Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    Zitat

    Original von Aquinas Matinius Crassus
    Für mich steht ganz klar die Republik im Vordergrund. Auch wenn in der Kaiserzeit das Imperium seine größte Ausdehnung hatte, die Grundlage, das römische Leben, die Legion (Marius) und die Überwindung herrschender Verhältnisse (Karthago) fallen eindeutig in diese Zeit.


    Dem stimme ich zu.
    Was auch immer man am römischen Gemeinwesen bewundert hat, hat man an der Zeit der (frühen) Republik bewundert.

    "Fein, dann wäre alles geklärt. Wir sehen uns Morgen auf dem Übungsplatz. Vale."


    Mit einem Nicken verabschiedete er den Optio und zeichnete den Wachbericht ab, wonach über den Landweg einige Karren Getreide das Lager erreicht hatten. Die Dokumente brachte er, als das spärliche Licht der Öllampen allzu große Müdigkeit erzeugt hatte, am Ende eines langen Arbeitstages zum Büro des Praefectus Castrorum und begab sich schließlich zur nächtlichen Ruhe.

    "Ganz so eilig haben wir es zwar nicht, doch es besteht kein Grund, sich unnötig lange mit der Grundausbildung herumzuschlagen, das ist richtig.
    Sicherlich werden wir regelmäßig kleinere Übungsmärsche, Lauf- und Schwimmeinheiten für die Probati ansetzen, doch für Reitübungen besteht kein Bedarf, sind uns doch bislang nur Interessenten für die Infanterie zugewiesen worden.
    Auch nach Abschluss der Grundausbildung finden ja regelmäßig Waffen- und Formationsübungen statt.
    Beginnen wir also getrost am morgigen Tage mit dem Waffentraining.
    Kenntnisse im Schanzen und dem Aufbau eines Marschlagers werden die Rekruten ferner auf einem kleinen Übungsmarsch erlernen, der zugleich die Probatio darstellen wird. Ich denke, bis dahin haben wir genügend Kenntnisse gewonnen, wer für den Lagerdienst geeignet ist und wer nicht.


    Ach ja, eines noch:
    Ich habe den Unterlagen aus dem Officium entnommen, dass einige der Probati in einem Handwerk geschult sind. Sei so gut und richte ihnen aus, dass sich besonders technisch versierte Rekruten bei mir für den Dienst in einer der Werkstätten melden können - die können eigentlich immer ein paar helfende Hände gebrauchen. Ich werde nach einer gewissen Zeit Rücksprache mit den hierfür zuständigen Unteroffizieren halten und bei erwiesener Eignung betreffende Legionäre zu Immunes ernennen.
    Sind noch Fragen diesbezüglich offen?"


    Sophus blickte zum Optio auf.

    "Ah ja, interessant.
    Sollte Octavius Metellus nicht mehr zur Grundausbildung erscheinen, haben wir keine Verwendung mehr für ihn. Er wird dann automatisch nicht in den Dienstalltag übernommen und im Zweifelsfalle unerenhaft aus der Legion entlassen.", meinte der Centurio.


    "Es freut mich aber zu hören, dass die Formalausbildung soweit zu deiner Zufriedenheit verlief. Wenn du glaubst, der Ausbildungsstand der jetzigen Probati genüge den Anforderungen eines jungen Legionärs, können wir unverzüglich mit dem Waffentraining beginnen - meinetwegen gleich Morgen.
    Auch das Waffentraining mag unter deiner Leitung stehen, wenngleich ich diesmal auf dem Platze anwesend sein werde und die Durchführung derselben, sowie die Leistungen der Rekruten begutachten werde."


    Wieder einmal blickte er auf einige Wachstäfelchen.


    "Viele sind es ja nicht gerade...ich denke, dann können wir auch schon recht bald mit der Probatio beginnen."

    Sophus legte den fällig gewordenen Wachbericht des Tessarius bei Seite, als der Optio eintrat. Auch beim mittlerweile beurlaubten alten Optio hatte Sophus bei kürzeren Besprechungen wenig Wert auf Floskeln gelegt und so bot er dem Vesuvius sogleich einen Platz vor dem Schreibtisch an.


    "Salve, Optio! Wie ich sehe, hast du dein erstes kleines Kommando heil überstanden?" ;)

    Der von den Probati erhoffte neue Versuch sollte sich allerdings um einige Zeit verschieben - wurde die kleine Einführung in die Welt der Belagerungstechniken doch alsbald durch den Centurio beendet.
    So schlenderten die Legionäre, nachdem der mächtige Onager abgebaut war, zurück ins Lager.

    Der von langen Säulenreihen umstandene Marktplatz, das Zentrum der erwachenden Stadt Mantua, stand einmal mehr den Gassen Roms in Sachen Betriebsamkeit in nichts nach, als Sophus in einer seiner besseren Togae über eine der breiten, gut befestigten Verkehrswege mitten in das städtische Herz gelangte.
    Ein lautes Stimmengewirr war zu vernehmen, an zahlreichen Verkaufsständen wurde erbittert gefeilscht. Ob Bettler oder Adelsmann, ob Sklave oder Handwerker - alle waren sie hier anzutreffen; selbst die verachteten Huren, welche möglichst unnauffällig ihrem verruchten Gewerbe nachzugehen versuchten, traf man in der Nähe des Platzes an.
    Auch viele Legionäre der Ersten nutzten die spärlich gesäte Freizeit, um mit ihrem sauer verdienten Sold an einer der Garküchen Abwechslung von der eintönigen Lagerverpflegung zu erhaschen.
    Solch einfachen Gaumenfreuden konnte Aurelius dagegen wenig abgewinnen. Vielmehr schritt der Patrizier die reihen exotischer Fernhändler ab, deren Waren über das Meer aus dem Osten, aus einem weit entfernten Königreich mit Namen Tylus, aus Syrien, Persien, Ägypten, Phönikien und dem Partherreich in großen Transportschiffen in den Norden Italiens geschafft worden waren.
    Der Centurio hatte rasch ein Auge auf den glänzenden Goldschmuck geworden - eines der Stücke hatte ihm sofort zugesagt: Es handelte sich um einen luxuriös verzierten, sündhaft teuren Prunkpugio aus Gold, Silber und Elfenbein.
    Als Sophus den strahlenden Dolch prüfend in der Hand wiegte, plapperte der Händler hinter dem Verkaufsstand in atemberaubenden Tempo querbeet allen möglichen Sprachen des Mittelmeerraumes folgend, in gebrochenem Latein auf den potentiellen Kunden ein - hegte er doch die durchaus berechtigte Hoffnung, ein sehr lohnendes Geschäft abschließen zu können...

    "Marschlager? Solchen Luxus wie wir ihn hier sehen, genießt bei der Legion nicht einmal ein Offizier. Ach, was gibt es da schon zu erzählen...."


    Mit einer typisch patrizischen Handbewegung, welche nur als Mischung reinster Arroganz und einer merkwürdigen Form des Müßiggangs beschrieben werden kann, scheuchte Aurelius den Gedanken hinfort.


    "Ich würde dich gewiss nur langweilen."


    Unterdessen schafften die Sklaven betont unauffällig einige kunstvoll verzierte Teller heran, durchsichtige und kostbare Glaswaren, den teuren Wein des Sabbatius und zur leichten Vorspeise einige Oliven.


    "Erzähle doch du. Gefällt dir Mantua?"


    Der Centurio machte es sich auf der kunstvoll gefertigten Liege bequem.

    "Fein, so wollen wir im Atrium speisen."
    Sophus nickte und rief sogleich einige Sklaven für die Bewirtung herbei.
    Bald herrschte in der Küche reger Betrieb, wussten die Sklaven doch allzu gut, dass ihr Herr in kulinarischen Fragen höchste Ansprüche zu erheben pflegte und in der Bestrafung sehr viel härter war als die Dame des Hauses.

    Weder Wein noch Waffen sollt ihr den Weibern geben. Treu diesem Grundsatz folgend, nahm Sophus das Schwert und legte die Kostbarkeit vorsichtig an seinen alten Platz.


    "Das glaube ich nicht.", meinte er nur.
    "Außerdem...dir gebe ich sicher keine Waffe in die Finger." :D


    Langsamschritt er weiter durch die Korridore der Villa.


    "Ach, hier ist es ungemütlich. Begeben wir uns doch ins Atrium....


    AAAAPPICUUUUS! Wo steckt der Nichtsnutz schon wieder?"


    Da erklang aus Richtung der Sklavenuterkünfte ein verschlafenes "Ja, Herr?".


    "Richte er ein Mahl her!"

    Ein altes Soldatenlied der Legion pfeifend ("Juppadei, Juppadie, schneidig ist die Infanterie" :D ), betrat der Pater seinen Wohnsitz in Mantua. Lange hatte er die Villa, deren Ausstattung in den letzten Wochen und Monaten stets luxuriöser geworden war, nicht mehr betreten und auch an jenem Abend setzte er nur äußerst widerwillig einen Fuß auf den Marmor der Empfangshalle.
    Im Grunde benötigte er diese Räumlichkeiten nicht mehr; nur von Aurelia und den zahlreichen Haussklaven wurden sie noch regelmäßig bewohnt. Aus diesem Grunde pumpte der reiche Soldat Tag für Tag Unsummen in den Erhalt des hier genossenen ausufernden Lebensstandardes.
    Dennoch fühlte er sich in Mantua ausgesprochen wohl; die Luft war sehr viel reiner als es in der Hauptstadt der Fall gewesen war, seine Bewohner waren - wenn man von den zahlreichen dümmlichen Angehörigen des Pöbels einmal absah - mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft gesegnet und die großen Ländereien um die Villa Sospitas hatten ihn schon immer beeindruckt.
    Jener Flecken Erde mit seinen Hügeln, Wiesenbächlein und kleinen Wäldern war noch immer nicht von seinem Besitzer vollständig erkundet worden, eignete sich jedoch hervorragend für den Anbau agrarischer Erzeugnisse.
    Schon seit längerer Zeit hatte Sophus darüber nachgedacht, das Land wieder mit Getreide zu bebauen, wenngleich das hier erzeugte Korn preislich wohl nicht mit den Produkten der Großgrundbesitzer in Spanien, Sizilien und Nordafrika mithalten konnte.
    Um auf dem Markt konkurrenzfähig sein zu können wäre der Kauf weiterer Ländereien notwendig gewesen - und dazu hatte Aurelius im Augenblick weder Zeit noch Nerven.
    Lange hatte er Aurelia nicht mehr gesehen und er freute sich auf ihre Gesellschaft, welche schon immer als eine willkommene Abwechslung zum Lageralltag empfunden worden war, doch das bevorstehende Gespräch vermochte keine Begeisterung auszulösen.
    So schritt er leise durch die Räumlichkeiten der Villa...

    Der Centurio nickte, nahm das Schreiben entgegen und bedeutete dem Wachsoldaten, den Raum zu verlassen.
    Als er die wöchentlich anfallende Schreibarbeit beendet hatte, studierte er den Inhalt des Schriftstückes. Was gab es dazu zu sagen? Die Verhältnisse waren klar, ja,er hatte einen Fehler gemacht, doch er hatte auch genügend zu tun und an die Familie mochte er nicht denken - wozu auch? Eine Weile blieb er unschlüssig im Raum stehen.

    Sophus nickte knapp.


    "Fein, fein. Dieser Umstand wird sich noch als nützlich erweisen.
    Doch nun zu deinem Aufgabenbereich:
    Ich brauche während der Grundausbildung deine Unterstützung, um sie in Zukunft rascher zu beenden und effizienter zu gestalten. Wie ich aus den Akten ersehe, sind erst kürzlich einige Probati zu meiner Zenturie gestoßen, welche noch nicht einmal die Formalausbildung abgeschlossen haben. Ich möchte daher, dass du ihnen und allen neu eintreffenden Rekruten als unmittelbarer Befehlsvorgesetzter dienst und zunächst einmal die Formalausbildung eigenständig leitest. Gibt es Schwierigkeiten, erstattest du mir Bericht, machen einzelne Probati Ärger, wirst du sie mir, dem Disziplinarvorgesetzten der Zenturie, melden.
    Weiter ist es deine Aufgabe, die Zenturie jeden Morgen zu wecken und antreten zu lassen. Vorläufig wird beim Morgenappell das Anlegen der Kampfausrüstung nicht notwendig sein.
    Während du unsere Formalausbildung übernimmst, werde ich mich um die Geschützausbildung kümmern und versuchen, pünktlich zum Beginn des Waffentrainings der ganzen Truppe wieder zur Verfügung zu stehen. Auch in der anschließenden Kampfausbildung sollst du unter meiner Aufsicht aktiv werden.
    Nach Abschluss der Formal- und Geschützausbildung, sowie dem Waffentraining, werde ich mit den Planungen zu einem sehr kurzen Übungsmarsch beginnen, dessen Schwerpunkt wieder einmal auf der Artillerie liegen wird. Größere Ausflüge scheinen mir zum derzeitigen Zeitpunkt eine Verschwendung wertvoller Zeit.
    Nach Abschluss sämtlicher Ausbildungen werde ich auf weitere Anweisungen aus dem Kommandostab warten.
    Halte dich zudem für diverse Sonderaufgaben bereit, die ich dir - falls nötig - rechtzeitig mitteilen werde. Das wäre vorerst alles. Hast du noch Fragen?"

    Beim Gruß des Besuchers blickte Sophus überrascht auf und erhob sich vom Schreibtisch.


    "Ah, Vesuvius, mein neuer Optio - sei gegrüßt! Wie ich eben gelesen habe, wurde deine Beförderung vom Legaten heute Morgen abgezeichnet. Gratulation! Ich bin überzeugt, dass du der Zenturie ein guter Unteroffizier sein wirst. Als Optio kann deine höhere Ausbildung mit dem heutigen Tage als abgeschlossen betrachtet werden - im Gegenteil: Ich habe auch gleich Arbeit für dich. Nimm doch Platz."


    Der Centurio deutete auf einen spartanischen Stuhl, setzte sich hinter den Schreibtisch, wühlte noch einmal in einigen Unterlagen und blickte wieder den Optio an.


    "Kannst du lesen und schreiben?"

    Bei einem Becher Posca hatte der Centurio an diversen Unterlagen gearbeitet, Dokumente studiert und diese abgezeichnet.
    Es war ein recht kurzer Arbeitstag mit der Truppe gewesen, die Geschützausbildung war vorerst beendet worden - zumindest bis zum nächsten Übungsmarsch - und auch Sonderaufgaben schienen, wie dem Dienstplan zu entnehmen war, nicht anzufallen.
    Irgendwann hörte Sophus ein Klopfen an der Türe.
    Ohne von den Unterlagen aufzublicken, bat er den Besucher herein.


    "Ja? Trete ein."