Einen winzigen Augenblick lang beobachtete sie noch Prisca und Piso, ehe sie sich abwendete und ihren eigenen Gedanken nachhing. Wieder drückte sie leicht Narcissas Hand, nur um sich zu vergewissern, dass sie nicht allein war. Schon bald würden sich ihre Wege trennen, ob sie wollte oder nicht. Am liebsten würde sie mit Narcissa verschwinden, irgendwo hin, wo keiner sie finden würde, und wo sie das Leben führen konnten, dass sie sich in ihren Träumen ausmalten.
Nur sah die Realität anders aus, wie die Mädchenträume, weit würden sie nicht kommen, sie Beide waren irgendwie zu Weltfremd, als das sie selbständig irgendwie zu Recht kommen würden. Ohne Beschützer wären sie Freiwild und selbst wenn sie allen Schmuck verkauften, würden sie wohl nur kurze Zeit den Luxus weiter führen können, in dem sie lebten. Es würde wohl immer ein Traum bleiben, denn auch wenn Flora es nicht zugeben wollte, sie würde nie den Mut aufbringen können, wirklich weg zu laufen.
Wieder ein kurzer Seitenblick in Richtung Prisca, obwohl diese nach wie vor erschüttert war, strahlte sie irgendwie plötzlich große Zufriedenheit aus. Wenigstens ihre Base würde glücklich werden. Piso wirkte nett und schien auch ernsthaft daran interessiert ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen zu wollen. Ein wenig merkwürdig fand sie ihn ja schon, aber die Flavier waren bekannt dafür, etwas seltsam zu sein. Das musste nichts Schlechtes bedeuten.
Wenn Prisca verheiratet, dann blieb noch sie übrig, dann würde man wohl als nächstes sich für sie nach einer passenden Partie umsehen. Hoffentlich wurde es nicht so ein alter Tattergreis. Obwohl sich ein alter Mann für sie als Ehemann auch als Glücksgriff erweisen konnte. Lange würde sie dann nicht an seiner Seite ausharren müssen und dann wohl viel Geld erben, so dass sie ihr restliches Leben tun und lassen konnte, was sie wollte.
Leicht schüttelte sie den Kopf, als ihr Blick wieder zurück zu den beiden Toten glitt. Sie sollte sich schämen, dass sie ausgerechnet heute, wieder einmal nur sich selbst im Kopf hatte.
Beiträge von Aurelia Flora
-
-
Flora tauschte einen kleinen Blick mit ihrer Schwester und wieder einmal wusste sie was im Kopfe ihrer Schwester vorging, ebenso wie Narcissa wusste, was sie dachte. Wieder einmal teilten sie sich den selben Gedanken und waren sich wortlos einig, dass es so gar nicht zu dem Tiberier passen wollte, dass er sich mit Architektur auseinander setzte. Sie schätzte ihn irgendwie so ein, dass er für eine Menge Spaß zu haben war. Aber anscheinend wollte er ein gutes Bild für seinen Vater darstellen. Wie gut kannte sie dies, sich für andere verbiegen. Das hatte sie oft für ihre Mutter getan. Um ihr es Recht zu machen, zu zeigen, dass sie nicht ganz so verkorkst war, wie es den Anschein machte. Von daher wollte sie ihn nicht weiter in Verlegenheit bringen. Aber seine Frage entlockte ihr dann doch ein verschmitztes Grinsen.
„Ich bin eher darüber überrascht, dass Du Dich für Architektur interessierst. Ich dachte Du bevorzugst leichtere Lektüre“, gab sie dann ohne Umschweife zu. „Aber ich sehe schon, ich hab Dich wohl falsch eingeschätzt!“ Ein kurzer unschuldiger Augenaufschlag folgte ihren Worten. Sie wollte ihn ja nicht schlecht da stehen lassen. Schon gar nicht unter dem strengen Blick des Seniors. Nicht das er wegen ihr in Schwierigkeiten kam. „Lupus ist unser Cousin“, klärte sie dann die Verwandtschaftsverhältnisse auf. Mit Lupus waren sie ja direkt Verwandt, während Titus und auch Prisca aus einem gänzlich anderen Zweig der Familie stammte. „Hast Du ihn bereits kennen gelernt?“ fragte sie dann nach. Nicht immer kannte man das künftige Ehepaar. Meistens wurde man ja mitgenommen um die Beziehungen zwischen den Gentes zu vertiefen. Flora ahnte, dass sie nicht nur auf dieser kleinen Feier war, um sich zu amüsieren, sondern auch um zu zeigen, welche aurelischen Blumen noch auf dem Heiratsmarkt waren. Zumindest war das sicherlich die Pläne ihrer Mutter. Wäre diese hier, würde sie ihre Tochter anpreisen wie pralle Pfirsiche.
-
Auf Floras Zügen zeigte sich ein kleines Schmunzeln, als die Tiberier sie etwas verwirrt ansah. Es war eben nicht einfach die Zwillinge auseinander zu halten, besonders wenn man sich nur so flüchtig kannte. Von daher war sie Faustina auch nicht Böse, als diese direkt nachfragte. Das war ihr Lieber, als wenn man nichts sagte und ihr Gegenüber rätselte mit welchem Zwilling man es nun zu tun hatte. „Ich bin Flora!“, erklärte sie mit einem nachsichtigen Lächeln und warf der anderen jungen Frau, welche gerade dazu kam einen fragenden Blick zu. Hatte sie diese schon einmal gesehen? Auf einer Hochzeit vielleicht? Mit Bestimmtheit konnte sie es nicht sagen, von daher überließ sie es Faustina sie einander vorzustellen, denn die Tiberier schien die Andere zu kennen.
Die Aurelia war froh über diese Ablenkung. Nach all dem Kummer war es gut, dass sie nun andere junge Frauen in ihrem Alter traf. -
Tiberius Ahala, jetzt wo er es sagte, viel es ihr wieder ein, Aulus Tiberius Ahala Tiberianus so lautete der vollständige Name. Verdammt lang und eigentlich nur dadurch zustande gekommen, dass Tiberius Durus seinen entfernten Verwandten adoptiert hatte. Kurz musterte sie den jungen Tiberier noch einmal eindringlich. Er war ihr auf Anhieb sympathisch, wirkte nicht ganz so steif wie andere Patrizier in seinem Alter. Den meisten jungen Männern stand ja nur der Sinn danach so schnell wie möglich Karriere zu machen und vorteilhafte Kontakte zu knüpfen. Im großen Hohzeitskreisel war sie deshalb ein guter Fang. Sie fühlte sich nicht wohl dabei nur aus politischen Gründen verheiratet zu werden. Es wurde von ihr erwartet, dass sie alles tat, was der Gens zu Ehre gereichte, doch das hieß nicht, dass sie glücklich damit werden sollte. Im Grunde war sie so etwas wie ein Sklave, ihr Preis war zwar viel höher, aber sie war ein Gegenstand den man an den Mann verheiratete, der den höchsten Preis zahlte. Wobei der Preis nicht Geld war, sondern Macht und Einfluss.
Doch diese Gedanken behielt sie für sich, stattdessen wurde ich Lächeln noch eine Spur hübscher. „Es freut mich dich kennen zu lernen Tiberius.“ Vater und Sohn hätten nicht unterschiedlicher sein können. „Ich bin Flora“, erklärte sie dann, ehe sie wieder verwechselt wurden.
Leicht verdutzt sag sie Ahala an, als er erklärte er habe eine Abhandlung von Vitruv gelesen. Das hätte sie nun nicht gedacht. Er sah nicht so strebsam aus. Er wirkte vielmehr verwegen, wie jemand der lieber das Leben genoss. „Ich bin ehrlich überrascht“, gestand sie. Irgendwie kam Ahala ihr vor wie der Held ihrer Lieblingsgeschichten: Ein wilder Kerl, mit mehr Frauengeschichten, als man zählen konnte. Ahala passte irgendwie perfekt in dieses Bild. -
Irgendwie hatte sich das Lebend verändert, ihr Leben. Nichts war mehr so wie es war. Nachdem Corvinus und Celerina zu Grabe getragen worden waren, war ihr Bruder nur kurze Zeit später gefolgt. War seiner schweren Krankheit erlegen. Und das war noch nicht das Ende der Veränderungen, Narcissa würde Vestalin werden und sie selbst fühlte sich irgendwie allein gelassen. Narcissa war mehr wie eine Schwester, ihre beste Freundin. Sie wusste immer was in ihr vorging, ihr konnte sie sich anvertrauen. Sie nicht mehr um sich zu haben bedeutete eine große Veränderung. Es machte ihr Angst.
Es war ihr bewusst gewesen, dass sich ihr Leben verändern würde, aus diesem Grunde hatte ihre Mutter sie nach Roma geschickt. Fort von der Landvilla, wo sie behütet aufgewachsen waren. Zunächst war hatte sich auch nichts verändert und dann irgendwie kam es so plötzlich. Die rosa blase in der sie bisher gelebt hatte, war einfach geplatzt.
Um sich etwas auf andere Gedanken zu bringen, hatte sie die erdrückende Villa verlassen und schlenderte nun über den Mercatus. Wie immer folgten ihr zwei Germanen wie stetige Schatten und beobachten misstrauisch die Umgebung. Zu ihrer Überraschung entdeckte sie ein bekanntes Gesicht. „Salve Tiberia Faustina“, grüßte sie die Tiberia. -
Dem Senator und Pontifex entglitten für einen winzigen Bruchteil eines Herzschlages die Gesichtszüge, als er fest stellte, dass er glatt die Schwestern verwechselt hatte. Flora musste sich ein mädchenhaftes Kichern verkneifen. Nicht zum ersten Mal wurden sie verwechselt, nicht zum ersten Mal wurden nach marginalen äußerlichen Unterschieden gesucht und nicht zum ersten Mal wunderte man sich über die Ähnlichkeit der Beiden. Manchmal war es witzig, wenn ihr Gegenüber fest stellte, die falsche Schwester angesprochen haben, manchmal höchst ärgerlich. Es kam auch auf die Laune der Zwillinge an, wie sie darauf reagierten. Es war amüsant zu sehen, wie einem sonst beherrschten Mann die Verblüffung anzusehen war. Schnell fand der Tiberier seine Fassung wieder, aber er hatte ihnen, ungewollt, einen kurzen Blick hinter die Fassade des berechnenden Politikers gewährt.
Während ihre Schwester nun dem Tiberier rede und Antwort stand und dabei höchst diplomatisch blieb, wurde Floras Aufmerksamkeit von einem jungen Mann angezogen, der sich direkt zu ihnen gesellte. Er wirkte ein wenig verwegen in seinem Auftritt. Als Erstes fielen ihre seine blauen Augen auf und das schiefe Grinsen, das er aufsetzte, als er seinen Vater begrüßte.
Das überraschte sie, sie konnte keinerlei Ähnlichkeiten zwischen Durus und dem jungen Mann erkennen. Bis ihr wieder einfiel, dass dies wohl der Adoptivsohn sein musste. Nur der Name wollte ihr nicht wieder einfallen, der war ja unmöglich lang. „Keine Sorge Du störst nicht“, erklärte sie ihm mit einem Lächeln. Ob er sich nun vorstellte? -
Ich finde die Textschnippsel ja witzig. Außerdem sollte man das wohl nicht zu ernst nehmen. Es ist immer noch ein Spiel. Sich jetzt wegen dem neuen Design so aufzuregen ist doch ein bisschen übertrieben. Die Wisim sagt schließlich nichts über die Spielweise aus, sondern ist nur ein nettes Gimmick.
-
Ein Unheil schien auf das nächste zu folgen, gerade war etwas Ruhe eingekehrt. Noch war der Verlust wie eine frische Wunde, aber es kehrte Ruhe und auch so etwas wie Ordnung ein. Bis es dann an der Porta klopfte und ihnen ein besuch ins Haus stand mit dem wohl niemand gerechnet hatte. Einer der Sklaven öffnete die Tür und sah den Besuchern fragend entgegen. „Salve! Was kann ich für euch tun?“ fragte er und verstummte, als man ihm sagte, dass es sich um Tiberius Durus und Claudia Romana handelte, zusammen mit einem ganzen Rattenschwanz an Begleitern. „Sofort…“, stotterte der Sklave etwas erschrocken und ließ die Gäste dann erst einmal ins Atrium.
-
Während den Gästen eine kleine Erfrischung gebracht wurde, wurden Ursus und Avianus über den hohen Besuch unterrichtet. Die Anwesenheit des Tiberiers und der Claudia sorgte für eine gewisse Unruhe.
-
So recht wusste sie nicht was sie fühlen sollte. Dieser Tag war einfach nur düster, kalt und irgendwie traurig. Angesichts des Todes fühlte sie sich ein wenig verloren und auch machtlos. Sie beobachtete Prisca und ihren Flavier, allein dass Piso da war, schien ihre Cousine aufzuheitern und eine Stütze zu sein. Noch immer wirkte sie traurig und mitgenommen, aber sie schien auch Glück auszustrahlen. Ein erstes Zeichen dafür, dass die Zukunft wohl doch nicht so düster war, wie es den Anschein hatte. Kurz verspürte sie einen kleinen Stich Neid. Sofort schämte sie sich für diese Gefühlsregung, natürlich hatte Prisca es verdient glücklich zu werden, aber sie war dennoch neidisch. Neidisch darauf, dass Prisca etwas bekommen würde, was sie wirklich wollte. Einen Mann der sie liebte und nicht weil die Ehe ein politischer Schachzug war.
Wie gut das die Ankunft von Titus ihre Aufmerksamkeit von dem Paar schließlich ablenkte. Er sah müde aus, was wohl kein Wunder war, denn er hatte einen fürchterlichen Gewaltritt hinter sich. Er war erst vor wenigen Stunden angekommen, gestern Abend. Tauschen hätte sie nicht mit ihm gewollt, aber es war gut, dass er da war, es schien die Welt noch ein bisschen mehr wieder ins Lot zu rücken.
Leicht drehte sie den Kopf, als sie sich plötzlich irgendwie beobachtet fühlte. Einen winzigen Augenblick lang kreuzte ihr Blick der von Cimon. Floras Lippen wurden schmal und sie sah eilig in eine andere Richtung. Sie würde es ihm nie verzeihen, dass er sie einfach so ausgenutzt hatte. Leicht drückte sie die Hand ihrer Schwester. Einfach nur um sich zu vergewissern, dass diese bei ihr war und sie nicht gänzlich allein und einsam. -
Die aurelischen Zwillinge blieben erst einmal unter sich und beobachteten die unzähligen Gäste. Immer wieder steckten sie die Köpfe zusammen und kicherten vor sich hin. Was sie so witzig fanden, wurde nicht deutlich, aber junge Frauen hatten ja durchaus immer einen Grund sich über bestimmte Dinge zu amüsieren.
Ganz nebenbei wurde die Verlobung vollzogen. Es hatte nichts romantisches, es war eher so etwas wie ein formeller Akt. Unterschriften und Siegel, im Grunde war damit auch schon fast die Ehe besiegelt. Mit einer Unterschrift und einem Siegel war die Zukunft besiegelt. Ein wenig ernster wurde Flora dabei auch schon, im Grunde war es das, was auch sie erwartete. All die hübschen rosanen Mädchenträume waren nichts weiter wie Luftblasen, so sah die Realität aus. Ein rein formeller Akt.
Während sie ein wenig nachdenklich die Verlobte ihres Verwandten beobachtete. Sie wirkte fröhlich, aber nicht wirklich glücklich, auch wenn Flora fand, dass Lupus ein anständiger Kerl war und Nigrina sicher gut behandeln würde. Aber eine glückliche Braut sah anders aus. Sie stellte es sich zumindest anders vor.Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Lupus ihnen einen weiteren Gast vorstellte. Leicht angegrautes Haar, aristokratische Züge und elegant gekleidet. Wie es sich heraus stellte handelte es sich um Tiberius Durus, Patron ihres Vetters und der Ex-Ehemann von Aurelia Laevina. Es war allseits bekannt, dass diese ja weg gelaufen war. Eine furchtbare Schande für die Familie, jedenfalls wenn sie an den Brief ihrer Mutter dachte. Sie hatte sich ja furchtbar darüber aufgeregt. Immer noch beschäftigte sie die Frage woher ihre Mutter wusste, was sich so alles in Rom ereignete, das war unheimlich.
Kurz huschte Verwunderung über die Züge des Tiberiers, als er die Zwillinge musterte. Nicht zum ersten Mal an diesem tag und wohl auch nicht zum letzten Mal, wurden sie eindringlich gemustert und man suchte nach winzigen Unterschieden, welche es äußerlich nicht gab. Und wie so häufig wurden sie natürlich auch sofort verwechselt.
„Ich bin Flora“, erklärte sie Durus mit einem kleinen Lächeln, als er sie ansprach und nach dem Alter erkundigte. „Wir sind siebzehn“, antwortete sie dann aber für ihre Schwester.Sim-Off: Narcissa hat sich immer noch abgemeldet, daher übernehm ich das mal so ein bisschen, damit du nicht ewig warten musst
-
Hat viel zu tun soweit ich weiß =)Im ICQ hab ich ihn zwar nicht erwischt, hat aber angedeutet, dass er im Augenblick echt viel beschäftigt ist.
-
Flavius Gracchus Minor konnte schwerlich seine Verwunderung über die aurelischen Zwillinge verbergen. Er starrte sie regelrecht an und man konnte ihm ansehen, dass er seinen Augen kaum glauben mochte. Es gab nicht viele Menschen die sich bis in die Haarspitzen ähnelten und für einen Jungen seines Alters war es sicherlich ein Phänomen. Von daher konnte sie dem Knaben auch nicht böse sein, dass er sie eben so unverhohlen musterte und wohl nach einem winzigen Unterschied zwischen den Schwestern suchte. Wenn man einmal von den unterschiedlichen Kleidern absah, so waren sie nur vom Wesen unterschiedlich. Rein äußerlich konnte man auf den ersten Blick keinen Unterschied sehen.
Beim leisen Tadel seiner Mutter lächelte Flora der Claudia zu. „Wir sind es gewohnt so eindringlich gemustert zu werden“, schmunzelte sie.
Ihre Aufmerksamkeit wandte sich dann aber erst einmal dem Vater zu. „Wir danken für diese Einladung. Bisher hatten wir leider noch nicht die Gelegenheit gehabt hier zu Gast zu sein!“ -
Schönes Ende
-
Ein Blick, mehr brauchte es nicht, sie verstanden einander ohne Worte. Mehr brauchten sie nicht und Angesichts des Verlustes war es der größte Trost den sie finden konnten. Narcissa war da und gab Halt. Ein Fels in den reißenden Fluten des Schicksals, welches sie drohte in einen Strudel der Dunkelheit zu zerren.
Eine Berührung an der Schulter ließ sie leicht zusammen zucken. Ihr Blick glitt fragend zu dem Áedán hinter ihr. Sie wusste nicht, was sie ihm sagen sollte oder was er wollte. Sie hatte in diesem Augenblick fast gar keinen Sinn für seine Bedürfnisse. Zu sehr beschäftigte sie der Tod, der Einkehr gehalten hatte. Dass sie zitterte, fiel ihr gar nicht auf. Es war eine Mischung aus Anspannung, Furcht, ungeweinten Tränen und all den Emotionen, die sie nicht zu ordnen konnte. Dass es ihm vielleicht ähnlich ging, konnte sie nicht sehen oder verstehen. Denn die Welt war aus den Fugen geraten, nichts war mehr so wie es einst war. Die Zukunft Ungewiss und der Kummer doch irgendwie zu groß. Ihr Blick blieb an Prisca hängen, der Kummer war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Ganz leicht drückte sie die Hand ihrer Schwester und nickte ganz leicht in Richtung ihrer Cousine. Sie sollten sie trösten. In solchen Momenten sollte niemand allein sein.
Doch zögerte sie, als jemand anderes an Prisca heran trat. Flavius Piso. Vielleicht war es besser, wenn er sich um sie kümmerte. -
Das ihr Ebendbild so gar nicht davon begeistert gewesen war hergerichtet zu werden, sah man ihr gar nicht an. Stattdessen strahlten sie Beide um die Wette und obwohl sie Zwillinge waren, gelang es ihnen eigentlich immer ihre jeweilige Persönlichkeit zu unterstreichen. Gar nicht so einfach, jede Sklavin außer Lysandra hätte sie wohl in die selben Kleider gesteckt, weil sie ja eben Zwillinge waren und was machte es schon einen Unterschied, wenn man sie verwechselte. Man könne sie ja nicht auseinander halten. Ein schwerer Fehler, Narcissa und Flora waren mitunter gegensätzlicher wie Tag und Nacht. Von daher war es gut, dass sie eine Leibsklavin hatten, welche Beide gut genug kannte um eben auf Details zu achten.
Einige Gäste drehten leicht den Kopf, als sie an ihnen vorbei direkt auf Luppus zu gingen. Sie waren eben auffällig, so oft begegnete man selbst in Rom nicht zwei völlig gleich aussehenden Menschen. Zwar waren sie schon auf eigenen Festen zu Gast gewesen, aber einen alltäglichen Anblick boten sie nicht. Nur für die Familie, aber alle anderen, waren immer wieder Neugierig. Sie waren nicht einmal richtig bei ihrem Cousin angekommen, als dieser sie dann auch direkt vorstellte. "Salve", lächelte sie in die Runde. Es tat gut einmal nicht verwechselt zu werden. Wobei die meisten Familienmitglieder sie bereits ohne weiteres auseinander halten konnte. Nur der ein oder andere Sklave trat des öfteren noch in ein Fettnäpfchen. "ES ist uns eine Ehre euch Beiden kennen zu lernen und auch dich Minor", der Junge bekam ein besonders hübsches Lächeln geschenkt.
-
Flora war tatsächlich noch im Geschwindigkeitsrausch. Es juckte ihr förmlich in den Fingern den Wagen einmal aus eigener Kraft zu lenken. Sicherlich war es ein unglaublicher Kraftakt, aber man konnte es ja probieren und so zerbrechlich, wie sie aussah, war sie ja nicht. Und Erfahrung mit Pferden hatte sie ja auch. Sie würde es glatt auf einen versuch ankommen lassen. Nur würde Narcissa wohl diesen Spaß nicht zu lassen, dass war dann wirklich viel zu riskant. Dennoch dieses Abenteuer würde sie bei Gelegenheit wiederholen und sie wusste ja jetzt, welcher Fahrer sie mitnehmen würde. „Wir sollten das irgendwann wiederholen“, meinte sie zu ihrer Schwester. Auch wenn Aretas es nicht wollte, er gehörte nun zu den Verbündeten der Zwillinge. Das nächste Mal würde sie ihn aber nicht erpressen, sondern drum bitten.
Als sie eindringlich von Areats gemustert wurde, wurde ihr bewusst, dass sie zerzaust und staubig war. Eigentlich müsste es sie stören, aber wenn es darum ging etwas Verbotenes zu tun, dann nahm sie auch ein bisschen Schmutz in kauf. Sie löste den Saum ihrer Tunika aus dem Gürtel. „Wir sollten Lysandra nach Hause schicken, sie soll uns andere Kleider holen, während wir uns in der Therme vergnügen!“ schlug sie vor. Bloß alle Spuren verschwinden lassen. „Hier!“ sie warf dann Aretas doch noch eine Münze hin. „Vielen Dank für das Vergnügen. Mäddels, suchen wir uns eine Therme und halten den Burschen nicht länger von seiner Arbeit ab. Bis zum nächsten Mal!“ Ihre Verabschiedung klang wie ein versprechen. Sie wollte noch einmal auf so einem Wagen mitfahren. Unbedingt. Sie hackte sich bei ihrer Schwester und Faustina ein. -
Ja, bist du
Noch gehörst du zum Inventar, bis das Erbe dann verteilt ist
-
Jeder der die Zwillinge gut kannte und wusste, wie sie als kleine Mädchen waren, wusste, dass sie Flausen im Kopf hatten, besonders dann, wenn sie tuschelnd die Köpfe zusammen steckten und immer wieder kicherten. Denn dann schmiedeten sie konkrete Pläne, wie jetzt. Auch wenn sie gut bewacht waren von wachsamen und aufmerksamen Leibwächtern, wussten sie einen Weg, wie sie nun ihre Pläne umsetzen konnten. Mit einem Lächeln, welches viel zu betont unschuldig war, machte sie eine Geste in Richtung eines der fliegenden Händler. „Ich hol nur was zu knabbern“, meinte sie so, dass es alle in ihrer Umgebung mit bekamen, dann stahl sie sich davon und kaum war sie in der Menge verschwunden, suchte sie nach einer Möglichkeit an den Soldaten vorbei zu kommen. Was gar nicht so einfach war, standen sie doch dicht an dicht. Aber wie gut dass sie ihren Zwilling hatte, Narcissa sorgte bereits für Ablenkung in dem sie fragte, was so ein Scutum wog. Suchend glitt ihr Blick an den Soldaten entlang. Nun komm schon hinter deinem Schild vorbei, beschwor sie den Soldaten in Gedanken. Wenn er hervor kam, dann würde es eine Lücke geben durch die sie schlüpfen konnte.
-
Ihre Schwester strahlte förmlich, die Begeisterung war ihr anzusehen, es war egal, dass sie von Kopf bis Fuß staubig war, es war den Spaß wert gewesen. Und nun war sie an der Reihe. Sie freute sich auf diese Fahrt und spürte das Kribbeln der Aufregung. Es war ein vertrautes Gefühl, jedes Mal, wenn sie etwas taten, was ihre Mutter so gar nicht gut heißen würde oder gar verbieten, war ein Nervenkitzeln und eine Fahrt auf einem Wagen der Factio war etwas, dass ihre Mutter gar nicht billigen würde. Aber ihre Mutter war weit weg und wer sollte es ihr auch schon verraten. Auch wenn sie und Lysandra im Streit lagen, würde diese es nicht wagen eine ihrer Herrinnen in Schwierigkeiten bringen.
Kaum, dass sie auf dem Wagen stand und sicheren Halt gefunden hatte, knallte auch schon die Peitsche und die Pferde liefen aus dem Stand los. Zuerst war sie etwas erschrocken, denn es ging ein kräftiger Ruck durch ihren Körper und sie musste ein wenig nach ihrem Gleichgewicht suchen. Doch schnell hatte sie einen sicheren Stand auf dem holpernden Wagen. Anscheinend hatte sie ihn mit ihrer Art herausgefordert. Bei Faustina war er noch zurück haltend gewesen, Narcissa hatte er versucht zu beeindrucken, ihr wollte er nun beweisen, was die Pferde wirklich konnten. Es war ein halsbrecherisches Tempo, welches ihr das Adrenalin durch die Adern jagte und ihr einen Ruf der Begeisterung entlockte.
So schnell war sie noch nie unterwegs gewesen, nicht einmal mit ihrem eigenen Pferd. In der ersten Wende wurde die Fahrt richtig ungemütlich, aber Aretas wusste was er tat. Wobei das Manöver wesentlich schwieriger durchzuführen war, als wäre er allein. Einen Herzschlag befürchtete sie schon, der Wagen würde kippen, aber nur einen Wimpernschlag später, rumpelten sie wieder über die Strecke. Das er ihr dabei sehr nahe gekommen war, bekam sie gar nicht mit, sie war völlig im Geschwindigkeitsrausch und hätte nun am liebsten selbst einmal versucht den Wagen zu lenken.Schneller wie ihr Lieb war, war der Spaß dann aber auch schon vorbei. Als das Gefährt zum Stehen kam, brauchte sie einen Moment um zu verstehen, dass es vorbei war. „Oh du meine Güte! Das war wundervoll!“ sagte sie begeistert, sprang ohne Hilfe vom Wagen und drückte einmal ihre Schwester an sich. „Ich hätte auch gern einen Wagen!“ Ein Wunschtraum der sich wohl niemals erfüllen würde. „Das ist Unglaublich! Phänomenal!“