Beiträge von Baldemar

    Und wieder hatte Baldemar Septima zu begleiten. Wie so oft nahm sie die Sänfte. Er ging daneben. Mit offenen Augen. Und in maßen genervt. Von der Verabredung wusste der Germane. Das Ziel kannte er. Gerne tat er es nicht. Aber er tat es. Septimas Leben würde nicht in Gefahr geraten, nur weil der Marser gerade lieber einen guten Met trinken wollte.


    Die einfache Kleidung der Römerin hatte Baldemar überrascht. Doch nach einem Schulterzucken war dies erledigt. Angekommen half er ihr aus der Sänfte. Ein Nicken. Die Männer würden warten. Nur einer würde ihnen hineinfolgen. In der Nähe der Tür hätte dieser einen guten Platz. Und die beiden Männer würden gemeinsam einen guten Überblick haben. Es roch verblüffend angenehm für einen römischen Ort. Der Germane grinste. Auch wenn der heimatliche Gesang fehlte. Es war nicht schlecht.
    Von den möglichen Gesprächsthemen ahnte er nichts. Sie waren ihm auch ziemlich egal.


    Das Zeichen war eindeutig. Beim abwenden verdrehten sich seine Augen leicht. Aber er tat es. Der Marser bahnte sich einen Weg. Und sorgte für einen freien Tisch. Sein Wink brachte den Wirt dazu rasch heran zu kommen. Trotz der einfachen Kleidung schien der Mann das Geld riechen zu können. Baldemar bestellte das für Septima übliche. Sollte sie etwas anderes wollen. Nun, dann würde sie mit dem Wirt reden müssen. Baldemar vermutete, das dies eher unwahrscheinlich war.
    Die Frau, die hinzu kam sah interessant aus. Ebenso wie jene die folgte. Aus seinem Grinsen wurde ein Lächeln. Ein Nicken. Aber er trat vom Tisch weg. Noch wartete er die Begrüßung ab. Danach würde er sich einen Platz in der unmittelbaren Nähe suchen. Vielleicht würde es ja hier Met geben.

    Keine Feinde? Für den Augenblick schon. Jedenfalls für Baldemar. Schwere Verletzungen vermeiden. Das konnte er schaffen. Der Germane nickte. Er nahm seine beiden Waffen auf. Die Axt in die Linke. Das Sax in die Rechte. Die Axt war zur Abwehr gedacht. Mit ihr würde er im besten Falle den Gegner entwaffnen können. Die Waffe des Römers musste nur gut genug eingekeilt werden. Das Sax war die Hiebwaffe. Er kannte seine eigenen Vorteile.
    Der Gegner hatte ein Schild. Doch alles zusammen war der Germane wendiger. Ohne die Gemeinschaft auf Seiten des Optio, würde Baldemar den Römer bezwingen können. Er musste nur seine Beweglichkeit richtig ausnutzen. Kein gutes Ziel bieten. Ursus ging. Der Marser achtete nun in keinster Weise mehr auf die Zuschauer. Es gab nur noch den Römer und ihn.


    Er trat vor den Gegner. In einigem Abstand. Seitlich stehend. Mit der Axthand dem Gegner zugewandt. Er sah sich die Haltung des Römers an. Das Schwert würde nur von oben oder von der Schwertseite kommen können. Also würde er sich immer um die Achse am Schildarm bewegen. Baldamer bewegte sich schnell. Erst in Richtung des Schildarmes. Dann wechselte er rasch die Richtung. Er versuchte durch Schnelligkeit den Gegner aus zu tanzen. Immer auf Abstand. Er brauchte die Lücke. Musste schnell genug sein, um ihn an der Schildseite oder am Rücken anzugreifen. Denn mit der Axt würde er auch gut das Schild von oben runter drücken können. Er musste nur schnell genug sein. Baldemar würde zunächst also nur mit Finten angreifen und sich wieder zurück ziehen. Den Römer dabei umkreisend. Er musste herausfinden, wie schnell der Römer war. Um sich dann anzupassen. Einfach so einen blinden Angriff starten glich einem Selbstmordversuch. Nicht allein. Nicht gegen einen ausgebildeten Soldaten.

    Gut. Sagte Baldemar grinsend. Er würde es also bei den Kindern anders machen. Das sah nach einer Veränderung aus. Es fühlte sich gut an. Ursus hörte auf ihn. Nicht schlecht. Gar nicht schlecht. Oh ja, man konnte den Römern in der Tat vieles vorwerfen. Baldemar lachte auf. Ob Ursus wusste, wie viel der Germane ihnen vorwarf? Sie waren also bereit zu lernen. Das stimmte wohl. Sie nahmen was gut war. Aber der Rest?Ja. Und was ihr als schlecht anseht vernichtet ihr. Sein eigener Stamm hatte schwer mit dieser Last zu kämpfen. Er kannte die Geschichte eines Adlers. Wäre dieser doch nur noch immer da. Es war Baldemars Traum gewesen, einen solchen erneut zu erbeuten. Wie damals. Als die mutigen seines Stammes sich einem Kampf anschlossen. Sie hatten die Römer besiegt. Sie hatten sie vernichtend geschlagen. Er grinste. Dann verzog sich sein Gesicht. Ein solcher Kampf würde auch gegen Ursus gehen. Ihn töten? Wieso? Seine Worte kamen ihm plötzlich falsch vor. Schweigen. Schnalzen. Rom ist in der Tat sehr groß. Sprach er etwas anerkennender aus.
    Er richtete sich auf. Die Hände stützten den Körper hinter dem Rücken. Er fühlte das Gras. Der Halm hing auf halb acht. Würden wir uns im Kampf begegnen. Ich würde dich nicht töten. Das stand für ihn nun fest. Einen Bruder tötete man nicht. Man steht ihm bei. Man hilft sich. Für Baldemar bedeuteten diese Worte sehr viel.

    Sie alle trugen viele Masken? Ja. Baldemar klang ernst. Er musste sich mit einbeziehen. Auch wenn er es nicht so deutlich sagte. Der Germane ahnte, das seine eigenen Masken eher geringerer Natur waren. Dann grummelte er ein wenig. Er kam sich vor wie ein Kind. Noch war es ihm fremd einen Rat von einem Römer anzunehmen. Er verhielt sich so wie er es für richtig hielt. Gleich was Ursus davon hielt. Es wurde schwerer, als dieser es als gut bezeichnete. Hmhm. War dann auch seine einzige Antwort. Wie auch immer ein Beweis sichtbar werden würde. Er würde doch niemals die Augen davor verschließen. Es sei denn es passt ihm gerade nicht so ganz. Seine Schultern zuckten.
    Das Ziel des Weges wurde erreicht. Baldemar folgte Ursus in das Officium. Er war still. Er dachte nach. Diese Strafe entwickelte sich in ganz seltsame Art und Weise. Seine Kiefer bissen fest aufeinander. Der Marser schwieg. Er versuchte so bald wie möglich sich abzusetzen. Er wollte zu Frija. Mit ihr reden. Nachdenken.

    Der Römer ging rasch auf die Knie. Baldemar erkannte den Plan. Doch er war bereits in bewegung. So nutzte er den eigenen Schwung, um sich selber über den Rücken des Gegners zu bewegen. Dabei griff er mit beiden Armen nach dem Körper des Römers. Durch die Haltung würde er in Richtung Hals greifen. Dabei drehte er sich. Sein Plan war es den Römer mit zu reißen und selber auf den Knien zur Landung zu kommen. Wie unsanft das werden würde. Die Abschürfungen. Das war ihm egal. Es war nur eine Kleinigkeit. Nichts was den Sieg schmälern würde. Einen Sieg, den er so unbedingt erringen wollte. Was sich als nicht gerade leicht erwies.
    Die Sklaven nahm er nicht wahr. Mareis Rufen aber lenkte ihm im Sprung etwas ab. Die Kleine sah zu? Jetzt durfte er erst recht nicht verlieren. Seine Augen wurden schmaler. Es blieb die Hoffnung, das Ursus die kurze Ablenkung nicht würde nutzen können.

    Der Pather schien in der Tat nicht der Ungeschickteste zu sein. Das musste Baldemar ihm zugestehen. Der Spaß geriet in den Vordergrund. Der Germane selber wurde ebenso unvorsichtig wie Bashir. Er lachte. Jagte ihm hinterher. Etwas veränderte sich. Die Augen des Marser weiteten sich. Sofort hechtete er zum Pather. Er tauchte um nach ihm zu greifen. Versuchte seine Arme von hinten um den Oberkörper zu bekommen. Unter den Armen hindurch. Egal wie er ihn zu fassen bekam, er versuchte mit Bashir zusammen aufzutauchen. Hauptsache hinauf. Ihn fest halten. Er würde ihn niemals loslassen. Baldemar nahm sich vor so schnell es ging nur mit den Beinen als Antriebsmittel in den flacheren Bereich zu steuern.

    Der Germane nickte. Gut wenn Marei sich merkte, das Met ein Männergetränk war. Er lachte auf. Eine Hand strich ihr über den Kopf. Was für ein herrlich fröhliches Gemüt. Sie trinken Wein, weil sie Römer sind. Baldemar sah sie ernst an. Ich auch. Sagte er ernst. Woher wusste sie überhaupt, das sie kein Wein mochte? Sollte er es hinterfragen? Besser nicht. Ein Schnalzen. Ein Schulterzucken. Sie mochte ihn nicht. Das reichte. Süßer Saft und Honigmilch. Der Marser nickte. Damit war er mehr als nur einverstanden. Wasser? Schmeckte es jemals gut? Ja. Bestätigte er diese Aussage in seiner knappen Art.
    Was sie machen wollten? Baldemar war sich nicht in Gänze sicher. Er sah sie fragend an. Warum nur flüsterte sie? Sollte die Köchin es doch wagen. Der Germane würde das letzte Wort haben. Dies stand für ihn fest. Schützend legte er einen Arm um Marei und grinste sie an. Was möchtest du denn? Für diesen Tag hatte er etwas Zeit für sie. Da konnte es nichts schaden zu erfahren, was sie sich so wünschte.

    Der Römer schien genügend Hilfe zu haben. Baldemar dagegen hatte andere Sorgen. Ob die Frau nun Flora war, wie er sich eingebildet hatte, oder Narcissa, war ihm egal. Er hatte Glück, das ihm Floras Name eingefallen war. Die Namen der Römer in der Villa waren ihm gleich gewesen. Was für ein Wunder, das ihm der eine eingefallen war.


    Das Missverständnis zwischen ihm und Septima war längst vergessen. Das Thema war für den Germanen nun Vergangenheit. Er wusste sie in Sicherheit. Das Reichte dem Marser um sich nun nur um seine Gegner kümmern zu können. Baldemar hörte Septimas Stimme. Doch seine Augen waren fest auf das Pack vor ihm gerichtet. Zum Glück sah er nicht, das einer der Männer sich von Septima entfernte.
    Das Geräusch vom brechenden Knochen war ein gutes Zeichen. Ein Gegner weniger. Vorerst. Blieb noch einer. Dieser brach unter einem Schlag zusammen. Leider nicht endgültig. Der Kerl drehte sich rasch auf den Rücken. Der Tritt zog Baldemar den Halt unter den Füßen weg. Der Germane drehte sich im Fallen. Halb seitlich kam er zu Liegen. Sofort trat er mit voller Wucht in Richtung des Gesichtes seines Gegners. Und das nicht nur einmal.
    Erleichtert sah er mit einem Auge, wie die Aurelier sich in Septimas Arme warf. Das reichte ihm. Auch der Römer schien gehen zu wollen. Der Marser versuchte nach den Tritten sich auf den Kerl zu werfen. Sollte dieser nicht schnell genug sein. Nun, dann würde Baldemar genießen, wie seine Fäuste auf einen Römer einschlagen würden. Zumindest soweit, das der Gegner aufgeben würde. Soweit sein Plan.


    Der Sklave, der Aculeo zur Hilfe gekommen war, verharrte kurz. Er nickte. Dabei sagte er so etwas wie 'es war meine Pflicht, Herr'. Das Blut war kein guter Vorbote. Gerade als er den Mann fragen wollte, ob er Hilfe brauchte. Versuchte dieser zu den Frauen zu gelangen. Die Situation schien unter Kontrolle. Also begleitete er den Herren, damit dieser auch ankam. Er sagte nichts auf die Worte des Römers hin. Er war nicht Baldemar. Auch wenn ihm so einiges auf den Lippen lag.

    Er nickte dem Römer zu. Ein fester Handdruck. Es war nicht die Kraft. Es war der Charakter, der den Druck erzeugte. So hatte er es gelernt. Daran glaubte er. Baldemar lockerte sich weiter. Er beobachtete das Handeln des Optio. Die Waffen kannte er. Er hatte mit dem Nubier üben können. Die Anspannung nahm zu.
    Dann geschah etwas unfassbares. Er sah sie. Nicht Septima. Ihre Gegenwart war bei weitem nicht so einflussreich, wie die von Frija. Fragend sah er zu seiner Frau. Das konnte unmöglich ihr ernst sein. Seine Hände wurden feuchter. Der Marser wischte sie sich ab. Er nickte Septima als Gruß zu. Nach den Worten von ihr, nahm er sich vor ein guter Gegner für den Römer zu sein. Wer auch immer siegen würde, es sollte kein leichtes sein. Die Überzeugung von Septima würde ihm sicher gefallen. Hätte er es gewusst. Oder auch nur geahnt.
    Baldemar beobachtete nicht weiter das Geschehen um Septima. Nur Frija bekam ein warmes Lächeln. In seiner Heimat wurden Kämpfe ebenfalls beobachtet. Dies schien ein wenig römischer zu sein. Aber in keinster Weise unangebracht.
    Er wartete ab. Die Waffen mussten noch geprüft werden. Der Germane kannte den Ablauf eines solchen Kampfes nicht. Er ging aber davon aus, das Ursus den Start befehlen würde. Seine Augen wurden wieder kälter. Der Kampf. Kampfbereitschaft. Bis zum Letzten. Er war nicht ohne Grund Leibwächter. Die Stärke der römischen Armee war ihr Vorgehen in der Gruppe. Seine war der Kampf Mann gegen Mann. Das konnte sehr interessant werden.

    Zu schnell ließ der Römer los. Der Tritt kam nicht ganz unerwartet. Allerdings konnte Baldemar sich gerade mal etwas drehen. So das der Tritt des Legaten ihn seitlich auf das Bein traf. Er knickte leicht ein. Aus der Hoffnung geboren drehte er sich. Dabei trat er mit dem anderen Bein zu. Das war eindeutig kein bloßes Ringen mehr. Doch es war ihm gleich. Es galt den Römer zu besiegen. Der Germane musste zugeben das es schwerer war als erwartet.
    Immer mehr Zuschauer. Sogar Baldemar bemerkte diese nun. Was seinen Willen nur noch anfeuerte. Ebenso wie die Rufe. Es schien ausgeglichen, was die Rufe anging. Knurrend versuchte der Marser sich auf Ursus zu stürzen. Sollte der Tritt nicht reichen. So wollte er ihn mit der Schulter voran aus dem Stand hebeln. Vielleicht hatte der Angriff mit dem Fuß den Römer ja genügend abgelenkt.
    Das Bein zog ein wenig ob des Treffers von Ursus. Was den festen Stand erschwerte. Baldemar konnte es noch verbergen.

    Der Germane zuckte mit den Schultern. Er dachte nach. Das war nicht leicht. Ein Nicken. Ein Zucken der Mundwinkel. Baldemar hatte in der Tat einiges von dem vergessen, was er sich einmal vorgenommen hatte. Das wahre Gesicht ist wichtiger, als die Rolle die sie spielen. Was man war, zeigte doch nur den Rang. Das Bild, das der Mensch nach außen hin tragen will. Er knurrte.
    Römer bestätigen oft meine Gedanken. Das gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Dennoch kam ein 'Ja' von seinen Lippen. Der Germane dachte noch ein wenig über den Weg nach, den er hatte gehen wollen. Dann waren die Römer gekommen. Seine Augen funkelten.
    Ich lasse mir beweisen, wie jemand ist. Das er darauf schaute was jemand ist wusste er. Doch er sah nicht auf den Römer. Auf den Legaten auf. Ganz im Gegenteil. Wie hätte wohl sein Großvater gehandelt? Darüber musste er für sich nachdenken.

    Es tat gut sich in einer solchen Balgerei gehen zu lassen. Baldemar vergaß ihrer beider Leben. Die blauen Flecken waren ihm egal. Das war Teil davon. Trotz der Einschränkung von Bashir war dieser wirklich gut in diesem, ihm unbekannten Spiel. Sie tobten durch die Wellen, die sie selber verursachten. Immer wieder lachte der Marser auf. Anscheinend wurde der Pather schwächer in diesem Spiel. Baldemar gab nur wenig nach. Als er den Stock bekam versuchte er weg zu kommen. Der nach hechtende Bashir war ihm im Nacken. Kam näher. Immer näher. Nur weil der Germane sich zu oft umschaute. Das lernte er bei diesem Spiel nie. So hatte sogar Frija mal gegen ihn gewonnen. Aber er würde es dem Gegner nicht leicht machen. Wobei untertauchen schon half. Er kämpfte. Er wollte nicht zu leicht nachgeben. Aber irgendwie. Irgendwie verlor er den Stock und musste zusehen, wie Bashir mit seiner Beute weg war. Angespannt schaute er sich um.
    Und schon war er hinterher.
    Trotz der Schwäche des Pathers war es ein fast ausgeglichenes Hin und Her. Denn Baldemar war einfach zu unaufmerksam. Versuchte es mit tauchen wieder gut zu machen. Er hatte längst die Zeit vergessen.

    Der Halm war durch. Auch er zog sich einen neuen aus dem Boden. Es klang nachvollziehbar. Mehr als ein 'Mhm' antwortete er erst einmal nicht. Entführungen waren bei den Römern also nicht so üblich. Gut zu wissen. Das Abschließen von Eheverträge kannte er. Da waren sich die Völker sicher gleicher, als sie es zugaben. Kalt und materiell? Nein. Ist bei uns ja auch so. Der Brautpreis war nicht gerade unwichtig für Ehen.
    Die Lieder gefielen Ursus also? Sie sangen zu wenig? Baldemar schnalzte leicht. Anstatt dich zu beklagen könntest du es bei deinen eigenen Kindern anders handhaben. Sagte er offen. Viel zu offen? Nein. Brüder sprachen so miteinander. Vor allem da der Germane es durchaus ernst meinte. Ernst und aufrichtig. Wie sein Großvater, versuchte auch er immer etwas zu tun, anstatt sich nur zu beschweren. Jedenfalls früher einmal. Inzwischen hatte sich einiges geändert. Hatte er sich verändert? Wieder etwas, was er Frija fragen wollte.

    Er wartete ab. Stand zunächst nur ruhig da. Zur Vorstellung trat er direkt zu seinem Gegner. Dank Ursus' Worten grinste der Germane breit. Ihm gefiel durchaus wie er vorgestellt wurde. Also stand ein erfahrener römischer Soldat vor ihm. Baldemar fixierte, kühl abschätzend dessen Augen. Ja, sie hatten sich bereits gesehen. Es als kennen zu bezeichnen, empfand der Marser als sehr mutig. Doch er grinste nur.
    Er sah ihn direkt an. Der Germane ergriff ohne Vorwarnung auf eine eher germanische Art den Unterarm des Römers. Militärische Grüße waren nichts für ihn. Am Druck des Griffes beurteilte er oftmals die Menschen. Auch wenn Frija es als übertrieben ansah.
    Ja. Bestätigte er nur knapp die Worte des Soldaten.

    Sie gingen auf die Principia zu. Baldemar atmete tief durch. Seine Schultern zuckten. Was so besonders war? Unterschiede? Was machte ihn zum Vorbild? So viele Fragen. Aber es gab nur eine Antwort. Er sah immer WIE die Menschen waren, niemals WAS sie waren. Sein Vater? ER war anders gewesen. Er schaute oft nur auf Taten. Oder hörte dem Gerede von anderen zu. Doch Baldemar hatte nicht vor schlecht von ihm zu sprechen. Denn sein Vater war niemals schlecht gewesen. Nur anders.

    Der Mann wurde nieder gerungen. Zwei Männer schienen sich um den Kerl zu kümmern. Zunächst nichts von Interesse. Septima ging vor. Ihre erste Reaktion zeigte ihm das sie gehen wollte. Dann diese Worte. Römer. Frauen. Mit den Rädelsführern sprechen? Ja, genau das hatte er gemeint. Er schüttelte leicht den Kopf. Noch einmal wollte er es nicht erklären. Dieser Plan musste also erst einmal warten. Er schnalzte. Nicht reden. Knurrte er nur. Ihr Zucken beeindruckte ihn nicht.
    Sie ließ sich führen. Gut. Mehr hatte er nicht beabsichtigt. Sie wollte weg. Ein Wunsch der dem seinen entgegen kam.


    Es schien sich zu ändern. Floras Not reichte für einen Planwechsel. Er deutete in die Richtung. Machte sogar etwas Platz, damit sie sehen konnte. Allerdings erst, als er ihr leichtes Hüpfen bemerkte. Römer waren eben kleiner. Frauen sowieso. Es standen zu viele für sie im Weg. Doch aus der Richtung war der Name gekommen.


    Na los? Ein schlag gegen den Arm. Ein prüfender Blick seinerseits. Er sollte ihr helfen gehen? Er grinste. Ein Nicken später wies er die Sklaven hinten an, acht zu geben. Die vorne sollten ihm folgen. Er nahm zwei mit. Je einer sollte zu einer Frau um sie unmittelbar zu schützen. Das war die Gelegenheit. Römer niederschlagen. Der Germane zeigte an, das die Klingen erst die allerletzte Möglichkeit darstellen sollten.
    Sie näherten sich zwar zügig aber nicht ohne Vorsicht. Die Leibwächter schienen in Bedrängnis. Noch war es aber im Rahmen.


    Der Germane musste sich schnell um entscheiden. Die beiden Sklaven waren nicht so gut ausgebildet wie er. So stieß er sie an. Sie sollten die Leibwächter der Frauen unterstützen. Was sie ohne Einwände taten.
    Das die Bedrängnis sich dann doch in Grenzen hielt, konnte er nicht ahnen. Schon wollte er die Frauen auffordern zurück zu treten, um hinter Baldemar zu treten, da wurde er ein wenig überrascht.


    Der nächst gelegene Gegner, der sich auf die Frau stürzen wollte bekam einen kräftigen Hieb gegen sein Gesicht. Der Germane hoffte gut zu treffen. Römer schlagen. Was für ein Tag. Knurrend konzentrierte er sich trotz aller Freude auf den Kampf. Leicht würde es nicht werden. Den zweiten verlor er nicht aus den Augen. Sofort nach dem Hieb duckte er sich. Zur Abwehr bereit. Würden die beiden Männer nicht schnell genug reagieren, so hoffte er den einen mit seiner Körperkraft derart anzugreifen, das der Römer eine germanische Schulter in seinem Magen spürte. Doch es blieb offen, in wie weit die Römer seinen Plan durchschauten. Er musste schnell und effektiv handeln. Zwei Gegner. Das war nicht ohne. Aber sie würden an ihm vorbei kommen müssen.


    Während der Germane seine Probleme hatte versuchte einer der Sklaven dem am Boden liegenden Römer zur Hilfe zu kommen. Dabei bewaffnete er sich mit einer Holzlatte, die er aufhob. Hatte einer der Männer sie in Händen gehalten? Oder war es ein Überbleibsel eines Karrens? Was auch immer. Es sollte seine Mangelnde Erfahrung ausgleichen.
    Da würde gleich jemand wirklich. Wirklich schlimme Rückenschmerzen bekommen.

    Es war ihm egal, ob Septima erschrak. Ihr war anzusehen, das sie folgen würde. Gut. Er ahnte nicht, wie sicher sie sich in einer Sänfte fühlte. Er sah es in dieser Situation gefährlicher an, in einer Sänfte zu sitzen und allen zu zeigen 'seht her, hier ist jemand von Stande'. Die Männer schützten Septima. Die Menschen wurden aufgeregter. Nichts was dem Germanen gefiel.
    Sie fragte nach. Er spürte sie an seinem Ärmel zupfen. Was er meinte? Er sah sich aufmerksam um. Zeigte an, das sie in eine bestimmte Richtung wollten. Erst einmal weg von diesen aufgebrachten Menschen. Dabei ging er direkt neben ihr. Der Marser beugte sich zu ihr. Seine Stimme war nur für sie. Leise. Direkt an ihrem Ohr. Diese Menschen werden noch durchdrehen, wenn sie niemand aufhält. Sie werden jemanden suchen, den sie lynchen können. So wie es aussieht. Baldemar nickte zum Sklaven, der sich in der Menge um gehört hatte. Leochares hat die Rädelsführer ausmachen können. Der Germane schnalzte kurz. Das alles war ganz und gar nicht gut. Dachte er in der Tat darüber nach, jemanden zu töten? Naja. Besser die als er. Oder als Septima. Die Sklaven versuchten am Rande der Menge einen Weg zu finden. Sie wichen aus. Baldemar reichte es. Er knurrte. Er nickte Leochares zu. Diesem ging es nicht anders. Nun wurden die Menschen aus dem Weg gedrängt. Wenn nötig niedergeschlagen oder getreten. Sie bahnten sich ihren Weg. An dieser Stelle waren die Menschen nicht so dumm sich mit ihnen anzulegen.
    Baldemar blieb immer direkt neben Septima. Er hielt sie leicht am Arm, um sie zu dirigieren. Er ließ nicht mit sich reden. Der Germane strahlte Selbstsicherheit aus. Es ging in eine Gasse. Die Männer stoppten. Vor ihnen standen zwei Frauen, von ihren Leibwächtern beschützt. Einer Gruppe aufgeregter Menschen gegenüber. Baldemar knurrte.
    Dann erkannte er Flora. Er wusste das die Römerin neben ihm nicht viel sehen würde. Septima. Dort vorne scheint Aurelia Flora Probleme zu haben. Die andere Frau kannte er nicht. Das war auch nicht wichtig. Frauen in Not. Etwas was er nicht tolerieren würde. Er nickte Die Männer achteten nun verstärkt auf den Bereich hinter ihnen. Vor ihnen reichte es mit weniger Männern den anderen Leibwächtern Hilfe zu leisten. Sollte dies notwendig werden.
    Er knurrte etwas lauter, als dieser Römer dort vorne für alle hörbar heraus posaunte, wer dort stand. Das in dieser Situation. Römer. Das schrie doch nach Fäusten. Der Mann hatte es sich selber zu zuschreiben. Aber Baldemar hatte die Frauen zu beschützen.

    Der Sklave kam rasch wieder. Er informierte Baldemar leise. Der Marser sah sich besorgt um. Er raunte ihm zu, ob er die Rädelsführer hatte ausmachen können. Ein Nicken. Eine Entscheidung. Sie sahen sich tief in die Augen. Sie waren sich einig. Ein solcher Mop musste von seinen Köpfen beraubt werden.
    Ruckartig sah er zu Septima. Ja. Bestätigte er ihre Vermutung. Er kam ihr sehr nahe. Die Frauen die sich auf der anderen Seite der Sänfte unterhielten nahm er nicht wahr.
    Ob er verrückt war? Eine Mischung aus Wut und Bitte stand in seinen Augen. Jetzt wollte sie doch aussteigen? Frauen. Der Germane schüttelte leicht den Kopf und half ihr hinaus. Dabei kam er ihr nahe. Nur um ihr leise das zu zu raunen, was er schon zuvor hatte sagen wollen.
    Die Menschen wollen Blut. Sie werden es sich suchen. Wie es aussieht bei den Patriziern. Er sah ihr direkt in die Augen. Hielt sie noch leicht am Arm fest. Mein Vorschlag. Das Blut der Rädelsführer. Fragend sah er sie an. Es waren Römer. Aber auch Abschaum.
    Die anderen Männer waren alarmiert. Die lösten sich von der Sänfte um sie zu schützen. Nur die nötigsten blieben zurück, um die Sänfte an ihr ursprüngliches Ziel zu bringen. Sie gingen sofort weiter. Um von Septima abzulenken. Alle die nun bei Septima standen sahen sich kurz an. Andeutungen. Nicken. Baldemar erfuhr so, das sie alle einen Dolch hatten. Gut.

    Neben der Sänfte. Wie immer. Baldemar knurrte ab und zu. Seine Augen verengten sich leicht. In der Ferne sah er bereits eine Menschenmenge. Der Germane befahl den Weg am Rande der Menschen entlang zu nehmen. Da würden sie niemals durch kommen. Der Weg zur Casa Germanicer führte sie hier entlang. Sie mussten trotz allem recht nahe an den Menschen vorbei. Baldemar war angespannt. Die Hand bereit den Dolch zu ziehen.
    Er sah Septima. Schnell war er direkt neben ihr. Um zu verhindern, das ihr etwas zustoßen würde. Er gab Zeichen, das die Sklaven ja weiter gehen sollten. Ihre Handbewegung war schon fast überflüssig. Er verdrehte die Augen. Frauen. Römer.
    Ich weiß es nicht. Gab er zur Antwort. Seine Augen sahen sich unbeirrt um. Er atmete tief durch. Es wird schwer. Aber wir sollten in Bewegung bleiben. Er holte sich einen Sklaven zu sich und zog ihn am Kragen zu sich. Er flüsterte etwas in dessen Ohr. Dabei gingen sie weiter.
    Er wird sich um hören. Wir sollten weiter gehen. Der Marser sah sie eindringlich in die Augen. Rasch. Die Wörter die er aufschnappte. Die Rufe. Die Bewegung der Menschenmenge. Das alles gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Er sah sich um. Baldemar deutete den Weg an, den sie zu gehen hatten. Einer der Sklaven ging vorne. Er achtete auf Baldemar. Gab die Richtungsänderungen vor. An sich war es mit Sänfte viel zu schwer und auffällig. Septima? Raunte er ihr zu. Besser wir gehen und die Sänfte kommt nach. So würden die Sklaven sie besser beschützen können. Die Männer könnten sie umringen. Sie waren genug. So wären sie um einiges beweglicher.

    Er war an den Ort gegangen. Früh schon. Hatte ihn untersucht. Seine Waffen waren vorbereitet. Baldemar hatte bereits mit diesen geübt. Axt und Sax lagen nebeneinander. Warteten auf die Prüfung. Während er sich warm machte. Der Hof war gut. Nachdem er sich gelockert hatte, sah er sich weiter um.
    Als Ursus kam nickte er ihm zu. Sein Blick war ernst. Der Germane war in sich gekehrt. Er war bereit. Dann kam schon sein Gegner. So nahm er es an. Mit kühlen Augen beobachtete er beide Römer. Abwartend stand er neben den Waffen.