Beiträge von Aristea

    Mit einer starken Reaktion von Seiten Seianas hatte Aristea nicht gerechnet, aber sie hatte gedacht, dass Seiana zumindest etwas zu Xanthias Verhalten sagen würde, womit sie sich offensichtlich geirrt hatte. Ihre neue Herrin schien was ihre Gefühle anging wirklich ausgesprochen kontrolliert zu sein. Zum einen konnte es das Leben als Sklavin durchaus angenehm machen, wenn es keine großen Wutausbrüche gab, zum anderen konnte es aber auch den Nachteil haben, dass man nie genau wusste, ob die Herrin einen nun insgeheim tadelte oder zufrieden war. Denn Aristea war sich sicher, dass sich Seiana trotz aller Beherrschheit ihre eigene Meinung bildete. Man musste also auf jede kleine Veränderung ihrer Mimik achten und das konnte zu weilen auch anstrengend sein.


    "Ich heiße Aristea"


    beantwortete sie aber nun endlich auch Xanthias Frage, nachdem Seiana geendet hatte. Dabei schenkte sie ihm kurz einen aufmunternden Blick, der bedeuten sollte, dass es hätte schlimmer laufen können, dann folgte sie ihrer Herrin in Richtung Casa der Gens Decima.

    Sim-Off:

    Kein Problem :) Ich wünsch dir gute Besserung


    "Ich hoffe wirklich das deine Suche, damit ein Ende hat. " meinte sie und erwiderte sein Lächeln"Ich fand es auch schön dich kennengelernt zu haben. Rom ist zwar groß, aber vielleicht treffen wir uns ja wirklich zufällig noch einmal."


    Vielleicht kannten sich ihre Herrinen auch, dann wäre es noch wahrscheinlicher, aber Aristea war noch nicht lange genug bei Seiana um zu wissen, welche Bekannten sie in Rom hatte.

    Überraschender Weise schien doch nicht alles an diesem Tag schief zu laufen, jemand kam ihr zur Hilfe und vertrieb den Bettler entgültig. Aristea fragte sich, ob er es aus reiner Nettigkeit getan hatte oder etwas dafür wollte? Erstaunlicher Weiser sah ihr Helfer ausgesprochen gut aus. Er hatte eine beeindruckende Statur, die vermuten ließ, dass auch der Rest sein Körpers so muskulös war seine Arme und seine Haare waren von einem Schwarz, wie es der Himmel über Rom nur in Neumondnächten zeigte. Das Beste war aber seine Ausstrahlung, es lag nicht nicht zur Selbstvertrauen in seinem Auftreten, sondern ein gewisser Glanz, den jemand der sein Selbstbewusstsein allein aus dem Vertrauen in seine Fähigkeiten zog nicht hatte. Ihre Gedanken konnte man aber im Höchstfall daran erahnen, dass ihr Blick ein wenig zu lange auf ihm geruht hatte.
    Leider war er nicht nur selbstsicher sondern ein wenig zu selbstsicher und so wurde ihr erster positiver Eindruck doch etwas getrübt. Er war durchaus galant keine Frage, aber warum nur hatte er sie "meine Schöne" nennen müssen, so als hätte er durch seine Hilfe eine Art Anspruch auf sie. Sie mochte es ohnehin nicht wenn Leute die kein Recht dazu hatten, im Zusammenhang mit ihr Possesivpronomen benutzten. Es reichte völlig, wenn ihre Herrin dies tat bzw. wenn sie es sich von ihr anhören musste. Darum war Aristeas anfängliches Lächeln im Laufe seiner Ausführungen auch immer verhaltener geworden.


    "Das hast du schon, vielen Dank..."antwortete sie. Diese Aussage meinte sie durchaus ernst und das hörte man auch, trotzdem konnte sie es sich nicht verkneifen Folgendes hinzuzufügen. "...aber deswegen bin ich nicht gleich deine Schöne."wobei sie das "deine" betonte. Sie schaffte es aber wenigstens dem letzten Teil ihrer Aussage keinen allzu bissigen Unterton zu geben.


    Trotzdem hatte sie deswegen ein leicht schlechtes Gewissen, der Mann hatte ihr immerhin geholfen. Darum fügte sie noch ein versönlich gemeintes " Wobei es nichts daran ändert, dass der Bettler mir ohne deine Hilfe vermutlich noch bis nach Hause gefolgt wäre"hinzu.

    Aristea hätte Xanthias Frage zu gerne mit ja beantwortet, nicht weil er sich eine solche Antwort vermutlich wünschte, sondern weil sie jetzt einfach nirgendwo wirklich dazu gehörte, sie war keine Griechin und erst recht keine Römerin, dass einzige was sie war, war eine Sklavin in Rom.


    "Nein, meine Mutter war Griechin, sie wurde noch vor meiner Geburt als Sklavin nach Rom gebracht. Ich bin bei ihr hier in der Stadt aufgewachsen."


    Aristeas Vater war ein syrischer Sklave gewesen, aber ihre Mutter hatte kaum über ihn gesprochen, dafür hatte sie viele Geschichten über Griechenland erzählt. Sie hatte diese Geschichten immer gerne gehört, aber sie wollte Xanthias nicht darum bitten über Griechenland zu berichten, dass hieße nur in offenen Wunden zu bohren. Sie lehnte sich mit dem Rücken zurück gegen die Wand, um diese Jahreszeit, war es in Rom schon recht heiß, die Wand dafür aber noch angenehm kühl. Während sie eine leichte Gänsehaut bekam, überlegte sie ob sie eine der Fragen stellen sollte, die sie schon den ganzen Nachmittag über beschäftigt hatten. Gut im Zweifel konnte Xanthias sie einfach nicht beantworten wie die Frage zuvor.


    "Warum hast du das auf dem Sklavenmarkt heute eigentlich gesagt? Ist es dir wirklich so egal was mit dir passiert?"


    Das er die Römer nicht mochte hatte sie verstanden, aber warum lag ihm so wenig an seinem eigenen Schicksal.

    "Ja, bin ich. Ist bei dir alles in Ordnung?" fragte sie und in ihrer Stimme schwang ein wenig Besorgnis mit. Eigentlich war die Frage überflüssig, sie konnte an seiner Stimme hören, dass bei ihm vermutlich nicht alles in Ordnung war, aber sie erwartete auch keine ehrliche Antwort von ihm. Vielmehr wollte sie, dass er das Gefühl hatte, das sich jemand dafür interessierte wie es ihm ging. Unabhängig davon, was sie heute auf dem Markt über ihn gedacht hatte und wie er sonst vielleicht sein mochte. Er war neu als Sklave und das war keine einfache Situation, unabhängig davon, was er vielleicht vorher schon erlebt bzw. durchgemacht haben mochte. Es war etwas, dass sie vorher schon bei anderen erlebt hatte und in das sie sich einfühlen konnte, auch wenn sie es selbst, dadurch das sie in der Sklaverei geboren worden nie so erlebt hatte.
    Ansonsten tat sie nichts und blieb einfach auf ihrem Bett sitzen. Schließlich kannten sie sich nicht und wäre sie aufgestanden und zu ihm hinüber gegangen, hätte sie das als zu aufdringlich empfunden. Sie wollte ihm lieber die Möglichkeit lassen, mit seinen Gefühlen allein zu sein, wenn er es wollte. Von daher war es hilfreich, dass es so dunkel im Zimmer war, die Dunkelheit bot eine Art Schutz und beiden im Notfall die Möglichkeit so zu tun, als ob nichts wäre.

    Da Seiana mit dem neuen Sklaven sprach und angedeutet hatte, dass sie Aristea heute Abend nicht mehr brauchen würde und es ausnahmsweise auch sonst keine Aufgaben im Haus für Aristea gab, war sie früher in die Sklavenunterkunft gegangen um mal etwas mehr Schlaf zu bekommen. Leider ließ sich ihr Vorhaben nur nicht so leicht in die Tat umsetzen und Aristea lag noch eine ganze Weile wach, entweder lag es daran, dass sie es nicht gewöhnt war so früh schlafen zu gehen oder ihr fehlte die sonst übliche, durch die anderen Sklaven verursachte Geräuschkulisse. Gerade war sie dabei langsam einzudösen, als sie ein dumpfes Geräusch wieder vollends weckte. Einen Moment brauchte sie um sich zu orientieren, dann konnte sie eine Silhouette im Raum ausmachen. Ja das musste der Verursacher des Geräuschs sein. Sie schaute eine ganze Weile zu ihm herüber und hatte deswegen ein leicht schlechtes Gewissen, da sie sich wie ein Spanner fühlte, denn ihr Gegenüber wähnte sich allein, allein mit seinen Gedanken, allein in der Dunkelheit und sie hatte nun das Gefühl durch ihre Anwesenheit, in dieses bisschen Privatsphäre einzudringen, an einem Ort an dem es sowieso kaum so etwas wie Privatsphäre gab. Schließlich entschloß sie sich doch dazu, auf sich aufmerksam zumachen, indem sie sich aufsetzte, wobei sie ihre Bettdecke allerdings mit nach oben zog.
    Im Halbdunkeln war der andere nicht sicher zu erkennen, den Umrissen nach konnte es Xanthias sein, aber sicher war sie sich nicht, sie war sich nur sicher, dass es ein Mann sein musste. Trotzdem entschloss sie sich ihn auf griechisch anzusprechen, falls sie mit ihrer Vermutung recht hatte, würde es ihn sicher freuen in seiner Muttersprache reden zu können, falls er es nicht war würde sie sich damit herausreden können, dass sie sich eben geirrt hatte.


    "Kannst du oder willst du nicht schlafen?"


    Die Frage war auch für den Fall, dass sie sich irrte allgemein genug gewählt.

    Als der Händler Xanthias zu ihnen brachte, stieg Aristea ein nicht gerade angenehmer Geruch in die Nase, eine Mischung aus muffiger Wäsche, abgestandenem Schweiß und anderen Ausdünstungen des Körpers, sowie alten Essensgerüchen. Unbewusst wich sie ein wenig zurück und hätte am liebsten die Luft angehalten, aber das war leider keine dauerhafte Lösung. Ein mit Parfüm beträufeltes Taschentuch wäre jetzt nicht schlecht gewesen, aber so etwas besaß sie nicht. Ihr blieb also nichts anderes übrig als es auszuhalten und vielleicht würde sie sich im Laufe des Heimwegs ein wenig daran gewöhnen und den Geruch nicht mehr so wahrnehmen.
    Allerdings brachte Xanthias selbst es fertig sie ein wenig davon abzulenken, indem er Seiana nach ihrem Namen fragte. Irritiert schaute Aristea ihn an. Er war ein Sklave und zumindest in dieser Situation, wäre es ihrer Meinung nach besser gewesen darauf zu warten bis seine neue Herrin ihn ansprach und sich vorstellte, als selbst als Erstes das Wort an sie zu richten. Außerdem verbeugte er sich ebenso vor ihr wie zuvor vor Seiana, dabei war sie nur eine Sklavin und ihr stand es nicht zu so behandelt zu werden wie ihre Herrin.
    Trotzdem musste sie zugeben, dass ihr Xanthias dadurch insgeheim sympatischer wurde. Nachdem er vorhin erzählt hatte, er stamme aus einer wohlhabenden Familie hatte sie befürchtet, er könnte sich deshalb für etwas besseres halten und sie von oben herab behandeln. Nun gut die Zeit würde zeigen, ob ihr erster Eindruck wirklich gänzlich falsch gewesen war. Jetzt schaute Aristea zu Seiana hinüber, wie diese wohl auf die Worte von Xanthias reagieren würde, erst dann würde Aristea sich selbst vorstellen.

    "Ja das kann ich gut verstehen, dass das Latein in Rom anders klingt und dir manchmal ein paar Begriffe fehlen. Ich selbst kann zwar ganz gut Griechisch, aber wäre ich in Griechenland, ich bin sicher das mir dort auch manchmal ein paar Wörter fehlen würden."


    Aristea lächelte, als sie hörte das der Knoten im Gedächtnis von Aedan offensichtlich geplatzt war. Mit diesen Angaben konnte man schon viel mehr anfangen.


    "Vestimentum formosus also..." sie überlegte ebenfalls einen Augenblick. Was stand noch mal wirklich auf dem Schild am Laden, an den sie vorhin gedacht hatte. Könnte es nicht auch verstimentum formosus gewesen sein. Je länger sie nachdachte desto mehr kam sie zu dem Schluss, dass es tatsächlich so war. "Ja ich glaube das ich ihn kenne. Du folgst dieser Straße bis zur nächsten Kreuzung, dort biegst du links ab, nach einer Weile gabelt sich die Straße auf, dort gehst du rechts, auf der rechten Seite müsste der Laden dann irgendwann kommen. Falls ich mich irre und es ist doch nicht der richtige Laden, musst du noch mal einen anderen Passanten fragen, du weißt ja jetzt zumindest den Namen."Freundlich fügte sie hinzu."Du brauchst dir jetzt zumindest keine Sorgen mehr machen, das deine Herrin sauer auf dich sein könnte."

    Aristea hatte ihre Herrin Seiana auf ihrem Gang in die Stadt begleitet und stand infolgedessen nun neben ihr auf dem Sklavenmarkt. Am liebsten wäre sie weiter gegangen und hätte die Sklavenhändler und die anderen zum Verkauf stehenden Sklaven einfach hinter sich gelassen. Dieser Ort deprimierte sie immer ein wenig und kein anderer Ort erinnerte sie so sehr daran was ihr Stand eigentlich bedeutete wie dieser. Leider tat Seiana ihr diesen Gefallen nicht und so musste auch Aristea stehen bleiben.
    So hatte sie auch zwangsläufig dem Sklaven auf dem Podest zugehört und fragte sich was ihn geritten hatte gerade diese Auswahl zu treffen? Da sie Halbgriechin war und bei ihrer griechischen Mutter aufwuchs, hatte sie auch ohne Probleme seine Beleidigung verstanden. Wollte er dem Sklavenhändler das Geschäft verderben? Wenn hatte der Sklave dort oben seinen Plan nicht sonderlich gut durchdacht, denn der Sklavenhändler würde ihn wenn auch mit deutlichen Einbußen schon irgendwie loswerden und sei es an einen Steinbruch. Die andere Möglichkeit war, dass er einfach nur dreist oder ignorant genug war, um anzunehmen, dass man in Rom kein Griechisch verstand. Jedenfalls waren das alles Aussagen, die sie selbst nie getätigt hätte, weil ihr die Erfahrung in all den Jahren gezeigt hatte, dass sich sowas nicht auszahlte. Umso überraschter war sie nun, dass ihre Herrin tatsächlich für den Sklaven dort oben auf dem Podest bot. Hatte sie sich das wirklich gut überlegt? Naja sollte Seiana wirklich erfolgreich mit ihrem Gebot sein, machte Aristea die Aussicht demnächst mehr Zeit mit dem Mann dort oben verbringen zu müssen nicht gerade glücklich. Er hatte seinen neuen möglichen Herren schon gegenüber keinen Respekt gezeigt, wer wusste ob er das bei seinen Mitsklaven tun würde? Er machte auf sie jedenfalls den Eindruck, als sei er jemand der sich um so etwas nicht sonderlich scherte.

    Gedankenversunken machte Aristea sich auf den Rückweg vom Markt, sie hatte gehofft, vielleicht einen der Sklaven aus ihrer früheren familia zu treffen, auch wenn sie bei den Decima langsam Anschluss fand, vermisste sie die anderen doch. Nur ihre früheren Herren vermisste sie nicht wirklich, obwohl sie eigentlich schon immer recht distanziert gewesen waren, nahm Aristea ihnen die Tatsache, dass sie sie verkauft hatten übel. Schließlich hatte Aristea ihr ganzes Leben bei ihnen verbracht und versucht ihre Wünsche zu ihrer Zufriedenheit zu erfüllen. Der Verkauf war für sie so etwas, als würde man das was sie bisher getan hatte kein bisschen Wertschätzen,obwohl dieses Gefühl vielleicht gar nicht gerechtfertigt war.
    Erst jetzt sah Aristea sich richtig um und ihr fiel auf, dass sie den gewohnten Weg eingeschlagen hatte d.h. vielmehr den Weg zum Haus ihrer früheren Herren. Einen Moment blieb sie verwirrt stehen, dann drehte sie sich abrupt um und machte sich auf den Rückweg zum Markt. Wie hatte ihr das nur passieren können, sicher waren die Gedanken, denen sie nachgehangen hatte daran Schuld.
    So dachte sie, als sie nun direkt von einem Bettler angesprochen wurde, ob sie ihm nicht ein wenig Geld für ihn hätte. Das musste eine direkte Folge ihrer kurzzeitig gezeigten Verwirrung und Unsicherheit sein.Sie war sich sicher das Bettler ein besonderes Auge für so etwas hatten. Nun musste sie versuchen ihn irgendwie loszuwerden, schließlich war es nicht ihr eigenes Geld, das sie bei sich trug sondern das ihrer Herrin. Aber ihre Worte, das sie ihm nichts geben könne, beeindruckten ihn nicht sonderlich, im Gegenteil er erwies sich als besonders hartnäckig. Da abweisende Worte nichts halfen, versuchte sie ihn nun einfach zu ignorieren und schließlich gab er auf, allerdings nicht ohne ihr noch ein paar deftige Worte und Flüche hinterher zu schicken.
    Warum musste ihr das nun gerade auch noch passieren? Kurz spielte mit dem Gedanken, dem Bettler auch etwas hinterher zu rufen oder gar umzudrehen. Aber das konnte durchaus unangenehm für sie enden. Außerdem sollte sie jetzt besser aufpassen, sie war schon vorhin zu sehr in Gedanken gewesen und dabei von ihrem eigentlichen Weg abgekommen, wer wusste was beim nächsten Mal passieren würde. Noch immer ein wenig verärgert grub sie ihre Finger in ihre Handinnenfläche, um sich zumindest so ein wenig abzureagieren.


    Sim-Off:

    Reserviert

    Aristea hatte ihre Bemerkung über das "Quatschen" wohl etwas zu beiläufig gemacht, denn eigentlich hatte sie eine Art Scherz sein sollen für Áedán hatte es aber scheinbar nicht so geklungen.


    "Keine Sorge, ich weiß das ich dich angesprochen habe. Meine Bemerkung dahingehend war nicht ernst gemeint." meinte sie mit einem Augenzwinkern. "Aber widmen wir uns mal wieder deinem Hauptproblem, der Suche nach der Schneiderin..."sie grübelte eine Weile vor sich hin."Selbst wenn sie Anchesa heißen sollte, der Name sagt mir leider nichts, du könntest damit allerdings andere Passanten nach dem Weg fragen. Aber die Schneiderei von der ich vorhin sprach, heißt glaube ich vestis formosa oder so ähnlich...Kommt dir der Name bekannt vor?"

    Aristea nickte, als Seiana von den zusätzlichen Bedingungen die an die Benutzung der Bibliothek geknüpft waren sprach, sie würde sich in Zukunft daran halten.
    Aber letztlich wäre das alles allein zu schön gewesen, letztlich musste es doch noch einen Haken geben. Das Zeichen der Decima hatte Seiana gesagt. Bisher hatte Aristea den Gedanken, das so etwas möglicherweise auf sie zukommen könnte verdrängt, jetzt wurde ihr Gesicht ernst und sie senkte ein wenig den Blick, damit Seiana nicht so gut darin lesen konnte. Es zeigte sich darin nämlich nicht nur Angst vor möglichen Schmerzen sondern auch ein wenig Bitterkeit bei dem Gedanken an ihre früheren Besitzer, die ihr zwar auch ihren Stempel aufgedrückt hatten, sich aber recht mühelos von ihr getrennt hatten, obwohl sie ihr bisheriges Leben bei ihnen verbracht hatte.
    "Ja domina, das werde ich tun."antwortete Aristea auf die weiteren Anweisungen Seianas. Sie wartete noch einen einen Moment ob Seiana noch etwas hinzufügen wollte, als dies nicht geschah verließ Aristea das Zimmer ihrer Herrin.

    "Hmm, du sagtest eben Anchesa. Bist du sicher, dass es nicht dieser Name ist? Ich glaube der Name ist zumindest ägyptisch."


    Für einen Freigeborenen, der noch nicht lange Sklave war, war Áedán wirklich ausgesprochen bemüht einen guten Eindruck bei seiner Herrin zu machen. Mit irgendetwas musste sie sich gehörigen Respekt bei ihm verschafft haben. Aristea fragte sich, ob sie wirklich so genau wissen wollte womit. Dabei kamen ihr die sonstigen Anforderungen seiner Herrin die Áedán genannt gar nicht so ungewöhnlich oder besonders streng vor.


    "Wir werden alle getestet, schließlich wollen unsere Herren wissen, ob wir das Geld wert sind, dass sie für uns bezahlt haben. Ich muss mich bei meiner neuen Herrin auch noch bewähren. Wenn ich Glück habe und mich als geeignet erweise, darf ich ihr bei der Verwaltung ihrer Betriebe helfen, das ist besser als das Haus putzen zu müssen." Was vermutlich auch genau ihre Aufgabe werden würde, sollte sie den Test nicht bestehen. "Sei also froh wenn deine Herrin möchte, dass du Lesen und Schreiben lernst. Je höher deine Bildung ist, desto so höher ist möglicherweise auch das Niveau deiner Aufgaben und desto besser wird es auch dir gehen. Einfache Arbeitssklaven sind dagegen schnell und leicht zu ersetzen."


    Aus diesem Grund war sie jetzt immer noch froh, dass man ihr seiner Zeit Lesen und Schreiben beigebracht hatte.
    Aufmerksam sah sie Áedan an. Sein rotblondes Haar erinnerte sie entfernt an einen Sonnenaufgang und auch seine helle Haut dürfte einigen Römern gefallen. Nicht umsonst versuchten die meisten Römerinnen einen möglichst blassen Teint zu haben. Auch wenn Áedán nicht unbedingt Aristeas Typ war. Letztlich hatte ihn wohl sein Aussehen davor bewahrt, als Arbeitssklave in einem Betrieb oder in der Landwirtschaft zu enden. Gerade wenn er bis jetzt nie Lesen und Schreiben gelernt hatte.


    "Achja warum sollte deine Herrin denken, dass du versucht hättest wegzulaufen? Solange wirst du doch unmöglich unterwegs sein, oder planst du erst spät nachts heimzukommen? Sie wird vermutlich eher denken, du hättest getrödelt, getrunken und mit Frauen geschwatzt. Letzteres tust du immerhin sogar gerade." Merkte Aristea mit einem Grinsen an.

    "Oha, dass wird schwierig mit deiner Beschreibung die richtige Schneiderin zu finden." entfuhr es Aristea. Sie überlegte kurz dann fuhr sie fort."Ich weiß nicht ob ich deine Schneiderin kenne, zumindest war ich noch nie bei ihr im Laden. Aber du meintest es wäre nicht weit von hier...Hier in der Nähe ist tatsächlich ein Schneider und der Laden wird glaube ich auch von einer Frau geführt, ob sie Ägypterin ist weiß ich nicht. Ich bin nur häufiger bei meinen Besorgungen daran vorbeigekommen. Vielleicht hast du Glück und es ist der Laden den du suchst."


    Es konnte aber auch irgendein anderer Laden sein, zu dumm dass er sich den Namen nicht gemerkt hatte, damit hätte er sich im Zweifel besser durchfragen können. Zumindest war ihr Gegenüber zunehmend freundlicher geworden und sie bereute es nun weniger ihm Hilfe angeboten zu haben. Vielleicht hatte er sich auch nur Sorgen darüber gemacht, wie seine Herrin wohl reagieren würde, sollte er den Schneider nicht finden. Ja, dass konnte in der Tat ein guter Grund für sein Verhalten gewesen sein.


    "Ich heißte Aristea." beantwortete sie schließlich seine Frage." Was meinst du, wird deine Herrin sehr verärgert sein, falls du den Schneider nicht findest? Ist sie sehr streng?" Sie hoffte das er diese Frage nicht als zu direkt empfinden würde, schließlich hatten sie sich gerade eher zufällig auf der Straße getroffen.

    Wirklich glücklich oder dankbar sah der junge Mann über die angebotene Hilfe nicht aus. Entweder versuchte er sich noch immer verzweifelt an den Weg zu erinnern oder es störte ihn, dass gerade eine Frau ihm Hilfe anbot und ihn in einem "schwachen" Moment erwischte. Solche Männer sollte es auch geben. Sie hoffte nur, dass sie nicht an so jemanden geraten war. Innerlich seufzte sie auf. Allerdings brachte sie es auch nicht fertig ihn einfach stehen zu lassen und weiter zu gehen, nachdem sie ihn schon angesprochen hatte. Jedenfalls wusste sie nun das er auch ein Sklave war.


    "Rom ist nicht nur groß, Rom hat auch viele Schneider. Hat deine Herrin dir denn gesagt, wie der Schneider heißt oder wie sein Geschäft aussieht oder dir vielleicht einen Straßennamen genannt? "


    Ihre Antwort fiel ein wenig harscher als beabsichtigt aus. Aber sie fing sich gleich wieder, schließlich hatte sie in all den Jahren als Sklavin gelernt, ihre Empfindungen anderen gegenüber verstecken zu können und sie wollte ihr übereiltes Hilfsangebot nun wenigstens ordentlich zu Ende bringen.


    "Denn ohne einen Anhaltspunkt werde ich dir leider nicht helfen können." fügte sie nun freundlicher und mit einem bedauernden Lächeln hinzu und deutete dem Mann doch zu ihr herüber zu kommen, damit er nicht weiter den Weg blockierte.

    Aristea sog die Eindrücke, Farben und Gerüche die sich ihr auf den Märkten boten tief in sich ein. Es war immer wieder schön hier zu sein, auch wenn es nicht zu ihrem eigenen Vergnügen war und sie ein paar Besorgungen für ihre neue Herrin Seiana zu erledigen hatte. Nachdem sie die Auslage eines Gemüsehändlers etwas genauer untersucht hatte, überlegte sie kurz was als nächstes auf ihrer Liste stand, genau der Besuch beim Tuchhändler. Sie schlug den entsprechenden Weg ein und ließ sich vom Strom der Passanten mitziehen, als vor ihr plötzlich ein Paar breite Schultern und ein Schopf rotblonder Haare auftauchte.
    Der Mann war einfach mitten auf dem Weg stehen geblieben und zwang nun die anderen Passanten dazu, sich murrend an ihm vorbeizuschieben. Aristea folgte Ihnen, legte dabei aber automatisch ihre Hand an ihren Geldbeutel. Wer wusste schon so genau, ob das Ganze nicht nur ein Ablenkungsmannöver von Taschendieben war und der Komplize in der entstandenen Verwirrung gerade dabei war die Taschen ahnungsloser Passanten zu leeren.
    Nachdem sie an dem "Hindernis" vorbei war, schob sie sich an den Rand der Gasse und blieb dort stehen um die Szenerie genauer zu beobachten. Ihr fiel allerdings nichts Verdächtiges auf und während sie jetzt, das Gesicht des Mannes der einfach stehengeblieben war musterte, hatte sie den Eindruck dort echte Zeichen von Ratlosigkeit und Verwirrung zu finden. Den Gedanken, der Mann könnte Teil einer Bande von Taschendieben sein, verwarf sie daraufhin. Eher war er ein Sklave oder ein Peregrinus der neu in der Stadt war. Jedenfalls hatte er ihr Interesse geweckt und so vergas sie die Tatsache, dass es in Rom nicht immer ratsam war mit Fremden zu sprechen kurzzeitig.


    "Du bist neu hier, oder?" rief sie zu dem Mann herüber und ließ dabei offen ob sie Rom oder den Markt meinte."Wo willst du denn hin? Vielleicht kann ich dir helfen." Beendete sie ihre Aussage und lächelte dabei freundlich.

    Den Weg zu Mattiacus Zimmer kannte der Ianitor inzwischen gut, so klopfte er wieder einmal an die Tür und wurde auch schon kurz danach ins Zimmer gerufen.


    "Verzeiht, dass ich störe aber im Tablinum wartet ein Senator auf euch, der sich gerne für den Cursus Iuris anmelden würde, zumindest sagte er mir das."

    Aristea hatte versucht in Seianas Gesicht ein Zeichen von Zufriedenheit oder Ablehnung gegenüber dem zuvor gehörten zu erkennen. Aber sie hatte nichts entdecken können, entweder war es Seianas Art oder Absicht. Sie hoffte nur das Seiana sie in Zunkunft nicht ebenso im trüben fischen lassen würde, denn im Grunde war für einen Sklaven nichts wichtiger als seinen Herren zufriedenzustellen und schlechte Stimmung bei diesem zu erahnen, ansonsten konnte man schnell das Opfer, von Wutausbrüchen, Beschimpfungen und sogar durch die Gegend geworfener Gegenstände werden, durchaus auch ungerechtfertigter Weise. Zumindest hatte sie diese Erfahrung bei ihrer früheren Herrin machen dürfen.
    Seiana machte momentan zwar nicht so einen Eindruck, aber was wusste sie schon über sie. Ja was wusste sie schon über sie? Das sie offenbar ebenfalls gerne las. Andere Vergnügungen waren ihr dagegen wohl nicht ganz so wichtig denn dazu hatte sie nichts gesagt und damit hatte es sich. Gut und sie hatte Aristea im Fall zufriedenstellender Arbeit ein paar Privilegien bzw besondere Freiheiten in Aussicht gestellt. Allerdings war Aristea weit davon entfernt, dies für eine reine Nettigkeit von Seianas Seite zu halten. Es sollte wohl eher eine besondere Motivation für sie sein, eine Art mach was ich will, dann bekommst du was du willst, so lief es doch meist. Trotzdem musste sie bei der Aussicht darauf lächeln.


    "Ich bin 23. Aber ich darf in meiner freien Zeit..." vorausgesetzt sie hatte sie irgendwann tatsächlich"wirklich die Hausbibliothek benutzen? Ohne vorher zu fragen?" Gerade bei letztem Punkt war sie sich nicht sicher, denn die Schriften dort waren schließlich wertvoll und einige Sklaven schreckten nicht davor zurück ihre Herren zu bestehlen, nicht dass sie selbst zu dieser Sorte gehört hätte.