Beiträge von Kaeso Iulius Vestinus

    Vestinus ging den Flur entlang, bald müsste er aufbrechen. Seine Sachen waren bereits von den Sklaven gepackt wurden, aber er wollte noch eine kleine Sache erledigen. Er ging zu Caras Zimmer, blieb aber vor der Tür stehen. Er legte die beiden Kleidungsstücke ab und legte einen Zettel darauf. Dann verschwand er.



    Salve Cara!


    I.Tunika: Zu groß
    II.Tunika: Schreckliche Farbe


    Eventuell könntest du noch einmal auf den Markt gehen? Die Stücke gefallen mir alle beide nicht. Der Stoff ist gut, aber die Farben! Wer solch eine Kleidung herstellt, gehört ans Kreuz genagelt. Aber Danke für deine Bemühungen, auch wenn sie nicht fruchteten.


    P.S. Ich habe im Hof etwas für dich hinterlassen, ich hoffe es gefällt dir.


    Vale, Vestinus,

    Ein kleiner Mann wartete im Hof auf Cara. Neben ihn ein groß gewachsener Hengst, welche neben ihn scharrte. Das Pferd war knapp vier Jahre alt und von besonderer Schönheit. Vestinus hatte es vor seiner Abfahrt für Cara gekauft, um sich einige Pluspunkte zu verdienen. Es wurde aus Hispania geliefert und trug den Namen Pax. Den Namen hatte sich Vestinus extra ausgesucht, da er ein Waffenstillstandsabkommen mit seiner Cousine suchte. Er hoffte Cara würde dies Annehmen.

    Felix und Vestinus waren nun den gesamten Tag unterwegs gewesen, zum Ärgernis von Vestinus, hatte Felix die ersten Sammelstellen alleine überprüft. Vestinus durfte lediglich auf die Pferde aufpassen, da Felix meinte, man könnte den Bewohnern der umliegenden Dörfer Roms nicht trauen. Am späten Abend trafen sie auf ein kleines Dorf und sattelten ab. Obwohl das Dorf einen Umweg darstellte, ritten sie dennoch hin. Niemand von den beiden hatte Lust in der Natur zu kampieren. Man suchte die Taverne auf und mietete ein Zimmer. Es war nicht besonders prächtig, aber für ihre Zwecke ausreichend. Wie immer...


    Vestinus hielt es nicht lange auf dem Zimmer und er begab sich hinab in den Schankraum. Sein Magen wurden gefüllt mit Wein und Brot, ehe Felix zwei Prostituierte an den Tisch einlud. Gemeinsam trank man und genoss den Abend. Ein Witz, eine alte Geschichte und schließlich das geschäftliche. Vestinus seine war hässlich wie die Nacht, aber das war egal. Weder wollte er sie heiraten, noch mit ihr Briefe schreiben. Es ging nur um die Befriedigung und so gingen die vier hinauf ins Zimmer...

    Es war noch sehr Früh am Morgen, einigen hätte wohl gesagt es wäre noch tiefste Nacht. Die ersten Sonnenstrahlen gingen endlich über der ewigen Stadt auf und Vestinus erreichte das Stadttor, welches zur Via Latina führte. Es war sehr windig und kalt, dennoch war Vestinus unter seinem dicken Mantel ziemlich heiß. Er war etwas spät dran und lief daher auch schneller. Als er endlich am Stadttor ankam, war er alleine. Lediglich einige Wachmannschaften beäugten ihn Misstrauisch. „Ein Glück, Felix ist zu spät...“ sagte er zu sich selbst. Nun war die Gefahr vorüber. Felix könnte nicht darüber meckern das Vestinus zu spät war, da er selber zu spät kam. Hätte aber auch ein wirklich schlechten Eindruck auf Vestinus hinterlassen. Immerhin war er erst seit einigen Wochen bei der Truppe und konnte es sich nicht leisten, zu spät zu kommen.


    Einige Minuten verstrichen bis Felix mit zwei Pferden ankam. Vestinus machte große Augen, er hatte schon lange kein Pferd mehr geritten, dass letzte mal... vor etwa zwei Jahren. Beim letzten Ritt fiel er unglücklich vom Pferd und litt seit dem an starken Rückenschmerzen, welche ihn ab und an in überfielen.


    „Salve Vestinus! Wartest du schon lange?“


    „Das kann man wohl sagen...“ log Vestinus und ging auf ihn zu um ihn die Hand zu schütteln.


    „Lügner!“ Felix lachte, er wusste das Vestinus einfach nicht in der Lage war zu lügen. Zeugte eventuell von einen guten Charakter.


    „Naja, ist ja auch egal!“ Vestinus grinste und nahm die Zügel seines Pferdes.


    Nachdem die beiden Aquari ihr Gepäck verstauten hatten, konnte es endlich los gehen. Behutsam stieg der junge Aquarius auf das Pferd, es fühlte sich vertraut an und das Pferd schien bereits an ihn gewöhnt zu sein. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Pferde so alt waren. „Ich glaube auf diesen Gäulen ist bereits Augustus geritten.“
    Felix zuckte lässig mit den Schultern. „Für unsere Aufgaben reicht es, außerdem wurde uns der Etat gekürzt. Kannst froh sein das wir nicht mit den Händen graben müssen.“
    Dann schwiegen beide und ritten aus Rom hinaus.

    Argwöhnisch beobachte Vestinus das Verhalten seiner Cousine. Sie schien unbeherrscht und wollte ihn am liebsten bei jeden Wort ans Leder. Zum Glück für ihn, war Corona dar. Wie ein guter Jäger hielt sie ihren kampflustigen Hund an der Leine und tätschelte seinen Kopf, damit jener sich beruhigt.


    „Vorsicht Cara, jetzt gehst du zu weit.“ Ermahnte er seine Cousine, die im Begriff war seinen Vater und ihn selber zu Beleidigen. Vestinus mochte seinen Vater noch nie, aber hier galt es die Ehre zu verteidigen. Sein von Ironie und Sarkasmus getränktes Gesicht wurde ernster, seine Augen kleiner.
    Er konnte seiner Cousine natürlich nicht lange böse sein und so versuchte er die Situation zu überspielen.


    Als ihr Handrücken sein Gesicht berührt, ging er instinktiv einen Schritt zurück. Er mochte es gar nicht von anderen Menschen berührt zu werden, dies wusste diese schlaue Natter aber bestimmt schon.
    „Da hast du natürlich Recht.“ Er fuhr über sein Kinn und schüttelte langsam den Kopf. „Der Sklave der mich heute rasiert hat, wird ausgepeitscht. Ich werde es mit Centho seiner Erlaubnis veranlassen.“ Mit kühlen Blick schaute er seine Cousine an und ließ sie nicht wissen, ob er es ernst damit meinte. Etwas Züchtigung und Essensentzug sollten es vielleicht auch tun.


    Nachdem ihn die beiden Frauen den Rücken zugekehrt hatten, schaute er sich noch etwas um. Sein Blick fiel auf die große fülle der Pflanzenwelt, welche im Hortus zu finden war, aber seine Gedanken gereisten nur um Cara. Würde es bei kleinen harmlosen Scharmützeln bleiben, oder würde sie einen Schritt weiter gehen. Vestinus würde versuchen ihr erst einmal aus dem Weg zu gehen. „Hoffentlich bringt sie mir die Kleidung mit...“ sagte er zu sich selbst. Seine Bitte war durchaus ernst gemeint. Aber zum Glück war Vestinus die nächste Woche nicht in Rom und konnte Cara ihren Launen damit entgehen.


    An Lucius Iulius Centho
    Casa Iulia



    Salve Centho,


    bitte wunder dich nicht das ich dir einen Brief übermittle, wo ich doch unter deinem Dach lebe. Da du zur Zeit viel zu tun hast, wollte ich dich nicht stören und dir nur Bescheid geben, dass ich wohl die nächste Woche oder sogar Wochen nicht hier bin. Ich habe den Auftrag erhalten, eine Wasserleitung außerhalb von Rom zu überprüfen. Wünsche mir Glück!


    Mögen die Götter ihre schützende Hand über dich halten, Freund.


    Vale Bene
    Vestinus



    P.S. Wunder dich bitte nicht über das förmliche Siegel. Ich wollte einmal den Siegelring ausprobieren, den du mir geschenkt hast.

    Sim-Off:

    :D


    Eine Person betrat das Büro. Zu Anfang schenkte Vestinus dieser Person keine Beachtung, da es üblich war das in diesem Büro ein und aus gegangen wurde.Erst nachdem er ein Salve vernommen hatte, blickte er hoch und erkannte den Curator Aquarum. Sofort stand er auf und grüßte höflich zurück. "Salve, Curator Aquarum!" Er hörte seinen Vorgesetzten zu und nickte bedächtig. Zum Glück stellte er ihn Felix zur Seite, der wesentlich mehr Erfahrung mit solchen Dingen hatte als er selbst. „Gut, ich sage Felix Bescheid, wir brechen gleich Morgen bei Tagesbeginn auf.“

    Bereits seit Tagen verbrachte Vestinus fast jeden Tag und jede Nacht im Büro. Die Akten stapelten sich immer mehr auf seinem Schreibtisch und er konnte kaum noch die Wände des Büros erkennen. Beschwerden, Baumaterialanforderungen, Berichte, Rechnungen und noch mehr Beschwerden. Für jede bearbeite Akte, kam drei neue hinzu. „Jetzt reicht es!“ Vestinus stand auf und öffnete das Fenster. Er schaute hinaus und japste nach Luft. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging er zurück und sah sich noch einmal diese seltsame Baumaterialanforderung an. Warum verbrauchten die so viel Steine? Wissen die nicht wie Teuer das ist? Ist ja nicht so, als ob Steine aus dem Boden heraus wachsen würden...

    Vestinus erwischte sich dabei, wie er ab und an zu Cara schielte. Er genoss es, wenn sie ihr Gesicht verzog und es bereitete ihn eine gewisse Genugtuung. „Meine Lehrer?“ Sprach er erstaunt. „Wohl eher meine Familie. Besonders als Kind habe ich einige Schäden erlitten, welches mich bis heute prägen. Du bist übrigens nicht ganz Unschuldig daran... ich bin ein Produkt meiner Umgebung...“ Er lachte und stupste sie mit der Hüfte an. Diese Beziehung konnte ja noch heiter werden. Zum Glück war die Casa nicht groß genug, dass Cara sich vor ihm verstecken konnte. Vestinus würde sie ihn den Wahnsinn treiben. Das war sein Plan!


    Aufmerksam lauschte er Corona und nickte. „Da hast du natürlich vollkommen recht, Corona. Wir beide haben uns sehr schlecht benommen. Cara ihr schlechtes Verhalten wird sich bessern, dass verspreche ich! Meines natürlich auch...“ schob er noch schnell hinterher.


    „Nun, wenn die Damen jetzt zum Markt gehen, möchte ich sie natürlich nicht davon abhalten. Ich werde mich noch etwas im Hortus umsehen und mich dann auf meine Arbeit stürzen.“ Er lächelte beiden zu. „Ach Cara, ob du mir vielleicht einen Gefallen tun könntest? Ich bräuchte eine neue Tunika für die Arbeit, etwas flottes. Du weiß schon, es sollte gut aussehen. Aber nicht besser als die Kleidung meines Vorgesetzten. Leider habe ich für so etwas kein Händchen. Würdest du mir etwas heraus suchen auf dem Markt? Oder besser gleich zwei.“ Mit einem Engelsgleichen lächeln bat er sie darum. Sie würde bestimmt nicht ablehnen. "Corona könnte dich ja Beraten, wenn sie mag."


    An: Oberaufseher der Aquädukte Roms
    Von: Aquarius Iulius Vestinus



    Betreff: Schlechter werdende Wasserqualität der Aqua Anio Vetus.



    Ehrenwerter Curator Aquarum, bereits seit einer Woche häufen sich auf meinem Tisch die Berichte von der schlechter werdende Wasserqualität des Aqua Anio Vetus. Obwohl jene Leitung für ihr recht schlammiges Wasser bekannt ist, habe ich Untersuchungen angeordnet. An mehreren Stellen der Stadt wurden Proben entnommen, welche wesentlich mehr Ablagerung pro Gefäß hinterließen, als noch vor fünf Wochen. Da es die letzten Wochen kaum geregnet hat, können wir den Regen als Grund für die schlechte Qualität ausschließen. Die Stelle, welche die Verunreinigung zulässt, muss daher außerhalb vom Rom zu finden sein.


    Mit deiner Erlaubnis würde ich der Sache gerne nachgehen und bitte um einen zusätzlichen erfahrenen Bautrupp.


    P.S. Die schlechter werdende Wasserqualität bedroht laut Angaben des Zuständigen Auquarius Felix, weder die Gesundheit noch das Leben der Bürger.


    Vale,
    Aquarius Iulius Vestinus


    ANTE DIEM XIV KAL IUN DCCCLX A.U.C.

    Am Abend.


    Vestinus erreichte mit seinen Kollegen das Büro. Die Arbeit für heute war beendet und sie kamen eine gutes Stück vor ran. Vestinus wurde Heute gezeigt, wie man richtig Zement an mischt und ihn einsetzte. Auf seiner ganzen Kleidung befanden sich Zementreste, welche wohl nie wieder so richtig heraus gehen würden. Sein kaputter Rücken spielte zum Glück mit und hatte ihn nicht im Stich gelassen.


    Der müde Krieger nahm Platz und genehmigte sich einen Becher Wein, wie seine anderen Kollegen. Von draußen hörte man die Sklaven, welches die Werkzeuge reinigten und für den nächsten Tag vorbereiteten. Der Menschenschlag der sich Aquarius nannte, war ein recht lustiger Typus. Seine Kollegen waren allesamt freundlich und hilfsbereit. Obwohl sie eine eingeschworene Truppe waren, ließen sie Vestinus nicht im Regen stehen, sondern gaben ihn die Chance Teil dieser Truppe zu werden.


    Nach dem die jeweiligen Bauleiter ihren Vorgesetzten von ihren Fortschritten berichtet hatten, wurden sie für heute entlassen. Auch Vestinus verabschiede sich und ging nach Hause. Er war erschöpft und glücklich zugleich.

    Vestinus, der noch immer an der Berührung durch Cara litt, verzog sein Gesicht zu einer Fratze, als sie plötzlich anfing sich wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Meine guten Manieren du eingebildete Zicke? Ich zeig dir gleich mal wo meine Manieren sind“... dachte sich Vestinus und versuchte zu lächeln. Ohne seinen Rücken zu wenden, verneigte er sich vor Corona. „Ich bitte meine Manieren zu Entschuldigen, in letzter Zeit bin ich nicht mehr ich selbst. Erst letzte Woche habe ich meinen Vater dem Hades übergeben und ich bin noch ganz gelähmt. Er war der letzte Mensch meiner Familie, den ich gut kannte. Er starb bei dem Versuch, ein kleines Mädchen aus einer brennenden Insula zu retten. Zwar gelang es ihm, aber er musste einen hohen Preis dafür zahlen. Mitten in Capua, umringt von einer weinenden Menschenmenge, verstarb er in meinen Armen. Ich habe diesen Verlust noch nicht ganz verkraftet und bitte daher um Entschuldigung. Mein blutenes Herz vernebelt ab und an meine Gedanken. Ich hoffe ich bin dir nicht zu nahe getreten, Corona?“ Seine Augen wurden leicht feucht und er verbarg seinen Blick vor lauter Scham.


    Das sollte dieser Cara eine Lehre sein. Niemand belehrt einen Trauernden. Das es Vestinus sein Vater war, der das Haus in Brandt steckte, ließ er lieber unerwähnt. Aber jedes Gericht der Welt hätte ihn Recht gegeben. Mieter die nicht zahlen, muss man irgendwie heraus bekommen... Zum Glück gab es nie eine Untersuchung und man erklärte die Brandursache offiziell zu einen Unfall und seinen Vater postum zum Helden.


    „Nein, geh noch nicht! Nicht wegen Cara. Wir beide necken uns doch nur...“ Er wischte sich die heraus gedrückte Tränen weg und versuchte zu lächeln. „Du kommst also aus Germanien? Das klingt aber Interessant. Nicht wahr, Cara?“ Ohne ihre Antwort abzuwarten redete er weiter. „Germanien kenne ich nur aus Geschichten meines alten Hauslehrers. Ist es wahr das die Männer so groß wie kleine Bäume werden?“


    Ab und an warf er einen Blick hinter sich, immer in der Angst, Cara würde das nächste Attentat auf ihn planen. Womöglich würde Vestinus noch in einen alten Brunnen fallen oder an vergiften Wein sterben. Bei diesem Mädchen war einfach alles möglich. Und doch wollte er ihre Geselligkeit nicht missen und schob sie elegant und sanft neben sich, als wären sie beste Vertraute.

    Vestinus genoss es sichtlich in solch begabte Hände gefallen zu sein. Die zarten, aber dennoch kräftigen Finger, waren wesentlich prickelnder als jene vom Kelten. Obwohl auch er ein gewisses Talent mitbrachte. Aber natürlich war es etwas ganz anderes, von solch einem Weib massiert zu werden. Jeder Muskel, sogar jene von denen Vestinus überhaupt nichts wusste, entspannten sich. Er fühlte sich wie auf Wolken gebettet. Vorbei war die Angst vor Berührungen, zumindest für diesen Abend. Als plötzlich die Sklavin zu ihm sprach, fühlte er einen angenehmen Schauder über seinen Rücken laufen. Die wärme ihres Atems ließen die kleinen Nackenhaare empor stehen und ihr weiblicher Duft erreichte die Sinne des jungen Mannes. „Nicht aufhören, komm etwas näher.“ Sein rechter Arm löste sich und er griff nach hinten. Er berührte kurz ihr Knie um sich zu versichern, dass sie sich nicht entfernte. Noch nie hatte Vestinus eine Frau so berührt, er war vollkommen überrascht von so einer weichen Haut. Er hielt die Texte der Dichter, über die Haut der Frauen, immer für maßlos übertrieben. Aber nun musste er eingestehen, dass er es war, der sich maßlos getäuscht hatte.

    Vestinus folgte dem musternden Blick seiner Cousine und konnte über ihre Gedanken nur rätseln. Er war sich unsicher was sie dachte, allerdings konnte es nichts gutes sein. Als ihr Blick kurz auffällig auf seinen Kinn landete, war es vollkommen um ihn geschehen. Hatte er beim schlafen etwa gesabbert? Wie Peinlich! Er räusperte sich, fuhr mit der Hand zur Tarnung zum Mund und streifte dabei sein äußerst attraktives Kinn. Zum Glück fühlte es sich Trocken an. Es musste also etwas anderes sein.


    „Ich habe nicht geschlafen... ich habe mich lediglich... ausgeruht.“


    Vestinus konnte nur schlecht lügen, aber diese Blöße wollte er sich nicht geben. Nicht vor seiner „Lieblingscousine“. Jetzt wo er seine hübsche Cousine genauer betrachtete und sein Blick auf die rot-blonden Haare fielen, begannen die Seiten seiner Erinnerungen sich fast von alleine zu füllen. Dieses Biest hatte ihn damals in den Fischteich geschuppst. All seine Freunde waren anwesend und er hört das Gelächter noch heute in seinen Träumen. Damals konnte er noch nicht schwimmen.


    Ihm kam ein schrecklicher Gedanke. Wollte seine Cousine ihn etwa umbringen lassen? Der Gedanke war so absurd, dass Vestinus sofort darauf an sprang. Natürlich! Sie kam ihn den Hortus, entdeckte den schlafenden Vestinus und sah ihre Chance gekommen. Sie rief einen verschwiegenen Sklaven zu sich, den sie womöglich die Freiheit versprochen hatte, der die Tat ausführen sollte. Kurz bevor es so weit war, erkannte sie das der Ast womöglich nicht ausreichen würde. Um ihre Spuren zu verwischen und auf eine bessere Möglichkeit zu warten, weckte sie Vestinus. Damit könnte sie auch sein Vertrauen erwecken und ihn in Sicherheit wiegen, bis es so weit war. So muss es gewesen sein!


    Zum Glück verdrängte Vestinus diesen Gedanken schnell wieder, aber er würde sie im Auge behalten.


    „Centho hat mich gebeten, nach dem Tode meines Vaters, nach Rom zu kommen und hier eine Stelle anzunehmen. Er meinte, du würdest dich freuen...“ Die bitter-süße Ironie in seiner Stimme konnte er sich diesmal wirklich nicht verkneifen. „Und da bin ich, Lieblingscousine Cara.“ Fast, aber nur um sie zu ärgern, hätte er seine Arme weit geöffnet und sie fest an sich gedrückt.


    Vestinus wandte sich an Iulia Corona und zwängte sich genau zwischen sie und Cara, so dass Cara nur noch Vestinus seinen Rücken sehen konnte.


    „Es wäre wirklich ein Jammer, wenn du dir einen Sonnenbrand einfangen würdest. Bei uns in Capua achten die hübschen Mädchen auch sehr auf ihre schöne Haut. Darf ich mich Vorstellen wie es der Anstand gebührt? :D Kaeso Iulius Vestinus. Ich bin mir nicht sicher ob wir uns bereits kennen, es ist schon sehr lange her, dass ich Kontakt zur Familie hatte.“


    Ein ehrliches und aufrichtiges lächeln ging über seine Lippen, welches allerdings mehr davon herrührte, dass er Cara ins Abseits geschoben hatte.

    „Ich verstehe...“ sprach Vestinus und kam sich hilflos vor. Er hatte so gut wie keine praktische Erfahrung und stand da wie der Neue vor der Klasse. Aber zum Glück winkte ihn Laronius Merula heran, der ihn auf einen leeren Platz am Ende des Tisches verwies. Die Besprechung ging fast eine halbe Stunde und Vestinus war sich nun im klaren darüber, was er eigentlich tun sollte. Oder besser gesagt, wem er folgten sollte. Die Mannschaften brachen auf zur fröhlichen Arbeit.

    Vestinus war zwar noch lange nicht ausgenüchtert, erwachte aber dennoch. Sein Blick galt der liebreizenden Sklavin, welche nackt war. Sie erinnerte ihn an Staturen von Göttin, welches doch so unerreichbar für die sterblichen waren. Einfach alles schien an ihr Perfekt. Und das sagte er nicht, weil er betrunken war! Er überlegte kurz wie Centho sie genannt hatte. Aber dann fiel ihn ein, dass ihr Name noch gar nicht gefallen war. Er richtete sich etwas auf und schaute zum Kelten. „Wie heißt sie?“ „Tsuniro, Dominus“
    Vestinus schaute in ihre Richtung, ein naives und verliebtes lächeln ging über seinen Mund. „Ich möchte mich jetzt doch von dir massieren lassen, Tsuniro.“ Das musste man sich einmal überlegen. Vestinus, der junge Mann, welcher immer darauf Bedacht war Abstand zu halten und Berührungen vermied, bat die hübsche Sklavin ihn zu massieren. Ein Sinneswandel, der nicht nur durch den Alkohol zu Stande kam. Vestinus wollte mit dem Feuer spielen, obwohl er nur verlieren konnte.

    Vestinus war sich unsicher. Die Höflichkeiten änderten sich von Jahr zu Jahr und er hatte wohl die Neuste Reform versäumt. Wie war das noch gleich? Der Mann grüßt die Frau? Daran konnte es nicht gelegen haben. Schließlich hatte Vestinus sie bereits mit einen Salve begrüßt. Obwohl der oder die Ankommende Person eigentlich zuerst grüßen sollte. Und so weit er die Sache beurteilen konnte, war die Dame hier die „Ankommende Person“. Aber sei es darum. Aufgrund dessen sollte man keinen Streit beginnen, da gab es wesentlich bessere Gründe... :D


    Ich kenne sie, ganz bestimmt! Immer wieder durchblätterte Vestinus seine Gedanken wie ein Buch. Aber die Seiten blieben leer. Erst als sie sich Vorstellte, wie es sich gehört, konnte Vestinus sie einordnen.


    „Iulia Cara... freut mich... Kaeso Iulius Vestinus, Sohn des Marcus Iulius Clemens. Oder besser gesagt, freut mich dich wiederzusehen.“


    Sie war es also! Die berüchtigte Cousine aus vergangenen Tagen, welche Vestinus einerseits abgöttisch liebte und gleichzeitig abgöttsich hasste. Er wusste gar nicht mehr was damals vorgefallen war auf der großen Familienfeier, aber sein Vater sprach nur schlechtes über ihren Vater. Dies hatte allerdings nichts zu bedeuten. Vestinus sein Vater sprach schlecht über jeden Menschen. Sogar über seinen eigenen Sohn. Aber ganz besonders über seine Brüder, Caras Vater. Vestinus sein Onkel.


    „Ich möchte dir danken, eventuell hast du mir mit deinen Ruf das Leben gerettet.“ Vestinus lächelte. Er wusste genau das dem nicht so war, aber niemand konnte das Gegenteil beweisen und solch eine kleine Schmeichelei könnte eventuell die frostige Beziehung etwas auftauen.


    Beide schwiegen sich an, als plötzlich ein weiterer Akteur die Bühne betrat. Ebenfalls eine sehr junge Dame. Eine hübscher als die andere, wie Vestinus feststellte. Centho dürfte seinen Spaß haben, mit solchen hübschen Wesen in Rom zu flanieren und damit die neidischen Blicke der Männer auf sich zu ziehen. Da sie nicht direkt das Wort an ihn richtete, schwieg er. Aber sein Neugieriger Blick traf beide Frauen.

    Vestinus folgte dem Curator Aquarum, der trotz seines Alters bei erstaunlicher Kondition war. Endlich erreichten sie das Büro und Vestinus grüßte verlegen in die Runde. „Guten Tag!“ Dies waren also seine neuen Kollegen. „Ehrenwerter Curator Aquarum, wem soll ich mich anschließen?“