Beiträge von Ragnarus Romaeus

    Huhu an alle!


    Also, ihr werde's schon gemerkt haben, im Moment leide ich unter chronischem Zeitmangel und leider auch unter Motivationsverlust, was das IR angeht.


    Daher möchte ich bitte meinen Romy ins Exil verschieben, weil ich nicht ausschließe, daß ich später wieder zu euch zurückkomme.


    Liebe Grüße


    Romaeus

    Romaeus war schon ein klein wenig skeptisch gewesen, nicht etwa wegen des Treffens der vielen Frauen, sondern weil auf diesem Treffen so viele kleine Kinder waren.
    Schnell aber zerstreute sich die Sorge des Sklavenjungen, nachdem er erst einmal die kurze, aber freundlich-resolute Bekanntschaft mit der Amme der kleinen Zwillinge gemacht hatte.


    Die ersten Minuten vergingen zügig mit Begrüßungsrufen, Umarmungen, Juchzern und steitigem Hin und Her reichen der Kinder, was bei ihm insbesondere Rufus betraf. Inzwischen hatte Romaeus den Bogen raus, wie er mit dem Säugling am besten umgehen mußte - und auch, wie er diesem die Langeweile vertrieb und gleichzeitig den Frauen ihre Wünsche in Form der ersten Getränke und Imbißplatten reichen konnte.


    In dem ganzen Getümmel saß Rufus abwechselnd auf seinem und Calvenas Arm und schien für's erste mit dem Stück Apfel zufrieden zu sein, an dem er eifrig herumkaute, während er all die Menschen um sich herum mit neugierigen Blicken in Augenschein nahm. Und falls er des Obstes überdrüssig wurde, hatte Romaeus bereits einen Kanten Brot zurechtgelegt.
    Soeben war Rufus wieder in die Arme seiner Mutter gewandert, was Romaeus dazu nutzte, ein paar Gläserränder von einem der Tabletts zu putzen.

    In dem ganzen Hin und Her, das seit Tagen im Haus herrschte, war Romaeus kaum dazu gekommen, seine eigenen Sachen zusammenzupacken. Obwohl er als Sklave nur sehr wenig besaß, hatte er das meiste davon quer durchs Haus verteilt. Nachdem er seine Steinesammlung aus dem Stallversteck geholt und in ein Tuch geknotet hatte, brauchte er eine geschlagene halbe Stunde, um seine Tabula zu finden. Aus unerfindlichen Gründen fand er diese schließlich in der Küche, gerade als Pera hineingeeilt kam und ihn losscheuchte, endlich sein Zeug zu holen. Die Ersatztunika war schnell gefunden und zum Gück schon zusammengelegt.
    Den Stapel persönlicher Sachen im Arm, eilte der kleine Sklavenjunge endlich hinaus, wo bereits der Wagen wartete.
    "Entschuldigung, Herrin - ich mußte noch ... was suchen", keuchte er und schob sein Bündel in das letzte freie Eck der Ladefläche.

    Romaeus hatte den halben Nachmittag Simplex beim Umräumen der Zimmer geholfen, da neben Valerians Rückkehr auch ein Gast im Hause erwartet wurde.
    Es war eine ziemlich umständliche Arbeit und - für seine Verhältnisse, auch ganz schön öde. Denn wer natürlich wurde von Simplex dazu abkommandiert, sämtliche staubigen Ecken zu säubern? Ganz klar - als jüngster Sklave mußte er dafür herhalten.


    Menschen wie Möbel standen oder rannten chaotisch im Weg herum, und mitten drin wuselte der kleine germanische Junge hin und her. Bis schließlich Rufe laut wurden, der Herr sei zurück gekehrt - und, gerade als sich der allgemeine Auflauf wieder ein wenig zu legen schien, noch jemand an die Tür bollerte.
    "Romaeus! Geh mal und mach auf!" Das war Pera, die, den Arm voller Wäsche, den Kopf aus dem Badezimmer streckte, nur um gleich darauf wieder zu verschwinden.
    "Jaha!" Genervt stellte der Junge den Besen in die nächstbeste Ecke und rannte zur Tür. Kaum hatte er diese geöffnet, sah er in ein bärtiges Gesicht mit ebenso bärtigen Augenbrauen.


    "Salve!" begrüßte er ihn automatisch, denn selbst dem Jungen war klar, daß dies niemand anderes sein konnte, als der Gast, wegen dem der ganze Haushalt Kopf stand. Kurz warf er einen Blick über die Schulter, aber immer noch nix war von Pera zu sehen.
    "Ähm - Entschuldigung, Herr, komm doch bitte rein, hier sind nur gerade - äh, zahlreiche Vorbereitungen zu treffen."
    Gut, letzteres sah wohl ein Blinder mit Krückstock! Allerdings hatte Romaeus gerade an einem anderen Problem zu knabbern - sollte er jetzt losrennen, und Pera oder Simplex holen, oder doch lieber hier stehen bleiben - oder gar selbst den Gast zu seinem Gemach führen? Oder doch lieber zu Valerian?
    Letzterer Gedanke führte dann doch zu weit.
    "Ich - hol eben jemanden für dein Gepäck, Herr."
    Pfeilschnell flitzte das Kind los, zurück in das Zimmer, wo Simplex immer noch mit diversen Schränken beschäftigt war. Vor lauter Eile übesah Romaeus prompt einen Putzeimer, der in der Ecke stand und krachte prompt über ihn.
    "Aarh!" Fluchend rappelte der Junge sich aus der - zum Glück nur seifigen - Pfütze hoch.
    "Sermo ist da, ich hab ihn reingelassen, aber ich weiß nicht, wo er zuerst hin soll!" warf er dem älteren Sklaven seine Verwirrung in einer ungewollt frechen Beschwerde entgegen.

    Romaeus grinste Simplex entschuldigend an, verzog dann aber unwillig das Gesicht. War ja klar, daß Simplex schon wieder ihn zum Beckenreinigen schickte! Die lästigen Arbeiten mußte immer er machen ...
    "Du hast gesagt wir gehen, wenn wir fertig sind ins Warme ...", grummelte er ihm im Vorbeigehen zu, doch Romaeus wußte auch, daß rummaulen nicht nützte. Also hoffte er, daß es außer im Impluvium nicht mehr allzu viel Laub in der Gegend herumliegen würde ...


    Beim Wasserbecken angekommen, machte er sich erstmal daran, den ganzen Schnee mit der Harke zur Seite zu schöpfen. Auch wenn es mühsamer war, als wenn er eine Schaufel verwendet hätte, war Romaeus gerade zu faul, sich bloß wegen dem Becken eine zu holen.
    So schippte er tapfer mit der Harke Schnee- und Laubklumpen weg, bis das Becken wieder gut zu sehen war.
    Gerade wollte er wieder losbrüllen, als ihm einfiel, daß Simplex ihn auf die Entfernung wohl gar nicht hören konnte. Also lief Romaeus zurück auf den Hof.
    "Simplex?! Jetzt bin ich aber fertig!"

    Während Simplex drauflos hämmerte, harkte Romaeus vor sich hin summend das Laub zusammen. Sogar dort, wo es sich in den Ecken gestaut hatte, machte er alles sauber.
    Nach einer Weile reichte der Blätterhaufen dem kleinen Jungen fast bis zu den Knien hoch. Romaeus sah sich prüfend nach allen Seiten um, wobei er sich um seine eigene Achse drehte. Es sah ganz so aus, als hätte er alles Laub dort weggeharkt, wo es nicht hingehörte.
    "Fertig!" rief er lauthals zu Simplex rüber und lehnte die Harke gegen die Wand.

    "Mhhm!" grinste Romaeus Simplex entgegen, ehe er nun endlich anfing, das Laub zusammenzurechen. "Und besser jetzt, als wenn noch mehr Schnee fällt In Italia gibt's doch eigentlich gar keinen Winter?" fragte er dann interessiert nach. "Ich hab mal gehört, da isses das ganze Jahr warm!"
    In großen, manchmal etwas umständlichen Strichen fuhr er mit der Harke durch das Laub und stellte so einen sich immer höher türmenden Haufen zusammen.

    "Eh!" machte Romaeus leicht empört und schob aus alter Gewohnheit Simplex' Hand aus seinen Haaren. Er mochte es gar nicht, wenn andere daran herumzausten. Noch weniger, als wenn Calvena ihm mit der Schere auf den Leib rückte ...
    Im nächsten Moment hielt er auch schon eine Harke in der Hand und sah sich verblüfft dorthin um, wo der ältere Sklave hinzeigte.
    "Weißt du, was besser wäre? Einen riiiesigen Haufen zusammenharken und dann von 'ner Mauer oder einem Baum aus draufspringen", Romaeus grinste Simplex breit an, da er wußte, daß man ihm so etwas wohl kaum erlauben würde. Erst recht nicht bei diesem nasskalten Wetter ...
    "Mochte ich früher auch nicht", ging der Junge auf Simplex' Kommentar ein, während er mit der viel zu großen Harke über der Schulter hin in die besagte Ecke marschierte. "Also die Kälte nicht. Den Schnee schon ..." Im Vorbeigehen fegte er mit der Hand ein wenig von dem weißglitzernden Pulver von einem Zweig herunter und warf eine Wolke Schnee nur halbwegs gezielt in Richtung des Älteren.
    Kichernd zog Romaeus sich gleich darauf zurück in die Ecke, die Simplex ihn angewiesen hatte, zusammenzuharken.

    Eigentlich hatte Romaeus erst die Pferde versorgen und sich dann bei Simplex melden sollen, doch spätestens beim Wasserschöpfen war die Aufmerksamkeit des Junge dem Anblick der wunderschönen weißen Schneeflocken erlegen. So kam es, daß er mitten in seinem merkwürdigen Tanz aus Hopsen und Laufen innehielt und mit sperrangelweit aufgerissenen Mund und halb rausgestreckter Zunge leicht den Kopf drehte und lauschte. Hatte da gerade Simplex gerufen? Schnuteziehend griff der Junge nach dem vollen Wassereimer, den er nun ordnungsgemäß in die Tränken im Stall entleerte.


    Anschließend sauste er, so schnell es die Schneeschicht am Boden zuließ, zu Simplex. Zum Glück hatte er inzwischen Schue, die seine Füße vor der beißenden Kälte schützten. Insgeheim fragte er sich sogar, wie er es jemals ausgehalten hatte, barfuß in solch einer Kälte draußen herumzulaufen!
    "Ich mußt' noch die Pferde versorgen!" rechtfertigte er sich rasch, als Simplex prompt nachhakte, wo er so lange blieb.

    Sein Blick ruhte wach und noch ein wenig skeptisch auf Valerian, während dieser ihm erklärte, daß Varius zwar noch da war, aber er nun ganz offiziell hierher gehörte. Die wirklich erlösenden Worte aber waren die, daß er, genau genommen, Calvena gehörte.


    Das war wieder etwas, mit dem er nicht gerechnet hatte, ganz einfach, weil er in dieser Hinsicht den Centurio falsch eingeschätzt hatte. Romaeus wäre nicht im Traum darauf gekommen, daß dieser Mann ihn tatsächlich für seine Frau kaufen würde!
    Schnell wechselte seine befangene Miene nun einem offenen, immer breiter werdenden Lächeln.
    "Klar!" erklärte Romaeus im Brustton der Überzeugung, daß er die drei Punkte, die Valerian ihm aufzählte, erfüllen würde. Schließlich hatte er jahrelang die Regeln von Varius einhalten können, also war er sich sicher, sich hier auch bald zurechtzufinden!

    Gehorsam nickte der Junge Valerian zu und nahm gleich darauf auf dem dagewiesenen Stuhl Platz. Vor lauter Spannung vergaß er sogar, mit den Füßen herumzuhibbeln. Nur seine linke Hand bohrte sich nun auf den Knauf der Rückenlehne, während er sich mit der rechten quasi an dem Seitenstück der Lehne festhielt.


    Schon das erste, was Valerian sagte, ließ ihn leicht verwirrt aufhorchen. Hieß das jetzt, daß er frei war, oder gehörte er jetzt vorübergehend Valerian, bis er ihn weiterverkaufen konnte?
    Lysandra und Neco waren also untergebracht - und was war mit ihm?! Würde er jetzt etwa doch noch bestraft werden ...? Immerhin war der Mann ein Soldat, und -
    Schlagartig kam wieder die Angst zurück und mit ihr die Erkenntnis, daß er so oder so seine Freunde wohl nie wieder sehen würde. Seine blauen Augen huschten unsicher zu Calvena. Obwohl er froh darüber war, nie wieder zu Varius zurück zu müssen, spürte er einen kleinen Stich im Herzen. Nicht ganz so schlimm wie in den Nächten, an denen er an Ingolf zurückdachte, aber doch ähnlich.
    Als Calvena dann weitersprach, stellte Romaeus mit wachsender Erleichterung fest, daß sie weiterhin freundlich blieb und sich lediglich den Worten ihres Mannes anschloß. Und dann sagte sie etwas, was ihn erstmal vollkommen sprachlos machte.


    Er sollte, er durfte wirklich hier bleiben, bei der Familie eines Centurios?!
    Einfach nur baff, starrte Romaeus die Hausherrin an.
    "I-ich? Hier?!" Von einer seltsamen Mischung aus purer Freude und größtem Respekt ergriffen, drehte er den Kopf wieder zu Valerian. Der Junge war so überwältigt, daß er gar nicht so recht wußte, was er fühlen sollte, geschweige denn sagen.
    "Danke Herr ...in", sprach er Valerian und seine Frau beide zugleich an. "Und Varius ... ist der weg?" setzte er kleinlaut hinterher. Er konnte sich vorstellen, daß sein alter Herr jetzt erst recht wütend auf ihn sein würde, weil er ja irgendwie dafür gesorgt hatte, daß er Ärger mit dem Gesetz bekam und sie alle drei auf einmal verlor.

    Gespannt folgte der Junge Germanica Calvena ins Tablinum. Zuerst warf er einen neugierigen Rundblick durchs Zimmer, da er die meisten römischen Behausungen bisher nur heimlich im Dunkeln hatte betrachten können. Dann aber fiel sein Bick auf Valerian, und sofort wurde er wieder etwas nervöser.
    Wie zuvor, versteckte er seine Hände wieder in den Taschen und drehte verlegen den rechten Fuß hin und her, während er fragend von Valerian zu dessen Frau und wieder zurück sah.

    Romaeus hatte sich, auf Calvenas Bitte hin, gleich nach dem Essen in der Küche nützlich gemacht. So ein voller Bauch fühlte sich toll an und auch die Aussicht darauf, nie wieder zu dem gemeinen Varius zurück zu müssen, hob die Laune des kleinen Jungen beträchtlich.
    So war es nicht allzu verwunderlich, daß er sich ehrlich Mühe darin gab, den anderen Sklaven des Haushalts zur Hand zu gehen. Die Zeit verging wie im Fluge zwischen Fegen, Regale einräumen und Abwaschen. Als schließlich Calvena in der Tür erschien und nach ihm rief, drehte Romaeus sich verwundert nach ihr um. Im ersten Moment sah er sie ein wenig beklommen an, dann aber sprang er von der Waschschüssel runter, die ihm als Unterstand diente. Dank seiner langen Beine konnte brauchte er keine besonders große Erhöhung mehr, um bequem bis zur Anrichte hinaufzureichen. Jetzt aber huschte der Junge, kaum zu hören auf seinen bloßen Füßen, zu Calvena hinüber.
    "Ich bin fast fertig, Herrin", mußte er gleich bei der Begrüßung loswerden, ehe er sie, sichtlich aufgeregt, anlächelte. Wie immer, wenn er nervös war, gruben sich seine Hände in die Taschen seiner Lumpenhose und er kippelte unruhig mit den Fußsolen auf dem Boden herum.

    Unruhig trat der Knabe von einem Fuß auf den anderen. Er überlegte gerade, ob er sich nicht doch lieber an den Tisch zurücksetzen sollte, als endlich die Stimme Valerians erklang, der ihn beim Namen rief.
    Sofort wuselte er los, schlidderte vor lauter Eile förmlich durch die Tür und kam ein bißchen wackelig zum Stehen.
    "Herr?"
    Unsicher schweiften seine blauen Augen über Valerian und dessen Frau zu Valentina und wieder zurück. Rasch strich er sich eine widerborstige Strähne hinters Ohr, die ihm immer wieder in die Augen fallen wollte. Seine Haare waren immer noch klatschnaß von der Putz- und Waschaktion. Gespannt beäugte Romaeus die Erwachsenen, wie sie wohl über ihn entschieden hatten.

    Ungeduldig wartete Romaeus mittlerweile in der Küche. Immer wieder ließ er seinen Blick über die Schränke schweifen. Ob diese inzwischen wieder gefüllt waren? Unruhig sah er wieder zur Tür. Was besprachen die Erwachsenen nur denn so lange?!
    Nachdem er eine Weile gewartet hatte, hüpfte er wieder von seinem Stuhl hinunter und schlich auf Zehenspitzen zur Türschwelle. Vorsichtig lugte er mit einem Auge um die Ecke, ob Valerian und seine Frau wohl schon kämen. Doch der Flur war leer. Enttäuscht zog Romaeus eine Schnute und spähte weiter in Richtung der Tür, hinter der die Hausherren über sein Schicksal berieten.

    Ein wenig scheu zu Valerian aufsehend, hatte Romaeus dessen Antwort abgewartet. Diese aber fiel beiweitem freundlicher aus, als das Verhör vonstatten gegangen war, und schon malte sich ein kleines, freudiges Lächeln auf das Gesicht des Kindes.
    "Ja, Herr!" - Schwupps, war der Junge wieder davongewuselt. Erst, als er sich in der Küche auf den zweiten Stuhl niederließ, wurde ihm bewußt, daß sein Herz vor Aufregung ziemlich wummerte. Natürlich freute er sich auch auf das versprochene Essen, allein der Gedanke daran genügte, seinen Bauch zum Kurren zu bringen. Doch die ganze Situation war einfach zu ungewohnt und spannend für ihn, als daß er einfach so hätte ruhig sitzen können. Also saß er nun hibbelig, wie er war, auf dem Stuhl und schaukelte mit den Beinen. Gerade noch konnte er sich beherrschen, nicht auch noch mit dem Stuhl zu kippeln. Schließlich wollte er nicht mitsamt dem Möbelstück auf den Boden krachen ...

    Ein wenig hilflos stand Romaeus wenig später im Flur und sah sich nach allen Richtungen um. Er wußte ja nicht, wohin die Erwachsenen gegangen waren.
    Er hatte schon tief Luft geholt, drauf und dran, das ganze Haus zusammenzubrüllen, daß er fertig wäre, da hielt er im letzten Moment inne. Es wäre nicht besonders höflich, das zu tun, zumal er doch eigentlich bloß von Tür zu Tür gehen brauchte und lauschen, wo er Stimmen vernahm.


    Na gut, lauschen war wohl auch nicht wirklich höflich, aber wohl doch angemessener, als Zeter und Mordio zu schreien. Romaeus wollte sich jeden unnötigen Ärger ersparen, davon würde er noch genug haben, wenn heraus kam, daß er Varius verraten hatte.
    Flink schlich der Junge von Tür zu Tür, hielt sein Ohr gegen jede einzelne, bis er schließlich gedämpfte Stimmen aus einem der Zimmer vernahm. Ein letztes Mal atmete er tief durch und klopfte zweimal deutlich an.
    "Herr, ich bin fertig!" rief er, gerade so laut, daß es durch die geschlossene Tür zu hören war.

    Vorsichtig schob er den Kopf um die Ecke, lauschte und horchte, wie nah oder weit weg die Erwachsenen ungefähr waren.
    Irgendwo mußte doch noch sein Umhang sein ...?
    Vielleicht in der Küche! Da hatte er ihn ja auch zusammen mit dem gestohlenen Essen fallen gelassen. Und er mußte ja sowieso wieder dorthin.


    Mit leisen, behutsamen Schritten huschte er durch das Atrium und den letzten Raum hinaus in den Garten, wo er das Schmutzwasser ganz einfach ins Gras schüttete. Nachdem er das Putzzeug wieder an seinen Platz unterm Tisch gestellt hatte, sah er sich erneut genau in der Küche um.
    Tatsächlich entdeckte er seinen Umhang über einen Stuhl hängend. Wenige Handgriffe später hatte er sein Hemd über die Rückenlehne gehängt und sich selbst das trockene Kleidungsstück übergestreift. Das sah zwar jetzt ziemlich merkwürdig aus, nur so mit Hose und dem viel zu großen Umhang, aber wenigstens sah man so nicht mehr die ganzen blauen Flecken. Und es war außerdem wärmer.

    Das Hemd warf er einfach wieder zum Trocknen übers Regal. Erneut wurde der nasse Lappen in das nun verdächtig graue Putzwasser getunkt. Eben so gründlich wie vorher seine Haut, begann er nun, den Boden abzuscheuern. Nach und nach verschwand die Pipipfütze unter einer größeren Wasserpfütze. Romaeus wußte schon, weshalb er das zweite Tuch besser für den Boden, als für sich selbst gebrauchen konnte.
    Bevor er jedoch anfing, trocken nachzuwischen, angelte er sich sein Hemd vom Regal und wrang es ebenfalls nochmal aus. Dann faßte er es am Unteren Saum und fächelte es so stark er konnte durch die Luft. Keine besonders effektive Trockenmethode, aber die einzige, die ihm auf die Schnelle einfiel.
    Leider blieb das Hemd immer noch klamm, und Romaeus widmete sich erstmal wieder dem Boden. Als dieser schließlich trockengerubbelt war, lief er ein paar Schritte zurück und betrachtete sein Werk.


    Ja, doch, es sah fast zu aus wie vorher. Nur noch ein leichter, feuchter Schimmer des Putzwassers war zu sehen. Wieder nach vorn tretend, schnüffelte der Knabe probehalber. Aber es roch nur nach Wasser und Keller, ein kleines bißchen modrig eben.
    Dennoch zögerte er, als er kurz darauf mit dem Eimer voll Dreckwasser und dem durchnäßten Hemd über der linken Schulter auf der untersten Stufe der Treppe stand. Sonst wusch er sich immer bei Neco und Lysandra, die natürlich an all seine blauen Flecken gewöhnt waren. Aber bei dem Gedanken, jetzt wieder so nach oben zu gehen, unter die Augen dieser ihm fremden Erwachsenen, schämte er sich plötzlich. Gut, er war jetzt nicht mehr so dreckig und sah jetzt ordentlicher aus - auch eine Sache, die ihm jetzt gerade enorm wichtig war. Er war schließlich kein Schwein, auch wenn er im Keller eine Schweinerei gemach hatte!


    Diesen Gedanken im Kopf, zog Romaeus plötzlich eine entschlossene Schnute und stapfte, den Eimer in beiden Händen, die Stufen nach oben.