Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    “Ich lasse es machen. Außerdem bin ich Haruspex“, antwortete Sextus wahrheitsgemäß. Zwar war er sich wirklich nicht sicher, ob die Götter so nett wären, ihn vor einer ankommenden Gefahr durch ein Zeichen zu warnen, aber wenn sie es taten, war er einer der sechzig Menschen auf der Welt, die es verstehen würden. Wohingegen sämtliche römischen Priester, auch die Auguren, nur den Moment bewerten konnten, konnten Haruspices es auch für die Zukunft. Das genügte ihm, um nicht selbst jede Ritze der Villa wie ein Verrückter abzusuchen, sondern auf die Sklaven da zu vertrauen und deren Selbsterhaltungstrieb, dass sie die Aufgabe ordentlich erledigten.


    Dass Drusilla also schließlich zustimmte, diese Skandalnudeln, die sie Freundinnen nannte, nicht mehr herzubringen, stimmte Sextus auch zufrieden. Damit war die Gefahr, dass Drusilla durch einen Skandal unheiratbar wurde, zumindest gemildert. Oder wenn sie etwas dementsprechend dummes anstellte, konnte er zumindest mit allem Recht Roms sagen, nichts davon gewusst zu haben und sie dementsprechend glaubwürdig verstoßen. Aber erst einmal war zu hoffen, dass so eine Situation überhaupt nicht eintrat.
    “Nicht schmollen, Drusilla“, meinte Sextus mit weicher Stimme, als er seine Cousine ansah. “Such dir lieber auf dem Markt ein schönes Kleid aus. Solange es weniger als fünfhundert Sesterzen kostet, kannst du es auf meine Rechnung setzen lassen.“ Das sollte sie freudiger stimmen. Alle Frauen gaben gerne das Geld ihrer Verwandten aus.

    Na, wenn Sextus da genaue Namen wüsste, wäre es nicht so schwer, etwas gegen solche Individuen zu unternehmen. “Auch als Pontifex sollte man seine Außenwände regelmäßig nach Fluchtafeln absuchen lassen“ antwortete er daher nur sehr allgemein. Zumal es seine junge Cousine wirklich nichts anging, wer so etwas machen konnte. Wenn sie Probleme hatte, sollte sie zu ihm kommen oder eben zur Not zu diesem Nichtsnutz von Batiatus. Aber eben nicht zu einem zwielichtigen Zauberer und Kriminellen!
    Aber vielleicht hätte er ihr auch etwas sagen können, denn diese Frau schien die Aufmerksamkeitsspanne eines Huhns zu besitzen. Er hatte ihr gleich bei der Begrüßung gesagt, dass er kandidierte, und jetzt überraschte es sie. Sextus beschloss, sich darüber keine Gedanken zu machen oder darüber zu ärgern. Im Gegensatz zu ihrer folgenden Bemerkung, denn auch, wenn sie so manches scheinbar überhörte, SO dumm war sie nun auch wieder nicht. Daher bekam sie erst einmal den strengen Blick eines Vaters zu spüren, der genau wusste, dass er gerade verarscht werden sollte. “Du weißt genau, wen ich meine. Muss ich meinem schlechten Namensgedächtnis nun wirklich erst durch Spione auf die Sprünge helfen lassen, die dabei noch allerlei weiteres unerfreuliches ausgraben könnten, oder akzeptierst du, dass ich in meinem Haus keine qualmenden, berauschten Weiber haben möchte?“

    Ja, so kannte Reunan römische Soldaten. Unfähig für das Mindestmaß an Höflichkeit, als könne man sich daran verschlucken und ersticken. Gut, er war nur ein Sklave und sein Herr machte sich nicht einmal die Mühe, auch nur seinen Namen zu wissen, dennoch waren die meisten Besucher hier vieles, aber nur sehr selten unhöflich.
    Und ein Haustier? Ein Wolf ein Haustier? “Das ist ein Wolf, Herr. Wölfe gehören in den Wald, nicht in ein Haus“, versuchte Reunan dem Soldaten vor sich die einfachsten Dinge des Lebens freundlich und mit ruhiger Stimme klar zu machen. Er glaubte zwar nicht wirklich, dass der Soldat hier verstehen würde. Römer hatten eine beinahe unbegrenzte Arroganz, was die meisten Dinge anging, allen voran die Wahrheit. Aber vielleicht hatte er in seiner Verblendung ja noch nicht einmal bemerkt, dass das ein Wolf war. Konnte ja sein?


    Zum Rest sagte Reunan erst einmal nichts. Natürlich war ihm bewusst, dass sein Herr den Tiberiern Obdach gewährt hatte und noch weitere erwartete, und natürlich blieb Reunan da auch keine andere Wahl, als die Tiberier hier vor ihm, egal wie unhöflich und dumm sie auch sein mochten, letztendlich hereinzulassen. Allerdings glaubte er auch, dass er Ärger bekommen würde, wilde Tiere ins Haus zu lassen. Oder dann, wenn die Wachhunde das Wildtier bemerken und ihrer Natur gemäß zerfetzen würden. Alles keine besonders guten Aussichten.

    Und wieder war es Reunan, der die Tür öffnete. Dieses mal musste der rothaarige Pikte nicht ganz so weit nach unten blicken, wie sonst, doch noch immer überragte er sein Gegenüber um einen halben Kopf. Dass der Mann Legionär war, hätte Reunan auch ohne den Klimpergürtel und das Zeichen am Arm erkannt. Vor langen Jahren in seiner Jugend in Britannia hatte er genug von ihnen gesehen und erlebt, und es war überlebenswichtig, sie zu erkennen. Am Gang, am Ausdruck in den Augen, an der Art, sich zu bewegen, an allem. Manche Dinge verlernte man nicht.


    Im Hintergrund stand eine Frau. Und ein Wolf. Auch die erkannte Reunan zweifelsfrei mit einem Blick, auch mit denen hatte er in seiner Jugend genug zu tun gehabt. Irgendwo gab es immer noch einen Wolfspelz, der vom Jüngling Reunan einst mit Stolz getragen worden war.
    Seine Stirn legte sich leicht in Falten. “Ja bitte?“ fragte er dennoch höflich.

    “Ja, wirklich. Das war zu Ausbruch des Bürgerkrieges... das ist jetzt auch schon wieder wie lange her? Zehn Jahre? Eine Ewigkeit. Und ja, Tiberius Durus war sogar Pontifex pro magistro. Doch offenbar ist der Fluch dieses Ortes stärker. Aber eine gründliche Reinigung des Ortes und das Absuchen nach Fluchtafeln sollte das Problem hoffentlich beheben.“ Es wäre den Tiberii zu wünschen.


    Drusilla indes schien wenig überzeugt, was seine Versicherungen bezüglich der Sklaven anging. Gut, sie war eine Frau, die hatten nunmal ängstliche Anwandlungen und Unsicherheiten. Immerhin hatte ihr Geschlecht das Vorrecht für Emotionalität.
    Sextus beschloss also eine bewährte Taktik in solchen Momenten: Ablenkung. Frauen ließen sich gerne ablenken. “Denk nicht zu viel darüber nach. Denk lieber darüber nach, wie du mir helfen kannst. Ich plane gerade eine Feier, um vielleicht noch ein paar Stimmen für die Wahl zu bekommen. Und überhaupt, gab es zu lange keine Feier mehr in diesem Haus. Wenn du jemanden weißt, den ich einladen soll, sag bescheid – oder lad ihn selber ein. Ah, außer deinen zwei rauchenden Freundinnen. Die sind kein guter Umgang für eine junge Dame von Stand.“

    “Ach, da gibt es nichts zu verzeihen. Du bist herzlich willkommen“, winkte Sextus leichthin ab. Wo sollte der Tiberius ja auch sonst hin? Und immerhin hatte Sextus sein Angebot, wirklich jeden Tiberius hier in der Villa unterzubringen, durchaus ernst gemeint. Sollte doch noch eine ganze Horde Tiberier ankommen, würde er zwar vielleicht auch Ursus' Haus außerhalb des Pomeriums dafür in Beschlag nehmen, aber solange sie nur so nach und nach hier hereintrudelten, war es ja wirklich kein Aufwand. “Ich könnte nie zulassen, dass ein Patrizier in einem Gasthaus übernachtet.“ Jene nahm immerhin wirklich nur derjenige in Anspruch, der keine Verwandten, keine Stellung, kein Volk, keine Verbindungen, kein gar nichts in einer Stadt hatte, um irgendwo anders unterzukommen. Und ganz so schlimm war es um die Tiberii ja nun nicht bestellt.


    Und just in diesem Moment kam in einer Wolke aus Blaugold und Lavendel Tiberia Maximilla auch angerauscht und begrüßte ihren... Neffen. Wohl eher Ur-ur-ur-großneffe, dachte Sextus leicht schmunzelnd über die etwas schrullige, alte Dame. Er würde nicht so weit gehen, dass er ihre Marotten lieb gewonnen hatte, aber er gab durchaus zu, dass sie das Leben in der Villa amüsanter gestaltete.
    “Ah, Tiberia Maximilla. Ich denke, ich kann euch beide Tiberii allein lassen. Dann könnt ihr euch austauschen, ohne lästige aurelische Lauscher. Ich muss ohnehin noch eine Feier organisieren. Mit ein wenig Glück kommt der Kaiser und seine Gemahlin. Und du, junger Tiberius, bist natürlich dann ebenso eingeladen, wie deine Tante. Und jetzt entschuldigt mich bitte, es gibt noch viel zu tun. Ich sehe euch dann später.“
    Sextus lächelte noch einmal und wandte sich dann wieder seinem Gefolge zu, um weiter zu diktieren und durchs Haus zu rauschen. “Achja, und Musiker, ich benötige Musiker. Nicht irgendwelche Lyrenklampfer, vernünftige Musikanten. Vielleicht Flöten, Trommeln...“


    Sextus Aurelius Lupus Sen. Iulio Divi s.d.


    Zwölf Tage vor den Kalenden des November (21.10.17) lade ich zu einem kleinen Fest in der Villa Aurelia ein. Es wäre mir eine große Freude, dich und deine bezaubernde Frau unter den Gästen begrüßen zu dürfen. Selbstverständlich sind auch alle anderen Iulii herzlichst eingeladen.


    Darüber hinaus hoffe ich, beim Abendessen den politisch interessierten unter meinen Gästen meine Idee zur Reformierung der Marktgesetze vorstellen zu können.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr erscheinen würdet.


    Wie bei allen Festen gilt: Gäste dürfen selbstverständlich Gäste mitbringen, aber Gäste von Gästen dürfen natürlich keine Gäste mitbringen.



    Sextus Aurelius Lupus Sen. Purgitio Macre s.d.


    Zwölf Tage vor den Kalenden des November (21.10.17) lade ich zu einem kleinen Fest in der Villa Aurelia ein.
    Erinnerst du dich noch an meine alte Idee zur Reformierung der Marktgesetze? Ich hoffe, beim Abendessen mit weiteren, politisch interessierten hierüber schon vorab einmal sprechen zu können, insbesondere, da ich hoffe, nach meiner hoffentlich erfolgreichen Wahl zum Aedil eben jenes Vorhaben umsetzen zu können.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr erscheinen würdet.


    Wie bei allen Festen gilt: Gäste dürfen selbstverständlich Gäste mitbringen, aber Gäste von Gästen dürfen natürlich keine Gäste mitbringen.



    Sextus Aurelius Lupus Sen. Cladio Menecratii s.d.


    Zwölf Tagen vor den Kalenden des November (21.10.17) lade ich zu einem kleinen Fest in der Villa Aurelia ein. Hierzu möchte ich auch dich, sowie deine Verwandten Claudia Silana und Claudius Sabinus herzlich einladen. Insbesondere möchte meine Cousine Lentidia diese Gelegenheit nutzen, dir für deine Hilfe, deine Fürsorge und deine Freundlichkeit zu danken, als du dich ihrer während des Aufstandes annahmst.
    Darüber hinaus hoffe ich, beim Abendessen den politisch interessierten unter meinen Gästen meine Idee zur Reformierung der Marktgesetze vorstellen zu können.


    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr erscheinen würdet.


    Wie bei allen Festen gilt: Gäste dürfen selbstverständlich Gäste mitbringen, aber Gäste von Gästen dürfen natürlich keine Gäste mitbringen.



    Sextus Aurelius Lupus consobrinae suae Priscae s.d.


    Liebste Cousine, ich kandidiere als Aedil! Solltest du aufgrund dieser Nachricht noch nicht vom Stuhl gefallen sein vor Schreck, wäre es mir eine wahnsinnig große Freude, wenn du zu einem kleinen Fest kommen würdest, das ich im Zuge meiner Kandidatur gebe. Natürlich werden dabei auch langweilige Politik-Themen besprochen werden, aber ich brauche auch eine verlässliche Hilfe an meiner Seite, die mit ihrer bezaubernden Art und Weise abseits davon die Gäste unterhalten kann.
    Halte dir also den zwölften Tag vor den Kalenden des November (21.10.17) frei und such dir schon einmal ein bezauberndes Kleid aus.
    Ich habe ebenfalls die Flavier eingeladen. Sollte jemand von ihnen besseres zu tun haben, tritt ihnen in den Hintern und zieh sie an den Ohren hinter dir her.
    Ich zähl auf dich, Cousinchen!



    Sextus Aurelius Lupus Flavio Scato et Flavio Graccho Minori s.d.


    Zwölf Tage vor den Kalenden des November (21.10.17) lade ich zu einem kleinen Fest in der Villa Aurelia ein. Es wäre mir eine große Freude, wenn ich die alten Freundschaftsbande zwischen unseren Familien durch euren Besuch wieder aufleben lassen könnte. Selbstverständlich sind auch alle anderen Flavier herzlichst eingeladen. Sollte Flavius Gracchus zwischenzeitlich wieder vom Lande zurück sein, wäre es mir eine besondere Freude, meinen alten Freund begrüßen zu können.
    Darüber hinaus hoffe ich, beim Abendessen den politisch interessierten unter meinen Gästen meine Idee zur Reformierung der Marktgesetze vorstellen zu können.
    Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr erscheinen würdet.


    Wie bei allen Festen gilt: Gäste dürfen selbstverständlich Gäste mitbringen, aber Gäste von Gästen dürfen natürlich keine Gäste mitbringen.



    Senator et Haruspex Sextus Aurelius Lupus Imperatori Augusto Aquilio Severo s.d.


    Leider kamen wir seit deiner Amtseinführung nicht dazu, einmal ein längeres Gespräch miteinander zu führen.Ein Umstand, den ich allzu gerne beenden würde.


    Daher wäre es mir eine außerordentliche Ehre, wenn ich dich und deine bezaubernde Frau zu einem Abendessen mit einhergehendem, kleinen Fest begrüßen dürfte. Im Zuge meiner Kandidatur zum Aedilat gedenke ich, meine Pläne für eine mögliche Reform der Marktgesetze in diesem entspannten Rahmen schon einmal zu besprechen, und hoffe diesbezüglich selbstverständlich sowohl auf deine Zustimmung, als auch auf deine Expertise.
    Der Termin ist zwölf Tage vor den Kalenden des November (21.10.17).


    Wie bei allen Festen gilt: Gäste dürfen selbstverständlich Gäste mitbringen, aber Gäste von Gästen dürfen natürlich keine Gäste mitbringen.


    Vale bene

    Sim-Off:

    Wenn Maximilla auf sich warten lässt, dann erbarm ich mich doch mal


    Nach einer ganzen Weile, in der Iuvenalis da gesessen haben musste, kam eher zufällig der Hausherr ins Atrium gerauscht, gefolgt von einigen Sklaven, die bemüht waren, mit ihm Schritt zu halten und auf Wachstafeln seine Anweisungen festzuhalten.
    “...und hier im Atrium werden wir ebenfalls mehr Sitzgelegenheiten benötigen. Und vielleicht ein paar Pflanzen, um das Bild aufzulockern. Keine Girlanden! Die Gäste werden hier als erstes eintreten und sollen nicht denken.... oh, salve“ bemerkte Sextus just in diesem Moment den neuen Gast. Natürlich war ihm mitgeteilt worden, dass ein weiterer Tiberius eingetroffen war, allerdings hatte er angenommen, dass Maximilla sich diesem schon längst angenommen hätte und er wohl schon dabei wäre, einzuziehen oder dergleichen, aber sicher nicht, dass er hier einsam und allein im Atrium saß.
    “Du musst verzeihen, Tiberius. Wie du siehst, plane ich gerade eine kleine Feier und hatte daher nicht die Zeit, dich persönlich zu begrüßen. Ich bin Senator Aurelius Lupus, der Hausherr.“

    Es war nicht nur eine, sondern mindestens zwei Ewigkeiten her, seit Sextus sich um ein Amt im Cursus Honorum beworben hatte. Daher verspürte er durchaus etwas vergleichbares wie Aufregung, als er höchstselbst einen Brief am Haus des Consuls Rabuleius abgab, um diesen Umstand zu beenden. Vermutlich würden seine Chancen, Aedil zu werden, nie wieder so hoch sein wie jetzt nach dem Aufstand und nachdem er die Tiberier bei sich aufgenommen hatte. Da musste er den versuch einfach einmal wagen.



    Sextus Aurelius Lupus S. Rabuleius Strabo s.d.,


    da du sicherlich vor der Wahl viel zu tun hast, möchte ich dich nicht nicht von deinen wichtigen Terminen abhalten und deine Zeit mehr als nötig beanspruchen, daher wählte ich den Weg des Briefes.
    Ich, Sextus Aurelius Lupus, Sohn des Numerius Aurelius Fulvus, Enkel des Claudius Aurelius Crassus gebe also hiermit meine Kandidatur zum Aedilis curulis bekannt. Ich bitte, in dieser Angelegenheit zur rechten Zeit vor den Senat treten zu dürfen, um mein Anliegen in Person vorbringen zu können.


    Mögen die Götter dich stets beschützen!



    “Ich betrachte es eher als Selbstverständlichkeit. Und wie gesagt, es ist ja auch rein gar nichts geschehen, außer, dass ich da saß und wartete.“ Sextus zuckte mit den Schultern. Seine Handlungen würde er nun nicht wirklich als 'hervortun' bezeichnen. Vor allen Dingen: was wäre denn die Alternative gewesen? Sich hinter der Türe zu verschanzen und zu beten, dass nichts schlimmes passieren würde? So sehr Sextus auch kämpfen, Rüstungen und Pferde hasste, er würde jederzeit einen Tod im Kampf einem solchen vorziehen, wie ihn die Bewohner der Villa Tiberia erfahren hatten. Er wollte mit loderndem Feuer im Herzen sterben, nicht mit loderndem Feuer um ihn herum und auf den Knien.
    “Und ja, Lentidia ist hier. Zumindest, wenn sie nicht bei einer ihrer Freundinnen gerade ist und dort übernachtet oder sowas. Aber ich denke, ihr solltet euch spätestens beim Abendessen sehen.“


    Dass Drusilla kein Wort über seine anstehende Kandidatur verlor, nahm Sextus zur Kenntnis. Gut, der Aufstand war vielleicht noch etwas sehr präsent und daher war wohl verständlich, dass darüber größerer Gesprächsbedarf herrschte. Darüber hinaus war Drusilla eine Frau, was verstanden diese letztendlich schon von Politik? Trotzdem hätte er sich ein wenig mehr positive Aufregung über diese Nachricht gewünscht. Aber gut, man bekam nur selten, was man sich wünschte.
    “Genau genommen passiert solch ein Unglück den Tiberiern bereits zum zweiten Mal, weshalb ich vor dem Wiederaufbau der Villa dringend zu einer Entsühnung des Ortes raten werde. Dieser Ort bringt Unglück und muss gereinigt werden.“ Auch bei Ausbruch des Bürgerkrieges schließlich war Vescularius Salinator schließlich mit seinen Schergen eingedrungen und hatte alle Bewohner, die noch da waren, abschlachten lassen, selbst die Frauen. Das jetzt war da nur eine geringfügige Steigerung, wenn man es ganzheitlich betrachtete.
    “Ein mulmiges Gefühl musst du deshalb nicht haben. Die Menschen in der Subura sind häufiger unzufrieden, und unser Kaiser unternahm da leider recht wenig dagegen. Dazu noch die üblichen Strömungen, die Rom schaden wollen.... dass unter dem Mob einige Sklaven waren, würde ich nicht zu hoch bewerten. Immerhin war ein Großteil der Opfer dieses Aufstandes ebenfalls Sklaven. Wenn es diesen Aufwieglern wirklich um eine Befreiung der Sklaven gegangen wäre und nicht nur darum, Tod und Verwüstung anzurichten, hätten sie sicherlich anders gehandelt. Es sagt mir eher, dass die meisten Sklaven durchaus mit ihrem Dasein zufrieden sind und es zu schätzen gelernt haben, ein Dach über dem Kopf und täglich mehrere Mahlzeiten zu haben, und daher diesen wenigen Besessenen im Weg standen.“

    “Lucius ist auch hier, oder ist er gleich weiter gereist?“ erkundigte sich Sextus noch einmal kurz bei der Erwähnung von Drusilla. Auch von ihm hielt Sextus recht wenig, wenngleich er ein Familienmitglied war. Aber diese 'Geschäfte', die er unterhielt, klangen für Sextus nicht unbedingt vertrauenerweckend und für einen Patrizier auch nicht angemessen. Sie waren einmal Händler und Kleinkrämer gewesen, aber gerade deshalb sollten die Aurelier seiner Meinung nach nun ein Musterbeispiel für patrizischen Adel sein und niemandem Anlass dafür geben, sie auf ihren einst plebeischen stand zurück zu wünschen.


    Die Tafel lag tatsächlich noch auf dem Stuhl, und Sextus nahm sie an sich. Mit einer Hand klopfte er leicht dagegen, als Drusilla die Frage stellte, die wohl dieser Tage unausweichlich schien. Ja, der Aufstand würde sie alle wohl noch eine Weile beschäftigen. “Von uns ist niemand zu Schaden gekommen. Die Aufständischen hielten sich weiter südlich, so weit auf den Quirinal zu steigen war wohl zu anstrengend für sie. Ich saß lediglich ein paar Stunden wie ein Idiot auf einem Pferd, um die Straße zu sichern, und der Priester des Quirinus-Tempels hatte vor Schreck einen Schwäche-Anfall, das war alles. Und Lentidia hat wohl etwas mehr mitbekommen und ist mit Flavius Scato und Claudius Menecrates zu ihrer Sicherheit mitgegangen, aber ebenfalls wohl auf. Corvina, Durus und ich haben wie gesagt eigentlich nichts mitbekommen.“
    Aber vermutlich war das noch nicht genug an Information, spätestens beim Essen würde sich Drusilla wohl über die weiteren Gäste wundern. “Aber die Tiberier hat es schlimm erwischt. Ihre Villa wurde niedergebrannt, die meisten ihrer Sklaven und auch ein Familienangehöriger sind tot. Die Beerdigung und das alles habe ich schon veranlasst, aber ob sie die nötigen Mittel haben, ihr Haus wieder aufzubauen, und wann das der Fall sein wird, weiß ich nicht. Bis dahin wohnen erst einmal Tiberia Maximilla und Tiberius Iuvenalis bei uns. In ein paar Tagen wird wohl noch ein Tiberius Merula hier aufschlagen, und es könnten sich noch andere Tiberii hier einfinden. Bis auf weiteres sind sie meine Gäste.“Ja, soviel zu den traurigen Nachrichten.


    “Aber das ist kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. Die Aufständischen wurden niedergeschlagen und die Rädelsführerin gefangen genommen, wie es heißt. Es wird sicherlich bald ein angemessenes Spektakel zu ihrer Hinrichtung geben. Und ich persönlich habe vor, mich in der nächsten Amtszeit als Aedil verdient zu machen, damit das alles noch ein wenig mehr in Vergessenheit geraten kann.“

    Sextus hatte nur flüchtig mitbekommen, dass Drusilla wieder zurück aus Baiae war. Eher zufällig kam er gerade ins Tablinum, als er sie bemerkte. Besonders viel hatte er nicht mit ihr bei ihrem letzten Besuch zu tun gehabt, von einigen Abendessen abgesehen. Soweit er wusste, war sie wie die ganzen anderen Damen des Hauses ebenfalls nur hier, um meistbietend verheiratet zu werden. Wobei sich das bei ihr etwas schwieriger gestaltete. Sextus hatte zwar noch nichts gesagt, aber durchaus gehört, dass diese Frau alles daran setzte, ihren eigenen Ruf zu demontieren und sich zur schlechtesten Partie Roms zu machen, indem sie trank, rauchte, und zwielichtiges Gesindel Freund nannte. Da er allerdings ihre Mitgift nicht zahlen würde, war es ihm bislang gleichgültig gewesen und er hatte den Luxus gehabt, sich aus der ganzen Sache heraus zu halten.
    Das allerdings würde sich ändern, und Sextus wusste nicht, auf wie viel Gehör er dabei stoßen würde. Jetzt und hier war aber nicht der Zeitpunkt für die sicher nötige Standpauke, jetzt und hier konnte er einfach wohl nur der nette Verwandte sein, in dessen Haus man eben wohnte, weil man in Rom war.
    “Ah, Drusilla. Zurück aus Baiae?“ begrüßte er also beiläufig, während er auf den Sitz des Hausherren zusteuerte. Dort musste eigentlich noch die Wachstafel liegen, wegen der er überhaupt das Tablinum betreten hatte.

    Reunan legte kurz seine Stirn in Falten. “Wenn du weißt, wo sie ist, kann man ihr sicherlich eine Nachricht schicken.“ Nachdem der Tiberius hier aber gerade gefragt hatte, ob sie hier sei – was sie nicht war – wusste er es wohl augenscheinlich nicht. Und Reunan wusste es erst recht nicht.


    Darüber, dass auch dieser Tiberius die Eigenart hatte, sich selbst einzuladen – auch wenn sein Herr darüber sicherlich auch hinweggehen würde – schwieg Reunan ebenfalls. Es war nicht an ihm, junge Patrizier zu belehren, zumal das Ergebnis ja höchstwahrscheinlich trotzdem dasselbe bliebe.

    “Ein Bad, Ruhe, Essen und Familie. Das sollte sich bewerkstelligen lassen“, stimmte Sextus wohlwollend zu und hielt die Konversation noch für einen Augenblick aufrecht, um den im Hintergrund loseilenden Sklaven zumindest einen kleinen Vorsprung zu geben, das Bad vernünftig einzuheizen. “Selbstverständlich hast du als mein Gast ein Anrecht auf jeden Komfort, den diese Villa bieten kann. Fühle dich frei darin, die Sklaven entsprechend anzuweisen, wenn du etwas vermisst. Und selbstverständlich schließt dies auch das Bad mit ein. Wenn du wünscht, wird dir unser Vestispicius persönlich zur Hand gehen. Die übrigen Damen des Hauses sind von ihm und seinen Salben und Ölen sehr angetan.“ Sextus selber war von dem Kerl ja mehr als genervt, wenn dieser geradezu Stunden damit zubrachte, seinen Herrn modisch ausstaffieren zu wollen und Zeit für den perfekten Faltenwurf der Toga verschwendete. Trotzdem verkaufte er ihn nicht, weil zufriedene Damen im Haus wesentlich mehr zu seiner eigenen Ruhe beitrugen als das kurzfristige, gute Gefühl, den Kerl los zu sein.
    “In der Zwischenzeit wird ein Zimmer für dich hergerichtet werden“ – was nicht viel Zeit in Anspruch nehmen sollte. Die Villa Aurelia hatte inzwischen einige leere Schlafzimmer, die dereinst noch bewohnt gewesen waren. Sauber gehalten und gelüftet wurden sie so oder so jeden Tag. Im Grunde mussten nur das Bett frisch bezogen werden und Wasser und Blumen hineingebracht werden, damit es für einen neuen Bewohner bereit war. “und eine Kleinigkeit zu Essen bereitgestellt, ehe du dich uns allen hoffentlich zum Abendessen anschließt. Neben deiner Verwandten und mir wohnen auch noch meine Nichte Aurelia Corvina und eine Cousine namens Lentidia hier. Ebenso müsste Aurelius Durus, der Sohn der Aurelius Ursus, hier sein, sofern er nicht bei einem seiner Freunde zu Abend isst.“ Drusilla war zu diesem Zeitpunkt noch in Baiae, was Sextus durchaus begrüßte. Bei so viel geballter Weiblichkeit unter diesem Dach und als einziger männlicher Verstärkung ein Kind, bekam Sextus bisweilen die Krise. Der einzige Mann unter lauter Frauen zu sein, mochte ja ganz reizvoll sein, aber nicht, wenn diese alle mit ihm verwandt – oder im Falle von Tiberia Corvina traumatisiert – waren!
    “Deine Sklavin und deine Habseligkeiten sind dann sicherlich danach ebenfalls bei uns, nachdem die Wagen nach Sonnenuntergang dann wieder das Pomerium befahren dürfen. Aber jetzt will ich dich nicht weiter um deine verdiente Erholung bringen.“ Zumal die Sklaven nun wirklich genug Zeit gehabt haben sollten, für den fast bereit zu sein.

    Dass die Leute erst einmal ihre Zunge verschluckten, wenn sie ihn sahen, war Reunan gewohnt. Immerhin mussten die meisten dafür ihren Kopf auch ganz schön in den Nacken legen. Kurz schmunzelte er bei dem Gedanken, wie sie wohl erst reagieren würden, wenn sie ihn nackt sähen. Er hatte einige Tätowierungen, angefangen auf der Brust. Und auch... nicht auf seiner Brust. Von anderen Hinguckern ganz zu schweigen.


    Nach dem ersten Schrecken fand aber dieses Menschlein doch seine Sprache wieder und stellte sich vor. Und fragte nach den Tiberiern. Reunan holte einmal tief Luft. “Nein, die beiden angesprochenen Herrschaften wohnen nicht hier.“ Vielleicht sollte Reunan eher sagen 'noch nicht', denn sein Herr hatte immerhin allen Tiberii hier Unterkunft gewährt, und wenn die Zwei in Rom erwartet wurden, würden sie früher oder später wohl auch hier ankommen und ihr vorläufiges Quartier beziehen. “Maximilla von den Tiberii wohnt zur Zeit hier. Tiberia Corvina, die hier ebenfalls wohnte, ist aufs Land abgereist, um sich von den Schrecken der Geschehnisse zu erholen. Ich kann gerne nach ihr schicken, oder nach meinem Herrn, oder beiden. Mein Herr, der edle Senator Sextus Aurelius Lupus, ist aber momentan ein wenig beschäftigt, weshalb du vielleicht ein wenig länger warten musst.“
    Reunan öffnete die Tür, um den potentiellen nächsten Bewohner der Villa hereinzulassen, und wartete noch auf eine Rückmeldung, wie viele Boten er also nun losschicken sollte, um alle zusammenzutrommeln. Danach geleitete er seinen Gast ins Atrium.

    Reunan begleitete Faustus Tiberius Iuvenalis ins reich gestaltete Atrium der Villa und bot ihm an, neben dem mosaikgefliesten Impluvium doch auf der bequemen Bank Platz zu nehmen. Weitere Sklaven waren ebenfalls zur Stelle, um sich zu erkundigen, ob sie dem Gast Wein oder Saft anbieten konnten, oder ein wenig Obst.