Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Und sofort sank Sextus' Stimmung wieder ein wenig, als er den Namen des jungen Burschen vernahm. Zwar hatte er wenig Ahnung vom decimischen Stammbaum, allerdings meinte er, dass Decimus Meridius und Decimus Livianus Brüder oder etwas ähnliches waren, was damit diesen Decimus auch zu einem nahen Verwandten der beiden Männer war, auf die Sextus eher weniger gut zu sprechen war. Glücklicherweise lernte man spätestens als Senator, auch dann die eigenen Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, wenn man am liebsten seine Abneigung offen nach außen tragen wollte.
    Allerdings beschränkte Sextus seine Begrüßung auf ein “Salve, Decimus“, ohne einen kleinen Schwatz bezüglich des Brimboriums vor ihren Augen anzufangen und Floskeln, welche Ehre das doch sein müsse, auszutauschen.
    Dann wandte er auch gleich seine Aufmerksamkeit dem Consular zu, ohne sich weiter von persönlichen Befindlichkeiten ablenken zu lassen. “Nun, du warst unlängst Iudex in dem einen oder anderem, teils auch länger zurückliegendem Fall, in dem es um die Lex Mercatus ging, und auch im Senat wird an jener ja immer wieder gearbeitet und Fehler ausgemerzt. Daher hoffte ich, dass ich auf deine Expertise – und auch Unterstützung – bauen könnte für ein größeres Vorhaben. Anstatt immer wieder die einzelnen Fehler und Schwachstellen und einzelnen, ungeklärten Punkte immer wieder auszubessern, dachte ich daran, die komplette Lex zu überarbeiten und durch eine Neufassung zu ersetzen. Und hierbei hoffe ich auf deine Mithilfe, falls du Interesse hast.“
    Jetzt war die Katze aus dem Sack. Kurz und schmerzlos, ohne lange drum herum zu reden. Sextus schätzte in diesem Punkt den Purgitier durchaus eher als Pragmatiker ein, der auf eine lange Herleitung zum Thema verzichten konnte. Vor allen Dingen, da bei diesem Thema dennoch noch genug zu diskutieren übrig blieb, so man sich entschieden hatte, es anzugehen.

    Ebenfalls in den Reihen der Senatoren kam ein bestimmter aus dem Augenrollen scheinbar nicht wieder heraus. Schon bei der Eröffnungsrede des Kaisers fing dieses Symptom an (vielleicht hätte jemand den Kaiser daran erinnern sollen, dass er der offizielle, vom Testament bestimmte Nachfolger des anderen Kaisers war und nicht von Salinator, dem Decimus Serapio so treu hinterhergerannt war), und bei der Antrittsrede des neu-wieder-eingesetzten Praefectus Praetorio wurde es scheinbar chronisch (vielleicht sollte man auch den Decimus daran erinnern, dass außer ihm selbst niemand an irgendwelche Verschwörer glaubte, die breite Masse Roms sowieso nicht, und der Tartaros ohnehin den Griechen vorbehalten blieb).
    Sextus war also außerordentlich schlechter Stimmung, als er sich nach irgendwas oder irgendwem umsah, die eben jene Stimmung auch nur im Mindesten aufhellen konnte. Leider aber waren keine jungen, hübschen Tänzerinnen zu sehen, sondern lediglich Artillerie. Aber immerhin keine Pferderparade, denn wenn Sextus eines noch weniger vermisste am Kriegswesen als Artillerie, dann waren es Pferde. Etwas weiter entfernt konnte Sextus Flavius Gracchus ausmachen. Sicherlich sollte er sich auch mit dem angehenden Consul unterhalten, allerdings würde dieses Gespräch zweifelsohne das Thema der neuen Frau im Hause Flavia haben, und Sextus hatte nicht wirklich den Nerv, sich jetzt und hier über Prisca zu unterhalten. Erst recht nicht in Zusammenhang mit diesem Decimer und in Erinnerung an den Krieg (und in seinem Fall die Rettung Priscas von den Überbleibseln der Schlacht). Vielleicht etwas später, und vielleicht konnte er dann auch seine Nichte und sich bei den Flaviern zu Besuch einladen, um so für das Mädchen ein paar Kontakte zu knüpfen.


    Etwas näher bei ihm saß Consular Purgitius. Kurz überlegte Sextus. Eigentlich hatte er ohnehin vorgehabt, den Mann einmal auf ein bestimmtes Anliegen anzusprechen und sich seiner Hilfe und Unterstützung zu versichern. Er war im Gespräch mit irgendeinem jungen Burschen, den Sextus nicht kannte. Sicher keine wichtige Unterredung, die nicht gestört werden durfte. Und wenn doch, war der Consular sicher in der Lage, dies zu kommunizieren.
    “Consular Purgitius! Ich hatte dich gar nicht bemerkt, sei gegrüßt. Kann ich vielleicht einen kurzen Moment deiner Zeit in Anspruch nehmen?“ grüßte Sextus freundlich und wartete auf eine möglichst positive Antwort.

    Geehrter Onkel... Sextus Mundwinkel zuckten kurz im Anflug eines Lächelns. Offensichtlich war seine Nichte auch wohlerzogen. Oder hatte Angst vor ihm. Oder vor der Möglichkeit, von ihm einfach auf die Straße gesetzt zu werden, ohne sonstige Verbindungen in der Stadt und ohne die Möglichkeit, sich selbst zu schützen. Nicht, dass Sextus letzteres ernsthaft jemals in Betracht gezogen hätte. Man mochte über ihn behaupten, was man mochte. Einiges davon war sogar wahr. Aber keiner konnte sagen, dass er nicht alles für seine Familie tat und dies auch schon mehrfach unter Beweis gestellt hatte. Trotzdem, der offizielle Titel, aus welchem Motiv heraus auch immer, hatte etwas.


    “Solange wir unter uns sind, kannst du mich bei meinem Namen nennen. Lediglich bei Besuch oder offiziellen Anlässen solltest du auf solch förmliche Anreden zurückgreifen“, bot Sextus jovial an, während er sich wieder von ihr löste und sich von einem der lebenden Hausinventarstücke einen Becher verdünnten Wein anreichen ließ.
    Kurz nippte er, ehe er auch gleich weitersprach. “Einen dieser Anlässe hast du erst jüngst verpasst. Unsere Cousine Prisca hat vor kurzer Zeit Senator Manius Flavius Gracchus geheiratet. Mit ein wenig Glück wird er der Consul des nächsten Jahres werden. Eine sehr vorteilhafte Ehe also.“
    Sextus nippte erneut an seinem Wein und beobachtete die Nichte weiter. Noch einmal eine dermaßen vorteilhafte Ehe für die Familie zu schließen, war vermutlich ausgeschlossen. Zu keiner anderen Familie hatten die Aurelii derartig gute Beziehungen, und keine andere senatorische Familie hatte solche Möglichkeiten, solchen Reichtum und solchen Einfluss. Was es wohl ein wenig schwieriger machen würde, seine Nichte hier wirklich zu verheiraten. Denn eines stand fest: Er würde kein Familienmitglied unter Wert verkaufen.
    “Wenn es sich ergibt, werden wir deine Cousine mal besuchen und für dich hier ein paar Kontakte knüpfen, dich der römischen Gesellschaft vorstellen und dergleichen. Aber sag, teure Nichte, welche Erwartungen und Pläne hast du an deinen Aufenthalt in Rom geknüpft?“

    Der Vorteil daran, sich mit belegter Stimme herumzuschlagen, lag darin, dass man gar nicht erst in Versuchung kam, seiner Enttäuschung oder seinem Missmut Ausdruck zu verleihen. Man müsste dafür einfach viel zu viel Luft holen und sich anstrengen. Also verzichtete auch Sextus nochmal darauf, den Kaiser irgendwie belehren zu wollen, sondern begnügte sich mit einem: “Solange man mir mitteilen kann, inwiefern sich der neue Stand des Fiscus von dem mir überlieferten nun unterscheidet, so dass ich besagte... Auszahlungen des Donativums dann nachvollziehen kann.“


    Auch kommentierte Sextus irgendwelche Einwände nicht, dass die vorige Augusta auf Vermögen ihres Mannes zugegriffen haben sollte. Die Frau war selbst reich genug und stammte aus einer wohlhabenden Familie. Und nach allem, wie Sextus die Frau kennen gelernt hatte, glaubte er keine Sekunde daran, dass diese so wenig Pietät besessen haben sollte.
    “Um das zu entscheiden.... benötige ich die Zahlen. Ich kann kaum... eine Entscheidung hierüber treffen... ohne zu wissen, um wieviel Geld... es sich letztendlich wirklich handelt.“ Sextus fragte sich sowieso, warum der Kaiser sich bei diesem Punkt so dermaßen anstellte. Vor einigen Wochen war er noch genauso Senator gewesen wie Sextus auch, und wenn er sich dumm anstellte, würde er auch genau das in absehbarer Zukunft wieder sein, da sein Rechtsanspruch auf diesen Wohnort hier sich einzig und allein auf die Zustimmung des Senates fußte. Und Sextus wollte keinen ausführlichen Lebenslauf jedes einzelnen Legionärs, sondern lediglich eine Aufstellung, wieviele Legionäre, Centurionen, Tribuni et cetera perge perge denn nun Geld erhalten sollten, neben dem, was sie verdienten, so dass man schließlich eine genaue Zahl benennen konnte, wieviel das ganze überhaupt kostete. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Und das war wohl kaum ein Staatsgeheimnis. Zumal es den persischen Herrscher selbst vermutlich reichlich wenig interessierte, wie viel tausend Mann in Britannia stationiert waren, da Konflikte ohnehin fast ausschließlich regional zu lösen waren.

    Endlich also war sie angekommen. Sextus hatte sich bei Ankunft seiner Nichte informieren lassen und legte sofort die Schriftstücke, welche er momentan durcharbeitete, zur Seite. Gemütlich machte er sich auf den Weg ins Tablinum, um das Mädchen also erst einmal in Empfang zu nehmen.


    Schlendernd betrat er den Raum, in dem Aurelia Corvina schon auf ihn wartete. Kurz ließ er den Blick im Eintreten über sie schweifen. Jung war sie. (Sextus hatte keine Ahnung, wie alt genau. Als ob sich ein Mann die Geburtstage seiner Nichten und Neffen merken konnte! Er hatte schon Schwierigkeiten mit dem seines Sohnes.) Schlank, mit hellem Haar gesegnet, man konnte wohl sagen, ganz hübsch. Und – was Sextus am meisten an einer Frau schätzte – still. Kurzum: Auf den ersten Blick verheiratbar.
    “Salve, Corvina“, begrüßte er sie auch gleich locker und kam näher. Wie es zu einer richtigen Verwandten-Begrüßung gehörte, bekam sie selbstverständlich auch einen Kuss auf die Stirn. Sextus nutzte die Gelegenheit auch gleich, um festzustellen, dass sie trotz der Reise einigermaßen gut roch. Ein weiterer Pluspunkt für die Liste. Wenn jetzt noch die Stimme zum Erscheinungsbild passt, war die Aufgabe, die sein lieber Bruder ihm so unvermittelt gestellt hatte, doch durchaus machbar.

    Kurz stutzte Sextus bei der Rückfrage des Kaisers. Eine eingeschränkte Stimme erschwerte vernünftige Konversation doch in nervenaufreibendem Maße. Aber glücklicherweise musste man ja nicht immer alles erklären und aussprechen, wenn man die nötigen Unterlagen dabei hatte. So auch die Abschrift des Testamentes, welche Sextus kurzerhand aus den Unterlagen hervorholte. Er überflog die Schriftrolle und rollte sie zu der Stelle, die die entsprechenden Bestimmungen enthielt. So hielt Sextus dem Kaiser die Schriftrolle mit dem dritten Abschnitt zum Lesebeginn hochgerollt, auf dass er selbst lesen konnte. Das ersparte doch einiges an Anstrengung.


    TESTAMENTUM
    des
    IMP CAES APP CORNELIUS PALMA AUG
    ~ PONTIFEX MAXIMUS ~ TRIBUNICIAE POTESTATIS ~
    ~ IMPERII PROCONSULARE ~ CENSOR ~


    Pars Prima
    Da die Götter mir die Gnade verwehrt haben, einen Sohn und Erben hervorzubringen, soll nach meinem Ableben mein gesamter Privatbesitz, den ich von meinem Vater Appius Cornelius Lentulus Palma ererbt oder bis zu meiner Ausrufung zum Imperator Caesar Augustus erworben habe, auf meine Tochter Cornelia Prima übergehen. Als Tutor für sie setze ich ihren Ehemann Titus Volcatius Mela ein.


    Ausgenommen davon ist mein Landgut bei Ariminum, das meine geliebte Ehefrau Sentia Laevina erhalten soll.


    Pars Secunda
    Da mit meiner Person der Stamm der Cornelii Lentuli erlischt und ich zu Lebzeiten keinen geeigneten Mann finden konnte, dem ich die Last der Herrschaft über das gesamte Imperium Romanum aufladen konnte, lege ich die Macht und alle Ehren, die mir durch den Senat und das Volk von Rom verliehen wurden, in ihre Hände zurück. Möge der Senat und das Volk von Rom nach reiflicher Überlegung aus der Reihe der besten Männer unseres Staates denjenigen bestimmen, der mir als Augustus nachfolgen soll.


    Derjenige, der durch den Senat von Rom den Titel eines Augustus verliehen bekommt, soll allen Besitz, der seit meiner Ausrufung zum Imperator Caesar Augustus auf mich gekommen ist, rechtmäßig erben und besitzen und ich befehle hiermit allen Milites des Exercitus Romanus als meinen Klienten, diesem Mann Gefolgschaft zu schwören und ihm denselben Gehorsam entgegenzubringen, den sie mir stets entgegenbrachten.


    Pars Tertia
    Aus meinem Privatvermögen, das ich von meinem Vater Appius Cornelius Lentulus Palma ererbt oder bis zu meiner Ausrufung zum Imperator Caesar Augustus erworben habe, soll dem Cultus Deorum eine Summe von fünftausend Sesterzen, sowie eine Brotspende für die Plebs Romana im Wert von zehntausend Sesterzen geschenkt werden. Weiters sollen zum Gedenken meiner Manen Wagenrennen im Circus Maximus abgehalten werden, die ebenfalls aus diesem Vermögen zu bezahlen sind.


    Aus meinem Gesamtvermögen sollen außerdem alle Milites des Exercitus Romanus einen Monatssold als Donativum erhalten, aufdass sie mich in gutem Gedächtnis bewahren und die Bestimmungen meines letzten Willens befolgen.


    Pars Quarta
    Die Vollstreckung dieses Testamentes übertrage ich meinem treuen Klienten Sextus Aurelius Lupus. Er soll darauf achten, dass die Bestimmungen dieses Testaments wortgetreu vollstreckt werden. Darüber hinaus beauftrage ich ihn, alle meine Klienten und alle Nachkommen, die meine Tochter Cornelia Prima noch gebären sollte, mein Andenken zu ehren und den Manen der Cornelii Lentuli regelmäßige Opfer darzubringen.


    Dies verfüge ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, niedergeschrieben und gesiegelt mit eigener Hand.


    ID MAR DCCCLXIV A.U.C. (15.3.2014/111 n.Chr.)



    “Das Gesamtvermögen umfasst selbstverständlich... auch den Fiscus des Cornelius“, krächzte Sextus, als er meinte, der Kaiser müsse den betreffenden Abschnitt gelesen haben. “Ich nehme an, dass du.... bislang eine eigene Abrechnung... verwendest und nicht... ohne rechtliche Grundlage... auf die Mittel deines Vorgängers zugegriffen hast“, fügte er noch mit einem sehr, SEHR suggestivem Blick an, da er selbstverständlich nichts anderes als ein 'natürlich nicht' auf diese Frage zu hören gedachte. Selbst wenn die Wirklichkeit vielleicht anders aussehen mochte, konnte der Kaiser wohl kaum zugeben, dass seine erste Amtshandlung gewesen wäre, die Geldtruhe seines Vorgängers aufzubrechen. Nicht nach den Einlassungen im Senat und nachdem er nur durch diesen an die Macht gelangt war – was immer die wackelige Möglichkeit einschloss, sie durch diesen auch wieder zu verlieren, wenn der Rückhalt wegbröckelte. Beispielsweise durch eine verbreitete Kenntnis, dass der neue Kaiser das römische Recht einfach mal so eben ignorierte, wie es sonst nur Tyrannen und Könige taten.
    In der Causa hier und jetzt aber war die testamentarische Anweisung dennoch extrem schwammig. Das Gesamtvermögen umfasst nämlich nicht nur den Fiscus, sondern eben auch das Privatvermögen, so dass es letztendlich Sextus als Testamentsvollstrecker ganz und gar oblag, aus welcher Kasse er sich jetzt zu bedienen gedachte. Je nachdem, wie nett er zu Cornelia also sein wollte, konnte er da kreativ sein. In jedem Falle aber brauchte er überprüfbare Angaben.

    Es über die Staatskasse zu verrechnen war zwar sicherlich einfach und praktisch, aber definitiv nicht das, was im Testament stand. Und wichtiger noch: Nichts, auf das Sextus dann noch irgendeinen Einfluss hätte.
    “Ohne jetzt etwas... unterstellen zu wollen: Der Wille des Cornelius... verpflichtet mich zu einer genauen Überprüfung der Einhaltung seiner Verfügungen. Und solange du mir nicht Einblick in die Staatsfinanzen geben willst... kann ich dieser Pflicht bei einer Verrechnung nicht nachkommen. Außerdem benötigte ich auch für eine korrekte Verrechnung... genaue Zahlen. Ein Großteil des Geldes... gehört Cornelius' Tochter. Du erhältst nur den Zugewinn... seit Amtsantritt.“ Der immernoch sehr beträchtlich war. Daher auch die Truhe mit besagtem Schlüssel, die noch hier stand. Wer sich am meisten über eine Verrechnung mit der Staatskasse freuen würde, wäre daher wohl eher Cornelia, die folglich von ihrem Erbe nichts an die Legionen abtreten musste.

    Sextus nickte stumm und setzte wieder zu einer Antwort mit knarziger Stimme an. “Wenn die Kanzlei mir eine Aufstellung... über die Mannstärke der verschiedenen Legiones... zukommen lassen kann, ebenso über deren Sold... wäre dies hilfreich. Man könnte die Auszahlung... des Donativums dann mit der nächsten Soldlieferung... zusammenlegen, um Kosten zu sparen.“ Wenn man Geldtruhen quer durchs Reich lieferte – oder manchmal auch nur Wechsel für ortsansässige Geldverleiher – tat man gut daran, ein paar Männer mit spitzen Gegenständen gleich mitzuliefern, die besagte Truhe bewachten. Da Rom aber regelmäßig seinen Legionen ohnehin etwas zahlen musste, konnte man das eine Mal die vorhandenen Truhen auch einfach etwas voller packen.
    “Bezüglich der... Brotspenden, wende ich mich an... die Procuratrix Sergia. Diese kann die Abwicklung... sicherlich....übernehmen.“ Sextus musste sich kurz abwenden und etwas husten, was ihm durchaus etwas peinlich war. “Verzeih. Die Spende an den Cultus Deorum... kann sofort abgewickelt werden. Damit ist dann auch alles abgeschlossen.“

    Nachdem noch einmal sicher gestellt war, dass nicht noch mehr Fehler ihren Weg in die Gesetzestafeln finden würden, konnte es inhaltlich weitergehen. Senator Annaeus kam wieder auf die Gerichte zu sprechen. Sextus war sich darüber uneins. Schaden konnte eine explizite Nennung aber sicherlich nicht.
    “Imperator, generell bin ich ein Mann, der schlanke Gesetze schätzt und überflüssige Regelungen daher nicht mag. Allerdings ist der achte Punkt des vorliegenden Vorschlages wirklich sehr weit gefasst. Nachdem du beschließen kannst, was im Interesse des Staates liegt, kannst du annähernd jede Maßnahme diesem Ziel als förderlich erklären, inklusive deiner Rechte als Tribunus Plebis, Censor et cetera perge perge. Da diese aber ebenfalls noch einmal aufgezählt sind als Spezifikationen der Dinge, die zum Wohl des Staates und zur Festigung deiner Macht nötig sind, kann eine weitere Spezifikation durch Nennen deiner gerichtlichen Funktionen sicherlich nicht schaden.


    Da dieses Gesetz ja die betreffenden Paragraphen des Codex universalis über die Rechte des Imperators und des Caesar ersetzen soll, stellt sich mir die Frage, ob in dieses Gesetz nicht auch eine Nachfolgeregelung eingefügt werden sollte? Gerade, da zu deinem Amtsantritt besonders diese Frage beziehungsweise das Hindernis des damals bestehenden und fehlerhaften Paragraphen im Raume stand.“

    Sextus bat erneut um das Wort, da der Tiberius zwar verständlicherweise den eigenen Vorschlag verteidigen wollte, sich dabei aber einige Dinge nach Sextus Meinung erheblich schön redete.
    “Dann kannst du mir sicher den Paragraphen nennen, Senator Tiberius, der es zu einer Straftat erklärt, Land brach liegen zu lassen. Dann kannst du sicher die Vorschrift nennen, die es bestimmt, dass Land auf eine gewisse Weise genutzt, verwaltet oder bebaut werden muss.
    Meines Wissens nach kann ich mit meinem Landbesitz tun und lassen, was auch immer ich möchte, da es mein Land ist. Wenn ich es brach liegen lasse, ist dies kein Beweis dafür, dass ich verschwunden bin.* Noch dazu gibt das Gesetz keine Definition, was öffentliches Leben denn darstellt, folglich auch nicht, wie ich diesem fernbleiben kann.


    Dass ein Antrag vom Praetor erst auch bewilligt werden muss, ist für mich hingegen gar kein Argument. Einen Paragraphen in das Gesetz aufzunehmen, dessen Durchführung von den Gerichten hinterher unter Berücksichtigung eben jenes Gesetzes abgelehnt werden, ist nur eine inhaltsleere Hülle. Wenn die genannten Voraussetzungen gegeben sind, welche Wahl hat dann ein Praetor, als einem solchen Antrag zuzustimmen, da dieser ja den Gesetzen entspricht? Das ist doch Augenwischerei.


    Consular Purgitius hat mit seinem Einwand recht, dass es Privatsache ist, wohin sich jemand begibt und mit wem er kommuniziert. Daraus ergibt sich kein Rechtsanspruch seiner Verwandten. “


    Sim-Off:

    Ich kann auch, obwohl ich aktiv bin, sofort mein Konto schließen und meine Grundstücke damit inaktiv machen. Und wenn ich das fünf Jahre lang so habe, werden die mir dann auch weggenommen, obwohl ich noch da bin, weil sie “brach liegen“, selbst wenn ich es SimOn anders darstelle?

    Auch Sextus nickte. “Dem jetzigen Vorschlag kann ich ebenfalls zustimmen“, ließ er sich noch abschließend vernehmen.Ihm war es mit seinem Vorschlag ohnehin nur darum gegangen, nicht jede Waldhütte und jeden kleinen Weiler gleich zum Gerichtsort zu erklären und die Möglichkeit eines Verweises an einen anderen Ort zu haben, so dass vor allem geeignete Richter nicht erst monatelang herumreisen mussten, nur um nach Kleinbonum in Gallia zu gelangen, weil dort ein Gallier einen Römer verprügelt hatte.

    War das jetzt ein Nachtreten?
    “Ist nicht unlängst erst von einem Gericht festgestellt worden, dass die Aedile zuständig für die Einhaltung der Lex Mercatus sind und auch nur sie deshalb Klage erheben sollen? Dass darüber hinaus noch ein Amtsmissbrauch vorliegen mag, der gesondert geahndet werden muss, ist davon meines Erachtens nach unberührt und die Folge des Verstoßes gegen die Lex Mercatus. Ich bin mir nur gerade nicht sicher, ob der Satz bezüglich Strafen bei Verstoß gegen die Lex Mercatus auch so auf Städte anwendbar ist, oder ob dieser tatsächlich eine Erweiterung bräuchte, auf 'Personen und Körperschaften', oder einen ähnlichen Rechtsbegriff.
    Aber was nun Vorrang hat, die Lex Mercatus oder der Paragraph über Amtsmissbrauch, ob dies parallel, nacheinander oder ausschließlich behandelt werden muss, das kann meinetwegen gerne ein Gericht klären. Ich bin hier sicherlich kein Fachmann.


    Und ich muss die Abstimmung fürchte ich verpasst haben, wann wir die Statthalter zu gerichtlichen Instanzen in ihren Provinzen erklärt haben. Ich dachte, diesen Punkt hätten wir noch nicht final besprochen, so dass momentan die zuständige Instanz nach wie vor Rom ist. Dass dies sich ändern mag, kann zu gegebener Zeit durchaus sein. Momentan aber meines Wissens nach noch nicht.“

    Sextus versuchte, dem gesamten, vorgetragenen Text zu folgen. So grandios war sein Gedächtnis nicht, dass er sich alles gleich auswendig hätte merken können. Eine Erfindung wäre praktisch, die solcherlei Texte für alle gut lesbar an die Wand projizieren würde – ähnlich, wie bei Theateraufführungen teilweise mit Schatten gearbeitet wurde. So aber konnte er nur lauschen und versuchen, Fehler herauszuhören.


    “Verzeih, Imperator, aber hat der ehrenwerte Quaestor gerade ein paar mal deine Person als 'Es' bezeichnet, oder habe ich mich verhört?“
    Fehlende Kommata konnte Sextus natürlich aus einem mündlich vorgetragenen Text nicht heraushören, auch wenn man da vielleicht das ein oder andere noch würde ergänzen müssen.

    Da er ja so dezent aufgefordert wurde, zu sagen, warum er unter anderem gegen dieses Gesetz gestimmt hatte, bat Sextus dann auch schließlich um das Wort.
    “Ich kann und will selbstverständlich nicht für andere sprechen, die ebenso wie ich gegen besagtes gesetz gestimmt haben, dennoch will ich meine Gründe gerne offenlegen. Doch sage ich gleich, dass diese wohl nicht dazu führen werden, in dieser Sache einen Kompromiss zu erzielen, da es bei dieser Sache nach meinem Dafürhalten keinen Kompromiss gibt.


    Einige Einwände wurden ja bereits in der letzten Diskussion beiseitegewischt, doch letztendlich sind diese für mich durchaus entscheidend. Senator Germanicus hat bereits sehr treffend danach gefragt, wie viel dies letztendlich den römischen Staat kosten würde. Senator Duccius behauptet, dass diese Kosten zu vernachlässigen wären im Vergleich zu dem Nutzen, der sich daraus generieren würde für den römischen Staat. Allerdings sehe ich hier keineswegs auch nur irgendeinen Nutzen, erst recht nicht bei der bloßen Kompensation auf Staatskosten. Im Endeffekt bekommen Familien durch diese Kompensation Land und Geld geschenkt, solange sie nur Zeugen dafür auftreiben können, dass ein Verwandter sich bei ihnen nur lange nicht gemeldet hat. Einige meiner Brüder habe ich auch schon lange nicht mehr von Angesicht zu Angesicht gesprochen, und auch Briefe bleiben lange unbeantwortet. Dennoch würde es mir nicht im Traum einfallen, deshalb vom Staat zu verlangen, mir einen Gegenwert für deren Vermögen bereit zu stellen. Was geht es den Staat – und letztendlich all diejenigen, die Steuern zahlen oder durch ihren Kriegsdienst dafür sorgen, dass unser Imperium genügend Land besitzt - was also geht es letztlich die Res Publica an, wie eng oder wie lose mein Kontakt zu meinen Verwandten ist? Warum sollten alle dafür zahlen, meinen persönlichen Reichtum zu mehren? Und nur, weil man lange Zeit außerhalb Roms verbracht hat, ist man deshalb noch lange nicht tot oder unwert, Vermögen zu besitzen. Vor Jahren haben sie es sich auch rechtmäßig erworben. Und offensichtlich entschieden, ihr Vermögen mit sich zu nehmen und eben nicht ihrer Familie in Rom zur Verfügung zu stellen. Weswegen auch immer, doch es war ihre Entscheidung. Ob sie sich bewusst dafür entschieden haben, nichts zurückzulassen, keinen geeigneten Verwalter ihres Vermögens bei der Hand hatten oder schlicht nicht daran gedacht haben, ihren Verwandten etwas dazulassen, spielt hierbei keinerlei Rolle. Und auch mit dieser Entscheidung hat der römische Staat nichts zu tun. Warum also sollte er der Leidtragende dieser Entscheidung sein?


    Senator Duccius beantwortete diese von Senator Octavius gestellte Frage mit einem sehr saloppen 'Weil er es kann'. Nun, ist alles, was man tun kann, deshalb richtig und gerecht? Ist alles, was man tun kann, deshalb auch unbedingt zu tun?
    Ich kann auch einen Dolch mit mir führen, ihn in den Senat schmuggeln und jeden, dessen Nase mir nicht gefällt, kurzerhand niederstrecken. Dies würde auch einige Probleme für mich lösen und durchaus auch einige Leute wohl sehr glücklich machen. Nur ist es keine Frage, ob ich dies tun kann, sondern ob ich es tun sollte, weil die Notwendigkeit es erfordert.


    Senator Annaeus brachte hier die Getreidespenden an römische Familien ins Spiel, die ja ebenfalls ohne Gegenleistung vom römischen Staat ausgegeben werden. Aber ist das wirklich vergleichbar? Die Ärmsten der Armen zu unterstützen, dass diese nicht verhungern, ihnen zu helfen, ihre Kinder großzuziehen, vielleicht sogar die ein oder andere Bildungsstätte zu besuchen, damit sie später in Roms Legionen dienen können, oder als Handwerker, oder Arbeiter, oder selbst als Tagelöhner, die noch immer auf die Barmherzigkeit Roms angewiesen sind, verhindert Aufstände, stärkt den Frieden in der Stadt und ist letztendlich ein Ausdruck von humanitas. Dies sind notwendige Ausgaben, um den Frieden im Reich zu schützen. Ich muss denke ich nicht an unsere Geschichte erinnern und die vielen Aufstände, die es bereits aufgrund von Hunger gegeben hat.
    Welche Aufstände gilt es zu bekämpfen, wenn Caius Normalus nicht das Weingut seines Onkels Manius Superbus erhält? Warum muss hier der Staat eingreifen, nur weil der rechtmäßige Besitzer einer Sache diese mit sich geführt hat, außerhalb des Einflussbereiches seiner übrigen Familie?


    Senator Tiberius sagt hier sehr wohl zu recht, dass dieser Gesetzesentwurf so nicht tragbar ist.



    Hingegen bin ich auch gegen die Enteignung in der vorgeschlagenen Form. Eine Enteignung aufgrund von Geisteskrankheit, schwerer Verbrechen, Infamie... kurz, aufgrund von Begebenheiten, die einen Menschen offiziell für unwürdig erklären, seinen von ihm erworbenen Besitz weiter zu verwalten, dies könnte ich ja noch verstehen. Wenn aber die einzige Verfehlung, die jemand begangen hat, darin besteht, nicht regelmäßig genug Briefe an seine Verwandtschaft zu schicken... nun, dann bin ich dieses Verbrechens wohl auch schuldig. Ich hoffe aber doch, dass dies kein so schwerwiegendes Verbrechen ist, dass deshalb gleich mein Eigentum eingezogen werden muss. Und da ich nicht will, dass meines beschlagnahmt wird, kann ich dies auch nicht für andere bestimmen, nur weil diese außerhalb Roms wohnen.“

    'Vorgeladen' klang in Sextus Ohren etwas überraschend. Er hatte nichts angestellt, als dass er herzitiert und 'vorgeladen' werden müsste, um sich dafür zu rechtfertigen. Im Gegenteil, er hatte dem Aquilier noch selbst seine Stimme geliehen und wüsste auch keinen einzigen Grund, was der Mann hier gegen ihn haben sollte.
    Seine Augenbrauen wanderten zwar fragend etwas nach oben, aber er war Staatsmann – und heiser – genug, nicht auf die Wortwahl näher einzugehen. Er räusperte sich einmal und hoffte, dass seine Stimme auch bereits wieder längere Sprechphasen mitmachen würde, ehe er zur Antwort ansetzte.
    “Die Teile des Testaments, die Frau und Kind von Cornelius betreffen, sind abgeschlossen. … An dich sind noch... Vermögenswerte zu übergeben. Die erforderlichen Unterlagen habe ich dabei. Mit deinem Siegel kannst du das Erbe annehmen und die Übergabe... bestätigen.“
    Im Grunde war es eher lästiger Papierkram, dennoch musste ja festgehalten werden. Die truhe mit dem Geld, welches vererbt werden sollte, stand ja immernoch in der Domus Augustana, wohl versiegelt und verschlossen. Im Grunde erhielt der neue Imperator hierfür nur die Schlüssel.
    Wieder ein Räuspern, damit der nächste Punkt auch verständlich kommuniziert werden konnte. “Bezüglich des im Testament festgehaltenen Donativums, das von diesen Vermögenswerten noch zuvor abgehen muss, … hatte ich gewartet, bis ein neuer Kaiser gewählt wurde. Ich wollte dir den Vorschlag unterbreiten, ein gemeinsames Donativum auszuzahlen an deine Legionen und damit auch hier gleichfalls... symbolisch an deinen Vorgänger anzuknüpfen.“

    Während die Diskussion plötzlich mal wieder in eine Schlammschlacht ausartete, rollte Sextus nur einmal kurz mit den Augen und bat um das Wort.
    “Ich danke Senator Germanicus für die Nennung eines Beispieles. Offensichtlich habe ich mich also geirrt, dass sich nicht sämtliche Städte an die Vorgaben von Gesetzes wegen halten, und so können wir nun etwas konkreter reden, als dies mit vagen Allgemeinplätzen möglich wäre.


    Ich kann Senator Germanicus insoweit zustimmen, dass sich Städte – oder allgemein der Staat – nicht in die Wirtschaft in größerem Maße einmischen sollte, sofern dies nicht nötig ist. Doch hierfür hat die Lex Mercatus ja eigentlich schon einen Paragraphen – die genaue Bezeichnung mögen diejenigen anführen, die die Gesetzestexte vollständig auswendig kennen – der besagt, dass der Staat dann Waren anbieten kann, wenn der Preis einer Ware nur für im Schnitt mehr als 150 Prozent ihres festgelegten Standardwertes zu bekommen ist, und dann auch nur solange, bis sich die Preise am Markt wieder weiter dem Standardwert angleichen.
    Meinem Rechtsverständnis nach erübrigt sich folglich ein Nachsatz, dass der Staat oder eben Städte Waren eben nicht anbieten dürfen, wenn obige Bedingung nicht erfüllt ist. Und hierbei ist es gleichgültig, ob es sich um Suppenhühner oder Marmor handeln mag. Dieses Prinzip gilt für alle Waren und für alle Städte.


    Folglich stellt sich die Frage, ob das Fehlverhalten der Magistrate einer Stadt gleich zu der Notwendigkeit eines neuen Gesetzes führt. Ich für meinen Teil finde dies nicht, da bei jedem Gesetz die ausschließliche Gültigkeit selbsterklärend sein sollte. Andernfalls müsste man solch einen Nachsatz ebenfalls beim Paragraphen über die Anzahl der erlaubten Betriebe und bei jenem, der die Regelungen für Mitglieder des Cultus Deorum und dem Exercitus enthält, anbringen. Und wenn man weiter denkt, wohl bei einigen anderen Paragraphen auch.


    Hier handelt es sich meines Erachtens nach vielmehr um ein einfaches Vergehen gegen die Lex Mercatus. Etwas, das jeden Tag vom Aedil geandet wird. Daher genügt hier meines Erachtens ebenfalls eine Klage vor dem Aedil als der zuständigen Instanz nebst einer Rüge an die betreffenden Magistrate besagter Stadt, damit diese ihre Markttätigkeiten einstellen.


    Wie viele Betriebe eine Stadt besitzt hingegen, halte ich für vollkommen unerheblich. Städte erben viele Betriebe von verstorbenen Bürgern ihrer Stadt und können diese selbstverständlich halten und versuchen, sie zu veräußern. Solange sie mit diesen Betrieben nicht unnötigerweise Waren produzieren und dann an den Märkten widerrechtlich veräußern, sehe ich bei der bloßen Besitzfrage keinerlei Probleme.“

    Grundsätzlich hatte Sextus nichts gegen eine Änderung einzuwenden. Allerdings sah er in der vorgeschlagenen Form ein paar Probleme.


    “An und für sich ist eine Änderung des Paragraphen und eine Angleichung an den Usus sicherlich sinnvoll und nützlich, begann er also, nachdem ihm das Wort erteilt worden war. “Allerdings ist eine Beschränkung auf den Wohnort einer Person nicht weniger problematisch als eine Beschränkung auf Rom. In kleinen Dörfern und Gemeinden unseres Reiches fehlt es meist an Personen mit der passenden Befugnis, als Iudex zu fungieren, so dass in der Folge nun anstelle des Beklagten die Richter herumreisen müssten. Außerdem könnte man so leicht einer Anklage entgehen, indem man sich einfach in die Bürgerliste einer solchen Gemeinde eintragen lässt.
    Daher schlage ich vor, dass die Änderung umformuliert wird in 'Der Gerichtsstand für alle Instanzen ist der Ort, an welchem die Klage erhoben wird' . Dies gewährleistet auch, dass ein Verbrecher in dem Ort oder zumindest nahe des Ortes verurteilt wird, an dem das Verbrechen stattfand, so dass die Bevölkerung das Ergebnis der römischen Rechtsprechung auch erfahren kann.


    Desweiteren möchte ich noch einen zweiten Satz zu diesem Paragraphen hinzufügen. Denn gerade in den Provinzen ist üblicherweise der Statthalter einer der wenigen Senatoren, die somit als Iudex geeignet sind. Wenn dieser aber aufgrund von Befangenheit, beispielsweise durch Verwandtschaft zum Beklagten, ausgeschlossen werden muss, oder aber, wenn er gar selbst das Ziel einer Klage ist, muss auch ein Verweis an eine höhere Instanz und dies außerhalb seiner Einflusssphäre möglich sein. Oder aber es gibt ein Verfahren, an dem Rom selbst höchstes Interesse hat. Man denke nur an diesen peregrinen Strolch, der vor Jahren eine Römerin entführt und fast ermordet hatte. Oder noch mehr an Aufständische oder Angreifer auf unser Imperium!
    Daher schlage ich einen weiteren Satz vor, der es dem amtierenden Prätor erlaubt, ein Verfahren nach Rom zu verlegen, wenn er es geboten sieht. Ich denke, etwas einfaches wie 'Zweitens: Ein Praetor kann den Gerichtsstand einer Verhandlung nach Rom verlegen.'
    Da hier in Rom selbst genug Senatoren, überdies ehemalige Praetoren oder Consuln, sind, sollte es hier stets im Zweifel möglich sein, einen Iudex zu finden, der neutral Recht sprechen kann.“

    Sextus kannte sich zwar aufgrund seiner Zeit als Klient eines Kaisers und Testamentsvollstrecker eben desselben auf dem Palatin mittlerweile recht gut, da in seiner Einladung aber dennoch kein Ort stand und die Wache am Tor auch nichts diesbezüglich gesagt hatte, war er gezwungen, bei etwas, das nach Palastsklave aussah, nachzuhaken, wohin er denn nun genau gehen sollte. Dann fand er aber doch recht fehlerfrei seinen Weg zur Domus Flaviana, in der der Aquilier ihn empfangen wollte. Die Aula innerhalb dieses Gebäudes war dann praktisch nicht zu verfehlen.


    Sextus wartete dann also, bis er vorgelassen wurde. Zwar erinnerte sein Erscheinungsbild nach wie vor ein wenig an Pluto in socci, aber diese Audienz wollte er dennoch hinter sich bringen. Und so begrüßte er den Kaiser etwas heiser krächzend nach einmaligem Räuspern etwas weniger klangvoll als gewohnt. “Salve, Imperator Aquilius.“ Weitere blumige Ausschmückungen ließ er aufgrund der Stimmlage erst einmal aus. Wenn der Kaiser es wirklich wert war, gewählt worden zu sein, dann würde er genug Verstand besitzen, den Grund herauszuhören.