Mit einer gewissen Beruhigung nahm Sextus die Worte seines Patrons und des Senatoren Aenneus auf. Positive Stimmen gleich zu beginn verhießen eine gute Grundstimmung. Wenn diese so blieb, konnte er die Zweifler hoffentlich leichter überzeugen.
Doch dann meldete sich die erste kritische Stimme, und diese gehörte niemand weniger als dem Praefectus Urbi. Sextus wusste schon, dass dieser in dem Ruf stand, Patrizier nicht unbedingt zu mögen. Allerdings sollte das für ihn kein Hindernis sein, ihn sich dennoch gewogen zu machen. Oder zumindest, seine Abneigung nicht zu verschlimmern.
“Eine gute und berechtigte Frage, Praefectus Urbi, und ich danke dir, dass du sie stellst.“ So konnte er wenigstens noch etwas mehr sagen, als nur mit seinen Referenzen um sich zu werfen, wenngleich ihm ein paar vorzeigbare Taten noch immer lieber wären.
“Ich hatte das große Glück und die Ehre, seit frühester Jugend einen Lehrer dieser Disziplinen zu haben. Sowohl der Vater meiner Mutter, als auch später ein Haruspex namens Marcus Clinius Lanatus, lehrten mich das Wissen der libri fulgurales, rituales und insbesondere haruspicini. Und auch, wenn die Griechen mit ihren Lehren nicht an die römischen Tugenden herankommen, sind sie doch ganz brauchbare Kosmologen. Gleiches gilt für das Wissen, das ich mir in Alexandria aneignen konnte in der großen Bibliothek, insbesondere in den Bereichen der Astronomie, Metereologie und Botanik.“ Und dass diese Bibliothek sehr umfangreich war, war wohl weltweit unstrittig. “Allerdings, da gebe ich dir recht, konnte ich nicht in Tarquinii oder Caere studieren. Allerdings, um der Form genüge zu tun, legte ich im Alter von Zwanzig in Velutonia eine Prüfung an der dortigen Schule ab. So es der Wunsch des Collegium Haruspicium ist, kann ich diese gerne in Tarquinii oder einer der anderen zwölf Städte wiederholen und so mein Wissen erneut unter Beweis stellen.
Ich weiß, es sind lange Reisen für ein junges Leben. Doch haben sie mich sicher nicht vergessen lassen, dass ich Römer bin und Rom dienen möchte.“
Eigentlich war Sextus über die Frage an sich nicht unglücklich. Diesem Bereich seiner Ausbildung hatte er notgedrungen sehr viel Aufmerksamkeit gewidmet, da ihm hierbei nie eine Wahl gelassen worden war. Und so war er sich auch sehr sicher, einer solchen Prüfung mühelos standhalten zu können. Damit konnte der Präfekt ihn nicht aus dem Gleichgewicht bringen, und im Grunde musste er ihm dankbar sein, so nochmal Gelegenheit zu haben, seine Kenntnisse darzulegen.
“Ich hoffe, damit sind deine Bedenken ausgeräumt, ehrenwerter Preafectus Vescularius.“ Er blieb höflich und ruhig. Fragen hatte er erwartet und sich darauf vorbereitet. Wenngleich nicht diese zu seiner Vergangenheit, vor allem, da er über die Einzelheiten der Ausbildung zum Haruspex ohnehin nichts sagen durfte. Und selbst wenn er dies dürfte, von den Senatoren hier auch höchstens der ein oder andere, der selbst einem etruskischen Geblüt entstammte, wissen würde, wovon er da eigentlich überhaupt redete.