Beiträge von Sextus Aurelius Lupus

    Ein leicht fragender Gesichtsausdruck entstand auf Sextus' Gesicht. Er war verheiratet. Zumindest auf dem Papier. Seine Braut war 13 Jahre alt und lebte zuhause bei ihren Eltern in Tarquinia, und das würde auch so bleiben, bis sie zumindest 16 Jahre alt war. Sextus hatte ganz und gar nichts gegen jüngere Gespielinnen im Bett, aber sie sollten zumindest ein paar Kurven haben und nicht dabei heulen. Aber da die Ehe nur postalisch geschlossen worden war und ohne das übliche Tamtam, hatte Prisca das vielleicht nicht wahrgenommen. Er war auch nicht gänzlich sicher, es ihr erzählt zu haben. Daher sagte er jetzt auch lieber nichts in diese Richtung.
    “Vor mir verstecken sich diese Römerinnen wohl sehr gut. Aber sie dürfen gerne vorbei kommen und versuchen, mich zu überzeugen.“ Fast schon jungenhaft grinste Sextus seine Cousine an und war fest überzeugt, dass wohl kaum eine junge Römerin auf seinem Bett Platz nehmen würde, um ihn zu 'überzeugen'.


    Aber dann kam Prisca schließlich zum Punkt. Offenbar wollte sie die Betriebe verkaufen oder verschenken. “Und du selbst hast keinerlei Interesse daran? Oder warum suchst du dir nicht einen Verwalter, der die Betriebe für dich verwaltet? Entweder, dass er sie auch mit deinem Geld verwaltet, weil du ihm diesbezüglich eine Kontovollmacht gibst, oder indem du den Besitz einfach überträgst und sie vermietest, das Eigentum aber behältst?“ fragte er noch einmal nach. Er wollte seiner Cousine ja nichts wegnehmen, und vielleicht hatte sie diese Möglichkeiten schlichtweg nicht bedacht.


    “Aber wenn du sie wirklich loswerden willst, werde ich auch einmal deine Cousinen fragen und natürlich auch unter meinen Klienten herumfragen. Und dir dann in zwei, drei Tagen einen Boten schicken. Außer natürlich, du vermisst mich so sehr, dass du mich dann gleich wiedersehen willst. Dann könnte ich ein Treffen arrangieren, um dienen Herzschmerz zu lindern.“ Nein, so ganz bleiben lassen konnte Sextus die Flirterei und die Zweideutigkeiten dann doch nicht.


    Dass Prisca ihm just da eine Traube entgegenhielt, machte es nicht besser. Und natürlich ließ er sich von ihr füttern und widerstand dem plötzlichen Drang, ihr mit den Zähnen in die Finger zu zwicken, nur gerade so eben. “Damit es stilecht ist, müsstest du dich aber eigentlich dabei ausziehen“, feixte er, nachdem er geschluckt hatte.
    “Was den Kapitän angeht, wäre ich an deiner Stelle dreist. Du bist die reichste Frau in ganz Rom. Ich würde mich umhören, wer ein guter und zuverlässiger Corbita-Trierarchus ist, und ihn einfach abwerben. Oder aber, du könntest nach Misenum schreiben und nachfragen, ob einer der Kapitäne der Classis aus dem Dienst ausscheidet. Die haben obendrein auch Erfahrung mit Piraten und dergleichen. Und bei der Classis verdienen sie sicher nicht so gut, wie unter dir, noch dazu, wenn du ihnen erlaubst, einen Teil des Laderaums für ihre privaten Zwecke zu benutzen.
    Allerdings solltest du mit dem Import vorsichtig sein. Wenn du in deinem Namen importierst, verstößt du gegen die Lex Mercatus. Du solltest also zumindest einen Händler haben, in dessen Auftrag du offiziell nach außen hin transportierst. Eine Dienstleistung zu erbringen ist Patriziern ja nicht verboten, Handel außerhalb der Landwirtschaft allerdings schon.“

    “Nun, das hoffe ich. Ich wünsche dir auf jeden Fall für deinen weiteren Weg, dass die Götter dir gewogen sind. Und wenn du doch einmal Hilfe brauchen solltest, darfst du dich selbstverständlich auch an mich wenden.“


    Und weiter gab es auch eigentlich nichts mehr zu sagen.

    Da war es nun also vorbei, das Amtsjahr als Aedil. Sextus hatte weit weniger geschafft, als er gewollt hatte. Teils aufgrund fehlender Zeit, teils aufgrund fehlender Mitarbeit von anderen. Alles in allem allerdings dennoch weniger, als er an sich selbst als Anspruch stellte.
    Heute also galt es, einen Rückblick auf diese Amtszeit zu werfen und diesen auch kundzutun. Obgleich Sextus inzwischen Übung darin hatte, lange Reden zu halten, konnte er dennoch nicht von sich behaupten, dass ihm dies auch eine besondere Freude bereitete. Manche Menschen mochten verliebt in die eigene Stimme sein, Sextus nicht.


    “Patres Conscripti!
    So schnell ist dieses Amtsjahr vergangen, über das ich heute vor euch Rechenschaft ablegen will. Ich selbst habe mir hohe Ziele gesetzt. Ich wollte mich um das Straßenwesen Roms kümmern, um seine Wasserwege, um die Zerstreuung des Volkes, um die Märkte, und natürlich ein neues Marktrecht schaffen. Heute muss ich eingestehen, dass ich nicht alles erreicht habe, was ich mir selbst vorgenommen hatte.


    Ich bemühte mich um eine Unterstützung der Curatores Viarum und Aquarum, aber zu meinem persönlichen Bedauern waren beide wohl unabkömmlich und konnten so meiner wiederholten Bitte um einen Bericht nicht nachkommen. Daher bleibt mir nur mein persönlicher Eindruck und das Ausbleiben von Klagen, um zu berichten, dass es mit der Wasserversorgung Roms keine größeren Probleme gibt und auch die Straßenbepflasterung noch ausreichend ist, um die nächtlichen Warenlieferungen zu gewährleisten.


    Auch bei der Zerstreuung des Volkes konnte ich nicht in einem Maße tätig werden, wie ich es mir gewünscht hätte. Zwar waren die von mir veranstalteten Tierhetzen beim Publikum sehr beliebt, doch fand ich weder Zeit noch Möglichkeit für weitere Spiele. Allerdings denke ich, dass Consul Claudius mit seinem... Engagement für den Wagenrennsport dieses Bedürfnis beim Volk mehr als ausreichend gestillt hat.


    Die Märkte wurden regelmäßig und nach bestem Wissen und Gewissen von mir kontrolliert. Erfreulicherweise hielten sich die meisten Marktteilnehmer an die gültigen Gesetze, so dass ich nur ein einziges Edikt gegen einen Marktstand aussprechen musste und auch hier nur ein kleiner Verstoß vorlag, der kaum der Rede wert war. Die Zeitenbegrenzungen für Spenden wurden ebenso gewissenhaft beachtet wie preisliche Beschränkungen oder die Beschränkung auf lizensierte Betriebe.
    So gab es insgesamt also nur einige neue Betriebe zu registrieren und einige alte Betriebe neuen Eigentümern zu überschreiben.“


    Soweit zu den langweiligen Dingen während seiner Amtszeit. Es folgte das große Finale und das einzige, auf das Sextus wirklich stolz war.
    “Wie ich bei meiner Kandidaturrede angekündigt habe, habe ich die Zeit meines Amtes aber ebenfalls genutzt, um eine neue, verbesserte Lex Mercatus zu schaffen. Durch die Mithilfe einiger Senatoren, denen ich meinen Dank bereits ausgesprochen habe und diesen hiermit noch einmal bekräftigen will, ist so ein Gesetz entstanden, das die vorhandenen Lücken nun – hoffentlich – schließt, für mehr Klarheit sorgt und die Märkte insgesamt belebt.


    Ich hoffe, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen, welches ihr mir bei meiner Kandidatur ausgesprochen habt, durch mein Handeln und die Erfüllung meiner Pflichten, mir nun auch verdient habe.“

    Nein, verkaufen und verpachten kann sie mangels Geschäftsfähigkeit ja auch nicht, oder Verträge abschließen.
    Wenn sie dich als Curator einsetzt (oder du dank "nächster, männlicher sui-iuris-Verwandter das automatisch wirst), dann bleibt das Eigentum bei ihr, der Besitz aber geht zu dir über und du bist für den Betrieb erstmal verantwortlich. (Oder einfacher ausgedrückt: Der kommt mit zu deinen Betrieben in der WiSim, zählt aber nicht zu deinen 5 Betrieben, die du haben darfst)


    Wie schon gesagt, kriegt jeder Betrieb von Macer noch einen "Eigentümer-Stempel", so dass man das leicht einsehen kann, wer Eigentümer von was ist. Muss er nur noch programmieren.

    Doch, Eigentum haben darf sie so gesehen schon. Deshalb darf sie ja auch erben.
    Sie ist nur noch nicht alt genug, als dass man ihr einen Betrieb anvertrauen könnte, deshalb darf sie keinen Betrieb gründen oder geschenkt bekommen, sprich, sie darf nicht selbst wirtschaftlich tätig werden oder als "Steuersparmodell" von ihren Verwandten missbraucht werden.

    Oh, sorry, dann hatte ich mich da doch tatsächlich verguckt.


    Dann sollte Sisenna entweder dir den Betrieb überschreiben oder dich als Curator einsetzen, bis sie alt genug ist. Aber sie selber darf nicht produzieren, das ist richtig.
    (Wobei ich ziemlich sicher bin, dass die SL diese Woche niemandem den Kopf abreißt, wenn er es doch tut. Wie gesagt, Macer ist mit dem Programmieren noch nicht durch und noch ist das Gesetz auch nicht öffentlich verkündet. Wenn da das Consultum Senatus also erst NACH dem Wochenwechsel verkündet wird durch Aushang (das fehlt ja noch, damit es gültig wird), dann ist diese Woche sowieso noch alles beim Alten.)

    Jain. Eigentlich ist das DEIN Betrieb, weil sie ja unter deiner Patria Potestas steht. Egal, auf welchem Konto der gerade rumfliegt. Sie selber hätte aus 2 Gründen gar keinen (eigenen) Betrieb haben können (weil sie unter 14 ist und unter Patria Potestas steht). Das musst du eigentlich auch nicht ausspielen, weil das war so gesehen schon immer deiner, weil du hattest ja schon immer die PP.


    Solange du mit ihrem Betrieb nicht über 5 Betriebe kommst, kann produziert werden, weil DU darfst ja einen Imker haben.


    Und nein, Übergangsregelung steht nicht im Gesetz. (Gibt's ja bei anderen Gesetzen auch nicht)

    Für die Zeit nach der Gesetzesänderung gibt's jetzt in der Lex keinen speziellen Abschnitt. Es gibt aber einen zum Thema "Wieviel Zeit habe ich, wenn ich etwas geerbt habe, was ich nicht haben darf" und da ist die Antwort: 1 Monat.
    Da jetzt ja erstmal ein NSC-Aedil da ist und solange du mit den "verbotenen" Betrieben nichts verkaufst bzw. produzierst, würde ich einfach mal annehmen, dass du in jedem Fall die gleiche Zeitspanne haben solltest.


    Und ja, Betriebsübertragungen müssen immer ausgespielt sein. Da reicht aber eigentlich auch ein einziges Posting dazu. Schließungen aber gehen "auch so", da musst du dich nur im SimOff-Thread melden.

    Nachdem die neue Lex Mercatus nun ja beschlossen wurde, dachte ich, ich bin ausnahmsweise mal nett und mach einen Erklärposting auf für alle, die sich nicht diesen riesigen Textberg durchlesen wollen.


    Sehr viel ändert sich eigentlich nicht, die meisten Sachen sind nur etwas eindeutiger formuliert oder selbsterklärend bzw. das haben eh schon immer alle so gemacht.


    Ich fang mal mit den 'schlechten' Sachen an, die es zu beachten gilt:


    Senatoren und Patrizier sollten ihre Betriebe noch einmal genau durchschauen. Es folgt auch noch ein erklärender Kommentar zu dem Gesetz, aber jetzt ist die Frage der Betriebe strikter geregelt. Fernhandel, Metzger oder Bäcker sind nun nicht mehr möglich.


    Personen unter Patria potestas oder solche, die diese über andere ausüben, müssen jetzt auch aufpassen. Da Personen unter Patria Potestas kein eigenes Eigentum haben können, wird deren Eigentum dem Gewaltinhaber zugerechnet. (Macer wird da auch noch für Betriebe ein entsprechendes Label basteln, das man da besser den Überblick bewahrt)
    Von daher sollten Gewalthaber und Gewaltunterworfene einmal schauen, ob sie nicht über die Maximalanzahl an Betrieben kommen und auch nur erlaubte Betriebe haben.


    Kinder unter 14 Jahren dürfen gar keine eigenen Betriebe haben. (Durften sie vorher eigentlich auch nicht, jetzt steht's aber nochmal expliziter im Gesetz drin) Sollten sie welche erben, weil es sich so ergibt, müssen sie einen Curator für diese Betriebe haben.



    So, und jetzt zu den 'coolen' Sachen:


    Ihr dürft jetzt 5 Betriebe haben und nicht nur 4.


    Ihr könnt Betriebe anderen zum Besitz überlassen. (Wobei ihr da lieb sein könntet und warten, bis Macer das mit dem Eigentum programmiert hat)
    Der Hauptgedanke von mir hierzu war der, dass so auch Sklaven Betriebe haben können – die gehören dann halt dem Herrn und werden dem zugerechnet. Dies ist insbesondere dann interessant, wenn der Herr selber kein Interesse an der WiSim hat, die Sklaven-ID aber schon.


    Erbschaften können jetzt unbegrenzt zum Standardpreis weiterverkauft werden – ihr müsst sie nur noch anmelden.


    Städte können nun ihren alten Erbschaftskram auch verkaufen – sie müssen es nur auch anmelden.


    Fehlende Produkte dürfen nun von den Provinzen produziert werden, wenn sie 3 Wochen von niemand anderem produziert wurden. Das hat Macer schon in die Übersicht jedes Produktes eingebaut. Es sollte also nicht mehr zu so vielen Engpässen kommen.


    Ausverkaufte Produkte können auch vom Staat produziert werden. Dafür muss aber SimOn ein Antrag gestellt werden und der Aedil muss dem zustimmen. Dadurch muss Macer vielleicht nicht mehr ganz so oft an den Stellschrauben der Produktion drehen. (Aber ihr könnt und dürft ihn da natürlich noch weiter aufmerksam machen)


    Bestimmt hab ich irgendwas vergessen...

    “Selbst, wenn ich keine Zeit hätte, für meine liebste Cousine würde ich sie mir einfach nehmen“, schmeichelte Sextus Prisca in dem Wissen, dass sie dafür durchaus empfänglich war. Auch wenn sie sich etwas schnippisch gab – wobei Sextus ihr davon auch nur die Hälfte abnahm und die andere Hälfte ihrem Humor zuschrieb. Sie ärgerte ihn einfach genauso gerne, wie er sie.
    “Ach, du weißt doch, ich liege den ganzen Tag faul in der Sonne und lasse mir von nackten Sklavinnen Trauben anreichen. Oder ich fresse kleine Kinder, je nachdem, wen man fragt“, scherzte Sextus zurück, während Prisca an ihm herumzupfte. Ihre Anziehungskraft hatte sie auch nach Jahren nicht verloren. Sie war noch immer eine schöne Frau und wäre durchaus eine Eroberung wert. Als sie beiden noch jung waren, vor ihrer ersten Ehe, hatte Sextus sogar sein Glück versucht. Allerdings war Prisca seinen damals noch sehr überschwänglichen Annäherungsversuchen nie erlegen, damals hatte sie nur Augen für den noch viel blumigeren – und letztendlich unnützen – Flavius Piso. Und nun war sie mit einem seiner wichtigsten Verbündeten verheiratet und er wesentlich vernünftiger als früher. Dennoch... so ganz erwehren konnte er sich ihres Charmes nicht.


    Als sie dann wieder von ihm abließ, folgte Sextus ihr mit seinem Blick und lauschte. Wenn es um Aurelius Corvinus ging, erklärte dies, dass sie hier um seine Büste herumging. Offenbar schwelgte sie in Erinnerungen.
    “Corvinus Betriebe? Du musst mir auf die Sprünge helfen. Was genau hatte er dir vererbt und was überlegst du, damit zu tun?“ Das alles war so lange her, dass wohl niemand erwarten konnte, dass Sextus noch genau wusste, ob Corvinus Schafe, Rinder oder Gemüse gezüchtet hatte. Von seinen Orchideen wusste Sextus noch, ein paar der Pflanzen standen noch immer in der Villa herum. Aber damit hatte Corvinus kein Geld verdient, soweit Sextus wusste.
    Von dem Schiff hingegen wusste Sextus noch. Den Besuch von Senator Iulius – damals noch mickriger Beamter in Ostia – würde er wohl nie vergessen. Selten spazierte so jemand ins Haus eines Senators, um ihn um ein paar Tausend Sesterzen Strafzahlung zu bitten. Noch dazu wegen Schiffen, die gar nicht mehr existierten. Außer der Nordwind. “Und ist das Schiff denn mittlerweile wieder flott?“

    Der Bote atmete erleichtert durch und überreichte das Edikt:


    EDICTUM AEDILIS CURULIS
    ANTE DIEM IV KAL APR DCCCLXVIII A.U.C.
    (29.3.2018/115 n.Chr.)


    Wegen Verstoßes gegen § 7 (2) der Lex Mercatus durch Bewerben einer Wolltunika als “Tunika aus Seide“ erhebe ich gemäß § 8 (1) der Lex Mercatus eine Geldstrafe von 775,58 Sesterzen von Marsyas.


    Dies ist der erste Verstoß gegen die Lex Mercatus, die Schwere des Verstoßes wird als leicht eingeordnet.


    Die Strafe ist binnen einer Frist von zwei Wochen ab Verkündung des Edikts zu zahlen.


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.



    Sim-Off:

    Bitte an Staatskasse II überweisen und nicht vergessen, den Werbetext zu ändern


    "Ich danke dir, Helvetius! Und viel Glück beim nächsten Rennen!"

    Ah, ein Glück, es war jemand da.
    “Oh, bestimmt. Weißt du denn, wo er wohnt? In den Verzeichnissen der Basilica Iulia ist leider kein Wohnort verzeichnet. Wäre der Mann nicht Auriga bei euch, hätte ich wahrscheinlich die ganze Stadt nach ihm absuchen dürfen. Oder könntest du ihm alternativ einen Brief übergeben? Es geht nur darum, dass er ein ihn betreffendes Edikt nicht übersieht.“

    EDICTUM AEDILIS CURULIS
    ANTE DIEM IV KAL APR DCCCLXVIII A.U.C.
    (29.3.2018/115 n.Chr.)


    Wegen Verstoßes gegen § 7 (2) der Lex Mercatus durch Bewerben einer Wolltunika als “Tunika aus Seide“ erhebe ich gemäß § 8 (1) der Lex Mercatus eine Geldstrafe von 775,58 Sesterzen von Marsyas.


    Dies ist der erste Verstoß gegen die Lex Mercatus, die Schwere des Verstoßes wird als leicht eingeordnet.


    Die Strafe ist binnen einer Frist von zwei Wochen ab Verkündung des Edikts zu zahlen.


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.


    “Nun denn“, meinte Sextus also, als sein Tiro sein Einverständnis zur Diploma-Vergabe erteilte und setzte sich an seinen Schreibtisch. Schnell war Feder und Tinte gezückt und Sextus schrieb einmal ausnahmsweise selbst, anstatt es einfach einem Scriba zu diktieren.




    Diese Diploma soll bescheinigen, dass


    TIBERIUS VALERIUS FLACCUS


    sein Tirocinium Fori vorbildlich und jegliche Erwartungen erfüllend abgeleistet hat. Er war eine große Hilfe bei der Erstellung von Gesetzestexten und hat darüber hinaus jede ihm übertragene Aufgabe gewissenhaft und nach bestem Können erfüllt.


    Sein Pflichtbewusstsein und sein Fleiß verdienen besondere Anerkennung.


    https://abload.de/img/siegel-gold-lwe3onuoh.png



    gez.
    Sextus Aurelius Lupus
    Aedilis Curulis et Haruspex Primus
    ANTE DIEM IV KAL APR DCCCLXVIII A.U.C. [size=6](29.3.2018/115 n.Chr.)[/size]


    Er wartete noch einen Moment, bis das goldgelbe Siegelwachs etwas angetrocknet war, und reichte seinem Tiro dann das Papyrus.

    Ein Bote der Basilica Iulia kam im Auftrag des Aedils zum Haus der Factio Praesina. Er hatte einen Brief dabei, den er auch gerne zustellen würde, allerdings wusste er nicht genau, wohin er diesen zustellen musste. Da der gesuchte Marsyas aber Auriga bei der Factio Praesina war, wusste hier sicherlich jemand, wo der gute wohnte, oder konnte ihm zumindest den betreffenden Brief zustellen. Vielleicht war Marsyas ja sogar selbst zugegen?


    Lautstark klopfte der Bote also an. “Ich bin im Auftrag des Aedilis Curulis hier und suche den Auriga Marsyas!“ verkündete er dabei sogleich.

    Da leistete man fast seine gesamte Amtszeit ab, ohne dass irgend etwas wirklich passierte. Ein paar Anmeldungen hier, ein paar Ummeldungen da, nichts wildes. Es schien fast, als ob sich wirklich alle an die Gesetze hielten und Sextus nichts, aber auch gar nichts zu tun hätte. Und dann, ein paar Tage vor Ende seiner Amtszeit, kam doch noch ein Brief mit einer Beschwerde. Diesmal wegen unlauteren Wettbewerbs, genauer gesagt fehlerhafte Werbung für ein Produkt. Nach einer kurzen Prüfung durch einen Diener der Basilica Iulia konnte auch sogleich bestätigt werden, dass hier tatsächlich ein Verstoß vorlag. Tja, dann kam er wohl doch noch dazu, tatsächlich jemanden zu verwarnen.


    Jetzt fragte sich nur noch, wo die betroffene Person wohnte, denn auch nach einiger Suche stand eine tatsächliche Adresse des Mannes nicht fest.

    So langsam klang der Claudier verzweifelt. Es nützte aber nichts, befand Sextus. Dass der Mann sich nochmalig als besonders fromm darstellte, obwohl Sextus ihn in der Vergangenheit schon mehrfach über religiöse Belange aufklären musste, war dabei nur eine kleine Randnotiz. Sofern der Claudius sich nicht auf die Deutung göttlicher Zeichen verstand, sollte er doch bisweilen diejenigen konsultieren, die diese Kunst beherrschten: Die Haruspices. Und diesen nicht offen widersprechen, weil sie nicht das sagten, was man hören wollte.


    So oder so aber versuchte Sextus, noch einmal ruhig seine Position klarzumachen. “Ich kann vollstens verstehen, wenn du, Claudius, keine bewaffneten Frauen als Armee nach Parthien marschieren sehen willst. Das will wohl niemand. Aber solange du nicht definierst, dass Schleudern, Jagdspieße, Pfeile oder Messer keine Waffen darstellen, wirst du jede Schäferin, jede Metzgerin und jede Frau, die bei der Jagd hilft, damit zu Gesetzlosen erklären. Dies kann nicht Sinn des Gesetzes sein. Zumal die Aufgabe, zu bestimmen, was statthaft für eine Frau ist und was nicht, ihrem Vater oder bei dessen Tod ihrem Tutor obliegt.
    Und eine einzelne, unbewaffnete, freie Frau, die einfach nur frech war, ist kein Grund dafür, an dieser grundsätzlichen Rangordnung etwas zu ändern. Der Großteil der Väter erzieht seine Töchter angemessen.


    Was nun deine zweite Bedingung betrifft, so muss ich zunächst einmal festhalten, dass Frauen nicht mehr Senator werden können und damit ohnehin keine senatorischen Posten belegen können. Und bezüglich der kaiserlichen Entscheidung, eine einzelne Frau auf einen einzelnen ritterlichen Posten zu ernennen, hätte ich zunächst gerne die Meinung des Kaisers hierzu gehört, bevor ich mir dazu ein Urteil erlaube, darüber befinden zu wollen, was unser Imperator darf und was er nicht darf.“

    “Dann solltest du vielleicht einmal wagen, Pläne zu machen. Du hast einen klugen Kopf auf deinen Schultern, es wäre traurig, wenn du diesen nicht nutzen würdest“, ermunterte Sextus den jungen Mann. “Und wenn es dir bei deinem Werdegang hilft, würde ich dir gerne ein Diploma ausstellen für deine Zeit als Tiro bei mir.“ Das hatte Valerius Flaccus sich auch redlich verdient. Allein schon durch seine Mithilfe an der Lex Mercatus und die Ideen, die er dazu beigesteuert hatte.


    “Und eine konkrete Aufgabe habe ich eigentlich nicht. Wobei ich natürlich hoffe, bisweilen von dir zu hören.“ Schließlich wollte Sextus ja wissen, ob sich die Aufnahme eines Tiros letztendlich gelohnt hatte.

    Es gab Dinge, die man als Aedil durchaus erwartete. Das Leute einfach so bei ihm an die Porta klopften und hofften, ihn zu sehen und in irgendeiner Marktangelegenheit sprechen zu können, beispielsweise. Die meisten dieser Leute wurden aber ohnehin weggeschickt, sofern sie nicht einen entsprechenden Namen ebenfalls vorweisen konnten. Und noch viel mehr wurden auf die allmorgendliche Salutatio verwiesen. Was Sextus dieser Tage aber eindeutig nicht erwartete, war, dass er die Nachricht erhielt, dass seine Cousine Prisca ihn sprechen wollte und auf ihn wartete. Und das wohl nicht in einer Marktangelegenheit. Und natürlich würde auch niemand auf die Idee kommen, sie wieder wegzuschicken.


    Sextus beendete also die Schreibarbeiten an seiner geplanten res gestae und machte sich auf den Weg nach unten. Schließlich fand er Prisca im Atrium in der Nähe derjenigen Ahnen, mit denen man bei Besuch anzugeben pflegte, indem man die Büsten so öffentlich zeigte. Sextus selbst mied die Büsten meistens. Zum einen pflegte er als halber Etrusker ohnehin einen etwas anderen Umgang mit den Toten, und zum zweiten war es ein etwas unheiliges Gefühl, zu wissen, dass für seine Büste bereits ein Sockel reserviert war. Außerdem waren viele der hier aufgestellten Köpfe in seinen Augen äußerst dumm gestorben, und überaus vermeidbar. Und er wollte sich in diese Tradition ganz sicher nicht einreihen.
    “Ah, Prisca!“ begrüßte er seine Cousine also herzlich und ging auf sie zu, um ihr, wie unter Verwandten nicht unüblich, einen leichten Kuss auf die Wange zu geben. Sie stand gerade neben der Büste von Corvinus. Auch so ein dummer, vermeidbarer Tod: Seine Frau betrog ihn, verursachte dabei eine mittelschwere Katastrophe mit den Rindern der Diana und beging schließlich Selbstmord. Und was machte Corvinus? Ihr dorthin folgen. Anstatt froh zu sein, dass ihre Untreue durch ihre Tat nebensächlich wurde.


    Sextus blickte daher nur kurz zu der Büste und vermied es, dazu irgendeinen Kommentar zu geben. Prisca hatte ihren Onkel trotz allem irgendwie geschätzt, und es machte keinen Sinn, alte Wunden aufzubrechen.
    Kurz fiel sein Blick auch auf das neue Spielzeug, das seine Cousine offenbar mitgebracht hatte, aber auch hierzu kommentierte er nicht. Sollte seine Cousine mit dem Mann angeben wollen, würde sie selbiges auch ohne Aufforderung zustande bringen. “Was führt dich her?“ fragte er also stattdessen erfreut, sie einmal wieder zu sehen. Seit sie geheiratet hatte, war dies ja ein eher seltenes Vergnügen.