Beiträge von Aurelia Flora

    Ein paar Schritt stolperte Flora einfach mit, gezogen von Varena, welche genauso erschrocken über diese Situation war, wie sie selbst. Als die Octavia dann stolperte, blieb sie wieder wie angewurzelt stehen. Den Blick immer noch auf die Szenerie gerichtet. Natürlich wäre es klug gewesen, weg zu rennen, aber sie konnte einfach nicht. Ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen.


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    (Baldemars beide Gegner)
    Die kreischende heulende junge Frau am Boden, war nicht das Ziel der Halunken, sie hatten es nun einmal auf die Aurelia abgesehen, welche keine Anstalten machte, die Flucht zu ergreifen. Das war ja einfacher wie sie gedacht hatten. Die Leibwächter waren durch ihre Kumpane abgelenkt und das Mädchen war vor Schreck wie erstarrt.
    Nur wurde ihnen ein Strich durch die Rechnung gemacht, als unverhofft Verstärkung kam. Noch ehe der eine reagieren konnte, krachte ihm eine Faust direkt ins Gesicht, brach ihm die Nase noch ein weiteres Mal und nahm ihm glatt die Sicht vor Schmerz, Blut und Tränen. Stöhnend ging er in die Knie. Der Schlag hatte gesessen und ihn völlig außer Gefecht gesetzt.
    Erschrocken sah sein Kumpel wie er zu Boden ging. Plötzlich stand er allein dem germanischen Bollwerk gegenüber. Wo war der plötzlich her gekommen. Als sei dieser plötzlich aus dem Boden geschossen um sich zwischen ihn und die junge Frau zu stellen. Und wo bei Plutos Eiern hatte er plötzlich diese Latte her? Gerade als er zur Flucht ansetzen wollte, traf ihn das Stück Holz mit voller Wucht im Kreuz. Das Holz zersplitterte unter der rohen Kraft, erfüllte aber seinen Zweck, brachte auch ihn zum stürzen. Doch recht schnell rollte er sich auf den Rücken. So schnell wollte er sich nicht überwältigen lassen. Mit den Beinen zog er dem Germanen einfach die Beine unter dem Körper weg. Sicher würde der Germane es ihm nicht so leicht machen wie der großmäulige Germanicer, aber versuchen konnte er es ja mal.


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    Flora war fassungslos und konnte nur langsam realisieren, dass sich soeben Baldemar, Septimsa Leibwächter, zwischen sie und die beiden Strolche geschoben hatten, welche es auf sie abgesehen hatten. Als dann Varena sie erneut am Arm mit sich zog, konnte sie sich auch endlich rühren und entdeckte dann auch im selben Augenblick Ursus Frau. Völlig aufgelöst fiel sie der Tiberier einfach um den Hals. Sie war so erleichtert über diese Rettung, dass sie alles vergaß und einfach in Tränen ausbrach. Der Schreck saß tief.


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    (Leibwächter und die übrigen drei Halunken)
    Wenn es eines gab, was Leibwächter in engen Straßen hassten, dann waren es Messerschwingende Halunken die keinerlei Rücksicht kannten. Zu Ihrem Pech hatten es die Kerle aber mit fähigen Männern zu tun, die dann auch noch Verstärkung erhielten. Vier zu drei, das würde das Problem schnell lösen. Der eine Spießgeselle wurde unsanft am Kragen gepackt und bekam ebenfalls krachend eine Faust zu spüren. Anschließend schwungvoll gegen eine Hauswand gestoßen, mit dem Kopf voran. Bewusstlos und mit einer bösen Platzwunde sank er dann einfach in sich zusammen und rührte sich nicht mehr.
    Der Zweite wurde durch schiere Übermacht überwältigt, zwar gelang es ihm die Leibwächter mit seinem Messer zu verletzen, aber ihm wurde darauf hin einfach gnadenlos der Arm gebrochen, was ihn in die Knie sinken ließ und anschließend bekam er auch noch eines auf den Deckel, dass auch bei diesem die Lichter ausgingen. Der Dritte warf sein Messer weg und rannte so schnell er konnte davon.


    Sim-Off:

    Ich hoffe es ist allen recht so

    In wie weit ihre Mutter sich von diesem Projekt begeistern ließ, blieb noch offen. Sicherlich wäre es für diese von Interesse wenn sie Mitglied sieses Vereins werden würde, doch ihre Mutter war von je her schon immer eigen gewesen und wollte sich nichts vorschreiben lassen. Sie hatte eben ihre Gründe warum sie Terentum Rom vor zog und dort ihr Leben verbrachte. Und Flora hatte sicherlich nicht vor, sich in die Angelegenheiten ihrer Mutter einzumischen. Das würde nur wieder zu Streit zu führen, wie so häufig. Aber schreiben würde sie ihr und auch einmal mit ihren Geschwistern die Köpfe zusammen stecken.
    In der zwischenzeit sinnierte der Tiberier über die Farben seiner Familie. Sie und Narcissa waren eigentlich fast immer einer Meinung und von daher war es auich nicht verwunderlich, wenn sie sich dann auch für die gleiche Faction entscheiden würden. Doch bisher waren sie nur bei einem Pferderennen gewesen und hatten sich auch noch nicht wirklich mit den Factiones auseinander gesetzt. Es wurde Zeit, dass sie sich wohl öfter bei Rennen und dergleichen Dingen sehen ließen.


    "Narcissa und ich sind eigentlich immer der selben Meinung!" meinte sie auf seine Anekdote über seinen Bruder.

    Krachend stürzte der schlaksige Bursche sich auf den Germanicer und schlug in blinder Wut, auf diesen ein. Gemeinsam gingen sie zu Boden und rollten sich kurz im Schmutz ehe Aculeo dann erst einmal regungslos liegen blieb und den zwei Männern die Gelegenheit bot ihn zu traktieren.


    Die anderen Drei stürzten sich nun auf die Leibwächter der Aurelia, welche ihre liebe Not hatten, sich gegen diese Messer schwingenden Hunde zu verteidigen. Zwei zu Drei war keine wirkliche Überzahl, da hatte es schon unfairere Kämpfe gegeben. Doch galt es sich hier nicht einfach nur sich zu prügeln, sondern ihre Herrin zu beschützen, was sich ungleich schwieriger gestaltete. Denn diese Burschen hatten es eindeutig auf sie abgesehen und versuchten sich an den kräftigen Sklaven vorbei zu drängeln um patrizischen Blut zu vergießen. Sie wollten einfach nur ihrer blinden Wut und dem Neid freien Lauf lassen. Die Gelegenheit war schließlich günstig, die Aufregung über den Frevel um Diana Hain war nur eine Ausrede um sich auf die junge Aurelia zu stürzen, welche zur falschen Zeit am falschen Ort war.
    Ohne sich abzusprechen, stürzten sich zwei auf die Leibwächter und der Dritte wollte sich sofort auf Flora stürzen. Doch so einfach wurde es diesem nicht gemacht. Die beiden kräftigen Begleiter der Aurelia waren gut ausgebildet und ließen es nicht zu, dass sich einer dieser Halunken auf die Domina stürzen konnte.
    Dem Einen wurden einfach die Beine unter dem Körper weg gezogen, um diesen aufzuhalten, was dem zweiten die Gelegenheit gab, einen der Sklaven mit dem Messer gefährlich nahe zu kommen. Der Dritte wedelte hektisch mit seinem Messer vor der Nase des zweiten Leibwächters herum.


    Mit schreckensweiten Augen verfolgte Flora das Handgemenge und wich ängstlich einige Schritte zurück. Da war aus diesem so herrlichen Tag plötzlich ein wahr gewordener Alptraum geworden. Noch nie hatte sie sich um ihre Leben Fürchten müssen, aber nun hatte sie wirklich Angst.


    Die anderen Beiden ließen schließlich vom Germanicer ab. Der würde sich wohl nicht mehr zur Wehr setzen können. Da die Leibwächter durch die anderen drei Halunken abgelenkt waren, sahen die anderen beiden Kerle ihre Möglichkeit sich nun an der Aurelia zu vergreifen.

    Varenas Versuch die Situation vielleicht noch mit Worten zu retten, ging in Aculeos Worten unter. Bisher hatten die Kerle es nicht gewagt sich mit den Leibwächtern anzulegen, welche wie Bollwerke vor und hinter ihrer Herrin standen und jederzeit dazu bereit waren, denjenigen niederzuschlagen, der so dumm war sich ihnen zu nähern.
    „Das war dumm“, kommentierte der eine nur schüttelte den Kopf, spätestens jetzt würde es zu einer ungewollten Keilerei kommen, außerdem hatte dieser Dummkopf auch noch laut heraus posaunt, wer denn die Patrizierin war. Hoffentlich bekommt er eins auf den Decke für seinen falsch verstanden Stolz, ging es dem Leibwächter durch den Kopf. Das entschärfte die Situation nicht, im Gegenteil, nun angestachelt durch die Wut des Angriffes, stürzte sich der am Boden kauernde Jüngling direkt auf Aculeo und revanchierte sich mit fiesen Schlägen und Tritten für die gebrochene Nase. Die anderen Vier nahmen dies nun auch zum Anlass um ihrer Wut freien Lauf zu lassen. Einer kam seinem Freund zu Hilfe und nahm sich den Germanicer nun ebenfalls vor, während die übrigen Drei doch tatsächlich versuchen wollten, gegen ausgebildete Leibwächter anzukommen. Schützend standen nun Beide vor Flora, jederzeit bereit, ihr Leben für das der jungen Aurelier zu geben. Auch Varena würden sie zu schützen versuchen, doch stand diese in den Prioritäten nicht so weit oben wie das Mitglied der aurelischen Gens. Wenn es hart auf hart kam, würden die beiden Leibwächter glatt Varena als Bauernopfer her nehmen.


    Flora war aschfahl geworden, es waren nicht die Beleidigungen, die man ihr an den Kopf geworfen hatte, sondern vielmehr die Gewaltbereitschaft, welche sie schockierte und auch verängstigte. Am liebsten wäre sie ja fortgelaufen, aber es gab für den Moment kein vor und zurück. Das überraschend Verstärkung eintraf, bekam sie gar nicht mit, zu sehr war ihr Blick von der Prügelei vor ihr gefesselt. Doch aus der Prügelei wurde schnell ein ernsthafter Kampf, als mindestens zwei der Strolche aus ihren Kleidern Messern zogen und mit fiesem Grinsen die Leibwächter bedrohten. „Wir wollen nur das hübsche Püppchen!“

    "Ich fürchte, meine Mutter wirst du nicht so schnell kennen lernen können. Sie lebt in Terentum", erklärte sie ihm. "Ich werde ihr aber einen Brief schreiben!" Er konnte ja nicht wissen, dass ihre Mutter Rom verabscheute und ihre Töchter in die ewige Stadt geschickt hatte um dort passende Ehemänner zu finden und sie auf den Heiratsmarkt zu schmeißen. Bisher hatte sie Glück gehabt, ihr Bruder hatte sich nicht wirklich um einen Ehemann für sie bemüht, aber dafür würde Narcissa Vestalin werden. Etwas was sie ihm Übel nahm.
    "Also die meisten sind für die Goldenen!" Ob sie für diese Factio ebenfalls war, wurde aus ihrer Antwort nicht ersichtlich.

    Wie eine Mauer bauten sich die Sklaven vor der kleinen Gruppe auf und warfen denjenigen finstere Blicke zu, welche eine Gefahr für ihre Herrin darstellen konnten. Die Gemüter heizten sich immer mehr auf, immer wieder stachelten Einzelne die Menschen zu Dummheiten an. Nun flogen sogar schon die ersten Steine. Mit bangem Blick verfolgte Flora die ausufernde Gewalt und nickte dann, als Varena auf ihr Angebot einging. Es war wohl auch Besser, wenn sie sich von der tobenden Masse entfernten. Aculeo ging den Frauen voran und die Leibwächter sicherten deren Rücken. Gemessenen Schrittes entfernten sie sich von der tobenden Masse, als ihnen plötzlich sich einige Männer in den Weg stellten. Unheil glitzerte in ihren Augen, besonders, als sie den Halbmond an Floras Sandalen entdeckten. „Sieh an! Da ist sie! Die Frevlerin!“ brüllte einer der Männer und machte einen bedrohlichen Schritt auf die Gruppe zu.
    Flora erstarrte und gab einen erschrockenen Laut von sich. „Ich war gar nicht im Hain der Diana!“ stotterte sie erschrocken und wollte gar nicht glauben, dass man sich an ihr vergreifen wollte. Ängstlich machte sie einen Schritt zurück und spürte dabei den breiten Körper eines Leibwächters hinter sich.
    „Lügnerin! Schlampe!“ zischte ein hagerer halbwüchsiger und spuckte angewidert auf den Boden. „Für dein Vergehen sollst du büßen!“ erklang es von einem Anderen. „Wagt es ja nicht, der domina auch nur ein Haar zu krümmen!“ knurrte einer der Leibwächter wütend und stellte sich nun schützend zwischen sie und dem Pöbel. Es gab leider weder ein vor noch ein zurück. Vor ihnen bauten sich die streitlustigen Kerle auf, hinter ihnen brodelte der wütende Mopp.

    „Wir sollten noch ein paar Schritte uns von der Masse entfernen“, riet einer der Leibwächter der kleinen Gruppe. Flora nickte zustimmend, wer wusste schon, welche Irren sich in dieser Masse mit bewegten und die Menge noch mehr anstachelten. Nicht das am Ende eine unschuldige Aurelia Opfer dieses Mopps wurde.
    Das Varena etwas schüchtern im ersten Moment war, entging ihr ein wenig, sie war schließlich selbst ganz durcheinander und konnte noch gar nicht fassen, was sich um sie herum abspielte. Wie würde dies nur Enden? Es würde sie nicht verwundern, wenn einige Halunken die Panik ausnutzen würden um zu plündern und andere Verbrechen zu begehen. Etwas irritiert sah sie dann aber die Octavia an, als diese sie mit Herrin ansprach. Das war nun wirklich ungewohnt. Sonst war sie immer eines der Blümchen gewesen und nun war sie plötzlich eine Herrin. „Es freut mich dich kennen zu lernen“, erwiderte sie etwas perplex. „Ich lade euch Beide in die Villa Aurelia ein, hier wird es langsam zu ungemütlich“, schlug sie dann vor. Auch weil sie Marcus erzählen musste, welches Chaos in Rom herrschte.

    Leicht zuckte sie mit den Schultern, sie hatte sich keine Gedanken mehr um die Blumen und das Obst gemacht. Sicherlich würden die Sklaven der Aurelia schon wissen, was sie damit machen konnten. „Die Sklaven werden sich drum kümmern!“ antwortete sie ihm ehrlich und fühlte sich etwas unwohl in ihrer Haut. Die vielen Menschen machten ihr doch ein wenig Angst, wie froh war sie zwei aurelische Leibwächter an ihrer Seite zu haben, die ein wachsames Auge auf die Menge hatten. Als der Germanicer winkte folgte sie seinem blick und entdeckte eine etwas hilflos wirkende Frau. Noch ehe sie etwas sagen brauchte, löste sich einer der Sklaven von ihrer Seite und dirigierte dezent Aculeos Bekannte aus der menge heraus, in die ruhigere Seitengasse.


    „Ich hoffe das Marcus etwas weiß und wenn nicht, dann werde ich es ihm wohl erzählen, was los ist… das ist einfach nur furchtbar“, sagte sie und schenkte dann der Octavia ein Lächeln. „Salve! Ich hoffe du fühlst dich nicht durch meinen Sklaven bedrängt. Aber du sahst so aus, als könntest du Hilfe gebrauchen! Ich bin Aurelia Flora“, stellte sie sich vor.

    „Ich war grad auf dem Weg zum Diana Tempel“, erzählte sie ihm und warf einen Blick zurück auf die aufgebrachte Menschenmasse. „Ich weiß nicht was los ist… Irgendwas muss im Hain der Diana vorgefallen sein. Irgendetwas schreckliches, wenn man den Gerüchten glauben schenken soll. Ich sollte nach Hause und Marcus Fragen, er ist Pontifex und müsste es wissen, oder aber zumindest Bescheid bekommen…“, meinte sie nachdenklich. Ein wenig Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit. „Ich wollte Diana eigentlich ein kleines Opfer bringen…“, meinte sie, als er nach dem Obst und den Blumen fragte. „Aber daraus wird wohl nichts…“, fügte sie hinzu und war recht froh, dass die beiden Sklaven so geistesgegenwärtig gewesen waren und sie nun nicht mehr mitten in der Menge war.


    Sie war etwas geistesabwesend, erst als er sie nach ihrem Namen fragte, schenkte sie ihm wieder die Aufmerksamkeit. „Mhm? Oh…! Flora stimmt schon. Mir geht’s gut. Aber ich denke ich sollte wirklich nach Haus. Du kannst mich gern begleiten!“ schlug sie vor.

    Es war genau der richtige Tag um einmal dem Tempel der Diana einen kleinen Besuch abzustatten und der Göttin Obst und Blumen zu bringen. Doch Flora schlug nicht den direkten Weg ein, sondern spazierte, gefolgt von zwei Leibwächtern am Rande des Mercatus herum, um den kleineren Geschäften einen Besuch abzustatten. Hier fand sie meist ganz ausgefallene Kleider oder Schmuckstücke, die natürlich in der Garderobe einer jungen Patrizierin nicht fehlen durfte. Gerade als sie in die Menschen Menge zu den Tempel eintauchte, schien für einen Moment die Welt einzufrieren, als ein aufgebrachter Mann völlig kopflos verkündete, was sich im Hain der Diana ereignet hatte. Völlige Stille hatte sich für einen Augenblick über die Menge gesenkt und noch ehe die ersten Stimmen laut wurden und die Panik einsetzte, spürte sie eine Berührung an ihrem Arm. „Domina, wir sollten aus der Menge heraus!“ meinte einer der Sklaven angespannt und zog sie bereits sanft, aber recht bestimmt in eine der ruhigeren Seitenstraßen.
    Flora bekam das gar nicht wirklich mit, eher verfolgte sie die Wortfetzen und aufgeregten Stimmen die nun laut wurden und sich rasend schnell ausbreiteten. Frevel im Hain der Diana! Mord! Vergewaltigung! Unheil! Die wildesten Geschichten verbreiteten sich in Windeseile und peitschten die Massen auf. Aus der Fassungslosigkeit wurde schnell Panik und dann sogar Mordlust, weil der Frevel nicht ungesühnt bleiben sollte.
    „Der Pax Deorum ist in Gefahr!“ kreischte eine Frau in heller Panik und sackte dann bewusstlos in die Arme eines völlig fremden Mannes. „Wir sollten von hier weg!“ meinte einer der Custodes eindringlich zu ihr und sie nickte erst einmal nur völlig perplex. Folgte dann aber dem kräftigen Mann. Der andere deckte ihren Rücken und sah sich immer wieder angespannt um. Abrupt blieben beide plötzlich stehen als ein Mann ihnen in den Weg trat. Flora prallte etwas unsanft gegen den einen Sklaven, sie hatte nicht auf den Weg geachtet, in ihren Gedanken kreisten immer noch die Gerüchte um her. „Was ist los?“ fragte sie und blinzelte an dem Sklaven vorbei. Ein kurzes Lächeln erhellte ihr Gesicht. „Germanicus Aculeo! Was machst du denn hier?“

    Bei so vielen Familienmitgliedern konnte man schon selbst die Übersicht verlieren, außerdem hatte sie ihren Onkel Sophus nie kennen lernen können. Die Götter hatten ihn zu sich gerufen und ihr somit jede Gelegenheit verwehrt diesen verwandten kennen zu lernen. Aber anscheinend hatte der Tiberier das Vergnügen gehabt diesen kennen zu lernen. Kurz verspürte sie einen Anflug von Neugierde, wagte es aber nicht nach zu fragen. Schließlich kannte sie den Tiberier bisher nur flüchtig. „Nun… meine Mutter leitet diese Zucht. Ich weiß nicht ob sie Interesse hätte an einem solchen Verein“, meinte sie etwas zögernd. Wenn dann würde sie jedenfalls nicht allein gehen, sondern auch gleich Narcissa mitnehmen. „Ich werde mich mit meiner Schwester und meinem Bruder beraten!“ fügte sie hinzu, weil sie ihm nicht sofort eine Absage erteilen wollte. Vielleicht konnte sie ja ein Geschäft für ihre Mutter dabei heraus schlagen. Das würde diese sicherlich reichlich überraschen.

    Kurz glaubte sie, der Tiberier würde ihre Eltern kennen, doch entweder er irrte sich gerade im Namen oder aber im Stammbaum. Ganz leicht schüttelte sie den Kopf. „Mein Vater war Aurelius Scipio“, erklärte sie ihm dann. Aber da sprach er schon weiter und schien sich ganz in irgendwelchen Erinnerungen zu verlieren.

    Blume, das brachte sie recht schnell wieder auf den Boden der Tatsachen und ihre Verlegenheit wich. Den Spitznamen Blümchen schien sie wohl nicht los zu werden. Böse war sie ihm deshalb nicht, er konnte ja nicht wissen, wie die Familie sie und ihre Schwester insgeheim nannten, es brachte sie aber auf den Boden der Tatsachen zurück. Um von ihrem Spitznamen abzulenken, nahm sie gern das Thema Pferde auf.


    „Meine Schwester und ich wir sind auf dem Land groß geworden. Unsere Mutter hat eine Pferdezucht von daher verstehe ich so einiges von Pferden. Meine eigene Stute befindet sich leider nicht in Rom, sondern auf einem Landgut der Familie“, plapperte sie drauf los.

    Reichlich verdutzt sah sie den Mann an in den sie da hinein gerannt war. Während dieser sich ausgiebig mit einem fremde Pferd beschäftigte, der Besitzer der Kutsche wirkte schon ein wenig genervt durch dieses aufdringliche verhalten, philosophierte er. Narcissa hätte jetzt gewusst, was man darauf erwidern konnte. Flora hingegen lächelte nur ein wenig scheu und musterte den Mann neugierig. Ihr Blick blieb an seiner Sandale hängen, dort baumelte der ihr bekannte Halbmond. Wer er wohl war? Das ließ sich ja recht schnell heraus finden. Nur verfärbten sich ihre Wangen erst einmal vor Verlegenheit, als er so unvermittelt ein Kompliment aussprach. Lysandra schnaubte hinter ihrem Rücken und dachte sich wohl ihren Teil.


    „Salve“, stotterte sie und lächelte etwas irritiert. „Ich bin Aurelia Flora!“ stellte sie sich dann erst einmal vor.

    Was Flora an diesem Tag suchte, war Zerstreuung, deshalb hatte sie beschlossen wieder einmal durch Rom zu streifen. Diesmal ohne Narcissa im Schlepptau. Sonst waren sie ja nicht zu trennen, besonders in letzter Zeit nicht mehr. Seit dem die beiden Schwestern wussten, dass sie schon bald nicht mehr Zusammen sein würden. Narcissa würde Vestalin werden. Mit diesem Gedanken wollte sie sich einfach nicht anfreunden. Sie gehörten doch zusammen. Aber eigentlich hatte sie gewusst, dass eines Tag der Tag kommen würde, dass sie nicht mehr ihre Schwester immer um sich haben würde. Einfach aus dem Grund heraus, dass sie verheiratet werden würden. Bisher waren sie diesen Plänen immer entkommen, einfach weil kein Bewerber in den Augen ihrer Mutter bestanden hatte. Deshalb hatte diese sie ja nach Rom geschickt. Glücklicherweise hatte ihr Bruder aber bisher wenig zeit gehabt um sich diesen Plänen zu widmen. Jedenfalls hatte sie das bisher immer geglaubt. Nur hatte sie sich wohl gründlich getäuscht. Narcissa würde Vestalin werden und wer wusste schon, welche Kandidaten auf der Liste der möglichen Ehemänner stand. Im Grunde war es das wovor sie sich am meisten fürchtete. Verheiratet zu werden! Festzustellen, dass sie ihr Leben nicht selbst bestimmen konnte und sich den Wünschen der Familie zu beugen hatte. Sie hatte immer gewusst, dass es so war, aber es mehr oder weniger erfolgreich verdrängt und auf ihre Weise war sie immer wieder kurz dem goldenem Käfig entflohen. Doch nun war diese Zeit der Unbeschwertheit vorbei.


    In diese Gedanken versunken ließ sie sich einfach von den Passanten treiben. Dicht gefolgt von einem wachsamen Custodes und Lysandra, die wohl ahnte was in ihr vorging. Unvermittelt blieb jedoch jemand vor ihr einfach stehen. Sie bemerkte es zu spät und stolperte glatt in diesen Jemand hinein. "Nicht so viel träumen, domina!" stupste Lysandra sie etwas unsanft an und lächelte dem Herrn dann entschuldigend zu.


    "Oh, entschuldige Bitte!" entschuldigte sich Flora dann verlegen.

    Es war eigentlich nur der Wunsch aus dem goldenem Käfig auszubrechen. Bisher hatte sie es nie ernsthaft in Betracht gezogen einfach weg zu laufen und zu versuchen das Leben in die eigenen Hände zu geben. Allen Schutz hinter sich zu lassen und irgendwie durchzuschlagen. Öfters mit den Gedanken hatte sie bereits gespielt, aber die Argumente der Vernunft hatte sie bisher immer zurück gehalten. Für einen Augenblick glaubte Flora, dass ihre Schwester nun sofort eben diese Argumente auspacken würde um ihr diesen Gedanken aus dem Kopf zu treiben, doch zu ihrer großen Überraschung schien ihre sonst so vernünftige Schwester diesmal diesen Gedanken ebenso verlockend zu finden, wie sie.
    Doch noch bevor sie ihrem Entschluss Taten folgen lassen konnten, tauchte Lysandra auf und schien ausgerechnet diesen Teil des Gespräches aufgeschnappt zu haben. Zunächst war auf den Zügen der Sklavin nur Fassungslosigkeit zu sehen, doch dann konnte Flora dabei zusehen, wie Lysandra erst eine empörte Miene machte und dann ihre Herrinnen wütend anfunkelte.


    „Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?“ brauste diese auf und fand sich wohl in der Rolle des Gewissens der Zwillinge wieder. „War ja nicht anders zu erwarten, dass so eine dumme Idee nur von dir kommen kann, Flora!“ Energisch wurde das Tablett mit den Getränken auf einem der Tische abgestellt. Mit unheilverkündender Miene baute diese sich vor den Schwestern auf. „Bei allen Dummheiten die du bisher getan hast, ist das die schlimmste! Das kann doch nicht dein ernst sein? Seid ihr denn überhaupt nicht dankbar? Wisst ihr denn nicht wie gefährlich es für junge Frauen sein kann! Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich euch das machen lasse!“ fuhr die Sklavin die Zwillinge an.


    Sim-Off:

    Flora verabschiedet sich dann auch erst mal in die Sommerpause. Spätestens am 23. August ist sie dann auch wieder da.

    Während Flora völlig die Fassung verlor angesichts dieser Neuigkeiten, blieb Narcissa zumindest äußerlich ruhig. Aber sie kannte ihre Schwester viel zu gut und wusste, dass diese mit dieser Entscheidung nicht glücklich war und sich wohl auch etwas hilflos fühlte, weil ihnen die Möglichkeit verwehrt blieb die Entscheidungen für ihr Leben selbst zu fällen.
    Es war einfach nur unfair. Immer mussten sie sich dem Willen anderer beugen, sei es nun Vater, Bruder oder später der Ehemann. „Lass uns weglaufen!“ schlug sie spontan vor, als Narcissa sie in die Arme zog. Sie wollte jetzt nicht weinen, dafür war sie viel zu wütend. „Wir suchen uns ein Schiff, verkaufen unseren Schmuck und fangen in Ägypten ein neues Leben an!“ Es war eine fixe Idee, die ihr wirklich gut gefiel im Moment. „Am besten sofort!“ fügte sie hinzu. Denn wenn sie Zeit zum überlegen hatte, dann würde sie ganz schnell den Mut verlieren und diese Idee nicht mehr umsetzen. „Dann müssen sie sich jemand anderen suchen, der Vestalin wird!“ sie klang reichlich eingeschnappt. So schnell würde sie keinem ihrer Verwandten verzeihen, dass man sie von ihrer Schwester trennen wollte.

    Nicht immer mussten die Schwestern mit einander reden. Es reichte oftmals aus, beieinander zu sitzen und zu wissen, dass man nicht allein war und das es jemanden gab, der einen durch und durch verstand und immer da war. Flora wollte gar nicht daran glauben, dass sie irgendwann einmal nicht zu zweit waren. Dass sie ihre Schwester nicht immer um sich haben würde. Narcissa war ein Teil von ihr, sie waren wie zwei Seiten einer Münze. Zwar waren sie zwei unterschiedliche Individuen, aber trotzdem doch irgendwie gleich. Kaum jemand konnte verstehen, was Zwillinge verband.
    Zwar wollte sie im Moment nicht über gewisse Dinge reden, aber sie wusste, dass ihr Ebenbild erahnte, was in ihr vorging. Und weil ihre Schwester sie liebte, bedrängte diese sie nicht mit Fragen, sondern ließ sie ihre Gedanken für sich behalten. Früher oder später würde sie mit ihr reden und ihr alles erzählen. Aber im Augenblick musste sie einige Dinge für sich selbst klären.
    Im einträchtigen Schweigen schmusten sie mit den Kätzchen. Flora wartete darauf, dass Narcissa erzählte, was sie bedrückte. Reichlich verdutzt sah sie ihre Schwester erst einmal nur an und glaubte dass diese einen Scherz machte. Vestalin? Das konnten ihr Bruder, ihre Mutter und Marcus nicht ernst meinen. Das war ja wie ein Leben im Kerker. Eingesperrt und dazu verdammt einer Göttin zu dienen, bis man alt und grau war. „Sehr witzig!“ meinte sie als erste Reaktion auf diese Eröffnung und grinste schief. Doch das Grinsen verschwand, denn Narcissa sah todunglücklich aus. „Das können die doch nicht machen!“ entfuhr es ihr reichlich laut. „Die können uns nicht so einfach trennen. Und Mutter findet das gut? Wird sie senil?“ brach es aus ihr heraus. Sie konnte, nein wollte, nicht glauben, dass ihre Mutter eine ihrer Töchter zur Vestalin machen wollte. „Ich werde Mutter schreiben! Sie KANN doch damit nicht einverstanden sein! Dass müssen sich Marcus und Orestes ausgedacht haben!“ Bisher hatte sie große Stücke von ihrem Bruder gehalten, doch mit dieser Entscheidung traf er auf ihr Unverständnis und auch auf hilflose Wut. Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass im Grunde die Männer immer über ihr Leben entscheiden würden und sie sich fügen musste. Der goldene Käfig schien mit einem Male noch kleiner zu werden. Wenn Narcissa zu den Vestalinnen ging, dann würde es nicht lange dauern, bis man sie verheiratete. Am liebsten wäre sie jetzt davon gestürmt, hätte ihren Bruder angeschrien und mit irgendetwas um sich geworfen. Aber es würde sinnlos sein. Orestes würde sich davon nicht beeindrucken lassen. Die Entscheidung war schon längst gefallen, egal ob sie einverstanden waren oder nicht.
    „Das ist so unfair!“ meinte Flora uns spürte Tränen aufsteigen.