Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Hach, dann nochmal von vorn. Flaccus ließ sich durch die Gegend schubsen zu dem anderen Kerl im Raum, dem er nicht mehr als nur irgendwie nötig Beachtung geschenkt hatte. Auch jetzt sah der Mann nicht so aus wie jemand, mit dem er sich gerne länger unterhalten wollte. Aber was tat man nicht alles für seinen Patron?


    “Salve. Ein Bekannter von mir sucht ein bestimmtes Mädchen, und ich hatte gefragt, ob ihr sie wohl finden könntet. Sie hält sich wahrscheinlich versteckt, aber mein Bekannter würde sich gern mit ihr unterhalten.“ Flaccus leierte den Text fast schon herunter. Alles zu wiederholen lag ihm nicht wirklich, zumal es ja wirklich keine wirklich große Sache war. Entweder man konnte sich hier etwas detektivisch betätigen, oder eben nicht. Warum er sich da mit irgendwem auch noch im ersten Stock vielleicht unterhalten sollte, leuchtete ihm da nun wirklich nicht ein.

    Sextus lächelte wissend. “Man kann Politik machen... oder man kann Politik machen. Es gibt Dinge, um die ich mich dringend kümmern muss. Meine Familie sicher zurück nach Rom bringen, meine Cousine endlich wieder verheiraten... Dann werde ich Spiele abhalten, bei denen es wichtig ist, dass sie als Spiele von mir als Privatperson wahrgenommen werden und nicht als die eines Ädilen missverstanden werden. Ich muss das Vermögen meiner Familie wieder ordnen und konsolidieren. Noch ist der genaue Schaden durch Salinator nicht beziffert, vielleicht muss ich hier auch die ein oder andere Klage einreichen. Es würde ein schlechtes Licht auf unseren neuen Kaiser werfen, würde ich als Ädil seine Feinde verklagen, nachdem ich für ihn schon in den Krieg gezogen bin. Dazu noch die ein oder andere Kriegsnachbereitung. Und zu guter Letzt muss ich auch wieder heiraten und da entsprechende Verhandlungen führen, damit ich die Flavier nicht mit meiner neuen Brautwahl letztlich vor den Kopf stoße. Das ist eine Frage, die du für dich im übrigen auch beantworten solltest. Es ist für einen Senator unstandesgemäß, nicht verheiratet zu sein.“
    Kurz zuckte Sextus mit den Schultern und lehnte sich leicht zurück. “Man kann auch ohne Amt Politik betreiben. Auch außerhalb des Senats. Und mich wieder vernünftig zu positionieren geht da erst einmal vor. Das eine Jahr kann ich warten, Ädil zu werden. Meine Familie oder die Spiele oder auch die Hochzeit können das eher nicht.“

    Was Sextus ihm dafür versprechen würde? Wollte er jetzt allen Ernstes noch Versprechungen, Gefälligkeiten oder gar Bestechungen, nach allem, was Sextus für ihn auf sich genommen und worauf er verzichtet, wozu er gezwungen gewesen und welche Gefahren er eingegangen war? Undankbarer Sack, dachte sich Sextus im ersten Moment, behielt aber seine stoische Miene weiterhin bei.
    “Du meinst abgesehen von den ganz offensichtlichen Dingen, die für eine solche Verbindung sprechen?“ fragte Sextus also erst einmal schon eher rhetorisch nach. Denn die Gründe sollten dem Cornelier eigentlich auch ganz offensichtlich sein. Zum Beispiel, dass man gemeinsam Kopf und Kragen riskiert hatte, um ihn überhaupt in dieses Amt zu bekommen. Dass man den Tod der gesamten, eigenen Gens in Kauf genommen hatte, um ihn auf den Weg zu bringen. Dass man Monate der Planung zugebracht hat, sich ruhig verhalten musste, um ja nicht aufzufallen. Dass man schließlich sogar hatte flüchten müssen und Kontakt zwischen der eigenen Verwandtschaft und den nördlichen Legionen hergestellt hatte, um einen Krieg anzuzetteln, den der Cornelier allein wohl nicht gewonnen hätte. Das übliche also.
    Undankbarer Sack.


    “Ich denke, ich habe schon unter Beweis gestellt, dass ich meinem Patron auch unter schwierigen, sogar schwierigsten Bedingungen treu bin und man mir auch solche Pläne anvertrauen kann, die beim falschen Gesprächspartner zu einer Gefahr für einen selbst werden können. Von mir wirst du an niemanden eine Aussage finden, die ein schlechtes Licht auf meinen Patron wirft.“ Womit er weit mehr Treue bewiesen hatte als Vinicius Lucianus, der nicht nur so feige war, zu gestehen und damit den Namen des Corneliers zu besudeln, sondern noch nicht einmal den Mut gehabt hatte, dem Ganzen zu entgehen, und sich selbst im Zuge seiner Gefangennahme ein Messer in die Kehle zu rammen, auf dass seine Geheimnisse mit ihm sterben.
    “Auch sollten dir die angedachten Munera für Tiberius Durus wohl Beweis genug sein, dass meine Loyalität einem Patron mit großer Treue geht. Immerhin, Tiberius ist tot, es könnte mir auch egal sein, ob sein Ansehen in der Gesellschaft wieder hergestellt wird, oder wer sich darum kümmert. Und doch kümmere ich mich darum, ohne Aufforderung oder Ermunterung von oben.


    Ich denke, als... die Götter dich für das Amt des Imperators ausersehen haben“ – auch wenn diese 'Götter' sehr irdischen Ursprungs waren. So selbstverliebt war Sextus nicht, sich selbst als Gott zu sehen – “haben sie keinen Holzkopf auserwählt, der nicht auch die Vorteile sieht, Senatoren unter seinen Klienten zu haben, um so dem Senat auch den ein oder anderen Vorschlag zukommen zu lassen, bei dem er eine ehrliche Beratung wünscht und nicht nur das opportunistische Gerede, weil man es ihm Recht machen will.
    Natürlich verspreche ich dir nicht, jedes Thema unabhängig vom Inhalt für dich als Sprachrohr vorzubringen – und ich denke doch, dass du so eine Art des stummen und gedankenlosen, sklavischen Gehorsams nicht anstrebst – aber in jedem Fall jene, die ich selbst auch moralisch vertreten kann.


    Und selbstverständlich erwarte ich von dir gar nicht, dass du alle meine Wünsche erfüllst. Ich denke, meinen Ehrgeiz habe ich ebenfalls bereits unter Beweis gestellt, ebenso wie meine Bereitschaft, die notwendigen Maßnahmen selbst zu treffen, um für mein Fortkommen zu sorgen.“ Selbst wenn der Nutznießer seiner Bemühungen sich dann so absolut undankbar präsentierte. Man hätte meinen können, Sextus wäre hier hereinspaziert, hätte seine dreckigen Schuhe auf dem Schreibtisch geparkt, sich bequem auf seinem Sitz zurückgelehnt und mal eben fünfzig centuriae Land als Belohnung gefordert. “Daher erwarte ich ganz sicher keine Direkterhebungen oder dieserlei Dinge, wie sie Vescularius zu Hauf getan hat. Dies würde auch deiner Einlassung im Senat widersprechen.
    Allerdings wäre ein so prominenter Fürsprecher für die ein oder andere Wahl sicherlich förderlich. Ebenso verkenne ich natürlich auch nicht die Vorteile, als dein Klient bisweilen mit dir persönlich zu sprechen und so auch den ein oder anderen Wunsch, der ganz sicherlich in deiner Macht liegt und im Rahmen des politisch und vernünftig vertretbaren liegt, an dich tragen zu können.“

    Die Wahlen? Lang-wei-lig. Und sehr berechenbar.
    “Wieso unser Vorgehen? Ich stehe nicht zur Wahl. Oder wie meinst du das?“
    Sextus selbst winkte den Sklaven wieder mit einer ganz nebensächlichen Handbewegung weg, ganz so, als würde er eine Fliege verscheuchen. Der Tag war noch jung, er wollte noch keinen Wein. Zumindest nicht mehr al den obligatorischen Becher, den er während der Salutatio getrunken hatte.

    “Allerdings“, erwiderte der Aurelier und bot seinem Gast mit einer Handbewegung einen der bequemen Stühle zum Platz an, während er sich selbst ebenfalls auf einem niederließ. Da noch nicht Mittag war, verzichtete er darauf, sein gegenüber ein wenig Brot und moretum anzubieten, allerdings ließ er mit einem Wink einen sklaven mit Wein und Wasser herantreten, so sein gast welchen wollte. “Und sie sogleich im finstersten und hintersten Winkel der Villa verstauen lassen, auf dass sie nie mehr das Tageslicht erblicke.“
    Dass Vala ebenso froh darüber war, die siene abgelegt zu haben, bezweifelte Sextus allerdings doch stark. Während des ganzen Feldzuges hatte er mehr als einmal den eindruck, dass der Duccier die ganze Angelegenheit weit mehr genoss, als es statthaft gewesen wäre. Allerdings hatte der Mann auch eine Entshculdigung: er war Germane. Da erwartete Sextus auch irgendwie nicht viel anderes als ein wenig Affinität zu Blutvergießen und Schlachten.
    “Aber sag, gibt es einen speziellen Anlass, warum du um das Treffen gebeten hast? Du hast doch wohl nicht etwa Sehnsucht nach mir?“ Auch wenn Sextus eigentlich keinen Humor besaß, von dem er wusste, war die Gelegenheit zu so einer Einlage einfach zu gut, als dass er sie nicht genutzt hätte. Man musste keinen Humor besitzen, um einigermaßen überzeugend vorgeben zu können, welchen zu haben.

    Sim-Off:

    Nach ein wenig Suche fand ich jetzt noch einen Cicero-Text (1 cf. Cic. de har. resp. 6, 12), wo er sich über die Zusammensetzung des Collegium Pontificum auslässt (leider nur auf Latein, deshalb bin ich mir beim Inhalt nicht 100%ig sicher. Der Satz ist SEHR lang.), wo er auch „de flaminibus Martiali et Quirinali eorumque uxoribus“ dazuzählt (also den flamen Matrialis, den flamen Quirinalis „und deren Ehefrauen“).


    Ich denke, im CD einfach mal abzuklären, ob man da verheiratet sein muss oder nicht, ist nicht die schlechteste Idee.


    Na also, warum nicht gleich so? Wenigstens besaß der Tiberier genügend Einsicht, nicht den Fehler zu machen, nun auf einer eigenen Meinung zu beharren. Zumal diese Sextus zu dem Zeitpunkt nicht im Mindesten interessiert hatte. Wenn sie das tat, fragte er danach. Über die persönlichen Ansichten zu den Auguren allerdings pflegte er eine solche nicht einzuholen, da diese ohnehin keinen Einfluss auf seine Meinung nehmen würde.


    “Gut“ schloss er also das Kapitel sehr knapp ab und widmete sich wieder den Punkten, bei denen er den Tiberier um seine Meinung gebeten hatte: Dessen Karriere.


    “Bezüglich des Postens des Flamens sollten wir mittelfristig planen und in jedem Fall zuvor noch einmal Erkundigungen über nötige Voraussetzungen einholen. Unter anderem, wie es dem bisherigen Flamen geht und inwiefern mit seinem Rücktritt oder Ableben zu rechnen ist. Bis dahin sollte ein regulärer Sitz im Collegium Pontificum schneller erreichbar sein. Soweit ich weiß sind nach der Säuberung des Collegiums von den Anhängern Vescularius' auch einige Plätze vakant, so dass ich zuversichtlich bin.
    Doch zunächst wird der Ordo die höhere Priorität besitzen. Sollten noch weitere Schritte hierfür nötig werden, wovon ich zunächst einmal nicht ausgehe, werde ich dich davon in Kenntnis setzen.


    Nun aber, bevor das Blut endgültig getrocknet ist, werde ich mich tatsächlich weiterbegeben. Vale, Tiberius.“

    Für Flaccus war die Frage doch etwas zu subtil, denn die Anspielung dahinter kam bei ihm mitnichten an. Und selbst wenn sie angekommen wäre, hätte er es mangels Wissen wohl nicht beantworten können.
    “Naja, das ist ja Teil des Problems: Mein Freund hat keine Ahnung, wo er die Dame findet. Vermutlich versteckt sie sich auch. Er nimmt nur an, dass sie auch eine Lupa ist, auch der etwas teureren Sorte. Also... die Sache ist die... Das Mädchen war eine Geliebte von duweißtschonwem. Und nachdem der Fette nun ja tot ist, ist sie wahrscheinlich aus Angst untergetaucht.
    Wenn er wissen würde, wo er sie findet, würde er sie ja selbst fragen, ob sie zu ihm kommen mag und so weiter. Aber er weiß es ja nicht. Aber vielleicht wisst ihr, also untereinander im selben Gewerbe, da besser bescheid, oder wisst, wo man da suchen kann? Natürlich würde er das dann auch bezahlen, das versteht sich ja von selber.“

    Für Flaccus war die Geschichte zwar ein wenig ungewöhnlich beim ersten hören gewesen, aber auch doch irgendwie verständlich. Es war für ihn da kein Wunder, dass der Aurelier ihn vorschickte. So eine Vernarrtheit in eine Lupa weit unter seinem Stand, das könnte Gerede geben. Da konnte er natürlich nicht selber nachfragen, ob jemand das Mädel kannte oder gesehen hatte.

    Entweder der Tiberier hier hatte gerade etwas grundsätzlich falsch verstanden, oder er war ein Holzkopf. Der Impuls, sich die Schläfen zu reiben aufgrund aufkeimender Kopfschmerzen wurde in diesem Moment wohl einzig aufgrund der blutigen Hände und dem Widerwillen, sich Pferdeblut an die Schläfen zu schmieren, unterdrückt.
    “Tiberius, ich mache es dir nun einfach: Als Klient kannst du von mir erwarten, dass ich meine Möglichkeiten nutze, um dein Fortkommen zu sichern, und dies soweit es im Rahmen des opportun vertretbaren liegt, dienen Wünschen entsprechend. Im Gegenzug verlange ich von meinen Klienten wie jeder Patron, dass mich meine Klienten bei meinen Vorhaben unterstützen und nicht vor und erst recht nicht hinter meinem Rücken versuchen, das zu boykottieren.
    Mein Ziel ist es, diesen elenden Quacksalbern so viel Boden wie möglich abzunehmen und die Leute über die Dummheit aufzuklären, diesen Leuten, die nicht die geringste Bildung benötigen für ihr Amt, Macht zu geben. Nicht, darüber zu diskutieren, inwiefern sie diese Macht haben oder hatten und wie man sie ihnen erhält.
    Also ist die Frage an dich nun eine recht einfache: Willst du mein Klient sein, oder willst du die Ehre der Auguren durchdiskutieren? Ich hoffe, ich muss nicht betonen, dass ich hierbei keine Antwort des 'goldenen Mittelweges' erwarte.“

    Noch hatte Sextus für den Tiberier nichts getan, das Patronat war genauso schnell wieder gelöst, wie es eingegangen worden war. Das sollte der Tiberier für sich ruhig entscheiden, ob ihm diese Grundsatzdiskussion so dermaßen wichtig war und er sie auch weiterhin zur Schau zu stellen gedachte, oder ob er lieber etwas rascher Karriere machen wollte mit Hilfe des Aureliers.
    Über alles weitere brauchte man ansonsten gar nicht erst reden.


    Sim-Off:

    Ich weiß nicht, inwiefern die historischen Vorlagen im IR hierfür genutzt werden (sollen).
    Im englischen Wiki steht zumindest schonmal, dass alle Flamines Maiores confareatisch verheiratet sein müssen. Nach einiger Suche kam ich auch zu einer schönen Abhandlung über römische Ehe, wo auf der zweiten Seite (320) unter Angabe der Quelle (10) bei Gaius 1,112 dasselbe steht.
    Und im Grunde ist es auch logisch, dass es so ist und der Grund, warum die flamines maiores nur Patriziern offenstanden: Nur die können so heiraten, diese Eheform ist Plebejern nicht zugänglich.


    Dass der flamen Dialis sein Amt abgeben musste, hängt eher wohl damit zusammen, dass seine Frau eine univira sein musste, die dann dem Kult der Iuno vorstand, so wie er auch zuvor nicht verheiratet gewesen sein durfte, weshalb er dann nicht einfach nochmal heiraten konnte.
    Bei den anderen flamines ist es nicht klar, ob sie das Amt auch aufgeben mussten, oder ob sie es behalten konnten. Da ist die Forschungslage etwas schwach.


    Der Pauly ist da herrlich unergiebig und sagt zu den Voraussetzungen und Beschränkungen der Flamines, dass der Martialis und der Quirinalis nur „ähnliche Beschränkungen hinzunehmen hatten wie der flamen dialis“.


    Wie gesagt, keine Ahnung, wie historisch das im IR sein soll. Das „einer confarreatischen Ehe entstammend“ kann man denke ich vergessen, das ist bei Saliern etc. ja auch nicht so. Aber selbst verheiratet sein... weiß ich nicht.

    “Selbstverständlich, Imperator Cornelius“, meinte Sextus nur zur ersten Aufforderung und nahm dann langsam und gemessen Platz. In der Tat wäre es wirklich nicht schlecht, wieder Kontakt aufzunehmen mit Flavius Gracchus und dieses kleine... Missverständnis bezüglich Nigrina und ihrer Scheidung zu erörtern. Nicht zuletzt wegen ihrer Mitgift, die sich ja nach wie vor in seinem Eigentum befand.


    Und nun ging der Kaiser aus sogleich in medias res. Zwar hatte der Kaiser ja zu diesem Treffen geladen, allerdings hatte Sextus um eben jenes auch ersucht. Daher war es jetzt wohl an ihm, zu sagen, was er überhaupt wollte.
    “Ich hatte gehofft, einige Bitten an dich weiterreichen zu können.
    Zunächst einmal natürlich bezüglich der munera für meinen verstorbenen Patron Tiberius Durus. Ich hatte gehofft, für eben jene für sagen wir... drei tage das Theatrum Flavium benutzen zu können ebenso den Circus Maximus für ein Wagenrennen im selben Zeitraum. Selbstverständlich außerhalb des eigentlichen festkalenders für die Götter, so dass es nicht mit anderen Spielen kollidiert. Den genauen Termin müsste ich noch abstimmen, dafür hatte ich auch zunächst auf Rückantwort von Tiberius Ahala, dem Sohn des Verstorbenen, gehofft.
    Und daneben noch ein paar persönliche Bitten.“
    Sextus machte eine kurze, gezielte Redepause, ehe er den ersten Wunsch auch gleich anbrachte. Die Wünsche bezüglich der Munera waren immerhin eine reine Formsache, da den Kaiser wohl kaum stören konnte, wenn jemand privat das Volk zu belustigen gedachte, und das zusätzlich zum eigentlichen Festkalender.
    “Da mein Patron ja wie nun schon mehrfach erwähnt verstorben ist, bin ich auf der Suche nach einem neuen. Ich hatte sehr gehofft, dass du mir die Ehre gewährst, mich fortan deinen Klienten nennen zu dürfen.“

    Ungebrochen? Da entrang sich Sextus doch so etwas wie ein leichtes Schnauben. “Vor ein paar Jahrhunderten, bevor die Römer Etrurien eingenommen hatten, waren die Auguren die obersten Weissager Roms und ihre Macht ungebrochen. Als die Römer dann mit den Etruskern näher in Berührung kamen, merkten sie, wie begrenzt doch Antworten, die nur aus „ja“ oder „nein“ bestehen, waren, und wie viel genauer die Aussagen der weitaus älteren Kunst der Haruspices sein können, wie viel aussagekräftiger und durch wie viel mehr Erfahrung gestützt. Nach nur ein paar Dekaden fragten die Kaiser nicht mehr bei den Auguren, sondern ließen sich Haruspices nach Rom kommen. Es wurde sogar ein zweiter Hauptsitz des Collegium Haruspicum nach Rom von Tarquinia wegverlegt, damit sie in greifbarerer Nähe waren. Blitzdeutung würde ihnen übertragen, Weissagungen ebenso. Das einzige, was Auguren als einzige Domäne haben, ist die Weihung von Bauplätzen von römischen Tempeln.
    Augur werden kann jeder Trottel, der imstande ist, ein Opfer ordnungsgemäß durchzuführen, denn etwa anderes als nachzusehen, ob die Götter ein Opfer angenommen haben oder nicht, tun sie auch nicht.
    Um Haruspex zu werden, wird man im Alter von sieben Jahren ausgewählt und studiert fortan bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr an den Universitäten von Etrurien alles wissen, was diese Welt zu bieten hat, neben der Kunst der Weissagung.
    Von daher, nein, ihre Macht ist am Boden, abgesehen von ein paar Ritualen, an die sie sich fest klammern, haben sie keinerlei Stellung.“

    Und Sextus hoffte, dass er nicht noch deutlicher werden musste, und explizit aussprechen, dass er so einen mit Amt versehenen Trottel unter seinen Klienten nicht duldete. Er hatte wenige Prinzipien, die er nicht zu biegen gewillt war, aber das war eines davon.


    Gegen das Amt eines Flamen hingegen hatte er nichts, auch wenn es ihm mit zu vielen Einschränkungen verhaftet war. “Das Amt des Flamen Martialis ist sicherlich ein erstrebenswertes. Allerdings sag, hast du eine passende Ehefrau oder muss dieses Ziel der Suche nach einer solchen erst nachstehen?“ Er war sich nicht gänzlich sicher über die genauen Einschränkungen, die der Flamen Martialis hinzunehmen hatte, aber er war sich recht sicher, dass auch seine Frau kultische Pflichten hier und da zu übernehmen hatte. Wenngleich der Martialis nicht wie der Dialis sein Amt verlor, wenn die Ehefrau starb.


    Zu den Wünschen bezüglich der Salutationes hob Sextus kurz fragend die Augenbrauen. “Selbstverständlich werden meine Klienten ihrem Rang entsprechend behandelt. Daher musst du dir wenig Gedanken darüber machen, stundenlang zwischen ein paar... Metzgern und Schustern stehen zu müssen.“

    “Würdest du eher einen Sitz bei den Pontifices bevorzugen, oder eher ein Amt bei den Septemviri oder den Quattuorviri? Da ich selbst Haruspex bin, wirst du sicher verstehen, warum ich die Auguren als Ziel nicht unbedingt gutheißen kann.“ Um nicht zu sagen, Sextus war sehr dafür, dass diesen Kurpfuschern das Handwerk gelegt wurde. Warum diesen beschränkten Geistern überhaupt noch eine Aufgabe zugesprochen wurde, war ihm schleierhaft. Ihre gesamte Kunst der Vorausschau beschränkte sich auf 'das ist ein gutes Zeichen' oder 'das ist ein böses Omen'. Ui, toll. Fragen mit Ja oder Nein beantworten konnte jede geworfene Münze. Das hatte nichts, aber auch gar nichts mit der Kunst der Zukunftsvorhersage zu tun. Und diese Domäne beherrschen ganz und gar unzweifelhaft die Haruspices.
    Für jetzt und hier aber hatte der Tiberier vermutlich mehr Auswahl, als er sie unter Salinator je hatte. Um für seinen frisch gewonnen Klienten aber auch etwas zu erreichen, das dessen Wünschen entsprach, musste Sextus diese zunächst einmal kennen.


    Daher schob er auch das Ende des Gespräches noch etwas heraus. “Nun, ich nehme doch an, dass du regelmäßig zu den Salutationes auch erscheinen wirst?“ meinte Sextus zwar mit spaßigem Unterton in der Stimme auf die Einlassung, er könne jemanden zur Villa Tiberia schicken, wenn er etwas brauchte. Aber im Grunde war es durchaus ernst. Er erwartete ja nicht tägliche Aufwartungen, aber Klienten hatten sich bei ihren Patronen zu melden, nicht anders herum.
    Interessanter war aber eher die anfängliche Einlassung bezüglich des Blutes, die Sextus eine kleine Tatsache beigebracht hatte. Der Tiberier war nicht gänzlich skrupellos. Ein skrupelloser Opportunist hätte klargestellt, dass ihn Blut nicht störte. Der Tiberier hingegen gab sich mit der Erklärung hingegen zufrieden und zog sich daher artig zurück. Was auch nicht unbedingt schlecht war. Man musste nur wissen, an wen man welche Aufgabe herantrug, und welche besser nicht. Eine Lektion, die sein Patron damals auf die harte Tour hatte lernen müssen, als die Skythen die Villa Tibaeria auseinandergenommen hatten.

    Sim-Off:

    Klienten und Bittsteller können ohne Umweg über die Porta direkt hier posten


    Jeden Morgen zwischen der zweiten und der vierten Stunde hielt der Hausherr Salutationes für seine Klienten ab. Während dieser Zeit stand die Porta weit geöffnet, was aber nicht hieß, dass jeder hier direkt zum Hausherrn vorgelassen wurde. Störenfriede und Gesindel wurden auch zu dieser Zeit sofort energisch vertrieben, so dass die Gäste, die ein ernsthaftes Anliegen mit dem Hausherrn zu besprechen hatten, ungestört hier warten konnten. Ob man dabei auch bis zum Hausherrn zu einem längeren Gespräch ins Tablinum vorgelassen wurde, oder sich mit ein paar kurzen Worten im Atrium neben vielen anderen begnügen musste, entschied hauptsächlich der Stand, und so manch ein Bittsteller musste am nächsten Tag noch einmal wiederkommen, da der Hausherr einfach keine Zeit für ihn gefunden hatte.
    Um die Warterei aber nicht ganz so unerträglich zu machen, schenkten Sklaven stark verdünnten Wein aus und auch die ein oder andere Brotscheibe an die Gäste, die es benötigten. Den ärmsten der Klienten wurden auch kleine tesserae überreicht, so dass sie diese bei einigen Bäckern in der Stadt gegen Brot eintauschen konnten, um so ihre Familien über die Runden zu bringen.


    [size=7]*Ja, ich hab mich für den Thread frech inspirieren lassen[/size]

    Zumindest hoffte Sextus, dass der Tiberier das letzte Stück von Vicetia bis Mantua mit Prisca heil und unbeschadet überstanden hatte. “Ich habe zumindest darum gebeten, dass er meine Cousinen nach Rom begleitet, allerdings habe ich auf mein Schreiben, dass ich vor einigen Wochen losschickte, keine Antwort erhalten. Ich hoffe, dass sich das bald ändern wird. Ich kann in dem Fall gern einen Sklaven auch zur Villa Tiberia schicken, damit auch dort die nötigen Vorkehrungen rechtzeitig getroffen werden, sofern Tiberius Ahala nicht selbst Nachricht schickt.“
    Entweder war die Freude von Lepidus echt, oder er war ein guter Schauspieler. So oder so, es war Sextus im Grunde gleich. Bei einem lebenden Sohn waren die Chancen, dass Flora als Ehefrau etwas erbte, sehr gering, von daher betraf es das Geld seiner Familie nicht.


    Die Ausführungen des Tiberiers klangen glaubhaft. Wünsche nach dem Ordo Senatorius waren verständlich, und dieser sollte auch gleich genutzt werden. Dass ein Patrizier als besserer Hausmeister eines Tempels fungierte, das war in der Tat nicht standesgemäß, und allein schon aus Rollenverständnis heraus sollte Sextus dem Mann diesbezüglich helfen. Allerdings war Sextus nicht gar so selbstlos, sondern sah durchaus eher das Potential, einen aufstrebenden Politiker zu fördern und dessen Ämter später für sich selbst ebenso zu nutzen. Ebenso wie eine weitere Stimme später im Senat, wenn es um Entscheidungen ging.
    Also zeigte sich ein wohldosiertes Lächeln auf dem sonst so ruhigen Gesicht des Aureliers, das einen familiären Eindruck vermitteln sollte, als er zu sprechen begann. “Als ich damals bei deinem Vetter vorstellig wurde, hatte ich auch nicht viel mehr vorzuweisen als den Namen und die Empfehlungen meiner Verwandten, und den Ehrgeiz, einst in die Fußstapfen meines Großvaters zu treten. Dieser war Proconsul Syrias und Princeps Senatus, ehrwürdige Stellungen, bei denen ich vergleichbare ebenso zu erreichen gedenke. Dein Verwandter hat mir damals diese Chance gegeben, es zu beweisen, dass der Name und der Wille dafür genügen.“ Das, plus eine kleine Verwicklung in ein Mordkomplott.
    “Von daher, werter Tiberius, finde ich es nur gerecht, wenn ich nun den Gefallen bei dir erwidere und dein Patron werde. Ich würde es mit einem Handschlag bekräftigen, aber an meinen Händen klebt Blut“ - und im Moment nicht nur im übertragenen Sinne – “...und du solltest dich damit jetzt nicht beflecken.“
    Nachdem das gesagt war, gab Sextus dem Tiberier die obligatorischen zwei Sekunden, um sich zu freuen, ehe er auch sogleich fortfuhr. “Und es trifft sich gut, dass du mich jetzt gefragt hast. Wie das Schicksal es so will, habe ich in zwei Tagen einen Termin beim Kaiser. Wenn das Gespräch es zulässt, werde ich von deinem Wunsch um Erhebung in den Ordo Senatorius also recht unmittelbar und ohne Umwege über die Kanzlei und damit lange Wartezeiten berichten können. Allerdings will ich dir nicht zu viel versprechen, auch wenn der Imperator selbst Patrizier ist und damit wohl die Notwendigkeit für Männer unseren Standes erkennt, den passenden Ordo zu haben.“


    Sim-Off:

    Im Controlpanel dann bitte bestätigen

    Für den Wert von 100 Sesterzen hätte man annehmen können, dass das Haus auch Wein fließen lassen würde. In jedem anderen Lupanar bekam man dafür 10 Flaschen guten Falerner, und 20 Lupae obendrein, um sie zu vernichten. Wenn hier die Summe nicht einmal für eine Lupa und etwas Wein reichte, war das Etablissement garantiert keines, das er öfter aufsuchen würde.
    Aber die Auslage war wenigstens ganz ansprechend. Nicht alle Frauen waren sein Typ, die meisten waren ihm schlicht zu dünn. Er wollte eine Frau mit Kurven, kein kleines Mädchen, weshalb ein guter Teil der ihn rehäugig oder auch lüstern ansehenden Frauen schonmal sein Beuteschema nicht erfüllten. Aber andere Männer fanden an denen ganz sicher Gefallen. Wenn auch kein gänzlicher Treffer jetzt und hier gerade dabei war, denn die – vermutete – Keltin, die dabei war, war wie schon erwähnt ein wenig zu dünn. Aber eine flachsblonde Germanin mit einladender Oberweite erschien ihm doch ganz vielversprechend.


    Da die Frau nur von 'kann' und nicht von 'muss' gesprochen hatte, trug sich Caius Opimius Flaccus auch nicht ein. Abgesehen von heute hatte er definitiv nicht genug Geld, um mal eben so mehrere Aurei für einen einzigen Abend auszugeben. Normalsterbliche arbeiteten für dieses Geld mehr als einen Monat lang. Manche sahen soviel Geld in einem ganzen Jahr nicht.
    Nachdem er sich aber das Mädchen ausgesucht hatte und nach ein wenig hin und herflüstern auch einig war, was er denn gerne von ihr wollte, wandte er sich doch noch einmal an die Hausdame. Immerhin hatte er einen Auftrag. Also schluckte er seinen Stolz diesbezüglich etwas herunter und ging nochmal zu ihr.
    “Da du vorhin etwaige Wünsche angesprochen hast, die auch organisiert werden können... wie sieht es mit ein wenig... extravaganten Wünschen aus? Die Sache ist die... ein Bekannter von mir, er... er sucht ein Mädchen. Aber ein ganz bestimmtes. Nicht nur eines, das so aussieht, sondern wirklich ein ganz bestimmtes.“

    Das war nun in der Tat etwas, womit Sextus nicht gerechnet hatte. Natürlich war seine Stellung ganz sicher nicht die allerschlechteste, und den ein oder anderen Klienten hatte er gewonnen, seit er Senator war. Allerdings keinen Patrizier, erst recht keinen Tiberier. Und angesichts der angesprochenen Verwandtschaft hätte er damit auch nicht in näherer Zukunft gerechnet.
    Seine Überraschung konnte man aber allenfalls an der eine Winzigkeit längeren Gesprächspause erkennen, ehe er zu einer Antwort ansetzte. Immerhin hielt er es mit der Stoa und insbesondere ihrer Anforderungen bezüglich Apatheia, Autarkia und Ataraxia.


    “In dem Fall besteht tatsächlich eine Schwägerschaft. Meine direkte Cousine Aurelia Flora ist die Witwe von Tiberius Durus und sofern die Götter es gewähren in der Zwischenzeit Mutter seines Kindes.“
    Soviel erst einmal zu ihrer beider Erhellung. “Daher hat mich der Tod meines Patrons selbstverständlich in mehrerlei Hinsicht betroffen gemacht, ebenso wie meine gesamte Familie. Nicht zuletzt ein Umstand, der dazu geführt hat, dass dein Vetter, von dem es dich sicher freuen wird, zu erfahren, den Feldzug über in meiner Nähe verbracht hat und der sich nun mit meinen beiden Cousinen Flora und Prisca in Mantua aufhält. Er wird dir sicher ebenso sehr verbunden sein, dass du das vermögen seines Vaters so gut bewahrt hast.“
    Den Tiberius hier selbst würde die 'gute Nachricht' vielleicht eher weniger freuen, schloss das Überleben des Sohnes und das mögliche Vorhandensein eines weiteren Kindes doch höchst effektiv aus, dass Lepidus hier selbst Anspruch auf das Vermögen von Durus erheben konnte. Wobei dieses wohl auch stark geschröpft worden war, wenn Sextus die Einlassung zuvor richtig deutete. Ein Blick auf sein Gegenüber legte auch ähnliches nahe, machte seine äußere Erscheinung nicht unbedingt etwas her, was auf einen reichen Patrizier schließen ließ. Abgesehen vielleicht von den Schuhen.
    “Dein Ansinnen an sich schmeichelt mir, doch sollten wir hiervor auch klären, ob ich dir überhaupt zu helfen in der Lage bin, und in welcher Weise im Gegenzug du mir behilflich wärst. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass du schon Überlegungen angestellt hast, wie das Ansehen deiner Familie zu mehren wäre? Hast du konkrete Pläne, die du in deiner Person gerne verwirklichen möchtest?“

    “Mein Herr? Ich habe keinen...“ Die Berührungen wirkten nur halb besänftigend. Er ließ sich doch von einer Lupa nicht als unmündig hinstellen! Aber irgendwie tat es doch gut, und so ganz falsch war es ja auch irgendwo nicht, immerhin war er geschickt worden, wenngleich nicht von jemandem, der tatsächliche Gewalt über sein Leben hatte, sondern von einem Patron. Das hinterhergemurmelte “...Herrn... büßte daher einiges an Ärger doch wieder ein.
    Aber ein wenig verschnupft war er doch. Genug, um sich aus der Umgarnung der Frau zu lösen und zu entscheiden, dass sie auf jeden Fall schonmal nicht die Glückliche wäre, die sich nachher ein Bett mit ihm teilen durfte. So von ihr befreit fingerte er ein wenig an seinem Gürtel herum und brachte seine Finger so in den eingenähten Schlitz in eben jenem, in dem er ein paar Münzen mit sich führte. Denn immerhin: Hier bezahlte man im Voraus.
    “Würde... der hier“ hielt er ihr einen Aureus entgegen. Sein Patron war da wirklich sehr großzügig gewesen. Die meisten Lupae sahen in ihrem ganzen Leben nie eine einzige Goldmünze und waren schon froh, wenn sie einen einzelnen Sesterz bekamen und nicht nur ein As oder mit viel Glück einen Dupondius. “..wohl ausreichen für... einen schönen Nachmittag mit... sagen wir etwas rothaarigem, wenn ihr das habt? Also, eine echte Rothaarige, nicht nur eine Perücke. Du weißt schon...“ Sein Blick wanderte an ihrem Körper einmal etwas weiter südlich, um zu verdeutlichen, was er meinte. “Ich steh auf rote Haare und helle Haut. Gern auch mit Sommersprossen. Und ruhig etwas üppiger, nicht nur so ein dünnes Brett. Habt ihr sowas?“

    Das Blut fing in den Nagelbetten an, leicht zu verkrusten. Vermutlich wäre es das beste, gleich einen Thermenbesuch anzuschließen, obgleich der Nachmittag noch nicht einmal ansatzweise erreicht war und er damit im Bad wohl reichlich allein. Der Vormittag war für die Geschäfte da, der Nachmittag zum Vergnügen. So gesehen hätte er das Opfer vielleicht doch auch nachmittags durchführen können, denn dies hatte eindeutig zu den vergnüglicheren Teilen von Sextus' Versprechungen gehört. Wobei noch ein paar Dinge auf seiner Liste standen, die sicher ein gewissen Befriedigungspotential bargen.
    So aber überlegte er, ob eine leere Therme nicht dennoch blutigen Fingernägeln vorzuziehen sei, als er angesprochen wurde von einem Unbekannten, der sich als Tiberier vorstellte. Sextus kannte den Mann nicht, allerdings musste das nichts heißen. Zum einen hatte er sicherlich nicht alle Tiberii kennen gelernt, und zum anderen waren auch viele nach der Sache mit Tiberius Durus in den Provinzen verschwunden gewesen und wohl auch erst nun, nach dem Tod des Vescularius, nach Rom zurückgekehrt, um den Schaden an der Villa und dem vermögen zu begutachten. Ein ganz kurzer Blick auf das Schuhwerk seines Gesprächspartners bestätigte auch, dass er einem Patrizier gegenüber stand, und somit vermutlich tatsächlich einem Verwandten und zumindest einem standesgemäß ansprechenden Gesprächspartner.
    “Selbstverständlich, Tiberius. Ich nehme an, dass wir immerhin verschwägert sind.“ Von Aurelia Floras Tod wusste Sextus zu diesem Zeitpunkt noch nichts, immerhin kamen aus Mantua sehr zu seinem Verdruss keine Nachrichten. Aber nach seinen Schätzungen müsste sie inzwischen das Kind von Tiberius Durus zur Welt gebracht haben. Womit die Verbindung zwischen Aureliern und Tiberiern bis auf weiteres zementiert wäre. Außerdem hegte er ja noch die Hoffnung, dass sein Vetter Ursus seinem Vorschlag folgen würde und Prisca endlich wieder unter die Haube bringen würde, nachdem ihre Trauerzeit nun schon weit mehr als das übliche Jahr betragen hatte. Und wenn alles so lief, wie er sich das vorstellte, würde der Ehemann auch den Namen Tiberius tragen.
    “Also sprich, was kann ich für dich tun?“

    Ohohohoho! Er war hier wohl ganz definitiv richtig!Die anfängliche Unsicherheit wich zwar nicht ganz, wurde aber doch von verdammt viel Wohlbehagen in sichere Schranken zurückgewiesen. Auf Flaccus' Gesicht schlich sich ein überaus breites Grinsen, als er so zuvorkommend begrüßt wurde und eigentlich noch nichts gemacht hatte, außer in einer vielleicht nicht ganz vornehmen, aber gut bürgerlichen Toga hier hereinzuspazieren. Er hätte auch durchaus damit gerechnet, hier vielleicht sogar abgewiesen zu werden, weil er nicht fein genug für diesen Laden war. Aber vielleicht war das Lupanar doch auch noch für die gutbürgerliche Schicht geöffnet und nicht nur die allerhöchste.
    So oder so, Flaccus grinste sehr breit und pickte sich von der Platte eine Dattel und danach einen Becher mit Wein, von dem er aber noch nichts trank. Er hatte es sich fest vorgenommen.
    “Naja, kommt drauf an, wie viel das kostet...?“ In diesem Gewerbe bezahlte man immerhin traditionell im Voraus. Und Flaccus war sich nicht sicher, ob er überhaupt auch nur die Auswahl sehen würde, ehe er sich als solvent herausgestellt hatte.

    So ganz sicher, ob er hier richtig war, war sich Caius Opimius Flaccus nicht. Allerdings stellte er es auch sicher nicht in Frage, wenn sein frisch gewonnener Patron ihm einen netten Nachmittag in diesem Etablissement spendierte, um bestimmte Angaben zu prüfen. Ganz sicher nicht. Und so schwer war die Aufgabe wirklich nicht, auch nicht unbedingt peinlich. Das hier war immerhin ein angesehenes Bordell, kein billiger Bumsschuppen wie es sie am Circus Maximus zu Hauf gab.


    Also betrat der junge Mittzwanziger, der sich extra auch ein bisschen fein gemacht hatte, das Magnum Momentum, und sah sich erst einmal um, gespannt auf das, was ihn erwarten würde. Genügend Geld, um sich zu amüsieren, hatte er auch mitbekommen. Von daher konnte für ihn das Fest losgehen. Er durfte nur nicht am Ende vergessen, auch ein paar Frägelchen zu stellen, weshalb er sich fest vorgenommen hatte, erst seine Fragen zu stellen und sich dann hemmungslos zu betrinken.

    Sextus ließ sich ein Tuch anreichen, um sich das Blut von den Händen zu wischen, und nahm das Lob des Kaisers betont demütig entgegen. “Ich danke dir, mein Kaiser. Und es wäre mir eine Ehre, dir häufiger bei der Erkundung des göttlichen Willens behilflich sein zu können.“ In der Tat war das eine nicht zu verachtende Möglichkeit zur Einflussnahme, die er sich natürlich nicht entgehen lassen würde. Abgesehen davon, dass er die Hälfte seines Lebens so wirklich letzten Endes nützlich investiert hatte und die Entscheidung seiner Mutter sich damit als doch nicht so unnütz herausstellte.
    Allerdings war Sextus hier und heute auch großmütig genug aufgelegt, sich bescheiden zu geben und den Dank zu teilen. Zumindest, wenn man sich so noch ein paar Freunde mehr machen konnte und es Sextus nicht mehr kostete als vielleicht ein klein wenig Stolz. “Ich denke, alle Diener des Cultus Deorum werden dir gerne bei der Einhaltung des göttlichen Friedens helfen. Ohne die Mithilfe dieser Männer hier und der kurzfristigen Ausrichtung des Opfers hätten wir beide wohl nur wenig zu tun gehabt.“
    Ja, es schadete sicher nicht, sich mit den jetzigen Vertretern der Götterkulte auch schon beid er Amtsübernahme des Corneliers gut zu stellen. Sextus hatte vor, noch eine ganze Weile mit ihnen zusammen zu arbeiten, und umso reibungsloser das ganze ging, umso erträglicher wäre es auf lange Sicht gesehen.