Romaeus hatte den halben Nachmittag Simplex beim Umräumen der Zimmer geholfen, da neben Valerians Rückkehr auch ein Gast im Hause erwartet wurde.
Es war eine ziemlich umständliche Arbeit und - für seine Verhältnisse, auch ganz schön öde. Denn wer natürlich wurde von Simplex dazu abkommandiert, sämtliche staubigen Ecken zu säubern? Ganz klar - als jüngster Sklave mußte er dafür herhalten.
Menschen wie Möbel standen oder rannten chaotisch im Weg herum, und mitten drin wuselte der kleine germanische Junge hin und her. Bis schließlich Rufe laut wurden, der Herr sei zurück gekehrt - und, gerade als sich der allgemeine Auflauf wieder ein wenig zu legen schien, noch jemand an die Tür bollerte.
"Romaeus! Geh mal und mach auf!" Das war Pera, die, den Arm voller Wäsche, den Kopf aus dem Badezimmer streckte, nur um gleich darauf wieder zu verschwinden.
"Jaha!" Genervt stellte der Junge den Besen in die nächstbeste Ecke und rannte zur Tür. Kaum hatte er diese geöffnet, sah er in ein bärtiges Gesicht mit ebenso bärtigen Augenbrauen.
"Salve!" begrüßte er ihn automatisch, denn selbst dem Jungen war klar, daß dies niemand anderes sein konnte, als der Gast, wegen dem der ganze Haushalt Kopf stand. Kurz warf er einen Blick über die Schulter, aber immer noch nix war von Pera zu sehen.
"Ähm - Entschuldigung, Herr, komm doch bitte rein, hier sind nur gerade - äh, zahlreiche Vorbereitungen zu treffen."
Gut, letzteres sah wohl ein Blinder mit Krückstock! Allerdings hatte Romaeus gerade an einem anderen Problem zu knabbern - sollte er jetzt losrennen, und Pera oder Simplex holen, oder doch lieber hier stehen bleiben - oder gar selbst den Gast zu seinem Gemach führen? Oder doch lieber zu Valerian?
Letzterer Gedanke führte dann doch zu weit.
"Ich - hol eben jemanden für dein Gepäck, Herr."
Pfeilschnell flitzte das Kind los, zurück in das Zimmer, wo Simplex immer noch mit diversen Schränken beschäftigt war. Vor lauter Eile übesah Romaeus prompt einen Putzeimer, der in der Ecke stand und krachte prompt über ihn.
"Aarh!" Fluchend rappelte der Junge sich aus der - zum Glück nur seifigen - Pfütze hoch.
"Sermo ist da, ich hab ihn reingelassen, aber ich weiß nicht, wo er zuerst hin soll!" warf er dem älteren Sklaven seine Verwirrung in einer ungewollt frechen Beschwerde entgegen.