Beiträge von Aurelia Flora

    Damit stand nun der Tag der Hochzeit fest. Es hatte nicht einmal vieler Worte bedurft. Schnell waren sie sich einig geworden. Ebenso, was die Gästeliste anging. Im Grunde das "Wer-ist-Wer" Roms. Die wichtigsten poltischen Köpfe, die einflussreichsten Familien. Der Schreiber des Tiberius würde ihr die komplette Liste zukommen lassen.


    "Noch nicht, ich wollte Deinen Gästen, dann meine hinzufügen." Sie hatte es als einfacher empfunden es auf diese Weise zu machen, anstatt irgendwie auszuklamüsern, wer wichtig genug sein könnte um zu dieser Hochzeit eingeladen zu werden.

    Frei sein… die meisten Sklaven strebten danach ihre fesseln abzulegen und ihr Leben wieder selbst bestimmen zu können. Doch warum sollte es diesen Geschöpfen besser gehen, wie dem Nachwuchs reicher Familien? Diese konnten ihr Leben schließlich auch nicht selbst bestimmen, sondern mussten sich nach den Wünschen ihrer Verwandten richten. Im Grunde war jeder Untertan seiner Verpflichtungen. Das Wohl der Familie, des Staates, stand über dem eigenen Wohl. Das wurde ihnen von klein auf beigebracht.


    „Hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt einfach das zu tun, was du willst?“ fragte sie nach. Einfach um ein Gespräch in Gang zu bringen. Bisher entpuppte sich ihr Begleiter als wenig kreativ, was dies anging. „Wo bist du geboren? In Roma?“ fragte sie dann einfach weiter um gleich etwas mehr Themen zum reden zu haben. Ein Bummel machte schließlich nur dann Spaß, wenn man sich nicht die ganze Zeit anschwieg. „Ich bin in Terentum aufgewachsen. Zusammen mit meiner Schwester..“, bei der Erwähnung Narcissas wurde ihre Stimme etwas leiser. Es kam ihr ganz recht, dass er dann fragte, was ihr an diesem Stand so gefiel. „Das Schmuckkästchen“, sie nahm es direkt auch zur Hand. Der Händler wuselte sofort herbei.
    „Ein seltenes Stück hast Du entdeckt, Herrin“, begann ein Schwall an Worten über sie herein zu brechen. Das Kästchen wurde natürlich in den höchstens Tönen gelobt. Es wurde erklärt, dass es bereits einen weiten Weg hinter sich hatte und direkt aus Africa stammte. „Das Elfenbein habe ich höchst persönlich einem Elephanten abgerungen.“ Es folgte eine hanebüchene Geschichte über den Kampf mit dem großen Ungeheuer. Der Händler hörte sich wohl liebend gern selbst reden.

    Kaum betrat man dieses Haus, betrat man eine völlig andere Welt. Sie war fremdartig, ungewöhnlich und seltsam. Bisher hatte Flora noch nicht viel von der Welt gesehen, das Landgut ihrer Mutter auf dem sie aufgewachsen war und dann Roma. Immer schon hatte sie mehr sehen wollen und nun bekam sie einen kleinen Eindruck von der Fremdartigkeit der Welt, von einem fernen Land mit seltsamen Traditionen. Staunend hatte Flora sich umgesehen. So vieles unterschied sich von der strikten, beinahe strengen Bauweise der römischen Architekten. Die Bögen und Fenster waren hier fließender, sanfter. Einige Wände waren bedeckt mit Mosaiken, diese stellten aber keine Landschaften da so wie es die Römer bevorzugten, sondern komplexe geometrische Muster. Dazu kam diese betörende Musik, verlockend und sinnlich.
    Flora brauchte einen Augenblick um sich an ihre Umgebung zu gewöhnen, erst Flaccus Stimme riss sie aus der Bewunderung des Hauses. „Das ist als wären wir in einem fremden Land“, staunte sie. „Und das mitten in Rom… ich kenne eigentlich nur Terentum, Roma und Mantua", sinnierte sie nachdenklich. Fasziniert lauschte sie den Klängen der fremdartigen Musik.


    Eine der leichtbekleideten Sklavinnen trat lautlos an sie heran und schenkte ihnen mit einer eleganten Bewegung Wein ein. "Wenn ihr einen Wunsch habt, dann äußert ihn! Ich kann euch fast jeden Wunsch erfüllen." Welche Wünsche sie nicht erfüllen würde, ließ sie offen. Sie lächelte nur geheimnisvoll.

    Die Wahl wen sie heiraten würde, lag nicht bei ihr. Es war eine Enstcheidung der Familie und sie musste sich damit abfinden. Das Leben des Claudiers war bereits auch vorgeschrieben. Man erwartete von ihm, dass er den Cursus Honorum erfolgreich beschritt. Dass er dem Beispiel seiner Vorväter folgte und seiner Gens zu noch mehr Macht und Einfluss verhalf.
    Schlecht hatte sie es nicht getroffen, ganz im Gegenteil, eigentlich konnte sie froh sein, Tiberius Durus versprochen zu sein. Ein ehemaliger Consul und vielbeschäftigter Mann der seiner jungen Frau wohl nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken würde, sodass sie doch eine gewisse Freiheit hatte. Einmal davon abgesehen, dass man von ihr erwartete ihrem Mann einen Sohn zu schenken. Das war schließlich ihre Pflicht, wenn man einmal davon absah, dass sie das hübsche Anhängsel bei öffentlichen Auftritten sein sollte.


    Ganz kurz lächelte sie ihm, als er meinte, dass sich der Tiberius glücklich schätzen konnte, sie zu heiraten. Sie lächelte vor allem, weil er geschickt eine kleine Schmeichelei versteckt hatte. "Jeder hat seine Verpflichtungen. Wirklich frei ist wohl niemand?"


    Gemächlich schlenderten sie an den unzähligen kleineren Geschäften rund um den Mercatus vorbei. Immer mal wieder ließ sie ihren Blick über die verschiedenen Waren gleiten. Aber auf Anhieb wollte ihr so gar nichts richtig gefallen. Es war schließlich ein kleines Schmuckkästchen aus Ebenholz und mit Elfenbeinintarsien welches ihre Aufmerksamkeit weckte.

    Diese Zuneigungsbekundung, oder was auch immer es sein sollte, kam etwas überraschend, entlockte ihr aber ein etwas verlegenes aber ehrliches Lächeln.


    „Ich bin für XVI KAL IUL*, direkt nach den Vestalia. Oder einen der darauf folgenden Tage!“ schlug sie vor. Die wichtigsten Vorbereitungen waren im Grunde getroffen, wenn der Termin fest stand, dann würden die Einladungen raus geschickt werden.


    „Ich müsste nur noch wissen, an wen ich die Einladungen schicken soll. Sicherlich an deine Klienten?“


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    Sim-Off:

    Ab dem 17. bin ich über das Wochenende weg und weiß nicht wie es mit dem Internet aussieht. Aber spätestens Sonntag würde ich wieder da sein

    Der Sklave an der Tür wusste wer wichtig war und sie brauchte auch gar nicht lange warten. Ganz im Gegenteil Stesichoros schien sich beinahe zu überschlagen, sie ins Haus zu lassen. Huldvoll nickte sie dem Sklaven kurz zu und ließ sich dann ins Atrium führen.
    Ein kleines bisschen musste sie warten, das war nicht weiter schlimm, war ihr Besuch doch unangekündigt und der Tiberier ein vielbeschäftigter Mann.
    Beim Klang von einem Stock auf Marmor drehte sie sich um, sie hatte eine der Ahnenmaske betrachtet, und schenkte ihm ein Lächeln.


    „Salve Tibierus. Ich hatte dir versprochen dich aufzusuchen, wenn Titus mir schreibt. Er würde in zwei drei Wochen nach Rom kommen wollen. Wir sollen einfach den Termin festlegen und er würde dann nach Rom kommen“, erzählte sie ihm.

    Aus diesem Blickwinkel war Rom einfach unglaublich. Flora war froh darüber auf Anhängsel verzichtet zu haben. Auf diese Weise konnte man das friedliche Rom noch mehr genießen.
    Völlig unbefangen konnte sie sich mit Flaccus unterhalten, lernte ihn dadurch als einen guten Freund nicht nur besser kennen, sondern auch sehr zu schätzen. Die Aurelia und der Flavius mochten in einigen Dingen charakterliche Unterschiede aufweisen, doch sie entdeckten auch viele Gemeinsamkeiten. Sie scherzten miteinander, führten ein kurzes anregendes Streitgespräch und philosophierten über die Götter und die Welt. Als streng erzogener Nachwuchs patrizischer Familien hatten sie einen ähnlichen Blick auf ihre Umwelt, kannten aber beide das Gefühl ab und an aus der Rolle au brechen zu wollen, in die sie hineingedrückt wurden. Ständig es allen recht machen zu wollen, war nicht gerade einfach. Den Vorstellungen und Erwartungen gerecht werden zu wollen, kostete viel Anstrengung. Einfach einmal so zu sein, wie sie wollten, unbefangen und frei, waren sie selten. Darüber vergaßen sie einfach die Zeit.
    Irgendwann hatte sie sich freundschaftlich bei Flaccus eingehackt, einfach weil sie seine Gesellschaft genoss. Gerade erzählte sie ihm eine witzige Geschichte aus ihrer Kindheit, als ein Mann, mit exotisch anmutendem Äußeren, sie höflich grüßte. Flora verstummte mitten in der Anekdote, wie sie und Narcissa versucht hatten in der Vorratskammer an ein paar Kekse heran zu kommen und dabei einen Honigtopf umstießen. Neugierig, aber nicht verärgert durch diese Unterbrechung musterte sie den Fremden. Es war überraschend so unvermittelt angesprochen zu werden, zumal dieser Mann nicht aufdringlich war, sondern eine zurückhaltende Würde ausstrahlte. „Salve“, grüßte sie höflich zurück kurz tauschte sie einen fragenden Blick mit ihrem Begleiter aus. Wie lange der Fremde wohl schon dort an dieser Stelle stand und sie beobachtet hatte? Bisher hatte sie ihn gar nicht bemerkt. Er sprach so, wie sie es gern hörte, er schmeichelte, war dabei aber nicht zu aufdringlich, er war aufmerksam, ohne sie zu belästigen. Dabei nutzte er aber die offensichtlichen Dinge für sich aus, wie zum Beispiel, dass sich Flora und Flaccus durch die fast menschenleere Stadt bewegten, anstatt bei den Gladiatorenspielen dabei zu sein.
    Flora versuchte, noch während er sprach, zu ergründen, aus welchem Land er kam. Ein Römer war er nicht, das war offensichtlich, vielleicht ein Perser… Es war nicht leicht zu erraten, er wirkte Weltgewandt, exotisch und gebildet. Hinzu kam ein Hauch des Geheimnisvollen, den ihn zu umgeben schien. Es stellte sich heraus, dass er Ägypter war oder aber es vorgab. Cleonymus spielte seine Rolle perfekt.
    Es war nicht nur die Art wie er mit ihnen sprach und sie behandelte, sondern wohl auch der Reiz des Unbekannten, der Flora dazu verleiten ließ mit dem Gedanken zu spielen, dieser charmanten Einladung Folge zu leisten. Ihr Blick wanderte von dem gepflegten Garten zu den umliegenden Häusern. Eine gute Gegend, mit den Häusern und auch Villen der Nobilität wie es den Anschein hatte. Die leisen Bedenken die sich bei ihr meldeten, wurde einfach fortgewischt, als sie einen weiteren fragenden Blick mit Flaccus tauschte. Wein, Musik und Tanz… ein kurzweiliger Abend wurde ihnen in Aussicht gestellt. „Gegen Wein und Musik ist nichts einzuwenden… auch wenn ich zum ersten Mal von dieser Lokalität höre“, sprach sie ihren Gedanken aus. „Wir könne uns Kleopatras Palast einmal ansehen, wenn es uns nicht gefällt, gehen wir wieder“, schlug sie vor. Anscheinend hatte Cleonymus genau darauf gehofft. Er verneigte sich tief und machte eine einladende Geste in den Garten hinein.


    Ein Weg aus weißen Kieseln führte zwischen sorgfältig gepflegten Beeten vorbei. Hibiskus, Flammenblume, Rosen, Lavendel und Malven verströmten ihren sinnlichen Duft. Vorbei an einem leise plätschernden Brunnen, Statuen von Venus, Armor, Bacchus, Nymphen und Satyren. Alle steinernen Abbilder waren scheinbar wahllos aber dezent platziert. Ein Meister seines Handwerkes hatte sich verewigt. Selbst eine Statue der Flora, ihrer Namengeberin, war aufgestellt worden. Das einzig seltsame an diesem Garten war, das er nicht zum Verweilen einlud. Keine Sitzgelegenheiten, sondern nur geschwungen angelegte Wege, die direkt zum Haus führten.
    Kaum das sie sich der porta näherten, schwang sie von Geisterhand auf. Kaum das sie das kühle atrium betraten, trat eine Sklavin aus dem Schatten der Säulen und führte sie tiefer ins Haus. Kurz konnte man den Blick auf zwei kräftige nubische Sklaven erhaschen, welche hinter der porta ihren Dienst taten und lautlos diese wieder schlossen.


    Flora wusste nicht recht, wo sie zuerst hin schauen sollte. Dieses Haus mochte nach römischen Stil erbaut worden sein, doch kaum dass man es betrat wurde man in eine fremde unbekannte Welt geführt. Filigrane Holzarbeiten zierten Türen und Fenster, kräftige Farben bedeckten die Wände.
    Zarte Klänge einer Flöte schwebten durch das Haus, untermalt vom Klang einer Zither. Über die Melodie legte sich die warme Stimme einer Frau. Tief und rauchig. Die Worte die sie sang, klangen fremd und seltsam.
    Man führte sie in einen im warmen Gelbton gehaltenen Raum, Öllampen warfen flackerndes Licht an die Wände und ließen die Schatten tanzen. Tiefblaue Tücher und Vorhänge setzten sich ab und bildeten einen geschmackvollen Kontrast.
    In kleinen Nischen saßen oder lagen auf niedrigen Diwanen Gäste. Die Aufmerksamkeit lag auf den Musikerinnen in der Mitte des Raumes. Sie waren in weite Pluderhosen und seidene Brustbänder gehüllt. Aufreizend, aber nicht obszön. Ein leicht süßlicher Duft lag unter Rose, Ambra und Weihrauch verborgen.
    Die Sklavin bedeutete ihnen es sich gemütlich zu machen. Unzählige Kissen waren auf einem solchem Diwan drapiert. Auf einem niedrigen Tisch stand gekühlter Wein in einer gläsernen Karaffe bereit. Etwas scheu setzte sie sich. Die einzige Frau war sie nicht, stellte sie mit einiger Erleichterung fest. Sie hatte schon fast befürchtet, dass es sich bei diesem Haus um einen luxuriösen Lupaner handelte.

    Da sie versprochen hatte ihren Verlobten aufzusuchen, sobald Titus ihr geantwortet hatte, traf sie bei der Casa Tiberia ein. Im Schlepptau hatte sie ihre beiden Sklavinnen. Lysandra und Veleda sollten sich die Räume ansehen, die sie beziehen würde und dann auch direkt mit Möbelrücken beschäftigen. Denn die Hochzeit rückte unaufhörlich näher und im Grunde würden sie heute auch den Termin festlegen.
    Lysandra klopfte für sie an und kündigte sie auch direkt an. „Meine Herrin, Aurelia Flora, möchte mit dem ehrenwerten Pontifex Tiberius Durus sprechen. Der Termin der Hochzeit soll fest gelegt werden und sicherlich nicht viel Zeit in Anspruch!“ kündigte die Sklavin ihre Herrinan, als die porta geöffnet wurde.

    Ganz leicht nickte sie. Das waren doch Aussichten mit denen sie Leben konnte. „Dann will ich dich nicht länger aufhalten!“



    Sim-Off:

    Ich beende das mal, denn Ursus hat bereits auf Floras Brief geantwortet. Ich komm dann mal bei dir vorbei ;)

    Heiraten, das war ein leidiges Thema. Eines über das sie eigentlich nicht wirklich nachdenken wollte. Aber da der Termin immer näher rückte, war sie gezwungen sich damit auseinander zu setzen. Ihre Aufmerksamkeit lenkte sie zu Felix, er wirkte bedrückt auf ihre Ankündigung hin. Aber wen sie heiraten würde, war nun einmal nicht ihre Entscheidung. Diese Entscheidung lag bei ihren Verwandten. „Ich werde Tiberius Durus heiraten“, erklärte sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Ein jüngerer Mann wäre ihr lieber gewesen, doch das konnte sie jetzt nicht ändern. Es sei denn, der Tiberier würde plötzlich Tod umfallen. Aber irgendwie bezweifelte sie das. „Es war die Entscheidung meiner Verwandten“, fügte sie noch hinzu und zuckte dann leicht mit den Schultern. Als wollte sie sagen: Wenn es nach mir ginge, würde ich jemand anderes wählen. Aber es geht ja nicht nach meinen Wünschen.
    Als Spross einer ebenfalls einflussreichen patrizischen Gens, kannte er sicher das Dilemma, des Ehrgefühls und der Verpflichtung gegenüber der Gens. Was sollte sie dazu auch noch groß sagen. Eine Heirat aus Liebe war fast unmöglich.
    Flora unterdrückte ein Seufzen, sie beneidete Prisca. Ihre Cousine hatte das seltene Glück ihrem Ehemann nicht nur zugetan zu sein, sondern auch noch in ihn verliebt zu sein. Und sie selbst durfte als Ersatz für ihre untreue Verwandte einspringen. Nicht gerade das, wovon eine junge Frau träumte. „Deine Verwandten haben doch sicherlich auch große Pläne mit dir?“ lenkte sie von sich ab.

    Wenn man alle Bedingungen für die Anmeldung erfüllt hat. Will heißen: Sich einen passenden Namen ausgesucht hat, einen Wohnort und die anderen kleineren Angaben die so gebraucht werden. Und dann muss die Spielleitung auch noch Zeit haben. Im Augenblick sitzen wohl alle auf Arbeit oder in der Uni... Schaut euch doch mal die anderen Anmelde-Threads an, als Beispiele. Und wie gesagt. Die Spielregeln durchlesen, da wird vieles erklärt!

    Auf den Straßen Roms war es, zum Vergleich gegen das lärmende Tosen des Amphitheaters, fast idyllisch Still. Nur der Sommerwind der durch die Straßen strich, das Plätschern eines Brunnens und ab und an der Klang von Stimmen. Die Straßen wirkten seltsam verlassen, aber nicht unheimlich, sondern irgendwie friedlich. Auf diese Weise Rom zu erleben, war etwas Besonderes. „Wann sind wir jemals so allein? Keine Augen die darauf achten, ob wir uns angemessen benehmen und keine neugierigen Ohren, die jedes Wort weiter tragen… selbst im Schlaf sind wir umgeben von Sklaven“, philosophierte sie. Der Wind zupfte an ihren Kleidern und löste eine vorwitzige Locke aus ihrer komplizierten Frisur.
    Ganz leicht drehte sie den kopf nach hinten, als sie fest stellte, dass sie Flaccus anscheinend kurz abgehängt hatte. Den Grund dafür konnte sie ebenfalls entdecken. Ganz leicht rümpfte sie die Nase. Selbst wenn Rom friedlich wirkte, waren die Spuren der Zivilisation deutlich zu sehen. Entgegen des Eindruckes waren sie eben doch nicht allein, aber diesmal nicht umgeben von Sklaven. Dennoch die Sänfte vermisste sie nicht. „Rom macht eben doch nicht immer einen Unterschied zwischen Arm und Reich...“, scherzte sie leicht. „Wir sollten wohl doch hin und wieder darauf achten, wo unsere Füße uns hintragen!“


    Ohne diesen ganzen Trubel war Rom wirklich ein Erlebnis der besonderen Art. Wo sich sonst die Menschen dicht drängten, waren die Plätze verwaist und lagen Friedlich da. Auf diese Weise konnte man doch ein paar Dinge entdecken, auf die man sonst nicht achtete, kleine Ornamente, obszöne Schmierereien oder aber einfach nur erstaunliche Weite der Plätze. Oft bekam man nicht die Gelegenheit von einem Ende des Forum Romanums zum anderen zu sehen, ohne das etwas den Blick stören konnte.
    Ihr Weg führte sie von dem weitläufigen Platz fort, hinein in den Schatten engerer Gassen. Eine federleichte Melodie umschwebte sie. Ganz leise summte sie mit und klatschte dann Beifall, als das Mädchen um sie herum tanzte und anschließend wieder in den Schatten zurück kehrte.

    Irgendwie redeten sie aneinander vorbei. Mehr noch sie schienen einander immer mal wieder völlig falsch zu verstehen. Das lag wohl nicht nur am Altersunterschied, sondern wohl auch am Generationenkonflikt. Sie wollte nicht zwangsläufig irgendwelchen Einfluss auf ihn ausüben, sondern suchte eigentlich nach einem Weg ihn etwas Besser kennen zu lernen. Aber es wäre ein Nebeneffekt und sie wäre eben nicht nur dazu verdonnert, ihr Leben dem Haushalt, der Kindererziehung und dem belanglosen Klatsch und Tratsch zu widmen. Schließlich würde sie die Frau eines der mächtigsten Männer Roms und einfach nur das nette hübsche Anhängsel zu sein, erschien ihr so wenig.
    Jedenfalls hatten sie eindeutig sich falsch verstanden, wie es sich heraus stellte. Jetzt kam sie sich sogar noch ein wenig dümmer und alberner vor. Erst denken dann reden. Ansonsten würde er sie wohl ihre ganze Ehe lang immer mal wieder belehren müssen.


    „Bei deinen Pflichten als Pontifex und das ich dich zu Gastmählern begleite ist wohl selbstverständlich. Bei Gericht würde ich dir gern auch einmal zusehen, aber ich kann verstehen, wenn das nicht möglich ist.“

    Selbst hinter Flaccus‘ etwas steif anmutender Fassade des anständigen Patriziers, steckte anscheinend ein kleiner Lausbub, der wohl auch ab und zu zum Vorschein kommen wollte. Also war Flora nicht die Einzige die hin und wieder aus ihrer Rolle ausbrechen wollte. Die vielen Erwartungen die auf jungen Schultern oftmals lasteten, konnten erdrückend sein. Zumal es nicht nur das war, was sie so niedergeschlagen werden ließ. Der Tod Narcissas war allgegenwärtig und irgendwie konnte sie diesen Schatten nicht abschütteln. Ständig hatte sie das Gefühl, es nicht verdient zu haben, noch zu Leben und dann auch noch Spaß zu haben. Irgendwie wollte sie diesem Schatten entkommen.
    Bald schon war sie verheiratet. Dann würden vielmehr Erwartungen an sie geheckt werden. Die Erwartung Kinder zu bekommen und nicht so dumm und unüberlegt zu handeln wie ihre Vorgängerin. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Ehe so etwas wie ein kleinerer goldener Käfig werden würde, wie in dem sie bereits lebte. Schließlich hatte Aurelia Laevina Tiberius Durus nicht nur Hörner aufgesetzt, sondern sie war auch noch weg gelaufen. Flora hatte nicht vor, diesem Beispiel zu folgen. Sie würde tatsächlich versuchen eine vorbildliche Ehefrau zu sein. Aber dafür würde sie sich verstellen müssen und ihre ganze Abenteuerlust mehr oder weniger begraben.
    Dies würde vielleicht eine ihrer letzten Gelegenheiten werden, ein wenig dem goldenen Käfig zu entkommen. „Du wirst sicher einen hervorragenden Leibwächter abgeben“, sagte sie völlig ernst, zeigte aber ein kleines nicht ganz so ernst gemeintes Lächeln. Der Flavier war nicht gerade gebaut wie einer dieser kräftigen Gladiatoren. Dennoch würde sie sich sicher in seiner Nähe fühlen.


    Kurz winkte sie Lysandra zu sich. „Flavius Flaccus wird mich nach Hause begleiten, ihr könnt bleiben und die Spiele euch ansehen!“ Die Sklavin nickte, nicht gerade glücklich über diese Entscheidung, aber sie schätzte den jungen Flavier als ehrenwerten Mann ein. Er würde sicherlich gut auf ihre Herrin achten.
    "Dann lass uns sehen wohin unsere Füße uns tragen!" meinte sie etwas leiser an Flaccus gewandt, als Lysandra wieder ihren Platz irgendwo im Hintergrund eingenommen hatte.

    Hatte sie jetzt etwas Falsches gesagt? Er sah aus als würden plötzlich Nymphen nackt herum tanzen, auch wenn er sich alle Mühe gab, sie freundlich anzulächeln. Seine Irritation über ihren Vorschlag war ihm anzusehen.


    „Ich dachte auf diese Weise kann ich dich noch ein wenig besser kennen lernen…“, erklärte sie etwas verunsichert. Sie kam sich albern vo. Vielleicht hätte sie diesen Vorschlag nicht machen sollen.

    Es war gar nicht so einfach irgendwelche Gemeinsamkeiten zu finden. Sie kam sich in seiner Nähe ziemlich unerfahren und verdammt jung vor und hatte das Gefühl ihn zu langweilen, wenn sie den Mund aufmachte. Was hatte sie auch schon groß zu erzählen? Nur die neuesten Klatschgeschichten, die neuesten Modeerscheinungen und lauter andere dumme, wie auch alberne, Frauendinge, die einen einflussreichen Senator sicherlich nicht interessierten. Oder nur im geringen Maße.
    Von daher war es schwierig ein Gespräch aufrecht zu erhalten, wenn sie noch nicht wirklich einen gemeinsamen Nenner gefunden haben. Vertreiben wollte sie ihn nicht, war aber dann doch ein wenig erleichtert, als er sich von ihr verabschieden wollte.


    „Für dich habe ich immer Zeit“, versicherte sie ihm artig. Im Grunde stimmte es ja auch, im Augenblick hatte sie den lieben langen Tag nichts zu tun. Außer sich in Selbstmitleid und Trauer zu suhlen. „Ich möchte dich nicht von deinen Pflichten abhalten“, plötzlich fiel ihr etwas ein. „Wenn du einmal etwas Zeit erübrigen kannst, dann würde ich dir gern einmal dabei über die Schultern sehen!“ Das war doch etwas. Auf diese Weise ließen sich hoffentlich Gesprächsthemen finden. „Also nur, wenn ich dich nicht stören würde!“

    Das der Murmillo seinen Vorteil ausnutzen würde, war für alle Zuschauer dieses Kampfes vorhersehbar und doch war der Jubel so groß, als käme der Tod des Thraex völlig unerwartet und überraschend. Der Boden schien förmlich unter dem tosenden Lärm zu beben. So spannend der Kampf war, der Tod des Gladiators ernüchterte sie. Starr lag ihr Blick auf dem leblosen Körper, während das Blut langsam den Sand der Arena rot färbte. Vor ihrem inneren Auge lag jemand anderes dort unten. Narcissa, mit leerem Blick. Den Leichnam ihrer Schwester hatte sie nie gesehen. Narcissa war in Terentum beigesetzt worden. Zu weit von Rom entfernt, als dass sie hätte dabei sein können. Aber irgendwie assoziierte sie den toten Gladiator mit ihrer Schwester. Die Begeisterung für diese blutigen Kämpfe war wohl für immer fort. Würde sie wohl nun immer ihren Schwester dort unten erschlagen sehen und nicht die mutigen stolzen Kämpfer, die dafür lebten ihr Leben für das Vergnügen der reichen verwöhnten Römer zu geben. Fort war ihre gute Laune, zurück blieb nur noch Leere, Trauer und Einsamkeit.
    Fort war Narcissa, für immer. Nie wieder würde sie mit ihr reden können, Gedanken und Gefühle teilen. Die Verzweiflung füllte sie langsam aus. Doch ehe sie sich der Schwermut hingeben konnte, riss Flaccus sie mit einem Vorschlag aus der Betrachtung des Blutfleckes. Der Leichnam war in der Zwischenzeit davon getragen worden, ohne dass sie es bemerkt hatte.


    Eilig blinzelte sie und versuchte die düsteren Gedanken zu vertreiben. Sie brauchte einen Moment um sich wieder zu fassen. Ihr Lächeln fiel nicht ganz so fröhlich aus, als sie sich ihm zuwandte. Der Vorschlag sich anderen Dingen zuzuwenden, fand sofort Anklang. Besser wie sich länger mit dem Tod zu beschäftigen. „Gerne“, sie reichte ihren Becher einem der Sklaven. „An welche Dinge denkst du?“ fragte sie. Flora richtete sich auf. Ihr Interesse an den Gladiatorenkämpfen war vorüber. "Oder hast du keine Pläne und willst einfach sehen, was Rom uns zu bieten hat?" fragte sie. Ich Lächeln wurde ein wenig spitzbübisch. "Vielleicht sogar ohne störrende Anhängsel?", verschwörerisch senkte sie die Stimme, damit die vielen Ohren um sie herum, einmal nicht lauschen konnten.

    Es besänftigte Flora ein wenig, das Veleda ihrer Meinung war. Die Sklavin hatte schnell gelernt und wusste ganz genau, was ihre Herrin hören wollte, wenn diese ihrem Unmut Luft machte. Ganz leicht nickte sie der Germanin zu. „Möbel, Vasen… ein paar Stoffe…“, meinte sie leise zu Veleda und beobachtete dann wie die übrigen Prätorianer ihre Waffen auf die Brust der Sklaven richtete.


    Das schlug dem Fass direkt den Boden aus, als die Sklaven des Claudius durch die Begleiter des aufdringlichen Soldaten auch noch bedroht wurden. So etwas hatte sie ja noch nie erlebt. Erst drängte sich der Iulius auf, legte Dreistigkeit und Unhöflichkeit an den Tag und dann hetzte er auch noch seine Männer auf unbescholtene Bürger. Das war Amtsmissbrauch und schlimmer. Und das vor Zeugen, der halbe Marktplatz hatte mittlerweile die Aufmerksamkeit auf das Grüppchen gerichtet. Eifrig wurden die Köpfe zusammen gesteckt und getuschelt.
    Das war überaus peinlich, peinlich für den Ruf der Prätorianer und auch für den Ruf des Patrons dieses Mannes. Dieses schlechte Benehmen würde nur auf Claudius Menecrates zurück fallen. „Man sollte sich an den Vorgesetzte dieses Mannes wenden. Bedrohung und Amtsmissbrauch… wenn man einmal vom schlechten Benehmen absieht“, meinte sie empört. „Und seinen Patron unterrichten…“, fügte sie noch hinzu. Sicherlich würde Felix von ganz allein auf diesen Gedanken kommen. Er stand sicher im engen Kontakt mit seinem Großvater.


    „Er sagt er ist Klient Deines Großvaters… nicht gerade das Verhalten, das man von einem Klient erwartet. Ihm ist wohl seine Stellung zu Kopf gestiegen, wenn er sich das Recht heraus nimmt, jegliche Höflichkeiten fahren zu lassen…“ Flora sah den Soldaten nach. Mit Sicherheit würde sich die Geschichte von dieser kleinen Szene schnell herum sprechen. Täuschte sie sich oder entdeckte sie eine der größten Klatschbasen Roms unter den unzähligen Besuchern des Sklavenmarktes. Und sie sah unglaublich zufrieden mit sich aus.


    Felix lenkte sie von den baldigen wilden Gerüchten ab, in dem er ihre Einladung zu dem Einkaufsbummel annahm und sogleich fragte, was genau sie suchte. „So einiges… Möbel, Stoffe, Vasen… ich werde bald heiraten und die Zimmer die ich beziehen werde, wollen noch eingerichtet werden!“ Immer noch beobachtete sie Aemilia Delmatica. Dadurch etwas abgelenkt plauderte sie das aus, worüber sie eigentlich nur ungern redete. Auch wenn sie wohl einen der dicksten Fische Roms heiraten würde, war sie nicht wirklich glücklich mit der Entscheidung, die man für sie getroffen hatte. Aber als wohlerzogene Patrizierin tat sie, was die Familie von ihr verlangte.

    Eine Zimmerflucht direkt neben der seinen, das war durchaus üblich. Zwei Räume die sie nach ihren Vorstellungen gestallten konnte. Auf ihre Sklaven kam eine Menge Arbeit zu, nicht nur dass sie Veleda und Lysandra diese auf ihren Einkaufsbummel würde mitnehmen, sondern die Beiden auch Möbel rücken durften. Solange bis sie zufrieden damit sein würde.


    „Ich werde mich sicher wohl fühlen.“