Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Eine überraschend deutliche und beeindruckende Rede des Aureliers. Die Kaiserin nickte wohlwollend. Über diese Rede würde sie den Kaiser ganz sicher unterrichten. Ja in dieser Zeit brauchte man klare Statements wie diese. Die Kaiserin war zufrieden und es zeigte sie wie gut es war, dass sie zu diesem fest gegangen war. "Auf Rom! Vivat!" Sagte sie und prostete dem Gastgeber direkt zu.


    Nachdem also nun das Fest eröffnet und die Rede gehalten war, konnte sich Sextus wieder ausschließlich auf seinen Ehrengast konzentrieren. “Ich hoffe, das war nicht zu pathetisch“, raunte Sextus seiner Kaiserin halblaut zu. Sie hatte zwar sich seinem Trinkspruch angeschlossen, aber das musste nicht heißen, dass ihr Inhalt oder Wortwahl seiner Rede gefallen haben musste. Immerhin galt es, gewisse Höflichkeitsregeln einzuhalten. Andererseits würden eben jene Regeln der Höflichkeit ebenfalls eine zu harsche Kritik trotz Nachfrage verhindern, sollte die rede tatsächlich als lästig empfunden worden sein. Die hohe Kunst der Diplomatie war eben keine einfache.


    Doch nun galt es ohnehin, seine Ankündigung von zuvor wahrzumachen und der Kaiserin ihre Bitte zu erfüllen, ihr diverse Angehörige und weitere vorzustellen. Daher sah Sextus sich nur kurz um und gab seinen Verwandten, die sicherlich schon ganz begierig darauf warteten und ohnehin zur Kaiserin sahen, mit einem Wink zu verstehen, dass nun ihre Zeit wäre, näher zu treten.
    “Nun, meine Kaiserin, darf ich dir wie versprochen meine Verwandten vorstellen? Ich habe momentan das große Vergnügen, von drei bezaubernden Grazien umgeben zu sein. Darf ich dir also zunächst einmal meine beiden Cousinen Lentidia und Drusilla vorstellen, und natürlich meinen Augenstern, meine Nichte Corvina.“


    Unterdessen hielt Sextus auch schon nach den Tiberii Ausschau, zu denen er danach überzuleiten gedachte.

    Nachdem nun alle Gäste soweit eingetroffen und begrüßt waren und die Kaiserin ihr Einverständnis gegeben hatte, galt es, das Fest mit einigen Worten zu eröffnen. Der Hausherr stellte sich also für alle gut sichtbar ins Atrium, die Kaiserin als strahlende Erscheinung an seiner Seite und wartete, bis er die Aufmerksamkeit seiner Gäste hatte. Angesichts der 'Kaiserin an seiner Seite' dauerte dies auch nur kürzer als gewöhnlich. Mit einem Lächeln verneigte er sich noch einmal leicht in die Runde und erhob seine Stimme.
    “Liebe Gäste! Ich danke euch für euer zahlreiches Erscheinen in dieser geselligen Runde. Insbesondere danke ich unserer wunderschönen Kaiserin, der edlen Veturia Serena, durch ihr Erscheinen mein Haus erst wirklich zum Erstrahlen zu bringen.


    Ich habe in dem Bewusstsein der jüngsten Ereignisse mich dazu entschieden, diese Feier zu veranstalten. Viele wurden von dem Aufstand geradezu überrannt und waren geschockt von der Brutalität und der Bereitschaft zur Zerstörung. Viele wurden verletzt, einige getötet, manche verloren sogar ihr Heim. Das alles ist nichts, was gefeiert werden sollte. Und ich möchte hiermit ganz gewiss nicht verharmlosen oder relativieren, was geschehen ist. Ich möchte es auch nicht vergessen machen. Nein.
    Vielmehr frage ich mich, was die Aufständischen mit ihrem Tun bezwecken wollten. Es muss ihnen klar gewesen sein, dass sie niemals die militärische Oberhand hätten gewinnen können und niemals gegen die mehreren Tausend Prätorianer, Urbaner und Vigiles einen Sieg erringen können. Was also wollten sie?“

    Eine kurze Kunstpause, um den Zuhörern eigene Gedanken zu erlauben.
    “Nun, für mich liegt es auf der Hand: Rom in Angst und Schrecken versetzen wollten sie. Sie wollten uns zweifeln lassen, an uns selbst, unserer Art zu leben, an unseren Nachbarn und Freunden, unseren Märkten, unseren Stadtcohorten und nicht zuletzt dem Kaiser selbst. Wenn wir nur noch zuhause blieben, durch die Straßen huschten wie die Schatten, zu verängstigt, nach draußen zu gehen, dann hätten sie ihren Sieg. Wenn wir nicht mehr zu Spielen gingen, nicht mehr lachten, nicht mehr guten Wein tränken, uns nicht mehr mit unseren Freunden träfen, dann hätten sie gewonnen.
    Also habe ich heute nicht eingeladen, um uns alle vergessen zu lassen. Nein, ich habe eingeladen, damit wir uns erinnern. Damit wir uns daran erinnern, dass wir leben, und wie wir leben wollen. Dass wir uns erinnern, dass wir schon schlimmeres überlebt haben – und immer noch hier sind. Dass wir uns erinnern, dass wir noch immer gesiegt haben, dass Rom immer siegt.
    Darum sage ich, lasst uns alle die Gläser heben und trinken. Auf gute Freunde, ein gutes Leben. Auf das Leben. Und vor allen Dingen: Auf Rom! Vivat!“


    Sim-Off:

    Da nicht alle Bestandteile des Abends für alle gleichermaßen interessant und wichtig sind, zweiteile ich hier das Thema. Ist dann für alle denke ich auch etwas übersichtlicher. Hier geht es zum eigentlichen Essen, bei dem dann über Politik und Sextus' Ideen zur Reform der Marktgesetze gesprochen wird. Ich ziehe das quasi vor, weil... ich bin jung und brauche das Geld, ähm, die Punkte :D
    Hier im Thread dürft ihr aber sehr gerne auch weiter untereinander quatschen, feiern, euch maßlos betrinken, tanzen, singen, euch auf die Kaiserin stürzen :P oder wonach euch sonst noch so sein mag. :D Eben einfach alles andere :D

    Da einige Gäste nicht gekommen waren, stellte dies die Sitzordnung vor eine besondere Herausforderung. Um mehr Platz zu schaffen und auch weiteren Gästen die indirekte Teilnahme am Essen zu ermöglichen, waren Anordnungen von drei Klinen im Tablinum aufgebaut worden, wo mit freiem Blick auf den Garten gespeist werden sollte. Bevor die Gäste sich also niederließen, wurden die Klinen von fleißigen Händen noch einmal etwas verrückt, um sich der neuen Situation anzupassen. Die Kaiserin war schließlich der Ehrengast, aber eine Frau auf einer Kline zu betten wäre äußerst unfein gewesen. Also wurden die Klinen dergestalt verrückt, dass der locus consularis von einem bequem ausgepolsterten Korbsessel ausgefüllt wurde. Neben der Kaiserin auf dem lectus medius wurden – ihrem Rang entsprechend – Consular Purgitius Macer und daneben Senator Flavius Scato zu Tisch gebeten. Auf dem lectus imus lagen der Gastgeber Senator Aurelius Lupus, und daneben Flavius Gracchus Minor und – um seine Cousine glücklich zu machen – Claudius Sabinus. Immerhin war diese Kline eigentlich für die Familie reserviert, der es allerdings an männlichen Mitgliedern mangelte.
    Den etwas verschobenen lectus summus schließlich versuchte man schließlich folgendermaßen zu bevölkern: Tiberius Merula als Angehöriger der Tiberii, sowie die beiden mitgebrachten Klienten, Duccius Callistus und Pompeius Atticus.
    Eigentlich wäre es wohl korrekter gewesen, Tiberius Verus einen Platz hier anzubieten, allerdings hatte der Gastgeber doch kurzerhand entschieden, dass dieser in diesem Aufzug und Selbstpräsentation kein besonders geeigneter Tischgast wäre.


    Die übrigen Gäste konnten sich auf Klinen in der Nähe niederlassen. Für die Damen des Hauses und die der Gäste waren ebenfalls sehr bequeme Korbsessel bereitgestellt, die von fleißigen Sklaven auch gerne zu kleinen Klatschkränzchen zusammengestellt wurden.

    Nach einer Weile hatte es sich auch bis zum Hausherren herumgesprochen, dass weitere Tiberier eingetroffen waren. Sobald es also seine Zeit zuließ, begab sich auch Aurelius Lupus ins Atrium, um dort auf die bekannten Gesichter und Erscheinungen von Tiberia Corvina und Tiberia Maximilla zu treffen, nebst einiger neuer Gesichter und etwas, was ihm zwar berichtet worden war, er aber bis zu seinem Eintreffen nicht recht glauben wollte. Aber tatsächlich, da saß kein seltsamer Hund in seinem Atrium, sondern ein Wolf. Hierauf würde er wohl später noch zu sprechen kommen müssen.
    “Salvete, Tiberii. Ich bin Senator Aurelius Lupus“, machte er also bei seinem Näherkommen auf sich aufmerksam und vermied es, zu dem Tier zu blicken oder sich seine Gedanken in irgendeiner Weise anmerken zu lassen.

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    Natürlich nahm die Kaiserin gern das Angebot an und haken sich bei dem Aurelier ein.“Nun ob du nun nur auf dem Pferd gesessen hast oder aktiv gekämpft hast. Für mich ist entscheidend, dass du es getan hast. Es zeigt mir, dass der Kaiser auf Männer wie dich bauen kann und das ist das entscheidende.“ Sagte die Kaiserin und damit war dann dieses Thema für sie auch abgeschlossen. Sie ließ sich nun also von dem Aurelier weiter in die Villa hineinführen. „Die Tiberii können sich glücklich schätzen dich zum Freund zu haben. Ich hoffe, dass du sie mir im Laufe des Abends noch vorstellst?“ Nun wurde das Lächeln der Venturia weich und sie bekam diesen typischen Mutterglanz in den Augen. „Ich danke dir für deine Glückwünsche. Aquilius Iulianus gedeiht und erfreut uns jeden Tag aufs neue.“ Sagte sie voller Stolz. Die Kaiserin sah sich um und entdeckte das eine oder andere bekannte Gesicht unter den Gäste hier und da nickte sie begrüßend, bevor sie sich wieder an den Gastgeber wandte. „Wie wäre es wenn du mir deine Familie vorstellst? Wenn ich mich recht erinnere bin ich tatsächlich noch niemanden aus deiner Familie persönlich begegnet. Ein Umstand, den ich heute zu ändern gedenkt.“


    Noch immer empfand Sextus es nicht als gerechtfertigt, für seine Handlung ein Lob zu erfahren, allerdings käme er sich albern vor, die Kaiserin weiterhin darüber zu belehren. Sie könnte es als übertrieben zur Schau gestellte Bescheidenheit missinterpretieren, oder gar als Undankbarkeit. Beides wollte Sextus nicht demonstrieren, also behielt er seinen Einspruch für sich und ließ das Lob unwidersprochen über sich ergehen.
    Kurz suchte Sextus' Blick den Raum nach den erwähnten Tiberii ab. Zu seinem Entsetzen entdeckte er auch sogleich zumindest einen von ihnen. Hatte Tiberius Verus vor, das bisschen Restehre, das seiner Familie geblieben war, mit Füßen zu treten und sich wie ein proletarischer Trunkenbold aufzuführen? Sextus bedauerte in diesem Moment, allen Tiberii Zuflucht gewährt zu haben. Mit der schrulligen Maximilla konnte man auskommen, Tiberia Corvina war eine angenehme Augenweide, und die beiden jungen Tiberii schienen sehr bemüht. Aber dieser Rüpel...
    Sextus hoffte, dass die Kaiserin ihn noch nicht bemerkt hatte, und Sextus beschloss, diesen Umstand auch nicht herbeizuführen. “Ich werde dir sehr gerne Tiberius Merula und seine Schwester später vorstellen, und ich denke, dass der Abend noch mehr als genug Gelegenheiten bieten wird, auch alle anderen Gäste kennen zu lernen.“ Bis auf einen, wenn Sextus es verhindern konnte.
    “Ich weiß noch, wie damals mein Sohn geboren wurde. Ich fand es faszinierend, wie etwas, das so groß war, aus meiner damaligen Frau kommen konnte. Und gleichzeitig, wie aus etwas, das so klein war, einmal ein erwachsener Mann werden sollte.“ In Wirklichkeit hatte Sextus damals weit weniger Emotionalität empfunden, als er jetzt in seine Stimme zu legen vermochte. Allerdings hatte er diese beiden Tatsachen durchaus recht faszinierend gefunden. “Ich bin mir sicher, Aquilius Iulianus wird dir eine große Freude noch bereiten. Und seine sicherlich folgenden Geschwister ebenso.“ Immerhin hatte die Kaiserin ihre Fruchtbarkeit bewiesen, ebenso die Fähigkeit, eine Geburt lebend zu überstehen. Sicherlich würden noch ein paar kleine Aquilii folgen.
    “Ebenso wird es mir ein Vergnügen sein, dir meine Famlie und auch alle anderen Gäste vorzustellen. Aber mit deiner Erlaubnis, würde ich gern an dieser Stelle noch ein paar Worte an alle Gäste richten, um das Fest richtig zu eröffnen.“

    Wer von seinen Nachbarn war dieses Plappermaul? Er war zuvor ja schon von Flavius Gracchus Minor darauf angesprochen worden, hatte sich aber nichts weiter dabei gedacht. Sicherlich hatte er es über Prisca erfahren, und die es wiederum von ihren Bekannten hier in der Nachbarschaft. Dass jetzt aber auch die Kaiserin ihn darauf ansprach, ließ darauf schließen, dass irgendwo in der Nachbarschaft jemand war, der zu starker Übertreibung neigte. “Ach, das war eine bloße Selbstverständlichkeit, meine Kaiserin. Ich bin mir sicher, die meisten Männer in diesem Raum haben ähnlich gehandelt.“ Galant gesellte sich Sextus an die Seite der Kaiserin und bot ihr einen Arm an, um sich einzuhaken. In diesem Kleid und ohne starken Arm an der Seite war es sicher eine besondere Kunst, zu gehen. Außerdem war es ja durchaus auch für ihn selbst ein nicht zu verachtender Prestigegewinn, eine solche Frau an seiner Seite zu haben – wortwörtlich.
    “Zumal auch nichts weiter passiert ist. Bis hier hinauf auf den Quirinal sind diese Barbaren gar nicht gekommen, wurden sie doch schon zuvor von Praetorianern, Urbanern und Vigilen aufgehalten. Ich saß nur etwas dekorativ auf einem Pferd und wartete.“
    Er begann, in den Raum zu schreiten, denn sie konnten ja nicht ewig am Eingang des Atriums stehen bleiben. Seine Gäste sollten schließlich auch etwas von der Kaiserin haben. Zumindest theoretisch. “Und auch, dass ich den Tiberii hier Obdach gewährt habe, erscheint mir als Selbstverständlichkeit. Wie könnte ich mich weiterhin ihr Freund nennen, wenn ich in schweren Zeiten nicht zu ihnen stünde?


    Nein, das alles war weder gefährlich, noch besonders. Da hast du mit der Geburt eures Kindes dich in größere Gefahr begeben, und dem Reich einen größeren Dienst erwiesen, meine Kaiserin. Erlaube mir, dir hierzu noch nachträglich zu gratulieren.“

    Endlich traf auch der Gast ein, dessen Ankunft Sextus die ganze Zeit erhofft hatte. Oder naja, zumindest die nächstbeste Variante davon. Augenblicklich entschuldigte sich der Hausherr bei seinen Gästen und kam auf die Kaiserin und ihr ansehnliches Gefolge zu. Auch wenn sie sich noch nicht begegnet waren, wusste Sextus sehr genau, wen er vor sich hatte. Seinen Kaiser und dessen Gemahlin sollte man in Rom erkennen, wollte man nicht eines Tages einen äußerst, äußerst dummen Fehler machen.


    In respektvollem Abstand blieb Sextus stehen und verneigte sich leicht vor der höchsten Dame des Staates. “Meine Kaiserin, edle Veturia, ihr ehrt mein Haus über alle Maßen mit eurem Erscheinen. Ich hatte gehofft, dass meine Einladung im Palast gelesen werden würde, aber mit einer so strahlenden Erscheinung wie der deinen hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht rechnen können. Bitte, sei mein Ehrengast auf dieser bescheidenen Feier.“
    Vielleicht ein bisschen blumiger als sonst, aber es konnte beileibe nicht schaden, etwas wortreicher mit der Kaiserin zu flirten. Zumal ihr Mann nicht dabei war, sonst wären sie zweifelsohne Seite an Seite hereingekommen. Eine leichte Zurücksetzung, die Sextus sehr wohl notierte. Der Kaiser hatte seinen höchsten Haruspex nicht ein einziges Mal in seiner gesamten Amtszeit konsultiert. Kein Wunder, wenn die Götter unzufrieden waren, wenn ihr Wille so überhaupt nicht erforscht wurde.
    Doch vielleicht bot dieser Abend die Gelegenheit, wenn schon nicht den Kaiser, so doch wenigstens dessen Gemahlin hierfür zu gewinnen – und hoffentlich auch für andere Dinge.

    Und schon war auch seine Cousine mit dem Bruder besagter Claudia heran und forderte ihn auch schon in ihrer leichten, charmanten Art auf, die Herrschaften (und Damen) einander vorzustellen. Eine Übung, die im Laufe des Abends sein Namensgedächtnis vermutlich noch arg strapazieren würde, die aber doch die Pflicht eines Gastgebers war.
    “Sei auch du mir willkommen, Claudius. Es ist mir eine große Freude, dass du der Einladung nachzukommen die Zeit gefunden hast. Und da du nun hier bist, darf ich dir und deiner liebreizenden Schwester noch meinen Dank dafür ausdrücken, dass ihr meiner Cousine in jenen düsteren Stunden des Aufstandes hilfreich zur Seite standet. Sofern dein Großvater nicht noch verspätet nachkommt, richte ihm doch auch bitte hierfür meinen persönlichen Dank aus.“ Sextus nahm nicht an, dass Claudius Menecrates noch nachkommen würde, aber damit war das Thema dann auch gegessen und insbesondere seine kleine Cousine hoffentlich zufriedengestellt.
    Erst nachdem nun also die förmliche Begrüßung und der Dank ausgesprochen waren, kam Sextus dann auch gerne ihrer Bitte nach, sämtliche übrigen Gesichter einander vorzustellen. “Wie ich gerade gehört habe, ist euch Senator Flavius Scato bekannt, ebenso wie selbstverständlich seine Verlobte Claudia Sassia. Daneben steht der edle Flavius Gracchus Minor, jüngst zurück von seinem Tribunat in Germania und seinerseits Sohn des edlen Pontifex pro Magistro und Senator Flavius Gracchus. Dann noch einen Klienten des Flavius Scato, Duccius Callistus. Und selbstverständlich eine weitere Dame dieses Hauses, meine Nichte Aurelia Corvina.“ Sextus hoffte, nun niemanden zu übersprungen haben. Bei der Menge an Gästen den Überblick zu bewahren, fiel manchmal schwer.

    Bei dem Versuch, ein Kompliment zu machen, verhaspelte der Klient des Purgitiers dermaßen, dass Sextus sich beherrschen musste, nicht laut loszulachen. Kurz zuckten seine Mundwinkel, wie wohl auch die seines Patrons, aber Sextus konnte das Lachen unterdrücken. Er selbst war in dem Alter schon deutlich eloquenter Damen gegenüber gewesen, ja überhaupt konnte sich Sextus nicht erinnern, jemals so sehr an einem Kompliment laboriert zu haben. Doch all das würde den jungen Mann vor ihm wohl nur weiter beschämen, und nebenbei wohl auch seine Nichte, die das Opfer dieses Kompliments schließlich war. Da nahm Sextus lieber den Gesprächsfaden des Purgitius auf, der mit einem Hauch von Komik die Situation überspielte.
    “Nun, dann wünsche ich dir, junger Pompeius, viel Erfolg, dass du deinen Weg erfolgreich bald beschreiten kannst. Und bestell deiner Mutter auch meine besten Grüße.“ Er wusste nicht mehr, wann er Iunia Axilla zuletzt gesehen hatte. Sie war eine Freundin seiner Exfrau gewesen. Alles, was er aber momentan von ihr wusste, war, dass sie für eine Frau, deren Mann seit Jahren fernab weilte und die natürlich kein erträgliches Amt bekleidete, geradezu unverschämt wohlhabend war. Da konnte man schon einmal zurückgrüßen.

    Als das Gespräch mit den Flavii sich schon dem Ende neigte, kam ein wenig hastig eine junge Frau herbei, die sich zu der Gruppe gesellte, erst sich – und offenbar ihren Bruder – entschuldigte und sich anschließend vorstellte. Über einen eventuellen Fauxpas dieses Auftrittes ging Sextus vollkommen hinweg und verneigte sich angemessen in Richtung der Claudia. “Der Mond folgt doch meist der strahlenden Sonne, werte Claudia. So haben wir hier die Gelegenheit, ein wenig einfach in deiner anmutigen Präsenz zu schwelgen“, verteilte er stattdessen ein großzügiges Kompliment.
    Zwar waren die Claudii eigentlich nur eingeladen worden, weil seine Cousine Lentidia ihn bekniet hatte und ihm versichert hatte, wie nett und hilfreich sie nach den Spielen gewesen waren und wie undankbar es doch wäre, sie nicht einzuladen. Allerdings hätte Sextus nicht angenommen, dass auch nur ein Claudier kommen würde, nicht nach dem, wie er Claudius Menecrates einschätzte. Der trug ihm wie ein altes Waschweib immer noch Dinge nach, die vor über eine Jahrzehnt stattgefunden hatten (und nicht einmal alle hatten stattgefunden!), und Sextus glaubte nicht, dass sich daran irgendwas ändern würde. Auf den alten Miesepeter konnte er also gut und gerne verzichten.
    Das hieß aber nicht, dass er deshalb ungastlich zu den Verwandten des Claudius sein musste, erst recht nicht, wenn sie jung, hübsch und weiblich waren. Wer diese drei Punkte erfüllte, hatte bei Sextus generell einen erheblichen Bonus, was Charme, Freundlichkeit und Gastlichkeit anging, gleichgültig, welcher Gens dieses Wesen angehören mochte.


    Allerdings blickte Sextus doch einmal dorthin, von wo die Claudia gekommen war, um zu sehen, ob die Claudia ihren älteren Verwandten nur zu erwähnen vergessen hatte. Aber nein, da war nur ein junger Mann, der sich ein wenig mit Aurelia Lentidia unterhielt und wohl langsam auf sie alle zusteuerte. Vermutlich der besagte Bruder. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, fing Sextus schon mit der Vorstellung an. “Da deine Verwandte Claudia Sassia mit dem guten Flavius Scato verlobt ist, nehme ich an, dass du die übrigen Herren hier bereits kennst? Dann bleibt mir nur noch, meine Nichte vorzustellen, Aurelia Corvina.“

    Mit dem Anflug eines Stirnrunzelns nahm Sextus die Reaktion seiner Nichte wahr, als diese sich sofort zu Scatos Verlobten gesellte und die Männer von stand wenig wortreich begrüßte. Er schob es auf die allgemeine Aufregung, immerhin war es auch ihr erstes, größeres Fest und sie war noch immer recht fremd in Rom. So wie Männer ihre Verbündeten benötigten, benötigten Frauen Freundinnen, und wenn diese sich über Kleiderkomplimente finden ließen, bitte sehr. Wer war er, sich in weibliche Mysterien einzumischen?
    Jetzt musste er ohnehin auf die anderen Gesprächsteile eingehen. “Oh, ich will hoffen, dass die holden Damen das Fest auch trotz Politikgerede genießen werden. In erster Linie hoffe ich, mit diesem kleinen Fest die Gemüter ein wenig erheben zu können und uns allen ein wenig Leichtigkeit wiederzugeben. Wenn der Abend dies schafft, fühle ich mich von den Göttern gesegnet, werte Claudia.“


    Ohnehin spielte auch Gracchus Minor just auf die jüngsten Umstände an. Vermutlich würde sich das Thema von diesem Abend schlicht nicht verbannen lassen, da war es fraglich, ob Sextus überhaupt den Versuch unternehmen sollte. Zumindest ein paar Worte allerdings musste er wohl dazu verlieren, da das Thema nun schon so angeschnitten war. Wenngleich es dem ebenfalls anwesenden Scato sicherlich auch ein Dorn im Fleische war. “Glücklicherweise nicht ganz im Ausmaße eines Krieges, Flavius Gracchus Minor. Wenngleich die Ereignisse einige Familien härter getroffen hat. Falls es noch nicht bekannt sein sollte, viele Tiberier sind heute ebenfalls zu Gast und verweilen auch länger in der Villa Aurelia. Ich hoffe, dass dieses Fest auch gerade ihnen zeigt, dass sie in Rom nicht ohne Freunde sind.“ Dies war für die Flavier vielleicht ein kleiner Hinweis, die Vorlage zu nutzen und im Verlauf des Abends Freundschaftsbande mit den geschundenen Tiberii zu erneuern.

    “Ich fürchte eher, dass ich weder das rechte Talent noch die rechte Geduld für den römischen Tratsch habe und mein eigenes Bad den Thermen zu sehr vorziehe“ erklärte Sextus sowohl wahrheitsgemäß wie auch diplomatisch als Erklärung seiner Unkenntnis über die Verlobung. Allerdings war er sich sehr sicher, dass im Eheregister keine solche Verlobung eingetragen war. Im Gegensatz zum allgemeinen Tratsch warf er dort durchaus immer mal wieder Blicke hinein, um sich Bemühungen zur Verheiratung seiner Verwandten zu sparen mit Partnern, die bereits vergeben waren. Und die Höflichkeit verbot, den Flavius auf dieses kleine Versäumnis seinerseits aufmerksam zu machen. “Aber dann nutze ich diesen Moment, um euch beiden herzliche Glückwünsche zu dieser Verbindung auszusprechen. Solltet ihr die Dienste eines Haruspex bezüglich der Eheschließung in Anspruch nehmen wollen, wäre es mir eine Ehre, euch höchstselbst behilflich zu sein.“ Immerhin war er der Haruspex Primus und damit Anführer der Zukunftsdeuter höchstselbst. Allerdings gab es ja immer noch Zeitgenossen, die auf die weit weniger umfangreichen Künste der Auguren zurückgriffen, nur weil diese eben nicht etruskischen Ursprungs waren, sondern römischen.


    Nach der holden Damenwelt und dem gewesenen Aedil erhielt aber der angehende Quaestor und Sohn seines Freundes den Vorzug gegenüber einem Klienten, was die Aufmerksamkeit anging.
    “Flavius Gracchus Minor! Es ist mir eine besondere Freude, dich begrüßen zu dürfen. Zunächst war ich nicht sicher, ob dein Tribunat in Germania rechtzeitig beendet sein würde. Umso mehr war ich erfreut, von deiner Rückkehr nach Rom zu hören und konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den Sohn eines meiner ältesten Freunde hier einzuladen. Du musst später unbedingt von deinen Eindrücken von Germania berichten.“ Sextus' eigenes Tribunat damals war eher unfreiwillig zustande gekommen, ebenso wie sein Eindruck von Germania, wenngleich dieser ohnehin eher kurz war. Da war es sicherlich nicht nur eine nette Gelegenheit für den jungen Flavius, mit seinen Taten anzugeben, sondern auch für alle Gäste zu hören, wie jemand, der diese Bürde freiwillig auf sich nahm, dies empfunden hatte.


    Erst danach kam der Klient an die Reihe. Sextus hatte sehr wohl den Namen Duccius vernommen, was nicht unbedingt zu einer großen Welle der Sympathie geführt hatte. Dafür hatte ein anderer Duccius zu viel terra sigillata zerschlagen, metaphorisch gesprochen. Allerdings war Sextus lange genug Politiker, um sich rein gar nichts anmerken zu lassen und den Duccius wie jeden anderen auch zu begrüßen. Alles andere wäre unhöflich gewesen und man konnte Sextus vieles unterstellen, aber nicht Unhöflichkeit. “Duccius, sei mir und den meinen willkommen. Mit einem Flavius Scato als Patron dürfte es sicher nicht lange dauern, bis wir auch dich auffordern können, von deinen Eindrücken und Taten den Gästen bei einem Fest zu berichten.
    Nachdem nun die Gäste begrüßt waren, war er wieder an der Reihe, die Unbekannten auf Seite des Gastgebers vorzustellen. “Darf ich euch noch die anderen vorstellen. Diese bezaubernde Dame hier an meiner Seite ist meine Nichte Aurelia Corvina. Dort etwas abseits steht meine Cousine Aurelia Drusilla mit Tiberius Merula und einer Freundin, und neben dem Oleander sehe ich gerade meine Cousine Aurelia Lentidia. Ich denke, im Laufe des Abends werden sich noch einige Möglichkeiten zur Konversation ergeben.“

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    Original von Caius Flavius Scato
    Die Sklaven des flavischen Haushalts ließen ihre Herrschaften ankündigen während sie sichtbar aber zurückhaltend warteten.


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    Original von Caius Duccius Callistus
    So betraten sie die Villa, wobei Caius sich mühte bloß im Hintergrund zu bleiben.


    Zitat

    Original von Claudia Sassia
    Sie lächelte Scato an und wartete nun ebenso geduldig wie alle anderen auf die obligatorische Begrüßung durch den Hausherren.


    Mit etwas vornehmer Verspätung kamen auch die Flavier zum Fest. Sextus lächelte. (Gut, er lächelte heute Abend häufig, aber dieses Mal war es echt.) Nicht, weil er gerade die Flavier so übermäßig mochte, wenngleich sie gute und verlässliche verbündete waren. Eher, weil sein Brief an Prisca wohl gewirkt hatte und er sich freute, nun auch hoffentlich gleich seine Cousine einmal wieder zu sehen. Die Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, ergab sich doch erstaunlich selten, und sie erachtete er als die verlässlichste Quelle dafür, zu erfahren, wie es deinem alten Verbündeten Flavius Gracchus ging. Immerhin war sie mit ihm verheiratet. Wenngleich er sie jetzt nicht sah, sondern nur den etwas unglücklichen – im Sinne von das Unglück anziehenden – Flavius Scato. Wenngleich dieser momentan nicht besonders unglücklich wirkte, insbesondere, da er von dem jungen Mädchen neben ihm angehimmelt wurde. Wer konnte da schon wirklich unglücklich genannt werden?
    Als der Flavius also an der Reihe war, wandte sich Sextus auch mit voller Aufmerksamkeit ihm zu. “Ah, Flavius Scato. Schön, dass du kommst. Aber sag, wer ist die bezaubernde, junge Dame an deiner Seite?“ schenkte er der Dame ein Lächeln. Bei den Blicken, die sie Scato zugeworfen hatte, glaubte er zwar nicht eine Sekunde daran, dass sein Charme bei ihr irgendetwas bewirken würde. Dennoch gehörte es irgendwo einfach zum guten Ton dazu, jungen Damen dementsprechende Komplimente zu machen und selbstverständlich anerkennend zu bemerken, wenn diese sich für ein Fest herausgeputzt hatten. Da Sextus mit ganzen drei Damen im entsprechenden Alter im Hause lebte, bekam er auch völlig ungewollt sehr genau mit, welche Dramen sich bei der Auswahl der passenden Garderobe abspielten und welche Qualen sich beim Frisieren der Haare erduldet werden mussten. Da hatten es Männer wesentlich einfacher, indem ihre Pflicht nur darin bestand, entsprechend freigiebig mit Komplimenten zu sein.

    “Du siehst bezaubernd aus“ gab Sextus seiner Cousine ein kleines Kompliment, als sie so kokett danach fischte. Aber es stimmte auch, die holde Weiblichkeit der Gens Aurelia hatte sich für diesen Abend wirklich ins Zeug gelegt, um wohl allen eintreffenden Männern den Kopf zu verdrehen. Was auch sehr gut war, immerhin waren alle drei junge Damen noch furchtbar unverheiratet. Die dos für alle drei würde zwar vermutlich ein kleines Vermögen ausmachen, dennoch wäre es Sextus mehr als recht, diese drei in einem jüngeren Alter an den Mann zu bringen, als seine Cousine Prisca. Sonst gab es noch Gerede, alle aurelischen Frauen wären mit Unfruchtbarkeit gestraft...


    Nun, aber diese Gedankengänge waren nichts für das jetzt und hier. Jetzt und hier gab es ein fröhliches Fest zu feiern, Hände zu schütteln, Charme zu versprühen und Stimmen zu gewinnen. So war zumindest der Plan. Alles weitere war erstmal nur ein Bonus.
    Und so begrüßte Sextus die ersten eintreffenden Gäste: Einige Senatoren und auch den Priester des Quirinus-Tempels, der sich von den Schrecken des Aufstandes gänzlich erholt zu haben schien. Als er gerade mit einem der fähigeren Haruspices unter seiner Führung ein paar Worte wechselte, stupste ihn seine Nichte Corvina kurz an und machte ihn darauf aufmerksam, dass einer der wichtigeren Gäste eingetroffen war. Purgitius Macer war als Consular ein gewichtiger Meinungsträger im Senat. Männer wie ihn galt es, zu überzeugen, dann würden die anderen Senatoren sicher folgen. Also entschuldigte sich Sextus bei seinem Gesprächspartner, um den Purgitier besonders herzlich zu begrüßen. “Ah, Consular Purgitius! Ich freue mich sehr, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Es ist meinem Haus eine Ehre und eine Freude. Meine Nichte Corvina ist dir noch bekannt? Ebenso darf ich dir Aurelia Drusilla vorstellen und... meine Cousine Lentidia war eben auch noch hier.“ Suchend sah Sextus sich nur kurz um, allerdings sprang ihm seine Cousine wohl nicht ins Blickfeld. Nun, sei es drum, der Abend war noch lang, am Ende der Nacht würden sich wohl viele neue Bekanntschaften ergeben haben, auch für die aurelischen Damen.

    Sim-Off:

    Gäste (und deren Gäste :D ) können ohne Umweg über die Porta direkt hier im Thread posten. Für die Übersichtlichkeit wäre es nett, wenn ihr für Privatgespräche die Baumstruktur nutzt.
    Viel Spaß!


    Tagelang war die Villa Aurelia herausgeputzt, geschrubbt und dekoriert worden, damit nun am Abend des Festes alles perfekt war. Alle Räume waren gründlichst gesäubert worden, falls einige Gäste herumstreifen wollten. Auch standen sämtliche noch nicht belegten Gästezimmer hergerichtet zur Verfügung, falls der eine oder andere Gast es nicht mehr nach Hause schaffen sollte.


    Die Zwischenwände zwischen Atrium und Tablinum waren herausgenommen worden, um den Blick bis zum Garten und dem Oecus freizugeben. Auch waren zwischen den Säulen noch mehr Sitzgelegenheiten aufgestellt worden, gesäumt von Oleandern und den einst von Marcus Aurelius Corvinus gezüchteten, weißen Orchideen.
    Damit die Gäste nicht verhungerten, bis das eigentliche Essen losging, standen Sklaven bereit mit Tabletts voller kleiner Häppchen: Gekochte Eier mit Honig-Pinienkern-Sauce, Datteln gefüllt mit Ziegenkäse, Aprikosen mit Minze, Kleine Brothäppchen mit Tapenade oder Moretum, Oliven, Trauben, Apfelstückchen... Daneben natürlich auch Sklaven mit Wasser, weißem und rotem Wein, Essig aus Weintrauben, Waldbeeren oder Himbeeren – falls jemand Posca bevorzugte – und süße Säfte.
    Zwei Gruppen von Frauen sorgen für Musik. Jeweils eine Trommlerin war von drei Flötistinnen begleitet, um für leichte, fröhliche Musik zu sorgen. In ihren Pausen würde noch ein Mann mit Kithara und schöner Singstimme auftreten und alte, neue und eigene Lieder vortragen. Und Sextus war sich sicher, noch irgendwo zwei Tibia-Spieler hinbeordert zu haben, allerdings konnte er diese gerade nicht entdecken.


    Er selbst hatte den halben Mittag damit verbracht, sich die Toga perfekt anlegen zu lassen. Im Gegensatz zur Ausstattung der Villa gab Sextus sich betont bescheiden. Über einer dunkelblauen Wolltunika, die nur ein einfaches Musterband aus Goldfaden um Hals und Säume zierte, trug er eine schlichte, weiße Leinentoga – allerdings mit absolut untadeligem Faltenwurf.
    Und so unterhielt er sich schon ein wenig mit seinen Verwandten oder seinen Hausgästen, den Tiberii, während er auf das Eintreffen der ersten Gäste von Außerhalb wartete.

    Natürlich blieben auch Tempel nicht von der allgemeinen Grafitti-Wut der Römer verschont, wenngleich es in ihren massiven Stein schwerer war, ein Depicto einzuritzen, als in den weichen Putz so manchen Wohnhauses. Trotzdem fanden sich hier einige eingeritzte, andere nur aufgemalte Stellen, die von der Nachbarschaft verschönert worden waren.
    So fand man auch diese Stelle.



    Sim-Off:

    Die Nachbarn bitten darum, Sextus Aurelius Lupus zum Aedil zu wählen

    Irgendwie entwickelte seine Cousine ein viel zu großes Interesse an dem Thema Flüche, wie Sextus fand. So langsam wurde er doch misstrauisch, was ihre Beweggründe hierfür sein mochten. ”Man öffnet die Tafel und sieht sich den Fluch an, um herauszufinden, wer ihn geschickt hat und denjenigen dann vor den Prätor zu zerren mit der Tafel als Beweis. Gegebenenfalls behält man auch die Zauberzutaten als Beweis, dass der verfluchende sich schwarzer Magie bedient hat. Wenn der Zauberer dann schließlich tot oder in der Verbannung ist, verbrennt man alles und schmilzt die Fluchtafel ein, vermengt die Asche mit Salz und versenkt alles in einem Fluss.”
    Die Aussicht, verbannt oder getötet zu werden, hielt Drusilla hoffentlich davon ab, sich auf dieses Gebiet überhaupt zu begeben. Wobei er ja schon bemerkt hatte, dass sie wohl keinen Sinn dafür hatte, Gefahren richtig einzuschätzen.


    Da sie nicht einkaufen wollte, war es Sextus auch recht. So dringend musste er sein Geld auch nciht loswerden. Und wenn sie lieber schmollen wollte, sollte sie eben auch schmollen. Nur halt eben ohne ihn. Immerhin war es ihr Verlust und nicht seiner, wenn sie so sein wollte. ”Gut, dan bin ich auf deine Garderobe gespannt. Und ich kümmere mich mal um die Vorbereitung des Festes.” Sprach's, und verabschiedete sich damit.

    Reunan zog die Augenbrauen kurz erstaunt hoch. Er hätte nicht gedacht, dass jemand hier ihn verstand. Vielleicht sollte er aufpassen, was er sagte. Ein ganz leises “tha do thighearna as a chiall*” konnte er sich dann aber doch nicht verkneifen. Auch wenn besagter Herr so aussah, als hätte er vor, ihn, Reunan, zu schlagen.
    Dann kam noch die verrückte Tiberia, die schon hier wohnte, angerauscht und riss die Situation an sich. Ihre wilden Drohungen nahm Reunan nicht ernst. Sie konnte sagen, was sie wollte, was gemacht wurde, entschied aber längst nicht sie. Und in zehn Minuten hätte sie es ohnehin wieder vergessen. Reunan ging einfach nur stumm beiseite und in Richtung der Gepäckstücke, um davon, wenn die ganze Tiberierschar endlich im Haus wäre, sich ein paar Teile zu schnappen und hineinzutragen. So war er zumindest aus der Schusslinie, ind die Tiberia würde sowieso die üblichen Tiberier nach drinnen dirigieren.


    Sim-Off:

    Macht euch ruhig einfach einen Thread auf, um anzukommen und euch auszutauschen
    Und :* Dein Herr ist verrückt

    Der Wahlkampf hatte augenscheinlich begonnen. Hier und dort tauchten immer mehr Wahlwerbungen für den einen oder anderen Kandidaten auf. Mal an einer Wand des Forums, mal an der eines Tempels, mal bei den Bädern, mal bei den Bordellen... man konnte sich quasi nicht davor drücken, wenn man nicht ohnehin alle Graffitti nicht beachtete.


    So suchte sich auch ein professioneller Werbeschreiber eines Abends die ein oder andere Stelle, um Werbung für den Mann mit dem dicken Geldbeutel zu machen, der ihn so großzügig bezahlt hatte. Immerhin warteten daheim eine Frau und sechs Kinder darauf, dass er Geld nach Hause brachte - vielleicht mit kleinem Umweg über eine Taverne, wenn niemand hinguckte.
    Eine schöne Wand war auch alsbald gefunden


    Eine ganz alte Schrift war zum Teil herausgeschlagen worden, aber das hatte andere Leute nicht daran gehindert, sich darauf zu verewigen. Irgendwas griechisches stand da, ebenso etwas in einer Sprache, die er gar nicht kannte. Dann noch ein schönes Graffitti von einem Gladiatorenkampf, achja, und ein Wegweiser zum nächsten Bordell. War doch eigentlich ein schöner Platz, oder?


    Also malte er in schöner, gut leserlicher Schrift einfach noch zwei einprägsame Spüchlein dazu:


    Sim-Off:

    S Aurelium Lupum Aedilem Mutis fecit benigne = Sextus Aurelius Lupus zum Aedil! Er hat sich vielen gegenüber als freigiebig erwiesen!
    S A L AED Cliens surge fac = S(extus) A(urelius) L(upus) zu Aed(il)! Klient, steh auf! Mach voran und wähle ihn!


    (Und für die ganz neugierigen: das Griechische übersetzt: Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave
    Das Arabisch-aussehende: Situs vilate in isset abernit :D
    Habui tremorem = ich bin spitz)

    Wenn dieses Gebaren einschüchternd wirken sollte, verfehlte es sein Ziel. Reunan sah sein Gegenüber nur mit dem wachsenden Gefühl zu, dass der Tiberius vollkommen einen an der Klatsche hatte. Was sollte dieses komische Grinsen? Am erschreckendsten daran war der Mundgeruch.
    Reunan stand also ganz ruhig da – Irre sollte man ja nicht reizen – und widerstand dem Drang, die Türe kommentarlos einfach wieder zu schließen. Das hätte wohl Ärger gegeben. Als der Tiberius also mit seiner komischen Tirade fertig war, antwortete Reunan ganz einfach: “Und ich bin Pikte und Ianitor, und kann Gefahren einschätzen, die du sicherlich nicht kennst. Und meinen ersten Wolf habe ich getötet, da war ich.... acht, oder so?“ Kurz überlegte Reunan. Er musste noch klein genug gewesen sein, um sich davor zu fürchten, von seinem Vater verdroschen zu werden, wenn er ein Schaf an den Wolf beim Hüten verlor. “Mit einer Schleuder...“, erinnerte er sich noch daran. Als Kind war Reunan wirklich gut mit der Schleuder gewesen. Jetzt fehlte wahrscheinlich die Übung. Allerdings hatte er auch gar nicht vor, den Wolf zu töten. Im Gegenteil, das Tier tat ihm leid. Eine Stadt war kein Platz für einen Wolf.
    Zu der komischen Drohung sagte Reunan nichts. Er hatte keine Angst vor einem einzelnen Wolf. Als Rudel, ausgehungert, draußen in der Wildnis, da vielleicht. Aber ein einzelner Wolf ohne Rudel war ungefährlich. Da musste Reunan nicht mit gleicher münze antworten und Drohungen aussprechen, dass er einen Wolf pro Monat erwürgte oder ähnliches. Mit Irren zu diskutieren brachte sowieso nichts.
    “Und für die Hunde des Hauses bürge ich sicherlich nicht, wenn sie tun, wozu sie da sind, und versuchen, ein Wildtier zu vertreiben. Wenn dir diese Gefahr bewusst ist und du das Risiko eingehen möchtest, dass er zerfleischt wird, wenn sie ihn bemerken, bring ihn rein. Normalerweise sind sie im Hof, aber ich weiß es nicht. Ich melde meinem Herrn, dass ihr da seid.“


    Reunan öffnete die Porta ganz und lud mit einer Handbewegung dazu ein, einzutreten. An den Wolf gewandt sagte er nur ein paar Worte des Bedauerns in seiner Muttersprache. “Tha mi duilich, bràthair beag.“