Beiträge von Aurelia Flora

    Ihm schien dieses Thema unangenehm zu sein. Jedenfalls beendete er dieses Thema nonchalant. Irgendwie wurde sie nicht so richtig warm mit ihm. Woran das lag, konnte sie nicht sagen, vielleicht weil sie das eine sagte, aber ganz anders handelte. Vielleicht sollte sie ihm einmal ihre Mutter vorstellen, dann würde er sicherlich verstehen, warum sie war wie sie war. Außerdem kamen noch die schweren Schicksalsschläge hinzu. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie nicht nur ihren Bruder, sondern auch die geliebte Schwester verloren. Da konnte und wollte sie es ihrer Mutter nicht antun auch noch das letzte Kind zu verlieren, nur weil es unglücklich über die Wahl des Ehemannes war. Flora war ein wenig feige, auch wenn sie versuchte sich einzureden, dass sie nur aus Pflichtgefühl handelte. Im Grunde hatte sie Angst davor ihrer Mutter zu eröffnen, dass sie andere Vorstellungen von ihrem Leben hatte.


    Der Händler und ihr Begleiter wurden sich recht bald einig. Flora hatte das Schmuckkästchen bekommen und ihre Laune hatte sich dadurch um einiges gehoben. Jetzt musste sie sich nur noch auf die Suche nach passenden Möbeln machen. Und Stoffen und vielleicht auch ein paar Kleider. Sie würde wohl Carolus einen Besuch abstatten müssen. Der Gallier war bekannt für seine extravaganten Kreationen. Damit sie nicht schweigend diesen Bummel fortsetzten, suchte Flora nach einem anderen Gesprächsthema. „Hast du Geschwister?“ Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn bereits danach gefragt hatte. Aber wenigstens war es besser, als sich anzuschweigen.

    Die Frage ob sie glücklich werden würde, oder nicht, wagte sie sich im Augenblick nicht zu stellen. Hauptsache sie brachte diese Eheschließung über die Bühne. In ein paar Tagen, wenn sich der Wirbel gelegt hatte und sie sich in ihrer neuen Rolle als Hausherrin zu Recht fand, dann würde sie vielleicht darüber nachdenken. Doch im Augenblick war es wichtiger, dass sie lächelte und immer wieder artig nickte, wenn ihr jemand zu dieser Eheschließung gratulierte. Viel Glück! Mögen die Götter euch segnen! Wir wünschen euch alles Gute! Immer höflich, immer respektvoll wurden diese Floskeln ausgesprochen, aber mit der Zeit verloren sie irgendwie ein wenig an Bedeutung. Schließlich hatte man Aurelia Laevina genau dasselbe gewünscht, als sie mit dem Tiberier vermählt worden war. Irgendwie verfolgte die Tat ihrer Verwandten sie hartnäckig und immer wieder verglich sie sich mit der anderen Aurelia. Wirklich begegnet war sie ihr nie, aber dass Laevina ihrem Mann weg gelaufen war, hatte dem Ruf der ganzen Gens geschadet und es war an ihr, diese Schande zu bereinigen. Nicht gerade das was man sich als junge Frau wünschte, als politischer Ersatz herzuhalten. Aber Was nützte es ihr, sich darüber zu beklagen. Es gab einige Frauen in Rom, die sie beneideten und da sie die Dinge nicht ändern konnte, würde sie sie mit Würde hinnehmen.


    Prisca holte sie aus ihren Gedanken, als sie zu ihr trat und dann ihre rechte Hand einforderte. Der Papierkrieg war beendet, den Förmlichkeiten genüge getan war sollte nun zumindest auch symbolisch diese Ehe besiegelt werden. Ohne Zögern reichte sie Prisca ihre rechte Hand. Prisca strahlte über das ganze Gesicht und wirkte fast wie die glückliche Braut höchst persönlich. Die Worte ihrer Cousine kamen von Herzen, ebenso wie die Glückwünsche. Ganz kurz drückte sie Priscas Hand, ehe diese dann in die Hand von Durus gelegt wurde und zusammen gebunden wurde. Damit war dieser Bund besiegelt. Ein wenig nervös atmete sie durch und schenkte ihrem Gemahl ein kleines Lächeln.

    Zitat

    Original von Nero Aurelius Scipio


    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/lucretialucilla1.jpgLucretia Lucilla


    Einer der Sklaven sollte anklopfen, doch bekam er gar nicht erst die Gelegenheit, weil sich jemand anderes an ihm vorbei drängelte.
    Es war nicht leicht die Lucretia aus der Fassung zu bringen. Sie hatte in ihrem Leben viel gesehen und erlebt. Aber das plötzlich und unvermittelt jemand vor ihr stand, von dem sie eigentlich der Meinung war, dass er irgendwo in einer Provinz versauerte, ließ sie dann doch ganz kurz die Miene verziehen. Ein ungläubiger Ausdruck trat auf ihre Züge. Eigentlich hatte sie dieses Gesicht aus ihren Erinnerungen verbannt. Auf immer und ewig. Ihre Überraschung überwand sie innerhalb eines Herzschlages. Mit einem höhnischen Blick taxierte sie ihren Stiefsohn. Er sah seinem Vater, ihrem verstorbenem Gatten, verdammt ähnlich. Ganz leicht reckte sie das Kinn. "Sieh an...", gab sie kühl von sich. "Welcher Laune des Schicksals habe ich es zu verdanken, dich hier anzutreffen? Du bist sicherlich pleite", höhnte sie. "Was sonst? Du hast es ja noch nie zu etwas gebracht..."

    Immer tiefer ging es in den Garten hinein, vorbei an Stauden, Bäumen, Blumen und plätscherndem Wasser. Immer tief in diesen Traum hinein, zu einem Ort den man wahrlich als Verwunschen bezeichnen konnte. Eine Grotte, mit einem Wasserbecken, beleuchtet on Fackeln und Öllampen. Ein geheimer Ort. Vorsichtig kniete sie sich am Rande des Beckens nieder und streckte eine Hand in das klare Wasser. Flora hatte sich vergewissern wollen, dass sie nicht träumte, dass dies alles wahr war. Das Wasser war wohltemperiert, weder zu kalt noch zu warm, sondern genau richtig.
    Als sie sich zu Falccus umwandte, war Anuket verschwunden. Völlig lautlos hatte sie die beiden jungen Menschen allein gelassen. Verwundert sah sie sich um und lachte dann. „Das ist Zauberei… es gab da einmal einen Geschichtenerzähler der nach Terentum gekommen ist. Er hat uns von einem Wesen erzählt, dass einem drei Wünsche erfüllt, wenn man es aus seinem Gefängnis befreit. Es kommt mir so vor, als sei Anuket solch ein Wesen… Ich weiß nur nicht mehr wie er das Geschöpf genannt hat. Er hat es mit einem Lar verglichen…“, nachdenklich runzelte sie die Stirn, als sie versuchte sich daran zu erinnern wie der Erzähler diese Wesen bezeichnet hatte. Die Bezeichnung hatte zumindest in Kinderohren seltsam geklungen, von daher konnte sie sich noch gut an diese Geschichte erinnern. Ein wenig benebelte der Wein nun doch die Sinne. Jedenfalls fiel es ihr schwer auf die Bezeichnung zu kommen.
    „Lampengeist?!?!“ fiel es ihr dann doch wieder ein. Strahlend lächelte sie ihn an. „Dieser Ort wirkt so verwunschen...“, meinte sie dann etwas leiser, fast andächtig. Flora drehte sich einmal langsam um die eigene Achse. Auf diese Weise versuchte sie den Zauber dieses Ortes in sich aufzunehmen. Es war ein kleines Paradies und die Probleme der Welt, Roms laute Straßen und die eigenen Sorgen waren an diesem Ort banal und vergessen. Wer wollte schon etwas von Politik, arrangierten Ehen und dem Tod wissen, wenn man sich in einem Traum wähnte.
    Ihr Blick fiel auf die Lyra. Ein wundervolles Instrument, aber spielen konnte sie es leider nicht. Ihre Mutter hatte nicht viel davon gehalten, ihren Töchtern Singen oder Tanzen oder das spielen eines Instrumentes beizubringen. Ihre Mutter war der Meinung, dass dies Aufgabe von Sklaven sei, die Herrschaften zu amüsieren und nicht von Töchtern aus gutem Hause. In diesem Augenblick wünschte sie sich, sie könnte spielen.

    Wie es üblich war, hatte man den Ehevertrag bereits auf einem kleinen Tisch ausgebreitet. Es stand auch bereits Schreibgerät bereit, damit sie diesen direkt unterzeichnen konnte. Ein wenig mumlig war ihr dann doch zu Mute. Schließlich besiegelte ihre Unterschirft die Ehe. Die darauf folgende Zeremonie war nur ein rein formeller Akt. Dies wäre die letzte Möglichkeit Einspruch zu erheben, doch auch wenn sie nicht gerade glücklich war, fügte sie sich und setzte, nachdem das Schriftstück einmal verlesen worden war, ihre Unterschrift darunter. Nun war sie offiziell verheiratet, auch wenn noch ein Opfer folgen würde und Prisca ihnen symbolisch die Hände zusammen binden würde.


    ~ PACTUM NUPTIALIUM ~


    Wir, Manius Tiberius Sohn des Manius Durus, Consul der Stadt Rom, Senator und Pontifex pro Magistro, und Aurelia Flora, Tochter des Barrius Aurelis Scipio, schließen hiermit öffentlich und entsprechend den Mores Maiorum unsere Ehe nach dem Gesetze.


    Wir legen hiermit fest, dass diese Ehe sine manu sein soll, sodass Aurelia Flora in der Gens Aurelia verbleibt und ihre Dos im Falle einer Scheidung zurückerhalten soll. Diese Dos beläuft sich auf eineinviertel Salti Ackerland mitsamt dem darauf stehenden Gehöft und allen darauf befindlichen Gebäuden, westlich von Tarentum.


    Wir legen hiermit fest, dass Aurelia Laevina im Falle des Todes ihres Gatten von diesem ihre Dos zurückerhalten soll, dazu ein Geschenk von MM Sesterzen.


    Wir legen hiermit fest, dass im Falle einer Scheidung wegen Untreue der Ehefrau diese ihrem Gatten zur Auslösung der Dos M Sesterzen zu geben hat.


    Aurelia Flora

    ANTE DIEM XVI KAL IUL DCCCLXI A.U.C. (16. Juni 2011)

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    Original von Manius Tiberius Durus


    Nun gab es wirklich kein entkommen mehr. Selbst wenn der Augur irgendwelche schlechte Zeichen sehen würde, würde man die Hochzeit wohl kaum verschieben oder absagen oder gar diese Verbindung lösen. Wie es so üblich wäre in solchen Situationen wurde einfach gelogen und der Augur ausreichend dafür bezahlt, dass die Deutung der Zeichen ja positiv ausfallen würde. Im Grunde wurde der Rat des Auguren nur eingeholt um den Traditionen Genüge zu tun.
    Dennoch war sie neugierig welche Vorzeichen der Mann erkennen mochte, unter welchen Vorzeichen diese Ehe geschlossen werde würde und ob die Götter nicht doch irgendwelche Einwände hatten. Für sie würde sich wohl ohnehin die Bedeutung entziehen, denn die Formeln die der Priester sprach und die Dinge die er da an den Himmel mit seinem lituus zeichneten ergaben für sie keinen Sinn. Für das geschulte Auge eines Auguren sicherlich. Also würde sie warten müssen, bis dieser geendet hatte und den Willen der Götter verkündete.

    Ganz leicht erwiderte sie den Druck seiner Hände, als er ihr schwungvoll und übermütig auf die Beine half um sich anschließend ein wenig tiefer in diesem lebendigen Traum zu verlieren. Kurz trafen sich ihre Blicke und ihr fiel zum ersten Mal auf, dass er braune Augen hatte. Bisher hatte sie darauf nicht geachtet. Warum es ihr gerade jetzt auffiel, konnte sie nicht sagen und sie sollte auch nicht die Gelegenheit bekommen sich damit auseinander zu setzen. Stattdessen folgten sie Anuket.
    Mit kindlicher Freude beobachtete sie wie das Äffchen ihnen die Zunge heraus streckte. Es war ein ziemlich freches Wesen, welches ihr ein frohes Lachen entlockte. „Es ist frech… ich glaub es mag uns“, lachte Flora. Ihre grünen Augen suchten nach dem Geschöpf, welches nun wieder zwischen den Blättern der Palme verschwunden war. Gern hätte sie das Tier gestreichelt. Vielleicht sollte sie sich so ein Geschöpf als Haustier anschaffen. Es war nicht nur putzig, sondern schien auch ein wenig Spaß zu versprechen. Und es sah so menschlich aus. Dieses kleine Gesichtchen war einfach nur niedlich anzusehen. Leider konnte sie keinen weiteren Blick erhaschen, Chita hielt sich zwischen den Blättern versteckt. Zumal Anuekt sie weiter durch das Haus führen wollte. Es galt die Geheimnisse des Gartens zu ergründen.


    Es ging von den Säulen gesäumten Gang auf einen geschwungenen Torbogen zu. Die Nacht war hereingebrochen und mehr als nur das flackernde Licht von Fackeln konnte man zunächst nicht erkennen. Erst als sie hindurch schritten öffnete sich ihnen der Garten. Eine Magnolie ließ ihre Äste tief auf den Weg hängen. Deren purpurfarbene Blüten leuchteten scheinbar in der nächtlichen Dunkelheit. Jasmin, Rosen, Lavendel, Flieder und Minze verströmten einen leichten Duft und mischten sich unter den leichten Wind.
    Ganz leicht streckte sie sich nach einer Magnolienblüte, welche sie sich dann ins Haar steckte.

    Nur weil Flora andere Vorstellungen davon hatte, wie sie ihren Leben gerne führen wollte, vergaß sie nicht was der Anstand gebot. Ihre Mutter hatte viel Wert auf Anstand, Würde und Höflichkeit gelegt, dazu gehörte auch der richtige Umgang mit einem Verehrer. Das mindeste war, das sie wenigstens versuchte, das Geschenk abzulehnen. Für Felix mochte es seltsam sein, dass sie zwar von Selbstbestimmung redete, aber genau das tat, was man von ihr erwartete. Flora war durch und durch eine wohlerzogene Patrizerin. Auch wenn sie sich ein anderes Leben wünschte, würde sie tun, was man von ihr erwartete. Auch weil sie sich der Konsequenzen bewusst war, die es nach sich ziehen würde, wenn sie einfach nur das tat was ihr in den Sinn kam. Es gab Möglichkeiten hin und wieder ein wenig Freiheit zu erlangen, aber nur solange wie sie nicht dem Ruf der Gens damit schadete. Oder aber solange es ein gut gehütetes Geheimnis blieb. Von ihren kleinen Eskapaden würde sie ihn nichts erzählen, er musste ja nicht wissen, dass sie eine Schwäche für einen gewissen Sklaven oder aber gefährliche Abenteuer hatte.
    „Wer würde schon die eigene Ehefrau als Zuchtstute bezeichnen? Es würde die Familie beleidigen…“, meinte sie schon fast leichthin. Doch dann sah sie ihm direkt in die Augen. „Glaubst du tatsächlich, dass ich die Erfüllung in meinem Leben finde, wenn ich Sklaven herum scheuche?“ Anscheinend schätzte er sie falsch ein. Es war ihre Pflicht als Ehefrau dafür zu sorgen, dass der Haushalt gut geführt wurde und dazu gehörte auch die Sklavenschaft mit strenger Hand zu führen. Sie fand keinen Spaß darin die Sklaven zu drangsalieren… wobei auch sie hin und wieder schlechte Laune hatte. Aber das war dann etwas ganz anders, besonders wenn die Sklaven so Blöde waren dumme Kommentare von sich zu geben. Was er über Ehemänner sagte, ließ sie dann einfach nur im Raum stehen. Ihre Hochzeit stand schließlich kurz bevor.



    Wie erwartet bestand er darauf ihr das Schmuckkästchen zum Geschenk zu machen. „Wie du willst“, lächelte sie zufrieden. Auch der Händler sah sehr zufrieden aus und ließ sich auch nicht wirklich von den beiden Leibwächtern einschüchtern. Wenn der junge Mann sein Selbstwertgefühl nur darüber ausmachte, hübsche Damen dadurch zu imponieren, ehrliche Händler einzuschüchtern, dann sollte er es ruhig versuchen. Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er war eben nur ein Geschäftsmann. Erst einmal fing er an zu lamentieren, er habe ja fünf Ehefrauen, zwei Dutzend Kinder und drei Enkelkinder, die vielen hungrigen Mäuler wollten gestopft werden und seine Schwiegermutter würde ihn hinaus werfen, wenn er kein Geld nach Haus brachte. Kurzum: Eine abstruse Geschichte, die er wohl allen Kunden auftischte, während sie hart darum feilschten, wie viel das Kästchen nun Wert war. Den ersten Preis den er für das Schmuckkästchen angab war absichtlich als Wucher deklariert. Irgendwann landeten sie in der Mitte. Am Ende hatten sie alle ein gutes Geschäft gemacht. Das Feilschen war doch das größte Vergnügen.


    Schließlich konnten sie ihren kleinen Bummel fortsetzen.

    Der Claudius schien große Pläne für seine Zukunft zu haben, aber das was er sagte war ein altes Lied. Zum Wohle Roms, blablabla…, Macht und Ehre und Ruhm, blablabla…, Einfluss der Gens vermehren. War das nicht das Ziel aller, die versuchten in der Politik Fuß zu fassen? Jedenfalls hatte sie noch nie gehört das jemand etwas anderes sagte und sie alle waren fest davon überzeugt, dass sie sich als würdig erweisen würden.
    Leicht verwundert sah sie ihn an, als er fragte, was sie meinte. War es so schwer zu verstehen, dass sie einfach nur selbst entscheiden wollte, wie und mit wem sie ihr Leben gestalten wollte? Anscheinend. „Man hat genaue Vorstellungen davon was ich zu tun und zu lassen habe. Wen ich heiraten soll und dass es meine Aufgabe ist Kinder zur Welt zu geben. Wenn wir doch ein wenig ehrlich sind, sind die patrizischen Frauen nichts weiter wie Zuchtstuten, die dafür sorgen sollen, dass der Name unserer Familien weiter gegeben wird“, das klang zwar nun etwas hart, aber im Grunde war es genau das, was man von ihr erwartete.


    Es hätte nicht gefehlt, dann hätte der Händler sich wohl die Hände gerieben, weil der junge Mann doch tatsächlich den Geldbeutel zückte. Vielleicht sollte er der jungen Dame noch ein paar weitere Dinge aufschwatzen, wenn sich ihr Begleiter, als so großzügig heraus stellte.
    Flora empfand den Händler als dreist. Aber eines musste man ihm lassen, er war ausgefuchst, mit den richtigen Schmeicheleien brachte er doch glatt Felix dazu, ihr dieses Schmuckkästchen schenken zu wollen. Allein der Anstand gebot es, dass sie wenigstens erst einmal ablehnte. „Das kann ich doch nicht annehmen.“

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    Original von Manius Tiberius Durus


    Als sie das Atrium betrat drehten sich so einige Köpfe zu ihr herum. War ja auch kaum verwunderlich, schließlich war sie die Braut und ohne sie gäbe es keine Hochzeit. Zumal jeder der Gäste wenigstens einen kurzen Blick auf sie erhaschen würde, um dann darüber urteilen zu können, ob sie denn eine gute Ehefrau sein würde. Als ob man das mit einem einzigen Blick beurteilen könnte, aber das hielt die Klatschbasen ja nicht davon ab, sich darüber das Maul zu zerreißen. Jeder Anlass für Klatsch und Tratsch war ihnen recht, besonders wenn doch diese Eheschließung einen delikaten Hintergrund hatte. Man hatte nicht vergessen, dass dem Bräutigam seine erste Frau abhanden gekommen war.
    Hübsch lächelte sie in die Runde, begrüßte die Gäste höflich und wartete dann geduldig an der Seite des Tiberius darauf, dass es beginnen würde. Auch wenn sie sich vorgenommen hatte ihren Ehrentag wenigstens ein kleines bisschen zu genießen, wollte sie diesen Tag dann doch irgendwie schnell hinter sich bringen.

    Es war schwer zu ergründen, welche Gewürze den Gaumen kitzelten. Während Flora den Geschmack des Weines einfach nur über die Zunge rollen ließ, sinnierte ihr Begleiter darüber, womit man den Wein versetzt hatte, dass er einen solchen Geschmack entfaltete. Schließlich fand er die Lösung dieses Rätsel. Flora tat es ihm gleich, nachdem er verkündet hatte dass es Nelken waren, und trank ebenfalls noch einem einen Schluck, um dann seine Vermutung mit einem leichten Nicken zu bestätigen. So leicht der Wein auch war, bereits nach wenigen Schlucken berauschte er die Sinne und ließ diesen Ort noch ein wenig unwirklicher erscheinen. Das Gefühl sie befände sich in einem Traum verstärkte sich. Die Welt wirkte seltsam entrückt und doch hatte sie die Dinge noch nie so klar gesehen.
    Lautlos, ein wenig überraschend und mit diesem seltsamen Lächeln auf den Zügen trat Cleonymus an ihren Tisch. Wieder wurde ihnen dieses seltsame Angebot unterbreitet. Ein Angebot von dem Flora nicht wusste, was sie davon halten sollte. Ihnen wurde jeder Wunsch erfüllt, Wünsche von denen sie nicht einmal wusste, dass sie diese hatte. Der Wein war ein Anfang gewesen und nun auch noch das Angebot dieses Haus näher zu erkunden. Erst jetzt als es ausgesprochen wurde, bemerkte sie, dass sie tatsächlich den Gedanken gehegt hatte dieses Traumreich näher zu erkunden. Heraus zu finden welche Geheimnisse dieser Ort noch barg. „Ich würde gern das Haus ein wenig erkunden“, entschied sie dann für sie Beide. Wer wusste schon, was sie sich entgehen ließen, wenn sie dieses Angebot ausschlugen.


    Anuket zeigte ein zufriedenes Lächeln und deutete wieder eine Federleichte Verbeugung an. „Ich könnte euch den Garten zeigen!“ schlug sie vor. „Oder aber unsere Vogelvoliere? Solche Tiere habt ihr sicherlich noch nicht gesehen. Aus allen Teilen des Imperiums haben sie den Weg zu uns gefunden… und sie sind so bunt“, schwärmte sie. Wohl einer ihrer Lieblingsorte an diesem Ort. Schließlich folgten sie ihr durch dieses märchenhafte Anwesen. Mosaike zierten die Wände, doch stellten sie keine Heldensagen, wie sie oftmals in den Häusern der Römer zu finden waren, dar, sondern bildeten vielschichtige Muster, die sich nicht nur an den Wänden, sondern auch im Boden oder der Decke fortsetzen.
    Man konnte einen Brunnen plätschern lassen und überallem schwebte diese Musik. Ganz leicht zuckte sie zusammen, als etwas kleines Pelziges aus einer Palme auf Anuket fiel. Sie lachte und drehte sich dann zu den beiden Patriziern herum. Ihre weiße Zähne blitzte und ihnen erklärte: „Das ist Chita… ein Äffchen!“ So manche reiche einsame Matrone hielt sich einen Affen, doch wirklich einen gesehen hatte Flora noch nicht. Sie war fasziniert von dem kleinen Gesichtchen, das irgendwie menschlich wirkte. „Oh“, meinte die junge Aurelia entzückt.

    Es wurde ein kleines bisschen Hektisch, als der Tiberius eilig Schriftrollen und Wachstafeln herum räumte um seinem Gast dann einen Platz an bitten zu können. Es war ein wunder, dass er in dieser Unordnung überhaupt etwas fand und sogar fast zielsicher das richtige Pergament dann zur Hand hatte.
    Flora war es ganz recht, dass nun keine Beileidsbekundungen kamen, sondern Ahala sich direkt den eigentlichen Dingen zuwandte. Auf diese Weise konnte sie diese ganze Erbschaftsangelegenheit schnell hinter sich bringen und musste sich nicht länger mit dem Ableben ihrer Schwester beschäftigen. Sie wollte einfach nur, das Ganze irgendwie abschließen und auch vergessen. Zwar würde sie Narcissa wohl nie vergessen können, aber den Kummer hoffentlich ein Ende setzen. Von daher würde sie sich nun auch die Zeit nehmen. „Ich hab Zeit“, erklärte sie ihm. „Nett hast Du es hier“, versuchte sie es etwas mit Geplänkel. „Du scheinst dein Amt recht gut zu erfüllen!“

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    Original von Veleda


    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/Lysandra1.jpg%20]|Lysandra


    Um Flora und Prisca einen Augenblick zu gönnen, schlüpfte Lysandra lautlos mit dem anderen Sklaven aus dem Zimmer. Sie gesellte sich zu Veleda und ließ den Blick über die Gäste und die Hausherren schweifen. „Das ist nicht meine Aufgabe“, antwortete sie auf die Frage der Mitsklavin. „Solche Gespräche übernimmt in der Regel die pronuba. Also Prisca“, erklärte sie und verschwieg, dass Flora nicht ganz so unerfahren war, was diese Dinge anging, wie es den Anschein hatte. Jetzt wäre ohnehin ein ungünstiger Zeitpunkt, dies zu erwähnen. „Hoffen wir einfach, dass diese Hochzeit ohne Skandale über die Bühne geht.“


    ~~~


    Schließlich hatte sie ihren Bräutigam lange genug warten lassen. Zumal erneut ein Sklave herein platzte und ihr mitteilte, dass immer mehr Gäste eintrafen und man die Braut bereits sehnsüchtig erwartete. Es war ihr wohl nicht vergönnt, noch einen Augenblick das alberne unbeschwerte Mädchen zu sein. Kurz tauschte sie einen letzten vielsagenden Blick mit Prisca aus, ließ dann diese noch ein letztes Mal an ihrem flammeum herum zupfen, ehe sie sich dann einen Ruck gab. Ein wenig flau wurde ihr schon und ganz leicht machte sich dann doch Nervosität in ihr breit. Schließlich gab sie sich innerlich einen kleinen Ruck.
    Möglichst würdevoll betrat sie schließlich das Atrium und bewegte sich selbstsicher auf ihren Bräutigam zu. Sie hatte ein hübsches Lächeln aufgesetzt.

    Mit einer leichten Handbewegung entließ sie den Maler erst einmal. Sollte er sich um seine Farben kümmern und diese anschleppen. Schließlich sollte das Wandbild recht bald fertig gestellt sein. Wieder kniff sie leicht die Augen zusammen und legte dabei den Kopf schief, doch leider wollte sich immer noch nicht aus den Kreidestrichen ein Bild zusammen setzen. Da musste sie wohl oder übel auf die Fertigkeiten dieses Mannes setzen. „Veleda, du wirst dem Maler auf die Finger schauen!“ verdonnerte sie die Sklavin dazu dem Maler in den nächsten Tagen zu beaufsichtigen.


    „Oh, ich kenn da einen Händler, der hat sicherlich auch etwas in deiner Größe!“ witzelte Lysndra gut gelaunt. Kam ja nicht oft vor, dass sie neue Kleider bekamen. „Gute Frage.. ich denke wir werden spätestens dann die Gelegenheit bekommen, ein wenig zu feiern, wenn sich die Herrschaften zurück gezogen haben!“

    Mit einem schon beinahe verwegen zu nennenden Grinsen, begrüßte der Tiberius sie, nur um dann einen Moment später ernst und angemessen Würdevoll zu werden. Irgendwie schien er so gar nicht in diese staubige Umgebung voller Pergamentberge und langweiligen Erbschaftsangelegenheiten zu passen. Eher in eine Taverne oder zwielichtige Spelunken mit Hahnenkämpfen. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte sie diesen Eindruck gehabt. Er wirkte irgendwie gänzlich fehl am Platze, auch wenn er sich die größte Mühe gab, dies zu kaschieren. „Mir geht’s gut“, antwortete sie lächelnd. Kurz ließ sie den Blick schweifen. Das sah nach einer Menge langweiligen Papierkrieg aus. „Ich gratuliere Dir zu deiner gewonnenen Wahl. Genau, ich komme wegen dem Nachlass von Narcissa“, ihr unbeschwertes Lächeln verschwand und wich einer eher traurigen Miene. „Also ich bin hier um dir mitzuteilen, dass ich ihr Erbe antreten werde. Brauchst du das noch schriftlich?“

    Das war natürlich was ein Künstler hören wollte. Das seine Werke einfach überpinselt wurden, wenn sie nicht gefielen. Er warf der Sklavin einen grimmigen Blick zu. Er fühlte sich in seiner Ehre gekränkt. „Ich werde einige Tage brauchen um die Wand zu gestalten“, sprach er weiter, als habe er Veleda nicht gehört. „Das Ergebnis wird Dir sicher gefallen, Herrin!“ Während er versuchte so zu tun, als sei Veleda nur Luft, hatte Flora die Sklavin ganz deutlich gehört und daraufhin zustimmend genickt. Auf diese Weise würde sie es machen, wenn ihr die Wandgestaltung nicht gefiel, dann durfte der Maler noch einmal ran, oder aber sie ließ jemand anderes kommen, der mehr auf ihre Wünsche einging. Der Mann würde mit seiner Arbeit überzeugen müssen, ansonsten würde er wohl in Zukunft kaum noch einen Fuß in die Häuser der Reichen und Schönen setzten können. „Ich werde mich gleich an die Arbeit machen! Ich werde nur schnell meine Farben holen. Dann kannst du mir über die Schulter schauen!“ Er schien zu ahnen, welche Wege ihre Gedanken beschritten.


    Lysandra zeigte ein zufriedenes Grinsen, die kleine Kammer war nun ihr Reich. „Hoffen wir, dass sich die Männer von uns umgarnen lassen und uns nicht auslachen!“ schmunzelte die ältere Sklavin. „Weißt du schon, dass wir neue Kleider für die Hochzeit bekommen? Wir dürfen sie uns sogar aussuchen!“

    Für einen Moment waren sie doch glatt wieder die albernen kleinen Mädchen die sich auf dem Landgut irgendwo hinter den Ställen versteckten und sich kichernd Geheimnisse erzählten. Flora mochte ihre Cousine beneiden, aber sie hassen, niemals! Sie hätte auch wütend werden können, aber die Aurelia hatte sich schnell besonnen und in Erinnerung gerufen, dass ja Prisca an den Umständen keine Schuld trug. Schließlich hatte Prisca sich ebenso dem Willen der Familie zu beugen, wie sie es tun musste. Nur das Prisca eine ordentliche Portion Glück gehabt hatte. Darum beneidete sie Prisca, dass diese einfach Glück gehabt hatte. Zumal es ihre Cousine auch nicht gerade einfach gehabt hatte, besonders weil Corvinus zunächst gegen die Verbindung mit dem Flavier gewesen war und Prisca darüber Kreuzunglücklich. Flora hatte Liebesbotin für Prisca gespielt. Nicht nur weil es ein gehöriger Spaß war sich über den Willen ihres Verwandten hinweg zu setzen, sondern auch, weil sie gewollt hatte, das Prisca glücklich wurde. Zumal Prisca genau dasselbe für sie machen würde.


    „Eigentlich muss ich dir an den Haaren ziehen“, drohte sie lachend an. „Niemand darf hübscher wie die Braut sein!“ verkündete sie. Prisca schien darauf nichts entgegen zu setzen haben und forderte sie sogar auf an den Haaren zu ziehen. Ganz leicht zupfte sie an der besagten Strähne. Plötzlich war der Tag doch nicht mehr ganz so düster. Vielleicht sollte sie einfach die Feierlichkeiten zu ihren Ehren genießen und den Rest auf sich zukommen zu lassen. Unglücklich zu sein, nur weil sie das Schicksal nicht ändern konnte, würde die Dinge auch nicht ändern. „Außerdem schuldest du mir noch etwas wegen diesem Feuerschlucker!“ lachte sie und spielte diesmal auf die Hochzeit ihrer Cousine an. „Was ist eigentlich aus diesem Kerl geworden?“ schmunzelte sie und überlegte, ob sie ihren Bräutigam noch ein wenig länger warten lassen konnte. Sie entschied sich das unvermeidliche noch ein kleines bisschen weiter hinaus zu zögern. "Wir kommen gleich!" scheuchte sie den Sklaven dann erst einmal hinaus.