Was Sextus ihm dafür versprechen würde? Wollte er jetzt allen Ernstes noch Versprechungen, Gefälligkeiten oder gar Bestechungen, nach allem, was Sextus für ihn auf sich genommen und worauf er verzichtet, wozu er gezwungen gewesen und welche Gefahren er eingegangen war? Undankbarer Sack, dachte sich Sextus im ersten Moment, behielt aber seine stoische Miene weiterhin bei.
“Du meinst abgesehen von den ganz offensichtlichen Dingen, die für eine solche Verbindung sprechen?“ fragte Sextus also erst einmal schon eher rhetorisch nach. Denn die Gründe sollten dem Cornelier eigentlich auch ganz offensichtlich sein. Zum Beispiel, dass man gemeinsam Kopf und Kragen riskiert hatte, um ihn überhaupt in dieses Amt zu bekommen. Dass man den Tod der gesamten, eigenen Gens in Kauf genommen hatte, um ihn auf den Weg zu bringen. Dass man Monate der Planung zugebracht hat, sich ruhig verhalten musste, um ja nicht aufzufallen. Dass man schließlich sogar hatte flüchten müssen und Kontakt zwischen der eigenen Verwandtschaft und den nördlichen Legionen hergestellt hatte, um einen Krieg anzuzetteln, den der Cornelier allein wohl nicht gewonnen hätte. Das übliche also.
Undankbarer Sack.
“Ich denke, ich habe schon unter Beweis gestellt, dass ich meinem Patron auch unter schwierigen, sogar schwierigsten Bedingungen treu bin und man mir auch solche Pläne anvertrauen kann, die beim falschen Gesprächspartner zu einer Gefahr für einen selbst werden können. Von mir wirst du an niemanden eine Aussage finden, die ein schlechtes Licht auf meinen Patron wirft.“ Womit er weit mehr Treue bewiesen hatte als Vinicius Lucianus, der nicht nur so feige war, zu gestehen und damit den Namen des Corneliers zu besudeln, sondern noch nicht einmal den Mut gehabt hatte, dem Ganzen zu entgehen, und sich selbst im Zuge seiner Gefangennahme ein Messer in die Kehle zu rammen, auf dass seine Geheimnisse mit ihm sterben.
“Auch sollten dir die angedachten Munera für Tiberius Durus wohl Beweis genug sein, dass meine Loyalität einem Patron mit großer Treue geht. Immerhin, Tiberius ist tot, es könnte mir auch egal sein, ob sein Ansehen in der Gesellschaft wieder hergestellt wird, oder wer sich darum kümmert. Und doch kümmere ich mich darum, ohne Aufforderung oder Ermunterung von oben.
Ich denke, als... die Götter dich für das Amt des Imperators ausersehen haben“ – auch wenn diese 'Götter' sehr irdischen Ursprungs waren. So selbstverliebt war Sextus nicht, sich selbst als Gott zu sehen – “haben sie keinen Holzkopf auserwählt, der nicht auch die Vorteile sieht, Senatoren unter seinen Klienten zu haben, um so dem Senat auch den ein oder anderen Vorschlag zukommen zu lassen, bei dem er eine ehrliche Beratung wünscht und nicht nur das opportunistische Gerede, weil man es ihm Recht machen will.
Natürlich verspreche ich dir nicht, jedes Thema unabhängig vom Inhalt für dich als Sprachrohr vorzubringen – und ich denke doch, dass du so eine Art des stummen und gedankenlosen, sklavischen Gehorsams nicht anstrebst – aber in jedem Fall jene, die ich selbst auch moralisch vertreten kann.
Und selbstverständlich erwarte ich von dir gar nicht, dass du alle meine Wünsche erfüllst. Ich denke, meinen Ehrgeiz habe ich ebenfalls bereits unter Beweis gestellt, ebenso wie meine Bereitschaft, die notwendigen Maßnahmen selbst zu treffen, um für mein Fortkommen zu sorgen.“ Selbst wenn der Nutznießer seiner Bemühungen sich dann so absolut undankbar präsentierte. Man hätte meinen können, Sextus wäre hier hereinspaziert, hätte seine dreckigen Schuhe auf dem Schreibtisch geparkt, sich bequem auf seinem Sitz zurückgelehnt und mal eben fünfzig centuriae Land als Belohnung gefordert. “Daher erwarte ich ganz sicher keine Direkterhebungen oder dieserlei Dinge, wie sie Vescularius zu Hauf getan hat. Dies würde auch deiner Einlassung im Senat widersprechen.
Allerdings wäre ein so prominenter Fürsprecher für die ein oder andere Wahl sicherlich förderlich. Ebenso verkenne ich natürlich auch nicht die Vorteile, als dein Klient bisweilen mit dir persönlich zu sprechen und so auch den ein oder anderen Wunsch, der ganz sicherlich in deiner Macht liegt und im Rahmen des politisch und vernünftig vertretbaren liegt, an dich tragen zu können.“