Zwar war Sextus bei der Senatsdebatte nicht persönlich anwesend gewesen, allerdings hatte er sich davon berichten lassen. Und 'Anregungen' hätte er die meisten Einwürfe der Senatorenschaft nun nicht genannt. 'Gejammer' wäre ihm als weit passenderes Wort erschienen, besonders in Hinblick auf die persönlichen Angriffe auf den Duccier, der wohl kaum etwas am Inhalt des Gesetzes hätte ändern können, wenn der Praefectus Urbi es erst einmal so beschlossen hatte.
Allerdings waren wohl noch ein paar Feinabstimmungen notwendig, ehe es in Kraft trat, wie beispielsweise eine generelle Ausnahme während der Senatsferien. Wobei das eigentlich eine Farce an sich war, denn kaum ein Mensch konnte innerhalb eines Monats sehr viel weiter reisen als in die Gebiete, die von dem Gesetz ohnehin ausgespart waren, und wieder zurück nach Rom. Und welcher Mensch mit Verstand würde beispielsweise nach Germania reisen, riskieren, von Piraten versenkt zu werden, an einem Riff zu zerschellen oder sonstwie unterzugehen, nur um anschließend sich einer endlosen Straße und noch endloseren Räubern gegenüberzusehen, Tausende von Sesterzen für Führer, Wachen, Packtiere, Reittiere, Wägen etc. ausgeben, nur um auf einem weit entfernten Landgut für 2 Tage aufzutauchen und anschließend das ganze noch einmal retour durchzumachen, nur um rechtzeitig wieder zurück zu sein? Richtig: Man musste schon lebensmüde und besonders leichtgläubig sein, um das durchzuführen, denn welche Missstände konnte man schon in 2 Tagen aufdecken? Wohl nur gänzlich offensichtliche, die einem Freunde auch schriftlich mitteilen konnten, ohne dass man sie selbst in Augenschein nahm.
“Oh, du musst dich ganz sicher nicht dafür entschuldigen, Purgitius. Ich sehe es vielmehr als große Ehre an, überhaupt mit dir das ganze disputiert zu haben. Und im Zuge des Gesetzes, so es nun eingeführt wird, wird es sicherlich von Nutzen sein, dass ich mich diesbezüglich schon mit dem Procurator a memoria im Vorfeld unterhalten habe. Immerhin geht es um das Wohl des Imperiums und nicht um das Ansehen, nicht wahr?“
Bescheidenheit war eine sehr charmante Maske, wie Sextus immer wieder feststellte. Natürlich hätte er gerne die Lorbeeren hierfür eingeheimst und sie auch entsprechend in seiner res gestae dann dargestellt, aber es war nun einmal anders. Und es brachte nichts, sich darüber zu ärgern. Sextus tat selten Dinge, die sich nicht für ihn lohnte.
Der andere Punkt war da schon heikler. Sextus hätte nun diesen Einstieg perfekt nutzen können, um über die Abwesenheit des Curators Gerüchte zu streuen oder einfach nur seiner Enttäuschung Luft zu machen, kurz: Am Stuhl des Curators sägen. Aber man sagte über die Toten nur gutes, und über Leute in höherer Stellung traf das wohl ebenso zu. Da sägte Sextus lieber etwas vorsichtiger.
“Ich nehme zumindest an, dass es wegen der geplanten Straße ist. Ich konnte leider keine genauen Gründe für seine Abwesenheit in Erfahrung bringen. Allerdings sind ja auch noch keine Arbeiten an der Straße durchgeführt bislang, sie befindet sich nach wie vor in der Planung.“