Beiträge von Flavius Aurelius Sophus

    "Ja, das sieht gut aus.", befand der Centurio und gab sogleich den Befehl zum Laden.


    "Missile impone!"


    Es wurde nun ein etwas größeres Kaliber eingelegt.


    "Nicht so hektisch. Legt das Geschoss sorgältig ein. Lieber etwas langsamer und gründlich als schnell und ungenau....gut. Vorsicht!
    Iactum!"


    In einer imposanten Flugbahn raste der Pfeil durch die Luft und schlug sehr viel weiter entfernt auf.


    "Gut. Das scheint ja jetzt einigermaßen zu klappen. Die Conubernia, welche noch kein Geschütz haben, besorgen sich das jetzt in Form von Carroballistae aus der Waffenkammer. Dann machen wir die ersten Zielübungen. Seht ihr die Holzwand da vorne? Schafft den Skorpion auf 50 Meter heran!"

    Noch einmal rief der Centurio kurz vor dem Abschuss die Legionäre zur Vorsicht auf, um zu vermeiden, dass einer von ihnen aus Versehen in die Schussbahn geriet oder noch am Geschütz selber herumwerkelte. Als alle Anwesenden einen Schritt zurückgetreten waren, feuerte Sophus bei 'Iactum' das Geschoss ab. Dabei wurde jenes charakteristische, schwer zu umschreibende Geräusch erzeugt, welches bei entsprächend stärkerer Spannung deutlich lauter ausfallen konnte und unter die Kategrie 'psychologische Kriegsführung' fiel. Die Augen der Soldaten konnten dem Geschoss auf den ersten Metern nicht folgen - erst mit wachsendem Abstand sahen sie den schwarzen Pfeil über den Himmel zischen. In einem leichten Bogen sauste das Geschoss in einiger Entfernung mit einem dumpfen Geräusch in den Erdboden.


    "So, Männer. Das war jetzt ein Schuss bei etwas geringerer Spannung als es sonst üblich wäre. Wir versuchen jetzt, die Spannung etwas höher zu schrauben. Dazu ist etwas mehr Kraft notwendig. Ihr wei bleibt an der Kurbel, du feuerst diesmal, du gehst den Pfeil da drüben einsammeln, du zielst - vielleicht nicht gerade in Laufrichtung deines Kameraden-, ihr zwei legt das Geschoss ein, du achtest auf den Sperrhaken und ich gebe die Kommandos.


    Und los!"


    Wieder einmal schallten die Befehle des Centurio über die Wiese.

    Mit keinem der römischen Kaiser habe ich mich so intensiv beschäftigt wie mit Augustus. Für mich war Octavian der mit Abstand cleverste Staatsmann, der vielleicht nicht mit all seinen Projekten glücklich ausgesehen hat, der aber - und diese Leistung ist einer der gewaltigsten in der antiken Geschichte - den Untergang der Republik besiegelt, gleichsam die Monarchie mit erstaunlicher Souveränität, Feingefühl und harter Hand etablierte und nach dem Chaos des Bürgerkrieges das römische Reich in eine bis dahin selten gekannte Stabilität führte.

    "Wenn alles klar ist, beginnen wir nun mit ersten praktischen Übungen. Wir widmen uns zunächst ausschließlich dem Skorpion. Du, Legionär, wirst ihn vor das Lager tragen."


    Der Centurio deutete auf einen erfahrenen Soldaten, welcher sofort nickte und das Geschütz mit rouiniertem Griff festhielt. Ebenfalls wurde etwas Munition mitgeführt. So marschierte die Hälfte der Zenturie samt Geschützoffizieren über die Lagerstraßen vor die Westumwehrung des Kastells.


    Auf einer grünen Wiese angekommen, gab Sophus den Befehl zum Anhalten.


    "Wir teilen uns in vier Gruppen zu je zehn Mann auf. Der elfte Soldat am Geschütz werde ich selber sein, bis die Vorgehensweisen von jedem Legionär verstanden sind.", erklärte der Centurio.
    "Wir gehen zunächst einmal die Befehle durch: Erst zielen wir grob. Wenn ich sage: 'Ansas aperite', dann gebt ihr die Kurbel zum Spannen frei. Nämlich hier."


    Wieder deutete der Centurio auf ein Bauteil - diesmal auf den Sperrhaken.


    "Jetzt haken wir hier in die Spannsehne ein, wenn ich sage: 'Surgiem promovete'. Dann macht ihr den Haken natürlich wieder zu: 'Ansas aperite'. Es ist allgemein üblich, dass ein Soldat besonders auf den Sperrhaken aufpasst, denn der wird gerne übersehen.
    Jetzt brauchen wir ein paar Kräftige Kerle: Wenn ich 'Intendite' sage, kurbelt ihr hier auf und spannt die nervi. Bei 'missile impone' ladet ihr das Geschütz, legt also ein Pfeilgeschoss ein....vielleicht für den Anfang dieses kleinere Kaliber da. Dann zielen wir nochmals genauer. Bei 'Iactum' wird geschossen. Ich mache das am Anfang persönlich....da will ich niemanden mehr am Geschütz rumfingern sehen, klar?"

    "Sämtliche Artilleriewaffen werden für den Marsch in Einzelteile zerlegt und im Rahmen der Schlachtvorbereitungen wieder zusammengebaut - auch die tragbare Ballista oder der Skorpion, welche während der Schlacht von einem Legionär getragen werden kann. Beim Onager, der neben seinen drei Metern Höhe noch ein ordentliches Gewicht mitbringt, ist dies natürlich nicht möglich. Aber auch während der Schlacht kann es zu Reperatur und Wartungsarbeiten kommen, da - wie gesagt - die Mechanik, insbesondere die nervi extrem anfällig sind. Dies ist auch ein Grund, weshalb Verteidiger gerne solche Waffensysteme einsetzen: Hinter einer guten Deckung lässt sich das Geschütz in aller Ruhe reparieren. Es ist also notwendig, dass alle Soldaten einer Legion in der Lage sind, Geschütze rasch auf- und abzubauen. Nicht zuletzt sorgt auch dies für eine relativ niedrige Schussfrequenz der Feldartillerie.


    Zur ersten Frage:
    Torsionsgeschütze feuern naturgemäß sehr viel präziser und stärker als beispielsweise Bogenschützen. Sie sind daher oftmals tatsächlich die ersten Waffen, die den Feind treffen. Es folgen Bogenschützen und sonstige Auxiliareinheiten. Vor Beginn des Nahkampfes wird der Feind nochmals im Abstand von etwa 20 Metern mit Pilawürfen angegriffen. Ob die Feldartillerie auch dann noch feuert, wenn der Nahkampf begonnen hat, ist nicht pauschal zu beantworten: Dies hängt zu sehr vom Gelände und den beteiligten Einheiten ab. Grundsätzlich ist es jedoch möglich, auch hinter die Kampflinie zu schießen, weil die Infanterie generell bemüht sein wird, den Feind in brauchbarem Abstand zu halten."

    "So, dann wollen wir noch ein paar Worte über die Geschosse selbst verlieren."


    Der Centurio deutete auf einige Steinkugeln, Bolzen und Pfeile unterschiedlicher Länge, welche unweit der beiden Geschütze auf dem Boden lagen.


    "Die Ballista ist echten Catapultae sehr ähnlich und kann als Wurfgeschoss sogar schwere Steinkugeln abfeuern. Wir sehen hier unterschiedliche Kaliber: Je nachdem, welches Kaliber die Ballista abfeuern kann, wird sie auch genannt. Vor uns haben wir eine sehr große 10minige Ballista, welche in der Lage ist, diese stattlichen Steinkugeln mit einem Gewicht von gut 4 kg wegzuschleudern. Mit diesem Meisterwek römischer Ingenieurskunst erreichen wir Schussweiten von über 400 Metern, wenngleich die Waffe auf solche großen Distanzen eher von psychologischer, denn von militärischer Bedeutung ist.
    Carroballistae werden für die Feldschlacht im allgemeinen mit einem solchen Kaliber bestückt."


    Der Centurio deutete auf einen der Schusspfeile.


    "Die haben etwa eine Länge von einem halben Meter. Wir ihr sehen könnt, fertigen unsere Fachleute Kaliber unterschiedlicher Größe an. Dieser stattliche Pfeil beispielsweise ist so ziemlich der schwerte Brocken, der uns hier zur Verfügung steht."


    Sophus berührte einen der Pfeile.


    "1 Meter 77. Ich würde sagen, da hat der Gegner schlechte Karten, was? Während des Transportes müssen Carroballistae, wie der Name schon sagt, in einem Karren transportiert werden, welche von Maultieren gezogen werden. Ochsengespanne kümmern sich um die Onager. Aber wie das genau abläuft werden wir während der praktischen Übungen später sehen. Gibt es noch Fragen?"

    "Nein, das genügt nicht. Für Onager und Carroballistae benötigen wir pro Geschütz elf Mann. Der Ladevorgang ist, das werden wir noch sehen, recht aufwendig und langwierig. Oftmals sind auch noch zum Beispiel im Rahmen einer Belagerung präzise Berechnungen der Flugbahn notwendig. Oft treten zudem Probleme mit der Wartung auf. Besonders die Sehnen gelten als anfällig - daher die verhältnismäßig hohe Schützenzahl.", erläuterte der Centurio, während die Legionäre an dem Geschütz erste Zielübungen vollführten.

    Sim-Off:

    Oh oh... :D :D :D


    "Ich bin beeindruckt, Legionär. Das ist alles absolut korrekt. Wir können hier gut die nervi erkennen, welche hier mit dem Spannbolzen schraubenförmig gespannt werden."


    Der Centurio deutete auf die entsprechenden Teile und machte die Bewegung vor.


    "Merkt euch gut: Wir unterscheiden generell zwischen Wurfgeschützen und Pfeilgeschützen. Diese zweiarmigen Systeme beruhen aber auf dem Torsionsprinzip. Ferner kennen wir noch Schleudergeschütze - denken wir an den Onager -, doch die sollen im Moment noch keine Rolle spielen, da sie nicht Bestandteil der Grundausbildung sind.
    Bei diesem Geschütztyp hier erkennen wir sofort den Aufbau: Das Geschütz steht auf diesem Dreifuß, darüber kommt die Säule. Hieran ist das eigentliche Geschütz mit einem Drehkopg montiert - der Schütze kann es also relativ problemlos ausrichten."


    Sophus stellte sich an das Geschütz und zielte auf den Legionärshaufen. :D


    "Versucht auch ihr es einmal. Bekommt ein Gefühl für die Waffe!
    Ach ja, was glaubt ihr eigentlich wieviel Mann benötigt werden, um so ein Geschütz zu bedienen?", fragte der Centurio nebenbei.

    "Sehr gut, das ist richtig. Zentraler Gedanke hinter dem Einsatz von Pfeilgeschützen in der Feld- oder Verteidigungsschlacht ist zudem noch das Bestreben, die geschlossene Angriffsformation des Gegners, welche sich meistens in einem Wall aus Schilden darstellt, mit gezielten Schüssen aufzubrechen. Wenn wir am morgigen Tage mit diesem Pfeilgeschütz hier praktisch üben, werden wir sehr schnell bemerken, dass wir tatsächlich einen Soldaten in fast 100 Meter Entfernung noch zuverlässig treffen. Die Wirkung ist etwa mit dem Einschlag eines Pilums zu vergleichen: Der Bolzen dringt frontal in den Schild des Feindes ein, wirft ihn in der Regel durch die enorme Wucht des Aufpralls sogar um - und schon haben wir eine Lücke in der Verteidigung. Es ist dann die Aufgabe der Bogenschützen oder auch spezieller Hilfstruppengattungen, wie zum Beispiel den Schleuderern, möglichst viele Schüsse möglichst konzentriert in diese Lücke reinzuschießen. Ein gezielter Schuss aus dieser gefährlichen Waffe kann also in Verbindung mit entsprechender Unterstützung dem Feind enorme Verluste zufügen, noch ehe er überhaupt unsere Infanteriereihen erreicht hat, welche dann nochmals im Abstand von etwa 20 Metern ihre Pila abwerfen, dem Feind somit nochmals die Deckung wegziehen, und erst dann in den eigentlichen Nahkampf eingreifen.
    Es liegt auf der Hand, dass dieses Verfahren sehr viel effektiver ist, als einen gut geschlossenen feindlichen Schildwall auf breiter Front mit Pfeilschüssen einzudecken. Es ist besser, wenn man sich auf eine Stelle konzentriert und es dem Feind somit schwer macht, die Angriffsformation zu halten.
    Gut, schauen wir uns die Geschütze einmal genauer an...die Ballista zum Beispiel. Stellt euch um sie herum auf. Dass es sich um Torsionsgeschütze handelt, dürfte bekannt sein. Aber wodurch zeichnen sich diese hinsichtlich ihrer Bauart aus?"


    Sim-Off:

    Ok. So könnten wir das in Zukunft handhaben.

    Sim-Off:

    Stimmt. Leider darf ich keine Bilder mehr ohne Erlaubnis des Urhebers einfügen.


    "Nun, ja. Die Ballista, die wir hier sehen, ist das schwerste Steingeschütz, das wir in unserer Zenturie zur Verfügung haben. Jede Zenturie einer Legion verfügt sowohl über besagte Ballista, welche - wie du sehr gut beschrieben hast - trotz ordentlicher Durchschlagskraft eher auf kürzeren Distanzen eingesetzt wird, als auch über ein Pfeilgeschütz, das wir hier sehen können. Je nach Bauart verfügt die Zenturie entweder über eine Cheiroballista oder über den sogenannten Skorpio. Ein solches Modell haben wir hier vor uns."


    Der Centurio deutete auf das zweite Geschütz.


    "Solche Pfeilgeschütze bezeichnen die Militärs auch gerne verallgemeinernd als 'leichte Artillerie'. Zu ihrer Anwendung ist anzumerken, dass sie weniger zum Aufbrechen irgendwelcher Verteidigungsanlagen dienen - dafür ist ihre Durchschlagskraft viel zu gering - sondern oftmals auch in offener Feldschlacht oder bei der Verteidigung von Mauern, Gräben, Wallanlagen zum Einsatz kommen. Kann sich jemand denken, welche Wirkung diese Pfeilgeschosse entfalten können und warum sie auch gerne im Verteidigungskampf eingesetzt werden?"

    Der Centurio nickte.


    "Gut. Vortreten!"
    Einige Legionäre verließen die Reihen.


    "Wir werden also zunächst einmal das Standardwissen bezüglich der römischen Feldartillerie auffrischen, während sich der Rest der Zenturie mit dem Wesen schwerer Belagerungswaffen unter den Anweisungen von Geschützoffizier Lepidus beschäftigt."


    Der angesprochene Unteroffizier nickte und trat an die restliche Zenturie heran.


    "Folgt mir!", befahl Sophus den Männern - es handelte sich etwa knapp um die Hälfte der Zenturie - und schritt ganz in die Nähe der beiden Geschütze.


    "So, Männer. Wer von euch kann mir sagen, wie diese beiden Waffen heißen und wie man sie gewöhnlich einsetzt?"

    Alsbald klapperten etwa 80 Caligae laut über den Exerzierplatz.


    "Consistite!", rief der Centurio.
    Die Männer befanden sich auf jenem Platz, auf dem normalerweise Teile der Kampfausbildung abgehalten wurden. Sofort stachen allerdings zwei kühne Holz- und Eisenkonstruktionen ins Auge, in deren Schatten einige grinsende Soldaten herumlungerten.


    "Acies dirigite!
    Da wir hoffen dürfen, alsblad mit den Arbeiten am neuen Amphitheater Mantuas beteiligt zu sein, wollen wir die Gelegenheit nutzen, am heutigen Tage zumindest theoretisch mit dem vorletzten Teil eurer Grundausbildung zu beginnen: Die Lehre vom Belagerungskampf und vom richtigen Einsatz von Torsionsgeschützen. Hinter mir...", der Centurio drehte sich geschwind um und deutete mit der Vitis auf die beiden Geschütze, "befinden sich zwei Artilleriewaffen samt den Geschützoffizieren, die unserer Zenturie gehören.
    So wollen wir uns gleich zu Beginn der Unterrichtung aufteilen:
    Wer von euch hat bereits Erfahrung mit Feldartillerie gesammelt?"

    Hatte noch vor zwei Tagen ein nasskaltes Wetter den Legionären während des Marsches empfindlich zugesetzt, so ermattete nun, einen weiteren Tag später, sommerliche Hitze das Land und all seine Bewohner. Bauern und zahlreiche Sklaven waren bereits mit dem ersten Morgengrauen auf die Felder Mantuas gezogen, um der unerträglichen Mittagshitze zu entgehen und folgerichtig taten es ihnen die Soldaten der Legio I gleich. Da am Tage nach dem Übungsmarsch der Zenturie dienstfrei gegeben worden war, schien nun der richtige Zeitpunkt gekommen, um die Probati und natürlich die weniger erfahrenen Legionäre in die letzte Phase der Ausbildung zu geleiten. In gewohnt charmanter Manier weckte der Optio die noch schläfrigen Legionäre und ließ sie unmittelbar vor den Mannschaftsquartieren antreten.
    Etwas später folgte - bestens gelaunt - der Centurio, welcher mit einem lockeren Pfeifen auf den Lippen die Bemühungen der Soldaten betrachtete, saubere Reihen zu bilden...so ein Bad in den Thermen wirkte eben wahre Wunder.
    Als sich alle Soldaten bis auf den erkrankten Probatus, welcher sich bereits im Lazarett befand, versammelt hatten, richtete Sophus einige Worte an sie:


    "Legionäre und Probati! Wie sich die Sachlage im Augenblick darstellt, wird unsere Einheit momentan nicht für Sonderaufgaben benötigt. Dies aber versetzt uns in die glückliche Lage, gleich mit der Grundausbildung weiterzumachen. Nachdem ihr euch hoffentlich alle am gestrigen Tage von der wirklich guten Leistung während des Übungsmarsches erholt habt, finden wir nunmehr die Gelegenheit gegeben, euer theoretisches Wissen über die hohe Kunst der Kriegsführung und die Aufgaben der römischen Legionen im zivilen und handwerklichen Bereich zu erweitern. Jene Kentnisse sind Grundvoraussetzung für eure Heranbildung zu - bei weitem nicht nur im Kampfe - vielfältig einsetzbaren Spezialisten, kurz: Ihr werdet dem Idealbild des römischen Legionärs entsprechen. Außerdem werden einige wenige unter euch vielleicht sogar Interesse an einer Unteroffizierslaufbahn finden. Wer weiß?
    Nun, wie dem auch sei, lasst eure Kampfausrüstung hier - wir werden sie nicht benötigen."


    Wenig später machte sich die Zenturie auf den Weg zum Exerzierplatz...

    Gleich nach Ankunft der Zenturie im Lager unternahm Sophus den nach jedem Aus- und Einrücken größerer Einheiten üblichen Routinegang ins Officium, wo ihn einige gewohnt übermüdete Schreiberlinge empfingen. Der Centurio grüßte schlampig und trat an einen der Schreibtische heran.


    "Salve! Ich habe mal wieder ein paar Dokumente für euch. Wie sieht es denn mit den neuen Befehlen des Lagerkommandanten aus? Bauarbeiten, Arbeitsdienst für die Fabrica, die Transportschiffe entladen?"


    Langsam zog er einige Wachstäfelchen, welche die üblichen, knappen Beschreibungen des zurückliegenden Übungsmarsches beeinhalteten, aus einem Lederbeutel und überreichte sie einem der Schreiber.
    Sophus hielt kurz inne und fragte fast beiläufig:


    "Ach ja, hätte ich fast vergessen...einige Legionäre interessieren sich für die Reiterei. Normalerweise mache ich sowas ja nicht, aber: Ist bei denen noch was frei?"

    Träge klapperten die Caligae der erschöpften, aber ob der letztlich sicheren Ankunft im Castellum erleichterten Legionäre durch die Porta Praetoriae. Mit einem Handzeichen gab ihnen der Centurio zu verstehen, dass es nicht nötig sein würde, im Lagerinneren nochmals anzutreten, sondern es genügte, die Lasttiere zu versorgen, einige Ausrüstungen und Lebensmittelvorräte sicher zu verstauen und rasch in die Mannschaftsunterkünfte zurückzukehren.


    Da zufälligerweise gerade ein Optio in der Nähe der Torwache die herumlungernden Legionäre betrachtete, meldete Sophus nach raschem Gruss die Zenturie in Sollstärke und voller Ausrüstung voll einsatzfähig zurück.


    Der Unteroffizier nickte nur, machte einen Vermerk in seinen Dokumenten und grinste den geschundenen Legionären frech ins Gesicht.

    Derart notdürftig herausgeputzt, legten die Legionäre erneut die Ausrüstung an und setzten den restlichen Marsch fort. Bald trennte nur noch ein besserer Steinwurf die Truppe, welche - dem Flusslauf folgend - rechts des Eridanos marschierte, vom Kastell der Legio I.
    Stolz erblickte der Centurio jene erhabenen Ecktürme, an denen er einst selbst mitgearbeitet hatte. Angesichts dieses Anblickes glaubte er, sich von den neuerlichen Strapazen - man wurde ja auch nicht jünger - des bald endenden Übungsmarsches durch einen Besuch in den Kastell - Thermen regenerieren zu müssen.