Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Auch, wenn sein Gegenüber knurrig war, der Bote war dennoch fröhlich. “Salve, mein Herr, der edle Aedilis Curulis Aurelius Lupus, schickt mich. Ich soll dem edlen Aedilicus Flavius Scato und dem edlen Consular Flavius Gracchus dieses Schriftstück* überbringen. Es enthält eine vorläufige Fassung seines Vorschlages zur Neugestaltung der Lex Mercatus. Mein Herr bittet deine Herren diesbezüglich um ihre Expertise und wäre erfreut, diese im Zuge einer kleinen Cena zu hören, wenn es deinen Herren gelegen kommt. Ich kann eine Antwort gleich mitnehmen, ansonsten wartet mein Herr auch freudig auf einen Boten.“
    Sprachs und reichte eine Papyrus-Rolle an.


    Sim-Off:

    *Da die Neufassung 4 Seiten und 22 Paragraphen umfasst und daher im [brief]-Format sehr anstrengend zu lesen ist, sagt mir, ob ihr es lieber als PN oder als .pdf oder – falls ihr mir eure Mailadressen anvertraut – als .odt haben möchtet. :D

    Dass Iulius Dives an einigen Stellen Verbesserungsvorschläge hatte, damit hatte Sextus schon fest gerechnet. Eben das war ja der Grund, weshalb er ihn vor der Senatsdebatte befragte. Daher nahm er dem Iulier weder seine Wortwahl, noch seine Anmerkungen irgendwie übel und begrüßte die Möglichkeit, eine korrigierte Version zu erhalten, ausdrücklich. “Selbstverständlich, Iulius. Es wäre mir, wie schon erwähnt, eine ausgesprochene Hilfe, eine zweite Meinung bezüglich Wortwahl und Syntax zu erhalten. Immerhin soll der Gesetzestext am Schluss einer möglichst breiten Masse an Senatoren zusagen.“ Zumindest sechzig Prozent. Dass Sextus alle Senatoren überzeugen könnte, war unwahrscheinlich, einige würden schon allein deshalb Fundamentalopposition betreiben, weil er diese Gesetzesvorlage einbrachte. Aber zumindest sechzig Prozent, die wollte er überzeugen.
    Auch bezüglich des Gesetzeskommentars nickte Sextus. “In der Tat, sollte mein Vorschlag Anklang in der Senatorenschaft finden, wäre ein Kommentar hilfreich, auch die letzten Fragen bezüglich Betrieben auszuräumen. Wenn in einem solchen Kommentar genau benannt wird, welche Betriebe damit für welchen Stand zulässig sind und welche nicht, kann dies nur hilfreich sein, Irrtümer auszuschließen.“


    Als dann der Iulius einen eigenen Vorschlag machte, wie man die Sachlage für Städte und Gemeinden am elegantesten Lösen konnte, musste Sextus selbst kurz überlegen. Die Provinzen mit einzubeziehen war ihm selbst nicht in den Sinn gekommen, aber letztlich war dies gar keine dumme Idee. Insbesondere hatte Iulius Dives recht, dass es ein heilloses Durcheinander darstellte, dass Städte Betriebe erben konnten, die fern ab in gänzlich anderen Provinzen lagen und mit denen zu produzieren damit zeitnah nie und nimmer möglich wäre. Nach einer kurzen Denkpause folgte also auch hier ein Nicken.
    “Ich gebe dir recht. Die Frage der ortsfremden Betriebe hatte ich gar nicht bedacht, aber jetzt, wo du es erwähnst, ist diese Situation wirklich suboptimal, um es einmal freundlich auszudrücken. Die Provinzen oder die Kanzlei daher mit einzubeziehen, erscheint der richtige Weg. Vielleicht wäre es auch hilfreich, den Städten hier explizit noch einmal die Möglichkeit vor Augen zu führen, Betriebe in fremden Gefilden zu veräußern.
    So du hier also einen Vorschlag hast, fühle dich frei, ihn zu formulieren. Es wäre mir wie bereits gesagt eine wirklich große Hilfe, und entgegen meinem Ruf bin ich, was das angeht, nicht eitel veranlagt. Solange das große Ziel dadurch gelingt, bin ich für Vorschläge explizit offen.“
    Insbesondere, wenn diese wirklich sinnvoll waren und nicht nur wieder neue Lücken zum persönlichen Vorteil in eine Lex reißen wollten, wie sonst so häufig.

    Wütend funkelte der Löwe seine entgangene Beute an und einen Augenblick lang schien es, als wolle er ihm gleich nachsetzen. Doch dann bemerkte die Raubkatze die sehr viel einfachere Beute, die sich langsam davonschleppte und dabei eine Blutspur im Sand hinterließ. Der Löwe warf noch einen Blick auf den unverletzten Jäger, und wandte sich dann dem Verletzten zu. Mit schnellen Schritten trottete er zu dem blutenden Mann, die Lefzen weit zurückgezogen. Nur ein Biss, und die blutende Gestalt wäre aus dem Spiel genommen.


    Der unverletzte Jäger erkannte die Gestalt und rannte laut rufend hinter dem Löwen her, als dieser schon zum Spurt ansetzte. Doch der Löwe war schneller als der Mensch hinter ihm und sprang auf den verletzten Jäger, der verzweifelt aufschrie und sich mit seinem Messer zu wehren versuchte. Das Gebiss des Löwen vergrub sich tief in der Schulter des Menschen, was zu einem gewaltigen Aufschrei führte. Mit einem nicht minder großen Aufschrei warf sich der zweite Jäger auf den Rücken des Löwen, als wolle er die Raubkatze reiten. Mit einer Hand verkrallte er sich in der Mähne, während er mit der anderen Hand wieder und wieder auf das große Tier einstach.

    Sehr schön!
    Nachdem das geklärt war, bestand der Vormittag zwar auch, aber nicht ausschließlich aus dem Finden weiterer Formulierungen und kleinerer Debatten darüber. Insgesamt erachtete Sextus die Zusammenarbeit mit dem jungen Valerius als äußerst fruchtbar. Fruchtbarer, als er zu Beginn angenommen hatte.


    Doch später kamen auch andere Dinge wieder zum Tragen. Man konnte sich ja nicht ausschließlich nur mit einer einzigen Sache beschäftigen, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. “Haben sich die Curatoren wegen dem Zustand der Straßen und der Wasserwege schon gemeldet?“ fragte Sextus also, ein altes Thema aufgreifend. In dem Stapel an Wachstafeln und Briefen, die man so als amtierender Aedil jeden Tag bekam, war ihm nichts aufgefallen, aber vielleicht hatte sein Tiro bei seiner Durchsicht ja etwas entdeckt.

    Der Sklave lächelte freundlich und reichte dem Ianitor eine Papyrusrolle an.
    “Mein Herr, der Aedilis Curulis Sextus Aurelius Lupus, schickt mich. Er möchte dem Senator diesen Gesetzesvorschlag zur Durchsicht überreichen und bittet ihn um seine Expertise. Ebenso lässt er anfragen, wann der edle Consular Purgitius Macer Zeit hätte für eine kleine Cena, um seine Meinung zu dem Gesetzesentwurf zu erörtern. Sollte dein Herr zugegen sein und gleich antworten wollen, kann ich die Antwort gleich mit zurückbringen. Ansonsten wartet mein Herr gerne auf einen Boten deines Herrn.“

    Ein Bote klopfte an der Tür der Domus Purgitia an. Auch wenn es ein Sklave war, sah man ihm die Zugehörigkeit zu einem der nobleren Häuser Roms schon an der Garderobe an. Leicht mit den Füßen wippend wartete er also, bis ihm aufgemacht wurde, damit er seinen Auftrag erfüllen konnte.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato


    "Nun, ich appelliere an dein Erinnerungsvermögen, auf das wir später noch einmal die Möglichkeit erhalten." merkte Scato an, beließ es aber dann dabei, schließlich hatte der Aurelier schon zu verstehen gegeben, dass er sich eine weitere Ausführung in diesem Rahmen nicht so wirklich vorstellen konnte, und Scato hatte natürlich nicht vor, darauf zu beharren.


    “Auf dieses kannst du dich verlassen, Flavius Scato. Sollte sich heute keine Gelegenheit ergeben, dann morgen beim Übergeben der Geschenke.“ Die gab es traditionsgemäß ja immer erst beim Empfang durch die Braut am Tag nach der Hochzeit, wo sie das erste Mal als Domina auftreten konnte.
    Bevor Sextus nun aber alles vollklebte mit seinem Blut, verabschiedete er sich und ging eben einmal nach draußen, um sich zu waschen und umzuziehen. Den großen Duccius, der dabei auf das Brautpaar zusteuerte, bemerkte er nur am Rande, ebenso wie er es nur bei einem kurzen Nicken in Richtung seiner Cousine und ihres Mannes vorerst beließ, um anzuzeigen, dass er sie gesehen hatte. Erst frisch umgezogen wollte er die Gelegenheit nutzen und mit Gracchus ein längeres Gespräch führen. Im Vorbeigehen verteilte er noch hier und dort Fruchtbarkeitssegen an interessierte Damen. Was das anging, war Sextus durchaus generös, und glückliche Damen bei einem Fest waren für alle anwesenden Männer ein Segen.


    Sim-Off:

    Falls also eine der Damen ein bisschen Opferblut auf der Wange haben will und sich damit einen original römischen Zauber abholen will, könnt ihr das gerne aufgreifen.

    Natürlich war Sextus vorab an der Meinung des Iulius gelegen. Vorab war es sehr viel einfacher, sich mit diesem zu einigen und Passagen dann einfach umzuschreiben, als während einer Senatssitzung die eigene Rechtschreibung kritisieren zu lassen vor sämtlichen anderen Senatoren, die das nur zum Anlass nehmen würden, ihrerseits an jeder einzelnen Formulierung herumzumäkeln. Aber natürlich sprach Sextus diese sehr pragmatische Wahrheit gegenüber dem jungen Mann nicht aus. Wenn sich dieser durch die Nachfrage geschmeichelt fühlte, war das für Sextus immerhin umso besser.
    “Ja, Flavius Scato war hierbei leider nicht energisch genug, wenngleich er einige gute Ideen hatte. Teile der damaligen Senatsdebatte habe ich ebenfalls einfließen lassen, denn in der Tat erachte ich eine Neuordnung der Spendenfrage durchaus als sinnvoll“, gab Sextus so zunächst Iulius Dives recht, ohne den Flavier, der ja ebenfalls sein Verbündeter war, ihr allzu schlechtes Licht zu rücken. Mit ein wenig mehr Elan hätte Flavius Scato sicherlich einiges bewerkstelligen können, und warum er es nicht einfach getan hatte, blieb Sextus ein Rätsel. Aber gut, des einen Leid war des anderen Freud. In diesem Fall: Sextus' Freud.
    “Allgemein geht es mir vor allen Dingen um eine eindeutigere Fassung der bisherigen Gesetze, sowie um das Schließen einiger Lücken. So hatte unser Gesetz bislang noch keine eindeutige Regelung bezüglich Eigentum und Besitz, was ich als eklatanten Mangel empfinde. Auch das Vertragsrecht kommt etwas zu kurz, da nur der Kaufvertrag bislang benannt und beleuchtet ist. Die momentane Regelung bezüglich der Betriebsführung erachte ich – entschuldige die Wortwahl – als schlechten Witz, da dieser Paragraph so schwammig formuliert ist, dass einige Senatoren sogar Gewürzhändler als landwirtschaftliche Betriebe verkaufen und man ihnen dies nicht verwehren kann.“
    Sextus griff in die Falten seiner Toga und holte aus diesem allseits beliebten Versteck eine Schriftrolle heraus. “Ich habe auch eine erste Abschrift dabei.“ Sextus hatte sogar noch eine zweite Abschrift eben dort in dieser Falte, da er durchaus der Hoffnung gewesen war, heute entweder Iulius Dives, Flavius Scato oder Purgitius Macer vor dem Senat zu einem kurzen Plausch zu erwischen und ihnen bei dieser Gelegenheit eben solch ein Schriftstück zu übergeben. Und als vorbereiteter Mann hatte man immer ein Exemplar mehr dabei, falls das andere verloren ging oder man das Glück hatte, gleich zwei Senatoren zu treffen.
    Sextus reichte den Papyrus an Iulius Dives weiter. “Die Formulierungen sind noch nicht final, und auch die Reihenfolge ist wohl noch verbesserungsfähig. Auch bin ich selbstverständlich für Ergänzungsvorschläge offen. Aber um dir einen ersten Einblick zu gewähren, ist das Schriftstück wohl allemal geeignet.“

    Sextus lauschte den leisen Worten und nickte lächelnd dazu. “Gerne. Wobei ich fürchte, dass du als Bräutigam heute sehr eingespannt sein wirst, um allen deinen Gästen gerecht zu werden und es wahrscheinlich kaum Gelegenheit geben wird für einen ausführlichen Plausch über die Zeichen. Falls es sich aber doch ergibt, dann selbstverständlich gerne.“
    Sextus war selbst jetzt zum zweiten Mal verheiratet – wenngleich seine Frau nicht in Rom weilte und wohl auch noch einige Jahre nicht in Rom weilen würde. Momentan war das Mädchen fünfzehn, und Sextus wollte sie erst in seiner Nähe wissen, wenn ihr Brüste gewachsen waren. Dennoch wusste er, wie wenig Zeit einem Mann bei so einer Festivität blieb, und erst recht, wie wenig man Gelegenheit für verschwiegene Vier-Augen-Gespräche man hatte. Allerdings wären die Flavier auch nicht die Flavier, wenn sie einen nicht dann und wann überraschen würden.


    Und damit hatte dann wohl auch der geselligere Teil des Abends begonnen, denn Flavius Scato fragte etwas lauter nun auch nach den anderen Familienmitgliedern. “Ah, ja, meine Nichte Corvina begleitet mich.“ Mit diesen Worten wandte er sich nach dem Mädchen auch um und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie näherkommen und das Brautpaar beglückwünschen konnte. Als sie da war, strich er ihr einmal sanft mit einem noch blutigen Finger ein Stück über die Wange. “Für das Glück“ sagte er dabei nur kurz. Es war allgemein bekannt, dass das Blut von Opfertieren eine besondere, magische Wirkung hatte. Ein so glückverheißendes Tier wie dieses Schaf hier musste also ebenso Glück, Wohlstand und Fruchtbarkeit in seinem Blut tragen, so dass so eine kleine Berührung eine weit verbreitete Geste war. In ein paar Jahrhunderten würde man wohl ähnliches dem Ruß von Schornsteinen nachsagen. Kurz suchte Sextus Blickkontakt mit der Braut, ob ihr das vorausgesagte Glück genügte, oder ob sie ebenfalls mit ein wenig Blut auf ihrer Wange lieber sichergehen wollte. Bräute waren da teilweise unberechenbar, da wollte Sextus nicht ungefragt übergriffig sein.
    “Meine Cousinen wollten, soweit ich weiß, auch noch kommen. Aber mag sein, dass sie sich verspäten“, entschuldigte Sextus sogleich die anderen Familienmitglieder unter seinem Dach. “Aber, wenn ihr mich kurz entschuldigen wollt, werde ich mich kurz umziehen, bevor das Blut noch vollständig an mit trocknet.“

    Zwar war sich Sextus ganz und gar nicht sicher, eine solche Entschuldigung jemals erhalten zu haben – und eigentlich hatte er diesbezüglich ein gutes Gedächtnis – aber das war jetzt vollkommen unwichtig. Im Grunde trat er gerade als Bittsteller auf – eine Rolle, die ihm zutiefst mißfiel. Und als Bittender hatte man noch höflicher zu sein, als ohnehin schon, und auch weit generöser.
    “Mach dir hierüber keine Sorgen, Iulius. Jeder von uns kennt korrelierende Termine und unbeeinflussbare Umstände, ich als Haruspex sogar wahrscheinlich besser, als andere“, beschied er also eingangs großzügig abwinkend. “Und in der Tat ging es damals auch um meine anstehende Kandidatur und den Plänen, die ich diesbezüglich hegte. Ich weiß nicht, inwiefern du schon informiert bist seit deiner Rückkehr, aber ich habe mir vorgenommen, die Lex Mercatus von Grund auf zu reformieren und klarer zu gestalten. Ich hatte damals schon gehofft und hoffe noch immer, dass ich dich hierbei auch um deine Expertise bitten kann. Immerhin verabschiedet sich kein Gesetz von alleine, und mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich meine Ideen und Pläne soweit in Worte gefasst habe, um sie dem ein oder anderen auch präsentieren zu können.“

    Wie es zu dem Aufstand hatte kommen können, verstand auch Sextus nach wie vor nicht wirklich. Allerdings waren die Menschen seiner Erfahrung nach auch größtenteils schlichtweg dumm, so dass es im Bereich des Möglichen war, dass ihnen die eigene Versorgung mit Nahrung, Kleidung und Unterkunft nicht gut genug war und sie lieber für nichts und wieder nichts starben.
    “Es soll Völker geben, die noch Menschenopfer vollziehen. Aber offensichtlich sind einige Individuen zu dumm, um ein Geschenk zu erkennen, wenn man es ihnen macht“, zuckte Sextus mit den Schultern. Es war gekommen, wie es gekommen war. Vielleicht konnte man dem Chaos nicht mit Logik begegnen, aber mehr, als es zu versuchen, konnte man auch nicht.


    Lieber widmete sich Sextus der zweiten Bemerkung seines Tiros und nahm hierzu besagte Tafel in die Hand. “In der Tat, hierzu habe ich noch nichts gesagt.“ Er legte die Tafel vor sich und sah seinen Tiro wohlwollend an. “Eine gute Arbeit. Wirklich. Noch nicht ganz ausgereift und an einigen Stellen verbesserungsfähig, aber für einen ersten Versuch mehr als ordentlich. Ich hätte nicht gedacht, dass die Lösung der Frage der Verträge auch so einfach formuliert werden kann, um ehrlich zu sein. Aber du hast eine sehr gute Grundlage erschaffen“, sparte Sextus zunächst einmal nicht mit Lob. Für jemanden, der sich wohl noch nie mit der Erstellung eines Gesetzes befasst hatte, hatte der Valerius seine Arbeit wirklich hervorragend gemacht. Da ging es jetzt nur um Feinheiten.
    “An einigen Stellen würde ich allerdings etwas anders vorgehen. So hast du gewisse Phrasen, die sich in jedem Teil wiederholen. Wie war das... ah, ohne Irrtum oder Krankheit im Geiste.
    Anstatt dies nun also für jeden Vertrag wieder und wieder zur Bedingung zu machen, wäre es einfacher, zuerst die Dinge in einem Absatz vorneweg zu schicken, die für alle Verträge gleichermaßen gelten, und erst danach die einzelnen Verträge zu beleuchten und ihre Besonderheiten aufzulisten. So könnte man vorneweg allgemein über Verträge sagen, dass nur erwachsene und geistig gesunde Personen diese abschließen können. Ebenso gilt für alle Verträge, dass beide Parteien sich über den Inhalt des Vertrages einig sein müssen. Zu guter Letzt bringst du den Irrtum ins Spiel, da wäre eine kleine Definition, was ein Irrtum ist, ebenfalls hilfreich.


    Wenn man das alles vorneweg schickt, ist das, was von deinen Formulierungen übrig bleibt, vielleicht etwas kurz. Daher können sich die einzelnen Paragraphen etwas genauer mit dem befassen, was diese Verträge ausmacht und von anderen Verträgen unterscheidet. Beispielsweise beim Werkvertrag, dort könnte man gleich anfügen, dass der Ersteller auch Abschläge verlangen kann. Oder dass der Abnehmer des Werkes es nicht abnehmen muss, wenn es nicht seinen Spezifikationen entsprach.
    Du verstehst? Einfach ein wenig.... weiter denken, was bei diesen Verträgen üblicherweise so alles passiert und wo die größten Reibungspunkte sind.


    Aber mit deiner Erlaubnis würde ich gerne Teile deines Werkes der Gesetzesreform hinzufügen.“

    Nach einer für Sextus' Dafürhalten sehr unergiebigen Senatssitzung betrat der Aurelier den Vorplatz der Curia Iulia mit einem Anflug von Kopfschmerz. Vielleicht hätte er mit seiner Amtszeit noch ein Jahr warten sollen, um so diesem Consul aus dem Weg zu gehen und damit in Ruhe sein Amt ausfüllen zu können. Nur hatte er es vor einem Jahr ja nicht wissen können, als er seine Kandidatur verkündet hatte. Und es war müsig, darüber zu spekulieren, was alles hätte sein können, wenn nur diese oder jene Entscheidung anders getroffen worden wäre, als sie nun mal getroffen worden war.
    Sextus atmete also einmal tief durch und ließ den frühlingshaften Sonnenschein den Kopfschmerz vertreiben. Er blickte sich einmal um und entdeckte im Strom der anderen Senatoren auch das Gesicht eines Senators, der eine längere Zeit abwesend gewesen war. Sextus kannte den Grund für diese Abwesenheit nicht und war auch nicht neugierig genug, danach zu fragen. Nichts desto trotz war durch seine Wiederkehr jetzt eine günstige Gelegenheit, zu besprechen, was Sextus eigentlich durch eine frühere Einladung schon besprochen haben wollte.
    “Senator Iulius!“ rief er ihm also grüßend zu und trat dann zu dem Mann hinüber. “Darf ich dich um einen Augenblick deiner Zeit bitten?“

    Wenn Sextus so grob die Stimmungslage des Senates bestimmen wollte und das Gemurmel in den Reihen richtig deutete, war er sich sehr sicher, dass der Claudier mit diesem Gesetz nie und nimmer die nötigen sechzig Prozent zur Ratifizierung erreichen würde. Alles andere hätte ihn allerdings bei dieser Vorlage auch gewundert. Daher war jetzt die Frage, was dem Claudier wichtiger war: Ein Gesetz über die Wagenrennen zu schaffen, oder aber seine Forderung nach einer Sperre für ihm unliebsame Fahrer durchzudrücken. Denn nach nichts anderem klang für Sextus genau dieser Paragraph, da konnte der Claudius noch so sehr dagegen reden.


    Consular Purgitius mühte sich sichtbar um diplomatische Worte und griff damit einiges bereits erwähnte noch einmal auf. Sextus war sich sicher, dass er sagen könnte, was er wollte, und der Claudius würde es als Angriff auffassen, weshalb er gar nicht erst allzu sehr um Formulierungen rang. Diese Mühe wäre ohnehin vergebens.
    “Consular Purgitius fasst es sehr gut zusammen, und ich möchte noch weitere Punkte zu bedenken geben. Eine Regelung bezüglich einer Sperre würde nicht nur in die Freiheit unbeteiligter Dritter eingreifen, Verträge abzuschließen mit wem auch immer sie wollen. Gäbe es nur den Senat als einzigen Ausrichter von Spielen, könnte solch eine Regelung ja noch eine Berechtigung haben. Aber jeder Bürger und selbst jeder Peregrine im ganzen Reich kann Wagenrennen ausrichten, so er sie sich leisten kann, zu welchem Zweck er sie auch immer ausrichten möchte. Ich sehe nach wie vor keine Berechtigung, diesen Tausenden die Rechte zu beschneiden, die sie nach rechtsstaatlichen Prinzipien haben.
    Zudem bin ich der festen Überzeugung, dass diese Regelung im Endeffekt nur dazu führen wird, dass Ausrichter von Wagenrennen mit der Durchführung ihrer Rennen warten werden, bis irgendjemand anderes die unliebsame Aufgabe übernommen haben wird, solch kindische Strafen auszulöschen und damit die Vertragsfreiheit wieder herzustellen. Der Senat ist da, um Gesetze zu erlassen, nicht, um das Volk zu erziehen!



    Und da du meine Erfahrung anzweifelst: Ich selbst habe bereits zwei Mal Wagenrennen veranstaltet, zu den Totenfeiern von Tiberius Durus und denen von Cornelius Palma. Die letzteren im Auftrages des Senats unter der Hilfe von Senator Iulius, der, soweit ich mich recht erinnere, damals noch Quaestor war. Daneben noch mehrfach Tierhetzen und Gladiatorenspiele. Hättest du dich zu Beginn des Amtsjahres nicht so dagegen verwehrt, hätte ich auch zu den Equirria Wagenrennen terminiert. Ich denke, meine Erfahrungswerte im Bereich von öffentlichen Großveranstaltungen sollte damit außer Zweifel stehen. Ich bezweifle, dass es in diesen Reihen viele Senatoren geben wird, die mehr vorzuweisen haben.
    Und bei keiner dieser Veranstaltungen habe ich auch nur annähernd solchen Aufruhr heraufbeschworen, wie du, werter Claudius. Allerdings mag dies vornehmlich daran gelegen haben, dass ich mich an die geltenden Gebräuche gehalten habe und nicht versucht habe, das Rad zwangsweise neu zu erfinden. Und auch hatte ich kein Problem damit, grundsätzlich im Vorfeld bekannt zu geben, wie der Rennmodus aussähe.“
    In Sextus Augen waren sämtliche Probleme, die der Consul mit seinen Wagenrennen erfahren hatte, schlicht und ergreifend selbst verschuldet. Was hatte der Mann erwartet? Dass er wie ein Gott über den Rennsport herrschen konnte, nur weil er zu einem Rennen einlud? Nein, ein Vertrag galt immer beidseitig, und wenn eine Seite den abänderte und plötzlich andere Fahrer starten lassen wollte, als ursprünglich vorgesehen, musste die Gegenseite erst zustimmen. So einfach war das.


    “Zum weiteren hat Consular Purgitius schon passende Worte gefunden. Ein Gesetz über Wagenrennen sollte für eben jene Transparenz schaffen, und hierfür ist die Bekanntgabe der Rennmodi und der startenden Fahrer vor Rennbeginn unabdingbar.“

    Es gab einige Dinge, die Sextus an dem eingebrachten Entwurf auszusetzen hatte. Angefangen bei der einfachen Tatsache, dass dieser Entwurf in den Raum gestellt wurde, noch ehe die eigentliche Debatte darüber vollumfänglich abgeschlossen war, bis hin zu etlichen Formulierungen, die jeglichem vertragsrechtlichen Grundsatz einfach nur widersprachen.
    Daher erhob auch Sextus gleichsam seine Stimme, nachdem Iulius Dives mit seinem berechtigten Einwand geendet hatte.
    “Ergänzend zu den Einwänden von Senator Iulius möchte ich ebenfalls noch einmal ausdrücklich betonen, dass die Sperre einer Factio zu einem Rennen sämtlichen Gebräuchen zur Vertragsfreiheit krass widerspricht. Es bleibt doch bitteschön jedem selbst überlassen, mit wem er einen Vertrag eingehen will und mit wem nicht. Und wenn ein Veranstalter eine Factio zu einem Rennen einladen will, dann hat er dazu das Recht, ganz gleich, wie diese Factio sich einem anderen Veranstalter auch benommen haben mag. Wenn er sich dazu entscheidet, dennoch mit ihr einen Vertrag einzugehen, dann kann er das machen. Ein Gesetz zu beschließen, die ihm dieses Recht verwehrt, wäre gegen die guten Sitten und entbehrt jeglicher Grundlage.


    Dazu möchte ich anmerken, dass in diesem Entwurf einige Punkte enthalten sind, die für die Durchführung von Wagenrennen schlicht irrelevant sind. Alles, was vor dem Vertragsschluss geschieht, ist schlicht und ergreifend den beiden Vertragsparteien zu überlassen. Daher bedarf es weder einer Regelung, ob ein Gegenangebot durch eine Factio zulässig ist oder nicht, noch dem Beharren auf einer Annahmefrist. Zum einen ist bei jedem Vertrag selbstverständlich jeder Vertragspartei freigestellt, ein eigenes Gegenangebot zu unterbreiten. Ja, die gegenwärtigen Gebräuche sind sogar explizit dergestalt, dass die Factiones nach Erhalt eines Angebotes zu einem Wagenrennen dem möglichen Veranstalter vermelden, ob sie ein Startgeld verlangen oder nicht. Aber selbstverständlich kommt ein gültiger Vertrag erst zustande, nachdem beide Parteien sich über den Inhalt eines möglichen Vertrages einig sind. In diesem Fall also liegt es am Veranstalter, das Gegenangebot anzunehmen oder nicht. Die Möglichkeit eines Gegenangebotes aber von vornherein auszuschließen ist auch hier wieder sittenwidrig.
    Zum anderen ist es völlig unerheblich, ob der Veranstalter bei seiner Planung eine Frist verlangt oder nicht. Ich kann mich mit Vertretern der Factio auch in der Therme treffen und dort vor Ort sofort einen gültigen Vertrag schließen ohne jegliche Frist einzuhalten. Das einzige, wo eine Frist vonnöten ist, ist seitens der Öffentlichkeit, dass eine gewisse Zeit vor dem Rennen bekannt gemacht wird, welche Fahrer in welchem Rennen starten werden.
    Dies beinhaltet natürlich auch, dass zu jenem Zeitpunkt der Veranstalter seine Pläne offenlegt, wie er sein Rennen zu gestalten gedenkt. Deshalb ist eine Regelung, die dieses Konzept erst auf Wunsch zugänglich macht, vollkommen an der eigentlichen Intention zur Transparenz bei Wagenrennen vorbei.


    Ebenso macht es auf mich den Anschein, dass die angedachten Paragraphen zwei und drei miteinander im Widerspruch stehen – und zudem verdoppelnd formuliert sind. Verpflichtet sich nun der Ausrichter zu irgend etwas, oder kann er alles frei entscheiden? Letzteres wäre wieder – bezugnehmend auf die guten Sitten – nicht zulässig, da es keinen Vertrag geben kann, in dem die Bedingungen einseitig diktiert werden. Die Gegenseite muss den Bedingungen in jedem Falle zustimmen und kann keine Erklärung über einen Vertrag abgeben, dessen Inhalt sie nicht kennt.“


    Sextus wusste um ehrlich zu sein gar nicht, wo man bei diesem Gesetz mit einer Umformulierung anfangen sollte. Nur in seiner jetzigen Form war es einfach nicht ratifizierbar.

    Natürlich wusste Sextus, dass der junge Flavius damals nicht im Senat war. Immerhin war der Junge noch kein Senator. Allerdings hatte er angenommen, dass Flavius Minor das Protokoll eben jener Sitzung gelesen hätte, da er ja auf Sextus' Bemerkung von damals eingangs Bezug genommen hatte. Allerdings war dies nun wirklich ein reichlich unwichtiges Detail, weshalb Sextus es auch gar nicht erst weiter thematisierte. “Nun, nach deiner Quaestur wird es ja nicht mehr lange dauern, bis du ebenfalls regulär an den Sitzungen teilnehmen kannst“, meinte er daher nur als tröstliche Aussicht und beließ es damit.


    Der weitere Vorschlag des jungen Flavius war sicherlich löblich und getragen von gutem Willen, aber Sextus wollte den jungen Mann da nicht in Schwierigkeiten bringen. Er musste da nicht zwischen Fronten geraten, die noch nicht einmal Sextus vernünftig erklären konnte. “Dein Vorschlag ehrt dich, allerdings hege ich Zweifel daran, dass der Consul zustimmen würde. Und selbst wenn, wäre die Zeit bis zu den Equirria reichlich knapp bemessen, so dass ich gleich heute noch mit den Planungen beginnen müsste, um rechtzeitig Antwort der Factiones zu erhalten und gegebenenfalls Vorläufe durchführen zu können. Nein, ich werde ein Wagenrennen für den Tag nach meiner Amtsniederlegung terminieren, was die Bevölkerung für die entgangenen Gladiatorenspiele entschädigen dürfte. Damit sollte allen Parteien genüge getan sein und niemand kommt in Verlegenheit – oder in Hektik.“


    Sextus war sich nicht sicher, ob diese kurze Information denn nun alles war, was den Quaestor hierher geführt hatte. Wenn ja, neigte sich ihrer beider Gespräch nach dieser kurzen Zeit nämlich schon dem Ende zu. Daher fragte Sextus noch einmal nach. “Gibt es sonst noch etwas, womit ich dir helfen kann?“

    Nachdem die gründliche Untersuchung der Zeichen abgeschlossen war, spannte Sextus die versammelte Gastgesellschaft nicht weiter auf die Folter. Er legte die Leber beiseite und räusperte sich einmal, damit auch diejenigen, die seine Bitte um Ruhe vielleicht nicht ganz so eng gesehen hatten, auch wussten, dass es nun losginge.


    Mit angemessen gediegener Stimme begann er also, seine Erkenntnisse vorzustellen. “Nicht alle Götter haben mir erlaubt, einen Blick in ihre Pläne zu werfen. So weiß ich nichts zu sagen von der Politik oder dem Ertrag des Landes, auch nichts vom Reisen oder dem Meer, nichts von Reichtum oder Handel. Was ich aber sagen kann, ist, dass die Göttin der Liebe auf das Brautpaar hinablächelt. Wenngleich es einige, kleine.... Hindernisse geben wird, werden Flavius Scato und Claudia Sassia diese zu überwinden wissen und sich in Liebe und Leidenschaft zugetan sein.
    Auch lächeln die Götter auf dieses Fest als solches herab und verheißen uns allen Freude, Gesundheit und Ausgelassenheit, ebenso wie sie der Ehe Freude, Wachstum und Gesundheit verheißen, solange das Brautpaar die Götter ehrt.
    Die höchste Göttin segnet das Brautpaar mit Fruchtbarkeit, der mehrere Kinder entspringen sollen, die den beiden Eltern zur Ehre gereichen und sie in ihrem Dasein vervollkommnen werden.“

    Der Rest, den Sextus gesehen hatte, waren Kleinigkeiten, die er auf explizite Nachfrage des Paares vielleicht unter vier Augen besprechen würde. Vor der Versammelten Gästeschar konnte es wohl seltsam anmuten, wenn er von sich angleichenden Temperamenten sprach, oder eben dem Hinweis auf die sexuelle Kompatibilität. Als Haruspex hatte man schließlich Würde auszustrahlen.

    Sim-Off:

    Kein Thema. Ich war so frei, mir Teile deines Vertragsteiles zu klauen und die Lex soweit dann SimOff fertig zu schreiben :D


    Kurz überlegte Sextus, wie auf diese Frage am besten zu antworten war. Im Grunde war die Antwort ein klares Jaein. “Nun, die Tatsache, dass Sklaven mit der Lex Germanica Servitium ein eigenes Gesetz bereits haben – im Gegensatz zu sämtlichen anderen Sachen – bekräftigt ihre Sonderstellung innerhalb der Sachen. Für die Märkte an sich sind sie natürlich eine ebenso handelbare Ware wie Äpfel oder Korn und damit eben Sachen, dennoch haben sie wie durch besagte Lex bewiesen innerhalb der Sachen eine Sonderstellung. Ich gebe zu, dies ist nicht einfach. Doch glücklicherweise“, zwinkerte Sextus seinem Tiro zu, “habe ich mir nicht vorgenommen, alle Probleme des Rechtes auf einmal zu lösen, sondern vorerst nur die des Marktrechtes. Und für jenes muss nicht allzu deutlich auf Sklaven Bezug genommen werden, da diese nur als Ware am Markt teilnehmen. Oder als Mittelsmänner für ihre Herren.“

    An und für sich war das Thema durchaus etwas, das Sextus interessiert hätte – immerhin hatte er just die übrigen Vertragsarten mit sienem Tiro ausführlich besprochen und Teile hiervon ebenfalls in seine Umarbeitung der Lex Mercatus einfließen lassen, die nun in den letzten Zügen lag. Im Grunde war das Manifest zu seiner Zufriedenheit bereits fertig, doch wollte er mit einigen Senatoren dies noch vorab besprechen, ehe er es allen Senatoren zur Abstimmung präsentierte. So war auch just der Teil über Verträge schon fertig ausgearbeitet und bedurfte nur noch des abschließenden Urteils einiger Senatoren, was eine Besprechung hier und jetzt natürlich überflüssig werden ließ. Insbesondere, als Sextus den Grund hörte, aus welchem der Consul eine Konkretisierung wünschte.


    Glücklicherweise ergriff Consular Purgitius das Wort. Hier bestand zumindest die Chance, dass der amtierende Consul auf ihn hörte und nicht alles aus purer Ignoranz beiseite wischte. Dennoch wollte auch Sextus nicht einfahc nur stumm dasitzen und ncihts zu dem Thema sagen.


    “Werte Senatoren, ich kann den Senatoren Iulius und Purgitius in allen Punkten nur beipflichten. Hinzufügen möchte ich außerdem, dass es für die Vielzahl an möglichen Verträgen unpraktikabel wäre, gleichartige Strafen zu verhängen, da es zwischen verschiedenen Verträgen schlichtweg unleugbare Unterschiede gibt. Es ist wohl kaum der Bildhauer, der meiner Büste eine mir nicht gefällige Nase verpasst zu vergleichen mit dem Mieter eines Eselskarren, der diesen einen Abhang hinunter fährt, und eben jener ist auch nicht zu vergleichen mit dem Verkäufer eines fauligen Apfels. Jeder Fall wäre in seiner Einzelheit zu prüfen, weshalb ich eher auf die Möglichkeit hinweisen will, bereits in einem Vertrag eine passende Vertragsstrafe auszuhandeln, als auf eine allgemeingültige Aussage seitens des Gesetzes zu vertrauen.


    Aber ich stimme Claudius zu, dass unser Gesetz dahingehend etwas unzureichend ist, da es nur den Kaufvertrag nennt. Wie von mir angekündigt, habe ich mit vorgenommen, die Lex Mercatus zu überarbeiten und vollständiger zu gestalten, weshalb ich verkünden kann, dass in dieser neuen Version auch andere Verträge ihre Nennung finden, ebenso wie vertragsrechtliche Grundlagen, die für alle Verträge gleichermaßen gelten. Es wird mir eine Ehre sein, meine Vorschläge dem Senat in einem Monat vorzustellen.


    Da ich mich aufgrund dieser Überarbeitung sehr mit Verträgen aller arten beschäftigt habe, konstatiere ich nun, dass die gültigen Regelungen zum Kaufvertrag durchaus als Muster auch für andere Verträge genutzt werden können. Denn eines ist allen Verträgen gemein: Dass zwei Parteien übereinstimmende Willenserklärungen abgeben über etwas, das geschehen soll. Sei es, den Übergang des Eigentums einer Sache wie beim Kaufvertrag, oder sei es die Miete einer Wohnung oder eben ein Wagenrennen. Stimmen die Willenserklärungen beider Parteien überein, so entsteht ein Vertrag.
    Doch kann man seinen Willen nur zu Dingen erklären, die man auch kennt und abschätzen kann. Man kann seinen Willen nicht blanko erklären, sondern nur für einen genauen Sachverhalt, der unabänderlich ist oder – wie es in Paragraph Ein Punkt Zwei, Absatz eins der Lex Mercatus heißt – der neuerlichen Zustimmung beider Vertragsparteien bedarf. Daher muss ich hier fragen, inwiefern denn ein Vertrag bestand? War den Factiones im Vorfeld die Modalität des Rennens bekannt? War ihnen bekannt, dass vom Standardverfahren abgewichen werden sollte? War im Vorfeld bekannt, dass die Praesina öfter als die anderen Factiones starten würde?
    Die Ausführungen von Consular Purgitius, der als Mitglied einer Factio sicherlich mehr Einblicke hat, als ich, der nur den diesbezüglichen Gerüchten Gehör schenken konnte, lassen erahnen, dass auf einige dieser Fragen die Antwort ein klares NEIN sein muss.


    Daher würde bei dem genannten Sachverhalt eine Regelung des Vertragsrechtes mitnichten irgendwie weiterhelfen, sondern nur ein von Consular Purgitius vorgeschlagenes Reglement des Rennsportes, was solche Rennen für alle Teilnehmer transparent macht und nicht zuletzt denen, die eine Wette abschließen wollen, faire Bedingungen ermöglicht. Daher befürworte ich als Aedil ausdrücklich den Vorschlag von Consular Purgitius.“