Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Inzwischen war es wohl so gut wie sicher, dass Reunan an der Türe bleiben würde. Dem großen Pikten war es recht, es war ein Platz von großer Ehre im Haus, und darüber hinaus wenig arbeitsreich. Kurz gesagt: Er konnte nicht mehr herumgescheucht werden, durfte aber fast alle anderen herumscheuchen. Das gefiel Reunan durchaus sehr.


    So war es also wieder der nordische Hüne, der die Tür nach dem Klopfen öffnete und hinunter auf das kleine Menschlein blickte, das hier gerade an die Tür geklopft hatte. “Ja bitte?“ fragte er höflich nach dem Grund des Anklopfens.

    Nach den vielen Jahren als Senator hatte Sextus Übung darin, über Kleinigkeiten in Konversationen mit einem geübten Lächeln hinwegzugehen. Beispielsweise schrullige ältere Damen, die sich rein technisch gesehen selbst einluden. Und in den noch zahlreicheren Jahren als Mann hatte er doch eine gewisse Routine darin, dem anderen Geschlecht gleich welchen Alters ein wenig zu schmeicheln. Meistens rechnete sich das auch.
    “Die Anwesenheit bezaubernder Damen könnte niemals eine Bürde sein – und wenn doch, dann eine solche, die ihre Belohnung in sich selbst hegt.“ Da es mit einer Toga keinen einzigen Weg gab, sich stilvoll hinzusetzen, ohne dass die Falten der Toga wild umknickten und man am Ende aussah wie ein aufgeplusterter Spatz, blieb Sextus stehen, kam aber soweit näher, wie es allgemein als höflich für ein ordentliches Gespräch betrachtet wurde. “Ich bin froh, wenn ich einer befreundeten Familie helfen kann, und die Villa bietet mehr als genug Platz und Komfort für einige Gäste. Und selbstverständlich auch für ihre Habseligkeiten und Sklaven, die selbstverständlich eine Eskorte erhalten.“ Sextus war sich sicher, dass er weder Winken noch sonstwie seine Aufmerksamkeit abwenden musste und sich dennoch darum gekümmert wurde. Die Sklaven seines Hauses kannten ihren Hausherren gut genug, um solche Dinge mittlerweile zu wissen.


    “Wenn ich sonst noch etwas tun kann, um die Last der jüngsten Ereignisse etwas erträglicher zu machen, bitte ich dich auch, nicht zu zögern, und es mich wissen zu lassen.“ Sextus war sich nicht sicher, ob mehr Konversation im Moment gewünscht war, oder doch eher nur Ruhe, ein Bad und ein Bett. Da war so eine Floskel für die Sondierung der Lage meist recht hilfreich. Dennoch hoffte er, dass auch bald die junge Tiberia kommen würde, so dass er sich dezent zurückziehen und aus diesem öffentlichen Ornat hinaus und in eine einfache Tunika hineinschlüpfen konnte. Oder in ein Bad. Oder ins Bett mit der hübschen Sklavin, die ihm heute das Frühstück gebracht hatte. Das entschied er dann spontan.

    Wenn man dem Ding ansehen darf, dass es nicht von einem Profi, sondern von einem Hobby-Photoshop-Benutzer gemacht ist, dann kannst mir die gewünschten Graphik-Bestandteile schicken und ich schau mal, was ich hinkriege

    Ein Bote der Villa Aurelia brachte einige Briefe zur Postannahmestelle. Nach den jüngsten Ereignissen, fiel die Korrespondenz etwas umfangreicher aus.



    Senator Manius Flavius Gracchus
    Villa Rustica Flaviana
    Baiae



    Sextus Aurelius Lupus suo amico Flavio Graccho s.d.


    Vermutlich haben deine Frau und deine Verwandten dich schon über die Geschehnisse in Rom unterrichtet. Doch für den Fall, dass du noch keine Berichte erhalten hast, möchte ich verhindern, dass du als Letzter von allem erfährst.


    Dein Verwandter Flavius Scato hatte - sicherlich zu deiner Kenntnis – Spiele in seiner Funktion als Aedil ausgerichtet. Im Nachhinein betrachtet muss ich feststellen, dass ich das Glück hatte, aufgrund anderer Verpflichtungen nicht daran teilnehmen zu können, denn bei just diesen Spielen kam es zu einem terroristischen Akt eines wütenden Mobs von Peregrinen und Sklaven. Diese schossen teilweise mit Bögen auf die Zuschauer und verursachten nicht nur einige Tote, sondern auch eine große Panik unter den Zuschauern, welche sofort flohen.
    Im weiteren Verlauf plünderte dieser aufständische Mob einige Häuser und erschlug eine Vielzahl an Römern. Leider muss ich dir berichten, dass hierbei auch unsere gemeinsamen patrizischen Freunde, die Tiberier, betroffen waren. Deren Villa wurde bis auf die Grundfesten niedergebrannt und alle anwesenden Personen erschlagen. Die Verbrecher erdreisteten sich sogar, den Patrizier Titus Tiberius, an Ort und Stelle an einer Hauswand zu kreuzigen.


    Glücklicherweise waren viele der Tiberier allerdings nicht zuhause. So habe ich Tiberia Corvina und Tiberia Maximilla Obdach in der Villa Aurelia bis auf weiteres geboten. Von Tiberius' Durus Söhnen Ahala und Postumus indes habe ich keine weitere Nachricht, wenngleich diese sich nicht unter den Toten der Villa befanden, für welche ich für eine Beerdigung durch angemessene Bestatter selbstverständlich gesorgt habe.


    Ebenfalls soll die Domus der Aennaer geplündert worden sein und die Witwe von Aennaeus Modestus wurde nach einigen Gerüchten zumindest verletzt zu ihren Verwandten verbracht worden sein.


    Nach meiner Kenntnis ist die Villa Flavia aber glücklicherweise von alledem verschont geblieben, ebenso wie die Villa Claudia und mein eigenes Zuhause. Ebenso wie ich meinen Nachbarn und den Tiberia erst einmal Schutz und Obdach gewährt habe, haben auch deine Verwandten und die Claudier mit Menschen ihrer Umgebung verfahren, wie es den patrizischen Familien gebührt.


    Ich bedauere, dass ich dir keine freudigeren Nachrichten bringen kann und hoffe, dass ich dich bald wieder im römischen Senat auch wieder leibhaftig begrüßen werden können.


    Mögen die Götter dich und die Deinen beschützen!



    Tiberia Lucia
    Domus LAPP Germaniae
    Mogontiacum
    Provincia Germania Superior


    Senator Sextus Aurelius Lupus s.d.


    Da Nachrichten ins ferne Germania immer eine gewisse Zeit benötigen, wirst du diesen Brief vermutlich erst einige Wochen nach allen Geschehnissen in Händen halten können. Dennoch sehe ich es als meine Pflicht an, dich über das, was beim Stammsitz deiner Familie vorgefallen ist, aufzuklären, auch wenn es traurige Nachrichten sind.


    Ich schreibe es gerade heraus und ohne Umschweife: Die Villa der Tiberier in Roma wurde geplündert und niedergebrannt. Bei den Spielen des Aedil Flavius gab es einen terroristischen Akt eines wütenden Mobs aus Peregrinen und Sklaven, die im Anschluss brandschatzend durch die Straßen zogen. Es grämt mich, dir zu sagen, dass alle Sklaven und dein Verwandter Titus Tiberius, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Villa aufhielten, getötet wurden. Dein Verwandter wurde dabei besonders abscheulich behandelt. Die Einzelheiten erspare ich dir hierzu. Wisse, dass ich für eine angemessene Bestattung Sorge getragen habe.
    Anschließend wurde die Villa angezündet und ist niedergebrannt.


    Ich habe deinen nun obdachlosen Verwandten angeboten, bis auf weiteres in der Villa Aurelia zu wohnen, eingedenk der langen Freundschaft zwischen unser beider Familien. Tiberia Corvina hat dieses Angebot auch angenommen, und heute ist auch eine Tiberia Maximilla eingetroffen, für die mein Angebot auch selbstverständlich gilt.
    Von Tiberius Ahala und seinem Bruder Postumus habe ich leider keinerlei Nachrichten. Ich kann nur versichern, dass sie sich nicht unter den Toten der Villa Tiberia befanden. Dies lässt hoffen. Solltest du Nachricht von den beiden erhalten, wäre es mir eine große Erleichterung, diese ebenfalls zu erfahren.


    Sollten du oder deine Verwandten, zu denen ich keinen Kontakt habe, aufgrund der Ereignisse nach Rom zu reisen gedenken, steht euch die Villa Aurelia selbstverständlich ebenfalls offen.


    Mögen die Götter über dich und die Deinen wachen.




    Aulus Tiberius Verus
    Castra Legionis II Germanicae
    Mogontiacum
    Germania Superior



    Senator Sextus Aurelius Lupus s.d.


    Da Nachrichten ins ferne Germania immer eine gewisse Zeit benötigen, wirst du diesen Brief vermutlich erst einige Wochen nach allen Geschehnissen in Händen halten können. Dennoch sehe ich es als meine Pflicht an, dich über das, was beim Stammsitz deiner Familie vorgefallen ist, aufzuklären, auch wenn es traurige Nachrichten sind.


    Ich schreibe es gerade heraus und ohne Umschweife: Die Villa der Tiberier in Roma wurde geplündert und niedergebrannt. Bei den Spielen des Aedil Flavius gab es einen terroristischen Akt eines wütenden Mobs aus Peregrinen und Sklaven, die im Anschluss brandschatzend durch die Straßen zogen. Es grämt mich, dir zu sagen, dass alle Sklaven und dein Verwandter Titus Tiberius, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Villa aufhielten, getötet wurden. Dein Verwandter wurde dabei besonders abscheulich behandelt. Sie haben ihn an einer der Häuserwände gekreuzigt, ehe sie die Villa angezündet und niedergebrannt haben. Wisse, dass ich für eine angemessene Bestattung Sorge getragen habe.


    Deine Schwester Tiberia Corvina ist in Sicherheit. Ich habe ihr Obdach in der Villa Aurelia gewährt – ein Angebot das auch für sämtliche weitere Verwandten gilt angesichts der langen Freundschaft zwischen den Tiberii und den Aurelii und den zahlreichen familiären Verbindungen.
    Ebenso ist eine Tiberia Maximilla dieser Tage eingetroffen. Von Tiberius Durus Söhnen Ahala und Postumus allerdings habe ich keine Nachricht. Ich kann nur mit Sicherheit sagen, dass sie sich nicht unter den Toten der Villa befanden. Dies lässt zumindest hoffen.


    Sollte deine Pflicht es erlauben und du oder deine Verwandten, zu denen ich keinen Kontakt habe, aufgrund der Ereignisse nach Rom zu reisen gedenken, steht euch die Villa Aurelia selbstverständlich ebenfalls offen.


    Mögen die Götter über dich und die Deinen wachen.




    "Bitte alle drei als Eilbriefe und dann noch drei neue große Wertkarten für die ehrenwerte Familie der Aurelier. Und abrechnen dann ebenfalls über Wertkarte."


    Sim-Off:

    690 Seserzen für die 750er Wertkarte überwiesen

    Sim-Off:

    Entschuldige die lange Wartezeit, zum einen viel zu tun letzte Woche und zum anderen hatte ich angenommen, dass ihr Tiberier einen Moment unter euch genießt.


    Der Hausherr ließ aber auf sich eine Weile warten. Immerhin hatte er auch einige Verpflichtungen, denen er nachgehen musste, und nicht immer spontan die Zeit, einen Überraschungsbesuch zu empfangen. Und so war der Hausherr auch jetzt noch über eine stunde in seiner Rolle als Haruspex Primus beschäftigt, sich mit dreien seiner Haruspices zu beraten, ob dieser ganze Krawall vielleicht abwendbar gewesen wäre, wenn die römische Bevölkerung nur ein wenig mehr auf die Götter achten würde, allen voran der Kaiser. Und ob man diesem mal dezent in den Hintern treten sollte, damit er sich etwas mehr den Göttern – und dezent mehr ihren irdischen Übersetzern, den Haruspices – zuwenden sollte. Sextus versuchte währenddessen, möglichst viele und diplomatische Beschreibungen dafür zu finden, warum er diesem Unterfangen wenig Chancen einräumte, da er den Kaiser für einen gierigen, kleinen Wicht hielt, der auf nichts und niemanden hören würde, erst recht nicht auf ihn.
    Kurz zusammengefasst: Sextus hatte nach einer Stunde erhebliche Kopfschmerzen und verabschiedete seine Untergebenen daher freundlich, aber bestimmt, nur um im Anschluss darauf aufmerksam gemacht zu werden, dass eine weitere Tiberia eingetroffen war. Ein Augenrollen später war er also auf den Weg zum Oecus, wohin man die Tiberia gebracht hatte.


    Eigentlich hatte Sextus angenommen, seinen jungen Gast mit der älteren Besucherin schon ins Gespräch vertieft anzutreffen, aber scheinbar war Tiberia Corvina gerade nicht da. Hier war nur eine Frau, die wohl seine Großmutter hätte sein können – oder die von Tiberia Corvina, vermutlich – und ein paar Sklaven, von denen er nicht sicher war, welche zu wem gehörten. Er hoffte nur, dass das händchenhaltende Etwas nicht originär zu seinem Hausstand gehörte.


    “Salve, Tiberia. Ich bin Sextus Aurelius Lupus, der Hausherr dieser bescheidenen Villa. Verzeih, wenn du warten musstest, aber ich hatte keinen Besuch erwartet. Und ich hatte angenommen, dass deine Verwandte hier sei und ihr sicherlich einen Moment für euch haben wolltet.“

    Sim-Off:

    Ich hatte eigentlich auf Tiberia Corvina gewartet. Aber nach 5 Tagen mach ich mal weiter, sonst gibt’s von meinem rüstigen Gast hier nachher noch was hinter die Ohren :D


    “Aurelius Corvinus? Reunan wirkte leicht verwirrt. Seit er hier im Haus war, gab es keinen Aurelius mit solchem Namen. Aber er war ja auch erst seit fünf Jahren hier. “Der Herr des Hauses ist der Haruspex primus und Senator Aurelius Lupus. Ich werde ihn von deinem Eintreffen informieren. Wenn du solange im Oecus warten möchtest?“

    Reunan schickte einen Boten zum Hausherren und einen zu Tiberia Corvina, um sie zu informieren, dass Tiberia Maximilla eingetroffen war. Sie selbst geleitete er durch das Atrium bis in den kunstvoll verzierten Oecus mit Blick auf die Wunder des Gartens und überließ es den dortigen Sklaven, sie zu bewirten.
    So fand Tiberia Maximilla nicht nur sehr bequeme Klinen vor, auf denen sie sich ausruhen konnte, sondern ihr wurde auch sogleich verdünnter Wein und fruchtige Säfte angeboten, während sie wartete.


    Sehr schön erklärt, nur sind die Aurelier leider ein schlechtes Beispiel. Wir haben unseren riiiiiiiiesigen Stammbaum nur vor ca. 8 Jahren irgendwann dreigeteilt, damit er übersichtlicher ist. Wenn man aber die "Gründer" der drei Stammbäume einmal im Tabularium anschaut, wird man feststellen, dass die alle denselben Vater haben (Marcus Aurelius Antoninus). Insofern sind die Aurelier doch alle miteinander, weil sie den selben Uropa haben. Allerdings nur im 9. Grad oder so.


    Wo man aber ein wirklich schönes Beispiel für nicht-verwandte Stammbäume finden kann, ist bei den Iuliern. Die haben 2 plebeische Stammbäume (wo ein Insider sagen müsste, ob die doch irgendwie verwandt sind oder gar nicht), und einen patrizischen Stammbaum.
    Und die plebeischen Iulii sind mit den patrizischen Iulii absolut null komma gar nicht verwandt, nicht mal um fünf Ecken. :D

    Und wieder war es Reunan, der die Türe öffnete. Nach den Vorkommnissen der letzten Zeit hatte er den Posten als Ianitor doch sicher zugeordnet bekommen. Jemanden seiner Größe überrumpelte man nicht so schnell. Außerdem hatte er jetzt für den Fall der Fälle einen Knüppel neben der Türe parat. So fühlten sich wohl alle Hausbewohner sicherer.


    Der Pikte öffnete also die Tür auf. “Ja, bit... oh, du bist es.“ Nach ein paar Tagen des Zusammenlebens kannten die aurelischen und die tiberischen Sklaven einander ja nun doch. Das blieb nicht aus, wenn man unter einem Dach wohnte. Reunan öffnete die Türe also zur Gänze, um seinen Kollegen herein zu lassen, und sah zu der weiteren Gesellschaft hinüber, die dieser mitbrachte. “Verwandtschaft? Soll ich jemanden zu Tiberia Corvina schicken oder gehst du sie selber holen?“

    “Ich habe noch nichts getan, was nicht jeder Mann mit einem Funken Ehrgefühl getan hätte, Tiberia“ meinte Sextus leicht schmunzelnd, als auch er aufstand. Schmeicheleien gegenüber seiner Person machten ihn immer misstrauisch. Vor allen Dingen, da er selbst Schmeicheleien vor allen Dingen dann einsetzte, wenn er etwas bestimmtes damit bezwecken wollte. Beispielsweise eine schöne Frau dazu zu verleiten, in sein Bett zu steigen. Dass die Tiberia aber ähnliche Absichten ihm gegenüber gerade hegte, bezweifelte er dann doch.
    “Mögen die Götter uns alle beschützen“ fügte er also noch an, während Tiberia Corvina sich aufmachte, nach oben zu gehen und sich hoffentlich auszuruhen. Da vertraute Sextus aber seiner Nichte, dass diese sich um den Gast schon kümmern würde. Und um alle weiteren Personen, die heute wahrscheinlich noch ankommen würden, bis die Lage sich geklärt hatte.


    Die zwei Sklaven, die seinen Brustpanzer gebracht hatten, machten sich auch gleich daran, ihn anzustreifen. Sextus war froh, nur eine einfache Tunika zu tragen, ansonsten hätte er sich umkleiden müssen, oder wahlweise den Stoff unwiederbringlich ruinieren. So aber streiften die Sklaven ihm erst ein mit Wolle gepolstertes Lederstück über die Schultern, und darüber den Schienenpanzer.Sextus hasste allein das Gewicht davon. Dass die Sklaven dann an ihm herumzubbelten, um den Sitz passend zu machen, machte es nicht besser. Und dass beim Schließen der Bänder auffiel, dass er abgenommen hatte und der Panzer nicht mehr so gut saß wie noch vor Jahren, als er ihn zuletzt getragen hatte. Sextus nahm sich vor, wieder mehr zu trainieren, um etwas mehr Muskelmasse aufzubauen.
    “Du, zeig den tiberischen Sklaven, wo sie sich bewaffnen können“ wies Sextus nebenbei einen seiner Sklaven an, während er in seine Caligae schlüpfte. Es blieb nur zu hoffen, dass er sich mit deren genagelten Sohlen auf dem glatten Marmor des Atriums nicht gleich langlegte. Aber die Götter ersparten ihm zumindest diese Peinlichkeit, so dass er dann voll gerüstet – den Helm zu tragen lehnte er noch ab – zur Tür hinausschritt und zu den Nachbarn hinüber. Diese hatten ihm damals die aurelischen Pferde abgenommen, nachdem er den Stall hatte einreißen lassen. Wer hätte auch denken können, dass man in einer Stadt, in der man nicht reiten durfte, doch irgendwann einmal ein Pferd brauchte?

    Um Tiberius Ahala und dessen Bruder Postumus musste man sich also Sorgen machen, alle weiteren Tiberier waren nicht in der Villa Tiberia erwartet. Wenn die Götter etwas gnädig waren, war die benannte Maximillia noch nicht in Rom angekommen, so dass ihr der Anblick der Leichen erspart bliebe. So oder so gab es jetzt nichts, was Sextus für einen dieser Tiberier hätte tun können, daher war es Zeitverschwendung, sich mit den möglichen Auswirkungen zu beschäftigen. Dafür war später noch genug Zeit.
    Die Stimmung der Tiberia drohte zu kippen. Sextus sah ihre Augen feucht werden und befürchtete schon einen Heulkrampf, als sich der Ausdruck ihrer Augen änderte und in bloßen Hass umschlug. Der war ihm allemal lieber, mit diesem konnte er umgehen, waren die Wut und er doch selbst gute, alte Bekannte. Er drückte kurz ihre Hand. “Das werden sie. Jeder einzelne von ihnen.Wenn sie ans Kreuz genagelt und lebendig verbrannt werden, werde ich mit Vergnügen selbst die Fackel an ihre Kleidung halten.“ Das war zumindest die übliche Strafe für Brandstiftung, und Sextus fand sie durchaus sehr angemessen.
    “Meine Nichte, Aurelia Corvina“, kurz stockte Sextus, diesen kleinen Zufall bemerkte er erst jetzt. “Ist in den oberen Räumen. Sie wird dir gerne etwas zum schreiben geben. Für den Moment möchte ich auch, dass ihr oben bleibt, da ist es sicherer. Wenn die Lage hier soweit geklärt ist, werden wir dir auch ein eigenes Zimmer einrichten.
    Ich fürchte nur, ich muss mir jetzt aber von den Nachbarn ein verdammtes Pferd leihen und mich wie ein verdammter Held darauf schwingen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Deine beiden Sklaven können kämpfen? Dann sollten sie sich den aurelischen anschließen und sich erst einmal bewaffnen.“

    Sextus drückte die Hand noch einmal leicht, ließ sie dann los und stand auf. Einer seiner Sklaven kam auch schon mit dieser schrecklichen Lorica wieder angerannt, die er seit dem Bürgerkrieg und der Eroberung Roms nicht mehr getragen hatte und nie wieder tragen wollte. Nur bekam man leider nicht immer das, was man wollte.

    Da saßen sie nun, und die Tiberia fing noch einmal von vorne an. Noch immer ergab nicht alles einen Sinn, aber zumindest verstand Sextus jetzt, worum es ging. Irgend jemand hatte also einen gezielten Anschlag auf die Spiele heute veranstaltet, es gab mehrere Todesfälle und das Zuhause der Frau vor ihm lag in Schutt und Asche, Kein Wunder, dass sie durcheinander war und etwas wirr redete!
    Mit jedem weiteren Wort, dass die Tiberia von sich gab, verfinsterte sich Sextus Blick ein wenig weiter, wenngleich er sonst erschreckend ruhig blieb. Das war immer so, wenn er langsam aber sicher wütend wurde. Die Tiberier waren schon sehr lange Freunde der Aurelier, bis auf den Aussetzer eines einzelnen Tiberius konnte man sich auf sie verlassen. Es gab diverse eheliche Verbindungen über die Jahre zwischen beiden Familien, die Mutter von Titus Ursus' Sohn war eine Tiberia, seine Cousine Flora starb bei der Geburt des Sohnes seines Patrons, Tiberius Durus... Darüber hinaus nahm es Sextus sehr persönlich, wenn ein Patrizier gekreuzigt wurde. Wobei ihm noch anderes angetan worden sein musste, dauerte der Tod am Kreuz doch Tage, und nicht wenige Stunden.
    “Selbstverständlich bleibt ihr hier. Ich bestehe darauf, Tiberia Corvina.“
    Ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde von der Tiberia zu wenden, gab er Befehle an seine Sklaven, die, wie er wusste, im Hintergrund herumstanden.
    “Ich brauche meine Rüstung und meine Waffen.“ Allein den Satz zu sagen, hasste Sextus. Er hatte gehofft, dieses Ding in seinem Leben nie wieder tragen zu müssen. Aber angesichts marodierender und mordender Horden hatte er keine Wahl. “Ein Sklave geht los, die Nachbarschaft warnen. Wer von unseren Nachbarn nicht die Mittel hat, sein Heim verteidigen zu können, soll hier her kommen. Zwei Mann müssen zu Atinia Bala gehen und sie hertragen, sie hat sich den Fuß gebrochen. Und einer geht zum Tempel des Quirin und bringt den Priester hierher und alle, die nicht in der Nähe Zuflucht finden können. Jetzt.“
    Mehrere Sklaven gingen los, die meisten mit deutlich mulmigem Gesichtsausdruck. Sie hatten schließlich auch gehört, was den Sklaven der Villa Tiberia scheinbar passiert war, und wollten nicht dasselbe Schicksal erleiden.


    Auch wenn es nicht ganz schicklich war, ergriff Sextus vorsichtig eine Hand der Tiberia. Berührungen hatten vor allen Dingen auf Frauen häufig eine beruhigende und Vertrauen schaffende Wirkung, hatte Sextus in seinem Leben gelernt. Und die Tiberia hier brauchte ganz offenkundig ein wenig Trost, auch wenn sie sich angesichts der Umstände ganz wacker hielt. Andere Frauen wären schon längst als Häuflein Elend weinend zusammengebrochen.
    “Tiberia, weißt du etwas über deine anderen Verwandten hier in Rom? Tiberius Ahala und sein Bruder?“ Floras Sohn müsste jetzt sechs Jahre alt sein. “Oder auch andere Verwandte?“ Sextus wusste, dass dies eine heikle Frage war, die genauso gut in einem hysterischen Heulkrampf enden konnte. Aber wenn die Villa Tiberia abgebrannt war, war Tiberia Corvina wohl nicht die einzige, die Zuflucht brauchte. Hoffentlich, zumindest.

    Im ersten Moment fiel es Sextus schwer, seinen Blick auf die Tiberia gerichtet zu lassen und ihn nicht vorwurfsvoll auf den ihm bekannt vorkommenden Sklaven mit der roten Mähne wandern zu lassen. Hatte der Ianitor in spe hier eine Verrückte reingelassen, oder offenbarte die Tiberia die weibliche Eigenart, in Halbsätzen und Informationsfetzen zu sprechen und zu erwarten, dass der meist männliche Zuhörer schon verstehen müsste, was frau eigentlich sagen wollte? “Bitte, was?“ fragte Sextus ruhig und höflich daher noch einmal nach. Aus den drei Halbsätzen von eben hatte er nämlich wenig bis keine Information ziehen können, worum es denn gerade dringendes ging.
    Unruhestifter... das konnte von penetrant bettelnden Kindern mit Flöten und Trommeln bis hin zu einem neuen Bürgerkrieg alles sein. Und nicht alles bedurfte gleich dringend seiner sofortigen Aufmerksamkeit.


    “Vielleicht setzen wir uns erst einmal und du fängst noch einmal in Ruhe von vorne an?“ schlug Sextus mit einer einladenden Geste in Richtung der nächsten Sitzgruppe vor. Dass sein Gast unbedingt sitzen wollte und nur auf diese Einladung wartete, konnte er nicht wissen. Es war schlichtweg höflicher – sollte es sich wirklich um etwas wichtiges handeln – das in Ruhe im Sitzen zu besprechen, zumal er gerade keine Toga trug, die ihn zum Stehen zwang. Ebenso entging ihm, dass sein Gegenüber scheinbar nicht wusste, mit wem es sprach. Immerhin war er der einzige, erwachsene, männliche Aurelius gerade in ganz Roma und der festen Ansicht, dass wenn jemand zu ihm wollte, schon wisse, wer er denn sei.

    Reunan schaute ein wenig zweifelnd auf die kleine Frau, die ihn nur anstarrte wie ein Mondkalb und widerstand dem Drang, sie an der Nase anzustupsen, um sich zu überzeugen, ob sie blinzelte. Wenngleich sein Finger doch zuckte.
    Aus der Gruppe von Menschen schälte sich aber dann gleich eine kleine, resolute Person heraus und verkündete, dass Tiberia Corvina zu seinem Herrn wollte. Na hoffentlich war das nicht das Mondkalb! Wenn die seinen Herrn auch so anstarrte, würde das lustig werden. Noch einmal ein kurzer Blick zu ihr. Nein, die sah nicht nach Patrizierin aus, eher das laute Persönchen. “Dominus Senator Aurelius ist im Hause. Tretet ein, ihr könnt im Atrium warten.“ Wo Reunan selbstverständlich mit warten und aufpassen würde. Für Botengänge gab es genug andere Sklaven. Er jedoch war dafür zuständig, dass kein Besucher hier im Haus etwas anstellte oder jemand, der etwas anstellen wollte, hereinkam. Und das nahm er ziemlich ernst!

    Eigentlich hatte Sextus heute nicht mit Besuch gerechnet. Eigentlich war er sogar fest davon ausgegangen, seine Ruhe zu haben, da wohl jeder von Rang und Namen – und einer gewissen Blutgier – bei den für heute angekündigten Spielen sein würde. Sextus selbst hatte überlegt, mit seiner Nichte hinzugehen, es dann aber wieder verworfen. Aurelia Corvina war sehr sanft, und das erachtete er als ihre vorteilhafteste Eigenschaft. Die wollte er nicht mit spritzendem Blut und wütendem Geschrei der Meute verderben.
    Also hatte er sich einen relativ gemütlichen Vormittag gemacht, an welchem er eigentlich ein paar Gedanken zu Papier bringen wollte. Seine Idee zur Reformierung des Marktrechtes hatte er trotz allem nicht verworfen und wollte diese bei Gelegenheit noch ein Stück weiter vorantreiben. Andere Geschäfte in der Stadt waren aufgrund erstgenannter Problematik ohnehin ausgeschlossen.


    Also brütete Sextus gerade über möglichen Formulierungen, als ein Sklave eintrat. “Verzeihung, Herr. Reunan hat mich geschickt um dir auszurichten, dass eine Tiberia Corvina im Atrium wartet und dich sofort persönlich sprechen will.“
    Sextus wusste gar nicht, auf wie viele verschiedene Arten er diese Unterbrechung als nervig empfand. Zunächst einmal, dass dieser Sklave ihn einfach ansprach. Dann, dass offenbar erwartet wurde, er wisse, wer bei allen Göttern Reunan war. Nun, aufgrund des Zusammenhanges konnte er es schließen, er war ja nicht schwachsinnig. Dennoch sollte sich herumgesprochen haben, dass der Hausherr sich nicht die Namen seiner Sklaven zu merken pflegte und man daher eher die offizielle Position des Sklavens erwähnen sollte und nicht seine Privatbezeichnung. Drittens, dass einfach angenommen wurde, er wisse, wer diese Tiberia war, und dass man ihr so einfach mir nichts, dir nichts einen Termin einberaumt hatte. Und schließlich und endlich: “Was will sie?“
    “Das hat Reunan nicht gesagt. Aber sie wartet unten. Soll ich sie eben fragen und dann...?“ “Gütiger Tinia, nein!“ So viel Dummheit auf zwei Beinen! Kein Wunder, dass dieses Exemplar ein Sklave war. Unwirsch entließ Sextus die nervende Gestalt mit einer Handbewegung, legte seine Schriftstücke beiseite, besah sich kurz noch seine Hände, um sicherzugehen, dass weder Tinten- noch Wachsreste daran hafteten, und begab sich nach unten ins Atrium.


    Mit einer für patrizische Verhältnisse einfachen Tunika und ohne kunstvolle Toga oder ähnlichen Schnickschnack, betrat der Hausherr also das großzügige Atrium, wo eine kleine Versammlung von Menschen auf ihn zu warten schien. “Salvete. Tiberia Corvina?“ Kurz suchte sein Blick die Wartenden ab, blieb dann aber an der herrschaftlicheren und patrizischer aussehenden Frau hängen. Vage kam sie ihm auch bekannt vor, was aber auch daran liegen konnte, dass sie eine vage Ähnlichkeit mit Flavia Nigrina, Sextus' Exfrau, hatte. “Man sagte mir, du wünscht mich dringend zu sprechen?“

    Noch immer war kein adäquater Ersatz für Leone gefunden. Nachdem Caecus aber mehr Leute erschreckte, als dem Hausherren lieb war, war zumindest ihm diese Aufgabe entzogen worden. Der neue Hoffnungsträger auf den Posten des verstorbenen Nubiers war ein beeindruckend großer Pikte mit roten Haaren namens Reunan, der kurz nach dem Klopfen die Tür auch regelrecht aufriss und auf die Ankömmlinge herunterschaute. Ein kurzer Blick auf die Kleidung sagte ihm, dass es keine Bettler waren und damit jemand, den er begrüßen musste.
    Von irgendwelchen Unruhen hatte man hier noch nichts mitbekommen, erst recht nichts von marodierenden Horden und dreimal nichts von irgendwelchen Bränden. Hier auf dem nördlichen Quirinal war man ja auch von dem Geschehen ziemlich weit weg. Daher war die Begrüßung so ruhig wie immer. “Ja, bitte?