“Wie ich bereits eingangs sagte: Meine Termine richten sich nach den deinigen. Und ich bin mir gewiss, dass mein Klient hierbei nicht widersprechen wird.“ Im Grunde konnte der Tiberier allein für die Gelegenheit, zum Kaiser mitgenommen zu werden, obwohl er weder Rang noch Namen hatte, Fortuna zum Dank eine halbe Schafherde opfern. Dieses Glück konnten wohl wahrlich nur wenige Menschen für sich beanspruchen.
Im Grunde war es Sextus auch gleich, ob dieses Treffen nun morgen oder in einem Monat stattfinden würde. Er würde seine Termine für diesen Tag dann schon vertrösten können. Und es war ihm auch gar nicht unrecht, dass dies keine private Audienz sein würde. Immerhin stellte die Öffentlichkeit sicher, dass sein Klient nicht genügend Zeit mit dem Kaiser haben würde, um etwas dummes zu tun, was dem Cornelier missfallen könnte. Darüber hinaus würde Sextus so ganz nebenbei noch etwas mehr von der Politik des Kaisers aus erster Hand erfahren, sowie einige Details der Kommunalpolitik der umliegenden Städte. Nicht, dass diese unbedingt hilfreich wären, aber Wissen konnte man nie genug haben. Es war nie abzusehen, wann es einmal nützlich sein würde.
Dass der Iulier auch den Ritterstand erhalten würde, war ebenfalls sehr zu Sextus' Zufriedenheit. Er hatte ungern bei irgendjemandem Schulden – egal in welche Richtung – und mühte sich stets, diese in angemessener Münze zu bezahlen. Der Iulius hatte bei ihm etwas gut gehabt, mit der Erhebung in den Ritterstand wären sie beide quitt. Daher fiel es Sextus auch nicht schwer, sich für den Iulier zu freuen – oder wie man das emotionslose Äquivalent dazu auch immer nennen mochte. “Ich danke dir, Imperator.“
Und so schnell der Termin gekommen war, so schnell schien er sich auch wieder seinem Ende zu neigen. Die feinen Zwischentöne der Verabschiedungsphase gingen an Sextus nicht vorüber, so dass er es dem Kaiser hierbei auch nicht unnötig schwer machen wollte.
“Und auch hier kann ich nur wiederholen, was ich zuvor schon gesagt habe: Ich besitze den Ehrgeiz, mein Fortkommen durch eigene Taten zu sichern. In der Hoffnung, dass du mich dann bedenkst, wenn ich es mir verdient habe, und nicht, wenn ich es erbettelt habe. So wie diejenigen, für die ich bat, es verdient haben – oder es sich im Falle des Tiberius verdienen werden.“
Sollte Sextus den Abschied dann schon einleiten, oder es dem Kaiser überlassen? Er war sich nicht gänzlich sicher, da der Kaiser aber eindeutig im Rang über ihm stand, war es an diesem, die Entscheidung zu treffen. Also floskelte Sextus nur noch ein wenig weiter.
“Und so hoffe ich, dass wenn dich in einer hoffentlich ruhigen Minute in den nächsten Wochen die Nachricht erreicht, dass das Collegium Haruspicium mich zu seinem neuen Primus gewählt hat, dass du dies wohlwollend aufnehmen wirst.“In der Tat hatte Sextus keinen Grund zur Sorge, jemand anderes könnte in diesen Stand gewählt werden. Er hatte schon zuvor das Collegium nach seinem Willen gelenkt, nun würde er es einfach auch offiziell tun. Sobald die nächste Sitzung einberufen und alle verstreuten Mitglieder – oder zumindest die meisten von ihnen – eingetroffen waren.