Beiträge von Iulia Musa

    Als eine junge, fremde Frau ins Atrium und näher auf Musa zu trat, verstummte Mictio und merkte sich den zuletzt gelesenen Satz, um später dort fortzufahren, falls seine Herrin dann noch die Muße besaß auf Ovids Worte zu hören. Fortan bemerkte man ihn nicht mehr.


    Musa sah vom Webrahmen auf, als sie eine Stimme vernahm, die sie aus ihren „urlaubenden“ Gedanken riss. Eine junge Frau war eingetreten, deren Gesicht ihr nichts sagte. Sie war jedoch ausgesprochen hübsch, stellte Musa gar auf den ersten Blick fest. Mit einem Lächeln ließ sie das Garn zur Ruhe kommen. „Salve, Furia. Ja, das gehöre ich in der Tat. Mein Name ist Iulia Musa.“ Iulia musterte die junge Frau kurz. Da sie nicht zur Familie gehörte, war sie entweder mit einem ihrer Angehörigen befreundet oder aus geschäftlichen Gründen hier. „Und du? Wie sind deine Beziehungen zu den Iuliern?“


    Der Verlobungsfeier hatte stattgefunden, bevor Musa angereist war. Selbstverständlich hatte sie das ein oder andere über ein gelungenes Fest aufgeschnappt, ja, auch von einer Verlobung gehört. Dass sie sich gerade im Begriff befand, sich mit Centhos Zukünftiger zu unterhalten, ahnte sie jedoch nicht.

    Valeria kam aus Tarraco und war in den letzten Jahren viel herumgekommen. Das klang spannend und abenteuerlich. Irgendetwas störte Musa jedoch an dem Gehörten. Um keinen unhöflichen Eindruck zu machen, weil sie ihren Gedanken auf den Grund ging, antwortete sie. “Aus Hispania, dem Land der Landwirtschaft und der Stiere. Ich habe viel Gutes über dieses Land gehört.“ Das entsprach der Wahrheit. Ihr Vater hatte häufig von Hispania geschwärmt, lang war es her. “Ist es so schön, wie man sagt? Und wo bist du herumgereist?“
    Jetzt erkannte sie, was sie an Valerias Erzählung etwas abschreckend fand. Es hörte sich mehr so an, als hätte soeben ein Mann von seinen Ausschweifungen in ferne Länder geredet. Was für ungerechte Gedanken. Musa beeilte sich sie wieder zu vergessen.


    “Anforderungen? Weist du Genaueres darüber?“ Über dieses Wort geriet Musa literarisch ins Stolpern. „Nun… Das ist eine etwas längere Geschichte und ich bin mir nicht sicher, ob der Weg zu den Tempeln noch ausreichend lang ist, sie zu erzählen und ich zweifle auch stark an meinen Redekünsten. Die schonende Kurzfassung ist: Die Götter haben es stets gut mit mir gemeint. Sie haben mich vor allem Bösen bewahrt und mich mit einer besonders liebenswerten Familie gesegnet. Ich bin ihnen dankbar und möchte ihnen einen besonderen Stellenwert in meinem Alltag widmen. So lasse ich auch die Zeit nicht ungenutzt verstreichen, bis sich für mich ein Ehemann gefunden hat. “ Sie lächelte, keinesfalls verschämt oder schüchtern, aber auch nicht überschwänglich oder verblendet. Mictio räusperte sich und Musa wusste, dass sie für seinen Geschmack immer noch zu gerne plauderte.


    Es gab Dinge, die gehörten zum Alltag einer römischen Frau, egal ob man sie mochte oder nicht. Diese Dinge mussten genau wie alles andere zu ihrer Berechtigung kommen, dann und wann. Das Weben gehörte dazu. Für Iulia Musa war das eine Tätigkeit, auf die sie gerne verzichtet hätte, obwohl sie sich darin sehr gut machte. Es lag letztlich daran, dass sie das Sitzen am Webrahmen schnell ermüdete, wenn ihr Gesellschaft fehlte. Musas Mutter hatte vor einigen Jahren aufgehört zu Weben und sich anderen Aufgaben gewidmet, sodass letztlich recht selten jemand da war, um ihr das eintönige Handwerk etwas zu erleichtern. Dennoch hatte sie Geduld bewiesen und wieder und wieder stundenlang gewebt.


    Nach ihrer Ankunft in Rom ließ die Alltäglichkeit nicht lange auf sich warten. Die Hausbewohner, die sie bereits kennengelernt hatte, mussten ihren Arbeiten nachgehen und das Wetter pflegte häufig unbeständig zu sein, sodass Tätigkeiten an der frischen Luft auf Rücksicht auf die Gesundheit noch im Hintergrund stehen bleiben mussten. So stand ihr nun ein weiterer Vormittag des Müßiggangs in einer ruhigen Casa bevor.


    Warum sich die Zeit also nicht am Webrahmen vertreiben? So war verschenkte Zeit immerhin nicht gleich ungenutzte Zeit.
    So hatte Musa sich einen Webrahmen im Atrium aufstellen lassen und sich kurze Zeit später, im hellen Licht eines kühlen und windigen, aber hellen Vormittages an die Arbeit gemacht, während Mictio, ihr Sklave, ihr irgendetwas von Ovid vorlas, dem sie aber so gut wie gar nicht zuhörte. Sie ging eher, etwas abwesend, ihren eigenen Gedanken nach.


    Sim-Off:

    Würde mich sehr freuen, wenn jemand einsteigt. :)

    Mictio zu ignorieren war eine schwierige Aufgabe. Der alte Mann, der schon im Hause ihres Vaters gedient hatte, lange bevor Musa oder ihr Bruder geboren waren, sah zwar unscheinbar aus. Aber er hatte es in sich. Er war voller väterlicher Sorge und leider auch übertriebener Strenge. Im positiven Sinne natürlich, andernfalls wäre er bestimmt nicht damit betraut worden, die junge Iulia auf all ihren Wegen zu begleiten.
    Sorgsam verbeugte der Sklave sich, als die junge Dame ihn mit einem Nicken begrüßte, und sorgte während des Gehens dafür, dass niemand zwischen ihn und seinen Schützling, der gerade zu einer Antwort ansetzte, geriet. "Ja und nein. Ich war schon mehrere Male zu Besuch in Rom, doch jetzt hat Fortuna entschieden, dass ich mein Leben hier fortsetzen soll." Sie wollte ungern mehr erzählen, als Valeria womöglich bereit war zu hören, so beließ sie es bei dieser Antwort. "Und du? Du siehst mir recht untypisch aus für jemanden, der Italias Schoß entsprungen ist."


    Sie passierten den Bettler, der den Ohrring gierig aber dankbar an sich nahm. Sie hätte ihn wohl nicht an den armen Mann gegeben, wenngleich das wohl eine noble Geste war.
    "Ich hatte es vorgesehen Mercurius meinen Dank zu sagen, ja. Aber der Grund für meinen Besuch der Tempel ist vielmehr der, dass ich mich erkundigen möchte, was die Anforderungen an jemanden sind, der sich dem Dienst an den Göttern verschreiben möchte." Mit einem Lächeln an Valeria gewandt fügte sie hinzu: "Ich möchte Tempeldienerin werden."

    "Wahrscheinlich nicht." Da konnte Iulia ihr nur beipflichten. Es müsste schon ein großer Zufall sein, dass die Besitzerin des Ohrringes bemerkte, dass er ihr fehlte, das noch möglichst rasch und dann auch noch an diesen Ort hier zurückkehrte. Auch sie lächelte. "Aber so hat der Ohrring wie auch seine Besitzerin bestimmt die besten Chancen." Iulia war Optimistin und glaubte daher selbst an solch einen gar überirdischen Zufall. Letztlich wäre es genau das, was sie sich wünschen würde, hätte sie den Ohrring verloren.


    Die Fremde erklärte ihr, wofür der Inhalt des Korbes angedacht war und stellte sich als Valeria vor. Das war aber eine seltsame Vorstellung. War Valeria ihr Familienname oder ihr Cognomen? Sie ging aus Gewohnheit eher von der ersten Möglichkeit aus. "Salve, Valeria." Aber abgesehen dabon dachte Musa augenblicklich darüber nach ihre Pläne umzuwerfen. "Ich bin Iulia Musa und wie es der Zufall will auch gerade auf dem Weg zum mons capitolinus. Mein Schatten ist Mictio. Es ist undenkbar auch nur einen Atemzug zu nehmen, ohne dass er dabei ist." Sie lächelte, folgte Valerias Blick aber nicht zu dem hageren Mann, denn er war eben immer da. "Wollen wir unseren Weg gemeinsam fortsetzen? Du wärest mir eine große Hilfe, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich den Weg ohne Weiteres finden würde." Gut, das war leicht geflunkert. Sie war zwar nur ein paarmal zu Besuch in Rom gewesen, aber wenn sie etwas in- und auswendig kannte, dann war das der Weg zu den Tempeln.

    Die Warmherzigkeit und Gastfreundschaft des Iuliers, den sie bis heute nicht gekannt hatte, machte sie sprachlos. Daher war sie dankbar, dass er sich nachdem er sein Beileid bekundet hatte, direkt an Proximus wandte, der nun erst einmal erklären musste, aus welchem Loch seine Nichte gekrochen war. So hatte sie noch ein wenig mehr Zeit, sich wieder zu sammeln.


    „Vielen Dank, Centho. Ich weiß deine Anteilnahme und Gastfreundschaft zu schätzen. Onkel, es gibt keinen Ort, an dem ich jetzt lieber wäre, als hier bei dir.“ Mit immer noch glänzenden Augen lächelte sie, das entsprach der vollen Wahrheit. Sie hatte ja nun nichts mehr, schließlich war auch ihr Bruder vor ein paar Jahren schon verschieden, und Proximus war ihr immer, wenn er konnte, ein guter Onkel gewesen. Letztendlich vertraute sie auf die letzten Wünsche ihres Vaters, der sich beim Verfassen sicherlich seine Gedanken gemacht hatte.

    Eine Gruppe Kinder, unter ihnen Mädchen, die über eine Mauer kletterten, erweckten Iulias Interesse, sodass sie ihnen beim Vorübergehen gedankenverloren zusah. Wenn da mal nichts passierte.


    Dann rief jemand hinter ihr etwas und sie drehte sich neugierig herum, wer wohl gemeint sein könnte. Eine junge, ihr fremde Frau kam direkt auf sie zu, zwischen ihren Fingern ein kleiner Gegenstand, den sie ihr zeigte. "Nanu…" Verdutzt besah sich Iulia den Gegenstand, der sich bei genauerem Hinsehen als ein kleiner Ohrring entpuppte und tastete sich reflexartig beide Ohren ab. Doch da war noch alles vorrätig, was vorrätig sein sollte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Ohrring nicht einmal die Farbe von denen hatte, die sie sich heute Morgen ausgesucht hatte. "Nein, meiner ist das nicht. Den muss jemand anderes verloren und es nicht bemerkt haben. Wirklich schade drum." Er sah ja ganz nett aus.
    Aber was für eine Courage von der jungen Frau. Sie hatte unsagbar schönes blondes Haar und war wahrscheinlich ein wenig älter als Iulia selbst, die ja fast noch ein Kind war. Ihre Kleidung war auch recht hübsch. "Aber vielen Dank. Ich wäre traurig, hätte ich ihn verloren. Wirf ihn nicht weg. Lange fehlen kann er noch nicht, sonst hätte ihn sich irgendein Bettler schon längst eingesteckt. Vielleicht triffst du seine Besitzerin ja noch."


    Da fiel ihr Blick auf den Korb, den die junge Frau trug. Irgendwie gab er ihr einen Impuls. So lächelte Iulia die andere an, neugierig wie sie nun mal war. "Das sind aber gute Sachen. Bist du auf dem Weg zu einem Frühstück?"

    Am Tag nach ihrer Ankunft in Rom zog es Iulia Musa auch schon mitten hinein in die Stadt, hinein in den Trubel zwischen den Gebäuden der mächtigsten Stadt der Welt. Es hätte Hunderte von Dingen gegeben, die sie daheim, in ihrem neuen zu Hause, hätte erledigen können. Sogar viele wichtige Dinge, wie etwa die Bekanntmachung mit jedem einzelnen der Hausbewohner, schließlich sollte man wissen, wer zu seiner Familie gehörte.


    Doch das, was Iulia an diesem Tage aus dem Hause lockte, war die Neugier auf Altes und Neues. Sie war schon mehrere Male zu Besuch in Rom gewesen und doch kam es ihr vor, als wären Jahrzehnte vergangen. Bestimmt hatte sich viel verändert. Eine große Stadt wie Rom es war, befand sich doch in einem stetigen Wandel. Wenn sie jetzt für immer hier blieb, musste sie sich doch auf den aktuellen Stand bringen.


    So schlenderte sie gut gelaunt und wie immer in wachsamer Begleitung Mictio's kurz nach einem mittelständischen Frühstück los in Richtung Stadtzentrum. Die Luft war kühl, fast schon schneidend kalt, aber der Himmel klar und zart bläulich gefärbt. Die Vögel zwitscherten auf den Dächern und an den Straßenseiten, wo sie Krümel weggeworfenen Essens aufpickten.


    Ein schöner Tag. Vielleicht sollte sie einen Abstecher zu den Tempeln machen.

    Der Duft von Rosenblättern lag in der feuchtwarmen Luft des Balneums. Die Sklavin, die sie angewiesen hatte, das Bad herzurichten, schüttete gerade den letzten Kübel dampfend heißen Wassers ins Becken, das nun fast bis zum Rand gefüllt war. Auf der zitternden Wasseroberfläche, die die Lichter vieler Kerzen spiegelte, schwammen gelbe Rosenblütenblätter wie unzählige kleine Schiffchen. Was für ein bildschöner Anblick.


    Es dauerte nicht lange, da saß sie bis zum Hals im warmen Nass, den Kopf angelehnt und die Augen geschlossen. Sie erlaubte sich keine Gedanken, bis auf einen: Wach bleiben oder du ertrinkst!
    Gut und gerne drei Stunden mochte sie im Balneum zugebracht haben, ehe sie frisch gesalbt, nachlässig frisiert, eingekleidet, aber auch total schrumpelig, erhitzt und vor allem müde zurück auf ihr Cubiculum ging und dort nach einer warmen Milch mit Honig vollkommen erledigt ins Bett fiel und just einschlief.


    Nachdem sie sich von Proximus und Centho getrennt hatte, um auf ihr Zimmer zu gehen, sich frisch zu machen, auszupacken und so weiter, war sie im wachsamen Geleit von Mictio von Phocylides durch das Haus geführt worden, bis er sie schließlich in ein Cubiculum treten ließ, in dem noch alles taufrisch wirkte und auch roch. Es sah warm und gemütlich aus, bis auf die ihre Kisten, die man vom Wagen geladen und in der Mitte des Zimmers gestapelt hatte. Das Zimmer war mit einem großen Fenster versehen, weshalb es einladend und freundlich wirkte. Sie würde es hier mögen.

    Mit einem Seufzer ließ sie sich auf dem Bett nieder. Was für eine anstrengende Reise das gewesen war. War sie früher zu Urlauben nach Rom gereist, waren ihr die Überfahrten nie so bedrückend vorgekommen.
    Was für ein Glück, dass sie einen so guten und liebenswerten Onkel hatte. Und auch Centho war ihr auf Anhieb sympathisch gewesen, hatte er ihr doch augenblicklich ein Cubiculum herrichten lassen. Auch noch ein so schönes. Dafür war Dank angebracht.

    Mictio räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Der hagere Mann stand im Eingang des Zimmers und wartete auf Anweisungen. Iulia sah ihn müde und dankbar zugleich an. "Stärke dich, wasche dich und ruhe dich aus. Mach dich mit den Sklaven und den Regeln des Hauses vertraut. Ausräumen können wir morgen noch. Dazu fehlt mir jetzt die Muße." Der Sklave verschwand.
    An seiner statt trat jedoch wenige Sekunden eine mittelalte Frau ein, ihres Zeichen Sklavin, und das, wie sie verriet, auf Bitten Mictio's hin, sich um seine Herrin zu kümmern. Mit seiner Fürsorglichkeit übertraf er schon seit je her jede Amme.

    Iulia ließ sich ein Bad einlassen. Sie fühlte sich schmutzig und ihre Glieder waren starr vor Kälte und den Schrecken der letzten Tage. In diesem Zustand konnte sie unmöglich etwas zu sich nehmen oder gar schlafen gehen.

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    Mictio


    Als Musa die Stimme versagte, trat Mictio hervor. Er wusste, dass die junge Herrin immer noch sehr litt und wollte ihr nach dieser langen Reise nicht mehr zumuten, als unbedingt sein musste.


    „Wenn ich für meine Herrin das Wort übernehmen dürfte?“ Dabei hielt er den Kopf gesenkt, denn er wollte nicht den Anschein von Respektlosigkeit erwecken. Er sprach etwas leiser, als würde er so Musa ersparen können, das alles schon wieder ausgesprochen zu hören. „Meine Herrin hat den Tod ihrer ehrenwerten Mutter zu beklagen. Das Fieber raffte sie dahin.“


    Aus den Falten seines Himation förderte er eine kleine Schriftrolle hervor, die mit zwei roten Bändern verschnürt war. Er überreichte sie Centho mit den Worten: „Das war der letzte Wille ihres Vaters, Iulius Felix. Möge er in Frieden Ruhen. Er wird euch schon bekannt sein, doch da es nun um Iulia Musas Verbleib geht, halte ich es für angebracht, dass ihr die Rolle in Besitz nehmt.“ Damit die Herrschaften nicht erst lesen mussten, fuhr er ungefragt fort. „Demnach soll Iulius Proximus, Bruder Iulius Felix‘ und Onkel Iulia Musas, fortan für ihr Wohl Sorge tragen. Das Haus des Iulius Felix‘ wurde auf seinen Wunsch hin verkauft und der Erlös geht in das Familienguthaben ein, womit Musas Unterhalt und später auch die Mitgift gewährleistet ist, sollte das zu einem denkbaren Problem werden.“


    Damit endete er und trat wieder zurück. Ein Blick auf seine junge Herrin verriet, dass sie sich keine Blöße geben wollte und sich unter Kontrolle hatte. Das arme Kind. Er fühlte Mitleid mit ihr, war aber stolz, dass sie sich so stark präsentierte. Sie war auch ihm über die Jahre wie eine Tochter ans Herz gewachsen.




    SKLAVE – IULIA MUSA

    Es dauerte nicht lange und Musa konnte sich nähernde Schritte vernehmen. Ihrer Schwere nach gehörten sie zu einem Mann, was sich bestätigte, als ein großer Römer mit rotbraunem Haar eintrat. Sein Gesicht war ihr unbekannt, doch wie es schien, solle er sich um sie kümmern. Dann konnte er nur der pater familias sein.


    „Salve. Die Ehre ist ganz meinerseits.“ Ihr Gruß entfiel mit leiser Stimme und sie senkte kurz den Blick. Gegenüber Fremden war sie häufig noch etwas zurückhaltend, doch sie arbeitete an sich. Anmutig stülpte sie die perla um, damit er sie betrachte konnte und weil es so der Anstand forderte. „Ich bin Iulia Musa, Tochter des Iulius Felix und der Lenaea.“


    Sie unterbrach sich und überlegte einen Moment. Sie hatte noch von keinem Centho gehört, vielleicht sollte sie sich dann rückversichern, bevor sie die traurige Kunde überbrachte. „Ich fürchte, dich kenne ich noch nicht. Leitest du die Geschicke der Familie?"


    In diesem Augenblick trat eine weitere Person ins Tablinum. Es dauerte eine Weile, bis sie ihn erkannte, aber dann erhellte ihr Gesicht sich in Freude. „Onkel!“ Sie war so froh, ein lebendiges Gesicht eines Verwandten zu sehen! Vor Freude traten ihr Tränen in die Augen.


    „Um ehrlich zu sein, geht es mir nicht besonders gut.“ Sie atmete tief ein, um die Fassung zu wahren, doch es fiel ihr sichtlich schwer. „Macht euch keine Sorgen, gesundheitlich ist alles in bester Ordnung, aber ich muss euch leider eine traurige Kunde überbringen.“


    Sim-Off:

    Upa, die Farbe macht sich ja denkbar schlecht auf dem Hintergrund. Das nächste Mal wähle ich eine andere!

    Da war sie nun. Wieder in Rom. Wieder in der Casa Iulia, ihrem Urlaubsort. Wie immer war sie von großer Vorfreude erfüllt, die vielen Verwandten wieder zu sehen, mit denen sie während ihres letzten Aufenthaltes hier Bekanntschaft geschlossen hatte. Ob sie noch alle in Rom weilten? Wer weggegangen war? Ob es neue Gesichter geben würde, neue Bekanntschaften?


    Sie trat in das Haus und atmete die warme Luft ein, während sie dem dunkelhäutigen Mann folgte, der sie ins Tablinum führte. Dort angekommen sah sie sich flüchtig um und stellte mit einem Lächeln fest, dass sich nichts verändert hatte, seitdem sie das letzte mal hier gewesen war.


    “Wie ist dein Name?“ Sie wandte sich dem Ianitor zu, während Mictio sich schräng hinter ihr platzierte. “Bitte lasse den pater familias und meinen Onkel Proximus von meiner Ankunft informieren, sofern sie sich in der Casa befinden.“

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    Mictio


    Beinahe hätte Mictio sich dazu hinreißen lassen ‚Braves Dickerchen‘ zu sagen. Doch er nickte nur mit dem scheinheiligen Anflug eines Lächelns auf den trockenen Lippen und ging zu einem jungen Sklaven, der die Pferde in Zaum hielt.


    „Bringt das Gepäck rein, stellt die Pferde unter, wascht euch.“ Sodann wandte er sich seiner jungen Herrin zu.


    „Domina, wenn du so weit bist, können wir eintreten.“ Er ließ ihr den Vortritt und folgte dem Klotz und dem jungen Mädchen, das nur umso schmächtiger wirkte vor dem breiten Rücken des Ianitors, ins angestrebte Tablinum.





    SKLAVE – IULIA MUSA

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    Mictio


    Mictio befand sich schon viele, viele Jahre in der Sklavenschaft der Iulier. Er war in seines Herren Iulius Felix‘ Haus der maiordumus gewesen, nicht zuletzt, weil er stets treu und erhaben gedient hatte. Als er nun diesen Klotz erblickte, der die porta öffnete und ihn ‚begrüßte‘, überkam Mictio schamvolles Mitleid mit der lateinischen Sprache.


    Er räusperte sich, nicht zuletzt weil er sich auf der Reise erkältet und seine Stimme in den vergangenen Tagen versagt hatte, aber auch, weil er hoffte, dass dieser Brocken ihn verstehen konnte.


    „Äh, ja.... ich grüße dich auch. Mein Name ist Mictio, einst maiordomus im Hause des Iulius Felix. Ich bin hier, um dem pater familias eine traurige Nachricht zu überbringen sowie des Iulius Felix‘ Tochter, die junge Herrin Iulia Musa, in die Obhut dieses Hauses zu übergeben.“


    Zuletzt deutete er einen Blick zur jungen Iulia an.






    SKLAVE – IULIA MUSA

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    Mictio


    Es war geschafft. Sie hatten das Ziel erreicht und der jungen Herrin war nichts zugestoßen. Ein großer Stein fiel ihm vom Herzen, er hatte seine Aufgabe erfüllt und die junge Iulia wohlbehalten zu ihren Verwandten nach Rom gebracht. Voller Erleichterung löste Mictio sich wieder aus der Gruppe, die vor der Casa Iulia zum Stehen gekommen war, und ging an die Porte, um dort mit kalten, schmerzenden Fingern anzuklopfen.


    Tock, tock.


    Hinter ihm war man damit beschäftigt, der jungen Herrin ihre Kleider und Haare zu richten. Von der langen Reise sah sie ganz zerknittert und verschlafen aus. So wäre sie ganz gewiss nicht aus der geschlossenen Gondel gestiegen.


    Mictio wollte einfach nur noch in die Nähe eines wärmenden Feuers, verhielt es sich aber vor Ungeduld gleich noch einmal anzuklopfen.





    SKLAVE – IULIA MUSA

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    Mictio


    Eine Reisegruppe näherte sich. Sie bestand aus einem Wagen, vor den zwei Pferde gspannt waren, sowie fünf weiterer Menschen, die zu Fuß nebenher trotteten. Ihrem Aussehen nach zu urteilen kamen sie von weit her. Sie wirkten müde.
    Vor dem Stadttor kam das Gefährt zum Stehen und ein Mann trat an die Stadtwachen heran, wofür er den tief ins Gesicht gezogenen Mantel etwas zurück schob.


    „Salve, Miles“ grüßte er einen der Soldaten und senkte dabei kurz den Kopf, ehe er mit seinem Anliegen fort fuhr. „Mein Name ist Mictio, treuer Untergebener des Iulius Felix, dessen Leben jüngst ein Ende fand. Seine junge Tochter reist in der carruca und bittet um Einlass in die Mutterstadt ihrer Vorväter.“


    Nachdem die Soldaten sich einen Blick in die Kutsche erbeten hatten, durfte die Gruppe passieren.






    SKLAVE – IULIA MUSA