Ein wenig mehr, als es schicklich war, sprach Flora dem Wein zu. Sie war frustriert, weil sowohl Prisca als auch Faustina ihr offensichtliches Glück ihr unter die Nase rieben. Die beiden kokettierten vor allen Augen herum. Immer wenn sich die Pärchen verliebte Blicke austauschten, dann nippte sie an ihrem Becher. Dieser schönste Tag in ihrem Leben war nur eine Farce und ließ sich aber mit Wein leichter ertragen.
Es war nur Lysandras Aufmerksamkeit zu verdanken, dass die Braut am Ende dieser Feier nicht gänzlich betrunken war, sondern nur leicht beschwipst. Ein Zustand der wohl unter den betrunkenen Gästen kaum auffiel. Je länger das Fest desto ausgelassener wurde die Stimmung und desto schlüpfriger wurden die Trinksprüche und Witze die man auf Kosten des Brautpaares machte. Mittlerweile war ihr Lächeln wie angenagelt und vor allem auch ein wenig weinselig. Der leichte Rausch sorgte dafür, dass sie über einige der zweideutigen Andeutungen doch Lachen konnte. Zu Beginn des Festmahles war sie immer mal wieder rot angelaufen, doch mit der Zeit wusste sie die kreativen, leicht anstößigen, Sprüche zu würdigen. Irgendwann als die Abenddämmerung sich bereits über Rom gelegt hatte begann dann der Brautzug. Fröhlich und unter unzähligen Talassio-Rufen ging es hinaus in die Nacht. Der Klang von Flöten begleitete den Brautzug. So mancher Gast stimmte ausgelassen ein frivoles Lied an, während klackernd Nüsse über das Pflaster kullerten.
Ausgelassen, angetrunken und fröhlich zog der Zug durch die Straßen, von der Villa Ursa zur Villa Tiberia. Ihr Gemahl gab dabei das Tempo vor, schließlich war er nicht mehr der Jüngste.
Wie im Delirium gingen Brautzug und die Ankunft im neuen Heim an ihr vorbei. Erst als sie allein mit ihrem Gemahl sich im Brautgemach wieder fand, wurde sie nicht nur wieder schlagartig nüchtern, sondern es wurde ihr auch bewusst, dass das Fest für sie ein Ende gefunden hatte. Nun kam der Teil der Hochzeit an den sie bisher nicht hatte denken wollen. Der Vollzug der Ehe. Reichlich unsicher stand sie nun erst einmal da. Prisca hatte das Zimmer in ein flammendes Blütenmeer verwandelt. Etwas irritiert stellte sie fest, dass sanfte Musik das Paar umspielte und sie benötigte einen Moment um heraus zu finden, dass die Klänge nicht von der wilden Feier im Atrium stammten, sondern hinter einem Paravent sich Sklavinnen verbargen. Ganz langsam durchschritt sie das Zimmer und strich mit dem Finger über eines der Flakons, welche man bereitgestellt hatte. Flora ahnte was sich darin befand. Nach einem langen Augenblick drehte sie sich schließlich zu Durus um und sah ihn an. Unsicher ob er überhaupt nach dieser langen Feier noch in der Lage war, seinen Pflichten nach zu kommen…