Beiträge von Áedán

    Der junge Gallier war der Verzweiflung nahe. Konnte der Kerl mal aufhören, im Selbstmitleid zu ertrinken? Es war ja schön, dass es ihm leid tat, aber dieses um Verzeihung heischende Verhalten ging ihm nun doch ein wenig auf die Nerven.


    "Benimm dich mal wieder wie ein Mann und nicht wie ein Weib." murrte Áedán und erhob sich. Seiner Meinung nach war das Unkraut nun erfolgreich von den Pflanzen getrennt. Beim Rest im Beutel handelte es sich nämlich zweifellos um nichts, was etwas im Garten zu suchen hatte.


    Ihnen blieb jetzt nichts anderes als auf Lysandra zu warten und das behagte ihm nicht wirklich. Die Sklavin mochte ihn überhaupt nicht und war der Überzeugung, er würde nichts anderes als Ärger bedeuten. Da er sich nun an einem öffentlich zugänglichen Ort mit Cimon "geprügelt" hatte, würde sie sicherlich selbstgefällig hier auftauchen und kundtun, wie Recht sie doch gehabt hatte.


    Dachrinnen und Thermen sauber machen würde sicherlich eine ekelhafte, unangenehm schweißtreibende Arbeit werden. Nun ja, eigentlich hatten sie es ja verdient. Immerhin waren ihm die Pferde durchgegangen, als er Cimon einen Kinnhaken verpasst hatte. - Und Cimon hatte es in seinen Augen verdient, weil er es verursacht hatte.

    Der junge Gallier seufzte und nahm den Krug zur Hand. "Komm her! Halt still." sagte er und wusch ihm erst einmal den Schmutz aus dem Auge. Dabei vergoss er beinahe das ganze Wasser des Kruges, um auf Nummer sicher zu gehen.


    "Du bist doch kein schlechter Mensch. Du bist nur ein dämlicher Mistkerl." murrte Áedán dann schließlich. "Du hättest mir von Anfang an sagen können, was Sache ist, anstatt ständig nur in Rätsel zu sprechen. Ich weiß nicht, ob ich dir jetzt noch einfach so vertrauen kann. Ich mag dich, aber ich bin eben auch wütend. Es hat mich verletzt, Cimon." erklärte er dem nubischen Sklaven und nahm wieder seine Arbeit auf. "Ich komme mir benutzt vor, wenn du sagst, dass du eigentlich andere Leute liebst, aber dennoch lieber meine Nähe suchst, anstatt dich... in Schwierigkeiten zu bringen. - Du kannst doch unmöglich glauben, dass das Leute nicht vor den Kopf stößt!"


    Blaugrüne Augen sahen ernst in Graue. "Ich würde sagen, wir versuchen hier fertig zu werden. Wir können später auch noch miteinander sprechen." meinte er dann weiter und setzte eine weitere Pflanze ein. Wasser hatte er nun keines mehr zum Angießen, aber das andere Grünzeug sah ohnehin aus wie wirkliches Unkraut.

    Áedán bekam natürlich mit, was Cimon da tat. Er richtete sich auf, packte ihn an den Schultern und richtete ihn nach hinten auf die Knie auf. "Lass das! Es bringt dir gar nichts, dich selbst zu schlagen." knurrte der junge Gallier und erschrak dann. Der Nubier vergoss Tränen. Ob dies aus Wut oder Trauer der Fall war, konnte ihm eigentlich egal sein. Es waren starke Emotionen, welche Besitz von ihm ergriffen hatten. "Waa hast du? Warum weinst du, Cimon? Weil wir streiten?" fragte er den dunkelhäutigen Sklaven. Nun tat es ihm leid, so hart und wütend gewesen zu sein und man hörte uns sah es ihm auch ab. Was hatte den starken Mann so sehr verletzt, dass seine Wangen nun von Tränen benetzt wurden?


    Er bewegte sich um den Freund herum und ging vor ihm in die Hocke. Blaugrüne Augen blickten ernst in graue feuchte, nachdem eine Hand das geschlagene Kinn angehoben hatte.


    "Es tut mir leid. Ich war wütend und verletzt. Da lässt mich gerne meine Vernunft im Stich." versuchte er sich zu erklären.

    "Ja, Domina Flora." sagte Áedán und bestätigte hiermit, dass er ihre Worte gehört hatte.


    Nachdem die Aurelia hoch erhobenen Hauptes davongestackst war, drehte er sich aufgebracht zu Cimon um. "Lysandra? Lysandra! Die hat mir gerade noch gefehlt! Erst muss ich mir deine Rede anhören! Dann die von Domina Flora! Und jetzt noch von dieser blöden Kuh, die meint, ich würde nur Ärger machen!" knurrte er verärgert und versuchte wirklich, nicht loszuschreien. Man hörte ihm an wie sehr er um Fassung rang.
    "Das nächste Mal überlegst du dir vorher, mit wem du ins Bett gehst! Hätte ich gewusst, dass du mich nur ausnutzt, wäre ich niemals unter dir gelegen! Schlaf ruhig weiter mit dieser Freien und diesem anderen Kerl! Bei mir kannst du nicht mehr landen."


    Damit holte er auch schon eine Pflanze aus dem Beutel, welche harte, nadelähnliche Blätter und lilane Blüten hatte, welche einen sehr starken Geruch verströmte. Hätte er gewusst, dass es Lavendel war, hätte er ihn wohl auch so genannt, aber so pflanzte er ihn einfach wieder dort ein, wo er ihn samt Wurzeln herausgerissen hatte.


    Danach nahm er den Krug und ging Wasser holen. Cimon würdigte er keines Blickes, als er begann, die Erde um die Pflanze anzufeuchten und festzudrücken. Mit dem Nubier war der junge, rotblonde Gallier erst einmal fertig.

    Nachdenklich sah der junge Gallier den Herren seines Freundes an und überlegte nun wirklich ernsthaft. "Das kommt glaube ich darauf an, wann "eines Tages" ist. In fünf Jahren würde ich wohl noch nach Hause zu meiner Familie gehen können, aber in zehn Jahren? Zwanzig Jahren? Ist da noch etwas, was ich Zuhause nennen kann?" beantwortete er die Frage schließlich leise und äußerte dabei hörbar die Fragen, die ihn selbst beschäftigten. "Ich versuche Momentan, meiner neuen Situation postives abzuringen. - Verhungern oder erfrieren werde ich in der Villa Aurelia sicherlich nicht." äußerte Áedán sich weiter und seine blaugrünen Augen sahen kurz zu Dominus Ursus. "Domina Celerina ist zwar... streng, aber ich glaube, sie ist gerecht. Ich habe sehr viel mit ihr gesprochen und sie hat mir gesagt, welche Vorstellungen sie hat. Da ich nicht vorhabe, sie zu enttäuschen, ... naja... wird schon schief gehen."

    Der junge rotblonde Gallier sah Dominus Ursus ernst an und biss sich auf die Unterlippe. "Wir... verstehen uns ziemlich gut und ... er hat mir ein paar gezeigt." erklärte er dem Herren seines Freundes ausweichend. "Einige sind ja auch schwer zu übersehen. - Wir kamen darauf, als ich ihm gezeigt habe, was ich... nun ja... von meiner Schlacht mit der Patrouillie zurückbehalten habe." erzählte er weiter und sah sich nach dem Vogel um, der allerdings nirgends mehr zu sehen war. "Manche Fehler im Leben büßt man ziemlich heftig. Ich habe meine Freiheit verloren und muss jetzt sehen, was ich daraus mache. - Soll ich die Leiter gleich aufräumen oder soll ich dir noch ein wenig Gesellschaft leisten, Dominus?"

    Geknickt ließ Áedán tatsächlich den Kopf sinken. Nun hatte er Domina Flora anscheinend wirklich ernsthaft verärgert und das hatte er nun wirklich nicht tun wollen. "Verzeihung, Domina Flora." sagte er leise und ließ sie weiter reden. Die Strafe, die sie sich für die beiden ausgedacht hatte, schien ihm nun wirklich eine Qual zu werden.


    Sie hatte beschlossen, dass er gemeinsam mit Cimon die hauseigenen Thermen putzen, die Regenrinnen säubern und dann auch die Pflanzen wieder eingraben sollte. Ihm fiel ein Haken an der Sache auf, aber er würde schweigen. Seiner Ansicht nach sollte man wohl doch lieber zu erst die Pflanzen wieder einbuddeln, damit sie nicht kaputt gingen, aber sein Bedarf an versuchter Widerrede war gedeckt. Noch wütender wollte er die Aurelia nun wirklich nicht machen.


    Grimmig sah er mit stechend grünen Augen zu seinem nubischen, ehemals doch recht guten Freund hinüber. Der dunkelhäutige Sklave hatte vor einem Moment noch sehr wütend ausgesehen, jetzt wirkte er aber wieder sehr kühl und unnahbar.


    Sein verletzter Stolz meldete in diesem Moment allerdings, dass Cimon sehr wütend aussah und dies bestätigte sich nicht zu letzt dadurch, dass der andere Mann wutschnaubend auf ihn zu kam. Kurz zuckte der rotblonde Gallier zusammen und fürchtete schon, einen Schlag abzubekommen, aber dann stand der Nubier auch schon neben ihm und zitterte einfach nur vor Wut.


    "Ich bleib dabei, du bist ein Mistkerl." zischte er ihm brummig zu.

    Als Alexandros hereinkam, hätte Áedán am liebsten geschrien. Dieser Kerl war das weibischste Mannsbild, das er jemals erlebt hatte. Wie er sprach und sich bewegte und von Düften sprach... Den jungen Gallier gruselte es schon beinahe vor ihm und als der Grieche dann auch noch anfing von heißem Wachs und anderen Möglichkeiten der Haarentfernung zu reden, blickte er ihn entsetzt an.


    "Wie wäre es mit einer Rasierklinge? Das könnte ich selbst machen!" versuchte er sich leise einzuschalten. Immerhin hatte er seine Stimme noch nicht verloren und ihm fiel gerade auf, dass es das erste Mal war, dass er sprach, seit er das Balneum betreten hatte.


    Hilfesuchend blickte er zu Charis hinüber, die ihm allerdings mit der Phiole des Duftwassers in der Hand nicht wirklich helfen konnte. Selbst wenn sie die Hände freigehabt hätte, wäre sie dem rotblonden Gallier nicht zur Hilfe geeilt und so blickte er einfach mit den blaugrünen Augen verzweifelt zu der blonden Sklavin und dann zu seiner Herrin nebst deren weiblicher Gesellschaft, die sich inzwischen wieder im Wasser befand. Der Hintern dieser Dame hatte ihm gefallen, aber... jetzt in dieser Situation hätte man ihm hundert nackte Jungfrauen vorbeiführen können und er wäre unberührt geblieben.


    Alexandros hatte ihm mit seinem weibischen Gerede über Wachs und Pinzetten jegliches Feuer geraubt und so stand er nun einfach nur da und wünschte sich, im Erdboden versinken zu können.

    Áedán war so in Zorn, dass er alle Vernunft vergaß und statt dessen der Aurelia erklärte, was er gerade von irgendwelchen Eindrücken hielt. "Ich wollte hier nur arbeiten, Domina! Er kam her und meinte, er müsse mir irgendwelche Dinge erklären! Benutzt hat er mich! Schmählich benutzt! Sein Herz gehört aber irgendwem anderes und dann noch einer Frau dazu. Wenn er zwei Menschen in seinem Herzen haben kann, warum dann nicht auch mich, frage ich! Für Vergnügungen war ich ihm gut genug, aber nun redet er nur noch von der Frau, mit der er nichts haben dürfte, und dem komischen Sklaven!" knurrte er und man hörte, dass er sich wirklich zusammen reißen musste, um nicht loszuschreien.


    "Es wird nicht wieder vorkommen, Domina! Vor allem, weil er nicht mehr da sein wird!" meinte er zerknirscht und funkelte Cimon zornig an. Es war ihm eigentlich ganz recht, den Nubier erst einmal eine Weile nicht mehr sehen zu müssen. Seine Gefühle und sein Stolz waren schwer verletzt.


    Als die Aurelia ihn so ansah, schluckte er schwer. "Domina Flora, du kannst doch nicht ernsthaft erwarten, dass ich jetzt nach diesem Streit das gemeinsam mit Cimon in Ordnung bringe! Ich habe das alleine falsch gemacht und bringe das alleine wieder in Ordnung! - Bevor noch mehr geschieht!" äußerte er sich empört und zeigte auf den Garten. Orchideen fehlten seiner Ansicht nach keine. Der letzte Satz bezog sich allerdings nicht wirklich auf die Pflanzen, sondern auf den Kinnhaken, welchen er dem anderen Sklaven verpasst hatte. Nur zu gerne hätte er dem Nubier gleich noch eine verpasst, nur um seiner Wut Ausdruck zu verleihen.


    "Brix? - Domina, bitte..." begann er, besann sich dann aber. Es hatte keinen Sinn, sich nun groß mit ihr zu streiten. Er konnte ohnehin nur verlieren.

    Unschlüssig sah Áedán sie an. Es war ihm anzusehen, dass es ihm nicht wirklich behagte, mit dieser Frau über seine sexuellen Vorlieben zu sprechen. Er war sich beinahe sicher, dass seine Aussagen die Römerin schockieren würden, aber wenn sie schon danach fragte, musste sie damit leben können und nicht er.


    "Ach, das geht schon! Es gibt genug Männer, die das machen, Domina Celerina. Ich habe auch schon Römern gehört, die das tun. Es soll ja richtige Bordelle mit Knaben in Rom geben. - Es gibt da eben mehrere Möglichkeiten. Ich persönlich fand es bislang sehr erfüllend unter einem Mann zu liegen. Auf einem Mann ist auch sehr anregend. Es lässt sich nicht mit dem Beischlaf mit einer Frau vergleichen, weil es einfach anders ist, aber mir gefällt beides." erklärte er ihr mit ruhiger Stimme. Der junge allier erkannte da allerdings wirklich kein Problem. Für ihn war es selbstverständlich, dass er so dachte und empfand. Immerhin ging es ja um ihn.


    Dann blickte er jedoch zu Charis, nachdem seine Herrin sie doch nun schon sehr direkt angeboten hatte. Die blonde Sklavin sah sehr entsetzt aus, auch wenn sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Ihre Augen sprachen eine Sprache für sich. Sie sah so aus, als würde sie am liebsten schreiend und weinend hinausrennen.


    "Ich glaube... ich würde vorher schon noch Charis fragen, ob sie... überhaupt will." äußerte der junge, rotblonde Mann sich deswegen vorsichtig und wollte damit vor allem die Leibsklavin seiner Herrin beruhigen.

    Der junge Gallier hörte seiner Herrin aufmerksam zu und blickte sie dann irritiert an. Was sollte denn nun diese persönliche Frage. Er räusperte sich nun doch ein wenig verlegen und antwortete ihr erst nach einem kurzen Zögern. "Ich... habe... nun... Da war nicht nur eine Frau... und ... es waren auch nicht immer Frauen, Domina Celerina." erklärte Áedán der Flavia mit ruhiger Stimme. "Ich... weiß nicht, wie das nun hier sein wird. Ich werde wohl fragen müssen, wenn mich.. jemand interssiert, oder?" fragte er etwas verunsichert.


    Was würde nun noch alles auf ihn zukommen? Er nippte an dem Wasser-Wein-Gemisch und spürte dan auch schon, wie seine Wangen leicht rot wurden. Dies kam wohl nicht zuletzt auch vom Alkohol. Das Thema beschämte ihn wohl doch ein klein wenig.


    Man sah ihm inzwischen an, dass er müde war, sich aber alle Mühe gab, der Herrin in ihren Ausführungen zu folgen. Verärgern wollte er sie nun gleich am Anfang immerhin wirklich nicht.

    Schockiert blickte Áedán die Aurelia an, die gerade in den Garten kam. Beinahe wäre ihm der Krug zu Boden gefallen, aber er fing ihn gerade noch auf, bevor er zerschellte. "D-Domina." stammelte er und sah dann zu Cimon hinüber, der irgendwie recht betreten stehen geblieben war.


    "Wir... haben uns gestritten, Domina. Wir... waren nicht der gleichen Ansicht, was... ein Thema anging." versuchte er so geschickt wie nur möglich die Situation zu umschreiben. "Cimon hat mir gerade erklärt, dass er... zwar nichts bereut, sein Herz aber irgendwem anderes gehört."


    Seine Aussagen klangen nun nicht wirklich zusammenhängend, aber es war auch nicht die Absicht des jungen Galliers, eine der beiden Zwillinge aufzuklären. Er tippte zwar, dass es sich hier einmal mehr um Domina Flora handelte, aber sicher war er sich nicht.


    Da die Aurelierin nun jedoch verärgert zum Garten blickte, war er sich dann doch sehr schnell sicher, dass er richtig geraten hatte. "Die aus der Küche haben mich in den Garten geschickt..." murmelte er zur Erklärung. "... die meinten, ich würde schon nichts falsch machen. Ich hab allerdings alles mit Wurzeln im Beutel. Man kann alles wieder einpflanzen."

    Der junge Gallier sah den Nubier grimmig an. Hörte er gerade wirklich richtig? Ja, er musste richtig gehört haben. Jedes einzelne Wort hatte seine Ohren erreicht und war von dort aus in seinen Verstand vorgedrungen. Die verbotene Liebe, das war diese Frau, die er nicht kannte, die aber sehr wahrscheinlich in dieser Villa lebte, aber wer war diese andere Person, der Cimons Herz gehörte.


    Seine Augen verfärbten sich verärgert wesentlich mehr ins Grüne und dann schlug er auch schon, ohne vorher lange darüber nachgedacht haben, so fest mit der Faust in das Gesicht seines dunkelhäutigen Freundes, dass dieser nach hinten umflog. "Das ist ja schön für dich, dass du da so gar nichts bereust, Cimon!" brüllte er den anderen Sklaven an. "Hast du vielleicht irgendwann mal drüber nachgedacht, was das bedeutet? Was das für mich bedeutet? Ich bin keine Hure, Cimon! Ich bin ein Mann! Du bist ein Mann! Das wird nie wieder geschehen! Geh doch zu denen, denen dein Herz gehört, du Mistkerl! Verschwinde mit deinem Dominus nach Mantua und lass mich in Frieden!"


    Sein Atem ging sehr schnell und er zitterte vor Zorn am ganzen Leib. Er war drauf und dran, den anderen regelrecht zu verprügeln, aber statt dessen nahm er den Krug und übergoss Cimon mit dem Wasser. Dann stampfte er auch schon davon, um das Gefäß wieder zu füllen. "Du bist echt das letzte!" maulte er dabei.


    Sim-Off:

    Liebe Villa, das fettgeschriebene hört man wahrscheinlich auch noch in der Nähe des Gartens.

    Der rotblonde, junge Mann sah den Römer freundlich an. "Nun, ich hoffe doch einmal, dass ich da einiges entdecken kann, wenn ich es denn endlich gelernt habe." erklärte Áedán dem Aurelier. Dann blickte er erstaunt in die braunen Augen des Mannes, der ihm gerade doch beinahe kumpelhaft auf die Schulter geschlagen hatte. Was war denn nun das? "Du bist nett, Dominus Ursus." meinte er schließlich. "Cimon kann sich glücklich schätzen, dich als Herren zu haben. Er scheint vorher eher Pech gehabt zu haben."


    Nun zeigte sein Gesicht mehr als deutlich, was er nach diesem Satz dachte. Es war ein "Ups", welches ihm in die Augen geschrieben stand. Eigentlich durfte er doch gar nichts von diesen Narben wissen, denn die meisten von ihnen waren unter der Kleidung des nubischen Sklaven versteckt. Jetzt hoffte er inständig, dass Cimons Herr nicht großartig nachfragte.

    Gedankenabwesend hatte Áedán immer mehr Pflanzen herausgerissen und so erschrak er ziemlich heftig, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte, freundschaftlich zudrückte und ihn dann auch noch eine vertraute Stimme ansprach.


    Er fuhr heftiger zusammen, als er vielleicht gewollt hatte, richtete sich auf und sah Cimon vorwurfsvoll an. "Musst du mich so erschrecken?" maulte er den Nubier an, obwohl dieser nun wirklich nichts für seine aktuelle Laune konnte. Der junge, rotblonde Gallier war deprimiert und hatte sich ablenken wollen. Da kam sein guter Freund ihm nicht gerade recht. "Ich versuche nachzudenken und zur Abwechslung mal etwas zu arbeiten, Cimon!" meinte er empört. "Domina Celerina braucht mich im Moment nicht als Leibwache, weil sie kaum die Villa verlässt. Ich brauche eine Aufgabe! Ich kann doch nicht dauernd... ich kann doch nicht andauernd darüber nachdenken, was ich... für dich fühle." Seine Worte wurden zum Ende hin immer leiser.


    Sehr bläuliche, blaugrüne Augen blickten direkt in Graue und dabei war er verdammt ernst. "Ich kann doch nicht... ich... Cimon, was machst du hier?" fragte er schließlich. Da der nubische Sklave unmöglich gewusst haben konnte, dass er selbst hier war, hoffte er, dass es sich um einen Zufall handelte. Was er im Moment nämlich überhaupt nicht tun wollte war, über seine Gefühle nachzudenken.

    Der junge Gallier hatte sich ziemlich schnell eine neue Aufgabe gesucht, nachdem er regelrecht aus dem Nebenraum und damit auch vor einer Konfrontation seiner Gefühle gegenüber Cimon geflohen war.


    Man hatte ihm nahegelegt, im Garten ein wenig die Pflanzen zu gießen und dabei vielleicht auch noch ein wenig Unkraut zu zupfen. So stand er nun mit einem Krug voll Wasser bei den Rosen, befeuchtete die Erde unter den Pflanzen und zupfte gleichzeitig ein paar kleine Pflänzchen heraus, die zweifellos nichts mit diesen ehemaligen Hagebutten gemeinsam hatten.


    So ging er nun zwischen den Pflanzen umher und warf immer wieder vermeindliches Unkraut in einen Sack, den er eigens für diesen Zweck mitgenommen hatte. Da er mit seinen Gedanken immer noch bei dem war, was er erst vor wenigen Momenten zu seinem nubischen Freund gesagt hatte, war er nicht besonders konzentriert bei der Arbeit und fragte sich bei so manchem Grünzeug, ob er es stehen lassen oder rausreißen sollte.


    Unsicher kniete er sich neben eine Pflanze unweit der Orchideen und besah sie sich näher. Dass er so schmutzig werden würde, weil der Boden ein wenig aufgeweicht war, kümmerte ihn nicht wirklich. Er wusste nicht, ob er das Ding herausreißen oder stehen lassen sollte. Nach einer Weile beschloss er, dass er sich dies überlegen würde, nachdem er den Krug wieder mit Wasser gefüllt hatte.


    Das Gefäß war schnell an der villaeigenen Versorgung gefüllt und dann war er auch schon wieder bei den Pflanzen angelangt, die er nach einigem Überlegen dann doch samt Wurzeln aus dem Boden riss und in den Leinensack warf. Würde er einen Fehler machen, konnte man sie ja zur Not wieder einpflanzen. War es tatsächlich Unkraut, hatte er sie mit den Wurzeln entfernt, aber eigentlich war ihm das ja alles total egal. Er stellte den Krug zur Seite und riss noch ein paar weitere Pflanzen heraus.


    Was sollte er jetzt nur machen? Nachdem, was er zu Cimon gesagt hatte, war er sich selbst nicht mehr sicher, wie er darüber denken sollte. Mochte er ihn nur als Freund? Liebte er ihn? Hatte er gerade die noch recht frische, aber doch enge Freundschaft ruiniert, in dem er weggelaufen war?


    Nach und nach riss er immer mehr Pflanzen aus dem Beet ohne wirklich groß darauf zu achten, was er da eigentlich gerade an Grünzeug aus dem Garten entfernte. Seine bläulichen Augen waren ein deutliches Indiz für all jene, die es wusste, dass er traurig war. Nur war hier gerade niemand, der das hätte bemerken können.

    Ernst sah der junge Gallier seinen Freund an und schüttelte dann den Kopf. "Ich glaube nicht, dass das... so eine gute Idee wäre, Cimon." meinte er schließlich leise und erhob sich ziemlich abrupt. "Ich... bin mir noch nicht sicher... ich... vielleicht ist es doch mehr und dann... es wäre nicht gut, mein Freund. Ich will nicht... unglücklich werden, wenn du weg bist. Und ich will, dass wir Freunde bleiben können..."


    Seine Stimme war unsicher und seine gesamte Körperhaltung verstärkte nur noch den Eindruck, dass er fast ein wenig ängstlich war. Es war allerdings nicht so, dass er Angst vor dem Nubier hatte, sondern eher von sich selbst und seinen Gefühlen. "Ich... ich glaube ich... möchte am liebsten... über dich... das geht nicht... das willst du bestimmt nicht... und... ich... ich will dir nicht weh tun. Ich will... dass wir Freunde bleiben und uns jetzt nicht streiten. Kurz bevor du gehst, meine ich. Am besten... gehe ich jetzt. Bevor ich etwas wirklich dummes mache und wir jetzt noch... ich will, dass wir uns weiter vertragen." stammelte er ziemlich hektisch.


    Damit eilte er auch schon zur Tür und hinaus. Draußen neben dem Eingang zum Nebenraum lehnte er sich erst einmal an die Wand und atmete tief durch. Wie viel Kraft hatte ihn nun schon dieser Weg hinaus gekostet? Jeder weitere Schritt von der Tür weg würde ihn noch ungleich mehr Kraft kosten.


    Ihm war klar, dass er den dunkelhäutigen Mann im Prinzip angelogen hatte, aber er konnte nicht anders. Der rotblonde Gallier musste hier weg und deswegen eilte er nun auch schon in Richtung Küche, um dort zu melden, dass er mit der Tür fertig war. Er konnte und wollte im Augenblick nicht mehr mit Cimon allein sein.