Beiträge von Aristea

    Einer der Sklaven hatte Aristea bescheid gesagt, dass ihre Herrin sie sehen wollte, also hatte sie sich auf den Weg zu ihrem Cubiculum gemacht.
    Nachdem sie kurz angeklopft hatte, betrat sie das Zimmer und stellte fest, dass Xanthias ebenfalls hier war. Seiana hatte wohl nach ihnen beiden geschickt. Um welchen Auftrag es wohl gehen könnte, der ihrer beider Anwesenheit erforderte? Aristea lächelte Xanthias kurz zu, bevor sie sich ganz auf Seiana konzentrierte und darauf wartete was sie ihnen mitzuteilen hatte.

    Aufmerksam hörte Aristea, Demetrios Ausführungen zur Gens Decima zu. Die Familie schien wirklich sehr groß zu sein und sie fragte sich, ob sie je alle Familienmitglieder kennenlernen würde, geschweige denn die Verwandschaftsverhätnisse komplett durchschauen würde.
    "Oh, danke für den Hinweis." sagte sie nur, als Demetrios anfing über Seianas engste Familie zu sprechen. Zwar fragte sie sich, wie lange der Verlust ihrer engsten Angehörigen schon zurücklag und wie viele Brüder Seiana eigentlich gehabt hatte, aber Demetrios machte auf sie nicht den Eindruck ein Klatschmaul zu sein und sie wollte auch nicht als zu neugierig erscheinen. Die Informationen die er ihr diesbezüglich geben wollte, hatte er ihr sicher gegeben. Stattdessen stellte sie lieber folgende Frage: "Und wie sind Decimus Matthiacus und Decimus Magnus mit Seiana verwandt?" Sie konnte zwar noch keine Gesichter mit den Namen verbinden, aber vielleicht half es ein wenig sich besser in der neuen Familie zu orientieren.


    Während Aristea überlegte, wie sie Demetrios ihre frühere Herrin am Besten beschreiben sollte, nahm sie einen Bissen vom Brot. Als sie fertig gekaut hatte, setzte sie mit ihrer Beschreibung an.
    " Ich habe mein ganzes Leben bei meiner alten familia verbracht, wie viele Jahre davon ich hauptsächlich als Sklavin meiner domina verbracht habe,weiß ich gar nicht so genau, aber 9 waren es sicher. Aber trotz der langen Zeit die ich bei ihr war, hat meine Herrin dafür gesorgt das trotzdem immer eine gewisse Distanz, zwischen uns herrschte. Wie sie sonst war ist schwer zu beschreiben, sie konnte, normal, nett und ausgeglichen sein, aber wenn sie etwas geärgert hatte oder sie in schlechter Stimmung war, konnte sie wegen einem falschen Wort, weil man sie im falschen Moment ansprach oder etwas nicht gleich so machte, wie sie es sich eigentlich vorstellte, furchtbar gereizt und wütend reagieren. Anschreien war dabei noch harmlos,wenn sie wirklich sehr wütend war flogen Türen ziemlich laut ins Schloss oder auch schon mal Sachen zu Boden, einmal hat sie mich sogarl mit dem calamistrum verbrannt. Bei ihrer Familie oder Fremden war sie nicht so, vielmehr war es so, dass sie sich da scheinbar zusammen riß und sie den Ärger den sie so aufstaute, dann irgendwann an ihren Sklaven ausließ. Leider konnte man nicht immer wissen in welcher Stimmung sie gerade war oder ob sie sich kurz zuvor über etwas geärgert hatte."

    Einen Moment sah Aristea, Xanthias ob seiner Worte einfach nur an. Ein Teil von ihr fühlte sich geschmeichelt, ein anderer zweifelte seine Aussage an. Wie konnte er das so einfach sagen? Er kannte sie ja nicht einmal wirklich. Um dazu nichts sagen zu müssen und weil sie auch gar nicht wusste wie sie darauf reagieren sollte, kam sie lieber auf ihre Verhandlungen zurück.


    "Einverstanden." ging sie augenscheinlich auf Xanthias Bedingung ein, auch wenn sie nicht gedachte, diese genauso zu erfüllen wie er es sich vermutlich vorstellte. Mit einem Lächeln beugte sie sich vor, auch wenn seine Lippen sehr einladend aussahen,drehte sie ihren Kopf stattdessen lieber ein wenig zur Seite und küsste ihn auf die Wange. Nachdem was bei ihrem letzten Kuss passiert war, war ihr diese Variante um einiges sicherer erschienen. Es war eine gute Entscheidung gewesen, wie sie jetzt merkte. Allein ihm wieder so nah zu sein, seine Haut mit ihren Lippen zu berühren, ließen in ihr den Wunsch nach mehr aufsteigen. Aber sie hatte ihre Entscheidung für heute getroffen, das musste sie sich nur wieder vor Augen führen. Mit diesem Gedanken beendete sie den Kuss, allerdings wanderten ihre Lippen noch kurz zu seinem Ohr.


    "Du hast nicht gesagt, wo ich dich küssen soll." flüsterte Aristea, bevor sie sich wieder aufrichtete.

    "Ohja ich bestehe darauf."


    antwortete Aristea lächelnd. Diese Unterhaltung bzw. Scheinverhandlung mit ihm, machte ihr durchaus Spaß.


    "Ein Glück, dass du das gerade Alles nicht so ernst meinst. Nichts macht Frauen so misstrauisch, wie zu viele Komplimente. Schließlich ist keine Frau so perfekt, als das sie tatsächlich alle wahr sein könnten, also kann der Mann sie nicht alle ernst meinen."


    Neckte sie ihn ein wenig. Wobei er sicher auch den versteckten Hinweis, darin verstand. Den Grund dafür und das sie mit nicht ehrlich gemeinten Komplimenten schon ihre ganz eigenen Erfahrungen gemacht hatte und diese bei weitem nicht so offensichtlich zu erkennen gewesen waren, brauchte er jetzt nicht unbedingt zu wissen.

    Aristea musste bei Xanthias Worten lachen. Ihr war klar, dass er ein wenig übertrieb um die Situation zu entspannen und in dieser Hinsicht war er überaus erfolgreich. Mit gespielter Skepsis zog sie die Augenbrauen hoch, konnte sich dabei ein Lächeln aber nicht verkneifen.


    "Bis in alle Ewigkeit? Was Männer den Frauen so alles versprechen...Dabei erwarte ich gar nicht, dass du mir Orpheus gleich in die Unterwelt hinterher steigst..."


    Sie verlagerte ihr Gewicht ein wenig, so dass sie zur Seite rollte und nun nur noch auf einen Arm gestützt neben Xanthias lag.


    "Auch wenn ich dich nicht mehr los werde, auf meinem Lager lässt du mich heute Nacht schon noch schlafen oder?"


    Die Frage war nicht wirklich ernst gemeint, da Aristea ziemlich klar war, wo sie heute die Nacht verbringen würde. Vielmehr sollte sie eine geschickte Überleitung zu dem Thema darstellen, dass ohnehin bald im Raum stehen würde. Außerdem konnte es nicht mehr allzulange dauern bis einer der anderen Sklaven sein Nachtlager aufsuchen würde.

    Für eine junge Frau, war die Charakterzeichnung die Demetrios, dort gerade vornahm, eher ungewöhnlich. Darum lag Aristea auch schon fast die Frage auf den Lippen, ob Seiana schon immer so gewesen war. Aber wenn Demetrios darauf eine Antwort gewusst hätte, hätte er es vermutlich bereits erwähnt.
    Sie dachte über Demetrios andere Worte nach, es hörte sich wirklich so an, als wäre Seiana eine domina, mit der man gut leben konnte. Beruhigt von seinen Ausführungen, aß sie einen Löffel Suppe bevor sie antwortete.


    "Ja, das glaube ich auch. Zumindest hebt sie sich was die Temperamentsausbrüche angeht, angenehm von meiner früheren domina ab, darauf kann ich wirklich gut verzichten. Allerdings dürfte es bei Seiana auch schwierig sein zu erkennen, ob man eine Aufgabe zu ihrer Zufriedenheit erledigt hat oder nicht. Ich nehme an, dass sie was das angeht auch ziemlich beherrscht ist?"


    Sie überlegte eine Weile, während sie einen Bissen Brot nahm, nachdem sie es hinuntergeschluckt hatte fügte sie noch hinzu.


    "Hast du eigentlich auch die anderen Herrschaften kennengelernt? Bzw hattest du oft mit ihnen zu tun?"

    In Xanthias Gesicht konnte Aristea deutlich erkennen, welche Wirkung ihre Worte auf ihn hatten, im Grunde hätte sie ihm genauso gut eine Ohrfeige geben können, es hätte ähnliche Auswirkungen gehabt. Fast wünschte sie sich, sie wäre nie in die Situation gekommen, ihm so etwas sagen zu müsssen...Wenigstens setzte er gleich zu einer Antwort an, nichts wäre in diesem Moment schlimmer gewesen als bedrückendes Schweigen.
    Wobei diese Antwort sie ebenfalls mit einigen Fragenzeichen zurück ließ. Er bat sie um Verzeihung wofür? Sie wusste nur das ihm etwas aufrichtig leid zu tun schien, aber was genau? Das er sie geküsst hatte? Das er den Wunsch verspürt hatte mir ihr zu schlafen? Das er sie offenbar körperlich anziehend fand. Dazu sah er sie auch noch so an, als hoffte er dieser Blick würde etwas ändern und tatsächlich musste sie sich zusammenreißen um ihn nicht wieder zu küssen.


    "Als wenn das hier allein deine Schuld ist, es ist ja nicht so, dass es mir nicht gefallen hat..." und ein Teil von mir das nicht noch immer tun möchte, gestand sie sich ein. Aber es wäre völlig falsch ihm das jetzt zu sagen. Genauso wie sie lieber nicht, auf das ein ging, was er sonst noch gesagt hatte. Sie wollte es Xanthias auch gern glauben, nur die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass man das nicht immer konnte, vor allem nicht in solchen Momenten."Ich will nur nichts überstürtzen und es dann später eventuell bereuen, nicht wenn wir uns zwangsläufig jeden Tag über den Weg laufen werden..."


    Sie versuchte ein entschuldigendes Lächeln, als wenn dadurch etwas besser gemacht wurde.

    Sim-Off:

    Du solltest die Ids deiner Rpg-Partner nicht so weit mitschreiben und ihnen Gelegenheit zu Reaktionen lassen.


    Aristea zögerte auch trotz Xanthias Antwort noch, aber er zog sie ein wenig zu sich heran und in diesem Moment gab sie dem Wunsch ihm Nahe zu sein nach und erwiderte seinen Kuss. Zuerst berührten sich ihre Lippen nur vorsichtig tastend, zwei Fremde die sich erst langsam näher kamen, dann wurden sie mutiger, ihre Küsse länger, inniger und leidenschaftlicher. Von den Strapazen und Entbehrungen der letzten Zeit, waren Xanthias Lippen noch rauh, aber die Berührungen seiner Lippen genoss sie trotzdem. Ihre Gedanken konnte sie dabei, dennoch nicht völlig abstellen. Warum fühlte sie sich so von ihm angezogen? War es einfaches Begehren? Die Sehnsucht nach körperlicher Nähe und der Wunsch selbst begehrt zu werden? Oder viel mehr? Nur wie hatte sich das in dieser kurzen Zeit entwickeln können oder sollen?
    Sie merkte, wie er sie allmählich auf die Liege zog, die Berührungen seiner Hand hinterließen auf ihrem Rücken ein warmes prickelndes Gefühl,
    nur als seine Hand das Zeichen auf ihrer Schulter streifte, das zeigte, dass sie den Decimern gehörte, hoffte sie, dass er es heute nicht sehen würde, denn er würde es auch bekommen, als endgültiges Zeichen das er nun einer von ihnen, ein Sklave war. Wenn sie so weitermachten, denn sie ahnte wohin es führte, würde das sicher passieren... Dies und die Bedenken, die auch jetzt immer noch nicht Ruhe geben wollten, ließen sie zu einem Entschluss kommen, auch wenn sich ihr Körper heftig dagegen auflehnte und ihr immer wieder signalisierte, wie dumm sie doch wäre, sollte sie diesen Entschluss tatsächlich in die Tat umsetzen.
    Dadurch viel es ihr auch so schwer sich von seinen Lippen zu lösen. Einen letzten Kuss gestand sie sich noch zu, bevor sie ihren Kopf hob, sich mit den Armen abstützte und etwas Abstand zwischen sich und Xanthias brachte.


    "Ich kann nicht mit dir Schlafen, jedenfalls nicht jetzt, nicht nachdem wir uns heute erst kennengelernt haben. Du magst dir deiner Gefühle sicher sein, aber ich kann das nicht. Ich weiß nicht mal, ob ich das bei meinen eigenen kann."


    Sie machte eine kurze Pause, um zusehen wie er reagierte. Denn sie befürchtete, dass der letzte Satz ihn besonders verletzen könnte, dabei sollte er eigentlich nur ihre Unsicherheit, darüber was nach diesem Abend passieren würde zum Ausdruck bringen.


    "Ich war nie in deiner Situation, aber ich weiß auch was Verlust bedeutet und wie sich Einsamkeit anfühlt und das man in solchen Momenten dazu neigen kann, nach etwas zu suchen, das einem hilft sich besser zu fühlen. Ich will kein Trostpflaster sein und ich will auch nicht wieder denken, dass mich jemand liebt, nur um dann feststellen zu müssen, dass dem doch nicht so ist. Genauso wenig verdienst du es eventuell feststellen zu müssen, dass ich deine Gefühle vielleicht nicht so erwidern kann, wie du es dir wünschst. Ich meine wir leben hier zusammen, wir werden uns Tag sehen, es ist nicht so, dass wir einander einfach aus dem Weg gehen könnten. Aber vermutlich ist es für solche Überlegungen eh schon zu spät..."

    Das Xanthias nichts sagte und Aristea einfach nur ansah, beantwortete ihre Fragen von vorhin. Er empfand eindeutig mehr für sie. Wie hatte das nur in dieser kurzen Zeit passieren können? Sie wusste eine Antwort, aber sie gefiel ihr nicht sonderlich...
    Die Zeit mit ihm dagegen hatte ihr gefallen, sie mochte die Art wie er mit ihr umging und mit ihr sprach, obwohl er viel gebildeter war als sie. Ja im Grunde war er ein Mann, der im Normalfall für sie unerreichbar war oder zumindest nur in einer bestimmten Form. Vor einigen Wochen hätte er sich sicher nicht für sie interessiert. Und jetzt? So wie er sie ansah, wollte er sie vielleicht sogar küssen. Sie selbst hätte sich auch nur ein wenig vorbeugen müssen um es zu tun und während sie ihm so in die Augen sah, war sie versucht es tatsächlich einfach zu tun. Am Liebsten hätte sie diesen Moment in dem alles in der Schwebe war und der Ausgang eigentlich nur von ihrer Reaktion abhing nicht beendet, aber sie war der Meinung, das sie das ansprechen musste, was sie eben gedacht hatte.


    "Du befindest dich seit Wochen in einem emotionalen Ausnahmezustand und ich bin vielleicht seit langem die erste Person, die nett zu dir ist. Ich weiß nicht ob du deinen jetzigen Gefühlen wirklich trauen solltest..."

    Erst zog Aristea ein wenig überrascht ihre Augenbraue hoch, dann lächelte sie wissend, sie war zumindest der Meinung, dass Xanthias die Frage nicht einfach nur so gestellt hatte um sich zu unterhalten oder weil er wissen wollte wer ihr sonst so Nahe stand. Im Grunde hatte er ihr wenig umschrieben die Frage gestellt, ob es einen Mann in ihrem Leben gab, der ihr wichtig war....
    Sie fragte sich nur ob er aus reiner Neugier gefragt hatte oder aus eigenem Intresse. Überraschender Weise gefiel ihr die letzte Vorstellung gar nicht mal so schlecht... Wobei sie sich fragte, welche Grundlage dieses Interesse haben konnte, da sie sich gerade erst heute kennengelernt hatten. Sie wollte allerdings auch nicht fragen, warum er diese Frage an sie gerichtet hatte, da sie nicht davon ausging, dass er sie ehrlich beantworten würde.


    "Nein, ich hab vorhin eigentlich alle aufgezählt auf die das zutrifft, es gibt schon noch Leute mit denen ich mich gut verstehe, aber keiner von ihnen steht mir so Nahe. Der Kreis der Personen ist also relativ klein, da ich nicht einmal mehr meine Eltern dazu zählen kann. "

    Kurz kam Aristea der Gedanke, dass sie ein wenig mit Xanthias flirten könnte. Sie bräuchte sie dazu jetzt nur ein wenig vorbeugen, so als wollte sie ihre Behauptung von vorhin überprüfen, ihr Haar würde ihn dabei vermutlich kurz streifen... Sie verwarf den Gedanken. Xanthias befand sich ihrer Meinung nach in einem emotionalen Ausnahme Zustand, da musste sie seine Gefühle nicht noch weiter verwirren. Außerdem konnte sie ihn immer noch schlecht einschätzen, sicher gefiel es ihr sich mit ihm zu unterhalten, aber da war auch seine Einstellung gegenüber, dies würde sicher noch zu Problemen führen und eigentlich hatte sie nicht vor, sich noch zusätzliche Probleme zu schaffen, darum entschied sie sich für eine harmlosere Antwort. Wenigstens hatte sie Xanthias ein wenig zum Lächeln bringen können, so entschied sie sich ihn ein wenig weiter zu necken.


    "Wenn es dir selber nicht auffällt...Oder bist du in den letzten Wochen so abgestumpft? " fragte sie mit einem Grinsen.


    Xanthias Bitte sich zu ihm zu setzen löste einige Fragen in Aristea aus. Wollte er einfach nur jemanden in seiner Nähe haben, weil es ihm nicht gut ging oder hatte seine Aufforderung einen anderen Grund? Natürlich gab es auch die Möglichkeit das er sie einfach nur nicht weiter stehen lassen wollte, während sie sich unterhielten. Vielleicht wäre es das Beste gewesen, sein Angebot abzulehnen, aber irgendetwas reizte sie es genauer herauszufinden welche ihrer Überlegungen nun zutraf, also nahm sie neben ihm auf der Liege Platz.

    Aristea bemerkte wie ihre Finger einander kurz streiften, als sie Xanthias den Becher reichte und sie fragte sich wie ihr Gespräch wohl weiter verlaufen würde, da sie sich jetzt sehen und berühren konnten. Sie war zumindest davon überzeugt, dass Xanthias ihr einiges nicht erzählt hätte, wenn es vorher schon so gewesen wäre.


    Apropro sehen, es war schon das zweite Mal heute, dass sie Xanthias mit entblöstem Oberkörper sah. Da sie es als unpassend für den Moment empfand, wenn sie ihn länger betrachtet hätte, erlaubt sie sich nur einen flüchtigen Blick und konzentrierte sich lieber auf sein Gesicht. Dieser Blick hatte allerdings gereicht um festzustellen, dass er eine noch recht frisch aussehende Narbe hatte, die ihr am Nachmittag gar nicht aufgefallen war obwohl sie sich über seine gesamte linke Brust zog und vermutlich von den Ereignissen der letzten Zeit herrührte. Sein Gesicht war dagegen, von solchen Verletzungen verschont geblieben, er hatte schöne Gesichtszüge, die zu einem intelligenten und gebildeten jungen Mann passten. Obwohl seine braunen Augen im Halbdunkel des Zimmer fast schwarz wirkten, konnte man immer noch den traurigen Ausdruck in ihnen erkennen und der Schmerz der in ihnen lag, würde wohl nicht so schnell verschwinden.


    "Was dein Aussehen angeht hast du von heute Nachmittag auf dem Markt bis jetzt eine ziemliche Entwicklung durch gemacht, eindeutig zum Besseren hin und du riechst auch besser..." fügte sie mit einem schelmischen Grinsen hinzu. Vielleicht würde sie ihn mit dieser Bemerkung ein wenig zum Lächeln bringen.


    "Nur deine Handgelenke sind noch immer ziemlich in Mitleidenschaft gezogen." stellte sie nach einer kurzen Pause fest.

    Es war an der Zeit sich endlich um die Aufgabe zu kümmern die Seiana ihr gegeben hatte. Da es in den Sklavenunterkünften so gut wie keine Möglichkeit gab, dort etwas ordentlich auf zu schreiben, hatte der Sklave der sich um die Bibliothek kümmerte, ihr erlaubt dies in der Bibliothek zu tun. So saß sie dort nun und machte sich Gedanken über die Verwaltung eines Betriebes, so ganz allgemein, denn Seiana hatte ihr nicht verraten um welchen Betrieb es genau gehen sollte. Ihre Erfahrung was das anging beschränkte sich auf einige Gespräche zwischen ihrer früheren Herrin und ihrem Verwalter die sie mitangehört hatte und auf das Miterleben und Beobachten der Verwaltung eines römischen Haushaltes, der zwar kein Betrieb war aber trotzdem groß genug um eine Art eigenen Verwalter zu haben.


    In einem Betrieb gibt es verschiedene Bereiche, um die sich der Verwalter kümmern muss, das Lager, das Führen von Listen, den Verkauf,die Gewinnung von Kunden und die Produktion.Natürlich tut er das alles nicht selbst bzw. allein, aber er überwacht es zumindest und trifft die Entscheidungen nach den Vorgaben seiner Herrin. Beim Lager muss er darauf achten, dass immer genug Waren für den Verkauf und die Produktion vorhanden sind, aber bei verderblichen Waren auch nicht so viele das sie schlecht werden, da dies nur unnötige Kosten verursacht. Das Führen von Listen ist wichtig, damit man weiß, wie viele Waren im Lager sind und welche Ausgaben und Einnahmen es im Betrieb gibt. Beim Verkauf sollte er sich Gedanken darüber machen wie er seine Preise gestaltet und welchen Kunden er ansprechen möchte und wie er sie gewinnen kann. Bei der Produktion sollte er darauf achten, dass sie reibungslos verläuft und die Abläufe nicht unnötig viel Zeit oder Material kosten.


    Sie las sich den Text noch einmal durch, vielleicht würde sie ihn später noch einmal überarbeiten und Dinge ergänzen, bevor sie ihn an Seiana weiterreichte, aber fürs Erste war sie mit dem Grundgerüst ganz zufrieden.

    Also hatte sie ihn doch überzeugen können, sie gehen zu lassen. Sie war auch ganz froh, dass er nicht zäher verhandelt hatte, mit seiner Bedingung konnte sie gut leben.


    "Versprochen ich werde dir morgen die Casa zeigen, zumindest wenn man mir keine andere Aufgabe gibt und Demetrios mich lässt und sich nicht zu sehr aufdrängt die Aufgabe selbst zu übernehmen."


    Also machte sie sich langsam auf den Weg zur Tür des Servitriciuums, sie war zwar selbst noch nicht solange in der Casa, aber den Weg dorthin kannte sie inzwischen gut genug um ihn auch im Dunkeln zu finden, auch wenn sie sich lieber noch etwas vorsichtig vortastete. Schließlich hatte sie die Tür ohne blaue Flecke davon zutragen erreicht und machte sich auf den Weg Richtung Küche, dort konnte man auch um diese Zeit noch Wasser bekommen, da die Tür nie abgeschlossen wurde. Nach einiger Zeit kehrte sie mit zwei Bechern aus Ton, die mit Wasser gefüllt waren wieder zurück, ließ aber diesmal die Tür des Servitriciuums einen Spalt breit auf, so dass Licht vom Flur in den Raum fallen konnte. Ihre Augen hatten sich nach dem Ausflug in die Küche noch nicht wieder an die Dunkelheit gewöhnt und so konnte sie den Weg leichter finden und auch Xanthias in dem Zimmer leichte ausmachen. Schließlich hatte sie sein Lager erreicht und blieb vor ihm stehen.


    "Hier für dich."


    Sagte sie mit einem Lächeln und hielt ihm einen der beiden Becher entgegen.


    "Es ist leider wirklich nur Wasser, auch wenn für dich der Saft von Schlafmohn vermutlich besser gewesen wäre."


    Zumindest war Aristea überzeugt davon, dass Xanthias heute Nacht nur dann einschlafen würde, wenn die Erschöpfung ihn völlig übermannte und das konnte eine ganze Weile dauern, wenn überhaupt.

    Die Tatsache, dass er offensichtlich galant sein wollte und beabsichtigte für sie beide das Wasser holen, brachte Aristea zum Lächeln. Sie musste an seine Vorstellung auf dem Markt denken, er hatte zu Hause wohl wirklich gute Umgangsformen gelernt und legte nun ein Benehmen an den Tag, dass sie von Männern ihr gegenüber nicht immer gewohnt war. Trotzdem stand sie entschieden auf und zog sich ihre Tunika über.


    "Ich schlage vor, ich sehe dein Angebot nicht nur als guten Willen sondern als quasi in die Tat umgesetzt an und gehe trotzdem. Ich meine es wird so bald nicht wieder passieren, dass sich jemand anbieten wird etwas für dich zu holen. Da solltest du die Gelegenheit jetzt nutzen." Außerdem hatte sie im Laufe des Gesprächs gemerkt das es ihm wirklich nicht gut ging, da wollte sie einfach etwas Nettes für ihn tun. "Morgen zeige ich dir dann, wo alles in der Casa ist und beim nächsten Mal gehst du." fügte sie diplomatisch hinzu und hoffte das er ihren Vorschlag so eher akzeptieren würde.

    Überrascht stellte Aristea fest, dass Xanthias und sie genau gleich alt waren, sie hatte sich zwar gedacht das sie ungefähr gleich alt sein mussten, aber so genau konnte man das natürlich nie sagen. Leider hatte sie bei dem zweiten Teil ihrer Erzählungen wohl doch ein unglückliches Thema gewählt und ihn so wieder an seine Familie erinnert. Allein die Tatsache, dass er sich am Ende des Satzes korrigieren musste, führte ihm sicher wieder vor Augen, dass das von dem er sprach vorbei war. Darum entschloss sie sich das Thema besser ruhen zu lassen, auch wenn sie gern noch etwas über das Leben in seiner Familie erfahren hätte.


    "Es tut mir leid, ich wollte dich nicht an deine Heimat erinnern." dabei lag ehrliches Bedauern in ihrer Stimme"Ich weiß, dass auch schöne Erinnerungen sowohl Segen als auch Fluch sein können. Man hat das Gefühl, sie wären, das Einzige was einen von dunklen Orten wegbringen könnte und auch das Einzige was einem geblieben ist, aber wenn man sich ihnen zu lange hingibt, geht es einem meist nur noch schlechter."


    Aristea schob die Bettdecke beiseite und setzte sich auf den Rand der Liege. Das Erzählen hatte sie durstig gemacht und sie wollte aufstehen um sich etwas Wasser zu holen.


    "Ich hol mir etwas Wasser, soll ich dir irgendetwas mitbringen?"

    Xanthias sagte nichts.Aristea wartete noch einen kurzen Augenblick und lauschte in die Dunkelheit, seine Atmung war genauso wie vorher, sie war nicht ruhiger oder gleichmäßiger geworden, somit war er sicher nicht eingeschlafen, außerdem saß er dort noch immer genauso wie vorher. Also machte sie sich daran weiterzuerzählen.


    "Jemand hat mir einmal von einem Garten erzählt, indem es so viele Pflanzen und Brunnen geben soll, dass es dort selbst im Sommer angenehm kühl ist. Wenn man den Garten betritt soll es so sein, als würde man eine andere Welt betreten, außerhalb ist es heiß und die wenigen Pflanzen wurden von der Sonne versengt, aber innen ist alles grün und die Luft angenehm und erfrischend. Mit meinen eigenen Augen, habe ich es allerdings noch nicht gesehen."


    Sie überlegte mit welchen Schilderungen sie ihn als nächstes ein wenig ablenken könnte. Der Tag an dem sie das erste Mal das Meer gesehen hatte erschien ihr ausgesprochen ungeeignet, schließlich hatte er Schiffbruch erlitten. Welche schönen Momente hatte sie noch erlebt? Die meisten kamen ihr im Nachhinein betrachtet so banal und so wenig berichtenswert vor. Schön war ihr erster Kuss gewesen, aber davon wollte sie nicht erzählen, denn mit der Erinnerung daran kamen auch spätere weniger schöne Momente in ihr Bewusstsein zurück. Sie entschloss sich schließlich von den Saturnalien zu berichten.


    "Du hast schon von den Saturnalien gehört? Ich glaube in Griechenland feiert man sie nicht. Für Sklaven sind sie etwas ganz besonderes und ich freue mich ehrlich gesagt schon das ganze Jahr auf sie. Wir können dann feiern, uns ausruhen und sind mit unseren Herren gleichgestellt. Überall in der Stadt wird gefeiert und es gibt Gladiatorenspiele. Bei meiner früheren familia gab es immer ein großes Festmahl, mit Speisen die wir als Sklaven sonst eher nicht bekamen. Wir haben uns untereinander manchmal auch kleine Geschenke gemacht. Ich glaube meine schönsten Saturnalien waren als ich 13 Jahre alt war. Meine Mutter schenkte mir damals, einen verzierten Kamm für meine Haare und meinte ich könnte ihn sicher gut gebrauchen, da ich nun langsam eine Frau werden würde. Ich habe den Kamm heute noch. Wie alt bist du eigentlich?"


    Richtete sie nun eine Frage an Xanthias.

    Trotz der Dunkelheit im Raum, gab es noch genug Licht, so dass Aristea zumindest Xanthias Umrisse erkennen konnte und so entging ihr auch nicht, wie er bei ihrer Antwort, dass sie nicht aus Griechenland stammte leicht in sich zusammensackte. Sicher konnte sie seinen Wunsch nach einem Landsmann mit dem er sprechen konnte verstehen, dennoch versetzte es ihr einen leichten Stich.


    Vermutlich hätte sie Seiana von seiner Einstellung zu Rom erzählen müssen. Aber waren das wirklich so große Neuigkeiten für ihre Domina? Sie musste sich zumindest nach seinen Äußerungen auf dem Sklavenmarkt denken können, dass er den Römern gegenüber nicht so positiv eingestellt war und das traf wohl für einen Teil römischer Sklaven zu. Hmm vielleicht wären die Gründe für seine Wut auf Rom interessant gewesen, aber irgendwie widerstrebte es ihr, dass was er ihr scheinbar gerade im Vertrauen erzählt hatte an ihre Herrin weiterzuleiten.
    Wobei sie sich nicht sicher war, ob Xanthias so etwas wert schätzen würde, nachdem was er erzählt hatte schien er sich für etwas Besseres zu halten. Dabei saßen sie beide eigentlich im selben Boot. Ganz unabhängig davon, was er früher gewesen war, waren sie beide Sklaven in Rom. Allerdings hielt sie es nicht für klug, ihm das jetzt zu sagen, genauso wie ihn darauf hinzu weisen, dass ein Römer noch ganz andere Wünsche an ihn richten konnte, als nur den Vortrag eines Gedichts. Es wäre nur schmerzvoll für ihn und schmerzvolle Momente hatte es in seinem Leben in letzter Zeit mehr als genug gegeben. Es musste schwer für ihn sein, schließlich hatte er sein altes Leben und seine ganze Familie verloren, nur sein nacktes Leben war ihm geblieben. Wahrscheinlich war das auch ein Grund dafür, dass sie den Gedanken Seiana von diesem Gespräch zu erzählen ablehnte. Ja sie nahm in gewisser Weise an seinem Schicksal anteil, auch wenn sie sicher nicht nach empfinden konnte wie er sich fühlen musste.


    "Du wirst sicher noch andere Griechen in Rom treffen" versuchte sie ihn ein wenig aufzumuntern, denn ihr war klar, dass er nicht wollte, dass sie sich zu seiner Lebensgeschichte äußerte, sonst hätte er gewartet bis sie etwas dazu gesagt hätte und nicht gleich die Bitte angeschlossen, sie solle von etwas Schönem erzählen. Vielleicht bereute er auch schon ihr das Alles erzählt zu haben."Demetrios, der heute auf dem Sklavenmarkt dabei war ist zum Beispiel Grieche." Auch wenn Aristea nicht wusste ob und wie lange er in Griechenland gelebt hatte."Und Demokedes, der für mich immer so eine Art Ziehvater war stammt auch aus Griechenland. Leider lebt er nicht in dieser Casa, genauso wie meine Freundin Tomyris, aber sie sind beide hier in Rom. Ich wünschte nur ich könnte sie öfter sehen..." Es war schön mit Demokedes über ihre Mutter zu sprechen und er gab ihr auch oft gute Ratschläge, aber Xanthias möglichst etwas positives hören, darum erzählte sie lieber weiter von ihrer Freundin."Vorallem da man mit Tomyris viel Spaß haben kann, sogar bei der Arbeit. Sie ist unheimlich aufgeschlossen und kommt schnell mit anderen Leuten in Kontakt. Es gibt Leute die sie als etwas zu Vorlaut bezeichnen würden, aber sie würde mir immer helfen wenn ich ein Problem hätte oder wenn sie das nicht kann mir zumindest zuhören. Ich hätte sie auch mitten in der Nacht wecken können und es wäre ihr egal gewesen glaube ich...Hier in der Casa sind meine Lieblingsorte der Garten und die Bibliothek, Seiana hat mir erlaubt sie in meiner Freizeit zu benutzen, ich hatte noch nicht viel Gelegenheit dazu, aber ich würde gerne mehr lesen. Der Garten hat meiner Meinung nach eine besondere Atmosphäre, die Pflanzen und man kann den Himmel sehen, gerade abends kann man dort ein paar schöne Farbspiele beobachten. Es gibt in Rom zwar einige größere Gärten, aber trotzdem gibt es hier sicher nicht so viel grün, wie in deiner Heimat. Gerade wenn vorher in den Straßen Roms unterwegs war, ist es schön in den Garten zu kommen."


    Sie machte eine kurze Pause für den Fall das Xanthias etwas sagen wollte, ansonsten würde sie weitererzählen.

    Glücklicherweise waren die römischen Häuser vom Aufbau alle relativ ähnlich, so dass Aristea eigentlich keine Probleme gehabt hatte sich in der Casa Decima zu orientieren, aufpassen musste sie allerdings als Demetrios ihr die Räume der Herrschaften zeigte, schließlich wollte sie später nicht ausversehen an die falsche Tür klopfen. Kurz darauf, waren sie auch schon am Ende der Hausführung in der Küche angekommen.


    "Salve" begrüßte sie die Köchin die ihr Demetrios gerade vorgestellt hatte und erwiderte deren freundliches Lächeln, wobei sie auch gleich noch ihre Frage beantwortete.Ja ich würde wirklich gern etwas Essen. Kann ich mir auch etwas von der Suppe nehmen?"


    Fügte sie noch hinzu, weil sie nicht den Eindruck erwecken wollte, dass sie erwartete von der Köchin bedient zu werden, sie war ja auch nur eine Sklavin hier in der Casa. Nachdem die Köchin dies mit einem Nicken bestätigt hatte und Aristea sich auch etwas von der Suppe genommen hatte, folgte sie Demetrios Aufforderung und setzte sich zu ihm.


    "Nicht zum Haus, aber ich würde gerne wissen, was für eine Herrin domina Seiana ist? Ich habe bis jetzt nur kurz mit ihr gesprochen."