Beiträge von Brix

    Als Brix heute nach dem Klopfen das Zimmer von Prisca betrat, fiel es ihm alles andere als leicht. Er hatte wie vorgegeben gewartet, ehe er hierher kam und einen Brief überbrachte. domina...ich habe einen Brief für dich. Es tut mir leid.“ Er machte ein betretenes Gesicht, als er Prisca das gerollte, ungesiegelte Dokument reichte und dann zurück trat, um ihr den nötigen Raum zu lassen.



    Geliebte Prisca,


    ich bitte dich, verzeih mir, dass ich dich allein lasse.
    Die Folgen meines Handelns mögen in den Augen eines wahrlich ehrenhaften Römers kein Grund für das sein, was getan sein wird, wenn du diese Zeilen erhältst, und doch habe ich mich dafür entschieden. Die Götter haben mich verlassen, und was ist ein Römer, dessen Glaube so tief erschüttert ist? Was ist ein Mann ohne seine Stütze? Was ein Liebender, dessen Herz entzwei gerissen wurde? Ich war bereit, vieles zu ertragen, und das habe ich in der Tat. Ich möchte nicht, dass du mich dergestalt im Andenken behältst. Denke an die guten Zeiten, nicht an die Finsternis, die mich zuletzt an einen jeden Ort begleitete. Denke daran, wie sehr ich dich liebe und daran, dass diese Empfindung niemals verblassen wird, gleich wo ich bin oder was du tust. Heirate deinen Flavier, so du ihn wirklich und wahrhaftig liebst. Ich will über seine Fehler hinwegsehen, wenn du nur glücklich bist. Versprich mir, dass du stets das Glück suchen wirst. Es soll dir nicht so ergehen wie mir, das wäre mir unerträglich.


    Achte ein wenig auf die anderen. Die Familie darf nicht zerfallen, das war stets mein erstes Streben und mein vordringlichstes Ziel. Ich setze meine Hoffnung in dich. Vielleicht gelingt dir, was mir nicht gelang.


    Ich liebe dich.
    Marcus



    P.S.: Bitte die Vestalin Claudia Romana in die villa und lass sie im Garten die Pflanzen auswählen, von denen sie denkt, dass sie gut ins atrium Vestae passen würden. Ich möchte sie ihr und der Göttin zum Geschenk machen.




    Sim-Off:

    Brix ist von nun an wieder als NPC spielbar, falls gewollt.

    TESTAMENT
    DES
    MARCUS AURELIUS CORVINUS


    Die Aufgabe, mein Testament zu vollstrecken, soll mein Neffe Titus Aurelius Ursus erfüllen. Ich hoffe, ich mute ihm damit nicht zu viel zu.


    I. Über die Sklaven
    Meine Sklaven sollen, wenn es ihr Wunsch ist, die Freiheit erlangen oder in die Dienste dessen gestellt werden, die sie sich innerhalb der Familie als neuen Herren erwählen.


    II. Über meine Klienten
    Meine Klienten sind vom Tage meines Todes an von ihren Verpflichtungen befreit. Ein jeder von ihnen soll eintausend Sesterzen erhalten, zum Zeichen meines Dankes.


    III. Über meinen Besitz
    Mein Vermögen soll wie nachfolgend aufgeteilt werden:


    • 5.000 Sesterzen vermache ich meinem Neffen, Titus Aurelius Ursus, seiner Frau Septima und ihrem ungeborenen Kinde, möge es ein Junge werden
    • 5.000 Sesterzen sollen zu gleichen Teilen an Sextus Aurelius Lupus und seine Verlobte, Flavia Nigrina, gehen, möge diese Verbindung von langem Bestand sein
    • je 5.000 Sesterzen sollen mein Neffe Tiberius Aurelius Avianus, sowie meine beiden Basen, Aurelia Narcissa und Aurelia Flora, erhalten, möge es ihnen die Zukunft erleichtern
    • 5.000 Sesterzen soll Aulus Flavius Piso erhalten, zum Ansporn, meiner geliebten Nichte ein treuer und gutherziger Ehemann zu sein, sie zu achten und mit seinem eigenen Leben vor Unheil zu bewahren


    Mein übriges Vermögen, betreffend alle Grundstücke, alle Landgüter, alle Betriebe mitsamt ihrer Sklaven, alle Tiere, alle Güter und Waren, sowie das Schiff „Nordwind“, das im Hafen Ostias vor Anker liegt, gehen vollumfänglich in den Besitz meiner geliebten Nichte, Aurelia Prisca, über. Möge sie damit der Familie der Fels in der Brandung sein, der sie für mich stets war und immer sein wird. Sie soll von einem ihr angemessen erscheinenden Teil dieses Geldes ein Mausoleum errichten lassen, in das ich neben meiner Frau Celerina meine letzte Ruhe finden möchte. Dies sei zugleich mein letzter Wunsch an die Flavier, die ich stets geachtet und respektiert habe.


    Verfügt und gezeichnet im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten,


    [Blockierte Grafik: http://img382.imageshack.us/img382/2755/macunterschriftmn6.png]
    Sohn des Marcus Aurelius Antoninus und der Aurelia Severa


    [Blockierte Grafik: http://img231.imageshack.us/img231/7353/siegelaureliavn5.png]



    ROMA, KAL OCT DCCCLX A.U.C. (1.10.2010/107 n.Chr.)


    Brix nickte. "Das freut mich. Wollen wir jetzt zurück ins Haus gehen? Wir könnten beide eine Mütze voll Schlaf abbekommen. Das würde uns gut tun", bemerkte Brix. "Falls du Hilfe brauchst mit den neuen Sklaven, lass es mich wissen. Und auch, wenn du jemanden zum Reden brauchst." Der Germane erhob sich und bot der sitzenden Charis eine Hand an, um ihr aufzuhelfen. Er würde gemeinsam mit ihr zurück ins Haus gehen, die Tpr verschließen und sie noch zum Schlafraum geleiten, ehe er sich selbst schlafen legen würde.

    Sim-Off:

    Gehen wir davon aus, dass dieser Thread nach den aktuellen Vorkommnissen spielt?


    Brix befand sich tatsächlich im atrium. Er zeigte einem hageren Maler gerade die Stellen der Wandbemalung, die Ausbesserung nötig hatten. Sie standen an einer Längsseite des Raumes und unterhielten sich leise. Dann fiel dem Germanen Aedan ins Auge, der ganz offensichtlich auf Brix wartete. Nach einigen letzten Worten ließ Brix den Maler allein und bewegte sich auf Aedan zu. "Na?" grüßte er gut aufgelegt, als er näher kam. "Was schaust du denn so aus der Wäsche?" Eigentlich sollte es ein Witz sein, was auch die zuckenden Mundwinkel des Germanen verdeutlichten, doch ob Aedan es auch so auffassen würde, war Brix natürlich nicht bekannt.

    Brix erwartete den ersten Schlag. Die Hände lagen locker an seinem Körper, er spannte seine Muskeln etwas an. Hier und dort waren hellere Striche auf seiner Haut zu sehen. Es blieb nicht aus, dass ein Germane Narben vorzuweisen hatte. Celerina nahm den Stock entgegen und trat hinter ihn. Brix wartete. Doch nichts geschah. Dann hörte er, wie die Gerte die Luft durchschnitt. Ein feines, hohes Zischen. Doch der Schlag, für den er sich gewappnet hatte, blieb aus. Fragend suchte sein Blick den Charis'. Brix sah nicht, was hinter ihm geschah. Er drehte ganz leicht den Kopf, eine Winzigkeit nur, doch auch aus den Augenwinkeln heraus konnte er nicht mehr erkennen als die Farbe ihres Kleides. Dann traf ihn doch ein Schlag. Er keuchte leise - nicht weil es ihn zu sehr schmerzte, sondern weil er sich vielmehr erschrocken und die Muskeln nicht angespannt hatte.


    Dann fiel der Stock klappernd schräg hinter ihm zu Boden, und gleichzeitig fiel Celerina. Brix hatte sich halb umgewandt, irritiert, fragend. Er sah zu Charis, zurück zu Celerina, zu der er sich dann mit äußerster Vorsicht beugte, um ihr eine Hand auf den Rücken zu legen. "domina? fragte er. Er konnte nicht verstehen, was hier gerade geschah. Vielleicht wusste Charis mehr. Erneut suchte Brix ihren Blick ratlos ob der Situation.

    Die Herrin war nicht eben begeistert, aber das war Brix von vornherein klar gewesen. Ihre Ankündigung barg eine Drohung, und gleich darauf erfuhr Brix, welche das war und was die Flavierin plante. Sie schickte Charis nach einer Gerte. Nun gut, also würde sie ihn schlagen und ihn vielleicht damit zu einer anderen Antwort bekehren wollen. Brix sah zu Charis. Er empfand das Verhalten der Flavia als unberechenbar. Sie ließ andere für ihre Verfehlungen bezahlen, und er hoffte in diesem Moment, dass Charis das durchschaute und entsprechend ohne Widerworte einfach handelte. Sie ging, und kurz streiften sich ihre Blicke. Dann war er mit der Furie allein.


    Brix wägte ab, ob es klug wäre, der Flavia ein paar Takte zu sagen. Er kniff die Augen zusammen. "Ich sprach nicht von Corvinus. Ich sprach von Siv. Die Loyalität meinem Herrn gegenüber bleibt unantastbar", klärte er sie schließlich auf. Kurz darauf trat Charis wieder ein. Brix warf einen Blick auf die Rute in ihrer Hand, sah dann Celerina wieder an. "Daran wird auch eine Züchtigung nichts ändern." Vielleicht würde es schmerzen, auch wenn er nicht so recht daran glaubte - war sie doch eine Frau. Er beugte sich ihrem Wunsch. Nichtsdestotrotz war sie seine Herrin, auch wenn er sich weniger denn je dazu verpflichtet fühlte, ihre Wünsche zu akzeptieren. Brix hätte ihr jeden erfüllt. Solange er nicht mit den Interessen seines dominus kollidierte. Er streifte sich die Kleidung vom Körper und kniete darauf nieder, den Oberkörper gerade aufgerichtet. Dann wartete er.

    Eines musste Brix der Flavia in jenem Moment zugestehen: Sie war verdammt gewitzt. Sie drehte die ganze Sache so, dass sich ein verunsicherter Sklave sicherlich sogleich besser gefühlt und zugesagt hätte. Brix indes blieb skeptisch. Ein Auge auf den Senator und Siv haben sollte er also. Mehr nicht. Mehr nicht? Brix fand, dass das Beobachten an sich kein Problem war. Er ging jedoch automatisch davon aus, dass er Celerina in regelmäßigen Abständen haarklein Bericht erstatten sollte. Warum sonst würde sie wollen, dass er seinen Herren hinterging und seine Freundin bespitzelte? So sehr Brix Celerinas Gedanken dazu auch verstand, so wenig verstand er, warum sie das überhaupt tat. Sicherlich sie war die Leidtragende, nur warum wollte sie sich nicht zumindest das Leid der Wissenden ersparen?


    Seine Brauen zuckten hinauf, als Celerina erst so richtig auf Touren kam. Er sah sie an und schwieg. "Wir nennen es Hels Reich, Herrin", erwiderte er schließlich und gab damit bekannt, dass er wusste, wovon sie sprach. Nun erwartete sie eine Antwort auf die Frage, und wenn er ehrlich war, so wusste Brix nicht, wie er sie fomulieren sollte. Er war seit jeher ein Mann gewesen, der seinen Prinzipien treu war. Auch wenn er Sklave war, hatte er stets danach gelebt, soweit dies im Rahmen der Sklaverei möglich war. So stand Brix nun dort, aufrecht vor Flavia Celerina, die Hände auf dem Rücken zusammengefasst und den Kopf erhoben und formulierte ernst und mit bedacht den folgenden Satz: "Ein Germane verrät keinen Freund."

    Offenbar fand Celerina es lustig, in einem Moment zu Tode betrübt zu sein und im nächsten himmelhoch zu jauchzen. Brix schrieb dieses Verhalten ihrer Verzweiflung zu, man sagte solchen Menschen schließlich oft nach, temporär nicht ganz zurechnungsfähig zu sein. Doch im nächsten Moment zweifelte er sogar das an, denn was Celerina dann sagte, ließ den Germanen zunächst unschlüssig und anschließend ungläubig schauen. Sie wollte allen Ernstes, dass er für sie nicht nur seinen Herren, sondern auch seine Freundin hinterging? Celerina erntete betretenen Schweigen. Selbst wenn er keine wichtige Position im Haushalt inne gehabt hätte, hätte er das nicht gemacht.


    "Du möchtest also, dass ich den Hausherren - meinen dominus und deinen Ehemann - für dich ausspioniere?" wiederholte Brix die Worte der Flavierin und sah sie fragend an. "Warum sollte ich das tun?" Das ergab doch alles keinen Sinn! Das musste sie dich selbst genauso sehen wie er! Brix wartete stirnrunzelnd darauf, dass Celerina ihm einen Grund nannte, aus dem er seinen Herren und Siv hintergehen sollte. Sie hatte doch nicht einmal ein Druckmittel - oder doch?

    Es lag an Brix' Wesen, dass er sich ruhig und besonnen gab. Er handelte so gut wie nie überstürzt oder hektisch. Auch wenn er ob Celerinas Ausbruch skeptisch war, ob sie ihn gleich angehen mochte oder nicht, blieb er stoisch stehen und betrachtete sie. Inzwischen tat sie ihm nur noch leid. Er versuchte, das Gefühl nicht allzu offensichtlich heraushängen zu lassen, und sein Bart half ihm dabei, den Gesichtsausdruck weitestgehend zu verbergen.


    "Das kann ich nicht beurteilen, domina", erwiderte Brix ohne mit der Wimper zu zucken auf ihre Frage hin, was sie erduldet und ertragen hatte. Ihre Drohung bezüglich seines Lebens nahm er nur teilweise ernst, denn das Gemüt der Flavia war erhitzt, ihre Worte sprudelten unbedacht, und letztendlich konnte sie nur bedingt über sein Schicksal entscheiden - auch wenn sie durch eine Lüge wohl ihr Recht bekommen würde, wie das bei Phraates geschehen war. Brix würde aufpassen müssen. In dieser Hinsicht duldete der Hausherr keinen noch so kleinen Fehler.


    Brix fasste die Hände auf dem Rücken zusammen und wartete, bis Celerina sich wieder gefangen hatte. Sie schien zu überlegen, dann stimmte sie ihm zu. Und schlussendlich brachte sie eine Bitte vor, die Brix in einen Zwiespalt trieb. Er sah sie nachdenklich an. "Inwiefern soll ich dir behilflich sein, domina?" Ihm schwante Böses. Sie glaubte doch nicht, dass er an Corvinus' statt....?

    Brix erwiderte lediglich ein Nicken. Er hätte auch gar nicht gewusst, was er noch dazu sagen sollte, von einer weiteren Zustimmung abgesehen. Obgleich er nicht wusste, wie er dahingehendes Getratsche überhaupt unterbinden sollte, wenn es aufkam. Nun, es würde sich zeigen.


    Die nächsten Momente beinhalteten eine wahre Flut an Gefühlen. Brix sah sich dem ein wenig hilflos gegenüber, hob erst irritiert die Brauen und sah sie dann mitleidig an. "Doch, das bist du sicherlich. Ich denke nicht, dass er dich sonst geheiratet hätte", bemerkte Brix in versöhnlichem Tonfall und zugeich verwirrt. Was wollte sie denn von ihm hören? Ihre Drohung ging in ein Schluchzen über. Brix fürchtete schon, Celerina würde einen Nervenzusammenbruch erleiden. Jeder im Haus wusste schließlich inzwischen auch von dem missglückten Opfer. Charis eilte zu Celerina, die sie jedoch zurückwies, und Brix blieb standhaft an seinem Fleck, ohne eine Ahnung, was nun kam. Erst als er Celerinas Worte hörte, blinzelte er. Hatte er sich da verhört? Die Flavia war sprunghafter als eine Heuschrecke!


    "Herrin", sagte Brix ergeben. "Ich bin nur ein Sklave, und sicherlich weichen meine Ansichten von denen eines römischen Senators ab. Aber vielleicht solltest du die Gründe nicht nur bei anderen suchen, sondern auch bei dir selbst? Wenn eure Götter sind wie unsere, dann sehen sie Ungerechtigkeiten und bestrafen sie." Damit spielte er direkt auf Praates an, ohne es zu sagen. Selbst einen Blick zu Charis hin vermied er. "Vergib mir, wenn ich offen spreche, Herrin. Ich habe den Eindruck, dass es dir sehr zu schaffen macht, kein Kind unter dem Herzen zu tragen. Ich glaube aber auch, dass es den Senator genauso zerfrisst wie dich." Auf die Frage nach der Treue antwortete Brix nur damit und nicht direkt.

    Nun war es an Brix, zunächst die Brauen und anschließend die Schultern zu heben. "Ich weiß es nicht, Herrin. Ich denke allerdings, dass es so ist." Brix kam mit den meisten gut aus, andererseits war sie, fand Brix, recht verschlossen, was sie selbst betraf. Er selbst hatte darüber nie ein Wort verloren, einerseits um seines Herren Willen, anderereits, weil ihm Siv etwas bedeutete. Sie war wie eine kleine Schwester für ihn. Umso unverständlicher war Celerinas Anweisung für Brix, und das tat sich auch in einem leicht verfinsterten Gesichtsausdruck kund. "Ja, domina Flavia", sagte er dennoch.


    "Sie ist hübsch", antwortete Brix nach der Drohung und hob ein wenig hilflos die Schultern. "Und sie ist gescheit. Ich weiß nicht, ob es das ist. Solche Fragen sind zu persönlich, als dass ich sie offen stellen würde. Ich kann nur mutmaßen." Brix war ehrlich. Aber wenn es nach ihm ginge, dann wären das die Gründe. Siv war nicht dumm und sie war hübsch. Vielleicht war es auch die sture Art, die ihr manchmal zu eigen war, die Corvinus zusagte. Vermutlich mochte er auch die hellen Haare. Brix wusste es nicht.

    Die Flavia sah nicht so aus, als würde diese Information sie begeistern. Nun, Brix konnte das durchaus nachvollziehen. Er blieb an Ort und Stelle stehen und wartete, bis sich die Gesichtszüge seiner Herrin wieder ein wenig gegättet hatten und sie noch einmal nachhakte. "Nein, Herrin. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf... Ich denke nicht, dass es im Interesse des Senators liegt, seine...Beziehung zu Siv publik zu machen." Eine andere Erklärung gab es nicht für Brix, außerdem hätte er vermutlich dasselbe getan, wäre er in dieser Situation gewesen. Die nächste Frage brachte Brix dann ein wenig aus dem Konzept. Ob er Zeuge gewesen war? "Nein, Herrin", sagte er. Es hatte viele Anzeichen gegeben, dass sie ihm nicht gleichgültig gewesen war, damals beim Beginn der Schwangerschaft, bei seiner Übernahme von Mathos Position, bei ihrer Flucht, die letztendliche Freilassung... Die Reihe ließ sich fortführen. Sicher hatte es Geschwätz gegeben, und doch hatte niemand laut Vermutungen geäußert. Oder war gar bei irgendetwas anwesend gewesen.


    Brix wurde es spätestens jetzt sehr unbehaglich zumute. Er runzelte die Stirn und ließ einen Moment verstreichen, bevor er antwortete. "Ich denke nicht, dass ich deine Frage zufriedenstellend beantworten kann, domina", erwiderte Brix vorsichtig. Er wollte Celerina nicht erzürnen, glaubte aber kaum, dass ihr die Antwort schmecken würde, die er ihr vielleicht dennoch gleich geben musste, weil sie darauf bestand. Brix rechnete fest damit, dass sie jeden Moment aufbrauste und eine Antwort verlangte.

    Brix überlegte, wägte ab. Und entschied sich dann dafür, weitestgehend ehrlich zu sein. Ihm selbst entstand daraus vermutlich kein Nachteil - zumal er genau genommen lediglich seine Aufgaben erledigt hatte - und wenn es um Siv ging, würde die Flavia vermutlich so oder so etwas finden. "Eine Weile, domina", erwiderte er daher ehrlich und zugleich unbestimmt. "Auch wenn es nie offen erwähnt wurde", fügte er nach einem kurzen Moment hinzu. Zumindest nicht von Corvinus. Siv war offen gewesen, aber ihn und Siv verband auch ein inniges Vertrausverhältis. Dennoch war keiner der beiden zu welcher Zeit auch immer damit offen umgegangen. Brix stand aufrecht und wartete darauf, dass die Flavia erneut ihre Wut ausließ.

    Brix hatte sich Zeit gelassen. Er hatte zunächst Siv in das Zimmer gebracht, in dem sie Finn geboren hatte, denn dieser Raum, der ehemals das kleinste der im Vergleich ohnehin schon kleineren drei Gästezimmer war, sollte fortan ihres sein. Es lag in dem Trakt des Hauses, der an die Räumlichkeiten der Sklaven und, im weiteren Verlauf, an die Küche grenzte und hatte leerstehende Zimmer, sowie die Räumlichkeiten des Aurelius Lupus in direkter Nachbarschaft. Brix hoffte, dass der Kleine mit seinem Geschrei Lupus nicht belästigen würde, denn sonst gab es wohl ein Problem, das letztlich Brix würde lösen müssen.


    Im Anschluss daran hatte er sich gemeinsam mit Aedan um einen Fensterriegel gekümmert, der sich nicht mehr schieben ließ. Nach einem kurzen Besuch in der Küche bei Niki hatte er selbige mit einem schrumpeligen Winterapfel in den Händen wieder verlassen und sich beim Kauen resignierend eingestanden, dass es nichts brachte, wenn er sich vor dem Gespräch mit Celerina drückte. Deswegen setzte sich der Germane auch in Bewegung zu ihr, während er den Apfelbutzen zerkaute und hinunterschluckte und schließlich an die Tür zu Celerinas Gemächern klopfte. Selbstverständlich wartete er die Aufforderung ab, eintreten zu dürfen, und kam ihr erst dann nach. Brix verschloss sorgfätig die Tür hinter sich und blieb dann stehen, wo er war. "Du wolltest mich sehen, domina?" sagte er überflüssigerweise, wie er dort stand.

    Brix warf einen Blick zu Siv hin, die ihren Kleinen beruhigte, konzentrierte sich dann jedoch wieder auf die Hausherrin. Deswegen sah er Sivs Vormarsch erst, als sie an ihm vorbei schritt und ohne mit der Wimper zu zucken vorbei an Celerina, die in jenem Moment sich selbst in Bewegung setzte, um Siv eine weitere Drohung entgegenzuschleudern. Brix befand sich da ein wenig im Zwiespalt. Einerseits fand er Celerinas Verhalten logisch und doch übertrieben, andererseits wollte er Siv deswegen in Schutz nehmen und zugleich auch nicht. Die Unschlüssigkeit hielt ihn unbeweglich an Ort und Stelle, bis Siv nicht mehr zu sehen war und er sich wieder ein Stück weit entspannen konnte. Doch da fixierte Celerina ihn, Brix, und gebot ihm, sie im Laufe des Tages aufzusuchen. Brix hätte am liebsten mit den Augen gerollt, doch dies war die Hausherrin, und ihm oblag es nicht, sie zu kritisieren und dies auch zu zeigen. So erwiderte er lediglich ein "Ja, Herrin." und fragte sich, was sie sich nun wieder ausgedacht hatte. Anschließend rauschte sie davon, und Brix blieb noch kurz neben dem Wasserbecken stehen, nachdenklich die sich kräuselnde Oberfläche betrachtend, ehe er sich nach diesem unliebsamen Zwischenfall wieder in Bewegung setzte und Siv suchen ging, die er in der Küche fand.


    ~ finis ~

    Brix machte zunächst große Augen, schmunzelte dann und lachte schließlich leise. "Immer mit der Ruhe. Es wird erst Ende der Woche wieder jemand nach Sardinien geschickt werden mit Korrespondenz. Du hast also noch gute drei Tage Zeit. Hast du genügend Schreibmaterial?" Brix ging davon aus, dass es ein langer, laaaanger Brief werden würde. Er sah Charis von der Seite her an und für einen Moment war die Trübsal vergessen.


    "Gern", antwortete er ihr nur. Er bot das allen an, und wer mochte, konnte das Angebot wahrnehmen. Es lag in seinem Wesen, mit allen gut auskommen zu wollen. Bei vielen klappte das, bei manchen nicht. "Etwas besser?" fragte er Charis kurz darauf und stieß sie sanft mit dem Ellbogen gegen den Oberarm.

    Celerina schnappte eine Antwort und Brix wusste nicht recht, was sie nun erwartete. Zu erwidern gab es nichts, auch nicht als Reaktion auf den Hass, der förmlich greifbar in der Luft zwischen ihnen hing. Brix sah Celerina offen an. Demut heuchelte er nicht, das war hier fehl am Platze und entsprach auch nicht seinem Wesen oder dem, was die meisten Herrschaften hier wünschten. Respekt, ja, den hatte er, wenn auch eher vor Celerinas Position innerhalb des Haushaltes als vor ihr selbst, doch wusste sie das nicht. Und so überlegte er, ob er und Siv es sich leisten konnten, an der Hausherrin vorbeizugehen, oder ob sie besser hier warteten, bis sie entlassen waren. Denn Brix glaubte nicht, dass Celerina schon fertig war, auch wenn von Siv klugerweise keine Reaktion kam.


    Bis auf das Knerbeln, das in diesem Moment einsetzte.

    Sim-Off:

    Ist doch nicht nötig, das lassen wir einfach auslaufen jetzt.


    Brix grinste immer noch. Niki war eine hervorragende Köchin, aber sie bemutterte auch hervorragend. Manchen gefiel das, manchen nicht. Beide sahen sie zu, wie Aedan aß, auch wenn Niki dabei etwas schälte und hantierte und Brix nur zuschaute und sonst nichts tat. "Ich denke auch", sagte er und ging davon aus, dass sie ihn nach ihrem Bad zu sich rufen würde, nichts ahnend, dass sie es währenddessen tun würde und nicht danach. "Halten? An mich? Wie meinst du das? In erster Linie solltest du dich an deine domina halten. Und wenn du Ärger hast oder etwas auf dem Herzen, dann kannst du mich gerne fragen." Brix lächelte. Ein paar Tage später, nach der Zusammenkunft, würden sie zusammen einen Baum schneiden, doch das wussten sie bisher nicht. "Komm", sagte Brix. "Ich zeige dir erstmal ein wenig das Haus." Und damit zwinkerte er Niki zu und ging mit Aedan aus der Küche, um genau das zu tun.

    Schweigend sah Charis hinauf zu den Sternen, schweigend dachte Brix über ihre Worte nach. Zu einem Ergebnis kam er nicht, dafür unterbrach Charis sowohl die Stille als auch seine Gedanken, indem sie zusagte, etwas schreiben zu wollen. Brix vergaß ob dessen nicht ihre Bemerkung, bemerkte jedoch, dass sie kaum weiter darüber sprechen wollte und beließ es dabei. Er nickte nur und fragte sich, ob das vage Lächeln auf ihren Zügen ein echtes war oder ein gestelltes, das ihn beruhigen sollte. Ob es ihm gefiel oder nicht, er würde zukünftig verstärkt ein Auge auf Charis werfen müssen, um sie gegebenenfalls von Dummheiten abzuhalten. Diese Erkenntnis machte ihn nicht unbedingt froh, doch erschien sie ihm notwendig.


    "Das kannst du gern machen. Gib ihn einfach dem Boten mit oder mir, ich leite ihn dann weiter", erwiderte er. "Und wenn du irgendetwas hast, komm ruhig zu mir. Ich werde tun, was ich kann." Das war zwar nicht viel, aber immerhin einiges mehr als andere tun konnten.

    Wenn eines klar war, dann der Umstand, dass Celerina Siv nicht unbedingt freundlich oder gar wohlwollend entgegen treten würde, da sie offensichtlich Bescheid wusste. Auch Brix war sich nicht ganz im Klaren darüber, warum der Senator seiner Frau von Siv erzählt hatte. Vermutlich war es einem reineren Gewissen dienlich, wenngleich es die ganze Situation doch erschweren würde. Es war zwar nicht eindeutig, welche Absicht hinter den harschen Worten der Flavia steckte, doch mussten sie Siv doch verunsichern. Zumindest sah Brix das so. Und sie griff ihn gleichermaßen an, was zu einer Veränderung in Brix' haltung führte. Er hob den Kopf ein wenig an, verbannte die Überraschung von seinem Gesicht, trat einen Schiritt vor und betrachtete die Flavierin ruhig. "Ja. Ich erledige, was mir aufgetragen wird, domina", erwiderte er ebenso ruhig. Ganz allmählich beschlich ihn das Gefühl, besonders aufmerksam sein zu müssen in Gegenwart der Flavierin. Auf ihre Weise ähnelte sie Tiberia Septima, auch wenn Celerina ungleich geschliffener war und nicht nur Macht beanspruchte, sondern tatsächlich besaß.