Aha. Also hatte er nicht nur nichts von den Valerii gehört, weil er ein schlechtes Gedächtnis hatte und es sich nicht gemerkt hatte, sondern er hatte tatsächlich nichts von den Verwandten dieses jungen Mannes gehört, was es wert wäre, dass er es sich merkte. Sextus lehnte sich bequem in seinen Stuhl zurück und hörte weiter zu, während er den jungen Mann vor sich musterte. Ein echter homo novus, wie man so schön sagte, ohne nennenswerte Verbindungen. Sextus hatte schon einmal den Fehler begangen, solch einen Menschen nicht nur zu unterstützen, sondern auch zu unterschätzen. Wenngleich dieser Mann hier zumindest ein echter Römer war und kein halbwilder Barbar, der sich nur für einen ausgab.
Die Schmeichelei in dessen Worten indes verfehlte ihr Ziel. Ja, Sextus war gebildet als Haruspex, ja, er bildete sich auch viel darauf ein. Aber Sextus wusste genau um seinen Ruf, und der bezog sich eher darauf, was die weniger gebildeten unter Roms Senatorenschaft von ihm hielten. Und diese waren bei weitem nicht so beeindruckt von seinem Wissen und seinen Kenntnissen, sondern hatten, so war es sein Eindruck, eher Angst davor, da sein Wissen deren Dummheit eher unterstrich und offensichtlich machte. Etwas, das gerade die feinere Gesellschaft nicht ertragen konnte.
Alles in allem war Sextus also fast eher geneigt, abzulehnen. Allerdings gab es momentan wirklich ein Problem, bei dem ein junger Mann, der so dringend Anerkennung und Verbindungen brauchte wie dieser hier, ihm tatsächlich behilflich sein konnte und Arbeit abnehmen konnte. Sextus überlegte also kurz und ließ den Valerius so lange schmoren, ehe er die Fingerspitzen aneinanderlegte und schließlich antwortete.
“Du sagst, dir hat das Studium des Rechts gefallen. Wie du vielleicht gehört hast, plane ich eine grundsätzliche Umgestaltung unseres momentanen Marktrechtes. Wenn du diese Aufgabe vor dir hättest, welche Dinge würdest du ändern?“ Es war erst einmal eine offene Frage. Vielleicht hatte der junge Mann ja sogar nützliche Ideen, die ihm selbst noch nicht gekommen waren. Oder aber, er fand das momentane Marktrecht sakrosant und nicht veränderungsfähig, dann wäre eine Zusammenarbeit hierbei wohl auch eher hinfällig. Im gesamten Bereich dazwischen könnte man es sich durchaus überlegen.