Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Noch vor vier Wochen hätte Sextus die Thermen nicht einfach so besuchen können, ohne von einem Schwarm von Bittstellern umringt zu werden. Oder einem Tiro. Oder diversen Senatoren, die Fragen zu seiner Gesetzesinitiative hatten. Doch hier und heute konnte er das genießen, was wirklich Luxus war. Nicht das heiße Bad, nicht die freie Zeit, nicht die Ausstattung der Thermen und ihren Platz. Nein. Aber einfach etwas Zeit mit einem Freund verbringen zu können, ganz einfach miteinander ein Gespräch führen können wie alle anderen auch, das war der wahre Luxus.
    Sextus hatte sich ja lange Jahre davor gescheut, als Aedil zu kandidieren, und nun, da seine Amtszeit vorüber war, wusste er auch wieder, warum. Und ließ ihn einmal mehr überlegen, wann er denn die Praetur in Angriff nehmen wollte. Eins stand fest: Nicht so schnell.


    Sie stiegen also ins warme Wasser des Caldariums und Gracchus murmelte einige Worte zur Vergänglichkeit der Zeit – welchen Sextus noch zustimmen konnte – und zur Beständigkeit der Liebe – welche Sextus so nicht bestätigen würde. Aber er war weder Dichter, noch Philosoph, daher sah er sich auch nicht in der Verlegenheit, ausgerechnet diese Bemerkung zu kommentieren.
    “Wenn ich es nur wüsste, Gracchus. Bisweilen frage ich mich, ob die Welt schon immer so kompliziert war, oder ob sie erst in den letzten Jahren so kompliziert wurde.“ Als Sextus jünger war, gab es klarere Grenzen. Klare Feinde, zumindest einigermaßen klare Freunde, klare Regeln. Alles schien dieser Tage im Umbruch, und Sextus konnte nicht ausmachen, worin dieser bestand, oder auch nur, wohin es führen sollte.
    “Ich wünschte, ich könnte meine Hand auf diese Wunde legen, die Rom durchzieht und bisweilen bluten lässt. Aber sie scheint so undeutlich.... was war die Welt doch früher einfach, als es klare Schuldige gab für die Zustände in Rom. Aber jetzt?
    Ich meine, es gibt zwar Theorien, aber ist auch nur eine darunter, die wahrhaft schlüssig ist?“
    Sextus hatte vieles raunen gehört. Die Christen seien schuld. Naja, das waren sie immer, wenn etwas passierte. Das hieß nicht, dass es stimmte. Oder die Weiber seien schuld. Die waren anstrengend, aber die ermordeten selten Senatoren. Vielleicht hatte er ein Zeichen übersehen, welches die Götter ihm gesandt hatten? In dieser Beziehung war er zwar immer sehr gewissenhaft und genau, aber er machte sich nichts vor: Auch Sextus Aurelius Lupus war letzten Endes nur ein Mensch. Ein großer, kluger, gutaussehender, reicher Mensch, aber ein Mensch.

    Grundsätzlich sprach erst einmal nichts dagegen, bei den Tiberii im Anschluss auch zu essen. Nachdem Sextus nun aktuell kein Magistrat war, waren seine Verpflichtungen und Termine diesbezüglich wieder weitaus überschaubarer geworden. Und irgendwo musste man ja essen, warum also nicht bei seinem neuen Klienten? Vielleicht wäre auch seine Schwester anwesend, und die Anwesenheit von Frauen, die nicht mit ihm verwandt waren und gut aussahen, wäre explizit zu begrüßen. Seine Verwandtschaft sah zwar auch ausnahmslos bezaubernd aus, brachte ihn aber aufgrund diverser anderer Dinge desöfteren an den Rand der Verzweiflung. Drusilla mit ihrem Hanfrauch und ihren Eskapaden, Lentidia mit ihren Einkäufen und dem Ausgehen ohne angemessene Begleitung, Prisca durch ihr beständiges Locken, um am Ende doch nein zu sagen. Tja, und Corvina... die war so ein unschuldiges Lämmchen, dass Sextus sich fragte, wie er sie jemals einem Mann ernsthaft anvertrauen sollte, ohne sich Sorgen darüber zu machen, ob sie mit der harten Wirklichkeit denn klar käme.
    Nein, jede nicht-verwandte Frau war ihm gerade sehr willkommen.


    “Ich würde mich freuen, zu sehen, wie die Villa Tiberia nach ihrer Renovierung aussieht. Du kannst mich gerne für eine Cena einplanen.“


    Nachdem Tiberius Caudex nun aber offiziell sein Klient war, war das Gespräch hier noch nicht beendet. Denn abgesehen von seinem Namen, seiner Familie und seiner Verwandtschaft wusste Sextus eigentlich nichts über den jungen Mann. Das, und dass er im Vergleich zu seinen Verwandten ein gewisses Maß an Anstand hatte. Aber das war sicher nicht genug.
    “Nachdem ich nun aber zugestimmt habe, dich zu fördern, wüsste ich doch durchaus gerne noch das ein oder andere von dir. Du sagtest, du planst, den Namen deiner Gens wieder herzustellen. Hast du hierfür schon konkrete Pläne gefasst, oder generell Pläne zu deinem persönlichen Vorankommen?“

    Im Grunde war es Sextus sogar egal, wer Duccius Vala leiden konnte und wer nicht. Er selbst hatte auch lange genug eine Zweckgemeinschaft mit dem Barbaren geführt und würde ähnliches Verhalten nie jemandem zum Vorwurf machen. Was er Tiberius Lepidus ankreidete, war vielmehr, erst um Rat zu fragen, und dann das genaue Gegenteil davon umzusetzen. Schlimmer noch: Dann noch nicht einmal zu diesem offensichtlichen Fehler zu stehen und zu denken, dass man damit durchkäme. Ein Fehler wäre ja noch verzeihbar. Vielleicht. Theoretisch. Aber dumme Fehler mit noch dümmerer Vertuschung? Nein, das beleidigte Sextus' Intelligenz.


    “Nun, dann hoffe ich, sie bald in Rom wieder begrüßen zu können.“ Wenn die Frau auch nur die Intelligenz besaß, die die Götter einer Fliege gegeben hatten, kam sie schleunigst aus dem unwirtlichen Norden zurück nach Rom und in den Schoß ihrer Familie. Zumal, wie man munkelte, Duccius Vala es geschafft hatte, sich von einem Balken erschlagen zu lassen. Einen toten Ehemann benötigte nun wirklich niemand.


    “Da du gewillt und aufrichtig scheinst, stimme ich zu, dich als Patron zu unterstützen und nach Möglichkeit zu fördern. Ich werde von dir keine Dienste verlangen, die unehrenhaft sind. Dafür verlange ich deine Treue und Hilfe, wann immer ich sie einfordere.“ Soviel zum offiziellen Teil. Dann hatte Sextus also wieder einen tiberischen Klienten. Hoffentlich dieses eine Mal einen vernünftigen.


    “Bezüglich der Leberschau informiere mich bitte zwei Tage im Voraus, damit ich den Termin planen kann“, sagte er dann noch abschließend zu dem anderen Thema ihres Gesprächs.

    Ob Sextus die Damen des Hauses Prisca anvertraute? “Nachdem du selbst meinem Charme widerstehen kannst, bin ich mir gänzlich sicher, dass du die Tugend deiner lieben Cousinen vor jedem noch so großem Schmeichler mühelos verteidigen kannst“, stichelte Sextus in ihrem kleinen Spiel noch ein wenig weiter. Auch wenn Prisca früher kein Kind von Traurigkeit gewesen war, hatte sie scheinbar zu ihrer Rolle als ehrbare Matrone gefunden. Auch wenn Sextus dies in gewissem Maße durchaus bedauerte.


    Als Prisca dann mit der Geschichte herausrückte, wie und wann sie ihrer Leibwächter verlustig ging, bildete sich bei Sextus eine immer größer werdende Stirnfalte. Er hatte angenommen, dass dies alles erst kürzlich passiert sei, allerdings musste es schon Jahre her sein. Prisca musste schließlich noch hier gewohnt haben, allerdings war sie schon mehr als geraume Zeit in der Villa Flaivia an Flavius Gracchus' Seite.
    “Ein Loch?“ fragte Sextus also noch einmal nach. “Flavius Gracchus Minor hat an unserem Haus ein Loch gegraben?“ Eigentlich fielen Sextus nur sehr wenige Gründe ein, an fremder Leute Häuser Löcher zu buddeln. Und keine davon war besonders vorteilhaft. “Hast du einmal mit deinem Ehemann darüber gesprochen, was er von diesem Verhalten hält? Wenn er seinen Sohn fragt, kann das die Situation vielleicht etwas näher beleuchten.“ Und Sextus wüsste wirklich gerne, warum der Sohn seines Freundes hier am Haus Löcher buddelte.


    Dass bei diesem Vorfall dann letztendlich zwei Sklaven getötet wurden, interessierte Sextus nun nur wieder peripher. Das war zwar ärgerlich, aber belastete ihn nicht weiter. Und offenbar war seine Cousine ja auch darüber hinweg. Wenngleich er sich fragte, was sie zwischenzeitlich so lange ohne Leibwächter getan hatte.

    Es wird noch einen ausführlichen Kommentar geben, ich komm nur grade leider nciht dazu und Dives, der es ursprünglich schreiben wollte, ist ja leider grade verschwunden.


    Es gehen:


    Imkerei
    Geflügelhof
    Gemüsebauer
    Kleinviehzucht
    Fischerei
    Getreidehof
    Obstbauer
    Olivenhain
    Pferdezucht
    Rinderzucht
    Schäfer
    Weingut
    Jäger
    Sägewerk



    Jäger entnimmt ja genauso wie der Fischer die Tiere einfach aus der Natur. Und das Sägewerk "erntet" halt ganze Bäume anstelle von Apfeln.
    (Und wenn man sich mit damaligen Tierhaltungsmethoden näher auseinandersetzt: Auch Schweine wurden nicht wie heute am Haus, sondern im Wald gehalten. Bienenkästen wurden ebenso am Waldrand aufgestellt. Nicht einen modernen Bauernhof als Maßstab für "Landwirtschaft" bitte setzen, das lief damals noch etwas vermischter)


    Und ja, aus den Betrieben oben darfst du dir 5 wie auch immer zusammenmixen. Du kannst auch 5 gleiche nehmen, wenn es dich glücklich macht, oder 5 verschiedene, oder auch gar keine.


    Ton, Stein, Marmor, Erze etc.. hingegen sind alle nicht landwirtschaftlich, da nicht nachwachsend und nicht nachzüchtbar.

    “Oh, da bin ich sogar gänzlich sicher. Sie ist soweit fertig, auch dank der Mithilfe meines jungen Tiros hier. Ich gestehe, als ich die Einladung für heute erhalten habe, bin ich der irrigen Annahme aufgesessen, dass es sich um eine private Audienz handeln würde und nicht um ein Abendessen. Daher habe ich sogar eine Abschrift der nun endgültigen Fassung dabei, in der Annahme, sie mit dir einmal durchsprechen und deine Gedanken dazu hören zu können. Allerdings denke ich, dass dies den Rahmen dieser Cena mehr als sprengen würde. So es dich interessiert, möchte ich dir also gerne die Abschrift zum Abschluss des Abends dann überreichen für dein privates Studium, damit du im Bilde bist. Die Abstimmung darüber strebe ich in der nächsten Woche an.“

    Na, ob Sextus wirklich glauben sollte, dass Schüchternheit der einzige Grund war, ihn nicht zu fragen, ließ er mal so dahingestellt. Aber er musste dem Jungen jetzt wirklich nicht schon wieder verbal den Kopf abreißen, zumal es fast schon witzig zu sehen war, wie sehr ein Mensch in sich zusammenschrumpfen konnte, wenn er versuchte, unsichtbar zu werden. “Trotz diverser, kleiner Defizite der tiberischen Familie bin ich durchaus gewillt, noch einmal einen Tiberius als Klienten aufzunehmen. Allerdings muss ich an dieser Stelle dann doch einmal auf deinen Verwandten Tiberius Lepidus zu sprechen kommen.
    Ich bin mir nicht sicher, inwiefern dir das damalige Geschehen bekannt ist, daher kann ich dir auch nur meine Sicht der Dinge darlegen und versuche, mich kurz zu halten. Tiberius Lepidus war einst mein Klient und hat durch mein Einwirken nicht nur den Ordo senatorius und einen Platz als Pontifex und als Mitglied der Factio Aurata erhalten, sondern auch stets meine Unterstützung in seiner politischen Laufbahn. Dennoch hat er sich trotz meiner ausdrücklichen Warnung an ihn dazu entschlossen, sich Duccius Vala anzubiedern, und trotz meiner wiederholten Warnung, sie von derlei fern zu halten, seine Schwester mit Duccius Vala so bekannt gemacht, dass es in einer Ehe mündete. Zu deren Feierlichkeiten ich nicht eingeladen wurde. Ebenso hat Tiberius Lepidus es nicht für nötig befunden, mich zu seiner eigenen Hochzeit mit der Schwester meiner Exfrau einzuladen, geschweige denn mich im Vorfeld auch nur darüber zu informieren. Dennoch besaß er die Dreistigkeit, mich um die Überschreibung eines meiner Grundstücke zu bitten für seine Erhebung in den Senatorenstand.“

    Sollte Tiberius Caudex bislang gedacht haben, dass Sextus Tiberius Verus für das schwarze Schaf der Familie hielt, bekam er nun Grund, dies noch einmal zu überdenken. Insgesamt hatte die tiberisch-aurelische Freundschaft schon seit weitaus längerer Zeit gelitten, und dies nicht aufgrund von Dingen, die die Aurelii getan hatten.
    “Ich muss denke ich nicht erwähnen, dass ich ihn als Klienten entlassen habe.“ Und dass Duccius Vala als Verbündeter scheinbar nicht halb so erfolgreich war, wie seinerzeit Sextus, erfüllte den Aurelius doch mit einer gewissen Genugtuung. Denn nun war Tiberius Lepidus irgendwo in der Provinz verschwunden und am Rande der Bedeutungslosigkeit, während Sextus noch immer in Rom war und erst jüngst eine große Gesetzesänderung durchgebracht hatte.
    “Ich bin durchaus ein geduldiger Patron, der keine überzogenen Forderungen stellt, dennoch wünsche ich ausdrücklich, im Vorfeld über Ehen oder Kandidaturen informiert zu sein.“ Und sofern Tiberius Caudex nach dieser Geschichte doch nicht im Erdboden versunken war und seine Sprache wiederfand, würde er auch ihn als Klienten aufnehmen.


    Der zweite Teil des Gespräches war da durchaus einfacher und erquicklicher. “Es bedarf lediglich eines möglichst ruhigen Schafes, das am besten Tags zuvor ein Abführmittel zu fressen bekommen sollte, so dass es entleert ist. An jedem Tag, der nicht unter schlechten Vorzeichen steht und an dem es nicht gewittert, kann dann eine Leberschau stattfinden. Es bedarf keines speziellen Schmucks oder vorangehenden Weihen.“

    “Nun, meinen Widerstand musst du hierbei nicht befürchten. Ich sähe es gern, wenn das unsägliche Kapitel des Bürgerkrieges und sämtliche Verschwörungstheorien dazu endlich zu einem Ende gebracht würden und die Ordnung von früher wieder hergestellt wäre“, bekräftigte Sextus das Vorhaben von Tiberius Caudex. Dass er natürlich an dieser Sache durchaus ein eigenes Interesse hatte, sagte er nicht. Entweder kannte Tiberius Caudex ohnehin seinen Ruf und wusste, dass Sextus zur damaligen Zeit ein Klient von Tiberius Durus gewesen war, oder aber man musste ihm solcherlei Dinge nicht extra noch auf die Nase binden.


    Als der junge Mann dann aber nach einem Patron fragte, wurde Sextus' Miene mehr als stoisch. “Du meinst, einen anderen als mich?“ fragte er trocken zurück. Die Tiberii hatten wirklich ein Geschick dafür, Fettnäpfchen zu finden und mit Anlauf hineinzuhechten. Aber gut, wenn Sextus ehrlich war, hatte er im selben Alter auch seinen Vetter Marcus Aurelius Corvinus um Rat gefragt, wer sich am besten als Patron eignen würde. Natürlich musste man sich hier zuvor informieren. Nur konnte der junge Tiberius hier ja niemanden fragen. Sein Bruder hatte mit seiner Entscheidung, dem einfachen Fußvolk beizutreten, mehr als deutlich gezeigt, dass er von Politik nicht die geringste Ahnung hatte. Frauen waren in solcherlei Dingen ohnehin schlechte Ratgeber, und ältere, erfahrene Verwandte hatte Tiberius Caudex nicht. Vielleicht war Sextus daher hier gerade zum Verwandten-Ersatz mutiert, den man solcherlei eben einfach fragte.
    “Solltest du eine eher militärisch angehauchte Karriere anstreben und in Richtung eines Legatenpostens schielen, wäre Consular Purgitius Macer eine gute Wahl. Er war jahrelang der Leiter der Academia Militaris und hatte selber schon einige Kommandos unter sich. Auch erfreut er sich in der gesamten Senatorenschaft großer Beliebtheit.
    Wenn du eher in Richtung der römischen Collegien gehen willst und dort einen hohen Posten bekleiden möchtest, der natürlich per se dein Ansehen erhöhen wird, dann wäre ebenso Consular Flavius Gracchus eine gute Wahl. Er war unter diversen Kaisern schon Pontifex pro magistro und ist meiner Meinung nach ein guter Anwärter auf den Posten als Flamen Dialis – so er sich dazu entschließt, dieses Amt anzunehmen. Es ist ja auch mit einigen Einschränkungen verbunden.


    Wenn du etwas tiefer stapeln möchtest, könntest du auch Flavius Scato oder Iulius Dives bitten. Allerdings sagt mir meine Erfahrung, dass es durchaus Sinn macht, möglichst ambitioniert bei der Wahl des Patrons zu sein.“ Wo Sextus sich selbst in diesem Geflecht einordnen würde, sagte er nicht. Wenn der junge Mann Anstand besaß, versank er innerlich ohnehin grade im Fußboden.


    Die letztere Anfrage aber versöhnte Sextus ohnehin mit dem vorangegangenen Fehltritt. Endlich! Endlich mal ein junger Mann, der nicht nur vorgab, die Götter zu achten, sondern es tatsächlich auch mal wirklich tat! Zu gerne würde Sextus den vielen Magistraten in Rom einmal kräftig in den Hintern treten, dass sie durch die Bank weg ihre Projekte begannen, ohne dass auch nur einer einmal nach dem Willen der Götter hierzu fragte. Endlich war da mal ein junger Mann, der tatsächlich einmal vorher wissen wollte, was die Götter meinten.
    “Selbstverständlich können wir die Zeichen für dich einholen. Es wäre mir eine Freude, dir den Willen der Götter zu erklären. Am ausführlichsten tun sie diesen für gewöhnlich durch eine Schafsleber kund, aber es gäbe auch die Möglichkeit der Deutung des Vogelfluges oder kleinerer Orakel, die weniger Vorbereitung benötigen. Ganz, wie du möchtest.“ Als Haruspex konnte man schließlich nicht nur in Eingeweiden rumwühlen.

    Aufmerksam beobachtete Sextus vor allen Dingen den amtierenden Consul. Er konnte dessen Gedanken ja fast beinahe hören. Sextus war sich sicher, würde er nicht hier ebenfalls liegen, die Worte des Claudiers wären gänzlich anders ausgefallen und weit weniger diplomatisch formuliert sein. Aber gut, wenn der Claudius einen Abend lang Frieden halten wollte, würde Sextus ihn nicht mutwillig brechen.


    “Rom hatte schon sehr lange keine Tierhetzen mehr, so dass ich denke, dass diese Art der Zerstreuung gut angekommen und aufgenommen wurde. Angesichts der Vielfalt an Zerstreuung insgesamt zu den Saturnalien waren sie aber wohl ein Stein in einem größeren Mosaik.
    Leider hat es sich zu den Compitalia nicht ergeben, Gladiatorenspiele zu veranstalten. Einige der Gladiatoren waren krank geworden, wieder andere schon anderweitig verplant... Zudem hatte ich gehört, dass die Germanitas Quadrivi für diese Feiertage schon Beschlüsse gefasst hatten, so dass ich ihnen und den Magistri Vici den Vortritt ließ, was die Zerstreuung des Volkes anging. Ohne vernünftiges Programm mit namhaften Teilnehmern wäre dies ohnehin eher eine klägliche Darbietung geworden.
    Und den Bereich der Wagenrennen hat Claudius ja mehr als genügend abgedeckt.“
    Manche mochten sagen, dass er mit der Anzahl der Wagenrennen den Markt etwas übersättigt hatte. Ein Grund mehr, warum Sextus hierauf verzichtete.

    Kurzzeitig fragte Sextus sich, ob es denn sein Fehler wäre, wenn sich die Marktteilnehmer an die gängigen Gesetze hielten. Eigentlich sollte man meinen, dass dies ein sehr gutes Zeichen war.
    “In der Tat, mein Kaiser, musste ich nur ein einziges, diesbezügliches Edikt verfassen. Es gab nur einen einzigen, weiteren Fall, der bei einer Kontrolle einem der Helfer der Basilica Iulia aufgefallen war... Es ging um den Verkaufsversuch eines einzelnen Eimers Farbe ohne Betriebskonzession. Allerdings hat der Verantwortliche den Fehler von selbst erkannt, noch ehe ich den Vorwurf persönlich prüfen und verwarnen konnte.
    Ansonsten haben sich alle Spender an die ihnen per Gesetz auferlegten Fristen gehalten, alle Marktteilnehmer an die preislichen Bestimmungen und auch alle hatten die nötigen Konzessionen vorzuweisen.
    Die Beschränkungen für Senatoren und Patrizier wurden erst mit der neuen Lex Mercatus eindeutig geregelt, so dass ich nach der alten Regelung nicht rechtssicher hätte verwarnen können, da dort noch eindeutige Gerichtsurteile zur korrekten Auslegung des alten Paragraphen fehlten.


    Insofern: Ja, trotz regelmäßiger Kontrollen kam es nur zu einem einzigen Verstoß, der in einem Edictum endete.“

    Für wie alt hält der Schleimer mich? Sextus hörte mit stoischer Ruhe den Ausführungen von Tiberius Caudex zu, aber kam wirklich nicht umhin, sich zu fragen, wann bitte er denn so alt geworden war. Als nächstes bot der Tiberius ihm noch einen bequemeren Sitzplatz an und fragte, ob er sein Essen schon pürieren ließ!
    Der Plan, nach diesem Treffen noch einmal die neue Sklavin ins Bett zu zerren und ihr, ihm und der gesamten Welt zu beweisen, dass er definitiv noch nicht alt war, manifestierte sich. Falls Tiberius Caudex das irgendwie als Kompliment gemeint hatte, dann verpuffte es vollkommen wirkungslos. Erfahrene Männer... am Arsch!


    Sextus war wirklich versucht, dem jungen Mann nahe zu legen, dass eines dieser Fettnäpfchen durchaus darin bestand, andere Leute älter zu machen, als sie waren. Er war 36, verdammte Hacke, und nicht 60!
    Aber nein, Ruhe bewahren. Fehler merken und bei Gelegenheit zurückschlagen, niemals aus Impuls, das war Sextus' Devise. Sowieso, was sollte er machen? Tiberius Caudex mit dem Krückstock hauen, oder ihm das Gebiss hinterherwerfen? Erfahren....


    Sextus räusperte sich also, ehe er zu einer Antwort ansetzte. “Du hast durchaus eine stolze Familientradition, auf die du zurückblicken kannst. Nur, weil einige Senatoren sich beharrlich weigern, den Namen von Tiberius Durus zu rehabilitieren aus kleinlicher Rache an jemandem, der sich nicht länger wehren kann, und lieber den Lügen eines erwiesenen Thronräubers und dessen Günstlingen glauben wollen, solltest du dennoch nie auch seine großen Werke für den Staat darüber vergessen oder gar in Abrede stellen.“ Der lauteste dieser Ignoranten war nach wie vor Claudius Menecrates, der wohl noch auf dem Totenbett weiterhin seine Verschwörungstheorien hinauskeuchen würde.
    “Und für das übrige ist der Weg derjenige, der für jeden jungen Mann das Ziel sein sollte: Einen guten Patron zu finden, der bestenfalls das Gehör des Kaisers hat oder aber soviel Einfluss, dass dies den Weg etwas ebnet. Und als zweites natürlich eine passende Hochzeit zu beidseitigem Vorteil und angemessener Mitgift.“ Allerdings war das wohl kaum ein geheimer Tipp. Diese zwei Punkte sollte jeder junge Mann da draußen bereits kennen, wenn er nicht nur als Tagelöhner enden wollte. Und selbst DIE wussten das normalerweise.

    Der Gast erhielt also seinen Wein, und Sextus bot ihm mit einer Geste auch einen Platz an. Da niemand von ihnen eine Toga anhatte, die verrutschen und knittern würde, konnten sie es sich auch bequem machen, als hier möglichst formal und dekorativ im Raum herumzustehen.
    Tiberius Caudex fing auch gleich an, zu reden, und Sextus hörte zu, während er sich selbst auf eine der Liegen vorerst setzte. Den ersten Teil kannte er ja schon, etwas ähnliches hatte der junge Mann ja auch geschrieben, und Sextus hatte auch bereits klar gemacht, dass er für sein Handeln da keinen Dank erwartete. Etwas, das er durchaus ernst meinte. In guten Zeiten hatte jeder viele Freunde, in schweren Zeiten musste man sich auf seine Freunde aber verlassen können. Ja, er hatte den Tiberiern einen großen Gefallen getan und sich als wahrer Freund erwiesen, allerdings war er dabei keineswegs selbstlos. Mit der Zeit würde die Gens Aurelia selbiges auch von den Tiberiern einmal erwarten können. Nicht jetzt, hoffentlich nicht so, aber jeder Gefallen wurde früher oder später erwidert, wollte man vor der Geschichte nicht als neuer Brutus dastehen.


    Der zweite Teil allerdings war doch neu. Natürlich hatte Tiberius Verus sich daneben benommen. Ganz gewaltig sogar. Angefangen von seinem Auftritt, bei welchem er gleich 'aus Dankbarkeit' eine Aurelia heiraten wollte, als seien die Frauen eine Last für diese Gens, über seinen Auftritt bei Sextus Wahlkampffest bis hin zu seinem Abzug ohne ein Wort des Abschiedes. Aber Sextus hatte es nie thematisiert, und er hätte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet der jüngere Bruder des Tiberiers genau dies thematisieren würde.
    “Nun, in jeder Familie gibt es schwarze Schafe“, erwiderte Sextus also diplomatisch. Die einzelnen Verfehlungen wollte er nach wie vor eigentlich nicht vertiefen. Geschehen war geschehen, da würde auch ein Gespräch nichts daran ändern. Außer, dass der junge Mann vor ihm sich vermutlich fortwährend weiter in Entschuldigungen erging.


    “Und du bist nur gekommen, um diese Entschuldigung persönlich vorzubringen?“ fragte Sextus dann doch das offensichtliche. Für diese wenigen Worte machte sonst kaum jemand einen Termin aus, in dem er um etwas Zeit bat. Das ging auch mal eben zwischen Tür und Angel, oder per Brief, oder sonstwie. Aber gut, es gab auch Dinge, die gab es gar nicht. Manche Menschen baten schließlich auch um einen Termin, um aus heiterem Himmel um Prisca anzuhalten oder um Geld von nicht-existenten Schiffen eintreiben zu wollen. Da wäre ein junger Mann, der sich einfach für seinen Bruder schämte, schon fast wieder normal.

    Du hast den Ordo Senatorius, also darfst du nur landwirtschaftliche Betriebe besitzen. Richtig.


    Würdest du nun Eques werden und eben nicht die senatorische Laufbahn einschlagen, dann würden für dich die Beschränkungen wie für alle anderen Ritter gelten, nämlich keine. (Oder anders gesagt: Selbst einen Stand innehaben > Stand erben. Oder noch einfacher: "Weiß hinterlegt" > "grau hinterlegt" bei der Standesanzeige)


    Wenn du später doch die Senatorische Laufbahn einschlagen würdest und in den Senat berufen würdest, dann wärst du daraufhin Senator und eben KEIN Ritter mehr. (Oder einfach ausgedrückt: Du hättest dann den breiten roten Streifen auf rotem Grund in der Standesanzeige und eben nicht mehr den schmalen). Also gelten für dich dann wieder die Beschränkungen wie für alle Senatoren auf landwirtschaftliche Betriebe.


    Allerdings ist munteres Stände-Hopsen ja sowieso unüblich. Eigentlich sollte man sich am Anfang entscheiden, welche Karriere man denn nun machen will: Ritter ODER Senator. Daher ist deine Frage eher akademisch :D


    Wichtig ist diese Regelung aber halt eben für Kinder oder Enkel von Senatoren, die sich eben dagegen entscheiden, selber Senator zu werden, und stattdessen lieber die Ritterlaufbahn einzuschlagen.


    Wenn's noch nicht klar ist, ruhig weiter fragen.

    Natürlich wusste Reunan von dem erwarteten Besuch. Nur hatte er bislang kein Gesicht dazu zuordnen können. So häufig kamen diverse Tiberier nach ihrem Auszug ja nun auch wieder nicht vorbei.
    So aber machte Reunan Platz und wandte sich direkt an Tiberius Caudex. “Willkommen, Tiberius, in der Villa Aurelia. Mein Herr erwartet dich im Oecus. Sofern du deinen Sklaven nicht benötigst, kann er bei mir oder in der Culina warten, nachdem ich dich hingeführt habe.“

    Der Oecus war für den Empfang des Gastes bereitgemacht worden. Die Türen zum Garten standen weit offen, so dass die frische Frühlingsluft hereinströmen konnte und mit ihr der Duft der langsam aufblühenden Flora der bepflanzten Beete. Zwei schmale Liegen standen ebenso bereit wie ein paar bequeme Korbsessel, und hinter den Säulen standen vereinzelt Sklaven bereit, die Herrschaften mit Getränken und kleinen Häppchen zu versorgen oder Dinge, die benötigt wurden, eben schnell und lautlos herbeizuschaffen. So hatte Sextus seine Sklaven am liebsten: lautlos und unsichtbar.


    Er selbst hatte den Morgen und einen guten Teil des Vormittages mit der neuen Sklavin verbracht, die der Maiordomus gekauft hatte. Ein hübsches, junges, schwarzhaariges Ding von sonstwo, das kaum eine zivilisierte Sprache konnte. Aber für die Zwecke, die Sextus für sie im Sinn hatte, musste sie auch nicht reden können. Einen guten Teil dieser Zeit hatte sie dafür noch nicht einmal die Gelegenheit.
    Eigentlich war er nicht derart schwer zufriedenzustellen, aber nach dem kleinen Spiel mit seiner Cousine plagte ihn ein Verlangen, das er nur schwer in andere Bahnen gelenkt bekam. Aber solange sein Maiordomus hier regelmäßig für Nachschub sorgte und andere Sklavinnen wieder verschwinden ließ, ehe sie für den Hausherren unangenehme Probleme zur Schau tragen konnten, ging es schon.


    Danach hatte er ausgiebig gebadet und ein wenig die wieder gewonnene Freizeit genossen. Wenn man gerade nicht im Amt war, boten sich plötzlich wieder fast vergessene Freiräume. Noch ein paar Briefe – um etwas produktives zu tun – und ein paar Recherchen in Büchern später war es auch schon Zeit für den angekündigten Gast.
    Eigentlich hatte Sextus keinen übergroßen Bedarf daran gehabt, den Bruder des Tiberius Verus zu empfangen. Letzterer hatte seine Zeit hier in der Villa nicht unbedingt dazu genutzt, einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Sextus konnte nach wie vor nicht verstehen, wie ein Patrizier seine Zeit als Fußsoldat verschwenden konnte. Und dass der Tiberius das auch noch mit einem Stolz und einer Verve zur Schau stellte, grenzte beinahe schon an eine Beleidigung. Dann noch der Auftritt bei der Cena, die Sextus gegeben hatte, und fertig war das Bild eines Mannes, den Sextus nun wirklich nicht vermisste. Dass der Mann sich noch nicht einmal ordentlich verabschiedet hatte oder wenigstens höflichkeitshalber nach Sextus' Meinung zum Neuaufbau der Villa Tiberia erfragt hatte, war da dann nur noch der letzte Tropfen in einer Amphore.
    Es blieb nur zu hoffen, dass dieser Tiberius Caudex mehr nach seiner Schwester schlug. Von Tiberia Corvina hingegen hatte Sextus einen durchweg positiven Eindruck. Nicht nur, weil sie genau seiner Vorliebe entsprach: Hellhäutig, dunkelhaarig, jung, schlank, aristokratisch. Wäre die schrullige Tiberia Maximila nicht gewesen, die die junge Tiberia wie eine Amme bewachte, er hätte nur zu gerne seinen Charme an ihr ausgetestet und gesehen, ob er sie nicht vielleicht in einem Anflug von jugendlichem Leichtsinn oder Dankbarkeit in sein Bett locken konnte.


    Aber Tiberius Caudex war weder sein Bruder, noch seine Schwester. Als er also in den Oecus geführt wurde, begrüßte Sextus den Mann höflich. “Salve, Tiberius. Möchtest du etwas trinken?“ Bereit standen neben Wein und Wasser selbstverständlich auch Posca, den der Hausherr auch selbst beständig trank.
    Dass der junge Mann eine einfache Tunika im Gegensatz zur Toga trug, bemerkte Sextus dabei natürlich und war nicht unangenehm überrascht. Er selbst hatte ebenfalls nur eine mittelblaue Tunika an, dazu ein Paar Armreife und einen einfachen, beschlagenen Gürtel, das war's an Schmuck. Mancher Besucher machte aus seinem Besuch einen Staatsakt und kam in Toga und mit Gold überhäuft vorbei. Bei solch inoffiziellen Treffen aber fand Sextus es erheblich bequemer, sich nicht in Schale zu werfen und erwartete selbiges daher auch nicht von seinen Gästen.

    Und wieder war es der gewaltige Pikte Reunan, der die Tür öffnete und auf den Gast herunter blickte. Den jungen Mann vor sich kannte er nicht, also stellte er zunächst seine Standardfrage: “Ja, bitte?“

    So ganz sicher war sich Sextus nicht, ob Prisca sich erinnerte. So wirklich sicher war er ja noch nicht einmal, ob er es ihr tatsächlich jemals erzählt hatte. Aber in jedem Fall hatte sie seine Erklärung widerspruchslos geschluckt, und Sextus würde nicht den Fehler machen, das Thema weiter zu vertiefen.


    Ihren Blick wiederum konnte er nur schwerlich deuten. Es war eine Mischung aus Verwirrung und Verletzlichkeit, vielleicht ein wenig Sehnsucht. Aber Sextus verstand es nicht. Was hätte er darum gegeben, in ihren Kopf in diesem Moment schauen zu können, nur um zu wissen, was sie dachte? Wenn er es gekonnt hätte, hätte er ihren 'Herzschmerz' wohl noch an Ort und Stelle beendet und sie einfach an sich gezogen. So aber blieb ihm nur, sich über ihre plötzliche Schüchternheit ein wenig zu wundern und sich einmal mehr zu fragen, was Prisca wohl wirklich dachte und wollte. Und ob sie selbst wusste, was sie wollte.


    Allerdings nur kurz, denn sogleich gab sie ihm die nächste Herausforderung in diesem kleinen Spiel. “Oh, eben war es noch mein Honorar, von welchem du fürchtetest, es wäre zu hoch. Und nun ist es zu niedrig?“ Sextus lachte und schnappte sich noch eine Traube. Eine zweite hielt er diesmal Prisca hin. “Ich hätte wohl auch nichts gegen eine regelmäßige Bezahlung meiner Dienste, sofern du für regelmäßige Treffen eine Erklärung hast.“ Heiraten könnten er und Prisca ohnehin niemals, das war gänzlich ausgeschlossen, wollten sie die Aurelia nicht für alle Zeiten brandmarken. Aber einer gut versteckten Affäre stand zumindest von Sextus' Seite aus nichts im Weg. Zumal Priscas Unfruchtbarkeit hier ein deutlicher Vorteil wäre, da sie weitreichende Komplikationen verhinderte.


    Aber Prisca wechselte das Thema hin zu seiner kleinen Nichte. Diese wiederum war für Sextus sehr weit entfernt von einer sexuellen Konnotation, dass er erst einmal blinzeln musste, um von seinem Flirt wieder auf eine normale Konversation umzusteigen. “Corvina ist in ihrem Zimmer und webt. Lentidia ist einkaufen, so weit ich weiß, und nur die Götter wissen, wo Drusilla sich wieder herumtreibt.“ Sextus hoffte nur, dass niemand sie dabei erwischte, wie sie die Familie mehr entehrte, als er und Prisca das je tun könnten. “Wenn du magst, kannst du Corvina deine Einladung selbst übergeben, ansonsten überbringe ich sie aber auch allen Damen beim Abendessen. Sofern dann alle da sind.“ Manchmal fühlte sich Sextus da durchaus wie in einem Hühnerstall.


    Als Prisca meinte, ihre Leibwächter hätten Flavius Minor angegriffen, blickte Sextus sie doch reichlich entsetzt an. “Sie haben Gracchus Minor angegriffen? Aurelische Sklaven?“ Das war eine Ungeheuerlichkeit. Noch dazu eine, die Sextus sich nicht im mindesten erklären konnte. “Wann? Unter welchen Umständen?“

    Ein Bote gab eine Wachstafel an der wieder aufgebauten Villa Tiberia ab.



    Senator et Haruspex S. Aurlius Lupus Nerone Tiberio Caudici s.d.


    Ein besonderer Dank für etwas, das eine Selbstverständlichkeit für jeden aufrechten Römer, insbesondere einen Patrizier sein sollte, ist nicht nötig.
    Nichts desto trotz kann ich dich selbstverständlich zu einem persönlichen Gespräch empfangen. Wenn du am sechsten Tag vor den Iden des Aprilis (8.4.) zur hora septima vorbeikommen möchtest, werde ich dich gerne empfangen.



    “Doch, natürlich. Wie hätte ich sonst als Aedil kandidieren können?“ Sextus hatte beschlossen, dass in diesem Fall Angriff nicht die beste, sondern wohl die einzige Verteidigung war. Also nahm er seine gesammelte Überzeugungskraft, die er als Senator hatte, zusammen, und stellte eine Sicherheit zur Schau, die er nicht wirklich hatte. “Bei meiner Reise nach Tarquinia. Du weißt schon, die Tochter von Aulus Curtius Felix, einem Freund meines Großvaters. Ich habe dir ganz sicher davon erzählt! Es ist auch schon eine Weile her. Als dein Mann Consul war, wenn ich mich recht entsinne.“ Leichthin zuckte Sextus die Schultern. “Aber sie ist noch zu jung für mein Bett, daher bleibt sie noch eine Weile bei ihren Eltern.“


    Sextus bezweifelte auch ganz stark, dass er irgendwelche Herzen gebrochen hatte. Nach wie vor wusste er nicht einmal von einer einzigen Römerin, die für ihn schwärmte, und die einzige, die gerade eben erfahren hatte, dass er verheiratet war, war Prisca. Hatte er etwa ihr Herz gebrochen? Während sie scherzte, blickte Sextus sie noch einmal an. Nein, Prisca spielte gerne mit ihm, und vielleicht fühlte sie auch den Reiz des Verbotenen bei ihm. Aber sie, verliebt, in ihn? Wenn ja, dann hatte sie es all die Jahre über verdammt gut verborgen.
    “Nun, wenn DAS das einzige ist, was dich davon abhält, dich auszuziehen: Ich kann mich auch gerne scheiden lassen. Jetzt sofort, wenn du magst.“ So sehr hing Sextus nun wirklich nicht an irgendwelchen politischen Verbindungen. Insbesondere, wenn er ein kleines Kind gegen eine begehrenswerte Frau tauschen könnte. Auch wenn Sextus wusste, dass Prisca das wohl nie riskieren würde. Wenn Gracchus dahinterkäme, wäre sie ihre schöne Stellung wohl los. Es war ohnehin ein Glück, dass er sie trotz ihrer offensichtlichen Unfruchbarkeit geheiratet hatte. Aber vielleicht ging es ihr daher ähnlich wie ihm, und sie musste auf einen gewissen Vorteil einer Ehe verzichten.


    Prisca entzog ihm aber nur eine Traube und kam zum eigentlichen Thema zurück. Sie wollte also wirklich nichts von den Betrieben wissen und sie nur loswerden. Einen Imker, einen Olivenhain, eine Fischerei und eine Kleinviehzucht. Einen Getreidehof hätte Sextus wohl selbst genommen, eine Imkerei hingegen hatte er schon.
    Als Prisca meinte, sie überlasse ihm die Wahl des Honorars, grinste Sextus sie noch einmal wölfisch an. “Oh, und wenn ich beides miteinander verbinde? Ich könnte doch als Honorar erbitten, dass du deine vorhin genannten Prinzipien einmal vergisst, so dass ich mich sehr... intensiv... sagen wir eine ganze Nacht lang... um deinen Herzschmerz kümmern kann.“ Sextus war sich sehr sicher, dass sie ihm diese Steilvorlage nur gegeben hatte, damit er etwas in dieser Art antwortete. Es war ein Spiel, und sie beide hatten gefallen daran.


    Er bekam auch wieder eine Traube für seinen Tipp für ihr Schiff. “Ach, ich bin ein bescheidener Mann, und du eine sehr reiche Frau. Ich lasse mich auch gerne in Naturalien bezahlen“ grinste er noch einmal.
    “Also, falls du deinen ganzen Reichtum für dein neues Spielzeug ausgegeben hast, heißt das.“ Sextus tat seiner Cousine nach diesem vielen hin und her nun doch den Gefallen, einmal angeben zu dürfen. Bei so gekonntem Flirt hatte sie sich das auch verdient.

    Annaeus Trabea war schneller (danke dafür :D )und hat es schon richtig erklärt.


    Es ändert sich in diesem Punkt so gesehen nichts. Wenn du bisher vier Betriebe haben wolltest und einer nicht rentabel war, hattest du ja auch schlicht Pech. Ist jetzt mit 5 auch nicht anders.
    Rumgetrickse gibt's da nicht. Du kannst den Betrieb nur entweder verkaufen oder einstampfen, um wieder Platz zu haben.