Beiträge von Arnulf

    Noch leicht im Nachklang des Erlebten gefangen nickte er. Er wusste nicht genau, was ein halbes Leben bedeutete. Nur das es lange war. Sehr lange. Doch solange es dauern würde, er würde seinen Eid einhalten. Langsam legte er seinen Stock und den Sack neben sich auf den Boden und streckte sich zur vollen Größe empor.


    „Ich bin bereit.“, sagte er ernst.

    Arnulf zog die Brauen zusammen und seine Hand langsam zurück.


    „Was soll denn der Bockmist nun schon wieder? Auf was soll ich nicht stehen?“, fragte er verstimmt.


    „Hör zu, den Eid habe ich gestern geleistet. Und heute morgen hieß es, dass wir hier herkommen sollen. Und hier bin ich.“


    Er breitete leicht seine Arme aus.

    Die Worte hallten in ihm nach. Honor ruborque. Sie beinhalteten das, wofür er lebte. Und er verstand. Etwas verwundert über dieses Band, was sie beide in diesem Moment auf einmal miteinander verknüpfte, spürte er die Erhabenheit des Augenblickes und stand schweigend neben seinem Kampfgefährten. Zwei Krieger im gleichen Sinn, deren Herkunft für diese winzige Zeitspanne unbedeutend war.

    Arnulf kräuselte die Stirn und versuchte zu verstehen, was er gerade gehört hatte. Kannte er doch das Wort Völkerverständigung nicht. Nach einem Moment der Stille zuckte er mit den Schultern.


    „Mhm, mag sein. Aber es sind die Taten, die zählen.“, antwortete er, ebenfalls ernst geworden.


    Er dachte daran, wie sein Volk sich den Respekt der Römer durch das Schwert verdient hatte. Wie sie durch Kampf sich ihrer Nachbarstämme erwehrten. Wie man sich in seinem Stamm durch Mut, Stärke und Tapferkeit einen Namen und somit Ansehen verschaffte.

    Als er angesprochen wurde, runzelte er die Stirn und musterte den Soldaten kurz. Ausbilder? Er war doch kein Frischling mehr und hatte schon zwei Jahre in einer Hunderschaft gekämpft. Er nahm den Strohhalm aus dem Mund und streckte dem Mann lächelnd seine Hand entgegen.


    „Heilsa. Ich bin Arnulf.“, sagte er in seinem Heimatdialekt, da er aufgrund der dunkelblonden Haare und grünen Augen seines Gegenübers annahm, einen Landsmann vor sich zu haben, auch wenn er diesen um eine halbe Kopflänge überragte.


    "Mal sehe, was du mir noch so alles beibringen kannst.", fügte er grinsend an.

    Über jeden einzelnen der hier angeführten Gründe ließe sich vortrefflich diskutieren. Da ich aber kein Schriftgelehrter in diesen Sachen bin, beschränke ich mich auf die Anführung eines weiteren möglichen Grundes. Krankheiten.


    Ich schreibe bewusst Krankheiten, weil es strittig ist, ob die Antoninische Pest wirklich eine Form der Pest war. Im Gegensatz zur Justinianischen Pest, bei der es sich eindeutig eine Form der Beulenpest handelte. Fakt ist jedoch, dass diese in Abständen auftretenden Krankheiten schrecklich unter der damaligen Bevölkerung gewütet haben. Das dies sowohl auf allen gesellschaftlichen Ebenen als auch auf der psychologischen erhebliche Folgen hatte, ist durchaus naheliegend.

    Arnulf hob erstaunt eine Braue und nickte verstehend, auch wenn er den Gedanken, etwas unbelebtes als heilig zu verehren, für etwas sonderbar hielt.


    „Woher weißt du das mit den Bäumen?“, fragte er ihn interessiert.

    Arnulf genoss die Kühle des frühen Morgens, während er über den Platz schlenderte, auf dem er einige Gruppen versammelt waren. Auf einem Strohhalm in seinem Mund kauend entdeckte er unter ihnen auch einige Kumpanen aus seiner Unterkunft und ging zu ihnen. Angekommen nickte er ihnen knapp zu, hakte seine Daumen in seinem Gürtel ein und wartete der Dinge, die da kommen würden.

    Als Arnulf verärgert die Horrea verließ, umfing ihn die schwüle Luft so klebrig, wie die nassen Kleider auf seiner Haut. Leise fluchend ging er in die Richtung, in der nach den Angaben des Soldaten im großen Gebäude seine Unterkunft liegen sollte. Es war eine merkwürdige, eine so ganz andere Welt, in die ihn sein Vater geschickt hatte. Eine Welt, die er nicht mochte und die er sofort gegen seine alte eingetauscht hätte, wäre da nicht sein Wort gewesen, welches ihn band. Seine Pflicht gegenüber seinem Vater und dem Anführer.


    In seinen düsteren Gedanken versunken bemerkte er nicht, wie ihn ab und an einige Soldaten am Wegesrand lächelnd musterten oder sich hinter seinem Rücken über ihn lustig machten. Kein Wunder, sah er doch mit seinem Bart und den langen Haaren, die unter dem Helm hervorquollen, wohl wenig wie ein Muster eines römischen Kriegers aus. Schwitzend wie ein Schwein hatte er endlich die gesuchte Baracke erreicht und bog um die Ecke, als er mit jemanden zusammen stieß.


    Mit einem ersticktem Schnaufen taumelte der Germane leicht nach hinten und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Dabei fielen einige Dinge, die er trug, polternd zu Boden.


    Sim-Off:

    Mitspieler willkommen. :)

    Es war nur ein kurzer Weg, bis sie zu dem besagten Sacellum gelangten. Interessiert sah sich Arnulf um. Es schien ihm, als hätten die Römer eine weitere Leidenschaft. Und zwar alles mit steinernen Mauern zu umgeben. Selbst oder gerade die Dinge, die ihnen heilig oder besonders wichtig waren. Fragend sah er den Römer an, denn er hatte keine Ahnung, was er nun machen sollte.

    Schließlich hatte er es irgendwie geschafft, sich mit den gesamten Dingen zu bepacken. Dabei hatte er einige Male die Sachen anders sortieren müssen, was ihn noch ärgerlicher machte. Mit einem letzten verächtlichen Blick verabschiedete er sich von dem Mann. Er war sich sicher, dass dies nicht das letzte Mal war, dass sie sich beide so freundlich begegnen waren. Dann verließ er den Raum. Schon jetzt begann er unter der Last zu schwitzen.


    Arnulf sah zur Tür, als diese sich öffnete. Erstaunt erblickte er den Anführer. Ihre Wege schienen sich wohl des öfteren zu kreuzen. Ein Zeichen der Götter, fragte sich der Germane. Er nickte dem Römer lächelnd zu. Wieder machte der andere Soldat diese Geste vor dem Mann, die der Germane etwas unbeholfen nachmachte.


    Was es mit ihm gäbe? Seiner Meinung nach nichts weiter, dachte er, während er der Schilderung des Soldaten aufmerksam lauschte. Gespannt wartete er auf die Reaktion des Anführers. Er atmete auf. Er würde also trotzdem Soldat werden können.


    „Gut.“, sagte er mit einem leichten Grinsen. Insgeheim dachte er sich, dass er seinen Schwur diesem Mann widmen würde und nicht einem fernen Kaiser oder irgendwelchen Dingen.


    /edit: zitat eingefügt

    Während er seine Sachen zusammen packte, sah Arnulf auf, als er den Neuankömmling bemerkte. Nachdem er ihn kurz gemustert hatte, machte er weiter. Fast fertig damit sprach der Soldat leise zu ihm. Zuerst beachtete er ihn nicht weiter. Doch die letzten Worte ließen ihm den Atem stocken. Mit einem Ruck sah er den Mann funkelnd an.


    „Was hast du gesagt?“, fragte er laut den Römer. Er wollte noch mehr sagen, doch in seiner aufkeimenden Wut fielen ihm die Wörter nicht so schnell ein. Daher dauerte es einen Augenblick bevor er weiter sprach.


    „Pass auf, wen du beleidigst.“, knurrte er drohend. Was für ein Arschloch, dachte er bei sich und starrte den Mann an. Dann schnaufte er verächtlich auf und begann damit, sich mit den Sachen zu bepacken, in der Absicht den Raum zu verlassen.

    Arnulf sah schon seine Felle davon schwimmen, als der Soldat den Kopf sinken ließ. Wie sollte er das nur seinem Vater erklären? Rausgeworfen, weil er nicht lesen konnte. Aber das konnte doch niemand in seinem Dorf. Sie hatten und brauchten solche Sachen nicht. In seiner Aufregung verwirrten ihn die Worte des Römers noch mehr. Der Kaiser war hier? War er aus diesem fernen Rom, dieser angeblich so riesigen Stadt, die so reich war, dass sogar die Straßen aus purem Silber waren, hierher gekommen? Damit er ihm schwören konnte? Mit großen Augen sah der Germane den Soldaten an.


    Doch die restlichen Worte machten ihm klar, dass dem wohl nicht so war. Er sollte auf irgendetwas schwören. Was das für einen Sinn haben sollte, wusste er nicht. Wie konnte ihn ein Eid auf irgendwelche leblosen Dinge binden? Aber wenn das für den Römer so wichtig war, würde er das tun, solange er selbst ein Soldat sein könnte. Und zum Glück musste er nicht lesen können. Arnulf nickte dem Mann erleichtert zu.


    „Gut.“, sagte er ernst. Dann holte er seine Sachen aus der Ecke und sah den Soldaten abwartend an.

    Zitat

    Original von Serafím Varelas
    "Willst du mich verarschen? Sie zu das du Land gewinnst, ABITE!" Barbaren galten doch als groß und stark, groß war der Neuling, also sollte er auch stark genug sein um alles zu tragen. Ob er genug reich an Geist war, um die Sachen geschickt aufzuheben stand noch im Raum.



    Arnulf kniff die Augen leicht zusammen und starrte den Soldaten funkelnd an. Was war mit dem Kerl los? Hatte dem jemand in seinen Brei gepisst? Er hatte ihn doch nur nach etwas selbstverständlichen gefragt. Denn als Krieger einer Gefolgschaft war er von jeglicher schwerer Arbeit befreit. Gut, schwer waren die Sachen hier nicht. Aber soviel, dass er vier Arme bräuchte, um sie alle gleichzeitig wegtragen zu können. Und da wären die zwei Arme eines Sklaven oder eines Halbfreien nützlich gewesen.


    Da fiel ihm ein, was es vielleicht wäre. Er kannte aus seiner Zeit als Krieger, dass die alteingesessenen Kämpfer gegenüber den neuen ihre Plätze absteckten. Meistens waren es die in den unteren Rängen, die dabei am lautesten schrien. Hier war das bestimmt nicht anders. Aber schreien konnte er auch. Und von sowas ließ er sich schon garnicht einschüchtern.


    „Halt mal die Backen.“, sagte er ernst. „Es hätte ja sein können.“


    „Dann trage ich die Sachen alleine. Auch gut.“, fuhr er fort und zuckte mit den Schultern. Dann wendete er sich den Sachen in der Absicht zu, soviel von ihnen wie möglich in dem Beutel, der Satteltasche und seinem Sack zu verstauen.

    Zitat

    Original von Decurio ALA II
    Lucius starrte den Langhaarigen an und entgegnete,
    Junge,...was auch immer du im Valetudinarium geschworen hast,...waren sicherlich nicht diese Worte hier...
    Er deutete auf die Tabula und mit vielsagendem Blick fuhr er fort,
    Kannst du überhaupt lesen was da steht?



    Arnulf runzelte die Stirn. Was für Worte? Er starrte auf die Tabula und schüttelte den Kopf.


    „Nein, ich weiß nicht, was da steht.“, antwortete er. Wozu sollte das gut sein?


    „Ich habe diesem Praefectus meine Treue geschworen. In die Hand. Bei meiner Ehre.“


    Damit war für ihn alles geregelt gewesen. Da schreckte er innerlich zusammen. Musste er das etwa können, wenn er ein Soldat werden wollte?


    „Ist das schlimm? Muss ich das da lesen können?“, fragte er etwas aufgeregt den Römer und deutete dabei auf die Tabula.

    Aufmerksam hörte Arnulf dem Soldaten zu. Das hatten die Zeichen also zu bedeuten. Er nickte und sah nochmals auf die Tafel. Wirklich erstaunlich diese Römer. Aber zum kämpfen brauchte er das nicht. Da reichten Frame und Schild. Seine Zuversicht schwand jedoch angesichts des Haufens an Dingen, die vor ihm auf dem Tresen lagen. Das sollte er alles auf einmal schleppen? Vielleicht gab es hier ja Sklaven oder so etwas wie Halbfreie.


    „Gibt es hier jemanden, der mir beim Tragen helfen kann?“, fragte er deswegen den Soldaten.

    Seine Aufregung legte sich etwas, als der Soldat wieder von der Tafel aufsah. Soweit schien alles in Ordnung zu sein. Bei dem Wort Ausrüstung glänzten seine Augen. Endlich war es soweit. Dann stutzte er. Was war das? Sacellum? Eid? Er hatte doch schon seine Gefolgschaft geschworen.


    „Ähm.“, sagte er, nachdem der Römer scheinbar ausgeredet hatte.


    „Ich gehe gleich. Aber ich habe noch eine Frage. Ich habe meinen Eid schon im Valetudinarium getan. Mit ...“ Der Name wollte ihm nicht einfallen. Der war einfach zu lang gewesen.

    „Praefectus hieß er, glaube ich." Er nickte dazu bestätigend. "Muss ich trotzdem in dieses ...Sacellum?“

    Arnulf betrachtete die Tabula, die über und über mit Zeichen versehen war. Die Römer schienen diese ziemlich wichtig zu finden, so wie ihre Fragen. Und nun sollte er sein Zeichen hinzufügen. Nur er hatte keines. Er entschloss sich, das seiner Sippe zu benutzen, mit dem diese ihren Besitz versah. Ungelenk ritzte er mit dem dargebotenen Holzstab tief das Zeichen an der gezeigten Stelle in das Wachs. Kurz begutachtete er sein Werk und nickte zufrieden.


    „Was bedeuten diese Zeichen?“, fragte er den Soldaten, deutete auf die Schrift und schob die Tafel samt Griffel zu ihm.