Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Die Störung kam etwas unerwartet. Eine Sklavin kam herein, brachte etwas zu essen und sprach ihn obendrein noch an. Dem sprechenden Interieur schenkte Sextus nie besonders viel Aufmerksamkeit, so dass er nicht sicher war, ob diese Sklavin zu den seinen und den Tiberiern gehörte. Allerdings beschloss er, dass sie wohl zu einem der Tiberier gehören musste, da seine Sklaven alle einige Dinge wussten. Zunächst: Er hasste Überraschungen, selbst positive. Keiner seiner Sklaven hätte einfach so irgendwas zu Essen vorbeigebracht, ohne zuvor von ihm aufgefordert worden zu sein, eben das zu tun. Zum zweiten: Sextus unterhielt sich nicht mit seinen Sklaven, und wenn, sprach er sie zuerst an. Im Grunde hatten seine Sklaven und er eine einfache, schweigende Vereinbarung: Sie nervten ihn nicht, und er ließ sie dafür auch in Ruhe, ließ sie ihre Streitereien unter sich klären und strafte nur, wenn derjenige sich renitent zeigte und es zweifelsfrei verdient hatte. Und schließlich drittens: Sie blieben nicht einfach so stehen und warteten, sondern zogen sich möglichst rasch zurück, um – wie in Punkt zwei erwähnt – ihn nicht zu nerven. Da diese Sklavin hier alles drei aber tat, musste sie zu den Tiberiern gehören.
    Aber heute hatte er viel zu gute Laune, um sich darüber länger zu wundern oder gar aufzuregen. “Danke“, antwortete er also einfach schlicht auf die Gratulation. Sextus bemühte sich schließlich immer um Höflichkeit, und es gab keinen Grund, hierbei Ausnahmen zu machen. Als die Sklavin aber nach einem Augenblick noch immer stand, beschloss er, doch einmal nachzufragen. “Gibt es sonst noch etwas?“

    Ob Tiberia Corvina sein Handzeichen gesehen hatte oder nicht, in jedem Fall aber kam sie direkt auf Sextus zu. Ein Segen, war die Ankunft der schönen, jungen Dame doch in mehrerlei Hinsicht willkommen: Zum einen, weil es eben eine schöne, junge Dame war, die weder mit ihm verwandt war, noch verheiratet (gut, das wäre ein kleineres Problem, wenn man es darauf anlegte), noch die Kaiserin (was ein größeres Problem wäre, würde man es darauf anlegen). Und zum anderen, weil ihre Ankunft durchaus geeignet war, das Thema weg von der Verzagtheit seiner Verwandtschaft zu lenken, was kaiserlichen Umgang betraf.
    “Ah, meine geschätzte Kaiserin, hier ist auch schon Tiberia Corvina, von der wir soeben noch sprachen. Tiberia, du erkennst zweifelsohne unsere hoch geschätzte Kaiserin Veturia Serena“, stellte er die Damen einander vor, noch ehe eine der Damen etwaige Unkenntnis der anderen zuzugeben gezwungen wäre. Als Gastgeber tat man eben sein möglichstes, um seinen Gästen höchstmöglichen Komfort zu bieten.

    Achtundachtzig Prozent! Das waren 264 von 300 Stimmen! Eigentlich neigte Sextus im allgemeinen nicht zu Gefühlsausbrüchen und bemühte sich, den Maßgaben der Stoa gerecht zu werden. Aber achtundachtzig Prozent!
    Sextus war wie trunken. (Noch ein Zustand, der schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr vorgekommen war, da Sextus den Verlust der Kontrolle über sich selbst mehr als verabscheute. Doch diese Trunkenheit war anders, da sie die Sinne benebelte und doch gleichzeitig frei ließ.) Er hatte zwar damit gerechnet, gewählt zu werden – andernfalls hätte er nicht kandidiert – aber dieses Ergebnis überraschte ihn dann doch. Mehr noch, es hatte ihn in einem Anflug von vorübergehendem Wahnsinn dazu veranlasst, sich selbst und sogar allen Sklaven der Villa zur Feier des Tages einen Becher des besten, roten Weines, den der Keller beherbergte, zu gönnen.


    Achtundachtzig Prozent! Zweihundertvierundsechzig Stimmen. Der helle Wahnsinn.


    Aber dass ihm so viele Senatoren ihre Stimme gegeben hatten, bedeutete auch etwas anderes: Jetzt musste er auch liefern, was er versprochen hatte. Die Gesetzesreform musste innerhalb seiner Amtszeit fertig werden, er hatte hier keine Zeit zu verlieren. Und da er sie einigen Senatoren vorab zur Verbesserung zukommen lassen wollte und Senator Iulius Dives auf unbestimmte Zeit absent war, um bei Formulierungen zu helfen, sollte er besser heute damit anfangen. Oder nun gut, am nächsten Tag, heute zu feiern und sich dieses Ergebnisses zu erfreuen, war legitim.


    Leider aber musste er bei anderen Pflichten, die das Aedilat mit sich bringen würde, improvisieren. Traditionell waren die Ludi Plebei die Spiele, die von den Aediles ausgerichtet wurden. Aber ausgerechnet jene hatte sich Claudius Menecrates auserkoren, um dort – als Consul eigentlich völlig an der Aufgabe des Amtes vorbei – Spiele auszurichten, oder auch nicht. Allerdings war sich Sextus sehr sicher, dass, wenn er beim Claudier diesbezüglich genauer nachfragen wollte, ohnehin nur abschätzig vertröstet werden würde und auch nur mit einem 'vielleicht' aus der Unterhaltung geschickt werden würde. So bestand also nun die Gefahr, dass zu den Ludi Plebei dieses Jahr gar keine Spiele stattfanden, da der Claudius vielleicht oder vielleicht auch nicht Spiele ausrichten würde – oder eben nicht. So konnte er als Aedil allerdings dann nicht planen und musste sich etwas anderes einfallen lassen, etwas ein wenig untypischeres und improvisierteres. Aber dies war Sextus im Zusammenhang mit dem Claudier ja leider auch schon gewohnt.
    Glücklicherweise bot der Festkalender ja durchaus noch einige weitere sacra popularia, an denen Spiele veranstaltet werden konnten. Und Sextus würde sie schon zu nutzen wissen.


    Daher lautete der Schlachtplan fürs erste: Mit den Pontifices Kontakt aufzunehmen, inwieweit man sich an den zeitnah anstehenden Consualia denn beteiligen konnte. Und das Schreiben der Marktreform. Damit sollten die nächsten Wochen doch sinnvoll gefüllt sein.

    Sim-Off:

    Ihr dürft euch gerne auch in der Villa verteilen und Einzelgespräche anfangen, oder Gruppenkuscheln, oder ganz was anderes. Traut euch ruhig.


    Nachdem seine Cousinen und seine Nichte allesamt ihre Zunge verschluckt zu haben schienen und nach einigen Momenten peinlichen Schweigens nichts gesagt hatten, sprang Sextus ein, die Spannung des Augenblickes zu lösen und vielleicht noch ein paar Informationen einzustreuen. “Meine Nichte war mit mir zuhause geblieben an jenem schrecklichen Tag und hat erst durch Tiberia Corvina überhaupt davon erfahren, als diese hierher geflüchtet war. Meine lieben Cousinen erhielten dankenswerterweise Obdach von den Senatoren Flavius und Claudius, die ihr möglichstes taten, die Menschen in ihrer Nähe zu schützen.“


    Sextus sah sich während des Sprechens in geeigneten Augenblicken immer mal unauffällig nach den anwesenden Tiberii um. Gerade die soeben erwähnte Tiberia Corvina und ihren Bruder Tiberius Merula gedachte er, vorzustellen. Wenn er einen der beiden entdeckte, wollte er ihm unauffällig ein Zeichen geben, näher zu kommen. So wäre es in jedem Fall einfacher, als mit der Kaiserin die halbe Villa nach besagten Personen abzusuchen.

    Entschuldigung, falls irgendjemand gerade auf mich wartet. Aber in der Kita meines Sohnes testen sie Biowaffen (anders ist dieser ätzende Schnupfen echt nicht mehr zu erklären) und hier hängen alle mehr tot als lebendig rum und sind mit atmen beschäftigt. Da irgendwie was halbwegs kreatives zu tippen ist grade nahezu ausgeschlossen.
    Ich hoffe, es muss niemand auf mich warten (ansonsten bitte PN senden), ich hoffe, morgen wieder mehr Luft zu bekommen und wieder langsam zu schreiben.

    Erstmal danke für das liebe Kompliment :star:


    Und du meinst die Seite, auf der die Kandidaten Links eingestellt haben? Die ist außer der Linkliste sehr, sehr unspektakulär. Wenn du magst, kann ich dir aber meine paar Links, die ich eingestellt habe, aber auch gerne zukommen lassen

    “Nun, ich hoffe zumindest, dass es jemanden gibt, der daran Spaß hat. Das würde die Diskussionszeit im Senat in jedem Fall erheblich verkürzen.“ Sextus hatte ja eigentlich auf die Unterstützung von Senator Iulius Dives in dieser Sache gehofft. Aber leider hatte dieser sich sehr zurückgezogen in letzter Zeit und auch diese Essenseinladung nicht angenommen. Es war fraglich, ob er auf den Iulier bauen konnte in dieser Sache. Aber vielleicht konnte er irgend jemanden hier heute Abend soweit neugierig machen, wenigstens ein wenig mitzuhelfen. Vielleicht ja auch Flavius Scato oder seinen Klienten. Immerhin hatte der Flavius sich in seiner Zeit als Aedil durchaus bemüht gezeigt, an der Lex Veränderungen herbeizuführen.


    Und zumindest Purgitius Macer tat ihm auch den Gefallen, das Gespräch aufrecht zu erhalten. Sextus hatte ja durchaus nicht nur diesen Punkt, der ihn störte, derer gab es ganz viele.
    “Nun, es gibt noch einige Punkte. Aber der wichtigste darunter, abgesehen vom genannten, ist vermutlich die fehlende Regelung bezüglich Verkäufen durch den Staat zu nennen. Gut, die jetzige Lex stellt die Möglichkeit in Aussicht, dass der Staat bei zu hohen Preisen Waren verkaufen kann, allerdings finde ich diese auch ungenau. Wer darf dann verkaufen? Gehören Städte und Gemeinden zum Staat, oder ist damit gemeint, dass das Aerarium Waren aufkauft und verbilligt abgibt, oder soll die kaiserliche Kanzlei Betriebe verwalten und in diesem Fall produzieren? Oder soll dies über den Fiscus geregelt werden?
    Darüber hinaus gibt es auch die andere Seite des ganzen: Städte und Gemeinden erhalten immer wieder Betriebe und waren, sei es durch Erbschaft, Konfiszierung oder als Geschenke. Bislang dürfen sie diese Waren offiziell gar nicht verwenden, sondern sind dazu verdammt, sie vergammeln zu lassen. Das kann doch nicht Sinn der Sache sein?
    Nein, ich bin der Meinung, dass hier eine klare Regelung getroffen werden muss, insbesondere im Sinne unserer Städte und Gemeinden, wann diese als Organe des Staates Waren produzieren dürfen. Insbesondere solche, die schwer oder gar nicht zu bekommen sind. Und darüber hinaus fände ich es wünschenswert, den Städten zu erlauben, die Waren, die sie aus Erbschaften et cetera erhalten, auch verkaufen zu dürfen.


    Dann natürlich nur und ausschließlich zu dem vom Staat vorgegebenen Standardpreis, um keine Konkurrenz zu freien Händlern zu sein. Allerdings sehe ich keinen Sinn darin, Waren einfach so schlecht werden zu lassen, nur weil der Erbe hier eine Stadt ist und kein Angehöriger, der dieselben Waren verkaufen dürfte.“

    Sim-Off:

    Sorry, aber andernorts viel zu tun, und ich hatte angenommen, dass wenigstens noch irgendeiner was sagen will :D


    Irgendetwas war wohl im Argen. Sextus konnte eine gewisse Spannung in der Situation spüren, die beinahe greifbar war, allerdings hatte er keine Ahnung, worum es dabei ging oder auch nicht. Er hatte aber auch nicht vor, sich in tiberische Familienstreitigkeiten hineinziehen zu lassen. Er war hier ja nicht der Lehrer, der die Schüler unterweisen sollte.
    Abgesehen davon hatte er ohnehin kaum Zeit, sich darüber ernsthaft zu wundern, denn Tiberius Verus erwiderte seine Begrüßung in einer recht unerwarteten Art und Weise. “Oh, ich bin schon verheiratet“, stellte Sextus zunächst einmal nebenbei klar, da hier offenbar ein kleiner Irrtum vorlag. Auch wenn er Tiberia Corvina durchaus reizvoll fand, war diese Art des Dankes doch für ihn etwas sehr überraschend. Zumal die Tiberier in ihrer momentanen Lage zwar durchaus gute Freunde waren und wieder gute Verbündete werden könnten, er aber einen Wechsel seiner Ehe nur für einen momentanen Nutzen in Erwägung gezogen hätte.
    “Aber lasst uns jetzt nicht von so etwas sprechen. Dies hier ist ja keine Herberge, bei der man mit dem Wirt zunächst einen Preis aushandelt, ehe man nächtigt. Die Tiberier sind Freunde, und als Freunde genießt ihr hier selbstverständlich Gastrecht. Und selbstverständlich ohne Gegenleistung.“ Zumindest keiner vertraglich festgelegten. Etwas Dankbarkeit auch in Zukunft erwartete sich Sextus natürlich. Aber für den Moment konnte er großzügig sein.


    “Und ihr kommt auch sehr günstig. Morgen Abend gebe ich ein kleines Fest, und ihr müsst selbstverständlich daran teilnehmen.“

    Purgitius Macer brachte wieder einmal auf den Punkt, was Sextus eigentlich sagen wollte, aber nicht so kurz und knackig in Worte fassen konnte. Da Sextus die Redepause gerade genutzt hatte, nach einer Feige im Speckmantel zu greifen, bekam Purgitius Macer eine zustimmende Geste anstelle einer verbalen Zustimmung. Kaum war die kleine Köstlichkeit in seinem Mund gelandet, gesellte sich auch die nächste Frage dazu, diesmal von Flavius' Klient Duccius.
    Sextus kaute in Ruhe zuende und schluckte, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Manche Menschen störte es ja nicht, mit Essen im Mund zu reden, er schmatzte eher ungerne. “Natürlich sollst du fragen, Duccius. Gerade bei diesem Punkt interessiert mich gerade deine Meinung oder die von dir, Pompeius, insbesondere, da ihr, wenn ich es nun richtig erinnere, beide ja weder Ritter noch Nachkommen von Senatoren seid, so dass dieser Punkt ja ganz konkret solche jungen Männer wie euch betrifft. Für mich sind diese Überlegungen abstrakt, aber euch betrifft dies ja ganz persönlich.“
    Nachdem Sextus dies klargestellt hatte – denn ja, er war ja wirklich interessiert, ob seine Überlegungen denn von Wert waren für die, die sie betrafen – konnte er auch auf die eigentliche Frage antworten.


    “Wie bereits gesagt würde ich nicht versuchen, die alte Lex zu verbessern, sondern eine vollständig neue Lex zu schaffen, die die alte Lex in Vollständigkeit ersetzt. Und ein erster und zentraler Punkt dieser neuen Lex wäre dann gleich zu Beginn ein Punkt, der klar zwischen Eigentum und Besitz unterscheidet. Eigentum kann nur innehaben, wer frei ist, aber der Eigentümer kann jeder beliebigen Person sein Eigentum zum Besitz überlassen. Auf diese grundsätzliche Feststellung kann man sich im weiteren dann auch beziehen.
    Um jetzt zu dem konkreten Punkt zu kommen, der momentan den Cultus Deorum betrifft und den Exercitus Romanus: Diese Einschränkung käme in der neuen Lex schlicht nicht vor. Sofern mich niemand von der Notwendigkeit für die Märkte überzeugt, Priestern und anderen Tempeldienern oder Mitgliedern von Collegia und Vereinen das Eigentum an Betrieben zu verwehren.
    Ich bin mir indes unsicher, ob parallel zu einer Lex Mercatus es einer Lex Religiosus bedarf, die noch einmal explizit darlegt, welche Collegien welche Befugnisse haben. Ich denke, dass auch ohne eine solche Lex hinlänglich bekannt sein dürfte, dass die Aufsicht über die Tempel einer Stadt den Pontifices eben jener Stadt unterliegt und diese folglich ihren Tempeldienern weisungsbefugt sind.


    Für den Exercitus Romanus indes denke ich, dass ein Zusatz im Codex Militaris dann sinnvoll wäre, der aussagt, dass ein Mitglied des Exercitus nur dann einen Betrieb führen darf, wenn ihm dies von seinem Legatus beziehungsweise Praefectus explizit erlaubt wurde. Wobei gleichzeitig sicherzustellen wäre, dass ein Kommandant seinen Untergebenen eine Betriebsführung nur erlauben, allerdings nicht befehlen kann – dies halte ich nämlich wirklich für eine potentielle Gefahr für die Märkte.


    Ich weiß, dass meine Wortwahl diesbezüglich noch etwas unkonkret ist. Einer meiner Lehrer in Velutonia sagte einmal den Satz zu mir: Ein kluger Mann weiß um seine Stärken, aber ein weiser Mann um seine Schwächen. Ich weiß, dass ich gut darin bin, Unrecht und Fehler zu erkennen, wenn ich sie sehe. Aber ich weiß auch, dass ich nicht sehr gut darin bin, Gesetzestexte zu formulieren. Daher kann ich mit einem formulierten Gesetzestext zu diesem Zeitpunkt noch nicht dienen. Sofern sich aber jemand findet, der Spaß an eben jenem hat, wäre ich einer Zusammenarbeit sicherlich nicht abgeneigt.“

    Sextus ließ sich Zeit bei der Eingeweideschau. Dass die Leber angenommen wurde, konnte er zwar nach ein paar Augenblicken feststellen, aber er war immerhin Haruspex und kein jämmerlicher Augur, der sich auf diese Kleinigkeit beschränken musste. Die Leber hatte eine angenehme Größe und ein ansprechendes Gewicht, darüber hinaus eine besonders schöne Farbe. In den Bereichen von Tinia, Cilens, Tecum und Fufluns war auf der positiven Seite ein goldener Schimmer zu erkennen. Wachstum, Herrschaft, Schicksal... Daraus konnte man wohl recht leicht deuten, dass seine Wahl erfolgreich werden würde. Auf der negativen Seite fanden sich keine nennenswerten Auffälligkeiten. Daraus konnte man wohl schließen, dass er mit keinem erheblichen Widerstand rechnen konnte. Sehr schön. Sextus erlaubte sich ein Lächeln. Erst, als der noch immer kniende Cultarius ihm einen sehr fragenden Blick zuwarf, bemerkte der Haruspex Primus, dass er einen entscheidenden Schritt des Opfers gerade über Gebühr herauszögerte.
    “LITATIO!“ rief er rasch aus, bevor es dem Publikum noch zu langweilig wurde. Noch einmal betrachtete er kurz die Leber, machte sich in seinem Kopf eine Notiz sämtlicher Zeichen, und gab die Eingeweide damit frei.
    Während der Cultarius die übrigen Eingeweide aus dem Bauchraum entfernte, um sie im Opferfeuer für die Gottheit verbrennen zu lassen, ließ sich Sextus nach dem nun erfolgten Opfer eine Wasserschale und ein Tuch anreichen, um seine fast bis zum Ellbogen roten Arme vom Schafsblut zu befreien. Opfern war nach wie vor eine reichlich schmutzige Angelegenheit und nichts für schwache Nerven.


    Das Schaf wiederum wurde fachmännisch gehäutet und grob zerteilt und anschließend in den Nahbereich des Tempels in die nächstgelegene Tempelküche gebracht, die sich dieser Tempel mit anderen Tempeln im Nahbereich teilte. Dort wurde das Fleisch noch weiter zerteilt und ein erstes Mal gekocht, damit es nicht so schnell verdarb. Die daraus entstandene Suppe würde den Abend sämtliche Bettler der Umgebung nähren und wärmen, wie das meistens nach Opfern der Fall war.


    Das Fleisch wiederum tropfte ab und wurde anschließend in einzelne Flechtkörbchen verteilt und wieder zum wartenden Opferherr gebracht. Inzwischen war dann auch die Mittagszeit vergangen, Sextus war sauber – und des Wartens ziemlich müde – und der letzte Teil des Opfers konnte vonstatten gehen: Das Verteilen des Opferfleisches. Jedem Vorbeikommenden, der etwas Opferfleisch wollte, gab Sextus einen der Körbe persönlich in die Hände.


    Sim-Off:

    Angebot Räucherfleisch in der WiSim. Wäre super, wenn ihr dann auch hier im Thread posten würdet, dass ihr euch was übergeben lässt. Ihr dürft auch gerne Sextus ansprechen :D

    Während Sextus mit der sehr kurzen Äußerung des Kaisers nun nichts anzufangen wusste – nicht mal, ob der Kaiser dieses Vorhaben in irgendeinster Weise goutierte – konnte er mit der von Flavius Scato weit mehr anfangen. Nachdem schon Purgitius Macer von ihm in einem geeigneten Moment eine angedeutete Verbeugung als kurzes, nonverbales Dankeschön erhalten hatte, legte Sextus bei Flavius Scato seine Rechte auf sein Herz und neigte leicht den Kopf. Wieder einmal zeigte sich, dass die Flavier verlässliche und gute Verbündete waren, und er würde diese Treue bei passender Gelegenheit jederzeit erwidern.


    Jetzt und hier aber wartete er noch auf weitere fragen aus der Senatorenschaft, sofern seine Rede sie nicht schon endgültig überzeugt – oder verschreckt – hatte.

    Langsam ging es wieder nach draußen ins Sonnenlicht des Herbstmorgens. Gemessenen Schrittes begab sich Sextus gut sichtbar auf den Vorhof des Tempels. Die Flötenspieler setzten noch einmal zu einem schrillen Crescendo an, so dass auch wirklich jeder in der Umgebung mitbekommen hatte, dass hier gerade ein Opfer stattfand und störende Betätigungen unterbrechen konnte. Zur Sicherheit rief einer der Ministri mit beeindruckender Stimme ein “Favete linguis!“ über den gesamten Platz und gab Sextus damit das Zeichen, mit dem Gebet und dem Opfer fortzufahren.


    Sextus atmete noch einmal durch, und betete dann mit lauter, klarer Stimme weiter.
    “Oh Mercurius, Beschützer der Wege! Segne meinen Weg zum Aedil! Herr der Händler, gib mir deinen Segen für meine Wahl, auf dass ich die Märkte in deinem Namen schützen und leiten kann! Dieser weiße Widder sei dein dafür!“


    Das Tier war in der Zeit, in der Sextus im inneren des Tempels die unblutigen Gaben dargebracht hatte, schon an dem dafür in den Boden eingelassenen Ring festgebunden worden. Ruhig und abwartend stand er da und sah sich nur ein wenig um. War zu hoffen, dass das Opfer den Gott erfreuen würde.
    Sextus ging ruhigen Schrittes auf das Schaf zu und ließ sich eine Schale mit mola salsa anreichen. Das geheiligte Gemisch wurde großzügig dem Tier auf den Kopf gegossen, um es der Gottheit zu weihen. Der Schafbock quittierte die Behandlung mit einem unsicheren Blöken.
    Danach ließ sich Sextus das Opfermesser anreichen. Ruhig und bedächtig strich er damit über den Rücken des Schafes, nur einen Hauch über der weißen Wolle, vom Halsansatz bis zur Schwanzspitze und stets darauf achtend, dass das Tier das Messer nicht sah. Zwar hatte der Widder im Vorfeld beruhigende Kräuter zu fressen bekommen, dennoch wollte Sextus nicht riskieren, das Opfer hier in den letzten Augenblicken noch zu vermasseln. Doch das Tier blieb stehen, und Sextus konnte das Messer an den Cultarius zurückgeben. Denn nun galt es auch schon, jetzt ging es ans Eingemachte.
    Der Cultarius kniete sich neben dem Widder hin, während ein weiterer Tempeldiener hinter den Schafbock ging, um dessen Hinterläufe zu sichern und im entscheidenden Moment nach hinten wegzuziehen, so dass der Widder nicht fliehen konnte.
    “Agone?“ fragte der Opferstecher.
    “Age", antwortete Sextus mit fester Stimme. Fast augenblicklich stach der Cultarius zu und der zweite Diener zog dem Schafbock die Hinterläufe weg. Der Widder gab noch ein erschrecktes Blöken von sich, das allerdings sehr schnell im eigenen Blut erstickte. Die Vorderläufe zucken noch zweimal, dreimal in dem versuch, aufzustehen und zu flüchten, ehe das Tier ruhig lag und ausblutete. Reichlich Blut wurde in der Patera aufgefangen und auch der Cultarius hatte einige Spritzer abbekommen. Über mangelndes Blut konnte sich die Gottheit folglich nicht beschweren.


    Sextus stand still und wartete, bis das Tier nicht weiter blutete. Danach wurde es auf den Rücken gedreht und der Bauchraum geöffnet. Den weiteren teil übernnahm Sextus selbst. Immerhin war er Harupsex Primus und es gewohnt, aus Schafinnereien die Zukunft zu lesen. Er kniete sich also bedächtig hin und griff mit beiden Händen in den blutigen Bauchraum. Geübte Hände fanden die Leber und befreiten sie mit dem angereichten Opfermesser, ohne sie zu verletzen. Er nahm sie heraus und legte sie auf die goldene Patera, um sie zu begutachten und zu sehen, ob der Gott seinem Vorhaben wohlgesinnt war.

    “Dennoch wäre es eines Gesetzes, das dieses Wort verdient, würdig, dass es genau das aussagt, was es meint und wie es praktiziert ist, und nicht etwas anderes. Und eben jenes tut das aktuelle Gesetz keineswegs.“ Sextus war sich seiner Sache sehr sicher, so dass er sich vom Einwand von Purgitius Macer dahingehend nicht aus der Fassung gebracht sah. Natürlich wurde das Gesetz so praktiziert, wie es eben aktuell praktiziert wurde. Das hinderte aber Sextus nicht daran, die Fehler der Formulierung zu bemerken.


    Und auch die Einwände des jüngsten Flavius' hatte er in vielfacher Form schon gehört – unter anderem von dessen Vater. Doch auch hier verhielt es sich so, dass es im Grunde demselben Problem unterlag. “Nun, ich verstehe deine Einwände, Flavius, und will diese Bedenken auch gar nicht kleinreden. Sie besitzen gewiss ihre Berechtigung.
    Allerdings gilt es auch hier, dass das Gesetz eben jenes gar nicht aussagt, was du aufführtest. Das Gesetz besagt nicht, dass ein Aedituus keine Betriebe führen darf, um dieses Beispiel zu nehmen. Das Gesetz sagt, gleichgültig wer den Göttern dient und gleichgültig in welchem Amt, dass er keine Betriebe führen darf, außer er ist Ritter, Sohn eines Senators, Patrizier oder Senator. Und das ist schlicht und ergreifend falsch. Entweder kann ein Aedituus grundsätzlich Betriebe führen – oder durch Sklaven oder Freie führen lassen, diese Möglichkeit hatte ich schon zuvor erwähnt – oder er kann es nicht.
    Und das richtige Gremium, hierüber zu urteilen, sind meiner Meinung nach die örtlichen Pontifices, die ja auch die Aeditui überwachen sollen. Und eben nicht der Aedil.
    So wäre es viel logischer, wenn die Pontifices für die ihnen unterstellten Priester und Tempeldiener eine solche einfache Anweisung ausgeben. Und sollten sich die ihnen untergebenen Träger nicht daran halten, steht es ihnen ebenso frei, diese einfach – eben wegen der Vernachlässigung ihrer Pflichten – zu entlassen. Sie sind ja nicht gezwungen, nachlässige Aeditui zu behalten. Weder führt ein hoher Stand automatisch zu einer besseren Ausübung der Pflichten, noch hindert ein niedriger Stand einen Menschen, fleißig und gewissenhaft zu sein, um mehrere Dinge zu tun.


    Aber das Gesetz jetzt bezieht sich weder auf konkrete Ämter, noch auf konkrete Umstände, noch nicht einmal auf Nachlässigkeiten. Es besagt einzig und allein, dass der Aedil einfache Plebejer und Peregrini bestrafen soll, wenn diese Besitz haben und gleichzeitig den Göttern dienen wollen. Es spezifiziert noch nicht einmal, worin sich der Dienst an den Göttern äußert – letztendlich ist ja jeder von uns angehalten, regelmäßig den Göttern zu opfern, ihnen Schreine zu errichten und diese zu pflegen.
    Und DAS ist einfach unpräzise und so im Grunde Unrecht. Und wenn ich schon darüber nachdenke, ein besseres Marktrecht zu erschaffen, sollte solches Unrecht nicht darin enthalten sein.


    Und auch das Argument der Finanzierung unterstützt im Grunde genommen meine Praemisse. Außerhalb Roms wird der Unterhalt der Tempel von den jeweiligen Gemeinden übernommen, in welchen sie stehen. Daher wäre ein Entscheidungsgremium in den jeweiligen Orten doch viel eher dazu berechtigt, Regelungen aufzustellen? Und ich wiederhole an dieser Stelle nochmal: Nachlässigkeit ist keine Frage des Standes, sondern der Person. Und die einzelne Person kann durch die für sie zuständigen Pontifices auch einfach entlassen werden, wenn sie nachlässig ist, unabhängig vom Stand.“

    Als Haruspex vor einer Wahl nicht zu opfern, war schlechter Stil. Als Haruspex Primus vor der eigenen Wahl den Willen der Götter nicht zu erkunden, war geradezu selbstmörderisch. Nicht wegen der Götter – obwohl diese natürlich auch recht nachtragend sein konnten, was diese Dinge anbelangte – sondern eher wegen des Bildes, das man so in der Öffentlichkeit abgab.
    Also hatte Sextus für diesen Tag den Tempel des Mercur für ein Opfer reservieren lassen. Als Gott der Händler erschien er ihm der passende Ansprechpartner zu sein, wenn man als Aedil kandidierte. Und als Gott der Diebe und Schleichwege kannte er vielleicht auch den ein oder anderen Kniff, die Senatorenschaft von seinen Talenten zu überzeugen. Und selbst, wenn nichts davon zutraf, konnte es zumindest nicht schaden. Und vielleicht teilten ihm die Götter ja sogar ein wenig Weisheit für seine Zukunft mit?


    In einem feierlichen Zug schritten also er und seine Opferhelfer und all diejenigen, die er sonst noch zur Teilnahme überreden konnte, in den frühen Vormittagsstunden zum Tempel des Mercurius am Circus Maximus. Mit ihnen schritten einige Tibicines, die das ganze musikalisch untermalten. Anschließend kam der Cultarius, der ein beeindruckendes Opfermesser auf einem Kissen vor sich hertrug, gefolgt von ein paar ministri, die an einem langen Band den festlich geschmückten Widder führten: Die beeindruckend langen und geschwungenen Hörner vergoldet, ebenso die Hufe, das Vlies mehrfach gewaschen und rein weiß. Äußerlich hatte das Tier keinen Makel aufzuweisen. Sextus hoffte nur, dass sich dies auch in seinem Innenleben wiederfand. (Zur höchsten Not stand aber auch ein zweiter Widder bereit, den ersten zu ersetzen.)
    Unter lautem Flötenspiel kam die Prozession schließlich an. Sextus als Opferherr hatte eine Schlaufe seiner Toga über seinen Kopf gezogen. Damit diese nicht verrutschte, hatte er sich heute für eine aus besonders schwerem, weißem Wollstoff entschieden. In gediegener Geschwindigkeit schritt er zum rituellen Waschbecken und wusch sich die Hände. Im Anschluss daran trat einer der Ministri vor mit einem Ölbaumzweig, den er in den heiligen Quell tauchte und damit den Opferherrn reichlich besprengte. Im Anschluss daran waren auch die weiteren Teilnehmer an der Reihe – das Opfermesser und der Widder erhielten dabei besondere Aufmerksamkeit.
    Erst nach dieser Reinigung betrat Sextus den eigentlichen Tempel mit ein paar Helfern, die die unblutigen Opfergaben trugen: Münzen, Wein, Weihrauch, Opferkuchen, Blumen, Honig... Angesichts der Größe der Bitte wollte Sextus nicht kleinlich erscheinen.


    Im Inneren des Tempels herrschte eine angenehme Wärme im Vergleich zur kühlen Frische des herbstlichen Morgens draußen. Im Kohlebecken des Opferaltars flackerte eine goldene, hungrige Flamme, die bereits auf das kommende zu warten schien. Mit langsamen, wohl platzierten Schritten näherte sich Sextus der Götterstatuette. Ein junger Mercurius, strahlend in seiner Jugend, ein verschmitzter Ausdruck um die Augen. Kein strenger, strafender Gott, sondern wohlmeinend, menschenfreundlich.
    Sextus atmete noch einmal tief durch, ehe er sich in Gebetshaltung begab und anfing: “Mercurius, Listenreicher, Schirmherr der Redekunst! Mercurius, Trickster, Wanderer der geheimen Pfade! Mercurius, Händler, Beschützer der Kaufleute!
    Dir sei dieser Weihrauch, auf dass er wohlriechend deine Hallen erfülle!“
    Die Weihrauchkörnchen wurden großzügig der heiligen Flamme überlassen. Ein feiner, weißer Rauch stieg auf und waberte durch den Tempel.


    “Ich, Sextus Aurelius Lupus, stehe klein und demütig vor deiner göttlichen Macht. Schon am Tag deiner Geburt zeigtest du, dass du listenreicher bist als die anderen Götter! Und wenngleich du die Rinder deines Bruders und den Gürtel deiner Schwester gestohlen hattest, war es dir gegeben, mit ihnen darüber zu handeln und sie mit deiner Redekunst zu überzeugen!
    Dein seien diese Münzen, golden und klar!“

    Sextus ließ sich die fein säuberlich polierten Goldmünzen anreichen, die eine nach der anderen in die Schale zu Füßen der Götterstatue mit einem wohligen Klimpern wanderten.


    “Oh großer Mercurius, segne mich mit deiner Gunst. Gib mir die Gabe der schönen Rede vor dem Senat, damit ich die Senatoren von meiner Befähigung als Aedil überzeugen kann! Gib mir die Einsicht in die Märkte, damit ich der Stadt Rom ein gerechter und guter Aedil bin!
    Dir seien diese Gaben, damit du meine Bitte erfüllst!“

    Nach und nach wanderten die Herbstblumen, der Honig mitsamt Holzschale, auf der er platziert war und der Opferkuchen ins Opferfeuer, um dort zu Asche zu werden. Zuletzt vergoss Sextus noch den Wein in den dafür vorgesehenen Ablauf.


    “Oh strahlender Wanderer! Schenke mir deine Gunst für diese Wahl! Damit du mir dies gewährst, opfere ich dir einen strahlend weißen Widder vor dem Tempel! Erfüllst du mir diese Bitte, verspreche ich dir einen weiteren weißen Widder zum Ende meiner Amtszeit!“
    Und mit einer Drehung nach rechts war das unblutige Opfer und das Gebet abgeschlossen, so dass Sextus nun nach draußen ins Licht der Öffentlichkeit treten konnte, um den blutigen Teil durchzuführen.

    So ganz sicher, wie er den Kommentar des Kaisers auffassen sollte, war Sextus nicht. Ebenso erstaunte ihn ein wenig die frage, war er doch davon ausgegangen, dass die Augusta ihrem Mann von seinen Ideen und überhaupt dem ganzen Abend berichtet hätte. Darüber hinaus hätte der Kaiser ja die Gelegenheit gehabt, ganz ausführlich seine Pläne anzuhören, wenn er nur gekommen wäre. Dass er abends noch viele Termine hatte, die das verhindert hätten, bezweifelte Sextus nämlich doch ein wenig.
    Aber gut, für diese Gedanken war nicht unbedingt der geeignete Zeitpunkt. Jetzt war der Zeitpunkt, möglichst bescheiden, charmant und präzise sein und sich von der besten Seite zu zeigen. Da hieß es, auch solche fragen zu beantworten – so gut das in der Kürze der Redezeit eben ging.


    “Eine genaue Ausführung, welche der Punkte ich in welcher Weise einer Bearbeitung unterziehen würde, würde wohl den Rahmen meiner Kandidaturrede sprengen. Immerhin sollen heute auch noch andere Kandidaten Gehör vor dem Senat finden, und darüber hinaus denke ich, dass eine genaue Erörterung meiner Vorschläge, wenn ich sie soweit präsentierbar ausformuliert habe, durchaus eine eigene Senatssitzung wert sein könnten – oder auch mehrere, so dass sich alle Senatoren hinreichend Gedanken machen können.


    Doch ganz verkürzt zusammengefasst: Die Lex Mercatus sagt an einigen Stellen nicht das aus, was sie eigentlich meint und wie das Recht praktiziert wird. Und darüber, was einzelne Passagen meinen könnten, herrscht häufig Uneinigkeit. Allen voran bei der Frage, welche Betriebe für Senatoren und Patrizier zulässig sind, und welche nicht.
    Dazu finde ich die preislichen Regelungen ungenügend, die Begrenzungen zur Betriebsführung entweder unlogisch oder an der Wirklichkeit vorbei – oder beides. Darüber hinaus fehlt eine klare Regelung, wann und in welchem Umfang Städte und Gemeinden Produkte verkaufen können, oder ob sie dies überhaupt dürfen. Die Regelungen zum Erbnachlass finde ich verbesserungsfähig, ebenso, wie bereits von Senator Flavius dereinst angeregt, die Regelungen zur Spendentätigkeit.


    Anstelle nun aber an unzähligen Punkten weiterhin Verschlimmbesserungen vorzunehmen, ist es mein Bestreben, stattdessen unserem Reich ein Marktrecht zu bescheren, das diesen Namen verdient hat, mit einer eindeutigeren Formulierung, besseren Strukturierung und Konzentration auf die Marktrealität. Allerdings will dies erst geschrieben und geprüft sein, ehe der Senat in seiner Gänze darüber diskutieren kann.“

    Sextus war zufrieden, dass zumindest zwei seiner Zuhörer ernsthaftes Interesse am Thema hatten – oder jenes sehr gekonnt heuchelten – und tat ihnen gerne den Gefallen, zunächst mehr von seinen eigenen Ideen zu erzählen, ehe er ihre zu dem Thema hören wollte.
    “Zuvorderst würde ich damit aufhören, an einzelnen Paragraphen herumzudiskutieren und so das Gesetz in mühevoller Kleinstarbeit doch wieder zu verschlimmbessern. Stattdessen sage ich, wir sollten etwas gänzlich neues schaffen, eine Art Lex Mercatus II, die nur die Teile der Lex Mercatus beibehält, die klar und unmissverständlich sind, und die insgesamt besser strukturiert und verständlicher ist als das uns momentan vorliegende Werk.
    Allen voran müsste eine solche neue Lex klarer regeln, wer welche Betriebe führen darf, da der jetzige Paragraph – und das muss ich in dieser Deutlichkeit leider sagen – der reinste, schwammige Unsinn ist. Es wird gesagt, dass Senatoren und Patrizier nur landwirtschaftliche Betriebe führen dürfen – so weit, so richtig – allerdings ist der Wortlaut dergestalt schwammig, dass dieser Begriff mehr und mehr aufgeweicht wird. Ursprünglich beruft sich dieser Paragraph auf unser edles Erbe als Bauern, die dieses Land mit der Kraft ihrer Hände urbar gemacht haben und ihren Lebensunterhalt dem Wind und dem Wetter abgetrotzt haben, bis wir das starke Reich waren, das die Welt erobern sollte. Eine Welt, in der jeder Mann seine Familie kraft seiner eigenen Hände ernährte von seinem eigenen Land.
    Heutzutage wird vor Gericht darum gestritten, ob ein Schuster oder ein Händler vielleicht doch keine Handwerker oder Kaufleute sind, sondern doch im weitesten Sinne Bauern, da die von ihnen hergestellten oder nach Rom gebrachten Produkte einen natürlichen Ursprung haben. Nun, wenn es nur um den natürlichen Ursprung geht, ist alles, was nicht von Götterhand gegeben wurde, 'landwirtschaftlich'.“

    Sextus machte eine kurze Pause, um einen Schluck zu trinken, ehe er fortfuhr. “Da frage ich mich: Hat unsere Gier denn unseren verstand gefressen, dass wir hierauf angewiesen sind? Mir schwebt daher hier eine weit eindeutigere Regel vor, die klar ausdrückt, dass nur diese Betriebe für Senatoren und Patrizier statthaft sind, die das angestrebte Produkt selbst anbauen, erfischen oder erjagen, nicht aber solche, die ihre Rohstoffe erst von einem solchen Betrieb ankaufen müssen, um sie weiterzuentwickeln, oder solche, die sich lediglich mit der Weitergabe von Waren und deren Transport beschäftigen.
    Versteht mich nicht falsch, ich will keine neuen Betriebe erschaffen. Der Weinbauer mit seinem Weinberg soll nach wie vor aus den Trauben, die er anbaut, auch Wein pressen und lagern dürfen, ebenso wie das Obstgut sein Obst auch in Honig einlegen darf und so fertig eingelegt und eingekocht in Amphoren zum Markt bringen. Daran will ich nicht rütteln. Aber der Bäcker, der sein Korn erst zum mahlen ankaufen muss, oder der Gewürzhändler, der aus Syria den Pfeffer heranbringt, diese Betriebe sollten den Plebejern und nicht-Senatoren vorbehalten sein. So gierig muss unser Stand nicht sein, ihnen diese Betriebe zu neiden.


    Und dergleichen geht es auch gleich weiter: Von der Führung von Betrieben ausgeschlossen sind Sklaven. Nun möge derjenige hier am Tisch die Hand heben, der seine Landgüter – so er welche hat - nicht von einem Vilicus verwalten lässt. Was das Gesetz sagt und was das Gesetz meint driftet auch hier weit auseinander, weshalb in der Realität eigentlich fast alle gegen diesen Paragraphen verstoßen, wenn man ihn streng dem Wortlaut nach auslegt. Was das Gesetz meint, ist, dass nur ein freier Mensch Eigentum haben kann, was auch das Eigentum an einem Betrieb mit einschließt. Nur steht eben jenes momentan nicht in diesem Paragraphen. Dieser beschäftigt sich momentan dem Wortlaut nach mit der Verwaltung eines Betriebes, welche vollkommen irrelevant ist.


    Auch schließt das Marktrecht Angehörige des Exercitus Romanus und Diener des Cultus Deorum pauschal von den Märkten aus, sofern sie nicht wenigstens Ritter sind. Da frage ich mich: Warum ist dies etwas, das im Marktrecht geregelt werden muss? Zum einen ist mir bislang noch nie logisch dargelegt worden, warum ein Pontifex minor nicht neben seinen Pflichten im Tempel einen Betrieb in seinem Eigentum haben darf, den er von seinen Sklaven führen lässt und der ihn folglich nicht behindert, wenn er der Sohn eines Plebejers ist. Ist aber genau derselbe Pontifex minor der Sohn eines Senators, ist dies alles auf einmal kein Problem mehr. Das ist nicht logisch, das nennt man im üblichen Nepotismus und Neid.
    Versteht mich nicht falsch, sollten die Pontifices einer Stadt der Meinung sein, dass bestimmte der ihnen unterstellten Priesterschaften keine Betriebe führen sollten, so steht es ihnen selbstredend frei, eine entsprechende, eigene Arbeitsanweisung zu erlassen und zur Not Priester und andere Diener, die hiergegen verstoßen, vom Dienst freizustellen. Allerdings ist dies meiner Meinung nach nichts, was der römische Senat für das gesamte, römische Reich gleichermaßen, ob es nun hier in der Stadt Rom oder in der Provinz in Germania sei, in einem Gesetz über die Märkte regeln muss. Dies können die örtlichen Gremien unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse selbständig beschließen, was sie für angemessen erachten und was nicht. Und insbesondere möchte ich nicht daran Schuld tragen, wenn in der Provinz sich niemand ausreichend um einen Wegeschrein oder eine Götterstatue zu kümmern traut, weil er sonst Gefahr läuft, wegen Verstoßes gegen die Lex Mercatus verklagt zu werden.
    Derselben Logik folgend gilt dies auch für den exercitus romanus, wo die Kommandeure ihren Legionären und Offizieren sehr viel effektiver das Führen oder Nicht-Führen erlauben oder verweigern können. Oder, sollte eine generelle Richtlinie notwendig sein, dass dies im Codex militaris seinen Platz findet.“


    Das war erst einmal ein erster Punkt,d er aber wohl schon genug Diskussionsstoff bieten sollte für erste Meinungen.

    Natürlich hörte sich Sextus die Rede des Sohnes seines alten Verbündeten mit gesteigertem Interesse an. Die blumige Ausdrucksweise hatte der Spross von seinem Vater übernommen. Sextus war sich nicht sicher, ob dieser Umstand eher amüsant oder deplorabel war, entschied sich aber für den Moment für dezente Belustigung. Alles in allem machte der junge Mann seine Sache aber ordentlich. Hier und da hätte er noch ein paar Dinge erwähnen können, zum Beispiel, warum er dachte, ein guter Quaestor zu werden, oder welches Amt er dabei präferierte, aber alles in allem war es eine solide Rede.
    Also erhob sich Sextus, um das Wort zu ergreifen. “Ich möchte meine Unterstützung für diesen jungen Mann bekunden. In seinen jungen Jahren hat er schon weitreichende Ehrungen erfahren. Darüber hinaus, so möchte ich betonen, wäre es ihm als Patrizier frei gestanden, das Militärtribunat auszulassen, und dennoch hat er diesen mit Bravour gemeistert und sich selbst jenseits der römischen Grenzen in diplomatischer Mission in Gefahr begeben, wie es einem jungen Römer gut ansteht. Darüber hinaus entstammt er einer der edelsten Familien Roms.
    Ich würde es sehr begrüßen, ihn alsbald in unseren Reihen willkommen zu heißen und bin mehr als gewillt, ihm den nächsten Schritt dahin durch meine Stimme zu ebnen.


    Dennoch - oder besser gesagt: zusätzlich - habe ich eine kleine Frage: Die Quaestoren unterteilen sich in viele, verschiedene Ämter. Wenn du eines davon frei wählen dürftest, gäbe es eines, welches du besonders präferierst?“

    Im Grunde konnte Sextus weder dem Militär, noch Angehörigen eben desselben irgend etwas abgewinnen. Allerdings wäre es unpatriotisch, dies zu zeigen, vor allen Dingen im Wahlkampf. Also hatte Sextus beschlossen, ein braver, kleiner Kandidat zu sein und zu dieser Ehrung hier zu gehen, sich zu zeigen und angemessen Beifall zu spenden.
    Als Senator und Patrizier hatte er Anrecht auf einen guten Platz, welchen er natürlich auch mit seinen Verwandten und Gästen teilte, sofern sie sich ihm angeschlossen hatten. Allerdings hatten das nicht alle. Beim Blick durch die sonstigen Ränge hatte Sextus kurz das Gesicht des Tiberius Verus erspäht, der inmitten einiger Plebejer Platz gefunden zu haben schien. Sextus tat so, als hätte er es nicht bemerkt, da er sich ansonsten doch tatsächlich darüber würde Gedanken machen müssen, warum der Spross einer patrizischen Gens so viel daran setzte, eben das nicht zu sein, sondern lieber ein Niemand unter lauter Niemanden war. Eine Denkweise, die sich seinem Horizont entzog.


    Und so wartete Sextus auf das Eintreffen der Truppe und die Worte des Kaisers und was sonst noch so folgen mochte.

    Da war es also so weit. Jetzt galt es. Alle Vorbereitung und alles Bestreben lief auf diesen einen Punkt zu, den es nun zu bewältigen galt. Wenngleich Sextus schon oft seine Stimme in diesen Hallen erhoben hatte und schon häufig hier gesprochen hatte, war es dennoch jedes Mal wieder etwas anderes, wenn man für ein Amt kandidierte.
    In die weiße Toga candida gekleidet trat Sextus also vor seine Senatskollegen und fing an.


    “Patres conscripti! Die meisten von euch kennen mich, bin ich doch schon lange Jahre in den Reihen der Senatoren. Mein Name ist Sextus Aurelius Lupus, Enkel des Claudius Aurelius Crassus, der einst die Ehre hatte, dem Senat als Princeps Senatus zu dienen.


    Ich möchte nicht auf vergangene Errungenschaften verweisen. Mein tadelloses Vigintivirat ist schon lange Jahre her, ebenso wie meine sehr erfolgreiche Quaestur, in welcher ich das mehrjährige Loch in den Chroniken des Senats durch Daten auf mich allein gestellt schloss. Allerdings sind diese Arbeiten schon so lange zurück, dass ich heute wohl kaum noch darauf verweisen kann.


    Ebenso möchte ich die Ehrungen und Verdienste außer acht lassen, die ich im militärischen Rahmen im Zuge des Bürgerkrieges erhalten habe. Ja, ich wurde ausgezeichnet für meine Leistungen, und ja, ich habe, obwohl ich nur Tribun war, die Leitung einer Legion übernommen, als deren Befehlshaber... verhindert war und mein möglichstes getan, die Bewohner Roms vor den schlimmsten Auswirkungen der Belagerung zu schützen, wie einige in diesen Reihen sicherlich noch bestätigen können. Doch ist der ganze Krieg nichts, was ich als Ehre empfinde, daher möchte ich auch jegliche Ehrung, die damit in Verbindung steht, nicht rühmend hervorheben.


    Ebenso wenig beabsichtige ich, auszuführen, wie ich in den vergangenen Unruhen durch den aufständischen und mordenden Mob meine Nachbarschaft verteidigt habe und nicht nur meinen Nachbarn kurzfristig Unterschlupf gewährte, um sie adäquat zu schützen, sondern noch immer den Tiberiern in meinem Hause Obdach gewähre, bis sie ihr verlorenes Heim wieder errichten können. Diese Dinge sind für mich als Freund, als Senator und nicht zuletzt als Römer eine Selbstverständlichkeit, die keiner weiteren Beachtung bedarf.


    Aber was sollte also nun Beachtung finden? Nun, werte Mit-Senatoren, wenn ich eines in den letzten Jahren unter Beweis stellen konnte, dann, dass ich nie Dinge einfach nur tue, damit sie getan sind, und meine Stimme nur dann erhebe, wenn ich etwas zu sagen habe. Und dass, wenn ich dies tue, ich es mit größter Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit tue. Dinge, die einem Aedil gut zu statten kommen, verlangen seine Aufgaben doch ebenfalls größte Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit.
    Auch habe ich durch das Ausrichten mehrerer munera, sowohl zu Ehren des Tiberius Durus, als auch zu Ehren des Cornelius Palma, schon unter Beweis gestellt, dass ich den Herausforderungen gewachsen bin, die sowohl die Organisation als auch die Durchführung von Spielen für die Bevölkerung stellen. Ebenso wie die finanziellen Anforderungen, die dieses Amt mit sich bringt.


    So bleibt nun die Frage bestehen, warum ich nicht schon viel früher diesen jetzigen Schritt in Angriff genommen habe. Nun, zum einen wollte ich den Eindruck vermeiden, aus meiner Position nach dem Krieg Kapital schlagen zu wollen und als Kriegsgewinnler vor euch zu treten, der nun seinen Lohn einfordert. Dieses Amt sollte kein Lohn sein, meine Wahl sollte nicht von der Angst vor Konsequenzen geprägt sein, sondern von der Überzeugung, mit mir den richtigen Mann zu wählen.
    Und zum anderen bin ich der Überzeugung, dass nur dann ein öffentliches Amt angestrebt werden sollte, wenn der Bewerber der Überzeugung ist, dem Staate durch seine Kandidatur mehr zu geben, als er ohne ihn hätte. Damit verbunden ist mein Anspruch an eine wirkliche Agenda für ein Amt, welche ein Kandidat umzusetzen gedenkt. Ich habe lange, sehr lange überlegt, was ich dem Staate so geben kann, wäre ich Aedil, und letztendlich bin ich zu einer Antwort gelangt: Ein neues Marktrecht.


    Das jetzige Marktrecht ist missverständlich formuliert und beinhaltet mehrere Punkte, die der Verbesserung bedürfen, wie wir in vergangenen Senatsdebatten desöfteren anschaulich gesehen haben. Ebenso wird wohl kaum so oft geklagt, wie wegen angeblichen oder tatsächlichen Verstößen gegen die Marktgesetze.
    Eines meiner inhaltlichen Ziele als Aedil ist daher eine vollständige Reformierung des Marktrechtes, das sowohl den momentanen Verhältnissen am Markt angepasst, als auch soweit verständlich ist, dass die Zahl der Grundsatzdebatten vor Gericht hierdurch von vornherein entfällt.


    Aus diesen aufgeführten Gründen bin ich der Überzeugung, dass ich zu diesem Zeitpunkt die beste Wahl für das Amt des Aedilis curulis bin, und ich hoffe, diese Überzeugung an euch weitergegeben zu haben. Ich danke euch für euer Gehör.“

    Während seine Gäste sich setzten, begab sich auch Sextus zu seiner Position und legte sich hin. Von seinem Platz aus hatte er die Möglichkeit, mit jedem der Anwesenden eine Unterhaltung zu führen, allerdings war er sich durchaus im klaren, den Großteil des Abends damit zu verbringen, zu reden und weniger damit, zuzuhören. Aber eben jenes hatte er sich ja auch gewünscht, folglich wäre es etwas vermessen, sich jetzt genau darüber zu beklagen.
    Er ließ sich einen Becher mit Posca einschenken. Aufgrund der Länge des Abends hatte er beschlossen, komplett auf Wein zu verzichten. Er wollte möglichst jeden Gast mit voller Aufmerksamkeit beschenken können und nicht benebelt das ein oder andere Detail verpassen. Überdies hatte er bei der Beschaffung sämtlicher Getränke keine Kosten gescheut, so dass auch der Essig von erlesener Güte war.


    Als alle soweit Platz genommen hatten, ließ Sextus auch den ersten Gang servieren: Kunstvoll angerichtet gab es frische, in Speck gebratene Feigen, übergossen mit feinstem Akazienhonig, dazu ein milder, cremiger Schafskäse. Für die persönlichen Geschmäcker standen kleine Schälchen mit Salz, Pfeffer, orientalischen Gewürzen, Kräutern und mehr Honig bereit. Auch gab es weiterhin die Leckereien von zuvor: Mit Ziegenkäse gefüllte Datteln, Oliven, Aprikosen mit Minze, Brot mit Tapenade oder Moretum, Trauben und gekochte Eier mit Honig-Pinienkern-Sauce.
    Da die Begrüßungsrede des Festes schon gehalten war, verzichtete Sextus auf eine Wiederholung des ganzen und begann gleich jenseits der nun nicht wiederholten Dankesfloskel. “Ich hoffe, das Essen trifft eure Geschmäcker. Ich wünsche allen einen guten Appetit und bin so frei, noch einmal alle einander vorzustellen, sofern nicht ohnehin schon Bekanntschaft geschlossen wurde.


    Ich denke, unsere verehrte Kaiserin Veturia Serena bedarf keiner weiteren Vorstellung. Consular Purgitius Macer war langjähriger Leiter der Academia Militaris und schon mehr Ämter im Dienste Roms ausgefüllt, als ich aufzählen kann, da ich bestimmt ein wichtiges vergessen würde. Neben ihm Flavius Scato, der zuletzt den Rang des Aedilis curulis bekleidet hat. Neben meiner Wenigkeit noch sein Vetter, Flavius Gracchus Minor, Sohn des Pontifex pro magistro und Consular Flavius Gracchus. Daneben Claudius Sabinus, Enkel des Praetorius Claudius Menecrates. Und auf der lectus summus den erst jüngst in Rom eingetroffenen Tiberius Merula. Mittig Duccius Callistus, ein Klient des Flavius Scato; und zu guter letzt Pompeius Atticus, Klient des Purgitius Macer.“ Damit sollte jeder zumindest seine Sitznachbarn nun kennen und sich damit ausgiebig austauschen können.
    “Wenn ihr gestattet, werde ich auch gleich das Gesprächsthema beginnen, welches zu bereden ich heute unter anderem eingeladen habe. Wie ihr wohl alle wisst, habe ich nun nach langer Zeit mich entschieden, doch zum Amt des Aedilen zu kandidieren. Dass ich dies nicht bereits zuvor getan habe, hatte unter anderem den Grund, dass ich keinen Mehrgewinn für den Staat darin sah, ein weiterer Aedil zu sein, der eigentlich nur seine Pflicht erfüllt, ohne etwas voran zu bringen, und für eben jenes Voranbringen fehlte mir die passende Idee. Nun, bis vor einiger Zeit, als ich auch schon Consular Purgitius darauf ansprach:
    Kein Gesetz wird so häufig geändert, wie das Marktgesetz. Wegen keinem Gesetz wird so oft geklagt, wie wegen Verstößen hierbei. Beide Tatsachen sagen mir recht deutlich, dass das Gesetz in seiner jetzigen Form zum einen missverständlich ist, und zum anderen fehlerhaft. Beides Umstände, die es zu korrigieren gilt. Hierzu habe ich selbst einige Ideen, die ich euch gerne vorstellen würde, ebenso würde ich selbstverständlich auch eure Ideen hören und diese gegebenenfalls ebenfalls berücksichtigen, bevor ich in meiner Amtszeit als hoffentlich gewählter Aedil dann an der Umsetzung eben jener Ideen arbeiten werde.“