Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    "Ja, das ist wahr. Seit dem Umzug der Legio I nach Mantua hatte ich selbst - abgesehen von meiner Zeit als Quaestor consulum - nur in zwei Fällen Gelegenheit, die ewige Stadt wiederzusehen. Und nach der Soldatenzeit, wenn viele Haare grau, Beine müde geworden sind, wird man gewiss auch daran zweifeln, ob es von Vorteil wäre, den Lebensabend im Trubel der lärmenden und schmutzigen Großstadt zu verbringen. Und selbst wenn doch..."


    Ein wehmütiges Grinsen umspielte beim Gedanken an jene Stätte der Geburt und frühen Kindheit des Centurios Lippen.


    "...so wird man feststellen, dass sich im Reiche viel ändern kann, aber Rom stets Rom bleibt."


    Das Gasthaus hatte sich zu leeren begonnen; in einer Ecke zählte grinsend der alte Wirt die stattlichen Einnahmen des Tages. Auch Sophus erhob sich nun vom Tische, legte dem Wirt einige Münzen vor die Nase, verabschiedete sich von den wenigen noch verbliebenen Unteroffizieren, sowie Herius Vesuvius Claudius und verließ mit schweren Schritten das Wirtshaus in die kalte und rabenschwarze Nacht. Die morgige Fortführung des Geschütztrainings, so beschloss der Centurio in jenem Moment, würde mit einiger Verspätung beginnen - selbst dieser gepantschte Traubenmost hinterließ doch eine Gewisse Wirkung. Zum Glück musste er nicht zielen.

    "Na, die Dame deines Herzens wird schon noch kommen...man sagt, die Mädchen Mantuas fliegen geradezu auf Legionäre der Ersten. Und was meine "Familie" betrifft, so wäre es besser, einen Mantel des Schweigens darüber auszubreiten."


    Da Vesuvius seinen Vater nicht mehr explizit erwähnt hatte, beschloss Sophus, lieber nicht nach dem alten Primus Pilus zu fragen. Der Centurio leerte den Becher und stellte ihn mit Nachdruck auf die zerkratzte Tischplatte.

    "Auf die Erste!"


    Sophus nickte, hob den Becher uns stieß mit Vesuvius an.


    Nachdem er einen großen Schluck genommen hatte, sprach er in Anbetracht der Tatsache, dass viele Soldatenfrauen mit nach Mantua gezogen waren und in der ganzen Stadt zahlreiche inoffizielle Familien anzutreffen waren, zum Kameraden:


    "Die Legion ist ja nicht alles im Leben. Hast du Familie, Vesuvius?"

    "Ach ja...dieser mysteriöse Optio ist mir auch völlig unbekannt.", sagte Aurelius mit eisigem Tonfall. Bah, selbst außerhalb des Lagers kam die Sprache auf jenen zusammengehurten Haufen ekelerregender Bastardsöhne!


    "Dein Contubernium bleibt vorläufig so, wie es ist...gesetzt den Fall, es stellt niemand einen Versetzungsantrag."

    "Der Sachverhalt ist klar: Vierte Kohorte, vierte Zenturie, erstes Contubernium. Natürlich befinden sich in meiner Zenturie derzeit viele Probati, da wir ja irgendwie die Lücken stopfen müssen, die Picentia in unsere Reihen gerissen hat. Eine Endgültige Zuteilung dieser Rekruten erfolgt dann immer nach der Grundausbildung. Soweit ich weiß, dienten bislang ebenfalls zwei Probati in deiner Stubengemeinschaft, welche erst kürzlich zu Legionarii ernannt wurden und deren Namen mir auf wundersame Weise entfallen sind. Hach, das muss am Weine liegen..."

    "Das ist die richtige Einstellung, Soldat.
    Nun, sicher existieren die Stabsoffiziersränge, doch insbesondere die werden von den Offizieren der ersten Kohorten besetzt. Gleichwohl ist es sicher ein bedeutender Schritt, eine gewisse Kommandogewalt zu erhalten. Was in zwanzig Jahren sein wird, wissen nur die Götter."


    Sophus musste wieder einmal den Kopf schütteln als er daran dachte, welch abenteuerlichen Lebenswandel ihm die Himmlischen seit dem Tage der Geburt anvertraut hatten.
    Niemals hatte er daran gedacht, in die Legionen einzutreten, gar in den Mannschaftsdienstgraden unterzukommen, was für einen Patrizier höchst ungewöhnlich erschien. Aber dies war sein Schicksal, ein göttliches Los.


    "Ach ja: Du bist im ersten Contubernium, richtig? Ich meinte, du und ein weiterer Legionär seien bestrebt gewesen, in der Reiterei zu dienen. Nun habe ich im Officium angefragt - es sind Stellen frei. Richtest du betreffenden Legionären bitte aus, dass sie bei Interesse einen entsprechenden Versetzungsantrag in der Schreibstube einreichen können?"

    "Nun, zumindest habe ich noch keinen zurückkommen sehen. Auch musst du bedenken, dass so viele ehemalige Soldaten der Legio I heute große Kommandeure und einflussreiche Politiker sind. Das alles spricht für die Qualität dieser Truppe."


    Bei den Worten des Legionärs pfiff Sophus leise durch die Zähne.


    "Mehr als eine Unteroffizierslaufbahn? Das ist in der Tat ein enorm ehrgeiziges Ziel. Viele schaffen es erst im hohen Alter, einen Unteroffiziersposten zu erklimmen und der weitaus größte Teil wird nie mehr sein als ein gewöhnlicher Legionarius, was freilich der Normalfall ist."


    Der Centurio dachte über die Worte des Leginärs nach.
    Fürwahr hatte sich jener während der Übungen mit exzellenten Leistungen sehr hervorgetan.


    "Ich sage es nicht oft, aber ich glaube, du bist einer der Ausnahmefälle. Ich bin mit fast schon sicher, dass du einmal zum Optio befördert werden wirst...vielleicht auch zum Centurio, was freilich den Höhepunkt eines jeden Soldatenlebens ist."


    Sophus nahm einen Schluck Posca.


    "Was treibt einen jungen Römer wie dich eigentlich zu den Legionen?"

    Sophus musste schmunzeln.


    "Eines will ich dir gleich sagen: Die Legio I ist die mit Abstand beste militärische Einheit des römischen Reiches und dementsprechend verlässt sie sich ausschließlich auf verdiente, erfahrene Soldaten, die ihre Qualitäten bereits oft unter Beweis gestellt haben. Mit anderen Worten: Ja, man kann durchaus sagen, dass ein Aufstieg aus den Mannschaftsdienstgraden wesentlich mehr Zeit benötigt als in anderen Einheiten wie zum Beispiel der Flotte oder den anderen Legionen wie der Zweiten oder der Neunten.
    Wer schnell aber schlampig Karriere machen will, geht also zu den Stadtkohorten, an den Limes, auf die iberische Halbinsel, zu den Putschisten."


    Hach, da war ihm dieses Wort schon wieder rausgerutscht. :D


    "Ich kenne betreffenden Optio nicht, aber ich fürchte, er wird auch einer der Sorte gewesen sein, die auf schnellen Aufstieg aus sind.
    Ich für meinen Teil denke nicht daran, meine Erste zu verlassen.
    Vesuvius, es ist eine Auszeichnung, in der Legio Prima dienen zu dürfen. Doch sage mir...du meintest, es reize dich nicht, bis ins Veteranenalter Legionär zu bleiben?"

    Etwas überrascht vernahm der Centurio das Ansinnen des Vesuvius.


    "Salve, Legionär! Selbstverständlich. Setze dich doch."


    Der schräg singende Soldat war inzwischen verstummt, hatten seine genervten Kameraden doch verstanden, dass ein Aufschwung zu den höheren Weihen der Sangeskunst nach einer harten Rechten und zwei ausgeschlagenen Zähnen unmöglich war.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Habt's schomal drüber nach gedacht, das es historisch ergründet sein könnte, daß die Legion ihr Getreide zum großen Teil selbst angebaut hat. ;)


    Let's Rolling Playing Game.


    Keineswegs muss dieser Transport auf Getreide beschränkt bleiben.


    Es ist richtig, dass viele Rohstoffe zum Teil von den Legionen selbst produziert wurden, dass freilich die Werkstätten die benötigte Produktpalette selbst herstellten. Letztlich waren die Legionen von Handelswegen und auch zivilen Produzenten abhängig (und andersrum)...und ja, auch mit der Flotte bieten sich schöne Spielmöglichkeiten, da beispielsweise ein wichtiger Handelsweg der Legio I über den Fluss führt.

    Sim-Off:

    Ich packe das mal hier dazu:


    Könnte man denn nicht mehr "Staatsaufträge" in die WiSim einbauen?
    Vorstellbar wäre dies insbesondere im Zusammenhang mit dem Militär: Staat kauft z.B. Getreide bzw. Brot oder sonstige Lebensmittel auf, schafft sie zu den einzelnen Einheiten und gibt sie an die Soldaten aus. Die Liste der benötigten Waren lässt sich natürlich beliebig fortführen.
    Insbesondere die Nahrungsbalken der Legionäre sehen dafür, dass der römische Staat Unsummen in das Heereswesen investiert hat, immer so erbärmlich aus. :D


    Die Offiziere gaben sich derweil einem unterhaltsamen Würfelspiel hin.
    Es wechselte an jenem Abend viel Sold den Besitzer. 8)

    'Etwas ungeheuer Komisches muss ich verpasst haben.', dachte Sophus, als in regelmäßigen Abständen ein schallendes Gelächter die engen Räumlichkeiten des Gasthauses durchdrang.
    Am Tische der Offiziere wurden unterdessen Speisen der eindeutig höheren Preisklasse aufgetragen, deren Güte für einen reichen Patrizier wie Centurio Aurelius es war, zwar noch immer als bescheiden gelten mussten, gleichwohl jedoch in Anwesenheit der Kameraden eingenommen wurden und deshalb willkommene Zerstreuung versprachen.
    So kam es, dass Sophus den umstehenden Soldaten - wie es sich für einen Offizier gehörte - dann und wann eine Gratisrunde Wein spendierte.


    Sim-Off:

    -> WiSim.

    Mit dem großen Legionärstross, der nach den Geschützübungen Mantua unsicher machte, zogen auch viele Offiziere in die Stadt ein.
    Als auch Sophus zufrieden festgestellt hatte, dass am nächstenTage wieder einmal der Sold ausgezahlt werden sollte, beschloss dieser kurzerhand, die restlichen Geldreserven in Speisen des berühmten Gasthauses zu investieren. Wein freilich trank er nicht, da sein eigener Keller von den guten Tropfen des Sabbatius zur vollsten Befriedigung angefüllt war.
    So setzte sich der Centurio wie üblich an den Offizierstisch, an dem bereits einige Optiones und Decurionen Platz genommen hatten. Angeregt unterhielt man sich über den Zustand der Truppenmoral, die neu eingetroffenen Rekruten, sowie über zahlreiche junge Legionäre und natürlich über das große Bauvorhaben Mantuas - das Amphitheater.


    Allzu gerne wurde die sich bietende Gelegenheit beim Schopfe gepackt, den eintönigen Speisen in der Legion zu entfliehen und da es sich auch die Unteroffiziere durchaus hin und wieder leisten konnten, wurde am Fleischkonsum nicht gegeizt.

    Nachdem zahlreiche Schüsse durchgeführt und die Munition nahezu verbraucht war, gab ein weitestgehend zufriedener Centurio den Befehl zum Beenden der Übung. Den Legionären wurde für den Rest des Tages dienstfrei gegeben. Lediglich die Geschütze mussten teilweise abgebaut und sorgfältig in der Waffenkammer verstaut werden.
    Sophus spekulierte auf bessere Wetterbedingungen und hoffte, am nächsten Tage erste Einweisungen in den Bereich schwerer Belagerungswaffen tätigen zu können, wie dies bereits Unteroffizier Lepidus getan hatte.
    Zudem machte der Centurio erste Planungen bezüglich einer längeren Gefechtsübung mit dem Lehrschwerpunkt Torsionsgeschütze, an welche - falls möglich - eine die Grundausbildung abschließende praktische Einweisung in zivile wie militärische Bauaufgaben der Legion anknüpfen sollte.

    Es wäre wohl selbst für erfahrene Geschützmannschaften sehr schwer bis unmöglich gewesen, das relativ kleine Zielfeld auf 100 Meter Entfernung bei diesen nicht unproblematischen Windverhältnissen zu treffen. So entschied der Centurio, die endgültige Distanz bei 70 Metern zu belassen. Bereits diese 20 Meter Unterschied sorgten für eine zu Beginn der erneuten Schüsse zunächst für eine katastrophale Trefferquote, bis die Contubernia ein Gefühl für die nötige Spannung bekamen. Unter den gegebenen Umständen mussten die Nervi bereits eine ganz enorme Spannkraft aushalten, was natürlich dazu führte, dass der Ladevorgang bedeutend länger dauerte und eine merklich höhere physische Belastung mit sich brachte.

    Zwischen den Contubernia entstand bald ein regelrechter Wettkampf: Ständig wurden die Schüsse der anderen Mannschaften begutachtet und gejubelt, wenn man selber besser getroffen hatte als die anderen Geschütze. Der Centurio sah diese Entwicklung durchaus positiv und mahnte nur dann zur Mäßigung, wenn Gefahr bestand, die Soldaten könnten bei aller Euphorie alle Bedenken bezüglich der Sicherheit verdrängen.
    Nach und nach regte Sophus an, innerhalb der Contubernia rotieren zu lassen, da die Legionäre an den Kurbeln alsbald Schweißtropfen auf den Stirnen standen und ohnehin jeder Soldat im Ernstfall in der Lage sein musste, ohne zu zögern jede erdenkliche Position an allen möglichen Geschütztypen einzunehmen.


    So feuerten der Skorpion und die drei Carroballistae Schuss um Schuss ab. Im Grunde zielten die Auszubildenden schon recht gut. Nur wenn der Wind plötzlich drehte, offenbarte sich doch die mangelnde Erfahrung und es konnte durchaus vorkommen, dass ein Geschoss viele Meter am Ziel vorbeisauste.


    Schließlich erteilte Sophus jedoch den Befehl, die Distanz zur Holzwand auf etwa 70 Meter zu vergrößern. Entsprechend wurden die Torsionsgeschütze weggetragen und an passender Stelle erneut ausgerichtet...

    Hatten noch zu Beginn zahlreiche Geschosse ihr Ziel verfehlt, so stellten sich nun auf einer Distanz von etwa 50 Metern die ersten Treffer ein. Immer wieder aufs Neue knarrte das Holz unter den Lade- und Spannvorgängen, immer besser fanden sich die Legionäre in ihre Rollen ein. Als auch die neu eingetroffenen Geschütze errichtet waren, machten sich gleich vier Contubernia gleichzeitig an die Zielübungen.
    Ständig mahnte der Centurio zur Geduld.
    "Lasst die Sache langsam angehen! Wir wollen uns zunächst nur auf unsere Zielgenauigkeit konzentrieren - Routine wird sich mit einer erhöhten Schussfrequenz später ganz automatisch einstellen."


    Zunehmend überließen die Geschützoffiziere - bis auf die Kommandos natürlich - den Auszubildenden die Initiative, griffen immer seltener aktiv in Lade-, Spann-, oder Zielvorgänge ein und beobachteten sorgfältig die Trefferquoten der einzelnen Contubernia.

    Sim-Off:

    Kommt darauf an, ob jemand in einem der Contubernia war, welche die Geschütze erst noch holen mussten. Sucht euch was aus. Meine Beiträge werden jetzt eh etwas kürzer weil sich mein Rechner permanent aufhängt und ich daher fürchte, es könnten längere Beiträge im Nichts verschwinden. Muss das Problem unbedingt mal am WE beheben.:motz: :rolleyes:


    "Die Geschütze aufbauen!", befahl der Centurio den Legionären. Sogleich kamen einige der erfahrenen Soldaten hinzu, darunter ein Geschützoffizier, der den Männern nun separat zum Schießtraining Anweisungen bezüglich des Aufbaus erteilte.


    "Höher....weiter rechts....", meinte Sophus zum unerfahrenen Schützen, der angesichts der Tatsache, dass ihm der Centurio geradewegs über die Schulter blickte, nicht gerade ruhiger wurde. "Natürlich schießen wir in diesem Fall frontal auf den Gegner, aber das Geschoss wird immer eine leichte Bogenbahn beschreiben. Auch der Wind nimmt natürlich Einfluss. Umso stärker er ist und umso leichter das Geschoss, desto mehr muss der Schütze diesen Umständen Rechnung tragen und entsprechend zielen. Ja, gut so. Jetzt halte das Geschoss einfach gerade fest. Ganz ruhig, mein Junge.
    Achtung! Iactum!"


    Wieder löste sich mit dem charakteristisch knallenden Surren ein Schuss - der Pfeil traf mit einem lauten, dumpfen Schlag auf die etwa 5 x 5 Meter große Holzwand, von der einige Splitter abfielen.


    "Das ist doch schon wirklich gut. Wir üben das gleich noch mal von vorne."


    Wieder begaben sich die Legionäre auf ihre Positionen...