Beiträge von Aurelia Flora

    Liebe Freunde und Klienten der Gens Aurelier,


    Hier fängt der Trauerzug für MAC und FC an. Es wäre schön, wenn so viele wie Möglich dabei sind. Sowohl MAC, als auch FC haben viele Jahre SimOn mitgewirkt und die Beiden haben einen würdigen Abschied verdient.


    Lieben Gruß, Flora

    Wenn ich, an ihren Brüsten hingesunken,
    Den heiligsten der Tränke tief getrunken:
    Komm, Drache Tod, lass mit dem letzten Hauch
    Uns in die Luft vergehn wie blasser Rauch,
    Und lass uns noch nach hunderttausend Jahren
    Vereint als Sturmwind durch die Lüfte fahren!
    Li-hung-tschang (Übersetzt von Klabund )


    Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus......


    Das hatte ihre Mutter in einem Brief an ihre Töchter geschrieben und damit eigentlich gemeint, dass sie nun endlich erwachsen werden sollten. Dass man Erwartungen an sie hatten und Pflichten zu erfüllen. Das die Kindheit vorbei war, dass sich ihre Wege trennen würden. Doch diese Worte schienen nun schwerer zu wiegen als jemals zuvor. Innerhalb weniger Tage hatte sich plötzlich die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Nichts war mehr so wie es sein sollte.
    Der Tod hatte seine Schwingen über die Gens ausgebreitet und schien auch nicht gehen zu wollen. Wie ein drohender Schatten hing er über der Familie und nahm Licht und Wärme aus der Welt.
    Lachen, Freude und Unbeschwertheit schien von einem kalten Wind davon getragen zu sein.
    Die Kindheit war vorbei. Endgültig. Sie hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht, während die Ereignisse sich überstürzten.
    Die Nachricht über Celerinas Tod und dass sie verantwortlich war für den Frevel im Hain der Diana hatte den ganzen Haushalt in Bestürzung gestürzt. Fassungslosigkeit. Flora konnte nicht begreifen, wie es dazu gekommen war. Hatte sie doch die Begegnung mit dem aufgebrachten Mob, welcher in den Straßen Roms nach Sühne verlangte, kaum verkraftet und sich danach erst einmal in ihr Zimmer eingesperrt und nur von Narcissa trösten lassen. Sie wollte einfach nicht glauben, dass die Flavia daran Schuld trug. Sie war immer so etwas wie ein leuchtendes Beispiel an römischer Tugend gewesen. Perfekt auf ihre Weise, im Grunde das, was sich ihre Mutter für ihre Töchter vorstellte. Völlig aufgelöst verfiel sie irgendwann weit nach Mitternacht in einen unruhigen Schlaf, voller Schreckensgestalten. Nur um dann am nächsten Morgen von einem durch Mark und Bein gehenden Schrei geweckt zu werden.
    So schnell war sie noch nie aus dem Bett gewesen und wie alle anderen Familienmitglieder war sie dann reichlich erschrocken im Eingang von Marcus Officium stehen geblieben. Blut besudelte nicht nur den schweren Schreibtisch, sondern auch die Kleider und den Boden. Das Heft eines Dolches ragte aus einer Brust. Begreifen konnte sie diesen Anblick im ersten Augenblick überhaupt nicht. Der Schock nun noch ein Familienmitglied verloren zu haben traf sie unvorbereitet und ließ sie völlig erstarren. Nicht nur ihren Körper sondern auch ihre Gedanken. Es war über ihren Verstand hinausgegangen.


    Wenn der Tod unter den Menschen umher ging, dann blieb nichts übrig, wie eine leere Hülle. Auch wenn man sagte, es würde immer etwas zurück bleiben von den Menschen die man liebte so war der Tod etwas Endgültiges. Es gab kein zurück. Alles was einen Menschen ausmachte, das verschwand einfach. Was blieb waren Erinnerungen und leere Worte nieder geschrieben auf Papier.
    Prisca hatte es wohl am schwersten getroffen, während sie selbst einfach nur nicht verstehen konnte, warum. Und dabei war dies nicht einmal das Ende. In den Nächten in denen sie wach lag und nicht schlafen konnte, sich unruhig herum wälzte, musste sie unweigerlich an ihren Bruder denken, denn mit seinem Leben ging es auch langsam zu Ende. Was hatten sie verbrochen, dass der Tod so viele Opfer von der Familie verlangte? Es war grausam und irgendwie ungerecht.


    Alles was nach dem Tod ihres Verwandten ereignete verschwamm irgendwie zu einer grauen Masse. Wer genau sich um die Aufbahrung Corvinus neben Celerina bemühte und die ganzen Briefe an Verwandte, Klienten und Freunde der Familie versendete um vom Tod dieser beiden Menschen kümmerte, daran konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. Das Einzige was ihr wirklich im Bewusstsein blieb, war dass sie und Lysandra wortlos ihre Streitigkeiten beilegten und irgendwie näher an einander heran rückten. Ebenso wie Narcissa, selten hatte man die sonst so lebensfrohen Zwillinge so schwermütig erlebt.
    Sieben Tage lang waren die Stimmen der Klageweiber in der Villa zu hören gewesen. Und nun standen sie hier im Atrium. Bald würde der Trauerzug seinen Weg durch Roma nehmen und den Toten die letzte Ehre gebieten. Freunde, Klienten und Verwandten versammelten sich allmählich in der Villa. Es herrschte bedrücktes Schweigen.
    Ganz leicht drückte sie die Hand ihrer Schwester. Sie war eiskalt. So kalt wie eigentlich alles in diesen Tagen. Jede Wärme schien verschwunden zu sein. Ihre Miene war seltsam verschlossen. Flora konnte es einfach nicht begreifen….



    Sim-Off:

    Liebe Freunde der Familie, Verwandte, Klienten, Sklaven und flüchtige Bekannte, ihr seid alle herzlich dazu eingeladen, an diesem Trauerzug teilzunehmen.

    „Nicht wirklich, wenn wir uns etwas in den Kopf gesetzt haben, dann ziehen wir das in der Regel durch. Du bist eben der kühle Kopf von uns Beiden und hin und wieder sind deine Bedenken stärker, als der Drang etwas Unfug anzustellen. Sollte dieses Abenteuer raus kommen, dann nehm ich die Schuld auf mich“, versprach sie ihrer Schwester liebevoll. Sie meinte es so, wie sie es sagte. Sie würde Narcissa in Schutz nehmen. Das war oft so gewesen, aber ihr Ebenbild ließ das nicht zu, immer standen sie Beide für das Gerade was sie angestellt hatten. Das schwesterliche Band, welches sie Beide aneinander knüpfte war stärker wie jede Strafe. Sie würden auch füreinander lügen. So war das nun einmal.
    Ein ganz kleiner Stich versetzte ihr der Gedanken, dass sie bald gar nicht mehr so häufig zusammen sein würden. Kurz presste sie ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Doch lange konnte sie nicht finster drein schauen, Aretas und Faustina kamen zurück. Die Tiberia war völlig aus dem Häuschen. Nun war Narcissa an der Reihe. Flora verzichtete auf einen aufmunternden Schupser. Narcissa würde jetzt sicherlich keinen Rückzieher mehr machen. „Ein Besuch in den Thermen ist eine gute Idee“, stimmte sie dann noch zu, ehe Aretas dann ihrer Schwester in den Wagen half. Kurz wirkte diese etwas unglücklich, aber dieser Eindruck verschwand fast sofort, als der Sklave die Zügel schnalzen ließ und die Pferde los liefen. Täuschte sie sich oder waren diese beiden runden schneller und Halsbrecherischer wie die der Tiberier. Wenn er glaubte dadurch die Zwillinge einzuschüchtern, dann hatte er sich getäuscht. Er konnte froh sein, wenn Flora ihm die Zügel nicht einfach abnahm, wenn sie dran war. Am liebsten hätte sie ihm bewiesen, wie viel Feuer in den aurelischen Zwillingen steckte.
    Die beiden Runden brachte Areatas unbeschadet hinter sich. Das war auch gut so, sonst hätte sie ihm den Kopf abgerissen, wenn ihrem Ebenbild etwas zugestoßen wäre. Und eine wütende Flora wollte er sicherlich nicht kennen lernen.
    Narcissa strahlte über das ganze Gesicht. Sie war zwar staubig, aber es hatte ihr Spaß gemacht. Nun war sie selbst an der Reihe. Kaum war ihre Schwester vom wagen geklettert, gesellte sie sich zu dem Sklaven, wobei sie sich aber nicht helfen ließ. Sie wollte ihm wirklich beweisen, dass sie Mum in den Knochen hatte.
    Sie folgte dem Beispiel der beiden anderen Frauen und hielt sich ebenfalls gut fest. Wobei sie aber ihn herausfordernd ansah. "Von mir aus können wir", meinte sie keck.

    Aufgeregt verfolgte sie, wie Aretas die Tiere laufen ließ. Es war Beindruckend und sie verspürte ein kribbeln der Vorfreude. An dem Gesichtsausdruck ihrer Schwester konnte sie erkennen, dass es ihr ähnlich ging. Das Abenteuer rief und selbst, wenn ihr Ebenbild gerade meinte, das es unvernünftig sei, so wusste sie doch, dass es Narcissa ebenso in den fingern juckte, wie ihr selbst. „Niemand braucht je etwas hier von erfahren“, meinte sie und stupste ihr leicht in die Seite. „Du darfst als nächstes“, meinte sie dann großzügig. Einfach auch nur damit Narcissa nicht doch noch plötzlich einen Rückzieher machen konnte. „Stell dir vor, wir hätten auch so einen Wagen…“, meinte sie verträumt und begeistert.

    Die Sponsalia von Lupus hatte für das blanke Chaos in Floras Zimmer gesorgt. Tagelang vorher hatte sie sich schon Gedanken darüber gemacht, was sie nun anziehen sollte. Und nicht nur sie, für Narcissa hatte sie natürlich auch etwas Passendes gesucht, denn ihr Zwilling neigte ja immer dazu, sich für solche Ereignisse wie eine kleine graue Maus zu kleiden. Sonst war es ihr ja egal, dass Narcissa nicht so sehr dem Wahn der schönen Kleider verfallen war, aber bei so etwas, musste dann auch mal ihr Ebenbild zeigen, dass sie eben eine hübsche junge Frau war. „Ich weiß nicht was ich anziehen soll!“ hatte sie am Morgen noch gejammert. Nur in ein Tuch gehüllt, da sie gerade aus den hauseigenen Thermen kam, hatte sie ratlos die sechs verschiedenen Kleider mit dem passendem Schmuck betrachtet, welche auf ihrem Bett lagen. „Ihr werdet noch zu spät kommen!“ meine Lysandra, zumindest war Narcissa bereits schon fertig angezogen, fehlte nur noch die Frisur. Kurz warf sie ihrer Schwester einen fragenden Blick zu. „Was meinst du?“


    Am Ende war die Entscheidung auf ein smaragdgrünes Kleid mit silberner Stickerei im Ausschnitt und am Saum gefallen. Passend zu den grünen Augen. Die wilden Locken waren zu einer fragilen Frisur hochgesteckt. So herausgeputzt und bildhübsch, entstiegen sie der Sänfte vor der Villa Flavia und wurden dann schließlich auch sogleich hinein geführt. Seite an Seite blieben sie erst einmal im Eingang stehen und sahen sich um. Bis auf Lupus war noch keiner ihrer Verwandten da, Glück gehabt, sie waren nicht zu spät dran.

    Die jungen Männer Roms waren wohl allesamt Feige und furchtbare Langweiler. Da standen die schönsten Frauen Roms in der Menge als Zuschauer und keiner wollte ihnen imponieren. Einmal von einem Trunkenbold abgesehen.
    Narcissa ließ sich zu ihrer Überraschung nun doch noch anstecken und Flora zeigte ein breites Grinsen. „Wenn die Männer alle so feige sind, dann sollten wir ihnen zeigen, dass die Frauen Roms solche Dinge selbst in die Hand nehmen“, kicherte sie leise zu ihrem Ebenbild. „Mhm… Du kannst Besser reden, ich werd versuchen an ihnen vorbei zu kommen. Am Besten von hinten. Ich kann gern auf blaue Flecke verzichten!“ In ihren Augen funkelte Abenteuerlustig. Die Sklaven um sie ehrum runzelten die Stirn. Ihnen behagte es so gar nicht, dass die Zwillinge solche Ideen ausheckten.

    Flora wäre nur zu gern, als Erste auf dem Wagen gestiegen, aber sie fand, dass Faustina das Vorrecht hatte, schließlich gehörte Aretas ihrem Vater. Außerdem war es nur höflich. Nur Narcissa wusste, wie gern sie nun auf das Gefährt geklettert wäre. Für den Fahrer mochte es so aussehen, als würde sie einen Rückzieher machen, dabei kannte sie bei solchen Dingen eigentlich kein Halten. Als der Kerl sie dann so eindringlich musterte, konnte sie förmlich spüren, wie er sie mit den Blicken auszog. Dieser verdammte Mistkerl, selbst jetzt, wo sie ihn in der Hand hatten, konnte er seine Frechheiten nicht lassen. Das würde sie ihm irgendwie noch heimzahlen. Nur um zu zeigen, dass sie sich von seinem losen Mundwerk nicht ärgern ließ, steckte sie den Saum ihrer Tunika kurzerhand in den Gürtel. Nun reichte ihr der Stoff noch gerade so bis zu den Knien. „Ich denke das dürfte reichen“, meinte sie schnippisch. :P

    Nach dem Blick ihrer Schwester zu urteilen, war die gar nicht glücklich über den Verlauf der Dinge. Es war keine Absicht gewesen, Aretas zu erpressen, weil er die Klappe so weit aufriss, aber es kam ihnen gelegen. Ganz leicht drückte sie die Hand ihrer Schwester. Wirklich begeistert war sei auch nicht darüber, aber jedenfalls kamen sie dann nun doch zu ihrem Vergnügen. Am Ende würde sie dem dreisten Sklaven, dann doch noch ein paar Münzen in die Hand drücken, aber erst einmal sollte er ruhig lernen, dass er in Zukunft etwas vorsichtiger sein sollte, wenn er nicht erneut in eine solche Situation geraten wollte. „Mach dir nichts draus“, flüsterte sie ihrem Ebenbild zu, während der Sklave erst einmal kurz verschwand. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er so gar nicht begeistert war, aber im Grunde hatte er keine andere Wahl mehr. „Er ist selbst schuld. Was klopft er auch so große Sprüche“, fügte sie noch hinzu. „Stell dir nur vor, was Mutter mit ihm angestellt hätte, wegen seiner frechen Art“, das würde zwar das schlechte Gewissen nicht beruhigen, aber sie wollte es ein wenig abmildern.
    Aretas kam zurück und seine Miene sprach Bände. Leicht nickte sie Faustina aufmunternt zu, sie sollte ruhig den Anfang machen.

    Dieser Sklave hatte wirklich eine große Klappe, erstaunlich dass sein Herr dies zu ließ, dass er sich aufführte, als sei er selbst der Herr und sie irgendwelche dumme Mädchen. Besserwisser passte zu ihm. Wie die Faust aufs Auge. Eine Lektion hätte er allemal verdient. Vielleicht nicht in Form von Bestrafung, sondern im Umgang mit jungen Frauen der Gesellschaft. Zustimmend nickte sie zu Narcissas Worten. Sie hätte wohl eher weniger diplomatisch geantwortet. Jedenfalls antwortete er endlich einmal, wobei er so aussah, als lag ihm irgendeine Spitzfindigkeit auf den Lippen. Er hatte ja keine Ahnung, ihre Mutter hätte ihn wegen seiner großen Klappe auf die Räder seines Wagens gespannt und die Pferde dann einfach laufen lassen. Da war sie recht mitleidslos, wenn ein Sklave vergaß, wo sein Platz war. Egal ob siegreicher Fahrer einer Fractio oder nicht.
    „Ich dachte mir, wir sollten die Gelegenheit nutzen um unsere Pläne in die Tat umzusetzen und ich glaub wir haben auch schon einen Freiwilligen gefunden“, grinste sie frech und taxierte Aretas einmal von Kopf bis Fuß. „Zumindest würde ich meinen, dass er sich Freiwillig zu unserer Verfügung stellt, nachdem er den Mund soweit auf gerissen hat. Sicherlich tut er alles, um einer Bestrafung, wegen seines Auftretens zu entgehen. Seines Schweigens können wir uns also sicher sein!“ Sie sprach bewusst ihn nicht direkt an und auch nicht direkt aus, was sie vor hatten. „Und sollte er doch nicht tun, was wir wollen, werden wir einfach mit deinem Vater reden und ihn einmal aufklären, dass sein Sklave sich aufführt, als sei er Herr… Fahrer oder nicht, durchgehen können wir diesen Benehmen nicht. Oder was meinst du, Narcissa?“ sie warf ihrer Schwester einen vielsagenden Blick zu. Bestechen brauchten sie Aretas wohl nicht, dafür aber eben Erpressen. Wäre er freundlicher gewesen, hätte er noch eine Belohnung abfassen können, aber auf diese Weise sparten sie ein paar Sesterzen, auch wenn es darauf nicht ankam.
    Schließlich sah sie ihn direkt an. "Du stehst doch sicherlich zu unser freien Verfügung?"Es war keine Frage. Er hatte im Grunde keine andere Wahl.

    Verblüfft verfolgte sie den Wortaustausch zwischen dem Sklaven und Faustina. So sprach eigentlich kein Sklave mit ihnen, einzige Ausnahme war Lysandra, aber diese hatte sie aufgezogen. Aber ansonsten wurde so ein Ton ihnen gegenüber nicht angeschlagen. Egal welche Stellung ein Sklave hatte, an Respekt ließ er es nie mangel, einfach aus der Tatsache heraus, was denen blühte, wenn sie sich im Ton vergriffen. So hatte sie sich das nun nicht vorgestellt.
    Ein Kurzer Schauer lief ihr über den Rücken, als er meinte, dass das Blut eines Mannes an seinem Wagen klebte. Er wollte ihnen Angst einjagen, aber allein sein Tonfall ließ sie leicht das Kinn recken und den Entschluss fassen, dass sie sich nicht von ihrer Idee würde abbringen lassen. Gegen Vernunft hätte sie ja nichts sagen können, aber dieses freche Auftreten provozierte sie ja fast. Kurz tauschte sie mit Narcissa einen fragenden Blick. Faustina war bereits so aufgebracht, dass sie scheinbar vergessen hatte, weshalb sie eigentlich hier waren. Am besten sie überließ ihrer Schwester das reden, diese war meist viel diplomatischer wie sie selbst.




    Sim-Off:

    Wir sind auch noch da ;)

    Als Narcissa mit ihrem Namen angesprochen wurde, hob sie den Kopf und lächelte der Tiberier zu. Sie hatte dieser ja erzählt, dass sie eine Zwillingsschwester hatte. Wie so häufig waren sie verwechselt worden und sie musste Kichern. Es war immer wieder lustig zu sehen, wie die Leute auf zwei völlig gleich aussehende Menschen reagierten. Besonders wenn zwei paar grüne Augen den Gegenüber durchdringend musterten. Heute war nicht einmal anhand ihrer Kleider genau zu bestimmen, wer wer war, denn Flora hatte es vorgezogen, ebenfalls zu schlichten Kleidern zu greifen. „Salve Tiberia Faustina, darf ich dir meine ältere Schwester vorstellen. Das ist Narcissa!“ grinste sie und stellte sich neben ihr Ebenbild. Welches sich selbst kurz zuvor vorgestellt hatte. Der Stallbursche war für den Moment vergessen. Erst als er seine Fragen stellte, drehte sie sich leicht zu ihm um. In ihren Augen funkelte es schelmisch, was meist nichts Gutes verhieß. „In der Regel lässt man eine Patrizierin überall hin“, erklärte sie ihm, diesmal wesentlich freundlicher. Ein hübsches unschuldiges Lächeln zeichnete sich auf ihren Zügen. „Ich bin Aurelia Flora, das ist meine Schwester Narcissa und Tiberia Faustina ist die Tochter von Tiberius Dolabella“, erklärte sie ihm dann, als seine Fragen nicht enden wollten. Auf die frage was sie hier wollten, ging sie erst einmal nicht ein.

    Flora war im Augenblick fast alles recht um ihren Unmut los zu werden. Da kam ihr ein Sklave, der ne große Klappe hatte, ganz recht. Wäre Narcissa nicht gewesen, die sie daran erinnerte, dass sie ja eigentlich wegen etwas Anderem hier waren, dann hätte sie wohl eine Bestrafung verlangt. Aber so, schluckte sie einen weitere bissigen Kommentar hinunter und widmete sich Telos, wie der Hengst anscheinend hieß. Dennoch brodelte es gefährlich unter der hübschen Fassade. Viel zu sehr war sie aufgewühlt. Von daher war es besser, wenn ihre Schwester nun einfach das Gespräch aufnahm. Sie selbst war eindeutig zu empfindlich.

    Der braune Hengst ließ nur zu gern die Zärtlichkeiten über sich ergehen und schnaubt einmal kurz, als sie ihm die Nase kratzte. Auf Grund ihres Standes erwartete sie einen gewissen gegenüber ihrer Person, um so überraschter war sie, dass dieser Kerl, ohne sie einmal anzusehen abfertigte. Sonst regte sich ja eher selten ihr aurelischer Stolz, aber in diesem Moment spürte sie einen gewissen Ärger in sich aufsteigen. "Anscheinend weißt du nicht wie man mit Aureliern redet", meinte sie recht bissig. Die schlechte Laune, welche sie wegen dem brief ihrer Mutter bereits gehabt hatte, kehrte zurück undrohte sich gegenüber diesem Kerl zu entladen. Doch da sie ja eigentlich Pläne hatte, schluckte sie zumindest ein wenig ihren Zorn hinunter. Dieser Kerl hatte ja nicht einmal sie angesehen, er konnte also nicht ahnen, dass Patrizier hier waren und seine Aufmerksamkeit verlangten.
    "Wie heißt das Pferd? wiederholte sie ihre Frage und diesmal deutete ihre Stimme darauf hin, dass sie eine Antwort erwartete. Schließlich stand sie über ihn und auch wenn er seine Verpflichtungen hatte, aber eine gewisse Freundlichkeit sollte er schon wahren.

    Die aurelischen Zwillinge hatten sich dazu entschlossen zu Fuß die Stallungen der Factio zu besuchen. Im Grunde auch deshalb, weil es ein kleines Ablenkungsmanöver war, dass sie Lysandra zusammen mit der Sänfte zur Villa Tiberia geschickt. Es sollte aussehen, als sei es eine offizielle Einladung.
    Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in ihr bereits, als sie die Stallungen betraten und sich umsahen. „Nicht so ängstlich, Narcissa. Wir versuchen unser Glück einfach mal. Entweder es klappt, oder nicht und ich will ja auch nicht mit der Höchstgeschwindigkeit die Runden drehen, sondern nur einmal drauf stehen. Einfach nur um zu wissen wie es ist!“ grinste sie ihrer Schwester zu und verspürte keinerlei Zweifel. „Oh“, machte sie begeistert und streckte die Hand nach einem braunen Pferd, welches dies Nase aus seiner Box streckte. „Du bist aber ein ...“, kurz warf sie einen Blick in die Box, „Schöner!“ bewunderte sie den Hengst. „Hey, Bursche! Wie heißt der hier?“ fragte sie den Sklaven, welcher sich gerade neben an mit einer Stute unterhielt.

    Leise kicherte sie, als Narcissa ihr zuflüsterte, dass der Schauspieler ruhig einmal Lysandras Kopfschmerzmittel ausprobieren sollte. „Wenn er betrunken ist, dann will ich nicht wissen, wie er das Stück zu Ende spielen will. Es hat doch gerade erst angefangen!“ witzelte sie.


    ~~~~~~


    Tatsächlich hatte sich der Mann, welcher Kallidamates spielte, sich Mut angetrunken. Kaum war der erste Akt zu Ende, stupste sein Kollege ihn ungehalten an. „Sag mal hast du sie nicht mehr alle?“ zischte er hinter der Maske vorwurfsvoll. „Isch dooch nisch schlimm“, nuschelte Kallidamates und ließ sich auf die Matratze fallen. So blieb er dann liegen, als der zweite Akt begann.
    Kallidamates liegt am Rande der Bühne und schnarcht tatsächlich leise vor sich hin. Er wollte seinen Rausch ausschlafen. Philolaches, Philematium und Delphium sitzen vor dem Haus Philematiums und zechen munter weiter, sie werden von Sklaven bedient, als Tranio völlig außer Atem auf die Bühne gestolpert kommt.



    Zeus, der Allerhöchste, will mit aller Macht und allem Fleiß
    Mich und meinen jungen Herrn verderben, den Philolaches.
    Unsre Hoffnung ist dahin, Vertrauen findet keine Statt.
    Retten kann uns, wenn sie wollte, selbst Fortuna nimmermehr.
    Solch ein groß Gebirg von Jammer sah ich eben jezt am Strand:
    Unser Herr ist wieder da, du bist verloren, Tranio.
    Gäb' es einen Menschen doch, der etwas Geld gewinnen will,
    Und dafür an meiner Stelle sich zu Tode martern läßt!
    Sagt, wo ist der Kettenreiber schlägeduldendes Geschlecht,
    Oder die für drei Denare Mauern stürmen mit dem Speer,
    Wo sich wohl ein Duzend Lanzen durch ihr Eingeweide bohrt?
    Wer zuerst an's Kreuz hinankriecht, dem verehr' ich ein Talent,
    Doch nur dann, wenn Fuß und Arm ihm zweimal festgenagelt wird.
    Ist denn das gescheh'n, so fordr' er sich von mir sein baares Geld.
    Doch – ich bin ein rechter Thor; was lauf' ich nicht schnurstracks in's Haus?

    Tranio wird von Philolaches entdeckt und winkt ihn zu sich.
    Jezt gibt es was zu essen: da kommt Tranio vom Hafen her.
    O Herr!
    Was ist's?
    Mit mir und dir –
    Was? Mir und dir?
    Ist Alles aus.
    Wieso?
    Der Vater kam.
    Was hör' ich da?
    Es ist um uns gescheh'n.
    Dein Vater, sag' ich, kam zurück.

    Wo ist er? Sprich doch!
    Wieder da.
    Wer sagte dir's? Wer sah ihn?
    Ich, ich selber, sag' ich.
    Wehe mir!
    Was thu' ich?

    Was, der Henker, fragst du, was du thust? Du sizest hier.
    Du sahest ihn?
    Ja wohl.
    Gewiß?
    Gewiß.
    Ich bin des Todes, wenn
    Du mir die Wahrheit sagtest.

    Wenn ich löge, Herr, was hülfe mir's?
    Was soll ich jezt beginnen?
    Laß dies Alles auf die Seite thun.
    Wer schläft denn dort?

    Kallidamates.
    Weck' ihn auf, o Delphium.
    Delphium beugt sich über kallidamates und rüttelt ihn unsanft. Doch zunächst reagiert nicht, schnracht nur lauter. Genervt stöhnt der Schauspieler auf und verpasst seinem Kollegen schließlich einen unsanften Tritt.
    Wach' auf, Kallidamates! Auf!
    Kallidamates stöhnt und reibt sich die Stelle wo Delphium ihn getreten hat.
    Ich wache. Gebt zu trinken her!
    Er klingt deutlich angetrunken.
    Wach' auf! Philolaches' Vater kam jezt eben an.
    Er lebe wohl!
    Er lebt, und wohl; und ich bin todt.
    Du todt? Wie soll das möglich sein?
    Er sinkt zurück und will sein Nickerchen fortsetzen.
    So steh nur auf, ich bitte dich. Mein Vater kam.
    Dein Vater kam?
    Bedeut' ihm, daß er wieder geht. Was kam er auch hieher zurück?

    Was soll ich thun? Mich Armen trifft mein Vater gleich betrunken hier,
    Trifft unser Haus von Gästen und von Frauen voll. Ein böses Ding,
    Den Brunnen erst zu graben, wenn der Durst bereits die Kehle schnürt!
    So wie ich jezt, da der Vater kam, erst frage, was ich machen soll.

    Sieh, wieder hängt der hier den Kopf, ist eingeschlafen. Weck' ihn auf!
    Nun ist es Philolaches der den Trunkenbold rüttelt und unsanft weckt.
    Nun, wache doch! Mein Vater wird gleich hier sein. Hörst du?
    Vater? Was?
    Die Solen her! Ich waffne mich.
    Ich schlage stracks den Vater todt.

    Du machst es schlimm. Sei stille! Schafft ihn ungesäumt in's Haus hinein!
    Gebt einen Nachttopf, oder ich mach' euch zum Nachttopf, weiß es Zeus!
    Kallidamates wird von den Sklaven unsanft an Beinen und Armen gepackt und dann von der Bühne getragen. (Hinter der Bühne setzt es ein Donnerwetter für den Schauspieler, da er nicht einmal mehr gerade stehen kann)
    Ich bin des Todes!
    Fasse Muth! Für diesen Schrecken find' ich Rath.
    Aus ist es!
    Still! Ich sinne nach, wie ich den Sturm beruhige.
    Bist du's zufrieden, wenn ich mache, daß dein Vater, wenn er kommt,
    Nicht nur in's Haus nicht gehen will, nein, weit hinweg vom Hause flieht?
    Ihr gehet nur in's Haus hinein, und schafft die Sachen eilig weg!

    Wo soll ich bleiben?
    Wo du stets am liebsten bist, bei der und der.
    Tranio deutete auf die beiden Frauen, sich wackeln einmal mit ihren enormen weiblichen Attributen und Kichern.
    Was thun wir nun? Wir gehen fort!
    Nicht gar zu ferne, Delphium!
    Deßwegen zecht im Hause nur um keinen Tropfen weniger.

    Weh mir! Vor Angst vergeh' ich noch, was aus den glatten Worten wird.
    Und kannst du denn nicht ruhig sein, und thun, was ich dir heiße?
    Wohl.
    Vor Allem, Philematium und Delphium, geht ihr in's Haus!
    Wir beide thun, was du verlangst.
    Ja, gebe das der große Gott!
    Mit wackelndem Hintern verschwinden die Frauen im Haus.
    Vernimm du jezt und merke, was ich wünsche, daß geschehen soll.
    Vor allen Dingen sorge, daß das Haus sogleich verschlossen wird,
    Daß innen keine Seele muckst, kein Mensch sich rührt –

    Das soll gescheh'n.
    Als ob im ganzen Hause kein lebendig Wesen wohnte.
    Gut.
    Auch darf kein Mensch antworten, wenn der Vater an die Türe pocht.
    Begehrst du sonst was?
    Gib Befehl, daß man den Sparterschlüssel mir Gleich aus dem Hause bringen soll.
    Von aussen schließ' ich dann die Thür.

    In deine Hut befehl' ich mich und meine Hoffnung, Tranio.
    Auch er verschwindet im Haus.
    Ich gebe keinen Pfennig drum, ob ein Client, ob ein Patron
    An eines Mannes Seite steht, wenn ihm kein Muth im Herzen wohnt.
    Denn jeder Mensch, der beste, wie der schlechteste,
    Kann leicht in Etwas unvermuthet sich verseh'n;
    Doch muß er dahin trachten, (das verräth den Kopf,)
    Daß, was er falsch entworfen und hinausgeführt,
    Sich Alles ruhig, ohne Lärm, abspinnt und ihm
    Kein Schaden zustößt, der das Leben ihm vergällt.
    So soll der Wirrwarr, den ich angerichtet hier,
    Sich klar und still abwickeln, daß auch hinterher
    Nichts Ungelegnes sich daraus für uns entspinnt.

    Ein Sklave kommt aus dem Hause
    Was willst denn du hier aussen? Weh mir! Schön befolgt
    Der mein Gebot!

    Inständig bittet unser Herr,
    Den Vater so zu schrecken, daß er nicht in's Haus
    Zu kommen sich getraue.


    Nun, bedeut' ihm nur:
    Ich mache, daß er's nicht einmal ansehen mag,
    Und mit verhülltem Kopfe, voller Angst, entläuft.
    Gib mir den Schlüssel, geh' hinein, schließ' ab die Thür;
    Ich will von aussen schließen.

    Der Sklave geht.
    Komm' er jezt heran!
    Ihm spiel' ich heute bei lebend'gem Leib ein Spiel,
    Wie keines ihm nach seinem Tode werden wird.
    Ich trete von der Thüre weg und lausche hier,
    Wie ich dem Alten diesen Sack anhängen kann.

    Er tritt auf die Seite.



    Gnadenlos kitzelte sie ihre ältere Schwester und ließ sie auch erst einmal gar nicht die Möglichkeit zu wehren. Dabei lachte sie ebenso aus vollem Herzen wie ihr Ebenbild. Es musste ein Bild für die Götter sein, wie der eine Zwilling auf dem anderen saß. Jeder Mann hätte wohl sein letztes Hemd hergeben um diesen Anblick genießen zu können. Doch hier ging es nur um eine kleine schwesterliche Rache und darum, dass sie Beide wieder etwas Freude brauchten. Erst als Narcissa um Gnade bettelte hielt sie die Hände still und grinste auf ihre Schwester hinunter. „Das war nur die Rache“, grinste sie und wirkte reichlich derangiert. Nicht nur dass sie im Nachthemd auf ihrer Schwester saß, auch noch ihre Locken hingen ihr wirr ins Gesicht. Einen Augenblick blieb sie noch länger auf ihrer Schwester sitzen, ehe sie diese schließlich wieder frei ließ und einen kurzen Blick in den Spiegel warf. „So kann ich aber nicht raus“, meinte sie und stürzte sich erst einmal auf ihre Kleidertruhe und suchte nach dem passenden Kleid für ihr Abenteuer. Das Richtige war schnell gefunden, eine schlichte blaue Tunika aus Leinen, die schon öfters für solche Abenteuer hergehalten hatte. Mit wenigen Handgriffen hatte sie schließlich auch noch ihre Haar gebändigt und sah dann ihre Schwester auffordernd an.

    Noch immer starrte sie verdrießlich die Decke an und versuchte durch schieren Willen, die Umstände ihres Lebens zu ändern. Doch es passierte rein gar nichts. Sie war immer noch sie selbst und Narcissa saß neben ihr und wirkte ratlos, angesichts ihrer Frustration und Hilflosigkeit. Am liebsten würde sie nun in Selbstmitleid zerfließen. Sie war doch im Grunde nichts anderes wie eine Sklavin, noch nicht einmal. Ein Sklave hatte die Möglichkeit irgendwann seine Freiheit zu erlangen. Sie würde immer nur das Schmuckstück ihres Mannes sein. Ein freier Wille wurde ihr gar erlaubt. Gerade als sie in Tränen ausbrechen wollte, startete ihre Schwester den Versuch, sie auf andere Gedanken zu bringen. Im ersten Moment wollte sie einfach nur vor sich hin schmollen. Einfach nur einsperren und die Welt aussperren. Doch Narcissa ließ das gar nicht zu. Flora wurde erst in die Seite gestupst und dann landete unvermittelte ein Kissen auf ihrem Gesicht. „Hey! Das ist unfair“, beschwerte sie sich, lachte aber dann doch. Kurz warf sie sich auf ihre Schwester um sich mit einer Kitzelattacke an ihr zu Rächen.