aber um eine Sklavin reicher. Etwas verwundert beobachtete sie, wie Germanicus Aculeo der Sklavin einen Becher Wasser reichte. Kurz nickte sie ihm höflich zu. Es war schon eine Weile her, dass sie einige Worte gewechselt hatte. In der Zwischenzeit war viel passiert. Die Seuche in Mantua und dann der Tod ihrer Schwester. Ihre gute Laune schmolz wie Eis in der Sommersonne. Ihr Lächeln war nur noch aufgesetzt.

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    Original von Quintus Claudius Felix


    Die Worte des Sklavenhändlers nahm sie mit einem gewissen Wohlwollen auf. Folgsam war gut, aber die Sklavin schien ziemlich verhätschelt worden zu sein und zartbesaitet. Jedenfalls schwankte sie dort oben auf dem Podest gefährlich. Wo bekam der alte Titus Tranquillus nur immer wieder solche Sklavinnen her? Sklavinnen die kein Wort verstanden und auch sonst eigentlich nur dazu gut waren, das Bett zu wärmen. Dennoch hatte sie ein gewisses Jagdfieber gepackt. Als das nächste Gebot erklang, drehte sie neugierig den Kopf. Hatte sie richtig gehört das Flavius Flaccus ebenfalls anwesend war? Kurz stellte sie sich auf die Zehenspitzen und versuchte über die Köpfe, der meist männlichen Bieter zu sehen. Den Flavier konnte sie leider nicht entdecken, wurde ohnehin von den Worten des Claudius abgelenkt.
    Jetzt wo er sich vorstellte, wusste sie auch wieder, wo sie ihn einmal gesehen hatte. Bei den Gladiatorenspielen seines Großvaters. Irgendeine Aufgabe hatte er übernehmen dürfen. Was es gewesen war, konnte sie ihm nachhinein nicht mehr sagen. Die Spiele waren schon lange vorbei und in ihren Augen auch nicht sonderlich aufregend gewesen. Zumal viele andere Dinge sie mehr beschäftigten. So zum Beispiel der Tod ihrer Schwester und der anderen Verwandten. Und ihre Hochzeit.


    "Mich kennen lernen?" fragte sie rhetorisch. "Darf ich fragen warum?" fragte sie neugierig nach. An sich sprach nichts dagegen, die Mitglieder der patrizischen Genten kennen zu lernen, dennoch war sie ein wenig verwundert darüber.


    Das nächste Gebot erklang und nun wollte Flora es doch auch noch einmal versuchen. "1500 Sesterzen!" rief sie in Richtung Tribüne.

    Kaum das sie ein Angebot abgegeben hatte, erklang auch schon das Nächste. Wie so häufig immer nur von Männern. Das war wohl auch kein Wunder, die Sklavin war hübsch und was sich die Männer von ihr erhofften, konnte sich Flora ausmalen. Was genau sie mit der Sklavin anstellen wollte, wusste sie selbst noch nicht so genau. Irgendetwas würde sich schon ergeben. Und wenn diese eben nur zum Küchendienst oder aber zum Wäsche waschen gut war. Der Preis für die Sklavin schnellte in die Höhe und war schnell bei tausend Sesterzen angekommen. Der Mann, der für sie bot, den kannte sie. Neugierig drehte sie den Kopf und entdeckte dann den Duccier. Der Held von Mantua wie er ja bezeichnet wurde, aber so viel hielt sie nicht von ihm. Die Last der Verantwortung trug nun einmal ihr Verwandter und der Duccier war nur ein homo novus der sich, in ihren Augen, nur Wichtig machen wollte. Ganz leicht rümpfte sie die Nase. Es hatte sie ganz gewaltig gestört das der Pöbel ihn so dermaßen als Held feierte und kein Wort über Ursus verlauten ließ. Vermutlich hatte er die Leute für diese hochtrabenden Worte bezahlt. Das war ja durchaus gang und gebe, besonders wenn es auf die Wahlen zuging. Leider war diese Taktik aufgegangen, der Duccier war wieder gewählt worden.


    Sie wurde von ihren Gedanken abgelenkt, als ein fremder Sklave an sie heran trat. Die beiden germanischen Leibwächter warfen ihm direkt einen misstrauischen Blick zu. „Wer?“ fragte sie und sah sich nach dem Herrn des Sklaven um. Ein Claudier der sie einlud. Es war aber zum Glück nicht dieser Claudius Brutus, dieser aufdringliche Jüngling. Gehört hatte sie aber nie wieder etwas von ihm. Schien jedenfalls keine heraus ragende Persönlichkeit dieser Gens zu sein. Nur sagte ihr Claudius Felix auch nichts. Aber das Gesicht kam ihr bekannt vor… einordnen konnte sie es aber nicht. im Grunde sprach nichts dagegen, sich zu dem Claudier zu gesellen. Schließlich nickte sie. Im Gegensatz zu dem Sklaven musste sie sich nicht durch die geifernde Menge drängeln, sondern einer der Germanen ging vor und sorgte dafür, dass man ihr Platz machte. „Salve… sind wir uns schon einmal begegnet? Bitte verzeih, wenn ich eine Begegnung mit dir vergessen habe...“, fragte sie leicht lächelnd Felix. Er kannte sie anscheinend, nur sie ihn nicht. Woher er sie wohl kannte?

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    Original von Quintus Flavius Flaccus


    Dass der Nubier nach wie vor in der Nähe der aurelischen Loge herum lungerte, gefiel den germanischen Sklavin zwar nicht, aber es wurde ihnen auch kein Grund gegeben, diesen Kerl davon zu jagen. Der Nubier wollte nur den Spielen zu schauen. Dafür hatte er sich eben einen eher ruhigen Platz ausgesucht, denn von den Leibwächtern ließen sich die meisten Zuschauer beeindrucken und auch vertreiben. Nur eben nicht solch hartnäckiges Gesindel. Aber solange der Nubier es nicht wagte die Herrschaften zu belästigen, durfte er bleiben wo er war. Dass es sich bei dem Nubier um einen der Sklaven handelte, die einst bei den Gladiatorenkämpfen des Claudius Menecrates in der Arena gestanden hatte. War im Grunde auch nicht wichtig. So ein Gesicht vergaß man schnell, wenn der Gladiator nicht als Sieger aus einem Kampf heraus ging. Zumal die Leibwächter der Aurelia dafür kein Aug hatten. Ihre Aufgabe war es für den Schutz Floras zu sorgen und nicht sich die Spiele anzusehen.


    Flora konnte nicht sagen, wer in diesem doch etwas ungewöhnlichen aber spannenden Kampf als Sieger heraus gehen würde. Der Thraex, sofern man das aus der Loge wirklich sagen konnte, wirkte erschöpft, seine Bewegungen nicht mehr ganz so geschmeidig, aber immer noch entschlossen. Ein donnernder Schlag halte durch das Amphitheatrum, als Schwert gegen Schild prallte. Der Hoplomachus zog sich etwas zurück, behielt die anderen Beiden aber im Auge. Irgendetwas erwiderte Flaccus auf ihre Worte. Sie konnte nur raten, weil der Lärm um sie herum anschwoll, als weiteres Blut floss. Sie nickte eifrig zu den Mundbewegungen des Flaviers. Gern hätte sie ein Gespräch mit Flaccus geführt, aber es war unmöglich. Wenigstens saß sie nicht allein in der Loge. Allein mit ihren Gedanken, wäre sie wohl schon vor einiger Zeit geflohen. Nach wie vor fühlte sie sich nicht ganz Wohl in ihrer Haut, aber wenigstens war sie nicht mehr allein und der Kampf so spannend, das alle Blicke auf das Rund der Arena gerichtet war und nicht auf die Logen der Reichen und Einflussreichen.

    Langsam und allmählich rückte der Tag ihrer Hochzeit heran. Etwas was nicht gerade Jubelstürme ihr entlockte, aber da sie sich ihrer Pflicht bewusst war, würde sie sich irgendwie damit arrangieren. Da sie schon bald die Villa ihrer Familie verlassen würde, war es die Gelegenheit sich nach neuen Möbeln umzusehen. Außerdem lenkte ein kleiner Bummel über die Märkte sie ein wenig ab. Dennoch konnte sie es nicht wirklich genießen. Immer wenn sie etwas sah, was ihr gefiel, fragte sie sich, was wohl Narcissa dazu sagen würde. Schmerzlich war es immer, wenn sie an ihren Zwilling dachte. Narcissa fehlte ihr. Immer, bei jedem Atemzug, jeder zweite Gedanke war bei ihrer Schwester. Es brachte sie nicht wirklich auf andere Gedanken, weshalb sie auch noch nicht wirklich erfolgreich gewesen war. Sie war wählerisch, nichts wollte ihr so recht gefallen. Auch war sie von den schmeichlerischen Worten der Händler eher genervt.
    Ihr Weg führte sie eher zufällig zum Sklavenmarkt. Einer der Händler wollte ihr direkt einen gut aussehenden Jüngling andrehen. Doch auch wenn er hübsch anzusehen war, er war nicht das wonach sie suchte. Dafür aber wurde ihr Interesse durch eine Sklavin geweckt. Es war eine ganze Weile her, dass eine rothaarige Sklavin angeboten wurde. Damals war es ihr nicht gelungen, diese zu erwerben. Wie so häufig drängten sich nur Männer um das Podest. Zwar hatte sie erst kürzlich Veleda als Gesellschafterin erhalten, aber eine weitere Sklavin würde nicht schaden. Auch weil die Sklavin das Einzige bisher war, was sie interessierte und auch ein wenig begeisterte.
    „500 Sesterzen!“ rief sie. Die beiden Leibwächter hinter ihrem Rücken, sahen sich aufmerksam um. „Unsere Sprache scheint sie nicht zu verstehen… Hey, Tranquillus, woher kommt sie?“ rief sie um zumindest schon etwas über die Sklavin zu erfahren. Sie hatte sich direkt neben einen jungen Mann gestellt, nur flüchtig hatte sie ihn gemustert und dabei bemerkt, dass er wohl aus denselben Kreisen stammt, wie sie selbst.


    Ad
    Titus Aurelius Ursus
    Castra Legionis I Traianae Piae Fidelis
    Mantua, Italia


    Salve Titus!
    Es sind schwere Zeiten, die wir alle durchstehen müssen. So sehr mich auch der Verlust von Narcissa schmerzt, kann ich in solchen Zeiten kaum den Kopf in den Sand stecken. Ich vermisse Narcissa. Sehr sogar. Das Leben geht trotz ihres Todes weiter und es wird Zeit sich mit meiner Hochzeit zu beschäftigen.
    Dafür will meine Mutter nach Rom kommen. Das hat mich wirklich überrascht, ist sie doch auf dem Landgut glücklich. Aber sie wird wohl die Planung dann in ihre Hände nehmen.
    Ich hoffe es ist in Deinem Sinne, wenn wir die Hochzeit in Deinem Haus feiern. So dass auch Du dabei sein kannst. Es ist auch der ausdrückliche Wünsch von Tiberius Durus das Du dabei bist. Wir wollen im Juni heiraten und würden uns mit dem Termin nach Dir richten. Schreib mir Bitte, wann Du nach Rom kommen könntest.


    Das Cotta verstorben ist, ist ein weiterer schwerer Schlag für die Gens. Erst als ich Deinen Brief erhalten habe, ist mir aufgefallen, dass ich ihn lange nicht mehr gesehen habe. Was wohl geschehen ist? Es ist wirklich bedauerlich.


    Deinem Sohn geht es gut. Er ist quietschvergnügt und sieht Dir sehr ähnlich. Nigrina hat vor wenigen Tagen ebenfalls einen Sohn bekommen. Es scheint wohl, dass die Götter uns doch nicht zürnen. Aber wir sollten wohl alle gemeinsam ihnen ein Opfer bringen.
    Tiberius hat Gladiatorenspiele ausgerichtet. Es waren eindrucksvolle und aufregende Spiele. Das Volk hat ihn zu Recht gefeiert.


    Wie schlimm ist es in Mantua? Man hört fürchterliche Geschichten. Ich bin froh, dass Du nicht Opfer dieser furchtbaren Seuche geworden bist. Einen weiteren Verlust würden wir wohl nur schwer verkraften.


    Vale, Flora



    Sim-Off:

    Familienwertkafte

    „Natürlich.“ Das Gefühl, dass dem Tiberier ihr Verwandter wichtiger war, wie sie, verhärtete sich. Was wohl so wichtig war, dass er unbedingt mit Titus sprechen musste. Es musste etwas wirklich sehr wichtiges sein, denn ansonsten hätte Durus sicherlich Ursus einen Boten geschickt.


    „Ich würde meine Sklavinnen schicken, die würden das Zimmer dann einrichten“, das Thema sagte ihr durchaus mehr zu. Und es war die Gelegenheit einmal wieder richtig einkaufen zu gehen. Neue Möbel, ein paar neue Vasen und all die anderen Kleinigkeiten die man so als Frau benötigte um sich wohl zu fühlen.

    Irgendwie hatte Flora das Gefühl, dass sich ihr Verlobter gar nicht für sie interessierte, sondern eher viel mehr für Ursus und seine Anwesenheit in Rom. Es hatte sicherlich seine Vorteile, wenn sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, aber dass es sich bei ihrer Hochzeit nicht um sie drehen würde, sondern um irgendwelche weit reichenden Pläne. Fast konnte sie verstehen, dass ihre Verwandte einfach weg gelaufen war. Aber auf der anderen Seite würde sie ihre Freiheiten haben, wenn seine Aufmerksamkeit auf anderen Dingen lag.


    „Ich werde Ursus schreiben und ihn fragen, wie sich unsere Pläne mit seinen vereinbaren lassen…“


    Was sollte sie auch anderes sagen?

    „Nein, ist es nicht. Das wäre in Terentum“, erzählte sie ihm. In Terentum wollte er sicherlich nicht feiern. Zumal ihre Mutter ja nach Rom kommen würde. So eine Hochzeit war ja auch immer ein politisches Ereignis und die beste Möglichkeit ordentlich Eindruck zu schinden. Etwas das zumindest die Aurelia bitter nötig hatten, nach den vielen Todesfällen in kürzester Zeit.


    „Dann also Juni… hast du einen bestimmten Tag im Sinn?“

    Die Hochzeit verschieben… das wäre ein verlockender Gedanke, doch konnte sie sich gut vorstellen wie ihre Mutter darauf reagieren würde. Und da diese sich angekündigt hatte, würde es wohl einem Vulkanausbruch gleichkommen, wenn sie ihr eröffnete, dass sie einfach die Hochzeit verschoben haben. Zumal wohl auch Lupus und Ursus nicht begeistert sein würden, wenn sie die Hochzeit verschieben würde. Also Augen zu und durch. Es spielte ja ohnehin keine Rolle, was sie wollte.


    „Nicht nötig. Die Trauerzeit ist bereits beendet“, erklärte sie ihm und zwang sich zu einem kleinen Lächeln.


    „Was hältst du davon, die Hochzeit in der Villa von Ursus abzuhalten? Dann könnte er ebenfalls dabei sein!“ wechselte sie geschickt das Thema.

    Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus et Menochares


    Wirklich überzeugt waren die beiden germanischen Eichen nicht von der Aussage des Nubiers. Schließlich war er gerade erst eben angekommen. „Such dir nen anderen Platz!“ grummelte er vor sich. Er machte aber keine weiteren Anstalten, den Kerl vertreiben zu wollen. Dafür würde er ihn einfach misstrauisch im Auge behalten. Nicht das er auf dumme Gedanken kam. Es machte ihre Arbeit nicht gerade leichter, wenn irgendwelche Leute vor den Logen herum lungerten. In der Arena gab es schließlich genügend Plätze. Die Leibwächter nahmen ihre gewohnten Plätze mit grimmiger Miene wieder ein. Warfen aber Menochares dabei immer wieder finstere Blicke zu.


    In der Loge hingegen hatte man nicht mitbekommen, dass sich ein Zuschauer sich in ihrer Nähe einen Platz gesucht hatte um das Spektakel zu verfolgen. Die Aufmerksamkeit lag auf dem Rund der Arena, den muskelbepackten Gladiatoren und dem überaus spannenden Kampf. Das erste Blut floss und löste wahre Jubelstürme und Anfeuerungsgesänge aus. Der Thraex stürmte scheinbar in blindem Zorn auf Velox zu. Unwillkürlich hielt sie kurz die Luft an, als sich dieser Frontalangriff als geschickte Finte heraus stellte und er sich flink wegdrehte. Sein Gegner hingegen setzte ihm nach, wollte ihn anscheinend müde machen. Der Murmillo während dessen wartete einfach geduldig ab um dann gegen den Sieger dieses Duells anzutreten. Damit hatte er dieser einen gewaltigen Vorteil wie die anderen Beiden. Er war noch ausgeruht.
    „Diese Kämpfe sind so gar nicht mit denen des Claudius Menecrates zu vergleichen. Den Kämpfen hat es an Professionalität gefehlt, aber dies ist… ein Kampf wie man ihn sehen will. Jeder Fehler wird ausgenutzt…“, meinte sie zu Flaccus. Sie nippte an ihrem verdünnten Wein.
    Schließlich schien es diesem doch zu langweilig zu werden, auch er ging nun in den Angriff über.

    „Vielleicht ein andermal…“, meinte Flora lächelnd aber unverbindlich.
    Lysandra atmete erleichtert auf, das der Soldat das Angebot ihrer Herrin ablehnte. Das hatte ihr ja noch gefehlt. Mittlerweile hatte sich auch die Tür geöffnet und Leone ließ sie ohne einen Kommentar hinein. Doch bevor Flora hinein schlüpfte, drehte sie sich noch einmal um. „Wie heißt du? Irgendwann will ich diese Sache mit der Farbe wieder gut machen!“

    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/al…otos/lucretialucilla1.jpgLucretia Lucilla


    Endlich erreichten sie die Villa Aurelia, sie hatte sich vorher nur in einem kurzen Brief angekündigt, aber offen gelassen, wann sie denn nun eintreffen würde. Ihr Besuch dürfte wohl einige Aufregung auslösen. Das war ihr nur recht, sie brachte gern mal die Verwandten aus der Fassung. Aber ganz besonders gern, brachte sie Sklaven in Bedrängnis. Das Pack war es ohnehin nicht wert, dass man es beachtete. Nützliche Arbeitskraft, das schrieb sie ihnen noch zu, aber keine Intelligenz.
    Während einer der Sklaven an die Porta klopfte, half ihr ein anderer aus der Sänfte. Jedenfalls dazu waren diese dummen Muskelpakte zu gebrauchen. Die Sänfte hatten sie ja nicht gerade sanft und rücksichtsvoll durch die Straßen geschleppt. Ihr eisiger Blick strich über diese dumme Kraftprotze. Man würde sie sicherlich nicht lange warten lassen…

    Auf die Leistungen von Titus konnte die ganze Familie wohl zu Recht stolz sein. In der Acta wurde zwar dieser Duccier hoch gelobt, doch man durfte nicht die Leistungen vergessen, die ihr Verwandter unter Aufbringung aller Kräfte bewältigte. Es war schon ärgerlich, dass man Ursus nicht eines Satzes gewürdigt hatte und dafür diesen merkwürdigen Duccier in höchsten Tönen gelobt hatte. Schließlich hatte Ursus diesem sicherlich den Rücken gestärkt. Vala war sie wenn wohl nur flüchtig in der Castra begegnet. Sie konnte sich nicht mal erinnern, mit diesem ein Wort gewechselt zu haben.
    Doch bevor sie sich den Kopf über diese Dinge zerbrechen konnte, lenkte Durus das Thema in eine Richtung, die ihr eigentlich nicht so behagte. Nach Möglichkeit versuchte sie nicht über Narcissas Tod nachzudenken und lenkte sich nach Kräften ab. Zumal ja Lupus ihr eindringlich erklärt hatte, dass die genaue Ursache vom Tode ihrer Schwester zu verschleiern war. Das hatte sie wütend gemacht, dass er den Familienstolz und die Ehre über ihren Verlust gesetzt hatte. Wen kümmerte es schon, was die Leute sagten? Ihre Schwester war Tod! Dass das Gerede sie nicht kalt lassen würde, stand auf einem anderen Pergament. Das war aber nicht der springende Punkt. Sie konnte nicht fassen, dass man einfach so die Wahrheit verschleiern würde. Im Grunde war sie eigentlich eingeschnappt, weil Narcissas Tod damit einfach unter den Teppich gekehrt wurde. Und ihre Mutter unterstützte das, wie sollte es auch anders sein, mit allen Kräften. Erst vor ein paar Tagen hatte sie einen Brief erhalten, in dem sie eben ihr ans Herz legte, die Geschichte zu bestätigen, die sich Lupus ausgedacht hatte, sondern auch angekündigt hatte, dass sie nach Rom kommen würde. Um die Vorbereitungen zu Floras Hochzeit in die Hände zu nehmen. Ein wenig freute sie sich schon, ihre Mutter wieder zu sehen, aber diese ständigen Ermahnungen, sie solle ihre eigenen Gefühle hinten anstellen und tun was die Familie von ihr verlangte, das war einfach zu viel. Hoffentlich wurde ihre Mutter Rom schnell überdrüssig, damit sie nicht jeden Tag sich eine Predigt über die römischen Tugenden anhören musste. Ihre Mutter würde in dieser Hinsicht wohl nur dann Ruhe geben, wenn Flora nicht nur verheiratet war, sondern wohl auch das erste Kind zur Welt gebracht hatte.


    „Ehm… Danke“, so recht wusste sie nicht, was sie jetzt sagen sollte. Es war offensichtlich das ihr dsd Thema unangenehm war. „So genau, weiß ich das leider auch nicht. Ein Unfall auf dem Landgut meiner Mutter!“ Wenigstens hatte sie nicht Lügen müssen.