... Azizos war am Boden, und damit war es Manius Iavolenus gelungen, den Befehl des Centurio zu befolgen. Mehr noch: Es wäre Manius zweifellos auch ein Leichtes gewesen, seinen syrischen Gegner am Boden zu halten und somit dem Kommando des Centurio vollends Genüge zu tun.
Doch zu einer solchen weiteren Kraftprobe kam es nicht mehr. Denn schon klangen wieder die lang vermissten Kommandos des Centurios über den Exerzierplatz, und die Probati stellten sich in der Linie auf, welche die Vitis des Centurio bezeichnete, Augen geradeaus. Das Befolgen dieser Anweisungen ging mittlerweile problemlos und von daher auch sehr schnell; trotzdem fand Azizos noch die Zeit, Manius Iavolenus leise zu seinem Sieg zu gratulieren: "Gut gemacht, Manius! Du warst eindeutig der Bessere!"
In der Zwischenzeit hatte der Centurio Balearische Schleudern herankarren lassen mitsamt einem geübten Werfer, der auch gleich einen Anschauungswurf unternahm, welchen der Centurio im Nachhinein mit Erklärungen versah. Azizos war diese Waffe durchaus nicht fremd, verwandte man sie doch auch in seiner Heimat recht häufig, und als Kind hatte der Syrer mit ähnlichen selbstgebauten Schleudern gespielt. Doch wie lange war das her...
Als der Centurio nach dem ersten Freiwilligen der Probati fragte, der einen Wurf tun sollte, und Azizos niemanden sah, der sich meldete, trat er schließlich einen Schritt aus der Linie vor und meldete sich selbst: "Probatus Azizos, Centurio!" Er wollte die Scharte des verlorenen Ringkampfs unbedingt auswetzen.
Dann ging er zu dem Karren, nahm eine Schleuder und einen Wurfstein heraus und spannte den Stein in den mittleren Teil der Schleuder ein, wo zwei Lederriehmen auf einem ganz kurzen Stück nebeneinanderliefen. Danach entfernte er sich eine ganze Strecke von seinem Trupp, um bei einem schlecht gezielten Wurf nicht etwa einen seiner Kameraden zu treffen; die grausame Wirkung dieser Waffe war Azizos schließlich nicht unbekannt.
Als er an dem Platz angekommen war, den er sich ausgesucht hatte und der ein ganzes Stück von dem Ort entfernt war, von dem der erste Werfer aus geworfen hatte - dieser war ja aber auch viel geübter als Azizos und damit sicherer darin, nicht etwa einen Kameraden zu treffen -, wobei Azizos' Platz aber immer noch die gleiche Entfernung zu dem Pfahl aufwies, nahm der Syrer die Schleuder in seine rechte Hand und stellte linkes Bein so vor, dass sein Rücken parallel zur Wurfrichtung stand. Dann begann er, die Schleuder über seinem Kopf kreisen zu lassen, immer schneller und schneller, während er seinen linken Arm in Richtung auf den Pfahl hin ausstreckte, den es zu treffen galt. Schließlich streckte er seinen Oberkörper leicht vor und schleuderte den Stein über seinen Kopf hinweg los. Das Geschoss sauste durch die Luft, allerdings flog es um etwa einen halben Meter an dem Pfahl vorbei.
Azizos begab sich wieder zu der Truppe und dem Centurio.